Maddrax 667 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 667 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

In San José, Kalifornien, verschwinden immer mehr junge Frauen spurlos. Das dreizehnte Opfer ist die Tochter von Sheriff Al Cooper, der sich daraufhin an seinen alten Kumpel Takeo in der nicht weit entfernten Oase der Hundert wendet, um von ihm Überwachungstechnik zu erbitten. Gerade zurück aus Salem, sind Matt und Aruula bei Miki Takeo. Sie bieten an, sich die Sache anzusehen - und stoßen auf ein sechshundert Jahre altes Geheimnis ...

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Was bisher geschah...

Der Mädchensammler

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.

In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.

Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.

Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.

Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.

Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.

Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.

Dies sind ihre Abenteuer...

Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter https://de.maddraxikon.com im Internet!

DerMädchensammler

von Lucy Guth

Die junge Frau saß am Ufer eines Bachlaufs und kühlte ihre nackten Füße im eisigen Wasser. Dabei beugte sie sich vor, sodass ihre langen goldblonden Haare beinahe die unruhige Wasseroberfläche berührten. Sie streckte die Hand aus und tauchte die Fingerspitzen ein, bewegte sie hin und her. Sie war in dem Alter irgendwo zwischen Mädchen und Erwachsener, und sie strahlte das pure Leben aus. So vertieft war sie in ihr Spiel mit dem Wasser, dass sie die Schritte nicht hörte, die sich von hinten näherten.

»Hallo, Jeeny!«

Sie drehte sich herum, nicht erschreckt über die plötzliche Ansprache, sondern nur erstaunt. Sie lächelte, als sie erkannte, wer zu ihr gekommen war.

Ihr Lächeln erlosch, als sie das Messer sah ...

San José brütete in der kalifornischen Hitze. Al Cooper brütete ebenso, während er durch die Straßen »seiner« Stadt lief. Seit über zwanzig Jahren war er der Sheriff von San José. Nicht immer war es ein leichter Job gewesen. Er hatte es mit marodierenden Gangs auf Trikes zu tun gehabt, mit Wilddieben und Wulfanenbanden, die vor allem die etwas außerhalb liegenden Siedlungen attackierten, mit streitenden Ehepaaren und gewalttätigen Vätern, mit tollwütigen Doggars und Angriffen von Taratzen. Bisher waren er und seine Leute mit allem klargekommen, mehr oder weniger.

Er hatte ein tolles Kollegenteam. Einige begleiteten ihn seit vielen Jahren – wie Tina Janks, die bei einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe Rev'rends ein Auge verloren hatte, aber immer noch treu ihren Dienst versah. Andere hatte er heranwachsen sehen, wie den jungen Steeven Myers, der erst seit einem Jahr als Deputy im Revier arbeitete. Auch sie wussten, wie es in San José lief.

Und sie alle waren mit der aktuellen Situation überfordert.

Es hatte vor einem halben Jahr begonnen. Damals war Saady Miller von einem Besuch bei ihrer Tante nicht nach Hause gekommen. Seitdem waren zwölf weitere Mädchen verschwunden, immer im Abstand einiger Wochen. Niemand konnte sich erklären, was mit ihnen geschehen war. Großangelegte Suchen, an denen sich viele Einwohner beteiligt hatten, waren erfolglos geblieben. Sie hatten keine Leichen gefunden, keine Spuren, nichts. Die Mädchen waren wie vom Erdboden verschluckt.

»Tag, Sheriff«, sagte eine vertraute Stimme. Cooper blieb stehen und sah nach rechts, von wo die Stimme kam. Hinter einem etwas verwahrlosten Vorgarten stand ein windschiefes Haus mit einer ausladenden Veranda, und auf der saßen die alte Lizzie Boyle und ihre Schwester Tessa-Mae. Beide winkten ihm zu.

Cooper hob grüßend die Hand und wollte weiter, doch Lizzie rief: »Kommen Sie doch mal rüber und leisten Sie zwei alten Schachteln ein bisschen Gesellschaft!«

Cooper seufzte innerlich. »Ich bin im Dienst, Lizzie, hab nicht viel Zeit.« Trotzdem schwenkte er zu der Veranda herum. Er wusste aus langjähriger Erfahrung, dass er Lizzie und Tessa-Mae ohnehin nicht entgehen würde.

Die beiden waren Zwillinge, die den ganzen Tag nichts anderen zu tun zu haben schienen, als auf der Terrasse zu sitzen und zu stricken. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen, unterschieden sich allerdings in zwei wesentlichen Punkten: Während Tessa-Mae sich seit über fünfzig Jahren in graue, schwarze und weiße Kleider hüllte, trug Lizzie immer schrille, bunte Farben. Und während Lizzies Mundwerk für gewöhnlich nicht stillstand, war Tessa-Mae wortkarg und blieb bei Unterhaltungen meistens stumm.

Prompt legte Lizzie los: »Gibt's was Neues, Sheriff? Wie lange ist es her, dass die kleine Luccile verschwunden ist, drei Wochen? Und Sie haben immer noch keine Spur? So kann das doch nicht weitergehen, Sheriff. Sie müssen endlich etwas unternehmen, um den Mädchensammler zu stoppen. Sie und ihre Leute sind doch sonst so tüchtig, haben Sie keine Ideen?«

Die »kleine« Luccile war mit zwanzig Jahren eines der ältesten Opfer, aber das war es nicht, worüber Cooper sich wunderte.

»Der Mädchensammler? So nennst du den Täter, Lizzie?«

Tessa-Maes Kommentar bestand in einem abfälligen Schnauben. Wie üblich war es Lizzie, die antwortete. »Ach kommen, Sie, Coop, das haben Sie noch nicht mitbekommen? Die ganze Stadt nennt ihn so. Passt doch, oder?«

Cooper schüttelte ärgerlich den Kopf. »Es gefällt mir nicht, dass ihr dem Typ einen Namen gebt, als wäre er eine verdammte Sagengestalt. Außerdem wissen wir nicht, ob es wirklich ein Mann ist. Wir wissen ja nicht mal, ob tatsächlich ein Mensch dahintersteckt.«

Synchron beugten sich die Zwillingsschwestern vor, die Gesichter gespannt, das Strickzeug vergessen. »Was soll das heißen, Sheriff? Kein Mensch? Ist es einer der Wulfanen? Oder einer von diesen vermaledeiten Nosfera drüben aus Sunnyvale?«

»Ich sagte doch, das wissen wir nicht.« Cooper war für gewöhnlich ein geduldiger Mensch, aber jetzt spürte er einen Unwillen in sich aufsteigen. Dieser Fall der verschwundenen Mädchen zerrte an seinen Nerven. »Hört mal, Lizzie, Tessa-Mae – es wäre mir deutlich lieber, wenn ihr den Leuten ins Gewissen redet, statt weiter Gerüchte zu verbreiten. Es hilft niemandem, wenn wir anfangen, wilde Anschuldigungen zu äußern, ohne dass es konkreten Anlass dafür gibt. Und es hilft ebenso wenig, gruselige Namen zu erfinden.«

»Das waren wir nicht«, empörte sich Lizzie. »In der Stadt spricht man schon seit Wochen vom Mädchensammler, schon seit ... war es Kimmi Rogers, Tessa-Mae?«

»Charleene Odonnel«, antwortete Tessa-Mae und nickte eifrig.

Seufzend fuhr sich Cooper mit einer Hand über die spiegelnde Glatze. »Wie auch immer. Ich muss weiter.« Er nickte den beiden Damen zu und setzte seinen Weg mit langsamen, zielsicheren Schritten fort.

Cooper war sechsundsechzig Jahre alt und hatte in den vergangenen Jahren einige Kilos zugelegt, deswegen war sein Tempo eher gemütlich, selbst wenn er es eilig hatte, zur Wache zu kommen. Denn mit einer Sache hatten Lizzie und Tessa-Mae recht: Es musste endlich etwas geschehen.

Auf dem Weg grüßte er noch einige Anwohner – den alten Josh Troder und Harold Tennyon, der die Waren vor seinem Lebensmittelladen sortierte. Tennyon winkte mit einem Apfel zurück, doch beide Männer waren nicht so begierig auf Neuigkeiten wie die Zwillingsschwestern.

Als Cooper die Wache erreichte, wischte er sich mit einem großen Taschentuch Stirn und Kopf trocken.

Die Hitze ist dieses Jahr besonders schlimm! Dass er prompt darüber nachdachte, wie die Mädchen wohl aussähen, wenn sie tatsächlich ermordet und irgendwo entsorgt worden waren, war eine reine Berufskrankheit. Cooper verdrängte den Gedanken rasch und begrüßte Deputy Myers, der ebenfalls gerade seinen Dienst antrat.

»Willst du 'nen Kaffee, Sheriff? Ich hab grad welchen aufgesetzt«, bot Myers an.

Cooper nahm dankbar an. Er und der Junge waren heute alleine auf der Wache. Tina und Ham hatten die Nachtschicht, Silvana hatte frei, und Bernard hatte sich zwei Wochen bei der Suche nach Luccile ein Bein gebrochen. Er war in eine alte Fallgrube getappt, die wahrscheinlich der irre Tommy-One-Leg angelegt hatte.

»Du siehst aus, als würdest du gewaltig über etwas nachdenken«, meinte Myers und reichte ihm die Tasse.

Der Junge war willig und eifrig, aber nicht der Hellste, musste Cooper wieder einmal feststellen. »Kannst du dir nicht denken, über was?«

Myers legte die Stirn in Falten. »Ich nehme an, über den Mädchensammler, oder?«

Aufstöhnend ließ sich Cooper auf einen Stuhl in dem winzigen Büro fallen, das sich die Polizisten von San Jose teilten. »Du nennst ihn auch so?«

Myers zuckte schuldbewusst zusammen. »Sorry, Boss, ich weiß, das ist nicht richtig ...«

»Stimmt, ist es nicht. Aber anscheinend hat der Name ohnehin schon die Runde gemacht.«

»Na ja, er passt eben auch, oder? Sind ja immerhin schon zwölf Mädchen ...«

»... und wir sind noch immer keinen Schritt weiter. Wenn wir uns also über etwas Gedanken machen sollten, dann, wie wir den Fall aufklären, und nicht, wie wir einen Mörder nennen sollen, von dem wir nicht wissen, ob es ihn überhaupt gibt.«

Unbehaglich verlagerte Myers sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Hm, na ja, stimmt schon. Wenn die Mädchen tot sind, müsste es doch Leichen geben, oder? Aber wir haben doch alles abgesucht ...«

Wütend ballte Cooper die Hände zu Fäusten. »Wir haben noch nicht alles versucht. Es muss noch etwas geben, was wir tun können.«

Die beiden gingen noch einmal die verschiedenen Möglichkeiten durch, die ihnen offen standen.

Die Tür flog auf und Mary Cooper stürmte herein. »Al! Du liebe Zeit, ich bin gerannt wie der Teufel!«

Cooper sprang auf. Seine Frau kam niemals auf die Wache – nie! »Mary, was ist los?«

Mary brach in Tränen aus. »Es ist Jeen, Schatz. Sie ... sie hätte schon vor Stunden zu Hause sein müssen. Und vorhin hat Jasper ... Er hat ihre Tasche am Flusslauf gefunden. Sie lag einfach da ...«

Bestürzt nahm Cooper seine Frau in die Arme, während Myers mit großen, erschrockenen Augen zusah. Jeen. Nein, das darf nicht sein.

Jeen war erst siebzehn – in einem ähnlichen Alter wie die anderen Mädchen, die verschwunden waren.

»Soll ich ... die anderen alarmieren und ... das übliche Prozedere einleiten?«, fragte Myers langsam.

Cooper nickte bedächtig. »Ja, tu das, Steeven. Wir beginnen mit der Suche an meinem Haus.« Der Sheriff atmete mühsam ein und aus. Ihm war, als drücke ihm jemand den Atem ab. Wie durch Watte hörte er, dass Myers die Kollegen anfunkte. Nach den ersten fünf Vermissten war der Vorgang fast zur Routine geworden.

Ihm war klar, dass es nichts bringen würde. Wie die vergangenen zwölf Male. Die Suche würde ergebnislos verlaufen. Aber Cooper hatte noch ein Ass im Ärmel ...

Wortlos und mit verschränkten Armen beobachtete Matt, wie Miki Takeo den Wurmlochgenerator aus einem Tresor hervorholte. Oder das, was davon übrig war. Der ehemals perfekte, metallisch glänzende Würfel war immer noch ein Schrotthaufen.

Aber es war Matt wichtig gewesen, ihn zu sehen. Er hatte den Verdacht gehegt, Miki hätte ihn bei den Avataren gegen einen ultramodernen – sprich: zukünftigen – Gleiter eingetauscht. Dem war offensichtlich nicht so, aber Takeo weigerte sich noch immer, die Herkunft des Gleiters preiszugeben.

Was im Grunde auch hinfällig war, denn das Wunderwerk der Technik war in Salem durch mehrere Explosionen zerstört worden.1

Miki stellte den Wurmlochgenerator, Zeugnis außerirdischer Technologie, auf einen Arbeitstisch in einer der großen Werkzeughallen in der Oase der Hundert. »Wie du siehst: Das Ding ist immer noch Schrott.«

»Wann fängst du mit der Reparatur an?«, wollte Matt wissen.

»Ich habe ihn noch nicht eingehend untersuchen können«, gab Miki zu. »Wie ich schon sagte: Das Ding steckt voller außerirdischer Technik – zerstörter außerirdischer Technik! Dafür müssen erst mal die passenden Komponenten gefunden oder entwickelt werden. Aber das werde ich jetzt in Angriff ...«

Er verstummte, als eine Halb-Mendritin in die Halle gestürmt kam: Aala'na. Matt und Aruula hatten sie schon am Vorabend kurz begrüßt, als sie aus Salem zurückgekehrt waren – bevor sie völlig erschöpft in die Federn gefallen waren.

Aala'na stellte in der Oase der Hundert ein Bindeglied zwischen Menschen und Mendriten dar, half bei Forschung und Entwicklung. Jetzt strich sie sich eine Strähne ihres langen rotbraunen Haares aus dem Gesicht. »Entschuldige, dass ich störe, Miki, aber wir haben einen Funkspruch hereinbekommen. Dein Typ wird verlangt.«

»Ein Funkspruch? Aus Waashton? Ist der Großraumgleiter schon im Anflug?« Er hatte ihn gestern angefordert, damit Matt und Aruula nach Waashton zurückkehren konnten.

»Nein, aus irgendeinem Kaff nicht weit von hier. Er sagt, er heißt Al Cooper.«

Wortlos ließ Takeo alles stehen und liegen und verließ die Halle, um zur Kommunikationszentrale der Oase der Hundert zu eilen. Matt und Aruula wechselten einen erstaunten Blick und folgten ihm und Aala'na.

»Sheriff Cooper!«, begrüßte Takeo am Funkgerät den Anrufer. »Ich habe lange nichts von dir gehört!«

»Das beruht auf Gegenseitigkeit«, erklang eine sehr dunkle Stimme aus dem Lautsprecher. »Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung? Habe gehört, dass dein Androidenkörper zerstört wurde. Stimmt es, dass du jetzt einen Klonkörper hast?«

Miki nickte, obwohl sein Gesprächspartner das nicht sehen konnte. »Das ist eine lange Geschichte, über die wir bei Gelegenheit ausführlicher reden können. Ist in San José alles in Ordnung?«

Ein kurzes Zögern. »Leider nicht. Daher mein Funkruf. Wir haben hier ein Problem, und dabei könnte ich deine Hilfe brauchen ... Es geht um einige vermisste Frauen.«

Takeo stellte nur eine Frage: »Was kann ich tun?«

»Ich gehe davon aus, dass die Vermissten entführt wurden. Es gibt noch keine Spur, kein Muster, und ich habe nicht genug Leute, um die ganze Stadt zu überwachen. Ich könnte deine technische Unterstützung gebrauchen ...«

»Gib mir eine Minute«, bat Takeo. Er schaltete das Mikrofon aus und wandte sich an Matt und Aruula.

»Klär uns auf«, forderte die Kriegerin von den Dreizehn Inseln, ehe Takeo etwas sagen konnte. »Wer ist dieser Sheriff Cooper?«

»Ein alter Freund, dem ich noch etwas schulde. Vor über zehn Jahren hat er mir einmal sehr geholfen. Ich würde nicht so weit gehen, dass ich ihm mein Leben verdanke, doch weit davon entfernt ist es nicht.«

»Das heißt, du willst ihm auf jeden Fall helfen«, schlussfolgerte Matt.

Takeo nickte. »Natürlich. Du hast es ja gehört: Es geht um entführte Frauen. Also bringe ich ihm die Überwachungstechnik, die er braucht. Der Wurmloch-Generator muss eben noch warten –«

»Kommt nicht infrage«, unterbrach ihn Matt. »Die Lieferung können genauso gut Aruula und ich übernehmen – und vielleicht auch dabei helfen, den Entführer zu schnappen. Sobald der Großraumgleiter eintrifft, haben wir PROTO zur Verfügung.«

Wie so oft brauchte er sich mit Aruula nicht erst abzusprechen. Er wusste, dass seine Gefährtin ebenfalls nicht zögern würde, ihre Hilfe anzubieten.

Außerdem brauchten sie beide dringend ... ja, was? Ablenkung? Eine Gelegenheit, die Schrecken zu vergessen, die sie in Salem durchlebt hatten und über die sie mit niemandem reden konnten, ohne als verrückt zu gelten?

Takeo neigte dankbar den Kopf und nahm das Mikrofon wieder auf. »Al? Gute Nachrichten: Ich selbst kann zwar nicht kommen, aber ich schicke dir Überwachungstechnik und zwei gute Freunde. Sie können dich dabei unterstützen, euer Problem zu lösen.«

Drei Stunden später traf der Großraumgleiter mit dem Amphibienpanzer an Bord ein. Bis dahin hatte Miki Takeo das Equipment zusammengestellt. Sie verloren nicht viel Zeit, schickten den Gleiter nach Waashton zurück und brachen kurze Zeit später mit PROTO auf. Erstens lag San José nur knapp siebzig Kilometer südlich, und zweitens wollten sie beide die Fahrt nutzen, um ihre Gedanken zu ordnen.

Aruula war froh darüber. Sie musste irgendetwas tun, um den Kopf frei zu bekommen. Sonst hätte sie sich vielleicht darin verloren, über die Tiefen Wesen und den Dämon weiter nachzudenken, den Schrecken in ihren Erinnerungen immer wieder zu durchleben.

Die paar Stunden Schlaf, die ihr vergönnt gewesen waren, hatte sie als nicht besonders erholsam empfunden. In ihren Träumen hatten die Tiefen Wesen sie gepackt und die den Abgrund des Meeres gezogen.

Ein neues Abenteuer und neue Eindrücke würden sicher dabei helfen, auf andere Gedanken zu kommen und das Grauen abzuschütteln.