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Alexander übernahm das Erbe seines Vaters und führte die Erweiterung des makedonischen Reiches fort. Sehr erfolgreich, immerhin gründete er 24 neue Städte. Nach seinem Tod kämpften seine potenziellen Nachfolger solange um den Thron, bis Rom als neue Großmacht immer mehr Königreiche in römische Provinzen verwandelte und sich somit die Herrscherfrage in Griechenland erübrigte. Eine schicksalhafte Entwicklung, die sich als Geschenk für die Wissenschaft erweisen sollte. Warum das so ist und was Aristoteles mit all dem zu tun hat, enthüllt Arnulf Zitelmann in diesem E-Book.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Leseprobe
Arnulf Zitelmann
Makedonien, die neue Führungsmacht
Campus VerlagFrankfurt/New York
Leseprobe
Über das Buch
Alexander übernahm das Erbe seines Vaters und führte die Erweiterung des makedonischen Reiches fort. Sehr erfolgreich, immerhin gründete er 24 neue Städte.
Nach seinem Tod kämpften seine potenziellen Nachfolger solange um den Thron, bis Rom als neue Großmacht immer mehr Königreiche in römische Provinzen verwandelte und sich somit die Herrscherfrage in Griechenland erübrigte. Eine schicksalhafte Entwicklung, die sich als Geschenk für die Wissenschaft erweisen sollte. Warum das so ist und was Aristoteles mit all dem zu tun hat, enthüllt Arnulf Zitelmann in diesem E-Book.
Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop
Über den Autor
Arnulf Zitelmann, geboren 1929, studierte Philosophie und Theologie. Bis 1992 war er als Religionslehrer an einem Gymnasium in Darmstadt tätig. Heute lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in der Nähe von Darmstadt. Er ist Autor zahlreicher Jugendbücher, Romane und Biografien, unter anderem über Martin Luther und Martin Luther King. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen für sein Werk erhielt Arnulf Zitelmann den Gustav-Heinemann-Friedenspreis sowie den Großen Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Bei Campus erschienen von ihm Die Weltreligionen (2002), Die Geschichte der Christen (2004) sowie Die Welt der Griechen (2008).
Aristoteles, Alexander, und was darauf folgte
Aristoteles und seine Geschichte
Aristoteles als Lehrer
Alexander der Allzugroße
Alexanders Nachahmer
Rom interveniert in Griechenland
Campus Kaleidoskop
Impressum
Sparta hatte in der langen Auseinandersetzung mit Athen den Kürzeren gezogen. Es war an seinem unflexiblen System regelrecht erstickt. Doch auch die Vormachtstellung der attischen Demokratie war keinesfalls sicher. Denn ständig drohte die Gefahr aus dem Osten, vom riesigen Perserreich her. Allein würde Athen dieser Großmacht auf Dauer nicht standhalten können. Der allmähliche Aufstieg eines neuen möglichen Bündnispartners im Norden Griechenlands wurde daher mit Hoffnung, wenngleich nicht ohne Sorge betrachtet. Philipp II. von Makedonien hatte große Pläne, für sein Reich und für seinen Sohn Alexander. Für ihn rief er einen Lehrer an seinen Hof, der dem großen Sohn bis heute nicht an Ruhm nachsteht.
Als Bildungsstätte zog Platons Akademie junge Männer aus ganz Groß-Griechenland an. Sogar einige Frauen sollen unter Platons Hörern gewesen sein. Diogenes Laertios führt zwei von ihnen, Lastheneia und Axiothea, namentlich auf. Als Platon Mitte Fünfzig war, ließ sich Aristoteles in das Vereinsregister der Akademie eintragen. Die Akademie nahm längst nicht jeden. Doch Aristoteles hatte Glück. Der 17-Jährige bestand das Vorstellungsgespräch und durfte bleiben. Die Akademie wurde seine Heimat. Erst 20 Jahre später, nach dem Tod Platons, sollte Aristoteles sie wieder verlassen.
Er stammte aus Stageira, einer Stadt an der ägäischen Nordküste. Dort hatten sich griechische Kolonisten vor einem Jahrhundert niedergelassen, bereits Herodot erwähnt Stageira. Seine Jugendzeit verbrachte Aristoteles im Hinterland, in Makedonien mit seiner Hauptstadt Pella. Auch die Makedonen waren Griechen. Die aber noch lange in Klan-Gesellschaften und losen Stammesverbänden lebten. Den Athenern galten sie als »Halbbarbaren«. Makedonien war für Athen vor allen Dingen als Holzlieferant interessant. Dort wurden Weißtannen geschlagen, das begehrte Bauholz für die athenischen Trieren.
Der Makedonen-König Archelaos verstand es, dem Königtum innerhalb der rivalisierenden Klans festen Bestand zu geben. Während des Peloponnesischen Krieges, als das übrige Griechenland in Blut ertrank, brachte Archelaos Makedonien vermehrt als Rohstofflieferant ins Spiel. Er verwandte die Einnahmen dazu, feste Plätze, Städte und Straßen anzulegen und verbesserte so die Infrastruktur des bis dahin verschlossenen Landes. »Er tat in allem mehr für Makedonien, als die acht Könige vor ihm«, bemerkt Thukydides. Den Königssitz in Pella baute Archelaos zu einer modernen griechischen Stadt aus, und er zog neben den griechischen Handwerkern auch Dichter und Künstler aller Art in sein Reich. Seine Zeitgenossen priesen ihn als den reichsten und glücklichsten Menschen der ganzen Welt.
Der Vater von Aristoteles, Nikomachos, war Leibarzt der makedonischen Könige. Von ihm erbte Aristoteles das naturwissenschaftliche Interesse. Allein die zoologischen Vorlesungsnotizen von Aristoteles umfassen Tausende von Seiten. Er beschreibt Säugetiere, Vögel, Kriechtiere, Lurche, Fische, Insekten, Tausendfüßler und Spinnen mit einer akribischen Genauigkeit. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass Aristoteles weder Mikroskop noch Fernglas noch ein modernes Sezierbesteck besaß. Dass er dennoch all dies beobachten konnte, verwunderte schon seine Zeitgenossen in der Antike.
Alles und jedes interessiert Aristoteles. Besonders die »Kinderfragen«. Zum Beispiel, warum mehr Männer als Frauen kahlköpfig sind. Oder, wieso der Regenbogen bunt ist. Oder warum Bäume nur an Land und nicht auf dem Meeresgrund wachsen. Das naturwissenschaftliche Werk von Aristoteles setzte Standards, die erst in der Neuzeit überboten wurden. Noch der Klassiker des Tierlexikons, Alfred Brehm, zitiert im 19. Jahrhundert den »vortrefflichen Naturforscher« Dutzende von Malen.
Die beschreibende Zoologie ist nur ein Teilgebiet seiner wissenschaftlichen Untersuchungen. Mit einem Team von Mitarbeitern erforscht Aristoteles die Geschichte der Olympischen Spiele, erstellt eine Chronik des Athener Theaters. An anderer Stelle beschreibt er verschiedene Methoden des Gedächtnistrainings. Unter seinen Schriften findet sich auch eine tiefschürfende Abhandlung darüber, warum und wieso Menschen träumen.
Und Aristoteles beschäftigt sich eingehend mit den Sozialwissenschaften.
In einem Handbuch stellt er 158 Staatsverfassungen seiner Zeit vor, analysiert und bewertet sie nach ihren Stärken und Schwächen. Kurz gesagt, Aristoteles lässt kaum ein Wissensgebiet aus. Seine uns erhaltenen Vorlesungsnotizen enthalten Bemerkungen über den Magnetismus, die Meteorologie, die Optik, die Astronomie, und so weiter. Es ist unglaublich, dass so viel in ein einzelnes Menschenleben hineinpasst!
Dabei ist das alles erst die Hälfte seines Werks. Die andere Hälfte ist logischen Untersuchungen, den Sprachwissenschaften und besonders der philosophischen Grundlagenforschung gewidmet. Mit der gleichen Hingabe, wie Aristoteles das Fortpflanzungsverhalten des Tunfischs im Schwarzen Meer untersucht, geht er den letzten philosophischen Fragen auf den Grund.
Irgendwann gehörte er dann dem Lehrkörper der Akademie an. Zusammen mit Platon und anderen Kollegen führte er die jungen Leute ins akademische Denken ein.
Aus dieser Zeit stammen seine ersten Schriften. Wie sein Lehrer schreibt er damals noch in Dialogform. Spätere antike Autoren loben deren »goldenen Redefluss«. Uns sind diese Erstlingsschriften leider nur bruchstückhaft erhalten geblieben. Doch aus ihnen geht hervor, dass Aristoteles zu dieser Zeit noch ganz in den Fußstapfen seines Lehrers wandelt. Wie dieser schildert er das Heimweh der Seele nach dem göttlichen Sein, dem Wahren, Schönen und Guten.
Doch schon zu Platons Lebzeiten beginnt Aristoteles sich von Platons Überwelt zu verabschieden. Dabei bleibt er dem »göttlichen Platon«, wie man ihn jetzt schon nennt, in Bewunderung und Hochachtung zugetan. In seinen vielen Texten findet sich keine einzige herabsetzende Äußerung über seinen verehrten Lehrer. Obwohl er sich immer deutlicher von ihm abgrenzt.
Für Platon ist die Welt Fremde, Heimat ist sie für Aristoteles. Platon glaubt an die unsterbliche Seele, dem Aristoteles passt sie nicht ins Konzept. Platon und seine Akademiker forschen nach dem Anfang der Welt, Aristoteles interessiert das nicht. Er will nicht erklären, warum es die Welt gibt, er versucht zu begreifen, wie die Dinge funktionieren.
Für Aristoteles ist die Welt, wie sie ist. Von Ewigkeit zu Ewigkeit folgt sie den ewig gleichen Gesetzen. Die Welt ist, was sie ist, ein Perpetuum mobile. Was aber soll das Perpetuum mobile der Welt in ewiger Bewegung halten? Aristoteles antwortet: »Es gibt etwas, das unaufhörlich alles Bewegte bewegt, nämlich der erste Beweger«. Und dieser »erste Beweger« ist seiner Natur nach »ein ewiges, unbewegliches und von allen wahrnehmbaren Dingen abgehobenes Sein. Daraus ist deutlich, dass jenes Sein ohne körperhafte Ausdehnung ist, nicht zerlegbar und unteilbar.« Dieses Sein also ist es, das bewegende Kraft in den Dingen auslöst und zwar von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und wer bewegt den ersten Beweger? Nichts bewegt ihn. Denn er ist Sein, das in sich selbst ruht. Und dieser »unbewegte Beweger« ist Gott, »ein ewiges und bestes Lebendigsein«, das nur Schönes und Gutes denken kann, also »sich selber denkt«. Dies ist die höchste Spitze der aristotelischen Metaphysik. An seinem Dasein »hängt Himmel und Erde«. Und an jenem Sein wollen alle Dinge teilhaben. Sehnsucht nach dem in sich ruhenden, glückseligen Sein hält sie in immerwährender Bewegung.
Liebe durchzieht die Welt, Liebe hält sie in Bewegung, die Sehnsucht des Werdens, im Sein zur Ruhe zu kommen. Das ist ein tiefer und schöner Gedanke.
Als Platon stirbt, ist Aristoteles 36 Jahre. Die Akademie muss einen neuen Leiter wählen. Aristoteles kommt dafür nicht in Frage. Die Akademie ist ein eingetragener Verein der Stadt. Und sein Vorsitzender muss Athener Bürger sein. Das aber ist Aristoteles nicht, obwohl er jetzt schon 20 Jahre in Athen lebt. Das Bürgerrecht in Athen kann nur innehaben, wer zwei Athener Eltern hat. Das ist seit Perikles so. Also müssen sich die Akademiker nach einem Vollathener umsehen. Ihre Wahl fällt auf Speusippos, den Neffen Platons.
Hermias, Fürst von Assos, einer griechischen Küstenstadt Kleinasiens, ersucht Aristoteles, dort eine Zweigstelle der Akademie einzurichten. Aristoteles nimmt die Einladung an. In Begleitung einer Hand voll anderer Akademiker reist er nach Assos. Die Freunde verbringen einige Jahre in der Stadt, Aristoteles heiratet dort Pythias, eine Nichte des Herrschers.
In ein antipersisches Komplott verwickelt, wird Hermias an den Königshof zitiert und hingerichtet. Aristoteles und seine Gefährten siedeln nach Lesbos über. Die Insel liegt in Sichtweite von Assos, der junge Theophrast ist dort zu Hause. Theophrast ist auch Akademiker, in späteren Jahren wird er die Nachfolge von Aristoteles als Schulleiter des Lykeions von Athen antreten.
Auf der Insel Lesbos verbringt Aristoteles mehrere Studienjahre, angefüllt mit naturwissenschaftlicher Forschung. Dann beruft ihn der Makedoner-König Philipp zum Erzieher seines 13-jährigen Sohnes Alexander. Aristoteles folgt im Jahr 342 der Einladung Philipps.
Aristoteles kannte Pella, die makedonische Königsstadt. Er hat dort in seiner Jugend mit den makedonischen Adelssprösslingen auf der Schulbank gesessen, in Pellas Sportstätten trainiert. Wahrscheinlich kennen sich Aristoteles und Philipp aus dieser Zeit, beide waren Altersgenossen.
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Campus Kaleidoskop
Das »Campus Kaleidoskop« ist ein Füllhorn voller faszinierender Geschichten aus den Bereichen Geschichte, Wissen und Gesellschaft. Mythen und Sagen, Herrscher und Heiden, Kriege und Konzile finden sich in dieser rein digitalen Reihe genauso wie Wunder des Weltalls, phantastische Physik und Erkenntnisse und Ereignisse, die die Gesellschaft von heute umtreiben. Renommierte Autoren geben ihr fundiertes Wissen weiter – spannend, fokussiert und auf den Punkt gebracht.
Weitere Informationen finden Sie auf
www.campus.de/kaleidoskop.
Erstmals veröffentlicht als Teil des Buches Die Welt der Griechen von Arnulf Zitelmann, erschienen 2008 im Campus Verlag, Frankfurt am Main.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Copyright © 2008, 2014 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Umschlaggestaltung: Guido Klütsch, Köln
Konvertierung in EPUB: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN der Printausgabe: 978-3-593-38536-5
ISBN der EPUB-Ausgabe: 978-3-593-42473-6
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