Lust auf Laube - Caroline Lahusen - E-Book

Lust auf Laube E-Book

Caroline Lahusen

0,0
16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schrebergärten - der neue Trend zum freien Leben im eigenen Grün

Lust auf Laube? Dem stimmen immer mehr Großstädter zu, wie die langen Wartelisten in Schrebergartenvereinen zeigen. Spießig ist das Schrebern auf der eigenen Scholle schon lange nicht mehr. Seit Jahren findet in deutschen Kleingartenkolonien ein Generationswandel statt – und was dort nachwächst, ist spannend! Junge Paare, Familien und Kreative jäten in ihrer Freizeit Beete, wenden den Kompost oder ernten Himbeeren. Hinter gestutzten Hecken verstecken sich viele verwunschene Oasen, in denen sogar „Wildwuchs“ perfekt inszeniert ist. Dieses Buch zeigt, was dabei herauskommt, wenn Großstädter heute ihren Traumgarten verwirklichen. Und es erzählt die Geschichten der neuen Generation Kleingarten. Eine opulent fotografi erte Entdeckungsreise durch deutsche Laubenkolonien mit inspirierenden Geschichten über leidenschaftliche Gärtner und tollen Tipps zum Nachmachen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 147

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DIE NEUE SCHREBERGARTENKULTUR

Lust auf Laube

Caroline Lahusen, Sylvia Doria

»WIR STEHEN IRGENDWIE IM DIALOGMIT DEM GARTEN UND VERSUCHEN ZU VERSTEHEN,WAS ER UNS SAGEN MÖCHTE.«

Laura und Tim

Mit Fotografien von Nadja Buchczik, Moritz Schmid, Holger Talinski und Sonja Tobias

DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT

INHALT

Die Schöngeister

Der verwunschene Garten von Cüneyt und Tobi – ein verstecktes Kleinod von kontrollierter Wildheit.

Die Komiker

Gabi, Winni und Simonetta zeigen, dass Komiker unter Kleingärtnern glücklich sein können.

Der heilige Hain

Der Buddhist Christian achtet streng darauf, dass jedes Leben geachtet wird – sogar das einer Mücke.

Der Rosenflüsterer

Alexander hat seine beiden großen Leidenschaften zu einem besonderen Kunstprojekt vereint.

Die Paradiesvögel

Die Design-Laube von Tina und Mike ist ein toller Hingucker – und für manche eine Zumutung.

Frauenpower

Drei Frauen und ein kleiner Bagger schaffen einen farbenfrohen Treffpunkt für Groß und Klein.

Der Steinesammler

Für seinen Terrassengarten mitten in Köln hat Gert Berge von Steinen versetzt und vieles umgestaltet.

Köpifornia!

Moritz und Miriam machen aus einem schwierigen Grundstück mit alter Laube ein stylishes Domizil.

Der sanfte Vorsitzende

Gurdip Singh ist ein »Vereinsmeier« im besten Sinne, finden die Mitglieder der Berliner »Kolonie Steingrube«.

Die Schöpfer

Für Michael und Jürgen gehört das Gärtnern zu ihrem Leben wie Essen und Schlafen.

Die Perfektionisten

Aus einer langweiligen Parzelle haben Sonja und Christian in kurzer Zeit einen luftigen Sommergarten gezaubert.

Die Antroposophin

In Sophias Garten wachsen statt extravaganter Blumen seit zehn Jahren kreative Jungpflanzen.

Ferien am Waldrand

Tim und Laura verwandeln ihr Biotop in einen blühenden und fruchtbaren Genießergarten.

Die Rechtwinkligen

Im ihrem Alltag entwerfen Stefan und Sibylle Verpackungen – in ihrer Freizeit entwerfen sie Gärten.

Die Kämpferin

Sibylle hat eine neue Schrebergartenkolonie durchgeboxt – und das mitten in Hamburg.

Die große Freiheit

»Hier darf jeder tun und lassen, was er mag«, beschreibt Anja das Motto in ihrem Schrebergarten.

Die Grünschmecker

Fast ein Jahrhundert gibt es ihn schon, den Garten des agilen Selbstversorger-Ehepaars Gisela und Peter.

Sommerfrische 2.0

Nach 13 Jahren geliebten Laubenlebens war Familie Doria gezwungen, sich eine neue Parzelle zu suchen.

Nordischer Freigeist

Ihre Inspiration finden Rikke und Daniel im dänischen »Kommunen-Freistaat« Christiania.

Yoga im Grünen

Sie hat auf die grünen Launen der Natur nur bedingt Einfluss, findet Friederike. Wozu sich also stressen?

Lust auf Laube?

Dann lassen Sie sich inspirieren! Bei unserer Recherche in den Kleingartenkolonien deutscher Metropolen haben wir so viele außergewöhnlich schöne Gärten, idyllische Lauben und originelle Menschen entdeckt, dass uns die Auswahl für dieses Buch richtig schwerfiel. Das Spießer-Image, das an Schrebergärtnern immer noch klebt wie alter Lindenkitt, geht am modernen Laubenleben längst meilenweit vorbei! Freilich, ein paar angestaubte Gartenzwergsammler und Fahnenhisser gibt es noch. Aber in den rund eine Million Kleingärten in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, München und anderen deutschen Großstädten findet seit Jahren ein Generationenwechsel statt. Nahezu jede zweite Parzelle wird inzwischen an Familien mit kleinen Kindern übergeben.

Auch die soziale Zusammensetzung des früher einmal kleinbürgerlichen Milieus ändert sich: Nicht mehr vorwiegend Arbeiter und Handwerker, sondern vor allem Akademiker bewerben sich heute um die begehrten Lauben. In den traditionsreichen Kolonien hat sich dadurch ein spannender Mix aus verwurzelten Alt-Schrebern und hippen Jung-Gärtnern gebildet. Und diese Mischung macht’s! Wo sonst wohl begegnen sich in ihrer Freizeit alte und junge Menschen mit völlig verschiedenen Lebensgeschichten so selbstverständlich? Über die Hecken und Zäune plaudern heute Lehrer, IT-Experten und Journalisten mit Bahnschaffnern, Sozialarbeitern oder pensionierten Krankenpflegern mit Migrationshintergrund. Und beileibe nicht alle haben sich ihren Garten nur der Kinder wegen zugelegt. Sie haben einfach: Lust auf Laube!

Die folgenden zwanzig Kapitel illustrieren diese Vielfalt der neuen Schrebergartenkultur und die Vielfalt der Menschen, die sie prägen. Die Geschichten zeigen, dass moderne Laubenpieper urban und zugleich naturverbunden sind, lässig im Stil, doch auch verliebt ins Detail, individualistisch, aber trotzdem gemeinschaftlich orientiert.

Schrebergärtnern ist längst Trend geworden. Wer sich jetzt in deutschen Großstädten um eine Parzelle bewirbt, muss oft lange Wartezeiten und möglicherweise hohe Ablösesummen in Kauf nehmen. In Hamburg etwa stehen zurzeit circa 4000 Interessenten auf den Wartelisten der rund 320 Gartenvereine der Hansestadt. Doch man muss sich von Zahlen wie diesen nicht entmutigen lassen. Denn natürlich wird nicht jeder eine extravagante Design-Laube haben wollen, wie sie Tina und Mike gefunden haben (siehe hier).

Und Vereinsvorstände wie beispielsweise Gurdip Singh (siehe hier) haben einen gewissen Entscheidungsspielraum bei der Vergabe der Gärten. Sie berücksichtigen auch, ob ein neuer Bewerber in die Gartengemeinschaft passt. Handwerkliche Fähigkeiten sind da sehr gefragt. Oder auch die Bereitschaft, ein Vereinsamt zu übernehmen – es gibt ganz wunderbare: Wasserwart etwa oder Kinderfest-Koordinatorin oder Cheforganisator des spätsommerlichen Heckenschnitt-Containers. Anfänglich fehlendes Gartenwissen lässt sich also locker ausgleichen.

Und noch etwas haben wir bei unserer Recherche gelernt: In fast jeder Kolonie gibt es verwilderte Parzellen, die schon lange verwaist sind – wegen des ungünstig geschnittenen Grundstücks, der verfallenen Laube, wuchernder Brombeeren oder großflächig verlegter, hässlicher Waschbetonplatten. Wer harte Arbeit nicht scheut und auch vielleicht ein etwas größeres Budget für ein neues Gartenhäuschen und die Pflanzen investieren kann, darf dann sofort starten. Viele solch mutige Pioniere, die im echten Wortsinn geackert haben, finden sich in unserem Buch. Zu Recht sind sie stolz auf ihre komplett selbst gestalteten Traumgärten, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen.

Nur Mut! Einfach ausprobieren! So lautet unsere Empfehlung. Eine Laube ist kein Eigenheim. Wer einen Kleingarten pachtet, bindet sich nicht auf Ewigkeit an die kleine Scholle. Die langen Wartelisten haben ja auch den Vorteil, dass der Garten schnell wieder neue Liebhaber findet, wenn sich die eigene Lebenssituation ändert.

»Das Leben beginnt an dem Tag, an dem du einen Garten anlegst«, so lautet ein Sprichwort. Das muss man nicht wörtlich nehmen. Aber ein kleiner Garten kann das Leben von uns Großstädtern schon enorm bereichern.

Caroline LahusenSylvia Doria

ÜPPIGE PRACHT AUF TISCH UND BEET

Die Schöngeister

Cüneyt Yilmaz, 47 Jahre, Marketingmanager und Dozent für Online-Marketing, und Tobias Völker, 49 Jahre, Turkologe und Islamwissenschaftler

In Hamburg-Wilhelmsburg liegt der verwunschene Garten von Cüneyt und Tobi – ein verstecktes Kleinod von kontrollierter Wildheit am Rande einer sonst eher gradlinigen, aber durchaus multikulturellen Kolonie. Seit vier Jahren ist dieser Schrebergarten für die beiden ein Rückzugsort, in dem sie die Natur genießen. Am liebsten entspannt auf ihrer Latte-Macchiato-Wiese. Und demnächst vielleicht auch im »Mojito-Teich« ...

KLEINGARTENVEREIN KIRCHDORF E .V., HAMBURG

Für spontane Besuche oder ein Fachgespräch über den Gartenzaun sind Tobi und Cüneyt immer zu haben. Die Inneneinrichtung der Laube, vor allem einige besondere Stücke wie die antike Madonna, stammen aus der Auflösung des Flohmarktladens einer Freundin. Der Schlafplatz ist – wie in vielen Schreberlauben mit gesetzlich begrenzter Grundfläche – als zweite Ebene unters Dach gelegt.

Wer auf die Terrasse von Tobi und Cüneyt gelangen möchte, muss zunächst seine Beweglichkeit unter Beweis stellen und unter der üppig blühenden Kletterrose hindurchkriechen. Aber der Sport lohnt sich, denn auf der anderen Seite wartet ein opulent gedeckter Tisch voll frischer Blumen, Kerzen, feinem Kuchen und einem leckeren Latte Macchiato. Wem danach ist, der bekommt dazu selbstverständlich ein kühles Gläschen Crémant serviert – der darf bei Cüneyt und Tobi nicht fehlen.

Wie seid ihr beiden auf die Idee gekommen, einen Schrebergarten zu pachten?

»Also eigentlich gar nicht. Der Garten kam auf uns!«

Wie das denn?

»Wir haben eine sehr schöne Wohnung im Karolinenviertel, aber nach Norden und ohne Balkon. Im Winter ist die Wohnung toll, aber im Sommer will man raus. Wir sind dann immer zum Frühstück mit einer Decke in den Botanischen Garten »Planten und Blomen« gegangen. Diese Lösung hat für uns gut funktioniert.«

Eine Kollegin von Cüneyt, selbst begeisterte Gärtnerin, fand irgendwann, dass sie auf Dauer doch ein Stück eigene Natur bräuchten.

»Als wir den freien Garten dann spontan mit ihr besichtigt haben, haben wir uns sofort in ihn verliebt und ohne lange Überlegung beschlossen: Den nehmen wir! Zum Glück hat auch der Vorstand sofort zugestimmt und wir konnten die Parzelle ohne lange Wartezeit übernehmen.«

Kontrollierte Wildheit

Cüneyt und Tobi begannen, das schlichte Gartengrundstück mit dem schwedenroten Holzhaus nach ihrem Stil zu gestalten. Kontrollierte Wildheit – so lautet das Konzept der beiden. Tobi setzt gern Akzente mit Bäumen und Büschen, das lenkt den Blick auf die höheren Pflanzen – und das Beet darf dann ruhig etwas wilder aussehen. Der schönste Blickfang ist der dunkelrote Judasbaum, den die beiden aus Istanbul kennen, wo Tobi momentan lebt und an seiner Doktorarbeit schreibt. Laut einer Legende hat sich Judas an einem solchen Baum erhängt, und die Blätter färbten sich vor lauter Scham dunkelrot. Auf Türkisch heißt der Judasbaum übrigens Erguvan.

Cüneyt ist gebürtiger Türke, aber in Deutschland aufgewachsen. Tobi hat sein Turkologie-Studium erst nach einer langen Krankheit durch seine Liebe zu Cüneyt begonnen. Es fing damit an, dass Tobi Türkisch lernen wollte, um sich mit der Familie seines Freundes verständigen zu können. »Inzwischen spricht Tobi besser Türkisch als ich!«, sagt Cüneyt und lacht.

Weil Tobi momentan sehr viel Zeit in Istanbul verbringt, lastet die Gartenarbeit hauptsächlich auf Cüneyt, der aber beständig versucht, alles im Griff zu behalten. Er war es auch, der Rosen wollte – unbedingt! »Rosen machen einen Garten erst edel!« Cüneyt beschneidet sie radikal, aber nach Bauchgefühl. Das ist offensichtlich nicht schlecht, denn die Rosen danken es ihm mit einer immer üppigeren Blüte. »Manche Rosen blühen bei uns sogar dreimal im Jahr.«

Vom klassischen Schwedenrot werden sich Tobi und Cüneyt in 2017 verabschieden – sie wollen die Hütte taubenblau streichen.

Wenn man die von außen eher unscheinbare, rote Laube betritt, fühlt man sich sofort wie am Mittelmeer: Weiß und Türkis sind die dominierenden Farben. Das sorgt für eine angenehme Frische. Über eine weiße Holzleiter gelangt man in einen gemütlichen Schlafboden, wo auch Platz für Gäste ist. Hier schlafen Cüneyt und Tobi gerne mal am Wochenende – die frühe Morgensonne kitzelt die beiden durch das kleine Fenster wach. Im Wohnraum finden sich antike Möbel, gemixt mit modernen Elementen – man spürt sofort, dass Ästhetik hier eine große Rolle spielt.

»Manche Rosenblühen bei unssogar dreimalim Jahr.«

In der kleinen, hellen Küchenecke findet sich alles, was man zum Kochen braucht – selbstverständlich auch eine typisch italienische caffettiera. Ansonsten kommt die meiste Dekoration aus dem Garten selbst. Im Innern ihrer Hütte nutzen die beiden dazu im Sommer gern frisch gepflückte Margeriten. Auch die Rosen, Cüneyts Lieblingsblumen, setzen nicht nur Akzente im Beet, sondern finden sich auch als Teil seiner schmuckvollen Inszenierung auf der Terrasse wieder.

Die Hütte ist innen ein Traum – habt ihr das alles selbst gemacht?

»Nein, wir haben einen tollen Maler gehabt, der erst mal innen alles geweißt hat.

Und dann, genau im richtigen Moment, hat eine Freundin ihren Laden für Flohmarktmöbel aufgegeben und wir haben ihr fast alles abgekauft, was du hier siehst, zum Beispiel den Schrank und die Madonna! Das war natürlich super!«

Wer ist denn der Dekorateur von euch beiden?

»Das bin eigentlich eher ich. Am Anfang gab es eine klare Arbeitsteilung: Ich bin für das Haus zuständig und Tobi für den Garten das sind eigentlich jeweils unsere Lieblingsbereiche. Wir haben aber schnell gemerkt, dass das unfair ist, also bin ich jetzt zusätzlich auch der Mann für Rasen und Rosen.«

Der Garten nahe Elbe und Autobahn ist für Cüneyt, Tobi und ihre Freunde längst kaum noch aus der Wochenendplanung wegzudenken. Einer ihrer Lieblingsplätze ist die »Latte-Macchiato-Wiese« mit Blick auf Wasser und Weiden. Der Garten grenzt dort an einen kleinen Bach, die nebenan grasenden Gallowayrinder schauen den beiden zu bei ihrem »Nuttenfrühstück«, wie sie das selbst nennen: Kaffee mit Zigarette in der Morgensonne. »Hier liegen wir dann so lange im Liegestuhl, bis sich einer aufrafft, um Brötchen zu holen.« Manchmal werfen sie Blumensamen auf die andere Seite, damit es auch bei den Rindern schön bunt blüht.

Lange hat Tobi nach dem seltenen, dunkelroten Judasbaum gesucht und wurde in einem spezialisierten Gartenfachhandel tatsächlich fündig. Nun wird das Bäumchen sorgsam gepflegt. Aber für Cüneyt und Tobi sollen sich im Garten Arbeit und Entspannung bitte die Waage halten – denn wozu hegt und pflegt man wohl all diese Pflanzen? Damit man so oft es geht mit Kaffee oder Crémant mitten unter ihnen sitzen kann!

Ist eure Gartengestaltung eigentlich abgeschlossen oder habt ihr noch Projekte in Planung?

Cüneyt: »Ich will unbedingt einen kleinen Schwimmteich, in dem man auch sitzen kann. Am Rand soll frische Minze wachsen – so können wir uns dann direkt im Teich einen Mojito mixen.«

Und wenn in Hamburg öfter Schnee fiele, würden Tobi und Cüneyt ihren alten Schuppen gern zur Sauna aufrüsten. Dem steht aber zur Zeit noch die Regel des Gartenvereins entgegen, dass das Wasser auf allen Parzellen den ganzen Winter über abgestellt sein muss. Und Sauna ohne Duschen geht ja nicht wirklich.

So wird wohl ein neuer Mojito-Teich das Highlight des nächsten Gartenfestes mit Freunden.

»Die Latte-Macchiato-Wiese mitBlick in die freie Natur ist definitiveiner unserer Lieblingsplätze.«

TOBIS TIPP

Pflanzen mögen es, beschnitten zu werden. Wenn man bei bestimmten Blumen die Blüten nach der Blühzeit herunterschneidet, blühen sie ein zweites Mal. Geeignete Pflanzen sind zum Beispiel Ziersalbei, Katzenminze oder Phlox.

Beim Kauf darauf achten, dass man keine Pflanzen wählt, die sich unterirdisch vermehren, zum Beispiel Topinambur, Minze oder Goldrute. Wenn man diese Pflanzen schön findet, braucht man eine sogenannte »Wurzelsperre«. Solche Pflanzen also lieber in Töpfe oder in im Boden eingelassene, unten offene Gefäße setzen, damit sie sich nicht im ganzen Garten ausbreiten.

DAS KREATIVE RANDGEBIET VON KÖLN-KLETTENBERG

Die Komiker

Gabi Weiss, Schauspielerin und Komikerin, 56 Jahre, Winni Rau, Musiker und »Stunker«, 57 Jahre, und Simonetta Dibbern, Journalistin, 53 Jahre

Können Komiker unter Kleingärtnern glücklich werden? Gabi Weiss (vorheriges Bild), Winni Rau und Simonetta Dibbern zeigen: Das geht sogar sehr gut. Ihr Freundeskreis, zu dem viele Schauspielerinnen und Künstler gehören, hat am Rand einer weitläufigen Kölner Gartenkolonie einen kreativen Seitentrieb gebildet, in dem alle ein bisschen unter sich und dennoch Teil der großen Gemeinschaft sind.

KLEINGARTENVEREIN KÖLN-KLETTENBERG E .V. VON 1923

Auch Gabis Chinesische Schopfhündin Finja hat im Garten einen Lieblingsplatz. Am schönsten sind für sie die Tage, wenn ihr Hundefreund Barney zu Besuch ist. Dann toben die zwei durch Büsche und Beete. Die vielen Schmuckstücke auf Borden und Tischchen sind meist Funde vom Flohmarkt oder Souvenirs von Gabis vielen Reisen, denn als Komikerin unterhält sie auch Passagiere auf Kreuzfahrten. Im Garten hat Gabi viele Pflanzen einfach übernommen und vor allem eines hinzugefügt: Licht – indem sie die alten Tannen verschwinden ließ.

Alle Freunde haben gesagt: Das schafft die nie!« Gabi Weiss kichert vergnügt, wenn sie an die Zeit denkt, als sie vor vier Jahren die dunkle Parzelle des 80-jährigen Herrn Auweiler übernommen hatte. Das Eckgrundstück in der Kolonie am Kölner Militärring war von riesigen Tannen überschattet und mit einer dichten Thuja-Hecke bewehrt. Noch dazu regnete es durch das Dach der alten Laube. Kein Drama für eine Frau wie Gabi, die als Komikerin davon lebt, gute Laune zu verbreiten.

Statt große Summen in ihren neuen Garten zu investieren, freut sich Gabi über einen Zufall: »In der Innenstadt geht plötzlich ein schwarzgekleideter Handwerker auf der Walz an mir vorbei. Ich habe ihn sofort angesprochen – er war sogar Dachdecker!« Vier Wochen werkelt der wandernde Geselle in der Laube. Er repariert das Dach, saniert marode Wände und errichtet den Anbau für die kleine Außenküche. Gabi stellt ihm Kost und Logis, besorgt Baumaterial und zahlt dem jungen Mann zum Abschied dankbar ein kleines Extrageld.

»Ein Garten ist immer ein Versuch, man muss gucken, was funktioniert.«

Im Garten mussten die lichtraubenden Nadelgehölze weichen, alles andere durfte bleiben. »Ich habe nur vorsichtig dazugepflanzt. Der Wein, die Kletterrose, die schöne Clematis, die große Herbstanemone, das war alles schon da.« Wie auch der Teich mit Springbrunnen, der früher einmal per Knopfdruck funktionierte und leider nicht mehr sprudelt. Seit Gabi nährstoffbindende Pflanzen wie beispielsweise Hornkraut eingesetzt hat, ist das Wasser jedoch wieder klar. »Die Fische hat leider alle der Reiher gefressen. Jetzt ist es halt ein Molch- und Libellen-Teich.« Altmodisch, aber sehr charmant wirkt ihre von einer prachtvollen Kletterrose umrankte Rundbogenlaube; »die hat der alte Auweiler noch selbst geschweißt.«

Die pure Freude sprudelt aus Gabi, wenn sie erzählt, was unter ihrer Obhut schon alles gewachsen ist. Frisch angelegt hat sie die Gemüsebeete – ihr neues Steckenpferd. »Ich habe mit vier ›Kisten‹ angefangen, die sahen zuerst aus wie vier Gräber. Hier ruhen in Frieden Dicke Bohnen und Erdbeeren ...«, zeigt sie lachend.

Weil sie ganz in der Nähe wohnt, kommt Gabi mit ihrer Chinesischen Schopfhündin Finja jeden Tag. »Ich bin ja in einem 1000-Quadratmeter-Nutzgarten bei meinem Opa groß geworden. Mein Garten bedeutet für mich Familie. Ich quatsche auch mit meinen Pflanzen.« Ihr Enthusiasmus inspiriert schon bald Freunde. Winni Rau und Simonetta Dibbern übernehmen die Nachbarparzelle, die einen direkten Zugang zu Gabis Garten hat. Simonetta ist Radio-Journalistin und singt seit über zwanzig Jahren in einem A-cappella-Ensemble. Winni gehört als Mitgründer der legendären »Stunksitzung« und Keyboarder der Band »Köbes Underground« zur Kölner Lokalprominenz. Seine Paraderolle auf der Bühne ist ausgerechnet »der Bauer«. Ein Witz, wenn man weiß, dass ihm Gärtnern lange Zeit ein Graus war – und natürlich keine ideale Voraussetzung zum Schrebergartenglück.

Winni: »Meine Mutter hat früher aus ihrem Garten wirklich alles herausgeholt. Wenn der Endiviensalat reif war, dann gab es eben vier Wochen lang nur Endiviensalat. Wir Kinder mussten immer mithelfen: umgraben, jäten und so weiter. Wir haben das alle gehasst!«

Simonetta: »Mir ging es ähnlich. Ich selbst habe Freunde, die einen Schrebergarten hatten, früher komisch angesehen und gedacht: ›Die Armen, dazu hätte ich keine Lust!‹ Doch als Gabi uns sagte, dass neben ihr noch ein Garten frei ist, da passte es für uns auf einmal. Jetzt besuchen Winni und ich sogar Seminare zum Rosenschneiden!«