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STÜRMISCHE ZEITEN FÜR DEN COMISSÁRIO Ein Sturm braut sich über der Atlantik-Insel zusammen und im Hafen von Funchal wird die Leiche eines Touristen angespült. Hat der junge Mann wirklich nur das tobende Meer unterschätzt? Comissário Avila hat kein gutes Gefühl bei der Sache, aber er kann sich nicht darum kümmern: Ein romantisches Wochenende mit seiner Frau in Madeiras malerischer Bergwelt steht an. Doch nicht nur der aufziehende Sturm stört die Idylle: Im Hotelpool schwimmt plötzlich die Leiche einer jungen Frau. Von der Außenwelt abgeschnitten versucht Comissário Avila den Mörder zu finden – ein Wettlauf gegen die Zeit, denn inmitten des tosenden Sturms jagt der Mörder schon sein nächstes Opfer – und das betrifft Avila ganz persönlich… Ein neuer Fall für den sympathischen Ermittler auf der Blumeninsel Madeira - Der besondere Portugal Krimi für Leser mit Fernweh. PRESSESTIMMEN »Langerwartet. Die Krimis von Joyce Summer haben auf Madeira viele Fans - und viele Madeira-Reisende lesen gern einen Krimi, der im Urlaubsland spielt. Nach »Mord auf der Levada« und »Madeiragrab« ist Ende April 2019 »Madeirasturm« erschienen. Ob der knapp vorbeigezogene Hurrican im vergangenen Oktober die Idee gegeben hat für den Hintergrund des spannenden Buches?« (MADEIRAZEITUNG)
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2019
Joyce Summer
Madeirasturm
Kriminalroman
Zu diesem Buch:
Ein Sturm zieht auf. Im Hafen von Funchal wird die Leiche eines Touristen angespült. Madeira rüstet sich, um eine Katastrophe und weitere Tote zu verhindern. Leticia Avila hat dagegen andere Pläne. Sie überredet ihren Mann, mit ihr das Wochenende in einem romantischen Hotel in den Bergen zu verbringen.
Aber der scheinbar so idyllische Ort wird bald gestört: Eine Leiche treibt am Morgen im Hotelpool. Abgeschnitten von der Zivilisation versucht Comissário Avila, dem Sturm und den Machenschaften des Mörders zu trotzen. Wird es ihm gelingen, seine Familie zu beschützen?
Über die Autorin:
Joyce Summer lebt ihren Traum mit Krimis, die in sonnigen Urlaubsorten spielen. Politik und Intrigen kennt sie nach jahrelanger Arbeit als Projektmanagerin in verschiedenen Banken und Großkonzernen zur Genüge: Da fiel es Joyce Summer nicht schwer, dieses Leben hinter sich zu lassen und mit Papier und Feder auf Mörderjagd zu gehen.
Die Fälle der Hamburger Autorin spielen dabei nicht im kühlen Norden, sondern in warmen und speziell ausgesuchten Urlaubsregionen, die die Autorin durch lange Aufenthalte gut kennt. Die Nähe zu Wasser hat es Joyce Summer angetan. Sei es in ihren Büchern, die immer Schauplätze am Wasser haben, oder im echten Leben beim Kajakfahren auf Alster und Elbe.
März 2019
Zweite Auflage: Juli 2019
Copyright Text
© Joyce Summer 2019
Umschlaggestaltung:
Catherine Strefford | www.catherine-strefford.de - im Auftrag für BoD
Unter Verwendung der Cloud Brushes von Milanda / Brusheezy.com
Korrektorat:
Claudia Heinen
Joyce Summer
c/o AutorenServices.de
König-Konrad-Str. 22
36039 Fulda
www.joycesummer.de
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, fotografischen oder elektronischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften und Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen, auch einzelner Text- und Bildteile und der Übersetzung in andere Sprachen
Bereits erschienen:
Mord auf der Levada – Paulines erster Fall
Malteser Morde – Paulines zweiter Fall
Madeiragrab – Comissário Avila ermittelt
Tod am Kap – Captain Pieter Strauss ermittelt Paulines Weihnachtszauber – Eine weihnachtliche Kurzgeschichte
Hier finden sich die Hauptcharaktere der Geschichte:
Brigada de homicídios und weitere Polizei
Comissário Fernando Avila – leitet die Abteilung »Brigada de homicídios« und kämpft sonst mit seiner neuen Rolle eines frischgebackenen Vaters.
Subcomissário Ernesto Vasconcellos – seine rechte Hand mit einer Schwäche für die Frauenwelt, Spitzname »Belmiro«.
Aspirante a Oficial Filipe Baroso – jüngstes Mitglied im Team.
André Lobo – Director de Departemento, Chef von Avila und seinem Team, wird auch »der Wolf« genannt.
Doutora Katia Souza – zuständige Gerichtsmedizinerin und Patentante von Vasconcellos.
Sargento Manuel (Manel) Fonseca – Hundeführer und Herrchen von Galina.
Weitere Personen:
Leticia Avila – Ehefrau von Avila, Katalanin und Mutter.
Inês Lobo – Ehefrau von Avilas Chef und Leticias beste Freundin.
Oriol Castell Blanxart – stolzer Katalane und Schwiegervater von Avila.
Advogado Francisco »Chico« Guerra – Anwalt und bester Freund von Vasconcellos.
Karsten Windisch – Tourist aus Österreich.
Romario Palmeiro – Inhaber von Palmer’s Winery und zukünftiger Hotelier.
Stella Lago – Besitzerin der Quinta Belo Pátio.
Anton Schuhmacher – älterer deutschstämmiger Hotelier.
Valeria Moreno – Erbin eines Hotels.
Javier Moreno – ihr Ehemann.
Bernardino Pinto – Küchenchef in der Quinta Belo Pátio.
Herr und Frau Petschmann – deutsche Auswanderer und Gäste im Quinta Belo Pátio.
Aleen Lamont – Besitzerin einer Orchideenzucht und Vermieterin von Vasconcellos.
Lady Ronna Hay – Freundin von Aleen Lamont und Besitzerin der Quinta da Calma.
Cristina Minas – Mitglied der Bombeiros (Feuerwehr) und Freundin von Vasconcellos.
Otavio Jesus – Kellner in einem Hotel.
Carlos Santos – Müllmann in Garajau und Freund von Avila.
»Jack, how agrees the devil and thee about thy soul
that thou soldest him on Good Friday last
for a cup of Madeira and a cold capon’s leg?«
(William Shakespeare – »Henry IV, Part 1«)
Leise tauchte das schwarze Paddel in das graue Blau des Atlantiks. Francisco konzentrierte sich auf seine Armhaltung. Das weiß-grüne Rennkajak schoss links an den zwei großen Passagierschiffen vorbei, die am neuen Kreuzfahrtterminal festgemacht hatten. An Bord rührte sich nichts. Irgendwo bellte ein Hund. Eine kleine Unachtsamkeit und sofort neigte sich das kippelige Boot gefährlich zur Seite. Francisco riss die Hüfte herum und schlug mit dem Paddel aufs Wasser.
Uff, gerade noch einmal gut gegangen. Das Meer ist heute unruhiger als gestern.
Das passierte ihm sonst nie. Es musste an dem gestrigen Abend liegen. Heute Morgen beim Aufwachen hatte er schon bemerkt: Er hatte mit seinem Freund Ernesto eindeutig zu viel Coral getrunken. In seinem Kopf hallten bei jeder Bewegung dumpfe Schläge wider. Dennoch wollte er sich nicht seine morgendliche Trainingsrunde im Hafenbecken von Funchal verderben lassen und war hinunter an den Hafen zum Centro treino mar, einem der örtlichen Kajakklubs, gefahren. Erneut widmete er sich seinen Armen. Er musste das Paddel höher führen und an der Hüfte wieder aus dem Wasser nehmen. Das Kajak schoss über die Wellen, als er die Schlagzahl erhöhte. Rechts neben ihm tauchte eines der grau-weißen Marineschiffe auf. Francisco hielt auf die Kathedrale Sé zu. Der gemauerte Turm mit seinem spitzen silbernen Dach diente ihm als Landmarke für den Kurs. Er machte eine leichte Linkskurve, um näher an die Marina mit ihrer berühmten Mauer zu gelangen. Dort hatten Segler aus aller Welt über Jahrzehnte ihre bunten Botschaften auf dem Stein hinterlassen. Er liebte es, nach dem Training noch einen kleinen Abstecher dorthin zu machen, um zu sehen, ob er wieder etwas Neues entdeckte.
Jetzt war er ziemlich nah am Ufer und musste aufpassen, dass ihn die Wellen nicht auf die Wellenbrecher schoben, die, wie die ausgefallenen Zähne eines Riesen, scheinbar ohne Planung vor der Mauer am Ufer verteilt lagen. Oben auf dem mit einem eleganten grünen Metallzaun gesäumten runden Platz, der am Ende des Piers gebaut worden war, sammelten sich die ersten morgendlichen Angler. Einer winkte ihm zu.
»Bom Dia, Advogado! So früh schon unterwegs? Passen Sie bloß auf, ein Sturm zieht auf. Wir werden uns in den nächsten Tagen auf etwas gefasst machen müssen«, rief der Mann.
Francisco fuhr näher heran, um zu erkennen, wer ihn grüßte. Da passierte es. Etwas stieß gegen sein Steuerblatt. Das Kajak drehte sich seitwärts zur Welle, eine weitere Welle erwischte ihn auf der Längsseite. Sofort neigte sich das Boot um beinahe 90 Grad. Er versuchte noch, mit dem Paddel zu stützen. Die nächste Welle besiegelte sein Schicksal. Mit einem lauten Platsch landete er im Atlantik. Sofort griff er nach dem Kajak, damit es kein trauriges Ende auf den Wellenbrechern fand. Vom Pier konnte er die Angler hören, die ihm zuriefen, ob er Hilfe benötige.
»Obrigado, nein danke! Als Kajakfahrer darf ich keine Angst davor haben, nass zu werden! Ist doch Wassersport«, rief er hinüber.
Wenn er nachher in die Kanzlei kam, würden ihn sicher seine Mitarbeiter schon feixend empfangen. Das war der Nachteil an Madeira. Es war einfach zu klein. Jeder kannte jeden und sein Kentern heute Morgen würde sich bei Bica und Galao schnell verbreiten. Er legte sich auf den Rücken. Das Paddel hielt er in der rechten, den Bug des Bootes in der linken Hand. Sein Körper schob sich beim Schwimmen unter das Boot. Etwas Großes, Weiches strich an seinen Beinen längs. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Ein Hai? So nah am Ufer? Normalerweise verirrten sie sich nicht in den Hafen. Mit der immer größeren Anzahl von Kreuzfahrtschiffen waren die grauen Jäger seit einigen Jahren im Hafen von Funchal nicht mehr anzutreffen. Dann wohl eher ein neugieriger Delfin, der sich seinen Bootsunfall aus der Nähe ansehen wollte. Hatte der Tümmler ihn vielleicht aus Übermut angestoßen und er war deswegen gekentert? Das wäre das erste Mal, dass ihm das passierte. Er drehte sich zur Wasseroberfläche, um zu sehen, wer da mit ihm auf Tuchfühlung ging.
Das war kein Delfin. Sein Kajak war nicht mit einem neugierigen Meeresbewohner kollidiert. Ein Mann schaute ihn jetzt aus trüben grauen Augen an. Die Haut schimmerte weißlich durch das von den ersten Sonnenstrahlen hellblau erleuchtete Wasser. Francisco ließ das Kajak los und schwamm mit zwei schnellen Zügen näher heran, um genauer sehen zu können. Das rechte Bein des Mannes stand unterhalb des Knies in einem fast Neunzig-Grad-Winkel ab. An den Armen konnte Francisco mehrere große Wunden ausmachen, soweit er es im Wasser sehen konnte. Dort, wo einmal der linke Fuß gewesen war, war nur noch ein zerfranster Stumpf. Der Mann musste mehrfach gegen die Brecher geschleudert worden sein. Wahrscheinlich hatte sich dabei der Fuß verhakt und war abgerissen. Aber das spielte keine Rolle mehr.
Ernesto Vasconcellos lief die grauen Stufen zum Comando Regional da Madeira hoch. Das Polizeipräsidium lag an einer der größeren Straßen von Funchal in der Innenstadt. Gegenüber in dem kleinen schmalen Park hatten sich bereits die ersten Rentner versammelt, um eine Partie Schach zu spielen.
Als er in sein schmuckloses Büro kam, welches er sich mit Aspirante Baroso und zwei Sargentos teilte, empfing ihn der junge Polizeianwärter schon aufgeregt.
»Es wurde ein Toter an der Mole im Hafen gefunden! Advogado Francisco Guerra hat eben angerufen!«
»Chico hat angerufen? Hat ihn unser Gelage gestern so mitgenommen, dass er jetzt meint, auch die Toten verteidigen zu müssen? Er ist doch nie am Tatort.« Vasconcellos schüttelte grinsend den Kopf, während der junge Baroso krampfhaft versuchte, den Sinn seiner Worte zu verstehen.
»Hast du Doutora Souza benachrichtigt?« Die Gerichtsmedizinerin zog es vor, eine der ersten am Auffindeort einer Leiche zu sein, um sich ein möglichst unverfälschtes Bild der Lage zu machen.
»Das hat alles der Advogado gemacht. Er ist mit der Hafenpolizei vor Ort. Sie haben alles abgesperrt und die Spurensicherung ist auch auf dem Weg.«
»Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass es sich um ein Verbrechen handelt?«
Baroso schüttelte den Kopf. »Sieht im Moment nach Tod durch Ertrinken aus.«
Die Tür zu ihrem Büro öffnete sich und ihr Chef, Comissário Avila, kam herein. Schwer atmend ließ er sich auf einen der Besucherstühle aus Plastik sinken.
Baroso sah ihn besorgt an, während sich auf Vasconcellos’ Gesicht ein Grinsen abzeichnete.
»Gerade wollte ich Baroso vorschlagen, dass wir hinunter zum Hafen gehen, um uns die Leiche näher anzusehen, die mein Freund Chico aus dem Wasser gefischt hat. Aber es sieht so aus, als ob du dich ausruhen müsstest. Hast du heimlich mit dem Marathontraining angefangen?«
»Deinen Spott kannst du dir sparen, Ernesto«, grummelte Avila. »Ich musste unten im Parkhaus bei der Seilbahn parken, weil irgendein Idiot auf die Idee gekommen ist, unsere Parkplätze am Präsidium abzusperren. Jetzt musste ich den ganzen Weg von unten laufen.« Der Comissário versuchte, die obersten Hemdknöpfe zu öffnen.
»Hast du die E-Mail letzte Woche nicht bekommen? Sie hatten doch angekündigt, dass es Straßenbauarbeiten gibt und wir uns für die nächsten zwei Wochen andere Abstellmöglichkeiten suchen müssen.« Vasconcellos kannte die Abneigung des Comissários in Bezug auf moderne Kommunikationsmittel. Höchstwahrscheinlich lag die E-Mail noch ungeöffnet in seinem Posteingang.
»Merda, Mist! Die muss ich übersehen haben!« Avila zerrte jetzt mit Macht an den Hemdknöpfen, die tapfer Widerstand leisteten. Vasconcellos erwartete, jeden Moment von einem umherschießenden Knopf getroffen zu werden, der der rohen Gewalt nicht länger standhielt.
»Wir könnten uns auf dem Rückweg vom Hafen einen kurzen Stopp für ein zweites Frühstück in der Rua dos Aranhas gönnen, was meinst du?« Der Subcomissário wusste genau, wie er das Gemüt seines Chefs wieder beruhigen konnte.
»Das ist eine gute Idee! Vamos! Gehen wir! Bevor der Advogado noch den Fall aufklärt.« Mit neuem Schwung durch die Aussicht auf ein leckeres Bolo de arrozhievte sich Avila aus dem Stuhl und strebte Richtung Ausgang.
Eine Viertelstunde später waren sie unten an der Mole.
Schon von Weitem konnten sie einen Krankenwagen und einen blauen Polizeijeep sehen. Als sie gerade über das rot-weiße Absperrband kletterten, hielt ein schwarzer Sportwagen neben ihnen. Zu Avilas Erstaunen öffnete sich die Tür und die sportliche Gestalt von Doutora Souza erschien. Nie hätte er die kühle Gerichtsmedizinerin in diesem Wagen erwartet.
»Die gesamte Brigada de homicídios? Comissário, wissen Sie mehr als ich?« Die Doutora zog eine Augenbraue hoch.
Avila biss sich auf die Zunge. Die disziplinierte Souza würde ohne Zweifel wenig Verständnis haben, dass der Hauptgrund dieses Ausfluges der Besuch des kleinen Ladens mit der gemütlichen Innenhofterrasse und seinen fantastischen Kuchen in der Rua dos Aranhas war. Bevor er mit irgendwelchen Erklärungen anfing, sprang ihm Vasconcellos zur Seite und begrüßte seine Patin herzlich.
»Dona Katia, wie schön, dich zu sehen! Wir waren auf dem Weg zu einer Besprechung, als Chico sich bei mir meldete. Da dachten wir, schauen wir gleich mal selbst vorbei.«
»So, so, eine Besprechung.« Sie ging ohne eine weitere Bemerkung zum Kofferraum und holte einen weißen Overall heraus.
»Sie kommen mir aber nicht in die Nähe der Leiche, bevor ich mein Okay gebe, verstanden?« Sie hielt den drei Polizisten Plastiküberzieher für die Schuhe hin. Einer der Mitarbeiter der Spurensicherung, die bereits unten an der Mole zugegen war, hatte sie bemerkt und kam jetzt auf sie zu.
»Doutora, Comissário, wie gut, dass Sie da sind. Wir warten jetzt noch auf jemanden von der Hundestaffel.«
»Hundestaffel? Wieso?« Avila musterte den jungen Kollegen.
»Der Tote ist nur mit einer Unterhose bekleidet und hat ansonsten nichts bei sich. Wir wollen jetzt sehen, ob wir seine Kleidung finden.«
»Zu meiner Zeit haben wir das noch selber gemacht. Wozu braucht ihr einen Hund?« Bevor Avila weiter ausholen konnte, hielt ein weiß-blauer Streifenwagen der Polícia de Segurança Pública neben ihnen. Das Auto zog eine etwa einen Meter lange und einen halben Meter hohe zweirädrige Box hinter sich her.
Ein Polizist, den Avila auf Mitte bis Ende dreißig schätzte, sprang aus dem Wagen und hob halb spöttisch seine Hand an eine imaginäre Mütze zum Gruß.
»Sargento Fonseca und Polizeihund Galina melden sich zur Stelle.«
Fonseca ging hinüber zu der Campingkühlbox, wie Avila das seltsame Anhängsel an dem Polizeiwagen mittlerweile für sich nannte, und öffnete die kleine Flügeltür. Ein scharfes Bellen erklang, was sofort durch eine hartes »Tschsch« des Polizisten gestoppt wurde. Kurze Zeit später stand Fonseca vor den anderen mit einem Belgischen Schäferhund an der Leine. Avila streckte aus alter Gewohnheit dem Hund seine Hand zum Schnüffeln entgegen.
Fonseca riss den Hund hart an der Leine zurück und fuhr Avila an: »Nicht anfassen, nicht ansprechen und auf keinen Fall ansehen. Der Hund ist im Dienst!« Galina senkte den Kopf und begann, an Avilas Hosenbeinen zu schnüffeln.
»Ich habe auch einen Hund, wahrscheinlich riecht sie den«, meinte Avila und hob beschwichtigend die Arme.
»Natürlich tut sie das. Sie ist ein ausgebildeter Spürhund«, erwiderte Fonseca sofort. »Haben Sie ebenfalls einen Polizeihund? Worauf ist Ihr Hund spezialisiert?« Er musterte Avila von oben bis unten, als suche er nach Hundehaaren oder ähnlichen Anzeichen, dass er einen Hundebesitzer vor sich hatte.
Vasconcellos fing an zu lachen. »Der Hund von Comissário Avila kann Fressen im Umkreis von mehreren Kilometern aufspüren. Und bei Katzen ist er ähnlich gut. Aber ob ihn das gleich zu einem Polizeihund macht, wage ich zu bezweifeln.«
Der neugierige Ausdruck auf Fonsecas Gesicht erlosch und er drehte Avila betont den Rücken zu. Dabei meinte der Comissário ihn leise flüstern zu hören: »Wieder so ein verweichlichter Familienhund.« Mit lauter Stimme fuhr Fonseca fort: »Wir wurden gerufen, um die Habseligkeiten eines verunglückten Schwimmers aufzuspüren? Gibt es etwas, was wir als Riechprobe verwenden können?«
»Ich schlage vor, Sie lassen die Hündin einen tiefen Atemzug von unserem Toten nehmen«, meinte Doutora Souza mit ausdrucksloser Stimme. »Aber das macht sie erst, wenn ich es erlaube. Zunächst muss ich mir die Leiche ansehen.« Sie kletterte über das Absperrband.
Avila sah, wie seine beiden Mitarbeiter sich bemühten, nicht zu lachen, während Fonseca der Gerichtsmedizinerin, nun nicht mehr ganz so selbstsicher, hinterherblickte.
»Lassen wir Doutora Souza ihre Arbeit machen«, meinte Avila. »Sieht jemand von euch Advogado Guerra? Wir können die Zeit nutzen, um uns mit ihm zu unterhalten.«
»Dort hinten ist er!« Vasconcellos zeigte auf eine schlanke Gestalt in kurzen Sportshorts und T-Shirt, die gerade mit einem geschulterten Kajak in Richtung der Lagerhalle des Centro treino mar lief.
Sie gingen die Stufen am Pier hinunter zu den Hallen und warteten, bis Guerra wieder aus der Halle kam.
»Chico, was machst du denn für Sachen? Du weißt schon, dass wir normalerweise Polizeiboote und Taucher für die Suche nach Wasserleichen verwenden?«, begrüßte ihn Vasconcellos mit Handschlag.
»Ich dachte, ich nehme euch mal ein bisschen Arbeit ab. Aber wenn ich sehe, dass hier die ganze Mordkommission auftaucht, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ihr wirklich so viel zu tun habt, wie du immer behauptest, Belmiro.« Der Advogado lachte, als er Vasconcellos’ Spitznamen, der »Schöne« benutzte, den Vasconcellos seit ihrer gemeinsamen Kindheit innehatte. Er ging mit ausgestreckter Hand auf Avila zu.
»Comissário, ich freue mich, Sie wieder zu treffen. Belmiro hat mir erzählt, dass Sie in der Zwischenzeit Vater geworden sind? Auch wenn es schon etwas her ist, meinen herzlichen Glückwunsch! Ich hoffe, Dona Leticia und dem Baby geht es gut? Es ist ein kleines Mädchen, richtig?«
»Danke, Advogado, uns geht es bestens. Und die kleine Felia macht uns große Freude. Sie ist jetzt schon über fünf Monate alt.« Wie immer, wenn ihn jemand auf seine Tochter ansprach, merkte Avila, wie ein warmes Glücksgefühl in ihm aufstieg und er erst einmal schlucken musste. Er zwang sich, zum eigentlichen Grund zurückzukehren. »Sie haben die Leiche gefunden? Können Sie uns beschreiben, wann und wo genau?«
Mit kurzen knappen Worten schilderte Guerra das morgendliche Geschehen. Baroso machte fleißig Notizen, während Avila versuchte, sich das Erzählte bildlich vorzustellen.
»Haben Sie den Toten erkannt, Advogado?«, setzte er die Befragung fort.
»Ich glaube schon. Er ist mir die letzten Tage ein oder zweimal begegnet, wenn ich morgens trainiert habe. War ein guter Schwimmer, der sich immer recht weit hinauswagte.«
»Haben Sie eine Ahnung, von wo er gestartet sein könnte? Wir suchen noch seine Habseligkeiten, damit wir ihn identifizieren können.«
»Ich vermute, er muss irgendwo bei den Hotels hinter der Seilbahn ins Wasser gegangen sein, da er mir zweimal auf meiner Runde entgegenkam. Mehr weiß ich leider auch nicht.«
»Dann bin ich mal gespannt, ob die Funcionária pública da eine Spur findet«, warf Vasconcellos trocken ein.
»Funcionária pública? Was für eine Beamtin?« Avila kratzte sich am Kopf. Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen?
»Na, der Hund natürlich. Hast du nicht gehört, was Fonseca gesagt hat? ›Der Hund ist im Dienst!‹« Vasconcellos lachte. Avila musste grinsen. Als er gerade etwas Passendes erwidern wollte, klingelte sein Mobiltelefon.
»Comissário, wenn Sie möchten, können Sie jetzt kommen und unseren Toten in Augenschein nehmen, bevor ich ihn in die Gerichtsmedizin transportieren lasse«, erklang Souzas kühle Stimme. »Aber Sie werden enttäuscht sein. Bei der oberflächlichen Leichenschau würde ich im Moment ›Tod durch Ertrinken‹, ohne äußere Gewalteinwirkung diagnostizieren. Ich konnte bei der Leiche einen Schaumpilz feststellen. Das bedeutet, dass es eine vitale Reaktion gab.« Avila wollte gerade fragen, was das bedeutete, als die Doutora die Erklärung nachlieferte: »Das heißt, der Tote ist lebend ins Wasser geraten und hat demzufolge beim Ertrinken Wasser eingeatmet. Ich werde noch eine Vergleichswasserprobe nehmen, um auszuschließen, dass das Ertrinken nicht am Fundort geschehen ist und der Tote nicht später in den Hafen verbracht wurde.« Avila wollte gerade unterbrechen und fragen, ob es Neuigkeiten von Fonseca gebe, da kam ihm die Doutora wieder zuvor: »Bevor ich es vergesse, dieser Sargento mit seinem Hund hat sich bereits auf die Suche gemacht. Sie sind auf den Weg in Richtung Seilbahn, weil dort der Einstieg des Toten zum Schwimmen vermutet wird. Wir sehen uns.«
Avila, der kein großer Fan von Leichen war, traf sofort eine Entscheidung: »Doutora, ich schicke Ihnen Ernesto vorbei. Mein Aspirante und ich werden uns in Richtung Seilbahn aufmachen und schauen, ob der Sargento und sein Hund erfolgreich waren.«
Er hörte Doutora Souza leise lachen. »Das hätte ich mir denken können, dass Sie die Spurensuche den Toten vorziehen, Comissário. Aber so schnell lasse ich Sie nicht vom Haken: Besuchen Sie mich heute Nachmittag im Institut, dann kann ich Ihnen den ersten genaueren Bericht geben.«
Avila verkniff sich ein Stöhnen, versicherte der Doutora, dass er am späten Nachmittag vorbeikommen würde, und beendete das Gespräch.
Sie machten sich entlang der Kaimauer auf in Richtung der Hotels. Von Weitem konnte er schon Fonseca mit dem Hund sehen, der an der Mauer schnüffelte.
Als sie sich näherten, fragte Avila: »Und, schon etwas gefunden? Eine Idee, wo unser Toter ins Meer gestiegen ist?«
Fonseca drehte sich mit genervtem Gesichtsausdruck zu ihm um. »Wir haben hier keine durchgehende Spur vom Fundort der Leiche. Haben Sie Geduld, Comissário. Die Arbeit mit einem Spürhund ist eine Kunst und man muss viel Ruhe mitbringen.«
Avila hob abwehrend die Hände. Sensibel war der Kerl also auch noch.
Fonseca fuhr fort: »Bisher hat der Hund noch keine Fährte aufnehmen können. Es sieht so aus, als ob wir im Institut von Doutora Souza noch eine bessere Riechprobe herstellen müssen. Sobald das geschehen ist, kehre ich mit Galina zurück.«
»Eine bessere Riechprobe als die Leiche selbst?« Avila schüttelte verständnislos den Kopf.
»Eine Riechprobe, die ich dabei haben kann, um den Hund besser lenken zu können. Sie kennen sich mit Spürhunden wirklich nicht aus, oder?«
»Bisher ist das auch nicht notwendig gewesen. Wir bei der Mordkommission lösen unsere Fälle normalerweise mit unserer Nase und unserem Gespür.« Avila merkte, dass er sich von dem jungen Polizisten provozieren ließ, und ärgerte sich über sich selbst.
Es bringt nichts, wenn ich mich jetzt wegen dieses Schnösels aufrege. Dem Toten werden wir auf diese Weise nicht helfen können. Dafür sollten wir lieber etwas gegen meinen Hunger tun. Ich blase das Ganze jetzt ab und wir machen eine Besprechung im Mercearia Dona Mecia. Ein guter Kaffee im Innenhof mit Tartes und Pasties wird uns allen guttun.
Laut sagte er: »Melden Sie sich, wenn Sie etwas gefunden haben, Sargento.« Er wendete sich an Baroso, so laut, dass Fonseca es hören konnte: »Sorge bitte dafür, dass ein paar Kollegen gleich die markanten Einstiegsstellen absuchen. Wenn wir wieder im Präsidium sind, werden wir uns ein Bild des Toten besorgen. Heute Nachmittag müsst ihr die Hotels abklappern und Passanten befragen.«
Leiser fügte er hinzu, sodass nur Baroso es hören konnte: »Das genaue Vorgehen besprechen wir gleich in der Mercearia. Du kannst die Telefonate beim Gehen führen. Wir gabeln noch Vasconcellos auf und dann geht es in die Rua dos Aranhas.«
Versonnen betrachtete Avila die Reste seines Bolo de Arroz auf dem weißen Teller. Sollte er sich noch einen holen? Oder lieber noch ein Pão de Deus? Der Comissário liebte diese Milchbrötchen mit der Kokoskruste. Er blickte auf seine Körpermitte. Sein Bauch bildete einen dicken Wulst über dem Gürtel. Besser wäre es, nur noch einen Bica zu trinken. Er schaute hinüber zu Baroso, der gerade in ein noch warmes Queijadas biss.
Ein Frischkäsetörtchen ist natürlich auch eine gute Idee. Nur Vasconcellos tanzt wieder aus der Reihe. Er isst nichts, sondern trinkt nur einen Espresso nach dem anderen. Sogar den Milchkaffee hat er sich mit einem Hinweis auf sein Training verkniffen.
Vasconcellos räusperte sich.
»Ich möchte nur ungern den Spaß verderben, aber nach dem, was ich gesehen habe und mir Dona Katia erzählt hat, bezweifle ich, dass das hier ein Fall für uns ist.«
»Du könntest recht haben. Aber irgendetwas stimmt nicht. Der Advogado hat gesagt, dass er den Toten ein paar Mal beim Schwimmen getroffen hat und dieser weit auf den Atlantik hinaus schwamm.« Avila strich sich in langsamen Bewegungen von oben nach unten über den Bart. »Auf welches Alter schätzt du ihn?«
»Um die vierzig.«
»Sportliche Figur? Oder Übergewicht?«
»Eindeutig sportlich.«
»Wieso ertrinkt so jemand? Er kannte sich mit den Gegebenheiten hier vor Ort höchstwahrscheinlich aus. Unterwasserströmungen, Einschätzung der Strecken, das alles wird er wissen. Natürlich ist es heute windiger. Aber sind die Wellen so hoch, dass sie einem geübten Schwimmer Probleme bereiten konnten?«
»Vielleicht hat er einen Herzinfarkt gehabt oder war betrunken?«, warf Baroso mit leiser Stimme ein.
»Ist alles möglich, Baroso. Das wird mir die Doutora heute Nachmittag erzählen können. Solange versuchen wir, die Identität des Mannes festzustellen und woher er kam.«
Einer der Kellner kam hinaus auf den Innenhof. Er schaute prüfend in den Himmel und fing dann an, zwei der hellen dreieckigen Sonnensegel, die quer über den Hof gespannt waren, stärker festzuziehen.
Avila schaute ebenfalls nach oben und schüttelte den Kopf. »Ist doch alles ruhig, was hat er denn?«
Baroso blickte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Anders als sonst kamen die nächsten Worte von ihm sehr bestimmt: »Meine avó hat es heute Morgen gesagt: ›Ein Sturm wird kommen.‹ Sie weiß das.« Er nickte mit dem Kopf, überzeugt von der Weisheit seiner Großmutter. Avila beschloss, nicht näher auf die Vorahnungen der alten Madeirenserin einzugehen. Aber es konnte auf jeden Fall nicht schaden, heute Abend im Garten zu schauen, ob er noch etwas festzurren musste.
Avila winkte dem Kellner, der seine Befestigungsarbeiten abgeschlossen hatte. »Bringst du mir noch einen Galao?« Er wendete sich wieder an seine Männer: »Vasconcellos, hast du noch deine Informantin, die Maronenverkäuferin am Hafen? Vielleicht hat sie den Mann die letzten Tage oder sogar heute früh gesehen? Hattest du die Doutora gebeten, uns ein Foto von dem Toten zur Verfügung zu stellen?«
Vasconcellos hielt sein Mobiltelefon hoch.
»Ein Foto habe ich bereits, Chef. Ist sogar vorzeigbar, da der Tote fast aussieht, als ob er schläft.«
»Sehr gut. Baroso, druck das Foto bitte mehrfach aus. Verteil es an die Kollegen. Sie sollen damit in die Hotels gehen, Passanten und die Händler hier unten am Hafen befragen. Es wäre schön, wenn wir die Identität geklärt haben, bevor ich heute Nachmittag bei der Doutora bin.« Der Kellner kam mit dem bestellten Galao zurück. Avila riss ein Papiertütchen mit Zucker auf und ließ den Inhalt langsam in seinen Milchkaffee rieseln. Er war zufrieden, die Dinge gerieten langsam in Fahrt.
Die letzte Zeit auf dem Präsidium war ereignislos gewesen. Ein Umstand, der ihn in den letzten Wochen unfreiwillig seiner Schwiegermutter ausgesetzt hatte. Diese war fast drei Wochen zu Besuch gewesen, um ihr erstes Enkelkind zu begutachten. Es waren gefühlt keine fünf Minuten zu Hause vergangen, in denen er nicht ihren Lobgesängen auf die kleine Felia und Erziehungstipps ausgesetzt war. Was für eine Erleichterung, als sie endlich abgereist war. Aber das Schlimmste stand ihm noch bevor: Sein Schwiegervater hatte sich für das Wochenende angekündigt. Leticias Eltern hatten sich erst vor ein paar Monaten getrennt und ihr Vater wollte sich jetzt durch einen Besuch von Tochter und Enkeltochter ablenken. Avila fand das gar nicht gut, denn gefühlt würden sich jetzt die Besuchszeiten seiner Schwiegereltern verlängern, da sie nicht mehr im Doppelpack auftraten. Außerdem hatte seine Schwiegermutter den mürrischen Katalanen immer gut im Griff gehabt. Oriol alleine ohne sie, das würde eine Herausforderung. Eine dringende Morduntersuchung wäre die einzige Entschuldigung, die Avila vor Leticia vorbringen konnte, um nicht zu Hause zu sein.
»Mônica, hast du diesen Mann schon einmal gesehen?« Vasconcellos hielt der Maronenverkäuferin ein Foto des Toten hin.
Diese blickte flüchtig auf das Foto, bevor sie sich wieder ihrer Tätigkeit, dem Verteilen der Maronen auf dem großen Rost, widmete. Das Quietschen, das der metallene Pfannenwender beim Schaben über den Rost machte, verursachte Vasconcellos eine Gänsehaut.
»Ist das der Tote, den ihr heute Morgen aus dem Wasser gefischt habt? Ich habe mich schon gefragt, wann du bei mir auftauchst.«
»Ja, das ist er. Also, kommt er dir bekannt vor?«
»Kann schon sein. Sportliche Figur, braun gebrannt, aber wahrscheinlich kein Einheimischer?«, fragte die stämmige Maronenverkäuferin nach.
Vasconcellos nickte.
»Der ist ein paar Mal morgens schwimmen gegangen.«
»Ist er gleich hier eingestiegen?«
»Glaube ich nicht. Ich habe ihn vor ein paar Tagen nur in einer Badehose oben an der Rampa do Forte gesehen, als ich von der Rua de Santa Maria runter zur Promenade ging. Ich war auf dem Weg zu meinem Stand und wollte die Promenade mal ohne Touristen erleben.«
»In Badehose? Nicht in Straßenkleidung?«
»Nein«, sagte Mônica entschieden. »Er lief in Badehose mit Handtuch direkt an mir vorbei zu dem Strandabschnitt Praia de São Tiago. Ging dort die Stufen runter und ab in den Atlantik.« Sie wischte sich mit dem Zipfel ihrer nicht mehr ganz so sauberen Schürze über die Stirn. Maronenrösten war ein schweißtreibendes Geschäft.
»Wenn wir Glück haben, kam er aus einem der kleineren Hotels hinter der Rua de Santa Maria. Im schlechtesten Fall hat er dort eine Ferienwohnung gehabt, dann werden wir lange suchen. Weißt du, wann du ihn das erste Mal gesehen hast?«
»Letzten Freitag«, kam es bestimmt von Mônica, die wieder mit dem Pfannenwender über den Rost schabte. Vasconcellos musste sich beherrschen, um ihr nicht dieses Folterinstrument zu entreißen. Er versuchte, sich auf die Befragung zu konzentrieren.
»Bist du sicher?«
»Ja, ich habe mich noch gewundert, wer verrückt genug ist, bei dieser Kälte am frühen Morgen in den Atlantik zu springen. Dachte, das kann nur ein dämlicher Tourist sein. Ein Portugiese kommt doch nicht auf die Idee, bei unter zwölf Grad schwimmen zu gehen.«
»Hast du vielleicht doch gesehen, ob er aus einem Hotel kam?«
»Nein, aber in einem Hotel sollte es auffallen, wenn ein Gast fehlt, oder? Das muss ich dir doch nicht erzählen, Ernesto?« Mônica widmete sich erneut mit schrillem Quietschen ihren Maronen. »Vielleicht hat ja David noch etwas gesehen.« Sie zeigte mit dem Pfannenwender auf einen jungen Portugiesen mit schlabbrigem T-Shirt und Sporthose, der gerade seinen Coffeeshop in einem dreirädrigen Mini-Van direkt neben ihr öffnete. »Willst du noch ein paar Maronen haben, bevor du gehst?« Ohne seine Antwort abzuwarten, schüttete sie jetzt heiße Maronen in eine kleine Papiertüte und hielt sie ihm hin. Wie immer wechselte dabei eine mehr als großzügige Bezahlung für die Maronen den Besitzer und Vasconcellos schlenderte hinüber zu David.
Dieser konnte Mônicas Beobachtungen leider nicht bestätigen. Ihm war der Mann vorher nicht aufgefallen. Vasconcellos griff zum Mobiltelefon, um Baroso als Nächstes in die Hotels am Ende der Promenade und in Richtung Rua de Santa Maria zur Befragung zu schicken.
Langsam floss der dunkelbraune Espresso in die Tasse. Als der Strahl langsam heller wurde, drückte Avila auf den Knopf, um die Maschine zu stoppen. Ein verwässerter Bica war nicht nach seinem Geschmack. Als er auf seinem zerschlissenen Sessel, seinem »Denkstuhl«, wie er ihn nannte, saß und langsam den Zucker in der Tasse umrührte, beglückwünschte er sich im Stillen mal wieder, dass er sich den Luxus der Espressomaschine für sein altes Büro gegönnt hatte.
Er wollte gerade zum ersten Schluck ansetzen, als es an der Tür klopfte und Vasconcellos seinen Kopf mit den dunklen, halblangen Haaren hineinsteckte. Wann wird sich der Junge endlich einen anständigen Haarschnitt gönnen? Mich würden die langen Haare verrückt machen, wenn sie mir immer in die Augen fallen.
»Chef, Baroso und ich haben Neuigkeiten.«
»Kommt rein, macht euch einen Bica oder Galao und setzt euch«, winkte Avila die zwei in sein Büro, das als einziges im Haus nicht mit neumodischen Möbeln verunstaltet war, wie er es nannte. Bei ihm gab es zusammengewürfelte alte Stühle und seinen bequemen mit grauem Cord bezogenen Sessel. Wann immer es möglich war, ließ er Besprechungen hier stattfinden anstatt in einem der kalten Besprechungsräume.
»Also, schießt los. Was habt ihr?«, begann Avila die Besprechung, nachdem alle mit Getränken versorgt waren.
»Zunächst solltest du hören, was Baroso herausgefunden hat.« Vasconcellos nickte dem jungen Polizisten aufmunternd zu.
Dieser versuchte, mit einer Hand sein Glas mit dem Milchkaffee zu balancieren, während er gleichzeitig in seinen Aufzeichnungen blätterte. Avila zog die Augenbrauen hoch und seine Hand zuckte in Richtung der Taschentücher, die auf seinem Schreibtisch lagen. Die würde Baroso gleich brauchen, wenn er so weitermachte.
Aber die goldbraune Flüssigkeit blieb wie durch ein Wunder im Glas und der Aspirante hatte endlich die entscheidende Stelle in seinen Notizen gefunden.
»Die Befragung der Empfangschefin vom Hotel Vista de Mare – Moment, den Namen habe ich gleich …«, das Glas neigte sich gefährlich zur Seite, »Sylvia Berloz, hat einen Hinweis auf den Toten ergeben: Es handelt sich um einen Gast des Hotels, Karsten Windisch. Die Spurensicherung ist jetzt in seinem Hotelzimmer.«
Avila schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel.
»Großartige Arbeit! Das habe ich so schnell nicht erwartet!« Baroso bekam vor Freude über das Lob einen roten Kopf. »Was hast du noch?«
»Er hat letzten Sonntag im Hotel eingecheckt.«
»Sonst noch etwas?«
»Ja, Senhora Berloz meinte, der Gast habe wohl ein Alkoholproblem gehabt. Zumindest gab es Beschwerden von anderen Gästen wegen …« Baroso starrte in die Aufzeichnungen, »›unziemlichen Verhaltens‹ gegeben.«
»Unziemlich? Was soll das heißen?«
»Das konnte sie nicht genau sagen, da sie es nicht beobachtet hat. Ich habe sie gebeten, bei den Gästen nachzufragen.«
»Gut. Wenn er Alkoholprobleme hatte, wird Doutora Souza das feststellen können. Dann war deine Idee, dass er alkoholisiert schwimmen gegangen ist, wahrscheinlich korrekt, Baroso!«
Barosos pausbäckiges Gesicht fing an zu strahlen. Avila fuhr fort.
»Wissen wir schon, ob er Verwandte hier hat? Frau, Kinder?« Er hasste es, Familienangehörigen eine Todesnachricht zu überbringen. Aber das musste so schnell wie möglich geschehen. Niemand sollte im Unklaren über das Schicksal des Partners oder Kindes bleiben.
Baroso schüttelte den Kopf. »Wir warten auf einen Rückruf der österreichischen Botschaft in Lissabon. Die Dame dort hat mir versprochen, sie würde sich sofort darum kümmern und sich melden, sobald sie mehr weiß.«
Avila seufzte. »Dann konzentrieren wir uns solange auf das Hotel und versuchen herauszufinden, wann er nach Madeira gekommen ist. Hast du schon Kontakt mit den Kollegen vom Flughafen aufgenommen?«
»Ja, aber am Sonntag ist Herr Windisch auf keiner Maschine gewesen, die in Funchal angekommen ist.«
»Dann weitet die Suche auf die ganze letzte Woche aus! Wer sagt denn, dass er nicht vorher in einem anderen Hotel oder sonst wo auf der Insel war?«
Vasconcellos mischte sich ein.
»Wir waren ursprünglich auf die Hotels östlich der Seilbahn gekommen, weil einer meiner Informanten behauptet hat, ihn am Freitag an der Praia de São Tiago bemerkt zu haben. Also zwei Tage bevor er im ›Vista de Mare‹ eingecheckt hat.«
»Entweder hat sich dein Informant geirrt und es gibt noch mehr verrückte Touristen, die bei der Kälte schwimmen gehen. Oder ich habe recht und dieser Windisch war tatsächlich noch in einem anderen Hotel. Überprüfst du das bitte?«
»Wird gemacht, Chef.« Ernesto stellte seinen Espresso beiseite und erhob sich.
»Bevor du verschwindest: Ich bin in einer Stunde bei der Doutora in der Gerichtsmedizin. Danach möchte ich, dass wir uns wieder treffen und zusammentragen, was wir bis dahin haben. Um 18 Uhr hier im Büro. Tudo bem?«
»In Ordnung.« Baroso und Vasconcellos ließen Avila allein.
Soll ich noch einen Espresso trinken, bevor es in die Gerichtsmedizin geht? Oder schlägt mir das zu sehr auf den Magen? Avila schüttelte den Kopf. Das wäre keine gute Idee. Schon bei dem Gedanken an die Gerüche, die ihn gleich erwarteten, merkte er, wie die Säure des Kaffees in seinem Magen rumorte.
»Entre! Herein!«
»Doutora, es tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin«, fing Avila an, als er das schlichte Büro der Gerichtsmedizinerin in der Médico-Legal e Forense da Madeira betrat. Er fröstelte. Das lag weniger an den für Madeira-Verhältnisse frostigen 13 Grad Außentemperatur als an der Befürchtung, von der Doutora vor eine geöffnete Leiche gezerrt zu werden. Er hatte extra getrödelt in der Hoffnung, dass die Leichenschau bereits abgeschlossen wäre, wenn er ankam.
»Comissário! Ich bitte Sie! Wir beide wissen doch ganz genau, dass es Ihnen nicht leidtut, weil Sie so die Begegnung mit meinen Toten vermeiden.« Doutora Souza lachte ihr tiefes, kehliges Lachen und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
»Sie haben Glück, dass wir im Moment eine ruhige Zeit haben. Der Bericht ist schon fertig.« Sie klopfte auf die dünne Mappe, die vor ihr lag. »Aber wie ich Sie kenne, wollen Sie eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte haben. Möchten Sie noch einen Galao oder Bica zu meinen Ausführungen?«
»Obrigado, sehr gerne einen Bica.« Jetzt, wo er wusste, dass er nicht in den Sektionssaal musste, stand einem weiteren Kaffee nichts mehr im Wege.
Während er den Zucker in seinem Espresso verrührte, fing die Doutora mit ihren Ausführungen an: »Wie ich schon am Hafen ausgeführt habe, deuten die äußeren Anzeichen auf ›Tod durch Ertrinken‹. Der Tote weist eine deutliche Schaumpilzbildung an Mund und Nase auf. Die Untersuchung von Lunge und Atemwegen bei der Obduktion haben dies noch mal bestätigt: Es konnte eine Lungenballonierung nachgewiesen werden.«
»Lungenballonierung?«
»Die Lungen waren aufgebläht. Außerdem habe ich die typischen Abdrücke von Rippen an der Lunge gefunden, die sich durch die fehlende Elastizität nicht mehr zurückbilden.«
Avila versuchte krampfhaft, sich das nicht zu genau vorzustellen. »Können Sie etwas zu dem Todeszeitpunkt sagen?«
»Sie wissen sicher, dass dies bei Wasserleichen schwieriger ist.«
Avila nickte, diese Antwort hatte er befürchtet.
»Aufgrund der Waschhautbildung an Händen und Füßen und den derzeitigen Wassertemperaturen muss die Leiche schätzungsweise sechs bis acht Stunden im Wasser gelegen haben, bevor sie geborgen wurde. Viel länger wahrscheinlich nicht, da die Nägel noch nicht gelockert sind oder es zu anderen Auflösungserscheinungen gekommen ist.«
Avila starrte in seinen Kaffee. So langsam verging ihm die Lust darauf. Souza fuhr fort.
»Die Abschürfungen an den Extremitäten sind aufgrund der starken Strömung und des damit verbundenen Kontaktes der Leiche mit dem Gewässerboden und der Strandbefestigungen zu erklären. Der Mageninhalt der Leiche lässt darauf schließen, dass der Tote gestern Abend eine Mahlzeit eingenommen hat.«
Avila rechnete im Kopf.
»Sie sagen also, dass der Tod irgendwann zwischen gestern Abend und den frühen Morgenstunden, circa bis drei Uhr früh, eingetreten ist?«
»Ja, sagen wir, zwischen 22 Uhr gestern Abend und drei Uhr heute früh. Weiter möchte ich mich aber nicht festlegen.«
»Das hilft uns schon sehr, Doutora.« Avila machte Anstalten, aufzustehen.
»Moment, Comissário, da ist noch etwas!«
Avila ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen.
»Mir ist aufgefallen, dass die Pupillen des Toten stark geweitet waren. Bevor Sie fragen: Ja, die Pupillen weiten sich bei Toten immer etwas. Aber dies schien mir doch auffällig. Dies hat mich veranlasst, noch ein toxikologisches Gutachten in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse werden aber auf sich warten lassen.«
»Sie meinen, er könnte unter Drogen gestanden haben?« Avila fielen wieder die Beobachtungen der Hotelgäste ein. »Kann es sein, dass der Tote ein Alkoholproblem hatte?«
»Das eher nicht. Die Leber weist keine krankhaften Veränderungen auf. Der Blutalkoholgehalt war auch nicht besonders auffällig. Wahrscheinlich hatte er ein oder zwei Gläser zum Essen. Aber die Pupillen … Wir werden sehen, was das Drogenscreening und das toxikologische Gutachten ergeben. Wie kommen Sie darauf?«
»Gäste des Hotels, in dem der Tote abgestiegen war, haben ein ›unziemliches Verhalten‹ bemerkt.«
»Unziemlich? Das kann viel bedeuten. Könnte auch heißen, er hat sich Frauen mit aufs Zimmer genommen. Etwas Genaueres haben Sie nicht für mich, Comissário?«
Avila schüttelte den Kopf.
»Bisher nicht. Aber Baroso ist an der Sache dran. Schließen Sie nun Fremdverschulden aus, Doutora?«
»Es gibt keine Anzeichen. Alles andere ist Ihr Gebiet, Comissário.«
Anderthalb Stunden später teilte Avila seinen Leuten die neuen Erkenntnisse mit.
»Das klingt wirklich nicht nach einem Fall für uns, oder?«, fasste Vasconcellos trocken zusammen. »Eher nach einem Touristen, der sich unter Drogeneinfluss überschätzt hat und bei einem nächtlichen Badeausflug ertrunken ist.«
Avila seufzte. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als der Wolf, der »Director de Departemento« André Lobo, das Büro betrat.
Wie immer verschwendete er keine Zeit mit einer Begrüßung, sondern kam gleich zum Punkt: »Wie ich höre, ist unser toter Tourist kein Fall für die Mordkommission? Tod durch Ertrinken heißt es?«
Avila nickte. Bevor er zu einer Erklärung ausholen konnte, fuhr sein Chef bestimmt fort: »Ich erwarte, dass dies so an die Presse kommuniziert wird. Es muss deutlich werden, dass es ein Unfall war. Keine Spekulationen über Mord, nur weil Sie mit Ihrer Mannschaft vor Ort waren, verstanden? Wieso waren Sie überhaupt so schnell am Hafen und haben nicht erst abgewartet, was Doutora Souza dazu zu sagen hat?« Der Wolf musterte Avila mit gerunzelter Stirn.
Es war Vasconcellos, der dem Comissário zu Hilfe kam.
»Wir befanden uns auf dem Weg zu einer Besprechung, als der Anruf des Advogado kam. Da es dem Comissário wichtig schien, unsere enge Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der Rechtsprechung deutlich zu machen, haben wir sofort die Gelegenheit genutzt und sind runter zum Hafen.«
»So, so. Besprechung … enge Zusammenarbeit. Ich lasse das mal so stehen, weil wir das für die Presse verwenden können. Aber glauben Sie nicht, Vasconcellos, dass ich nicht zwischen den Zeilen lese …«
»Wir warten noch auf den toxikologischen Bericht«, warf Avila ein.
»Und auf was genau warten wir da?« Ein weiteres kritisches Lüften der wölfischen Augenbrauen.
»Doutora Souza ist der Meinung, dass der Tote unter Drogeneinfluss stand.«
»Das gefällt mir nicht. Drogentote auf Madeira ist eine Schlagzeile, die wir nicht lesen möchten. Halten Sie das aus der Presse heraus!«, knurrte der Wolf.
»Wir werden es nur in unserem internen Bericht verwenden.«
»Gut, schließen Sie das Thema schnellstmöglich ab. Ist die Mitteilung an die Presse schon fertig?«
Avila merkte, wie ihm heiß wurde. Das Thema vergaß er zu gerne.
»Der Comissário hat mich bereits angewiesen, eine kurze Mitteilung zu erstellen. Sie haben sie in einer halben Stunde auf dem Schreibtisch zur Freigabe.« Wieder kam die Hilfe von Vasconcellos. Diese Antwort schien dem Wolf zu genügen. Ohne ein weiteres Wort fiel die Tür hinter dem Director ins Schloss.
»Danke, Ernesto«, sagte Avila schlicht, als der Wolf verschwunden war.
»Wieso, was war denn?« Vasconcellos grinste. »Baroso und ich haben heute Vormittag genau gehört, dass du die Pressemitteilung in Auftrag gegeben hast. Willst du sie noch einmal sehen, bevor ich sie dem Wolf bringe?«
»Nein, das brauche ich nicht. Ich vertraue dir voll und ganz.«
»Danke. Du hattest übrigens recht, dass unser Herr Windisch früher auf Madeira angekommen ist. Er ist bereits letzten Dienstag mit Air Portugal von Wien über Lissabon geflogen.«
»Wissen wir schon, wo er abgestiegen war?«, fragte Avila weiter.
Baroso räusperte sich und begann, aus seinen Notizen vorzulesen: »Die ersten zwei Nächte hat er in einem Hotel in Garajau verbracht. Danach war er zwei Tage in einem Hotel in Funchal oberhalb des Forte de São Tiago, des alten Forts östlich der Seilbahn. Dort muss ihn die Informantin des Subcomissários gesehen haben. Als Nächstes checkte er noch zwei Nächte in einer Quinta in der Nähe von Câmara de Lobos ein, bevor er dann ins Hotel Vista de Mare kam.«
»Das ist doch eher ungewöhnlich. Immer zwei Übernachtungen pro Hotel. Warum hat er so oft gewechselt?«
»Zumindest hat es nicht daran gelegen, dass ihm eine Unterkunft nicht gefallen hat und er vor Ort neue Hotels suchte. Alle Übernachtungen wurden von ihm bereits einen Monat im Voraus gebucht«, beeilte sich Baroso zu sagen.
»Nun gut. Vielleicht seine Art, Madeira zu erkunden. Obwohl ich mir dann noch eine Bleibe im Norden ausgesucht hätte und nicht nur Unterkünfte an der Südküste.« Avila zuckte mit den Schultern. »Hat die Durchsuchung seines Hotelzimmers etwas ergeben?«
»Nein, nichts. Keine aufputschenden Mittel oder Medikamente. Ein paar Anziehsachen.«
»Fehlt etwas?« Avila blickte Vasconcellos an.
»Was meinst du damit, Chef?«
»Was ist mit Wertsachen? Habt ihr ein Mobiltelefon, vielleicht einen Laptop oder so gefunden?«
»Fehlanzeige. Im Safe waren ein Flugticket, ein Reisepass, eine Geldbörse, aber keinerlei elektronische Geräte.«
»Ist das normal? Ich frage mich … Was genau hat die Verkäuferin gesagt? Sie hat ihn in Badekleidung zum Strand gehen sehen, richtig? Warum haben wir ihn in einer Unterhose gefunden? Ist er spontan geschwommen und wir müssen noch seine Anziehsachen finden? Apropos. Was ist mit diesem Sargento und seinem Polizeihund? Vasconcellos, gibt es eine Rückmeldung?«
»Ich habe vor ein paar Stunden mit ihm telefoniert, da war er auf dem Weg zu Dona Katia, wegen einer ›Riechprobe‹, wie er es nannte. Danach wollte er mit seiner Beamtin zurück an die Promenade. Ich warte jetzt auf seinen Anruf.«
»Gut. Bis dahin werden wir die Angehörigen benachrichtigen und das Gutachten von der Doutora abwarten. Wenn es sich um Drogen handelt, übergeben wir an unser Drogendezernat. Im Moment sieht es so aus, als wandert der Fall für uns zu den Akten.