Maddrax 483 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 483 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Einst kam er als verwegener Schmuggler in die Sphäre und machte sich schnell einen Namen, stieg zu einem ihrer bedeutendsten Bewohner auf. Bis er eines Tages spurlos verschwand. Hatte Iaspar in seinem Streben nach Wissen und Wahrheit zu viel herausgefunden - über die Natur der Sphäre und ihre Erbauer?
Nun sind zwei Menschen auf seiner Spur, die eigentlich nach einer Gefährtin fahnden. Können Matt Drax und Aruula das Geheimnis um den verschollenen Propheten aufdecken? Oder werden sie sein Schicksal teilen?

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Seitenzahl: 148

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Der verschollene Prophet

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Lucy Guth

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6650-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson besucht Matt auch die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und verweigert ihm den Peilsender. So überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

In Agartha wurde nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden Ort der Erde versetzen kann. Die Evakuierung beginnt. Dann jedoch zerstören die fanatischen Rev’rends die Plattform. Dabei werden Matt, Xij, Tom und Hordelab ohne Erinnerung an verschiedene Ort versetzt. Drei finden den Weg zurück nach San Antonio, nur Hordelab strandet ausgerechnet in Roswell.

Das Wurmloch ist außer Kontrolle. Die drei Gefährten durchqueren es mit einem Gleiter und landen auf Novis, wo sie von Aruula erfahren, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte. Sie suchen Hilfe bei den Kontras. One befreit drei von ihnen vom Ringplaneten und bringt sie nach Novis, wo Matt & Co. einen Widerstand gegen Colonel Kormak aufbauen.

Matts schlimmste Befürchtungen werden bestätigt. Auf Terminus erfährt er die Geschichte der Initiatoren: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen Mentalschild, der mit lebenden Gehirnen der Menschen betrieben wird! Doch gleichzeitig erfährt Matt von einer Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss er Kontakt zu den Pancinowa auf Cancriss aufnehmen – jenseits des Wurmlochs. Zusammen mit einer Kontra wagen er und Aruula die Reise … und stranden in einer Hohlwelt, in die alle, die Cancriss anfliegen, umgeleitet werden. Bei der Bruchlandung werden sie getrennt und müssen in einer feindlichen, von etlichen Spezies bevölkerten Umgebung überleben …

Der verschollene Prophet

von Lucy Guth

Unter Iaspars Füßen rutschten Schrottfragmente davon, während er den Hügel hinaufhetzte. Oben angekommen, sprang er hinter einer Tragfläche in Deckung und sah sich angstvoll um. Er fühlte ein übles Stechen in der Seite. Noch hatten sie ihn nicht erwischt, aber das war nur eine Frage der Zeit.

Er wischte sich die wirren, zu verfilzten Locken verdrehten Haare aus der Stirn. Der kleine diskusförmige Roboter, der dicht über seiner Schulter schwebte, stieß ein Quäken aus. In Iaspars Ohren klang es anklagend. „Ja, ich weiß; ich muss mich beeilen“, gab er zurück und raffte sich auf. Er musste sein Ziel unbedingt erreichen, um sein Erbe zu verstecken, damit es nicht in falsche Hände fiel. Iaspar ahnte, dass dieses Abenteuer sein letztes sein würde.

„Sieh mal, dort drüben!“

Aruula wies über den trostlosen Grund aus rostigem Schrott, der die allgegenwärtige „Landschaft“ der Sphäre darstellte. Wie viele Raumschiffe hier ihr unrühmliches Ende gefunden hatten, mochte sie sich gar nicht ausmalen. Seit fast einer Stunde liefen sie durch das Gebiet, das als „Dunkelzone“ bekannt war.

Dabei gab es hier nicht mehr oder weniger Licht als sonst in der Sphäre. Da die Sonne im Zentrum ständig strahlte, fehlten Tag- und Nachtzonen. Der Name bezog sich wohl mehr darauf, dass die Stimmung drückend und düster war.

Der Grund dafür lag auf der Hand: Es gab kaum Leben in der Dunkelzone. Niemand hatte sich hier angesiedelt. Wenn sie eine Menschen … nein, Alienseele sahen, war es zwielichtiges Gesindel, das keinen Wert darauf legte, ihre nähere Bekanntschaft zu machen. Die meisten schienen mit irgendwelchen obskuren Transaktionen beschäftigt oder auf der Flucht zu sein.

Und sie waren aggressiv gegenüber Störenfrieden. Seit man versucht hatte, sie abzuschießen, verzichteten Maddrax und Aruula auf den Einsatz der Raketenrucksäcke. Zu Fuß war die Suche zwar mühsamer, aber ungefährlicher, weil es genügend Deckung gab – in Form von bizarren Wracks.

Die meisten davon waren unheimlich und verlassen und starrten sie aus leeren Bullaugen an. Bei vielen fragte sich Aruula, wie sie überhaupt hatten fliegen können – zum Beispiel bei einem pilzartigen Gebilde, das einsam aus dem Boden ragte, oder einem Schiff, das sie eher an ein Ei als an ein Fluggerät erinnerte. Und Siedlungen oder bewohnte Behausungen hatten sie überhaupt nicht gesehen. Bis jetzt.

Nun allerdings lag etwas hangaufwärts ein Raumschiffwrack, das belebt aussah: Trübe Lichter waren in den Fensterluken zu erkennen.

„Vielleicht ist das der Ort, den wir suchen“, sagte Aruula.

Maddrax nickte. „Könnte sein. Die Hinweise waren ja vage genug. Wir wissen nur, dass sich Scyprana irgendwo hier in diesem Gebiet bei einer Gruppe aufhalten soll, mit der niemand etwas zu tun haben will.“

„Auf jeden Fall sollten wir uns das näher ansehen“, sagte Aruula und schlug die entsprechende Richtung ein.

Maddrax schloss ich ihr an, und so näherten sie sich dem Wrack. Niemand behelligte sie auf ihrem Weg. Zunächst fanden sie keinen offensichtlichen Eingang und umrundeten das Schiff. Schließlich erreichten sie ein halb heruntergefahrenes Schott, in dem ein großes verkohltes Loch klaffte. Prüfend strich Aruula über die Ränder. „Das Metall ist noch nicht angerostet“, sagte sie. „Es kann noch nicht lange her sein, dass hier jemand gewaltsam eingedrungen ist.“

Behutsam stieg Aruula durch das Loch, während Maddrax ihr den Rücken freihielt. Unvermittelt stand sie in einer großen Halle, in Zwielicht getaucht. Hier und da flackerten Leuchtröhren, doch die meisten davon waren zersprungen. Nur ein Bereich in einer der Ecken war etwas heller ausgeleuchtet. Aruula gab Maddrax stumm ein Zeichen und näherte sich vorsichtig diesem Areal.

Dort befand sich eine rötlich schimmernde Lichtquelle, ein künstliches Feuer. Darum verteilt lagen Kisten und andere Sitzgelegenheiten. Ein Topf mit dickflüssiger brauner Suppe war umgekippt, Teller, Tassen, Spielzeug und Decken lagen in einem heillosen Durcheinander.

„Hier hat ein Überfall stattgefunden“, sprach Maddrax ihre Gedanken aus. Aruula nickte stumm. Es beunruhigte sie, Puppen und Spielzeuge hier liegen zu sehen. Das wies auf die Anwesenheit von Kindern hin.

„Sieh mal!“, rief Maddrax und deutete auf einen Platz etwas entfernt im Halbdunkel der Halle. Aruula ging näher heran und erkannte ein großes rundes Lager mit zahlreichen Decken und Kissen.

Aus dem Wust hervor drang ein leises Wimmern! Aruula griff nach einer Decke und zog sie mit einem Ruck weg.

Zum Vorschein kamen Kinder: zwei größere Mädchen von vielleicht acht oder neun Jahren und zwei Kleinkinder undefinierbaren Geschlechts. Sie hatten türkisblaue Haut und starrten Aruula aus verängstigten Augen an. Das größere der beiden Mädchen hielt zusätzlich ein strampelndes Bündel an sich gepresst, das die wimmernden Laute ausstieß. Das kleinere Mädchen hielt zwei schon ältere Babys fest.

„Was bei Wudan …?“, brachte Aruula hervor.

Lautes Geschrei unterbrach sie. Aus allen Ecken und Winkeln stürmten plötzlich Kinder herbei – insgesamt zählte Aruula sieben. Alle waren blauhäutig, alle sichtbar verängstigt – und alle hielten verzweifelt improvisierte Waffen in den Händen und machten den Eindruck, diese auch einsetzen zu wollen.

„Lasst sie in Ruhe!“, schrie ein halbwüchsiger blonder Junge, der ein verbogenes Stahlrohr umklammert hielt. Er stellte sich zwischen Aruula, Maddrax und die Kinder auf dem Lager.

„Wir tun euch nichts“, sagte Aruula beruhigend und hob die Hände über den Kopf. „Wir wollen helfen.“

„Wir brauchen eure Hilfe nicht!“, fauchte der Junge. „Verschwindet!“

„Wo sind die Erwachsenen?“, fragte Maddrax.

Als die Kinder auf diese Frage nicht reagierten, wies Aruula auf den Säugling, der vom Wimmern mittlerweile in handfestes Kreischen übergegangen war. „Wo ist seine Mutter?“

Die Kleinkinder auf dem Bett begannen zu weinen. „Dadra!“, schluchzten sie. „Wo ist Dadra?“

Der Junge wurde immer nervöser. „Da seht ihr, was ihr angerichtet habt. Jetzt fragen sie wieder nach ihr.“

„Ist Dadra ihre Mutter? Das Kleine braucht sicher Milch“, hakte Aruula nach, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob diese Fremdwesen ihren Nachwuchs säugten, wie Menschen es taten. Doch der Translator schien zumindest ihre Absicht richtig zu übersetzten. Der Junge wurde unsicher und blickte zu dem Baby.

„Wir wollen euch wirklich nichts tun. Wir sind auf der Suche nach einer Freundin“, sagte Maddrax. „Sie heißt Scyprana, vielleicht habt ihr sie ja gesehen?“

Unvermittelt hörten die Kleinen auf zu schluchzen. Die Kinder tauschten verstohlene Blicke.

„Ihr kennt Scyprana?“, fragte Aruula.

Der Junge schien eine Entscheidung zu treffen. „Sie war unsere … Sie hat sich in den letzten Tagen um uns gekümmert, nachdem Nib gestorben ist“, sagte er. Er wies auf den Säugling. „Nib war Elos Mutter.“

„Wo ist sie? Und wo sind die anderen Erwachsenen?“, fragte Maddrax noch einmal.

„Bei uns gibt es keine Erwachsenen“, mischte sich ein schwarzhaariger, etwa zwölf Jahre alter Junge ein. „Nur unsere Dadra.“

„Eure Mutter, ja?“, fragte Aruula, die zu verstehen glaubte. Mitleidig sah sie sich um. „Und jetzt ist Nib, eure Dadra, also gestorben …“

„Nib war nicht …“, begann ein kleines Mädchen, doch der schwarzhaarige Junge fuhr ihr über den Mund. „Nib ist gestorben, und danach hat … eure Freundin sich um uns gekümmert.“

„Solch mütterliche Anwandlungen hätte ich Scyprana gar nicht zugetraut“, sagte Maddrax zu Aruula.

Sie betrachtete die Kinder stirnrunzelnd, hatte aber keinen Erfolg damit, ihren Lauschsinn einzusetzen. Irgendwie schafften diese kleinen Wesen es, sie aus ihrem Kopf auszusperren – es war so, als würden sie sich von innen gegen die Tür stemmen. Sie spürte allerdings, dass die Kinder nicht logen. Doch sie verschwiegen irgendetwas.

„Und wo ist Scyprana jetzt?“, fragte Aruula.

„Gestern kamen seltsame Männer“, sagte der blonde Junge, der zuerst gesprochen hatte.

„Sie haben unsere Tür kaputtgemacht – erzähl das, Milan“, krähte ein kleines Mädchen und wies auf das zerschossene Schott.

„Sie sind hereingestürmt, haben D … Scyprana gepackt und sie mitgenommen“, fuhr der Blonde, der somit wohl Milan hieß, mit gesenktem Kopf fort. „Shakay hat versucht, sie aufzuhalten, doch sie haben nach ihm geschlagen. Wir konnten nichts dagegen tun.“ Wütend hob er den Kopf und fixierte die beiden Fremden. „Und jetzt haut ab! Wir haben euch gesagt, was wir wissen.“

„Nicht so schnell“, sagte Maddrax und zog die Stirn kraus. „Keiner sagt, dass wir euch diese seltsame Geschichte glauben müssen.“

„Aber es ist wahr!“, beharrte der Junge. „Verlasst jetzt unser Schiff!“

Aruula berührte Maddrax sanft am Arm. „Er sagt die Wahrheit“, meinte sie leise. „Aber ich habe keine Ahnung, warum sie uns so dringend loswerden wollen. Ich kann sie nicht sehr gut belauschen – irgendwas ist mit zwei älteren Kindern, die losgegangen sind, um Dadra zu suchen … oder Scyprana, es ist nicht ganz eindeutig …“

„Ihr hattet doch nicht etwa den Gedanken, Scyprana auf eigene Faust zu befreien?“, wandte sich Maddrax an Milan.

Der schüttelte entrüstet den Kopf. „Wir wissen doch gar nicht, wo sie ist und wer die Männer waren!“

„Wie sahen diese Männer denn aus?“, fragte Maddrax.

Die Kinder schwiegen. Sie tauschten unsichere Blicke.

„Wir haben sie nicht richtig gesehen“, sagte Milan mürrisch. „Sie waren irgendwie … Wir haben sie nicht richtig gesehen!“

Aruula runzelte erneut die Stirn. Waren diese Kinder einfach nur verstockt oder steckte etwas anderes dahinter?

„Wer könnte das gewesen sein?“, fragte Maddrax, an Aruula gewandt. „Wer sollte ein Interesse an Scyprana haben?“

„Vielleicht waren es Sklavenjäger“, sagte der schwarzhaarige Junge düster. „Davon gibt’s hier jede Menge.“

„Sei still, Genron, du machst den Kleinen Angst“, schimpfte Milan. „Es sind noch nie Sklavenhändler zu uns gekommen, um hier zu jagen.“

Genron verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Seitdem der Prophet verschwunden ist, geht es in der Sphäre drunter und drüber, das habe ich euch doch gesagt.“

„Du immer mit deinem Propheten“, unkte das größere Mädchen, das auf dem Bett saß. Sie schien sich etwas zu entspannen, denn sie griff nach einer Flasche, die mit einer breiigen Substanz gefüllt war, und fütterte das Baby, das sich sofort beruhigte. „Du denkst dir diese Geschichten über den Propheten doch nur aus, sagt Jinxa.“

„Jinxa ist eine Lügnerin“, fauchte Genron. „Ich habe den Propheten selbst gesehen, bevor er verschwunden ist.“

„Langsam, langsam“, sagte Aruula und trat zu Genron. Der zuckte zunächst zurück, richtete sich dann jedoch trotzig auf. Sie hockte sich hin, um mit dem Jungen auf Augenhöhe zu sein. „Du hast also den Propheten gesehen, sagst du?“, fragte sie.

Genron zögerte kurz, dann nickte er. „Hab ich. Die glauben mir hier alle nicht, aber es war so. Ich war unterwegs, um Vorräte zu holen, da habe ich ihn in der Nähe seines Palastes getroffen. Er war total erschöpft und schien vor irgendwas Angst zu haben.“

„Bist du sicher, dass es der Prophet war?“, fragte Maddrax.

Genron nickte. „Klar, ich hab ihn doch an seinem Szepter erkannt: eine lange schwarze Stange mit einem runden flachen Knauf obendrauf, der rundherum mit Edelsteinen besetzt ist. Ich hab ihm aus meiner Wasserflasche zu trinken gegeben“, sagte Genron stolz. „Und zum Dank hat er mir ein Geheimnis verraten.“

„Was denn für ein Geheimnis?“, fragte Maddrax. Seine Mundwinkel zuckten, weil er das Lächeln unterdrückte.

„Wenn ich es dir sagen würde, wär’s ja kein Geheimnis mehr“, erklärte Genron augenrollend.

„Stimmt auch wieder“, sagte Maddrax. „Andererseits würde ich dir deine Geschichte dann vielleicht glauben.“

Genron kniff die Lippen seines breiten Mundes zusammen, rümpfte die kleine schwarze Nase. „Na gut“, sagte er schließlich. „Der Prophet hat gesagt, dass er einen Weg gefunden hat, um uns alle aus der Sphäre rauszubringen.“

„Und hat er dir diesen Weg auch verraten?“, fragte Maddrax.

„Nein“, sagte Genron und senkte den Blick. „Er ist kurz danach verschwunden, und seitdem hat ihn keiner mehr gesehen.“

Maddrax lächelte nur. Aruula hingegen war nachdenklich geworden. Sie erinnerte sich an etwas, das sie bei ihrem Besuch bei den Wisperern erlauscht hatte: „Man munkelt, dass der Prophet einen Weg hinausgefunden hat – was dazu führte, dass er verschwand …“

Sicher, Genron war nur ein Kind. Aber wenn er sich die Geschichte nur ausgedacht hatte, dann war diese Übereinstimmung seltsam. Und wie auch immer – es war zumindest eine Spur. Wenn schon nicht zu Scyprana, dann zu diesem ominösen Propheten.

Jahre zuvor in einer anderen Galaxis

Der Photonenstrahl zischte knapp an Iaspars Schulter vorbei.

Verdammt, sie haben mich erwischt, schoss es ihm durch den Kopf. Beherzt hechtete er die letzten Meter der kleinen Rampe hinauf, die in seinen Raumgleiter führte. Er warf die Tasche mit der heißen Ware ins Cockpit und schwang sich selbst in den Pilotensessel. Mit drei Handgriffen wies er die Positronik des Schiffes an, die Laderampe zu schließen und abzuheben – was die gute alte Lilla auch sofort tat, und zwar beides gleichzeitig.

Sie schossen in den sich rötlich verfärbenden Abendhimmel des florierenden Handelsplaneten Kama 5 davon und nahmen Kurs auf den Rand der Atmosphäre. Durch das breite Frontfenster waren die beiden Monde übergroß zu sehen.

Eine handtellergroße, fliegende Scheibe mit rundum laufenden Kameralinsen kam angesaust und stieß ein paar Quäklaute aus.

„Ich weiß, dass das knapp war“, sagte Iaspar gut gelaunt und warf die hüftlangen braunen Haare zurück, die zu Dreadlocks gedreht waren. „Sei nicht immer so ein Miesepeter, Pi – das ist doch ein toller Beitrag zu den sagenhaften Abenteuern des Weltraumhelden Iaspar Andromeda.“

Iaspar wusste sehr gut, dass Pi, wie er die P1-Drohne gerne nannte, nicht miesepetrig war – es war schließlich nur eine kleine Protokolleinheit mit einer künstlichen Intelligenz. Für so etwas wie Launen oder Stimmungen war in der Programmierung kein Platz.

Er gab den Kurs in den Computer ein und griff nach der Tasche, um seine Schätze zu begutachten. Die Ausbeute war gut: mehrere Briefchen Aganao, ein beliebtes, wenn auch in weiten Teilen der Galaxis verbotenes Rauschmittel; ein paar militärische Handfeuerwaffen; Olusanisches Mera-Öl, das von Assassinen gerne als Gift verwendet wurde.

Auf Kama 5 war so gut wie alles zu bekommen – wenn auch nicht immer legal. Iaspar kannte die richtigen Händler – und er hatte auf anderen Planeten die passenden Käufer.

Sein Prunkstück dieses Mal war jedoch ein zwei Handspannen langer, pechschwarzer Stab. Ein unscheinbares Ding, doch als Speichermedium bis zum Bersten gefüllt mit Plänen für technischen Schnickschnack, die die Regierung gerne für sich behalten hätte.

„Sieh dir das an, Pi“, sagte Iaspar stolz und strich sich über die schnabelähnliche Nase. „Dieses kleine Ding wird uns ein schönes Sümmchen einbringen.“

Pi umrundete den Stab, der auf Iaspars ausgestreckter Hand lag, und quäkte.

„Glaub es ruhig“, sagte Iaspar und lachte zufrieden. „Der Typ, der mir den Auftrag gegeben hat, dieses Ding hier von Kama 5 nach Usaidon zu bringen, hat jede Menge Kohle, das hat man ihm angesehen.“

Pi setzte sich auf die Spitze des Stabes, wo sich der Zugangsport befand, und quäkte.

„Nein, nein, nein“, sagte Iaspar tadelnd und verscheuchte Pi mit einer wedelnden Handbewegung von der fast unsichtbaren Schnittstelle. „Der Kunde fordert Exklusivität – da werde ich ihm doch keine Daten klauen. Was denkst du denn von mir! Ich bin ein ehrlicher Schmuggler.“