M.E. - Chris Moser - E-Book

M.E. E-Book

Chris Moser

4,7

Beschreibung

M.E. (meines Erachtens) wirft Fragen auf: Hat Kunst eine gesellschaftliche und politische Verantwortung? Inwiefern ist die Tierbefreiungsphilosophie eine notwendige konsequente Weiterführung klassischer Emanzipatorischer Bewegungen? In m.E (meines Erachtens) beschreibt Moser seine Inspiration und seine Motivation das zu tun was er tut. Er gibt Einblicke in sein politisches Selbstverständnis seine Hintergründe und Perspektiven. Ein Buch über die politische Verantwortung von Kunst und die politische Forderung von Tierrechten sowie gesellschaftliche Perspektiven fernab gängiger Einschränkungen. Ein Buch für alle Leser_Innen welchen sich bei der Lektüre von Mosers erstem Buch "Die Kunst Widerstand zu leisten" Fragen zu den politischen Hintergründen und Ursprüngen des Künstlers, Politaktivisten und Autors aufgetan haben. Aber auch für Kunst-, Kultur- und Politikverdrossene.

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Chris Moser

M. E.

Essay

Chris Moser, geboren 1976, lebt als Künstler und politischer Aktivist in Tirol. Im Kyrene.Literaturverlag von ihm erschienen: „Die Kunst, Widerstand zu leisten. Wie mit § 278a und im Tierschutzprozess Freiheit untergraben und Kunst zum Verbrechen wurde“.

Gedruckt mit freundlicher Unterstützungdes Landes Tirol.

1. Auflage 2013

Kyrene Verlag Innsbruck-Wien

Alle Rechte vorbehalten

Satz & Korrektur: Joe Rabl

Umschlag: Carina Haberl

Printed in the EU

ISBN: 978-3-902873-44-6

www.kyrene-verlag.com

Inhalt

Gabriela Kompatscher: Vorwort

M. E.

Das soll Kunst sein? Kunst soll doch das Auge erfreuen!

Warum politische Kunst? – Geh doch in die Politik!

Wäre es nicht vernünftiger, weniger direkt zu agieren? Derart radikale Werke, Ausdrucksformen und Aussagen schrecken Leute eher ab, als dass sie zum Denken anregen!

Menschenrechte schön und gut, aber warum Tierrechte?

Und wenn das JedeR täte?

Dank

Literaturauswahl

Vorwort

„Fürsorgliche Emotionen können zu Subversion führen“, schreibt der Verhaltensforscher Frans de Waal in seinem Buch „Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind“ (Carl Hanser Verlag, 2006) und führt als Beispiel dafür Oskar Schindler an, der gegen den allgemein herrschenden politischen und gesellschaftlichen Konsens agierte, um Menschen zu retten.

Sehr oft zeitigt dieses Ringen um Gerechtigkeit für unterdrückte menschliche und nichtmenschliche Individuen und Ethnien unverhältnismäßige Reaktionen von Seiten jener Wirkmächte, die den Status quo aus Eigennutz aufrechterhalten wollen.

Nicht wenige Freiheitskämpfer_innen wurden und werden mundtot gemacht. Bei Chris Moser biss man auf Granit. Noch deutlicher als je zuvor tritt seine Überzeugung, dass die Welt zu einem gerechteren Ort gemacht werden muss, zu Tage, noch aufrechter als je zuvor tritt er für dieses Ziel ein, und mit ihm unzählige weitere Menschen, z. B. für Tierrechte:

„Nichts ist so unwiderstehlich wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ So Burkhard Müller in der Süddeutschen Zeitung zu Jonathan Safran Foers kritischem Buch „Tiere essen“.1 Zur selben Einschätzung gelangt man, wenn man sieht, wie ursprünglich minoritäre Tendenzen mittlerweile gesamtgesellschaftliche Bedeutung erlangt haben: Bücher mit Titeln wie „Anständig essen“ von Karen Duve landen auf Bestsellerlisten; es werden Artikel in der ZEIT, der FAZ, im Standard etc. publiziert, die z. T. sehr provokant und schonungslos unsere Doppelmoral aufzeigen – die einen Tiere essen wir, die anderen streicheln wir; es werden auf hohem intellektuellen und wissenschaftlichen Niveau Diskussionen darüber geführt, ob der Mensch überhaupt berechtigt sei, Tiere für seine Zwecke zu verwenden; parallel dazu wird in vielen Lebensbereichen an einer Umsetzung dieser neuen ethischen Haltung gearbeitet: Supermärkte bieten eigene vegane Linien an; Metzger_innen kreieren vegane Wurst; es entstehen Forschungszentren zu Mensch-Tier-Beziehungen wie das Messerli Forschungsinstitut in Wien sowie interdisziplinäre Forschungsinitiativen an zahlreichen Universitäten (übrigens auch an der Universität Innsbruck) und es werden sogar Studiengänge zu Human-Animal Studies eingerichtet. Bei der Betrachtung der Verbesserungstendenzen bezüglich des Mensch-Tier-Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart lässt sich sicherlich von einer anthropologischen Konstante sprechen. Und eine wohl angeborene, kulturell beeinflusste Biophilie2 kann vielleicht als Antwort auf die Frage nach dem Warum dienen: Warum sind uns Fairness und Gerechtigkeit auch gegenüber der Tierwelt ein Anliegen? Und dieses Anliegen scheint immer dringlicher zu werden; Doris Griesser spricht in einem Artikel im Standard von einem „wachsende[n] Unbehagen an unserem Umgang mit Tieren“, das sich in der westlichen Welt bemerkbar mache.3

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist nicht mehr Privatsache. Das diffuse Mitleidsgefühl und das vage Wissen vieler tierfreundlicher Menschen, dass Tiere nicht für den Menschen geschaffen sind, wie Cicero (nat. II 153–61) noch glaubte, sondern einen intrinsischen Wert haben, erhalten durch die öffentliche Diskussion, die Begegnung von Menschen mit Chris Mosers Kunst und die Information auf der Straße, wie Chris Moser sie betreibt, Rückenwind. Chris Moser macht die Tierrechtsbewegung in doppeltem Sinn zu einer sozialen Bewegung: Nicht nur gelingt es ihm, Menschen zu einer sozialeren Einstellung gegenüber nichtmenschlichen Tieren zu bewegen, sondern auch er selbst wirkt dabei Generationen verbindend, Geschlechter verbindend, Parteien verbindend, Nationen verbindend – Punk steht neben Bankkauffrau, Künstler neben Technikerin, Wissenschaftlerin neben Handwerker, Pensionistin neben Schüler, weil sie alle ebenfalls das genannte Unbehagen spüren und einen Spezies verbindenden Prozess in Gang bringen wollen. Die Energie und die Dynamik, die sich daraus entwickeln, haben die Kraft, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen, der unsere zukünftige Gesellschaft in ihrem Umgang mit Tieren maßgeblich prägen wird.

Chris Moser kämpft mit Feder und Pinsel, Wort und Bild, Buch und Kunstwerk für die Befreiung von Mensch und Tier. Das Prinzip Ars gratia artis – Kunst um der Kunst willen – erscheint ihm unersprießlich, er ist überzeugt von einem Mehrwert der Kunst. Er geht wohl nicht so weit, sie als ancilla iustitiae – Dienerin der Gerechtigkeit – zu betrachten, aber zumindest hat sie für ihn eine wichtige Transferfunktion: Kunst soll wirken, gesellschaftlich und politisch; dazu bedarf es auch der Provokation.

Renitent, provokant und subversiv – Chris Moser ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie an und für sich gesellschaftlich geprägte „negative“ Eigenschaften eine neue positive Konnotation erlangt haben, da sie bei ihm im Dienst der Gerechtigkeit wirken. Renitenz, Provokation und Subversivität – als Eigenschaften von Chris Moser nehmen diese Wörter die Bedeutung von „Aufrichtigkeit“, „Engagement“ und „Integrität“ an.

Ich wünsche dem Buch viele Leser_innen.

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriela KompatscherInnsbruck, April 2013

1 „Der amerikanische Autor Jonathan Safran Foer holt mit seinem Bestseller ‚Eating Animals‘ den Vegetarismus ins Zentrum der Gesellschaft. Nichts ist so unwiderstehlich wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

2 Biophilie: die Veranlagung des Menschen, sich für alles Lebende zu interessieren, eine Veranlagung, die durch Lernen und „kulturelle Einflüsse geformt wird“, vgl. C. Otterstedt in: Gefährten – Konkurrenten – Verwandte, Göttingen 2009, S. 182.

3www.standard.at, 22.5.2012: „Die Hackordnung zwischen Mensch und Tier. In der westlichen Welt macht sich ein wachsendes Unbehagen an unserem Umgang mit Tieren bemerkbar.“

M. E.

Seit 1994 werden meine Arbeiten in Ausstellungen gezeigt, und im selben Jahr war ich auch zum ersten Mal allein, das heißt ohne meine Mutter und Geschwister, auf einer Demo. Ausstellungen besucht haben wir als Familie eigentlich schon immer, und an meiner allerersten Demo haben wir auch gemeinsam teilgenommen; das war 1991 während des ersten Jugoslawienkriegs.

Seit meine Werke ausgestellt werden, das heißt eigentlich schon vorher, schon während meiner Ausbildung zum Bildhauer, und auch seit ich mich aktivistisch auf Demos und Aktionen einbringe, werden mir nahezu die gleichen Fragen gestellt. Besucher_Innen fragen mich auf meinen Vernissagen, Passant_Innen fragen bei politischen Aktionen.

Seit fast nunmehr 20 Jahren beantworte ich diese Fragen ähnlich. Oft ausführlicher, wenn ich merke, dass es meinem Gegenüber tatsächlich um Austausch und Diskussion geht, manchmal knapp, wenn offensichtlich ist, dass die betreffende Person nur ihren Frust entladen will.

Ich sehe klare Verbindungen von meiner Arbeit als bildender Künstler zu meiner politischen Tätigkeit, sehe klare Verbindungen von meiner emanzipatorisch-politischen Arbeit zur Tierbefreiungsphilosophie und -idee.

M. E. steht für meines Erachtens und genau darum geht es hier – es kann aber auch englisch als me gelesen werden.

Zum Zeitpunk der Arbeit an diesem Buch bin ich 36 Jahre alt und ich habe nicht vor, hier einen unverrückbaren theoretischen Unterbau zum Leben zu verfassen. Das kommt vielleicht später. Das hier ist ein Versuch, die oben skizzierten Zusammenhänge deutlich zu machen.

Die Aufteilung in Fragen, sozusagen Kapitel, bedeutet keine strikte Trennung der Inhalte; wie im täglichen Leben gibt es auch hier Überschneidungen.

Es ist kein akademisch-theoretisches Buch. Ich lese lieber Bücher über Selbsterlebtes und die Schlüsse daraus. So habe ich es auch hier gehalten. Im Sinne von m. E. (meines Erachtens) finden sich hier in erster Linie Schlüsse aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen sowie Gedanken und Denkanstöße, basierend auf meiner Arbeit als bildender Künstler, Menschen- und Tierrechtsaktivist und Betreuer an einem freien Schulprojekt; Schlüsse und Gedanken zu Gesprächen und Fragen auf Vernissagen, Demos und Aktionen.

Wo ich Ansätze von Dritten parat hatte, habe ich das eingebracht, manchmal zitiert. Auf Fußnoten und ähnliche akademische Krücken wurde verzichtet.

Das soll Kunst sein?Kunst soll doch das Auge erfreuen!

Was ist Kunst? Was Unterhaltung oder Dekoration?

Was mich bereits bei ersten Ausstellungen, die ich besuchte, stets beeindruckte, war, wenn ich spürte, dass es der Künstler_In um mehr als „Dekoration“ ging, um mehr als lediglich das Auge zu erfreuen. Die Aussage eines Kunstwerks wurde für mich zu einem sehr wichtigen Faktor. Die Dadaist_Innen beeindruckten mich, ebenso beispielsweise der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka (1928 bis 2009), welcher das offenbar ähnlich sah.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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