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Die Hexe ist tot. Endlich konnte Lucy ihren Traummann für sich beanspruchen, ohne Sorge weiterer Angriffe zu fürchten. Zwei Jahre später. Valerie ist sauer auf ihren besten Freund, da er sich an ihre jüngere Cousine rangeschmissen hatte, die zu Besuch kam. Wie konnte er nur? Sie hatte ihn doch davor gewarnt, dass Sina eine regelrechte Klette war und tierisch eifersüchtig auf jede andere Person war, auch auf ihre eigene Cousine, die nun man sie selbst war. Nie im Leben würde Sina zulassen, dass Valerie und Julius sich weiterhin trafen. Diesen Zahn musste sie ihr also schnell ziehen. Dumm nur, dass Sina dann erst recht intrigant reagierte und sich bei Valeries Mutter ausheulte. So hatte Valerie ihren Schlichtungsversuch nicht vorgestellt, denn alle waren nun böse auf sie. Nur Julius war fein raus und feixte sich eins. Dieser Idiot! Also erneut Wogen glätten und ab zum Strand. Doch auch da sollte alles anders kommen, wie Valerie dachte. Nicht nur der heiße Typ im Wasser lenkte sie von all dem Ärger ab, auch die Unterwasser Strömung, die sie mit sich riss, ein heißer Kuss, und Lichtbälle, die auf sie gefeuert wurden, machten den Tag unvergessen. Zudem stolperte sie ab dem Moment in eine Welt, die sie bisher für unwirklich gehalten hatte und die ihr zukünftiges selbst verändern würde.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Impressum
Zwei Jahre sind mittlerweile seit der großen Schlacht mit Jessica und ihren Schergen vergangen. Zwei Jahre in denen bei uns viel passiert ist.
Rückblick: Hinter einer Baumgruppe versteckt, musste ich dabei zusehen, wie meine Familie von mir Abschied nahm. Sie beugten sich ein letztes Mal über den Sarg, bevor er in die Erde abgelassen wurde und versuchten krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken. Es sollte ihnen nicht gelingen. Weder meinen Eltern, meiner Oma, meinem Onkel, noch meiner Schwester. Sie alle weinten bittere Tränen am Grab und nahmen von mir Abschied. Erst vor einer Woche fanden Polizisten meine Leiche und übergaben sie meiner Familie.
Seufzend kuschelte ich mich zu der Zeit in Robins Arme und ließ mich von ihm trösten. Erst eine Woche zuvor hatte ich damals Jessica erschossen. Sie war nun endgültig aus dem Leben ausgelöscht worden und würde uns niemals wieder Probleme verursachen. Doch gerade erst, hatte ich mich mit dem Thema angefreundet, dass sie nicht mehr lebte, da rasten wir schon in die Realität zurück. Ich galt nach wie vor als entführt. Mein Lehrer, Freund und Liebhaber galt als mein Entführer, und jeder wusste dies. Ich hatte mich damals entscheiden müssen, entweder zurück zu meiner Familie zu gehen oder bei Robin zu bleiben. Naja, ich hatte mich für Robin entschieden. Er war schließlich mein Traummann, gerade nachdem wir all diese Grausamkeiten durchleben mussten, hatte ich keinen Nerv darauf meiner Familie dies alles zu erklären. Ich wollte mit Robin ungestört die Ewigkeit zusammenbleiben und unser Glück auskosten.
„Der Schmerz geht irgendwann vorbei.“ flüsterte Steve mir damals zu. Brüderlich hatte er seine Hand auf meine Schulter gelegt und zugedrückt. Er wusste selbst wie schwer Abschied nehmen war, daher verstand er mich auch so gut. Aber nicht nur er. Die Zwillinge Robin und Matt verstanden mich auch zu gut. Alle drei hatten ihre Eltern in frühen Jahren verloren. Ich hatte zumindest das Glück, dass ich sie bis ins Erwachsenenalter an meiner Seite hatte. Doch nun hieß es innerlich mit ihnen Abschied nehmen.
Traurig, als mein Sarg herabgelassen wurde, fragte ich die Jungs damals „Können wir gehen?“ Ich konnte es zu der Zeit nicht mehr ertragen, wie meine Eltern herzzerreißend vor meinem Grab standen, zusahen wie ich bestattet wurde, und zugleich zuhören musste, wie der Pfarrer irgendwelches Zeug über mich quatschte, was eigentlich niemand hören wollte.
„Ja, natürlich Schatz.“ hatte Robin ebenso bedrückt geflüstert, und mir seine Lippen auf meine Stirn gedrückt. Dann führte er uns alle weg vom Friedhof. Da wir eh hinter den Bäumen standen, die uns reichlich Sichtschutz gaben, mussten wir nicht aufpassen, dass uns jemand sah.
„Was denkst du, wird irgendjemand jemals dahinterkommen?“ hatte Matt leise seinen Bruder gefragt. Die beiden waren sich zu der Zeit wirklich nah gekommen. Schlussendlich konnte ich sogar sagen, dass die beiden sich endlich, wie normale Brüder benahmen. Das war auch wohl bitter nötig, bei der Vergangenheit, die sie durchlebt hatten!
„Außer uns weiß niemand von Jessicas Tot und das ihre verzauberte Leiche gerade unter den Namen Lucy begraben wird.“ hatte ich Robin flüstern hören und schwor mir, niemals wieder würde ich hier her zurückkehren. Niemals wieder würde ich meine Familie sehen, und niemals wieder sollte ich einen Gedanken an meine bewegende Vergangenheit mit Jessica verschwenden sollen!
Das funktionierte auch sehr gut. Zu viert setzten wir uns nach Mexico ab und lebten einige Monate dort. Dann nach Brasilien, wo wir ein Jahr lang blieben. Aber schließlich kehrten wir in unsere Gefilde wieder zurück, da keinem von uns die tropensonne zusagte.
Matt und Robin näherten sich sogar so gut an, dass die eine eigene Wachschutz Firma gründeten, die richtig gut lief. Mit Steve an ihrer Seite, waren sie ein unschlagbares Team, was den heimlichen Vorteil der Magie besaß. Ich dagegen kellnerte mal hier und mal da und fand den Beruf als Bardame richtig toll.
Wutentbrannt sah ich zu meinem besten Freund herüber und wusste im ersten Moment echt nicht, was ich dazu sagen sollte. Er hatte sich in letzter Zeit massenhaft Schabernack erlaubt. Hatte viel zu viel dummes und idiotisches Zeug angestellt. Hatte ganz bestimmt auch irgendwelche Dinge getan, von denen ich noch nicht einmal etwas ahnte, ... doch das gerade, brachte das Fass zum Überlaufen.
„Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?“ schrie ich ihn vorwurfsvoll an und schlug Julius, da er größer als ich war, gegen seinen Arm. Allen anderen wäre er jetzt böse gewesen, aber nicht mir, schließlich war ich seine beste Freundin.
Schmunzelnd blickte er zu mir herunter. „Ach, komm schon, süße Valerie. Sei nicht so. Es war doch nur Sina!“ grinste er mich charmant an und pflanzte sich einfach frech auf meine Couch, obwohl ich noch nicht fertig mit ihm war.
Mein böser Blick, der auf ihn gerichtet war, wurde regelrecht missachtet. Er wollte ihn einfach nicht sehen. Dieser Trottel! „Aber sie ist meine Cousine, verdammt! Ich habe dir von Anfang an erzählt, dass du dich von Sina fernhalten sollst!“ schrie ich ihn aus vollem Leib an. Ich wusste ja schon länger, dass Julius ein regelrechter Schwerenöter und angehender Playboy war, der bereits etliche junge Frauen der Reihe nach aufriss und flachlegte. Damit hatte ich auch kein Problem. Ich war nur seine beste Freundin, nicht seine feste Freundin. Und mal im Ernst, ich wollte mich auch gar nicht auf ihn einlassen. Schließlich konnte man nicht sicher sein, in wem er schon alles dringesteckt hatte. Es war schließlich allein seine Sache, was er mit wem anstellte und was nicht. Das ging mich nichts an. Aber ausgerechnet bei meiner Cousine Sina? Wie blöd konnte er eigentlich sein?
„Ja, ... da war was. … Hab dir scheinbar nicht zugehört. Sorry Süße. Wieso regst du dich überhaupt so auf? Bist du etwa eifersüchtig?“ grinsend er mir süffisant zwinkerte zu.
Schnaubend zeigte ich ihn den Vogel und stampfte wütend in meinem kleinen Zimmer hin und her. Es war einfach nicht zu fassen? Da kam meine Cousine mal nur für ein Wochenende zu uns zu besuch, ich warnte Julius vor ihr, und dennoch flirtete er mit ihr und lud sie auch noch zu einem Date ein. Idiot! „Hättest du mir vor Tagen zugehört, dann wüsstest du es!“ giftete ich fuchsteufelswild. „Sina ist ... sie ist ... Ach verdammt, Sina ist einfach anders als andere Mädchen. Sie verliebt sich zu schnell in jemanden, und wenn sich denn mal ein Typ für sie interessiert, wird er sie nicht mehr los. Wie eine Klette wird sie dann. ... Ich meine, du kannst sie ruhig Flachlegen, wenn es dich glücklich macht, aber denk nicht, dass es bei der einen Nacht bleiben wird. Sie wird dich Stalkern, dich überall hin verfolgen, und, was der wichtigste Punkt ist, sie wird mich nach dir tagtäglich ausfragen, weil du, wie wir ja alle wissen, dich nicht mehr bei ihr melden wirst. Sie wird mich hassen, weil sie denken wird, dass wir beide etwas miteinander am Laufen haben. Und falls sie dich mit irgendeiner deiner anderen Tussen sehen wird, wird sie dir sowas von einer Szene machen, das dir hören und sehen vergeht. Sie kann nämlich verdammt eifersüchtig werden! Dass ist das, was ich dir bereits vor Tagen gesagt habe, bis bei dir dein Hirn ausgesetzte!“ erklärte ich ihm ein weiteres Mal böse. Ich hatte ihm das wirklich alles schon einmal erzählt, doch jetzt erst hörte er mir scheinbar richtig zu. Männer!
„Schatz! Ich bin mit deiner Cousine vom Einkaufen zurück. Ich schick sie hoch!“ rief plötzlich meine Mutter von unten.
Julius Augen wurden so groß wie Schallplatten. „Fuck!“ war sein einziges Wort. Mehr hatte er wohl nicht dazu zu sagen.
Zynisch schnaubte ich und blickte ihn nur tadelnd an. Ja, das Theater würde womöglich gleich beginnen. Und das alles nur, weil Männer einen nicht zuhören konnten. „Selbst schuld! ... Ich habe dich gewarnt, aber nein ... sie kommt durch die Tür und sofort schaltet dein Hirn aus und dein Schwanz ein.“ flüsterte ich ihn mehr als wütend zischend an. Wie schon gesagt, es würde auf mich zurückfallen. Am Ende wäre ich wohl eher die angearschte. Abgesehen davon, dass wir zwei verwandt waren und Julius absolut nichts weiter mit ihr zu tun hatte.
„Ah, hör doch auf. So schlimm wird es schon nicht werden.“ winkte Julius belanglos ab und hatte schon wieder sein grinsen aufgesetzt.
Darüber schüttelte ich nur meinen Kopf. Wieso konnte dieser Trottel nie auf mich hören? Die Arme über den Kopf hebend, ließ ich sie frustriert wieder sinken. „Weißt du was? Klär das mit ihr selbst.“ meinte ich biestig und holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Denn draußen auf den Flur, hörte ich bereits ihre Schritte. Eigentlich klangen sie immer federleicht, doch dieses Mal hörten sie sich recht stampfend an.
Plötzlich fuhr Julius hektisch hoch. „Du wirst mir doch helfen, oder?“ fragte er und sah mich dabei flehentlich an. Ich schüttelte demonstrativ den Kopf und verschränkte die Hände vor der Brust. Bitte, flehte er stumm mit den Händen. Aber ich blieb hart. Auch wenn ich es später eh allein ausbaden müsste.
Die Schritte kamen näher. In dem Moment als die Tür aufging, sprang er auf und ich wurde von hinten umarmt. Zudem wurde mir ein federleichter Kuss in den Nacken gedrückt, der mich überrascht zu ihm umdrehen ließ. Überrumpelt schnappte ich nach Luft, wie ich automatisch sachte seine Arme um meine Taille ergriff. Aber viel tiefer, holte Sina Luft, die glaubte, uns in flagranti erwischt zu haben.
„Ehh, ich hoffe, ich störe euch nicht?“ fragte Sina scharf und sah uns beide missachtend an. Ihrem Blick zufolge hatte sie damit ein ziemliches Problem, uns hier gerade erwischt zu haben. Deutlich konnte man ihr die Wut auf uns ansehen. Sina war halt noch nie eine gute Schauspielerin gewesen!
„Oh, ehh nein.“ stotterte ich, als ich mich hektisch nach ihr umsah. „Wir haben nur rumgealbert.“ versuchte ich mich aus der Situation herauszureden. Es war mir zwar egal, was andere über die Freundschaft zwischen Julius und mir dachten, doch hatte ich irgendwie gerade das tiefste Bedürfnis, Julius eine auszuwischen. Daher wandte ich mich eilig von ihm ab und stellte mich neben ihn. Deutlich konnte ich seinen bösen Blick auf mich spüren, der mich innerlich grinsen ließ.
„Ich ... ich wollte eigentlich nur fragen, ob du mit mir zum Strand kommen willst?“ fragte Sina gezielt an mich gerichtet, doch ihr Blick huschte andauernd zu Julius hinüber.
Dies war somit insgeheim eine Frage an ihn gerichtet. Doch dieser Trottel hatte es nicht mal geschnallt und schien sich auch noch zu freuen, dass er nicht gefragt wurde. Na warte, Freundchen!
„Ja klar! Wir wollten eh zum Strand gehen. Oder Julius?“ fragte ich meinen besten Freund breit grinsend und schaute ihn zuckersüß dabei an. Dieser schluckte schwer und bekam erneut große Augen, als er realisierte, dass er nicht so schnell aus der Nummer rauskam, wie gedacht. Ja, ich konnte manchmal schon echt fies sein, aber verdient hatte er es auch! Immerhin hatte er mit diesem Spiel begonnen.
„Oh, super!“ grinste Sina sofort erfreut, klatschte begeistert in ihre Hände und sah sehr glücklich zu Julius hinüber.
Oh man, sie wirkte echt gerade wie ein kleines Kind zu Weihnachten und nicht wie ein sechzehnjähriges Mädchen. ... Na gut, sie war ja grundsätzlich auch nicht zum Aushalten, da musste sie sich ja freuen, wenn sich jemand mal mit ihr freiwillig abgeben wollte. Sina war halt ... eigen. Schon immer.
„Valerie, süße? Hatten wir nicht etwas anderes geplant?“ fragte Julius mich zweifelnd und legte rotzfrech erneut seinen Arm um meine Hüfte, um mich an seine starke Brust zu ziehen. Sein letzter Ausweg scheinbar.
Bei jedem anderen gutaussehenden Kerl, hätte ich ab diesen Moment höchstwahrscheinlich weiche Knie bekommen. Doch nicht bei Julius. Daher drückte ich ihn dezent zurück und sah ihn böse an. „Ich bin deine beste Freundin, nicht dein Flittchen! Also spar es dir ...“ zischte ich böse und streckte ihm meine Zunge raus. Vernahm im gleichen Augenblick jedoch auch das erleichterte ausatmen Sinas, dass nichts zwischen uns beiden läuft.
„Ach!“, empörte sich Sina bitterböse. „Ich bin also ein Flittchen, ja?“ rief sie, ließ ihre Einkaufstaschen fallen und verschränkte die Hände vor der Brust „Na, vielen Dank auch. Von dir hätte ich etwas anderes erwartet!“ rief sie vorwurfsvoll und sah mich wütend an.
Oh Ohh. Da habe ich wohl ihr ausatmen scheinbar falsch interpretiert. Fassungslos, dass Sina solche Schlüsse zog und meinen kleinen Wutausbruch so auffasste, konnte ich sie nur mit offenem Mund anstarren. Julius feixte sich währenddessen einen, denn er war jetzt fein raus. Sina war ja auf mich sauer und ich musste nun damit klarkommen.
„Sina, ... da hast du was falsch verstanden.“ wandte ich eilig ein.
„Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube sogar, dass ich dich sehr gut verstanden habe.“ rief sie aufgebracht und stampfte wütend aus meinem Zimmer heraus.
„Sina, warte ...“ rief ich ihr verzweifelt nach. Aber als ich Julius Lachen hörte, konnte ich nicht anders und schlug ihn kräftig gegen seine Brust. „Das ist deine schuld! … Sina, warte! Wir müssen reden.“ rief ich und lief ihr hinterher. Auf halben Weg blieb ich jedoch stehen und fragte mich selbst, was ich hier gerade veranstaltete. Hallo? Sie war gerade mal seit ein paar Stunden bei uns zu Besuch hier und jetzt war sie auf mich sauer? Nur, weil Julius ihr zu vermitteln versucht hatte, dass ich seine feste Freundin war? Ich hatte nie behauptet, dass sie irgendwas von ihm wollte oder mit ihm zu tun hatte, also wieso regte sie sich so derbe auf?
Gott, Julius hatte sie man gerade mal dazu eingeladen, ihr die Stadt zu zeigen, wie er mir vorhin erzählte. Hatte diese nette Geste denn schon so viel Wirkung auf sie? Und wieso regte ich mich eigentlich so darüber auf? Sollten sie doch selbst zusehen, wie sie das klärten. Warum mischte ich mich eigentlich hier ein? Wer war jetzt hier die Idiotin? Ganz sicher doch ich selbst!
„Was stehst du denn hier herum?“ fragte Julius hinter mir mich amüsiert.
Als ich mich echt angepisst umdrehte und ihn sauer anstarrte, lehnte sich Julius lässig, wie er eben war, gegen den Türrahmen und grinste dumm vor sich hin. Am liebsten hätte ich ihm auf der Stelle irgendetwas gegen seinen Kopf geworfen, um ihm das Grinsen auszutreiben. Warum musste er sich durch meine Hilfe auch immer aus solchen Situationen herauswinden? Konnte er seine Probleme nicht mal allein regeln? „Halt doch die Klappe! ... Du hast mit Sina geflirtet, also denkt sie, dass du auf sie stehst! Und jetzt soll ich mich dafür entschuldigen, nur weil sie gleich davon ausgeht, dass ihr beide zusammen seid, oder wie?“ fauchte ich und schüttelte meinen Kopf. Nein, das haute nicht hin ... Das ganze Streitthema ergab plötzlich gar keinen Sinn mehr.
„Valerie?!“ rief meine Mom auf einmal scharf. Erschrocken drehte ich mich herum und starrte genau in die zwei vorwurfsvollen Augen meiner Mom. Auf halber Treppe stand sie und sah böse zu mir auf. Eine zutiefst traurige Sina stand hinter ihr.
Oh man, war sie jetzt auch noch Petzen gegangen?
„Mom!“ rief ich abwehrend und zog Julius vom Türrahmen weg. „Ich werde mich nicht für seine unsinnigen Spielereien entschuldigen!“ An meine Cousine gewandt, sagte ich „Sina, hier ist Julius. Klär das mit ihm selbst! Ich gehe jetzt meine Strandsachen packen und dann können wir meinetwegen losgehen.“ gab ich entschlossen von mir und ging in mein Zimmer hinein.
Julius aber legte seinen Arm blitzschnell um meine Taille und zog mich zu ihm. „Bitte lass mich nicht mit ihr allein zurück. Ja, wir haben heimlich geknutscht, aber bitte hilf mir.“ flüsterte er flehentlich in mein Ohr.
Von außen musste auch diese kleine Geste sehr intim auf Sina gewirkt haben, denn ich hörte sie leise schluchzen. Fest sah ich Julius in die Augen und flüsterte zischend zurück „Dafür bist du mir was schuldig!“ Eigentlich wollte ich es streng rüberbringen, doch die ersten Worte reichten ihm bereits aus und er strahlte mich breit und äußerst zufrieden an. Da konnte ich ihm wieder einmal nicht sauer sein und lächelte ihn, so blöd wie ich war, zurück an. Er war nun mal mein bester Freund und ich konnte Julius einfach nie auf Dauer sauer sein. Egal was er tat.
„Danke.“ flüsterte er erleichtert und schenkte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, so wie er es schon etliche Male zuvor getan hatte.
„Lass das!“ lachte ich auf und benahm mich wie ein verliebtes Schulmädchen. Oh man, Sina musste echt denken wir wären zusammen. „Und ja, ich denke an deine Badehose, die du letztens bei mir hast liegen lassen. Das brauchtest du mir nicht extra zu sagen. Die hätte ich schon nicht vergessen.“ lachte ich erneut verliebt laut auf.
Zum Glück kapierte er recht schnell. Er sah mich ebenfalls verliebt an und flirtete wie verrückt mit mir. „Danke, Baby! Lieb von dir. Wir sehen uns dann gleich. Beeil dich!“ setzte er immer noch einen obendrauf. Manchmal war ich mir wirklich nicht sicher, wenn wir diese Masche abzogen, ob da nicht doch etwas mehr zwischen uns war als nur bloße rum Blödelei.
Eilig, da ich nicht mehr die traurige Sina sehen wollte, lief ich in mein Zimmer zurück. Da ich wusste, dass Julius gerne mal, ohne anzukündigen in mein Zimmer hineinspazierte, als würde er hier wohnen, schloss ich lieber die Tür ab, bevor ich mir meinen Bikini anzog. Dann noch mein weißes Sommerkleid drüber und schon war ich Strandfertig. Genauso eilig wie zuvor, schnappte ich mir Julius bereits gepackte Tasche und meine eigene, da wir heute wirklich zum Strand wollten, bevor Sina aufgetaucht war. Eigentlich hatten wir auch vorgehabt schon längst dort zu sein. Doch Julius hatte ja mit Sina zu tun gehabt.
Ich konnte es nur immer wieder betonen … dieser Trottel!
Aber ich war auch ein Trottel. Schließlich machte ich da auch noch mit und bewahrte ihn vor reichlich Unheil. ... Unheil was jederzeit über mich einstürzen konnte, ich dumme Nuss!
Als ich mit beiden Taschen aus meinem Zimmer spazierte, sah ich keinen mehr auf dem Gang. Noch nicht mal von der Treppe her hörte ich Geräusche, jedoch mehrere Stimmen drangen von unten durch das Haus. Sie waren scheinbar ins Wohnzimmer gegangen. Zügig, damit ich sichergehen konnte, dass Julius nicht eine weitere Untat anrichtete, ging ich also zu ihnen nach unten. „So, wir können los.“ informierte ich alle, nachdem ich sie erreicht hatte.
Julius sprang sofort begeistert auf und kam zu mir. Sina trippelte traurig hinter ihm her, also drehte ich mich zum Gehen. „Ich wünsche euch viel Spaß.“ rief meine Mom uns hinterher, doch an ihrer Stimme konnte ich erahnen, dass sie sauer war.
Etwa auf mich? Ja gut, ich hatte meine Cousine eben zum Heulen gebracht und das bereits am ersten Tag nachdem sie hier angekommen war. ... Große Klasse! Warum gab sie mir die Schuld? Es war doch Julius, der das verbockt hatte!
„Danke, Tante Maggie!“ sagte Sina unglücklich. Sie hatte scheinbar in Zwischenzeit ebenfalls ihre Tasche gepackt und schulterte sie im Gehen.
Zusammen machten wir uns auf zum Strand. Nur wenige Minuten zu Fuß und peinlichem Schweigen später, waren wir auch schon am wunderschönen Sandstrand angelangt.
Ich liebte den Strand. Den weichen Sand, unter meinen Füßen, das klare Wasser, in welches man am liebsten sofort reinspringen wollte, und dazu, die absolute Ruhe hier. Julius und ich hatten vor zwei Jahren durch Zufall eine ruhigere Ecke des langen Sandstrandes entdeckt. Hier kamen selten irgendwelche Leute hin und ringsherum befanden sich große Steine, wo man prima klettern konnte. Es war einfach nur wunderschön hier.
„Wow!“ sagte Sina voller erstaunen, ließ ihre Tasche fallen und starrte begeistert auf das große, weite Meer. Für sie war das wohl wieder mal neu, schließlich kam sie aus einer Großstadt und fühlte sich jedes Mal aufs Neue so überrumpelt, was das Meer anging. Würde ich wohl auch sein, wenn ich es so selten zu sehen bekam. Immerhin kam sie nur alle zwei Jahre für ein bis zwei Tage vorbei. Da blieb uns nicht immer die Zeit für einen Strandspaziergang.
„Heute haben wir wohl eher keine Ruhe hier, Süße!“ meinte Julius zu mir halb knurrend. Überrascht sah ich zu ihm, denn die Tonart in seiner Stimme kannte ich ja gar nicht. Doch schon im nächsten Moment hörte ich ein lautes weibliches Lachen und sah verwundert in die Richtung, in die Julius ebenfalls blickte. Nur war seine Miene nicht neugieriger Natur, sondern viel mehr verdrießlicher.
Er hatte recht. Wenige Meter von uns entfernt, am Rande, wo man sie kaum entdeckte, wenn sie nicht gerade laut lachten, lagen vier Personen im Sand und unterhielten sich belustigt. Eine Frau und drei Kerle, die verdammt gut aussahen, stellte ich fest. Beruhigend an Julius gewandt, meinte ich „Ist doch egal. Wenn wir uns hier niederlassen, sind sie doch weit genug weg und wir haben dennoch unsere Ruhe.“ Dennoch fragte ich mich was mit ihm los war. Es waren oft einige verirrte Leute zeitgleich hier, wenn auch wir hier waren. Zwar war der Ort abgelegen und es war nicht viel los, dennoch nicht geheim. Was störte es ihn also? Mich störten sie nicht.
„Trotzdem!“ beklagte sich Julius lautstark und zog damit die Aufmerksamkeit der vier Personen auf uns.
Alle vier starrten in unsere Richtung, was mir plötzlich gar nicht gefiel. Wie sollte ich ihre Blicke deuten? Waren sie voller Angst, oder eher … auf der Hut? „Komm, breite die Decken aus, du Trottel. Dann machst du mal was nützliches.“ versuchte ich neckend die Stimmung zu lockern. Selbst Sina war es nicht entgangen und blickte fragend drein. Mein bester Freund murrte noch ein paar Beleidigungen, wobei ich mich wirklich fragte, was er hatte. Kannte er vielleicht die Personen? Dann breitete er jedoch die erste Decke aus, sodass wir uns später gemütlich darauflegen konnten.
Ganz offen fragte Sina „Kennst du die dahinten, oder warum starrst du sie so nieder?“ Der Blick Julius´ huschte dauernd zu den vier, immer noch verstört dreinblickenden Personen herüber. Der Gedanke war mir auch gerade gekommen, doch Sina war schneller als ich mit der Frage gewesen.
„Ich hatte mal eine Schwester gehabt ... und diese Arschlöcher hatten zuletzt mit ihr zu tun.“ knurrte Julius sauer in ihre Richtung schauend.
Sofort ging bei mir ein Licht auf. Vor circa anderthalb Jahren war Julius Schwester Jessica tragisch verstorben. Sie hatte einen schweren Unfall gehabt. Jetzt verstand ich auch, wieso er so reagierte. Er hatte mir damals erzählt, dass verschiedene Personen am Unfallort dabei gewesen waren, ihr aber nicht helfen konnten. Für ihn war es Mord gewesen. Wobei meine persönliche Meinung einfach dazu war, dass sie nun mal keine ausgebildeten Sanitäter oder gar Ärzte gewesen waren. Sie trugen an dem Unfall keinerlei Schuld.
Sina war mehr als freundlich als sie ihre Hand auf, die von Julius legte und ihn vielsagend anguckte. „Oh, das tut mir aber leid.“
Geile Situation! Sie machte einen auf Fürsorglich, um sich an ihn ranzuschmeißen. „Ignorier Sie einfach!“ sagte ich knapp, die vier Personen meinend und schubste ihn an, damit er endlich die zweite Decke auspackte und ausbreitete. Etwas mürrisch tat er, worum ich ihn gebeten habe, aber mürrisch war nun auch Sina. Was ich gar nicht verstehen konnte. Was hatte sie denn schon wieder? Naja, mir sollte es allmählich egal sein. Ich hatte keine Lust mehr auf ihren Besuch. Hoffentlich war schnell Sonntag und sie fuhr wieder nach Hause. Da freute man sich dermaßen, dass seine Cousine einen mal besuchen kam und dann war sie ständig nur quer gebürstet und zickte herum.
„So Mädels, dann zieht euch mal aus!“ feixte Julius sich eins und musterte uns beide auffordern.
Sofort musste ich grinsen, da ich diese Art von Sprüchen von ihm kannte. Sina aber sah echt verwirrt aus. Man ist die Hohl in der Birne, dachte ich nur und meinte etwas genervter als geplant „Er meint, du sollst dein Kleid ausziehen! Nur im Bikini hier rumliegen und so.“
Schnell war sie ebenfalls genervt und fauchte zurück „Du brauchst gar nicht so zickig mit mir zu reden.“ Öffnete jedoch folgsam ihre Schnüre, um ihr Kleid aufzuwickeln.
„Ich bin gar nicht zickig.“ gab ich verwirrt zurück und sah Julius an, ob das stimmte.
„Mädels, ihr braucht euch wegen mir nicht zu streiten. Ich nehme euch auch gerne beide in die Arme.“ meinte er mit verführerischer Stimme, der mich erneut zum Lachen brachte. So etwas brachte er immer, wenn wir Gesellschaft hatten, und jedes Mal könnte ich mich dabei kringelig lachen, da er dann immer seine Stimme so verstellte, als wäre er verflucht anziehend.
„Vergiss es!“ lachte ich amüsiert los und zog mein weißes Kleid aus. Faltete es ordentlich zusammen und legte es beiseite, bevor ich mir seine Tasche griff. „Hast du an die Sonnenmilch gedacht?“ fragte ich Julius, als ich die Tasche danach absuchte.
„Ich finde, du kannst ruhig ein bisschen mehr Sonne vertragen.“ meinte er, mich anzüglich in meinem Bikini musternd.
Ich sah auf, und erwischte ihn, wie er geradewegs in meinen Ausschnitt blickte. „Arsch!“ lachte ich auf und stieß ihn weg. „Schau gefälligst woanders hin.“ tadelte ich ihn grinsend, sah dann aber wieder hinab in seine Tasche, um die Sonnenmilch darin zu suchen.
„Mir gefällt der Ausblick. Den könnte ich ruhig öfter zu sehen bekommen.“ meinte er flirtend. „Außerdem sehen sie so aus, als wären sie seit dem letzten Mal gewachsen. Kann ich mal Probe fühlen?“ erfragte er ungeniert und streckte fragend die Hände nach meinem Busen aus.
Bevor ich etwas fieses erwidern konnte, meldete sich die heute, zickige Sina zu Wort. „Ist ja nicht zum Aushalten mit euch beiden. Ich dachte, ihr beide seid nicht zusammen.“ fuhr sie mich an. Steckte ihre Hand in ihre eigene Tasche und holte nach kurzem kramen eine dicke Sonnencreme heraus „Hier!“ meinte sie sehr zickig zu mir, wie sie sie mir zuwarf.
Das Ende kratze an meiner Haut entlang, bevor es auf die Stranddecke fiel. Wütend sah ich sie an, erhob mich einfach und meinte dann zickig zurück „Nein, danke!“
„Miau!“ warf Julius neckend ein, da er den Zwist zwischen uns beiden auflockern wollte. Er nahm Sina die Sonnencreme ab, die sie bereits ergriffen hatte und meinte dann mit einer so sanften verführerischen Stimme zu mir „Komm schon, Süße Val. Ich bin auch ganz zart zu deinen Zwillingen.“ Dabei wedelte er mit ausgestrecktem Arm mit der Creme vor meinem Gesicht herum und schenkte mir einen Herzzerreißenden Hundeblick.
Es war so irritierend das anzusehen, dass mir glatt die Kinnlade runterfiel. Meinte er das jetzt ernst? Dachte er immer noch, wir spielen verliebtes Pärchen? Oder war da doch mehr zwischen uns?
Kopfschüttelnd erwiderte ich „Nein, Danke. Ich geh ins Wasser.“ Immer noch überrascht, was sein flirtendes Auftreten gerade sollte, lief ich los zum Wasser. Sonnen könnte ich mich auch nachher, falls Julius sich wieder einkriegte. Der Spinnt doch, dachte ich schmunzelnd.
Gemütlich ging ich auf das Wasser zu. Das kühle Nass umfing sofort meine Füße, meine Beine, meinen Bauch ...
Es war kalt, doch das war es eigentlich immer, wenn man das erste Mal ins Wasser ging. Daher fasste ich kurzerhand allen Mut zusammen, sprang in die Fluten und tauchte unter.
Wenige Augenblicke später tauchte ich wieder auf und sah mich zum Strand um. Hatte ich es mir doch gedacht. Er machte Sina wieder Hoffnung. Wild flirtend, hatte Julius sich zu ihr herüber gelehnt und zwinkerte ihr scheinbar mehrmals zu. Echt widerlich das anzusehen.
Moment … War ich etwa eifersüchtig?
Ja, verdammt! Ich war eifersüchtig. Aber nicht unbedingt darauf, dass Julius offen mit Sina flirtete. Sondern war es eher die Tatsache, dass er sich nicht mehr für mich interessierte. Ich war allein und würde wohl auch immer alleine bleiben, dachte ich betrübt. Zwar interessierten sich reihenweise Kerle für mich, doch am Ende belief es sich nur auf Sex. Ich war ein paar Mal darauf reingefallen, bis sich Julius die netten Herren zur Brust genommen hatte. Er passte manchmal auf mich auf, wie ein großer Bruder. Und manchmal flirtete er mit mir, als wäre ich seine Geliebte. Bei Julius wusste ich nie, woran ich war. Wie auch bei fremden Typen nicht ... Doch, … fand ich auch nicht den richtigen. Und dank Julius, hatte ich leider auch kein Sex mehr. Dieser Idiot verschreckte einfach alle Kerle, die mir zu nahekommen wollten. Also ja, verdammt! Ich war eifersüchtig, dass niemand mit mir flirtete und er sich anderen Frauen zuwandte, dachte ich betrübt und drehte mich wieder dem Meer zu. Ich wollte dem Elend einfach nicht weiter zugucken, wie er sich an Sina ran machte und ihr die Sonnencreme auf die Haut strich.
Dezent unglücklich schwamm ich, in meine eigenen Gefühle verstrickt, hinaus aufs Meer. Immer und immer weiter und nahm nichts mehr um mich herum wahr.
Als ich einen kurzen belanglosen Blick nach hinten wagte, bekam ich jedoch große Augen. „Oh, Fuck!“ murmelte ich grinsend, konnte es beinah nicht glauben. Ich hatte eine mächtige Strecke hinter mir gelegt, und diese müsste ich jetzt wohl oder übel wieder zurückschwimmen, um an Land zu kommen. Krass. So weit war ich, glaube ich, noch nicht ins offene Meer geschwommen. Seufzend schwamm ich also wieder zurück. Nachdem ich dann endlich wieder im Wasser stehen konnte, zwar ging es mir noch bis zum Hals, blieb ich stehen und drehte mich erneut um. Diesmal nicht, um wieder hinauszuschwimmen, sondern um den Anblick und die Ruhe zu genießen.
Leichte Wellen schlugen vor mir nieder. Vereinzelte Fische streiften neugierig meine Beine und die Algen, die hier wuchsen, wollten sich um meine zarten Gelenke legen. Leise seufzte ich, als ich an die beiden zurückdachte. Julius hatte meine Warnung nicht ernst genommen, was Sina anging, und flirtete offen mit ihr. Und Sina, war sofort Feuer und Flamme für Julius, der sich für sie zu interessieren schien. Aber die konnten mir egal sein, dachte ich missmutig und sah trübsinnig auf die Wasseroberfläche. „Ach man ...“ seufzte ich leise bedrückt, weil sie mich nicht losließen.
„Alles in Ordnung bei dir?“ fragte eine männliche Stimme auf einmal neben mir.
Erschrocken, da ich überhaupt nicht mit irgendjemanden hier draußen gerechnet hatte, drehte ich mich schlagartig zu ihm um und eine große Portion Wasser landete genau in meinem Gesicht. Als das grausam salzige Wasser meine empfindlichen Lungen erreichte, hustete ich was das Zeug hielt. Mein Hals brannte für wenige Sekunden, bevor ich mich halbwegs wieder einkriegte und den verdammt heißen Kerl vor mir strafend anguckte. „Musst du mich so erschrecken?“ keuchte ich immer noch vorwurfsvoll hustend. Entschuldigend schaute er einen Moment drein, hielt mich jedoch am Arm fest, als ich kurzfristig den Halt verlor. Überrascht darüber schaute ich zu ihm hoch. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Sorry ... Ich wusste ja nicht, dass du hier draußen Selbstgespräche führst. Ich dachte nur, du brauchst eventuell Hilfe ...“ meinte er leise.
„Oh, also Hilfe bräuchte ich. Aber, solltest du kein Psychiater sein, dann bist du für mich der Falsche.“ sagte ich keck und grinste dumm vor mich hin.
Moment ... Was habe ich da gerade von mir gegeben? Verdammt Valerie! Reiß dich gefälligst zusammen. Ja, der Kerl ist heiß ... Mit seinen dunkelbraunen, schulterlangen Haaren, seinen verdammt wunderschönen grünen Augen und seinen markanten Gesichtszügen. Oh, und seine breite und muskulöse Brust erst, sabberte ich innerlich. ... Doch Julius mochte ihn nicht, also sollte ich mir gar nicht erst einbilden zu versuchen, mit ihm zu flirten.
Ich war eh eine Niete im Flirten. Und in vielen anderen Dingen ebenfalls, hatte man mir mal gesagt. Aber das ist eine andere Geschichte! …
„Ja, dann bin ich wohl der Falsche ... Ich heiße übrigens Christian. Und du, schöne Frau bist?“ stellte er sich höflich vor, doch bemerkte ich den rauen Unterton in seiner Stimme.
Ich schaute ihn noch einmal genauer an ... Sein wunderschönes Lächeln, welches er aufgesetzt hatte, erreichten nicht seine grünen Augen. Sie strahlten eher eine kälte aus. Zorn etwa? Zorn auf mich? Nein ... er klang richtig nett, und doch kühl. War das seine Art? Seine Masche? Naja, mal schauen …
„Ich heiße Valerie. Freut mich dich kennen zu lernen.“ sagte ich freundlich und ergriff seine ausgestreckte Hand, um diese sanft zu schütteln.
„Die Freude ist ganz meinerseits. ... Bist du mit Freunden oder alleine hier?“ fragte er, als ich meine Hand vorsichtig zurückzog und versuchte, ihn nicht schmachtend anzugucken, was echt nicht leicht war. Christian war einfach nur heiß, und auch wenn er etwas anderes ausstrahlte, wollte ich ihm nahe sein.
Das war doch verrückt!
„Ja, ich ... ich bin mit meinem besten Freund und meiner Cousine hier. ... Die beiden liegen dort drüben.“ sagte ich und deutete in die Richtung, wo die beiden benannten auf dem Handtuch lagen und Julius immer noch dabei war, Sina einzucremen.
„Ah, okay.“ brummte Christian auf einmal nur ausdruckslos, weshalb ich fragend in seine Richtung schaute.
Für einen kurzen Augenblick konnte ich Zorn in seinem Gesicht aufflackern sehen, die nicht nur in seinen Augen zu sehen waren.