Mangold Band 4: Aaron – Die junge Generation – Teil 2 - Das Finale - Binjamin Zwi - E-Book

Mangold Band 4: Aaron – Die junge Generation – Teil 2 - Das Finale E-Book

Binjamin Zwi

0,0

Beschreibung

Für Aaron Mangold und Stefan Kowski ist die Liebe die einzige Zuflucht in einer Welt, die sie zu zerstören versucht. Ihre Geschichte beginnt nicht mit einem romantischen Kuss, sondern im Nachhall eines brutalen, antisemitischen Anschlags. Dieser Überfall in Freiburg ist der grausame Höhepunkt einer jahrelangen Verfolgung durch eine Neonazi-Gruppe, die Aaron seit seiner Jugend gezeichnet und an den Rand des Selbstmords getrieben hat. Als wäre das nicht genug, liegt Aarons Bruder Elias nach einem gezielten Anschlag derselben Täter im Koma. Der anschließende Gerichtsprozess endet zwar mit einer lebenslangen Haftstrafe für die Anführer, doch der Sieg fühlt sich hohl an. Die Wunden – sichtbare wie unsichtbare – bleiben. Auf der Flucht vor der Vergangenheit suchen Aaron und Stefan in der Anonymität Berlins einen Neuanfang. Sie schmieden Pläne für eine gemeinsame Zukunft, allen voran ihre Hochzeit, und widmen sich dem Vermächtnis von Aarons Großmutter Hannah, deren Tagebuch sie als Mahnmal gegen das Vergessen veröffentlichen wollen. Doch die Hoffnung auf ein friedliches Leben wird schnell zerstört. Ein alltäglicher Einkauf endet in einem weiteren hasserfüllten Angriff, der ihnen zeigt, dass sie nirgendwo sicher sind. Kurz darauf bricht Stefan unter der Last des Traumas und des Stresses zusammen: Eine lebensbedrohliche Nierenkolik zwingt ihn zu einer Not-Operation und stellt ihre Beziehung auf die härteste Probe. Getragen vom unerschütterlichen Halt ihrer Familie, ihrer "Mischpoche", führt ihr Weg sie auf eine Reise der Heilung nach Jaffa, Israel. In der Wärme von Aarons israelischer Verwandtschaft finden sie nicht nur körperliche und seelische Erholung, sondern auch den Ort, an dem sie ihre Zukunft aufbauen wollen. Gekrönt wird dieser Neuanfang von einem Wunder: Elias erwacht aus dem Koma und gibt dem Paar mit seiner Versöhnung den Segen für ihre Ehe.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 212

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mangold

Band 4: Aaron – Die junge Generation – Teil 2 - Das Finale

Binjamin Zwi

Roman

Binjamin Zwi

MANGOLD

Band 4: Aaron – Die junge Generation - Teil 2 –

Das Finale

Roman

Texte: © Copyright by Binjamin Zwi - aw

Umschlaggestaltung: © Copyright by Andreas Weissenberger – bz

Bildrechte: © Copyright by Andreas Weissenberger / Samuel Mangold

Herausgeber:

Andreas Weissenberger

Roggenbachstraße 12a

79650 Schopfheim

[email protected]

Zitate zum Thema:

"Die Echos der Gewalt sind lauter als die Stille des Friedens, der danach kommt."

"Die größte Rache am Bösen ist nicht der Gegenhass, sondern ein glückliches Leben, das trotz allem gelebt wird."

"Manchmal muss man die Welt verlassen, die man kennt, um die Heimat zu finden, die man immer gesucht hat."

Prolog

Ihre Liebe war in Feuer und Asche geschmiedet worden. Am Ende von allem standen Aaron und Stefan zusammen, gezeichnet von den Kämpfen, aber unzertrennlich. Ihr Glück war neu, kostbar und unendlich zerbrechlich.

Alles hatte mit einer einfachen Kontaktanzeige in einer Berliner Zeitung begonnen – der Suche eines lebenslustigen Barkeepers nach einem Seelenverwandten. Es war der Beginn einer schicksalhaften Anziehung, die sich in einer magischen Nacht auf der Tanzfläche des Clubs "Doodels" entlud. Ein erster Kuss, der ein Versprechen für eine gemeinsame Zukunft war.

Doch auf Aaron lastete der Schatten einer dunklen Vergangenheit. Die Flucht aus seiner ultra-orthodoxen Heimatgemeinde, die gewaltsame Ablehnung durch seinen Vater Samuel, den obersten Rabbi, und ein schreckliches Geheimnis, das ihn fast zerbrochen hätte: der jahrelange sexuelle Missbrauch durch zwei hochrangige Rabbiner - Weinstein und Weizmann.

Eine Reise in diese Vergangenheit wurde zu einem Kampf auf Leben und Tod. Ein Anschlag auf die Familie, eine dramatische Rettung aus den Trümmern ihres Hauses und die schockierende Enthüllung, dass auch Aarons Bruder Elias zu den Opfern zählte, brachten das Fundament der Familie Mangold zum Einsturz. Doch aus der Asche erwuchs auch eine neue Hoffnung: Die Täter wurden zur Rechenschaft gezogen, und Vater Samuel fand, gebrochen von Schuld, den Weg zurück zu seinem Sohn und akzeptierte dessen Liebe zu Stefan.

Der Preis für diese Wahrheit war hoch. Getrieben von Trauma und Schmerz, stand Aaron am Rande des Abgrunds, bereit, alles zu beenden. Nur durch die Liebe seiner neuen Familie – Stefan, Esther, und seiner Freunde – fand er die Kraft, einen anderen Weg zu wählen: den der Heilung.

Jetzt, da die äußeren Feinde besiegt sind, beginnt für Aaron und Stefan der schwierigste Kampf: der gegen die Dämonen im Inneren. Kann ihre Liebe die tiefen Wunden der Vergangenheit wirklich heilen? Und kann ein neues Leben wirklich beginnen, wenn die Geister der alten Welt noch nicht zur Ruhe gekommen sind?

Endlich wieder in Berlin

Die Lichter des Berliner Flughafens fühlten sich fremd und vertraut zugleich an. Nachdem sie sich durch den Strom der Passagiere geschoben hatten, standen die vier Heimkehrer endlich in der kühlen Abendluft. Vor dem Ausgang wartete bereits eine Reihe von Taxis. Esther und Leah sicherten sich das erste für ihre Fahrt in die Oranienburger Straße, während Aaron und Stefan ihr Gepäck im Kofferraum des zweiten verstauten. Das Ziel: Jägerstraße. Endlich nach Hause.

Das Taxi blieb vor ihrem Wohnblock stehen. Stefan bezahlte, und während der Fahrer die Koffer auf den Gehweg stellte, atmeten sie die vertraute Luft ihres Kiezes ein. Sie nahmen ihr Gepäck und gingen rein. Der Aufzug war bereits unten, ein kleines Glück. „So“, sagte Aaron, als die Türen sich schlossen, „jetzt noch Penthouse drücken und endlich sind wir zu Hause!“

Als der Lift oben ankam, hörte Levi sie bereits. Kaum war die Tür aufgeschlossen, sprang er beide wie wild an, hechelnd vor Freude und dem unbedingten Willen, endlich geknuddelt zu werden.

„Hallo Levi, mein Junge! Man, habe ich dich vermisst!“

„Na, wo ist denn Flash?“, rief Stefan in die Wohnung. Doch sein fauler Kater rührte sich kaum auf dem Bett. Er streckte sich nur gemütlich, miaute ein kurzes, tiefes „Hi!“ und senkte zufrieden den Kopf, um weiterzuschlafen.

„Na, das ist ja eine Begrüßung!“, sagte Stefan, aber so war Flash eben.

Sie stellten die Koffer im Flur ab und gingen in die Küche. Aaron holte zwei Weingläser und eine Flasche eiskalten Roséwein aus dem Kühlschrank.

„Komm, lass uns anstoßen!“

„Auf was denn?“

„Auf uns, auf unsere Familien und auf unsere Zukunft!“ Aaron schenkte ein, gab Stefan sein Glas und stieß mit ihm an. Nach dem ersten Schluck gab er ihm einen tiefen Kuss. „Ich liebe dich so sehr! Danke, dass du diese harte Zeit mit mir durchgemacht hast. Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft!“

„Ich hatte in Freiburg schon mal an unserer Beziehung gezweifelt“, gestand Stefan leise, „aber dann hat mich die Realität überzeugt. Du bist der Einzige, den ich haben will, Aaron!“

„Ja, so geht es mir auch so. Du oder keiner!“

Berlin, wie Aaron und Stefan mit Esther und Leah sahen

Abendessen beim Schusterjungen

Sie saßen auf der Couch, die Weingläser in den Händen, als Stefan die Stille durchbrach.

„Ich muss heute Abend unbedingt noch in den Club. Kommst du mit?“

„Kann ich machen, aber vorher gehen wir noch etwas essen.“

„Einverstanden. Wollen wir ins Feinbergs?“

„Ja, oder auch woanders hin! Ich habe mal wieder Lust auf Pizza oder Griechisch.“

„Dann such was aus“, sagte Stefan und stand auf. „Ich gehe jetzt ins Bad.“

„Okay, ich überrasche dich!“

Stefan holte sich frische Wäsche und ging ins Bad. Er wollte endlich den symbolischen Dreck der letzten Zeit abwaschen. Er zog seine Sachen aus, schmiss sie in die Wäschebox und sprang unter die Dusche. Als er sich gerade einseifte, ging die Glastür auf.

„Ich dachte, du brauchst Hilfe beim Einseifen!“, grinste Aaron.

„Ja! Ich komme nicht richtig an den Rücken, aber du machst das ja jetzt.“

Aaron nahm das Duschgel, ließ es auf Stefans Rücken fließen und verrieb es langsam auf ihm – und nicht nur auf dem Rücken.

Irgendwann kamen sie dann doch wieder aus dem Bad, beide völlig entspannt und sich nur noch anlächelnd.

„Man, tat das gut, mein Schatz!“

„Ja! Danke, Aaron, für die Hilfe!“, zwinkerte Stefan und gab ihm einen Kuss. „Na, was hast du für uns ausgesucht?“

„Gutbürgerliche Berliner Küche. Wir gehen zum Schusterjungen. Ich esse Steak, und für dich gibt’s Klops!“

„Echt? Besser hättest du es nicht treffen können! Mann, wie habe ich das vermisst.“

„Das weiß ich doch, mein kleiner Ossi!“

„Ja, ärgere mich nur, du kleiner Schmock“, erwiderte Stefan und stupste Aaron auf die Nase, bevor er sich anzog. „Wann müssen wir los?“

„In zehn Minuten! So weit ist es ja nicht.“

Aaron blieb noch einen Moment stehen.

„Kommst du dich auch anziehen? Oder willst du nackt gehen?“, rief Stefan aus dem Schlafzimmer.

„Ich gehe nackt!“

Aber Aaron kam schon lachend hinterher und zog sich ebenfalls an.

„Na, du hast wohl Angst?“

„Nein! Ich will nur nicht, dass jemand mich dir wegnimmt!“

„Ich gebe Flash und Levi noch schnell etwas zum Fressen, dann können wir los.“

„Ist gut. Ich rufe noch kurz Frau Berger an und sage ihr, dass wir wieder da sind.“

Stefan fütterte die Tiere, während Aaron seine Nachbarin anrief, sie aber nicht erreichte. Als sie aus der Wohnung traten und auf den Aufzug warteten, kam Frau Berger ihnen im Treppenhaus entgegen. Sie freute sich sichtlich, die beiden wiederzusehen.

„Soll ich später noch nach den beiden schauen gehen?“, bot sie an.

„Ja, wenn Sie mögen. Stefan hat sie gerade gefüttert.“

„Gut, dann gehe ich noch kurz mit Levi raus und wasche die Näpfe aus.“

„Sie sind ein Goldstück, Frau Berger!“

„Das mache ich doch gerne. Bis bald!“

Stefan und Aaron traten auf die Jägerstraße hinaus in die milde Abendluft.

„Lass uns das Auto nehmen, das geht schneller!“, schlug Aaron vor.

„Ja, ich habe auch keine Lust auf U-Bahn!“

Sie gingen in den Hinterhof zu Aarons Audi.

„Ich bin schon so lange nicht mehr mit meinem Auto gefahren!“, sagte er und strich über die Motorhaube.

„Dann gewöhne dich wieder dran!“, scherzte Stefan.

Aaron versetzte ihm eine sanfte Kopfnuss. „Du Sack!“

Stefan lachte und kniff Aaron in den Arm.

„Auf nach Prenzlauer Berg“, sagte Aaron, als er den Motor startete. „Hoffe, wir bekommen noch einen Tisch.“

„Denke schon. Ich bin da mal mit der Tram durchgefahren, warst du da schon mal essen?“

„Ja, einmal mit ein paar Freunden. Ich fand es richtig lecker.“

„Das aus dem Mund von einem Juden!“

„Hey, du Schmock, ich esse auch Fleisch, nur kein Schwein. Das kannst du haben, mein kleines Schweinchen!“

Nach zwanzig Minuten Fahrt durch den Stadtverkehr waren sie da.

„Schau, dort in der Seitenstraße ist ein Parkplatz.“

Aaron zögerte keine Sekunde und zog in die Lücke, knapp vor einem anderen Suchenden. Innerlich zeigte er ihm grinsend den Mittelfinger. Sie stiegen aus und gingen zum „Schusterjungen“.

Drinnen war es brechend voll. „Hier ist alles besetzt oder reserviert!“, murmelte Stefan enttäuscht.

In dem Moment kam eine junge Frau auf sie zu und reichte Aaron die Hand. „Guten Abend, Herr Mangold, schön, dass Sie wieder einmal da sind.“

„Hallo Brigitte! Ich dachte, es muss mal wieder sein!“

„Das höre ich gerne. Da vorne ist Ihr Tisch. Ich komme gleich für die Bestellung.“

„Nur langsam, wir haben Zeit!“

Sie setzten sich. Stefan sah Aaron mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du bist auch überall zu Hause! Kennst alle und verarschst mich mit dem Tisch. Aber genau dafür liebe ich dich!“

Kurz darauf nahm Brigitte die Bestellung auf. Aaron entschied sich für das Steak, Stefan für die Buletten mit Spiegelei. Während sie auf das Essen warteten, stießen sie mit ihrem Bier an. Es dauerte nicht lange, und die dampfenden Teller standen vor ihnen.

„Schmeckt es dir?“, fragte Stefan mit vollem Mund.

„Ja, natürlich. Magst du probieren?“, antwortete Aaron.

„Ja!“

Aaron schnitt ein saftiges Stück von seinem Steak ab, spießte es auf die Gabel und schob es Stefan in den Mund. „Mhh, lecker! Magst du auch von mir probieren?“

„Von dir immer, aber nicht von der Bulette. Da ist Schwein drin!“

„Okay, aber bei der Bulette verpasst du echt was!“

„Egal! Ich küsse dich nachher, dann schmecke ich es auch“, grinste Aaron.

„Nö“, feixte Stefan zurück, „dann bekommst du auch nichts ab!“

Aaron schaute betrübt wie ein Welpe. „Ach, bitte!“

Stefan lachte. „Ich liebe dich schon noch, auch wenn du so gemein bist!“

„Sollen wir noch etwas bestellen oder wollen wir bezahlen?“

„Lass uns bezahlen, ich möchte jetzt in den Club. Wir waren so lange nicht da!“

Aaron winkte Brigitte herbei. „Wir würden gerne bezahlen!“

„Geht es zusammen oder getrennt?“, fragte sie mit dem Rechnungsblock in der Hand.

„Zusammen“, sagte Aaron und legte einen Arm um Stefan. „Das ist im Übrigen Stefan, mein Verlobter.“

„Schön, Sie kennenzulernen“, lächelte Brigitte. „Dann sind es 23,90 Euro.“

Aaron gab ihr 30 Euro. „Stimmt so!“

„Danke, Herr Mangold, und einen schönen Abend Ihnen beiden noch.“

„Ihnen auch, Brigitte!“

Im Gasthaus „Zum Schusterjungen“ kann man auch in Wirklichkeit gut essen.

Club-Chaos

Sie schlenderten zum Auto zurück. Ein anderer Wagen wartete bereits und der Fahrer blickte erleichtert auf, als sie in den Audi stiegen. Kaum hatten sie die Parklücke verlassen, fuhr er hinein. Sie fuhren in Richtung Mitte, zum Schiffbauerdamm.

Als die beiden am Club ankamen, war es bereits halb acht. Aaron parkte den Wagen.

„Lass uns durch den Vordereingang gehen“, schlug Stefan vor, als Aaron schon zum Hintereingang abbog. „Die werden sicher überrascht sein!“

„Ist okay, dann komm schon. Ich habe Durst!“

„Denk aber dran, dass wir noch fahren müssen!“

„Ja, Mama! Wir können im Notfall ein Taxi nehmen. Bleib doch mal cool!“

„Ich bin immer cool!“

Doch als sie am Haupteingang ankamen, stockte Stefan. Dort stand ein breitschultriger Türsteher, dessen Anblick allein schon Aggression ausstrahlte. So etwas wollte er nicht für seinen Club, der immer ein Ort gewesen war, an dem niemand Stress machte.

„Halt!“, blaffte der Mann sie an. „Ihr wollt doch sicher nicht hier rein!“

„Doch, eigentlich schon. Und wer will uns das verbieten?“, erwiderte Stefan kalt.

„Ich. Und deine Nase passt mir überhaupt nicht!“

„Oho, das hättest du jetzt nicht sagen sollen“, murmelte Aaron leise.

„Verpisst euch, ich mag solche Typen wie euch nicht!“

„Und wir mögen solche Pisser wie dich nicht“, zischte Stefan. Er drehte sich um. „Wir sehen uns gleich wieder!“

Aaron zögerte einen Moment, dann rief Stefan über die Schulter: „Aaron, willst du dort Wurzeln schlagen oder kommst du?“

„Oh, oh, jetzt ist er sauer!“, murmelte Aaron und folgte ihm.

Sie liefen in den Hinterhof.

„So ein Pisser!“, knirschte Stefan. „Warte, der kann sofort gehen!“

Er schloss die Hintertür auf und ging direkt auf Frank zu, der hinter der Theke stand. „Frank, was ist das denn für ein Pisser an der Tür? Er lässt mich nicht rein und behandelt einen wie Dreck!“

Frank sah auf, und Erleichterung überzog sein Gesicht. „Stefan! Zum Glück bist du endlich da. Du musst den Club wieder selber führen, hier herrscht nur noch Chaos! Man droht uns, den Laden zu schließen!“

„Was? Ich glaube, ich spinne!“, rief Stefan fassungslos. „Wo sind die anderen? Wo ist Sascha?“

„Die meisten sind gegangen, weil du nicht da warst. Sascha ist krank!“

„Aaron, komm, wir gehen vor. Frank, du auch. Und wo ist John?“

„Der kommt in zwanzig Minuten und ist von Tag zu Tag mehr angepisst!“

„Hol mir sofort diese Pappnase von der Tür hier rein!“, befahl Stefan.

„Ja, ist gut!“, sagte Frank und ging mit einem fast schon fröhlichen Gesichtsausdruck den Türsteher holen.

Nach zwei Minuten kamen sie zurück. Der Türsteher kratzte sich am Kopf und starrte Stefan ungläubig an.

„Na, da schaust du! Ich dulde solche Menschen nicht als mein Personal. Nimm deine Sachen und hol dir deinen Lohn bis heute ab.“

„Aber ich habe nur meinen Job gemacht!“

„Job? Das war Hass, kein Job! Also verzieh dich und komm nie wieder her!“

Der ehemalige Türsteher ging, sein Blick auf Stefan war pures Gift. Gerade als er verschwand, kam John durch die Tür. „Hey Stefan, endlich bist du wieder da!“

„Ja, zum Glück. Und scheinbar zur richtigen Zeit! Wie geht es euch? Ihr habt ja einiges durchgemacht!“

„Geht schon! Ich möchte jeden hier hinten haben, der gerade nicht gebraucht wird!“, sagte Stefan bestimmt.

„Ist gut! Ich sage allen Bescheid.“

Drei Minuten später standen die verbliebenen Mitarbeiter im Hinterzimmer.

Stefan sah sich um. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Was habt ihr aus dem Club gemacht! Schaut euch diesen Dreck an. Das muss morgen sofort erledigt werden! John, du kommst morgen um 10:00 Uhr, und dann bringen wir das hier in Ordnung!“

„Ja, okay, Stefan!“

„Ich muss erst Sascha anrufen, sie soll auch kommen!“

„Bist du nicht etwas zu streng zu John?“, flüsterte Aaron. Er hatte Mitleid mit ihm.

„Nein“, erwiderte Stefan leise. „Er muss lernen, und er darf ja weiter hier arbeiten!“

Stefan zog sich in sein Büro zurück, um Sascha anzurufen. Aaron ging lieber nach vorne zu John, um ihn etwas aufzumuntern.

„Hallo Sascha, hier ist Stefan!“

„Hallo Stefan. Was willst du?“, Saschas Stimme klang abweisend.

„Ich bin gerade im Club und wundere mich, wo du bist!“

„Du selbst hast gesagt, dass ich nicht mehr kommen soll!“

„Was habe ich? Nein! Das habe ich nie gesagt. Im Gegenteil, ich brauche dich hier! Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.“

„Ja, das denke ich mir. Aber warum sagt dann diese Tammy, dass ich nicht mehr gebraucht werde?“

„Wer zum Teufel ist Tammy? Die kann gehen, ich kenne die nicht!“

„Oh Mann, Stefan, du bist doch mein Goldstück!“, rief Sascha ins Telefon, und Stefan konnte ihn förmlich vor Freude tanzen hören.

„Na, kommst du wieder?“

„Ja, wenn du willst!“

„Natürlich will ich. Kannst du jetzt kommen? Wir brauchen dich!“

„Ist diese Tammy auch da?“

„Nein! Sonst hätte ich sie bereits zum Teufel gejagt!“

Sascha lachte. „Gut! Ich bin in zwanzig Minuten da!“

Stefan legte auf, ein Stück Erleichterung machte sich in ihm breit. Er verließ das Büro, um nach Aaron zu suchen, und fand ihn vorne an der Bar im Gespräch mit John. Sie schienen sich wieder zu verstehen. Gut so. Stefan ging zu den beiden und bestellte sich ein Bier.

„Na, Stefan, hast du dich etwas beruhigt?“, fragte John.

„Ja, John. Sorry, wenn ich so mies zu dir war!“

„Kein Problem! Ich habe nur versucht, alles am Laufen zu halten, aber es wurde immer schlimmer. Seit diese Tammy da ist, geht es nur noch bergab.“

„Kommt diese Tammy heute noch?“, wollte Stefan wissen.

„Ja, aber meistens erst gegen elf. Sie sagt, du hättest ihr sämtliche Vollmachten übertragen!“

„Was habe ich? Ha, die spinnt wohl! Na, lass die nur kommen!“, sagte Stefan mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. „Wenn sie kommt, sagst du nicht, wer ich bin, okay?“

„Mache ich!“, grinste John. „Und wenn man vom Teufel spricht … da kommt sie!“

„Okay! Ich gehe mal zu ihr und sage, dass ein neuer Barmann da ist.“

„Ja, das ist cool. Mal sehen, was die macht!“

John ging zu der Frau, die gerade hereingekommen war. Sie fuchtelte mit den Händen und zeigte dann in Stefans Richtung. Dann kam sie auf ihn zu.

„Hallo, ich bin Tammy und hier bin ich die Chefin!“, verkündete sie.

„Ah, okay. Ich bin der neue Barmann. Sag mal, ist Stefan auch da?“

„Nein, der kommt nur noch selten. Ist mit so einem Typen unterwegs!“

Bei dem Wort „Typ“ verfinsterte sich Aarons Miene.

„Wie bist du eigentlich hier Chefin geworden?“, fragte Stefan unschuldig. „Stefan würde das Ruder nie an eine Frau übergeben!“

„Na, das siehst du ja, dass er es getan hat. Willst du jetzt arbeiten oder verschwende ich hier meine Zeit?“

„Du verschwendest hier, glaube ich, schon die Zeit. Aber soll ich mal etwas an der Bar vorführen?“

„Ja, ich will was sehen!“

„Moment, ich muss nur schnell meinem Typen was ins Ohr flüstern.“ Stefan beugte sich zu Aaron und sagte leise: „Ruf die Polizei.“ Aaron nickte unauffällig und stand auf, um vor die Tür zu gehen.

„So, ich bin so weit! Was soll ich machen?“

„Einen Cocktail! Wenn du weißt, was das ist“, höhnte sie.

„Gut, ich mache dir einen Sex on the Beach!“

Während Stefan mit viel Show die Zutaten mixte, kam Sascha beim Doodels an und sah Aaron draußen telefonieren.

„Hallo Aaron, schön, dass es dir gut geht!“, rief er leise.

„Hi, Sascha, gut, dass du da bist! Stefan führt da drinnen gerade Tammy vor. Wir warten auf die Polizei!“

„Oh, Polizei klingt cool! Aber mir ist kalt, ich geh schon rein.“

Sascha betrat den Club genau in dem Moment, als Tammy ungeduldig wurde. „Na, das mit deinem Cocktail dauert aber!“

„Schon gut, ich warte noch auf meinen Freund“, erwiderte Stefan gelassen.

Als Tammy Sascha erblickte, erstarrte sie. „Hatte ich dir nicht gesagt, dass Stefan dich hier nicht mehr haben will?“

„Ich kann ja wohl privat herkommen!“, sagte Sascha genervt.

„Du bist hier nicht willkommen, geh!“, forderte Tammy, doch Sascha sah nur hilfesuchend zu Stefan.

„So, der Cocktail ist fertig“, verkündete Stefan laut. „Und der geht an diese junge Dame hier.“ Er reichte das Glas mit einem Lächeln an Sascha.

Gerade als Tammy zu einer wütenden Tirade ansetzen wollte, erschien Aaron mit zwei Polizisten in der Tür. Er zeigte auf Tammy.

Im selben Moment sagte Stefan laut und deutlich zu ihr: „Na, du Miststück! Ich bin Stefan Kowski, und das hier ist mein Club. Und die beiden Herren sind deinetwegen gekommen.“

Tammy versuchte zu fliehen, doch Frank, der wie zufällig im Weg stand, streckte ein Bein aus. Sie stolperte und fiel unsanft zu Boden. „Oh, das tut mir aber leid!“, sagte er ohne eine Miene zu verziehen.

Einer der Polizisten war sofort bei ihr. Stefan kam dazu. „Ich bin Stefan Kowski, der Eigentümer. Diese Dame hat versucht, sich während meiner Abwesenheit meinen Club anzueignen.“

Der Polizist prüfte Stefans Ausweis. „Somit ist alles geklärt. Sie sind verhaftet“, sagte er zu Tammy. „Und Sie, Herr Kowski, kommen bitte morgen auf das Kommissariat Mitte und machen Ihre Aussage.“

„Ja, mache ich. Gerne sogar!“

Die Polizisten führten Tammy ab. Stefan schloss Sascha in die Arme.

„Endlich bist du da, Chefchen!“, kreischte dieser voller Freude.

„Ja, es war höchste Zeit“, sagte Stefan. „Aber für heute haben wir genug gemacht. Lasst uns in die Lounge gehen, wir müssen etwas besprechen.“

Zwei Stunden später machten sich Stefan und Aaron auf den Heimweg, nachdem sie Sascha bei ihr zu Hause abgesetzt hatten. Als sie in ihrer Straße ankamen und Aaron das Auto parkte, wartete Stefan am Hauseingang. Ihm war kalt und er wollte nur noch hoch.

„Lass uns hochgehen“, sagte er, als Aaron zu ihm kam. „Ich hatte für heute genug Stress, ich will jetzt nur noch duschen und ins Bett!“

„Sonst nichts?“, fragte Aaron leise und blickte ihm tief in die Augen.

„Nein, nichts! Kein Sex oder sonst etwas. Nada!“

Im Aufzug war die Anspannung zwischen ihnen greifbar. Oben in der Wohnung zog Stefan sofort die Jacke aus und verschwand im Bad. Aaron bemerkte, wie tief der Ärger in seinem Freund saß. Er beschloss, ihn zu überraschen.

Schnell ging er in die Küche und rührte Stefans Lieblingspudding an. Sahne hatten sie auch noch. Er verzierte den Pudding mit einem Sahneherz und stellte ihn auf den Küchentisch. Dazu kochte er noch Stefans Lieblingstee.

Als Stefan aus der Dusche kam, rief Aaron: „Komm mal, ich möchte dir etwas zeigen.“

„Gleich! Ich habe nur meine Boxer an“, knurrte Stefan.

„Egal! Es kann nicht warten.“

Widerwillig ging Stefan in die Küche. Doch als er den Tisch sah, verschwand sein Groll und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Hey, das ist mein Lieblingspudding und du hast auch noch meinen Lieblingstee gekocht! Man, liebe ich dich. Aber lass uns diese feinen Sachen im Bett genießen. Etwas TV schauen und dich neben mir haben, dann geht es mir super!“

„Gut! Ich gehe noch kurz duschen, und du bereitest alles vor.“

„Ja, genau!“ Stefan hielt Aaron auf, bevor er gehen konnte. „Komm mal her!“ Er zog ihn an sich. „Sorry für eben, aber ich bin total fertig. Ich liebe dich, Schatz!“

„Ist schon gut! Ich liebe dich auch.“

Als Aaron aus dem Bad kam, trug er nur einen knallengen, schwarzen Slip. Stefan schluckte. Eigentlich wollte er keinen Sex, aber bei diesem Anblick wurde sein Widerstand auf eine harte Probe gestellt. „Was wollen wir schauen?“, fragte er schnell, um sich abzulenken.

„Etwas Lustiges!“

„Okay, ‚Love, Simon‘?“, schlug Stefan vor und startete den Film. Er nahm sein Schüsselchen mit dem Schokopudding und rutschte zu Aaron rüber, um seine Nähe zu genießen.

„Na, schmeckt der Pudding?“

„Ja, der ist lecker! Das war eine wirklich nette Überraschung.“

„Freut mich, dass sie dir gefallen hat!“

Gemeinsam aßen sie den Pudding und tranken den Tee. Irgendwann war der Film zu Ende. Aaron schaltete die Geräte aus. Stefan war bereits eingeschlafen. Levi lag schnarchend neben dem Bett, Flash am Fußende. Alles schlief. Aaron schaltete das Licht aus, kroch zu Stefan unter die Decke und schlief neben ihm ein.

Stefans Doodels

Ein neuer Tag und alte Ängste

Ein grauer Berliner Morgen begrüßte Aaron, als er aufwachte. Normalerweise drückte Regenwetter ihm aufs Gemüt, doch heute fühlte er sich erstaunlich gut gelaunt. Anders als Stefan, der neben ihm lag wie ein Stein und sich nicht rühren wollte. Das typische Berliner Grau schien sich direkt auf seine Seele gelegt zu haben.

Aaron zog an ihm, doch er bekam keine Reaktion. Er biss ihm spielerisch in den Po. Jetzt zuckte Stefan und stöhnte leise.

„Ich will noch schlafen. Mach du das Frühstück und ruf mich dann!“

„Ist gut, aber dann kommst du auch, mein kleiner Schmock!“

„Ja, aber nur, wenn du mich jetzt in Ruhe lässt. Geh endlich, Sklave!“

Aaron musste lachen. Sein Schatz probte den Aufstand.

Er ging ins Bad, um sich fertig zu machen. Danach beschloss er, richtigen Kaffee zu kochen. Heute sollte es kein schneller Espresso sein, sondern frischer Filterkaffee aus einer speziellen Maschine, die Stefan bestimmt noch nie gesehen hatte. Während der Kaffee durchlief und die Brötchen im Ofen aufbackten, wollte er Natascha anrufen. Lange hatten sie nicht mehr geplaudert. Er wählte die Nummer von Stefans Mutter, doch nach dem vierten Klingeln schaltete sich der Anrufbeantworter ein.

„Hier ist der Anschluss der Familie Kowski, sprechen Sie nach dem Piep!“

„Hallo Natascha und Erich! Hier ist Aaron. Ich wollte nur kurz sagen, dass wir wieder gut in Berlin gelandet sind. Stefan schläft noch, er ist total erschöpft. Meldet euch doch, wenn ihr Zeit habt, dann können wir uns mal wieder treffen! Liebe Grüße.“

Das Band stoppte und der Anruf war beendet.

„Ah, der Kaffee ist durch und die Brötchen sind auch fertig“, murmelte Aaron vor sich hin. „Zeit, Stefan zu wecken!“

Er ging ins Schlafzimmer und setzte sich neben ihn aufs Bett. „So, es ist alles fertig, jetzt musst du aber raus!“

Stefan blieb stur und zog die Decke nur fester um sich. Das reichte Aaron. Mit einem Ruck zog er die Decke weg und begann, Stefan gnadenlos zu kitzeln. Das wirkte.

„Na, endlich“, grinste Aaron, als Stefan sich lachend aufsetzte. „Komm! Die Brötchen werden kalt und der Kaffee wird bitter.“

„Ja, ich komme ja. Ich muss nur kurz auf die Toilette.“

„Gut, aber komm auch gleich!“

Aaron wartete in der Küche. Kurz darauf hörte er die Toilettentür.

„Morgen, Schatz“, murmelte Stefan, als er in die Küche schlurfte. „Mann, ist das ein Mistwetter. Ich bin total kaputt.“

„Morgen, Schlafmütze. Möchtest du Kaffee?“

„Ja, bitte!“

Aaron schenkte ihm eine Tasse ein und reichte die Brötchen rüber.

„Na, bei so einem guten Kaffee werde ich aber gleich wach!“, sagte Stefan, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte.

„Ja, der ist mit so einer speziellen Maschine gemacht.“

„Hab sie vorhin gesehen, die sieht total cool aus!“

„Ich möchte nachher mit meinen Eltern skypen“, sagte Aaron. „Möchtest du dabei sein?“