Man wird nicht schlank geboren! - Philippe Maurer - E-Book

Man wird nicht schlank geboren! E-Book

Philippe Maurer

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Beschreibung

"Man wird nicht schlank geboren!" - dieser provokante Titel steht für eine Erkenntnis, die viele nicht hören wollen: Schlanksein ist keine Veranlagung, sondern das Ergebnis alltäglicher Entscheidungen. Dieses Buch ist keine Diätanleitung, sondern eine Sammlung von augenzwinkernden Kurzgeschichten, die die typischen Fallen unseres Ernährungsverhaltens aufdecken - von heimlichem Naschen bis zu Diät-Ausreden, von Smoothie-Exzessen bis zu Social-Media-Wundertipps. Der Ich-Erzähler beobachtet, kommentiert und zieht dabei seine ganz eigenen Schlüsse, wie man aus dem Teufelskreis ausbrechen kann. Die Geschichten sind lebensnah, überspitzt und liebevoll ironisch - und genau deshalb so wirksam. Am Ende bleibt eine klare Botschaft: Abnehmen ist kein Projekt für eine Woche, sondern ein liebevoller Lebenswandel mit Genuss, Verstand und Humor.

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Seitenzahl: 230

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Warum Abnehmen oft nicht klappt

Die Diätfalle

Die Mengen-Falle

Die Hunger-Falle

Die Unregelmässigkeits-Falle

Die Schnellesser-Falle

Die Rabatt-Falle

Die Waage-Falle

Die Fitnesscenter-Falle

Die Abendessen-Falle

Die heimliche Naschfalle

Die Belohnungsfalle

Die Restefalle

Die Gratisfalle

Die Frustfalle

Die Alles-oder-Nichts-Falle

Die Social-Media-Falle

Die Restaurant-Falle

Die Sich-selbst-Verwirren-Falle

Die Sonntagsfalle

Die Aufschiebe-Falle

Die Saisonfalle

Die Urlaubsfalle

Die Snackfalle

Die Light-Produkt-Falle

Die Stressfalle

Die Fernsehfalle

Die Portionsgrössenfalle

Die Gesundheitsfalle

Die Wochenendfalle

Die Urlaubsfalle

Die Trinkfalle

Die Verlegenheitsfalle

Die Sportfalle

Die «Nur ein Bissen»-Falle

Die «Fast-Hochzeits»-Falle

Die «Diät als Entschuldigung»-Falle

Die «Nie-Genug»-Falle

Die «Jeden-Tag-Alles»-Falle

Die «Zu-Gut-Um-Wahr-Zu-Sein»-Falle

Die «Perfekt-Perfekte»-Falle

Die «Nur-Noch-Eine-Session»-Falle

Kaffeepause mit Kalorienbonus

Ein ganz normaler Samstag

Nur noch der letzte Bissen

Iss noch einen Löffel für die Oma!

Immer der neueste Trend

Nur aus Höflichkeit

Gesund ist nicht grenzenlos

Das ist bei mir genetisch

Samstagmorgen, Marktbesuch.

Ein harter Tag braucht Belohnung

Urlaubsschlemmen

Die eiserne Abkürzung

Alles, nur keine normale Mahlzeit

Transformation – oder so ähnlich

Tag 31 – und täglich grüsst der Keks

Flüssiges Abendessen

Verdiente Belohnung

Der Bio-Keks-Schwindel

Fast hätte ich sie nicht erkannt

Wenn Langeweile hungrig macht

All you can eat – oder lieber nicht?

Hühnchen oder Pasta?

Smalltalk, Sekt & Satanshäppchen

Schnell gemacht – lange getragen

Mit leerem Magen steigt man nicht auf!

Wie der Hund, so das Herrchen

Kalorien sind mein Karma

Die Kalorienparty

Das Geheimnis der schlanken Nationen

Gipfeli to go

Das unschuldige Sandwich

Grüner Smoothie, braunes Wunder

Nur ein Bissen!

Der Mitesser-Mogul

Laut Studien völlig gesund

Kaschmir und Kaschieren

Kontrastprogramm

Im Gleichgewicht

Profilbild, bitte lächeln

Feierabend bei den Schwestern

Der Koch, der nie hungrig war

Die süsse Pause

Mit Sauce, bitte – und nicht zu knapp!

Ein bisschen mehr, bitte!

Der Geschmack liegt im Gaumen

Wiedersehen mit Überraschungen

Gleich und doch ganz anders

Immer Grösse M

Zehenspitzenwahrheiten

Fassade in Bio

Karriere mit Beilage

Fett bleibt Fett – oder?

Schoko-Vanille am Limit

Iss doch noch ein bisschen!

Das stille Fressen im Home-Office

Liebe auf Bestellung – mit extra Käse

Frühstück für zwei Mahlzeiten

Der letzte Versuch

Die Sache mit dem Umzug

Der Weg ist das Ziel – und kein Sprint

Vorwort

Dieses Buch ist das Ergebnis vieler Jahre des Beobachtens, Nachdenkens und vor allem: Zuhörens. Die Idee dazu hatte ich tatsächlich schon vor über 20 Jahren. Ich begegnete in meinem familiären Umfeld, bei Freunden und im Beruf immer wieder Menschen, die mit ihrem Gewicht kämpften – mal mehr, mal weniger sichtbar, aber fast immer mit grosser innerer Anstrengung.

Doch was mich besonders beschäftigt hat: Wenn ich diese Menschen im Alltag beobachtete – im Urlaub, bei der Arbeit, beim Essen mit Freunden – fielen mir Muster auf. Gewohnheiten, die sich unbemerkt eingeschlichen hatten. Kein bewusster Fehler, sondern ein schleichendes «Sich-gehen-lassen», das irgendwann zur Normalität wurde. Nicht aus Faulheit oder mangelndem Willen – sondern, weil der Alltag es einfach mit sich bringt, wenn man nicht achtsam bleibt.

Das war einer der Gründe, warum ich dieses Buch schreiben wollte. Der andere ist persönlicher: Meine Mutter war Fitnesstrainerin in einem Schlankheitsinstitut und hat über viele Jahre hinweg Menschen begleitet, die genau mit diesen Themen gerungen haben. Sie kannte unzählige solcher Geschichten – von echten Menschen mit realen Herausforderungen. Ihre Erfahrungen, ihre pragmatische Sichtweise, ihr Humor und ihr Mitgefühl haben mich geprägt.

Doch obwohl die Idee schon lange da war, fehlte mir oft die Zeit und Struktur, sie umzusetzen – bis jetzt. Erst mit der heutigen technologischen Unterstützung war es möglich, meine Gedanken effizient zu ordnen und in diese Form zu bringen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch ChatGPT von OpenAI erwähnen, das mich beim Schreiben begleitet und inspiriert hat. Die KI half mir nicht nur, meine Ideen sprachlich zu formen, sondern auch dabei, sie klarer, pointierter und humorvoller zu erzählen – so, wie ich sie schon lange in Rohform hatte.

Ich möchte mit diesem Buch keine Anleitung zum schnellen Abnehmen liefern – davon gibt es genug. Ich möchte Mut machen. Zeigen, dass Veränderung möglich ist, aber nicht durch Radikaldiäten oder strenge Verbote. Sondern durch Bewusstsein, kleine Schritte – und eine gehörige Portion Selbstironie.

Denn der Weg zu einem gesunden, stabilen Gewicht ist kein Sprint, sondern ein Lebensprojekt. Man wird nicht schlank geboren – es ist eine Frage der Lebensweise.

Eines meiner Lieblingsbilder: Der Bauch ist wie ein Beamter. Er arbeitet nicht mehr nach Schalterschluss. Was wir ihm abends noch schnell «reinschieben», wird nicht sofort bearbeitet – sondern landet auf dem Stapel für den nächsten Tag. Und wer will schon, dass der Beamte am nächsten Morgen gleich schlechte Laune hat?

In diesem Sinne: Dieses Buch soll inspirieren, aufklären – aber auch zum Schmunzeln bringen. Weil Humor hilft. Und weil wir alle ein bisschen freundlicher mit uns selbst sein dürfen, während wir versuchen, uns zu verändern.

Warum Abnehmen oft nicht klappt

Man wird nicht schlank geboren – aber man wird auch nicht automatisch dick. Unser Körper ist ein erstaunlich effizientes System. Wer genau hinschaut, merkt: Es sind nicht die Gene, die heimlich Kilos auf unsere Hüften schmuggeln, sondern unsere Gewohnheiten.

Falsche Muster, die sich heimlich in unseren Alltag schleichen. Und genau diese Muster sind es, die darüber entscheiden, ob wir uns in unserem Körper wohlfühlen oder eben nicht.

Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Wundermittel, keine geheime Diät, keine Zauberformel. Die gute Nachricht: Man kann diese Muster erkennen – und mit ein wenig Humor, Geduld und einer Portion Lebensfreude verändern. Hier sind einige der grössten Stolpersteine:

Diäten-Falle: Diäten sind keine Lösung. Sie sind ein kurzfristiger Notfallplan, der langfristig meistens scheitert. Was wirklich hilft, ist eine echte Umstellung der Gewohnheiten.

Mengen-Falle: Grosse Teller verführen zu grossen Portionen. Kleine Teller helfen, das Auge und den Magen zu täuschen – und zwar positiv.

Hunger-Falle: Nicht jedes Magenknurren bedeutet sofort: «Alarmstufe Rot, jetzt essen!» Oft genügt ein Glas Wasser oder ein paar Minuten warten.

Unregelmässigkeits-Falle: Wer isst, wann er gerade Lust hat, bringt seinen Stoffwechsel durcheinander. Regelmässige Mahlzeiten stabilisieren.

Schnellesser-Falle: Wer hastig isst, merkt zu spät, dass er eigentlich schon satt ist. Langsam essen bedeutet, bewusster geniessen und weniger brauchen.

Rabatt-Falle: Nur weil etwas billig ist, muss man es nicht essen. Sonderangebote verführen uns zu Vorräten, die dann natürlich auch «weg müssen».

Waage-Falle: Tägliches Wiegen bringt nichts ausser Frust. Schwankungen sind normal. Einmal pro Monat reicht völlig – oder besser: ganz auf das Körpergefühl hören.

Fitnesscenter-Falle: Sport ist grossartig für Fitness und Stimmung. Aber: Ein Schokoriegel ist schneller gegessen als 700 Kalorien im Fitnessstudio verbrannt.

Erkennen Sie sich schon in einem dieser Muster wieder? Keine Sorge. Sie sind nicht allein. Und genau darum geht es in diesem Buch: Gemeinsam lachen, typische Verhaltensmuster erkennen und dann Stück für Stück, mit Spass, neue Wege gehen.

Die Diätfalle

Es war ein lauer Samstagmittag, als ich mich in mein Lieblingscafé setzte, bereit für einen entspannten Cappuccino und ein bisschen Leute beobachten.

Ich hatte gerade die Speisekarte zur Seite gelegt, als ich eine bekannte Stimme hörte.

«He, du hier!», rief Jens quer durch das Café und winkte begeistert.

Ich musste zweimal hinschauen.

Jens – mein alter Freund aus Studienzeiten – sah… nun ja… glücklicher aus. Und etwas runder.

Früher war Jens der Inbegriff der Disziplin: morgens Joggen, mittags Salat, abends Wasser mit Zitrone.

Sein Kühlschrank war legendär – leer bis auf griechischen Joghurt, ein paar Eier und eine Tupperdose voller Karottensticks.

Jetzt trug er ein weit geschnittenes Hemd, das seine neu gewonnenen Rundungen nur notdürftig kaschierte, und setzte sich mit einem breiten Grinsen an meinen Tisch.

«Na, wie geht’s dir?», fragte ich, während ich versuchte, nicht zu auffällig auf seinen neu gewonnenen Bauchansatz zu starren.

«Blendend!», rief er und winkte die Bedienung herbei. «Zweimal den doppelten Karamell-Macchiato, bitte. Und für mich noch das grösste Stück von der Schoko-Sahne-Torte!»

Ich hob die Augenbrauen. Jens, der Zucker- und Sahnevermeider Nummer eins, bestellte freiwillig eine Zuckerbombe?

Die Bedienung lächelte süss und verschwand Richtung Kuchentheke.

«Ich merke schon», sagte ich grinsend. «Irgendwas hat sich verändert. Was ist los?»

Jens’ Augen leuchteten.

«Laura!», sagte er. «Die Beste! Wir sind seit drei Monaten zusammen. Es ist einfach… fantastisch!»

Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

«Und?», fragte ich. «Hat Laura auch einen Einfluss auf deine… kulinarischen Entscheidungen?»

Er lachte herzhaft.

«Oh ja! Sie liebt gutes Essen. Und sie liebt es, neue Cafés auszuprobieren. Jeden Samstag brunchen wir – Pancakes, Croissants, French Toast, du glaubst es nicht. Und abends dann oft noch Pizza oder Tapas.»

Ich musste schmunzeln. «Und das Fitnessstudio?», fragte ich vorsichtig.

Jens winkte ab. «Ach, das läuft nicht weg. Ich geniesse jetzt erst mal das Leben.»

Gerade kam die Bedienung mit seiner Torte zurück – eine Sahnebombe, die schon beim blossen Anblick die Kalorien explodieren liess. Jens griff gierig zur Gabel und schnitt ein riesiges Stück ab.

«Weisst du», sagte er mit vollem Mund, «ich hab früher zu viel verpasst. Immer nur verzichten, immer nur diszipliniert sein… Wozu das Ganze?»

Ich nickte verständnisvoll.

«Geniessen ist wichtig», sagte ich. «Aber…», fügte ich vorsichtig hinzu, «es ist wie mit Geld: Wenn man jeden Tag alles ausgibt, merkt man irgendwann, dass das Konto leer ist.»

Jens grinste. «Du und deine Vergleiche», schnaubte er. «Aber hey – ein bisschen Glücksfett schadet niemandem!»

Ich beobachtete, wie er sich zufrieden den Bauch rieb und das letzte Stück Torte in seinen Mund schob. Früher hätte ich wahrscheinlich neidisch zugesehen – und mich gefragt, warum ich selbst so streng sein musste. Heute wusste ich es besser. Neue Liebe, neuer Alltag, neue Muster. Man schleicht sich unbemerkt neue Gewohnheiten ins Leben – nicht böse gemeint, einfach aus Begeisterung heraus.

Aber der Körper?

Der merkt’s irgendwann.

Und zwar schneller, als einem lieb ist.

«Lass uns bald mal wieder was machen», sagte Jens, als er sich verabschiedete.

«Aber bitte ohne Salat, ja?», fügte er augenzwinkernd hinzu.

Ich lachte.

«Keine Sorge», rief ich ihm hinterher. «Es gibt auch noch eine Welt zwischen Selleriestange und Sahnetorte.»

Auf dem Weg nach Hause dachte ich darüber nach. Es ist gar nicht so schwer, schlank zu bleiben.

Man muss nur aufpassen, dass der Alltag – und die Liebe – nicht klammheimlich die Kontrolle übernehmen. Genuss ja – aber bewusst.

Nicht jeder Cafébesuch muss in einem Sahnebad enden. Und das nächste Mal würde ich Jens vorschlagen, gemeinsam einen Spaziergang zu machen. Ohne Latte, ohne Torte – aber garantiert mit genauso viel Spass.

Die Mengen-Falle

Sonntagmittag, wie damals bei Tante Gertrud. Ich erinnere mich genau: Schon der Duft von Braten und Sosse hing schwer in der Luft, als ich die Tür öffnete.

In der Küche klapperten Töpfe und Teller, und auf dem Esstisch stapelten sich die Schüsseln – jeder ein kleines kulinarisches Monument.

Tante Gertrud war stolz auf ihre Küche. Und auf ihre Teller. Diese Teller waren keine normalen Teller.

Es waren riesige Porzellantabletts, fast so gross wie Wagenräder. Man hätte darauf bequem ein ganzes Reh servieren können – und Platz für Beilagen wäre immer noch gewesen.

«Kind, iss dich satt!», rief sie mir zu, während sie einen halben Berg Kartoffelgratin auf meinen Teller schaufelte. Widerspruch zwecklos. Ich versuchte, vorsichtig zu protestieren: «Nur ein bisschen, danke…»

Doch Tante Gertrud hörte es einfach nicht. Sie lachte und legte noch einen Löffel drauf.

Und dann sass ich da, vor einem Teller, der so voll war, dass er fast überlief. Das Problem? Ich fühlte mich verpflichtet, alles aufzuessen. Man will ja schliesslich nicht unhöflich sein.

«Schaffst du das schon», lächelte Tante Gertrud aufmunternd.

Und wenn nicht, na dann gäbe es ja noch Nachtisch – selbstverständlich auf einem Teller fast in Grösse einer Satellitenschüssel.

Damals habe ich nicht verstanden, warum ich mich nach jedem Besuch bei ihr wie eine zu voll gestopfte Weihnachtsgans fühlte. Ich dachte: «Naja, ist halt viel gewesen.» Was ich nicht erkannte: Es war nicht nur das «Viel», es war die reine Dimension der Teller. Ein grosser Teller wirkt automatisch «normal», auch wenn die Portion riesig ist.

Unser Auge isst mit – und unser Gehirn denkt: «Ach, da ist ja noch Platz, passt schon.»

Erst viel später, als ich mich ernsthaft mit Ernährung beschäftigte, lernte ich: Kleine Teller helfen dabei, kleinere Portionen als ausreichend zu empfinden.

Heute lache ich manchmal über mich selbst: Wie ich früher versuchte, riesige Portionen wie eine Mutprobe zu bewältigen.

Und wie ich heute bewusst kleine Teller benutze – für die gleiche Menge Essen, aber mit einem viel besseren Gefühl.

Neulich war ich wieder bei Tante Gertrud eingeladen. Sie hatte natürlich nichts geändert: Immer noch grosse Töpfe, immer noch Riesenteller.

Aber diesmal bat ich freundlich: «Tante Gertrud, darf ich mir selbst nehmen? Ich habe im Moment einen kleinen Hunger.»

Sie lachte, ein bisschen verdutzt, aber nickte. Und ich füllte mir eine moderate Portion auf. Klein, fein, vollkommen ausreichend. Ich ass langsam, genoss jede Gabel – und fühlte mich hinterher leicht und zufrieden. Kein Völlegefühl. Keine Pflichtessen-Überforderung. Und Tante Gertrud?

Sie freute sich trotzdem – weil ich mit einem echten Lächeln beim Essen sass und nicht mit einem heimlichen Stossgebet, dass mein Magen bald nachgibt.

Moral: Kleine Teller, grosse Wirkung: Wer Mass hält, geniesst mehr.

Die Hunger-Falle

Es war ein sonniger Samstagvormittag, als ich mich mit Maria im Café traf. Sie war eine liebe Bekannte – lebensfroh, quirlig, aber immer irgendwie in Eile.

Kaum hatten wir Platz genommen, zog Maria eine kleine Snackbox aus ihrer Tasche. «Nur schnell ein paar Nüsse», sagte sie entschuldigend und warf sich eine Handvoll in den Mund.

Ich lächelte.

Es war zehn Uhr morgens.

Keine zehn Minuten später griff sie erneut zur Tasche. Diesmal zog sie einen Müesliriegel hervor.

«Ich hab ja schon wieder ein Loch im Bauch!», seufzte sie dramatisch.

«Ihr Frühstück war heute anscheinend ziemlich flüchtig», dachte ich schmunzelnd.

Während wir über dies und das plauderten, beobachtete ich Maria:

Kaum ein Moment, in dem ihre Hände nicht irgendetwas Essbares suchten.

Ein Stückchen Schokolade aus der Jackentasche. Ein paar Gummibärchen, die irgendwo aus einer Seitentasche kullerten.

Und jedes Mal der gleiche Satz: «Ich hab einfach ständig Hunger!»

Früher hätte ich genickt und gedacht: «Kenn ich.» Heute wusste ich: Es war kein echter Hunger. Echter Hunger baut sich langsam auf, wird spürbar und bleibt auch, wenn man kurz abgelenkt ist.

Was Maria hatte, war eher: Appetit. Langeweile. Gewohnheit. Stress.

Ich fragte sie vorsichtig: «Wann hast du heute Morgen das letzte Mal richtig gegessen?»

Maria überlegte.

«Äh, halb acht? Eine Banane und einen Kaffee.»

Ich nickte.

«Und seitdem Snacks alle zwanzig Minuten?»

Sie lachte verlegen.

«Ja, irgendwie schon.»

Was sie nicht bemerkte:

Jedes Mal, wenn sie etwas in den Mund steckte, kurbelte sie ihren Insulinspiegel an – der Körper speicherte die Energie, bevor er überhaupt die Chance hatte, auf Fettreserven zurückzugreifen.

Kleine, ständige Snacks verhindern, dass der Körper in den echten Hungerzustand kommt, in dem er Fett verbrennen würde.

Stattdessen hält man ihn auf Dauerbetrieb – wie ein Auto, das immer im Leerlauf läuft, aber nie wirklich Fahrt aufnimmt.

Ich erinnerte mich an meine eigene Zeit voller Snackboxen, Müesliriegel und unbewusster Nascherei. Und daran, wie befreit ich mich fühlte, als ich lernte, Hunger wieder richtig wahrzunehmen – und nicht jede kleine Regung sofort mit Essen zu beantworten.

Am Ende unseres Treffens schlug ich Maria vor:

«Mach doch mal den 10-Minuten-Test. Wenn du das Gefühl hast, Hunger zu haben, warte zehn Minuten. Trink ein Glas Wasser. Und überleg dann nochmal: War es echter Hunger oder einfach nur eine Gewohnheit?»

Maria nickte zögerlich. «Klingt irgendwie logisch», sagte sie.

Als wir aufstanden, schob sie die Snackbox demonstrativ wieder in die Tasche.

Ich lächelte still. Manchmal braucht es keine radikalen Diäten, keine riesigen Programme. Manchmal reicht ein Glas Wasser. Und ein bisschen Geduld.

Moral: Nicht jedes Magenknurren ist ein Notfall. Manchmal ist es nur der Kopf, der Langeweile hat.

Die Unregelmässigkeits-Falle

Wenn man über das Essverhalten meiner Kollegin Mia spricht, dann trifft es ein Wort ganz gut: Situationselastisch.

Sie isst, wann sie gerade Lust hat – oder Zeit hat – oder Stress hat – oder auch gar nicht. Und dann wieder doch. Essen nach Kalender? Für sie so unvorstellbar wie Fensterputzen bei Gewitter.

Mia ist eine von denen, die morgens sagen: «Ich brauch nix, nur Kaffee.»

Sie kommt mit einem dampfenden Pappbecher ins Büro geschwebt, als wär’s ein religiöses Ritual. Frühstück? «Das bringt meinen Magen nur durcheinander», sagt sie. Dabei ist ihr Magen eigentlich durchgehend… sagen wir: auf Abenteuerreise.

Kurz nach neun knurrt es aus ihrer Richtung. Aber statt zu frühstücken, schiebt sie sich einen Traubenzucker rein – «wegen der Konzentration». Um halb elf dann die ersten Gummibärchen aus der Schreibtischschublade.

Mittags? Ach, da ist immer was. Manchmal isst sie mit uns in der Kantine, manchmal hat sie angeblich «zu tun», isst dann aber um 15:20 Uhr kalte Pommes aus einer Papiertüte, die verdächtig nach Vortag aussieht.

«Ich ess halt, wenn ich Hunger hab», sagt sie. Aber das Problem ist: Der Hunger hat keine Ahnung mehr, wann er dran ist. Er kommt mal um zehn, dann um vier, dann um Mitternacht mit einem «Hallo? Ich dachte, wir hatten was?»-Tonfall.

Ich habe Mia einmal eine Woche lang beobachtet – also nicht wie ein Detektiv, sondern einfach so im Büroalltag.

Montag: Kein Frühstück, später ein Riegel, dann ein doppelter Espresso, mittags ein Croissant. Abends: «Ups, hab ich vergessen zu essen. Na gut, dann jetzt halt Pizza.»

Dienstag: Um neun Schokolade. Um elf ein Smoothie. Um 13 Uhr «nur ein paar Oliven» (von denen ich nicht weiss, woher sie kamen). Abends: «War bei Mama, da gabs Linseneintopf – zwei Teller.»

Mittwoch bis Freitag war eine wilde Mischung aus Keksen, Suppen, Döner, Fruchtgummis, nichts, dann plötzlich alles. Ich glaube, ihr Magen hat inzwischen ein eigenes Tagebuch, das mit «Hoffnung» beginnt und mit «Was war das?!» endet.

Ich erinnere mich, wie sie einmal in der Teeküche stand, den Deckel einer Instant-Suppe abriss und sagte: «Ich glaub, mein Stoffwechsel ist völlig kaputt.»

Ich sagte nichts. Aber innerlich dachte ich: Kein Wunder – dein Stoffwechsel ist wahrscheinlich seit Wochen auf der Suche nach einem Plan.

Ich selbst war früher auch so ein unregelmässiger Esser. Mal mittags gar nichts, dann abends ein Festmahl. Frühstück? Vielleicht. Vielleicht auch Chips um elf.

Aber irgendwann sagte mein Bauch: Schluss. Keine Konzentration mehr, kein Energielevel, kein gutes Gefühl. Ich fühlte mich wie eine Mischung aus Luftballon und Baustelle.

Dann hab ich was verändert: Ich habe wieder gelernt, zu festen Zeiten zu essen. Nicht militärisch, aber rhythmisch. Frühstück am Morgen – auch wenn’s nur ein Joghurt ist. Mittagessen nicht nach Zufallsprinzip, sondern gegen zwölf, dreizehn Uhr.

Und siehe da: Mein Körper dankte es mir. Keine Stimmungsschwankungen mehr. Kein «Jetzt-mussich-essen-sonst-beiss-ich-in-die-Tastatur»-Moment.

Einfach: Ruhe.

Neulich fragte mich Mia:

«Du hast irgendwie immer so gute Laune. Wie machst du das?»

Ich antwortete: «Ich ess regelmässig. Mein Körper weiss, wann Nachschub kommt. Dann muss er nicht ständig Panik schieben.»

Sie lachte. «Ach, ich bin eher so der spontane Typ.»

Und biss in ein trockenes Brötchen, das noch aus der Besprechung am Montag übrig war.

Ich schmunzelte. Und dachte mir: Unregelmässigkeit macht nicht nur den Magen nervös. Auch das Leben fühlt sich besser an, wenn es nicht ständig zwischen Hungersnot und Fressgelage pendelt.

Ich bin froh, dass mein Bauch heute nicht mehr wie ein Orientierungsloser durch den Tag wandert. Wer nur isst, wenn’s gerade passt, landet oft da, wo’s nicht mehr passt – bei der Hose nämlich. Regelmässigkeit ist keine Diät, sondern eine Einladung zur Harmonie zwischen Kopf, Körper und Kühlschrank.

Die Schnellesser-Falle

Es war einer dieser typischen Donnerstage in der Kantine: Laut, voll, dampfend. Ich hatte mein Tablett noch nicht mal ganz abgestellt, da war Kollege Lars schon beim zweiten Bissen – obwohl er nur eine Minute vor mir eingelaufen war.

Lars war Schnellesser. Und zwar ein Meister seines Fachs.

Wenn es olympische Disziplinen im Essen gäbe, Lars hätte Gold geholt. In der Kategorie «Hähnchenschenkel in 38 Sekunden mit beiliegendem Kartoffelgratin – ohne sichtbare Kieferbewegung».

Ich kannte Lars schon eine Weile, und jedes Mittagessen mit ihm war wie eine Mischung aus Zaubertrick und Selbstversuch. Man schaute kurz weg, und zack – Teller leer, Serviette zusammengeknüllt, Gesicht zufrieden.

«War lecker!», sagte er. Immer. Auch wenn man ihn selten kauen sah.

An diesem Donnerstag hatte er sich das Tagesmenü geholt: Penne mit Rahmsauce, Brokkoli und einem Mini-Dessert, das aussah wie ein Pudding auf Diät.

Ich hatte mir etwas Ähnliches genommen – allerdings mit einem kleinen Beilagensalat und der Hoffnung, diesmal in Ruhe essen zu können.

Wir sassen zu viert am Tisch, und wie immer kam das Gespräch auf Arbeit, Wetter und – wie sollte es anders sein – Ernährung.

«Ich hab gelesen», sagte Tanja, unsere Kollegin aus dem Einkauf, «dass man langsamer essen soll.

Der Magen braucht 20 Minuten, um Sättigung zu melden.»

Lars nickte eifrig – während er den letzten Löffel seiner Pasta in den Mund schob. «Stimmt», sagte er, kaute zwei Mal, schluckte und ergänzte: «Deshalb ess ich auch immer in weniger als 20 Minuten. Bevor der Magen merkt, dass ich satt bin, hab ich schon wieder Kalorien gespart.»

Ich sah ihn an. «Oder du hast einfach zu viel gegessen, bevor dein Magen protestieren konnte.»

Lars winkte ab.

«Ach was. Ich hab einen schnellen Stoffwechsel.»

Zehn Minuten später war ich bei der Hälfte meines Tellers, Lars streichelte sich über den Bauch.

«Puh… jetzt merk ich’s auch. Ich glaub, ich hab zu viel… naja, vielleicht war der Nachtisch zu viel.»

Ich sah auf sein leeres Gläschen. Es war sauber ausgeschleckt wie nach einer Werbeaufnahme.

«Ich glaub, mein Magen hat nen Zeitverzug», murmelte er.

Ich grinste.

«Oder du isst schneller, als dein Gehirn Daten schicken kann.»

Das Beste kam aber immer nach dem Essen: die berühmte Lars’sche Selbstgeisselung.

«Ab morgen esse ich langsamer», versprach er. «Ich kaue dann alles doppelt so lange. Ganz bewusst.»

Ein Tag später: gleiche Szene, neues Gericht – Lasagne.

Ich setzte mich hin, Lars war schon zur Hälfte durch. Ich erinnerte ihn an sein Vorhaben.

Er hielt inne.

«Stimmt. Langsam essen. Bewusst. Achtsam.»

Dann schaute er mich an, runzelte die Stirn und sagte mit vollem Mund: «Aber heute hab ich echt Hunger. Ab morgen. Ganz sicher.»

Spoiler: Morgen war nie.

Aber ich lernte etwas. Wer schnell isst, isst meistens zu viel. Und wer zu viel isst, redet sich gern ein, dass es «nur heute» war.

Anekdote zum Schluss: Einmal sah ich Lars beim Betriebsfest an einem Buffet stehen. Neben ihm ein junger Praktikant, der staunend zusah, wie Lars sich in fünf Minuten durch Lachs, Käse, Brot, Salat und Kuchen arbeitete.

Der Praktikant fragte: «Wow, essen Sie immer so schnell?»

Lars grinste und antwortete: «Klar. Wer schnell isst, hat mehr vom Tag!»

Ich stand daneben, biss genüsslich in mein Brötchen – und dachte: Wer langsam isst, hat länger was vom Essen.

Die Waage-Falle

Es war Montagmorgen, kurz vor acht. Ich sass gemütlich mit meinem Kaffee am Fenster und beobachtete das Leben draussen. Da sah ich Tanja, meine Nachbarin.

Sie huschte wie jeden Morgen in Sportleggings und Turnschuhen über den Flur – in der einen Hand ihre Yogamatte, in der anderen Hand… eine kleine Waage.

Ich runzelte die Stirn. Wer nimmt denn seine Waage mit zum Yoga?

Später am Nachmittag traf ich sie im Hausflur. Sie wirkte leicht gereizt, ihr Gesicht angespannt.

«Alles okay?», fragte ich höflich.

Tanja seufzte. «Ach, diese blöde Waage!», schimpfte sie. «Heute früh 400 Gramm mehr als gestern! Dabei habe ich gestern praktisch nichts gegessen! Nur ein Salat und ein bisschen Joghurt!»

Sie stemmte die Hände in die Hüften. «Ich versteh das nicht. Jeden Morgen stell ich mich drauf, und jedes Mal diese Enttäuschung. Mal hoch, mal runter, mal hoch… Ich werd noch verrückt!»

Ich nickte verständnisvoll. Wie oft hatte ich früher selbst morgens zuerst auf die Zahl auf der Waage geschaut – und mein ganzes Wohlbefinden davon abhängig gemacht?

Ein gutes Ergebnis – und der Tag war gerettet.

Ein schlechtes Ergebnis – und ich fühlte mich schlecht, dick, wertlos.

Tanja fuhr fort: «Und jetzt überlege ich, heute gar nichts zu essen. Vielleicht nur eine Suppe oder so. Damit es morgen wieder weniger ist.»

Ich lächelte freundlich. «Weisst du», sagte ich, «unsere Körper sind keine Maschinen. Manchmal wiegen wir mehr, weil wir mehr Wasser gespeichert haben. Vielleicht wegen Salz, Stress, Hormonen. Oder weil wir einfach noch nicht auf Toilette waren.»

Tanja schnaubte ungläubig. «Aber ich will Fortschritte sehen! Jeden Tag!»

Ich zuckte die Schultern. «Aber Fortschritte erkennt man nicht am Tagesgewicht. Sondern daran, wie man sich fühlt. Wie die Kleidung sitzt. Wie leicht der Körper sich anfühlt. Und manchmal auch einfach daran, dass man weitermacht – selbst wenn die Waage mal verrücktspielt.»

Sie schaute skeptisch.

«Also nicht mehr wiegen?»

«Nicht jeden Tag», sagte ich.