Manifest der Anonymen Schauspieler - James Franco - E-Book

Manifest der Anonymen Schauspieler E-Book

James Franco

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Beschreibung

"Hinterhältig lustig und provozierend ehrlich." Gary Shteyngart

Sind wir nicht alle immer auch Schauspieler unseres eigenen Lebensdramas? Schlüpfen wir nicht ständig in die verschiedensten Rollen? Hinter tausend Masken kein Gesicht?

Einer der spannendsten und vielseitigsten Profi-Schauspieler lässt uns an den Höhepunkten und Verwerfungen dieser Kunst teilhaben. Abgründig und humorvoll, derb und schonungslos versammelt Franco die größten Schauspieler der Vergangenheit und die schrillsten der Gegenwart zum fröhlichen Stelldichein; von Jean-Paul Belmondo und Steve McQueen zu Meryl Streep, Cate Blanchett oder Lindsay Lohan. Und weil das Schauspielen eine Sucht sein kann, benutzt er für seinen Roman das Konzept der "12 Schritte" und "12 Traditionen" der Anonymen Alkoholiker.

Eine Ausnüchterung!

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Seitenzahl: 373

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JAMES FRANCO

MANIFEST DERANONYMENSCHAUSPIELER

Aus dem Amerikanischen vonHannes Meyer

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Die Shakespearezitate aus Romeo und Julia, Macbeth und Hamlet auf den Seiten 138, 212, 213 und 219 sind übersetzt von Frank Günther: © Hartmann und Stauffacher GmbH, Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Köln

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Actors Anonymous: A Novel«

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2013 by James Franco

Originally published in the United States by

Amazon Publishing, 2013.

This edition made possible under a license arrangement originating

with Amazon Publishing.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de

Einband-/Umschlagmotiv:

© Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company

Datenkonvertierung E-Book: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-8387-5789-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Inhalt

Vorwort

Die Meinung des Schauspielers

Die Zwölf Schritte der anonymen Schauspieler

Die Zwölf Traditionen der Anonymen Schauspieler

Für meine Freunde von der Columbia University

Gary ShteyngartBen MarcusEd ParkDarcy SteinkeVictor LaValleStacey D’Erasmo

Danke

Schauspieler und bemalte Bühne gewannenmeine ganze Liebe,Nicht jedoch die Dinge, für die sie Sinnbild waren.– Yeats

Vorwort

Wir von den Anonymen Schauspielern sind über fünfzig Männer und Frauen, die einen scheinbar hoffnungslosen Geistes- und Leibeszustand überwunden haben.

In diesem Band berichten wir von unseren Erfahrungen mit der Existenz, der modernen Gesellschaft und Identität, um geeignete Möglichkeiten des Darstellens und Seins in der Welt zu finden.

Manchmal tut es weh, man selbst zu sein; manchmal kann man sich selbst einfach nicht entkommen. Das Schauspielerleben bietet denen eine Fluchtmöglichkeit, die ihr eigenes Leben langweilig, schmerzhaft und abgeschottet finden. Doch ein Schauspieler/Entfesselungskünstler kann auch zu weit gehen.

Wenn man zu viele Rollen spielt oder sich zu sehr in eine Figur hineinversetzt, kann man sich verlieren. Manche betrachten diesen Verlust als etwas Positives, und vielleicht ist er das auch für Menschen, die gerne entwurzelt im leeren Raum schweben, aber andere, wie die Mitglieder der Anonymen Schauspieler, glauben, dass es gilt, eine Balance zwischen Leben und Kunst zu finden, zwischen erschaffenem und wahrhaftigem Selbst.

Auf diesen Seiten haben wir unsere Erfahrungen zusammengetragen, um andere – Berufsschauspieler, Amateure wie auch Nichtschauspieler – zu einem Leben anzuleiten, das dem psychologischen Determinismus ebenso trotzt wie dem chaotischen Wahnsinn.

Ob wir unseren Lebensunterhalt mit der Schauspielerei verdienen oder nicht, wir sind alle Profis; wir müssen unsere Anonymität wahren. Ein Schauspieler sieht sich den Vorurteilen von Jahrhunderten ausgesetzt, es ist also wichtig, dass keiner von uns ins Rampenlicht gestellt wird (in dem viele von uns weiß Gott oft genug stehen). Mit der Verherrlichung und Herabwürdigung von Schauspielern wird so viel Geld verdient, dass wir die Presse, insbesondere die Regenbogenpresse, bitten, Stifte, Videokameras, Blitzgeräte und Blogs ruhen zu lassen und die Anonymität unserer Organisation zu wahren.

Dies ist ein ernsthafter Text, der sich an Schauspieler richtet – aber nicht unbedingt nur an Bühnen-und Filmschauspieler, sondern an alle, die im Schall und Wahn des Lebens mitspielen. Jeder, der sich für diese Botschaft interessiert, darf daraus mitnehmen, was er oder sie möchte.

Wir sind kein exklusiver Club; einzige Beitrittsbedingung ist der Wille, sich zu verändern; zu lernen, wie man fair und kontrolliert spielt. Jeder kann spielen, aber nicht jeder gut, und vor allem weiß nicht jeder, wie seine Darbietung auf andere wirkt.

Wir haben keinen Sprecher und keine Hierarchie. Es gibt keine Beiträge und Gebühren, und wir sind offen für alle, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Religion, Nationalität oder Schauspielschule.

Wir grenzen niemanden aus, nicht mal jemanden, der von I ____ C ____ oder L ____ M ____ oder sonst einem blutsaugenden Scharlatanlehrer in einem dunklen Unterrichtsraum irgendwo in den Weiten L. A.s ausgebildet wurde.

Wir wollen einfach nur helfen. Nicht ausbilden, sondern Menschen vor der Ausbildung retten, ob sie von einem Lehrer erteilt wird, von einem Elternteil oder dem, was wir heute unser Leben nennen.

*

Wir von den Anonymen Schauspielern verschreiben uns den folgenden zwölf Schritten und zwölf Traditionen. Nicht, weil ein tyrannisches Studio oder ein diktatorischer Regisseur sie uns angetragen hat; ebensowenig sorgen wir uns um die Autoren am Schreibtisch, die napoleonische Machtansprüche hegen; und wir fühlen uns erst recht nicht den Horden namhafter und namenloser Kritiker verpflichtet, die behaupten, sie würden sich mit dem auskennen, worüber sie schreiben, die viel reden, aber wenig tun, diese Vipern der Seitenlinie, die giften und beißen und sich dann schnell wieder in ihren Löchern verkriechen, wenn die echten Schauspieltiere ihnen die Zähne zeigen.

Wir ehren und leben diese Prinzipien, weil sie auf den harten Erfahrungen derer beruhen, die diesen Beruf mit seinen Prüfungen vor der Kamera oder nicht, auf der Bühne oder nicht durchlebt haben, denn ohne Zweifel wachsen die Anforderungen des Alltags proportional mit den immer höheren Ebenen der eigenen Darbietung. Man lebt nämlich nicht nur in den Luftschlössern der eigenen Fantasie.

In dieser Welt der Oberflächlichkeit und Unwahrheit lasst euch führen durch Reiche des Materialismus und des Neids, vorbei an den Sümpfen der öffentlichen Erniedrigung und den zahnbewehrten Schlünden des Selbstzweifels in ein ausgewogenes Leben zwischen Kreativität und Wahrheit. Wir sind für euch da, lasst uns euch lieben und leiten.

Wir erzählen von unserer Arbeit.

Die Meinung des Schauspielers

Wir von den Anonymen Schauspielern glauben, dass sich der Leser, was unsere Situation betrifft, für eine Expertenmeinung interessiert. In der Welt der Schauspielausbildung gibt es so viele Marktschreier, dass der Rat eines Profis mit Erfahrungen auf allen Ebenen dieses Berufs unerlässlich ist.

An alle Interessierten:

Seit meinem achtzehnten Lebensjahr bin ich Berufsschauspieler. Ich habe eine achtjährige Ausbildung durchlaufen und vierzehn Jahre als Berufsschauspieler gearbeitet. Ich habe Schauspieler aus aller Welt kennengelernt. Man findet kaum einen gemeinsamen Nenner, und doch gibt es bei den meisten Schauspielern, die ich kenne, zahlreiche Gemeinsamkeiten. Den meisten Schauspielern ist ein gewisser Selbsthass zu eigen, der sich auf unterschiedliche Art und Weise zeigt; manchmal ist er so verborgen, dass man ihn kaum bemerkt, aber man darf sich nicht täuschen lassen – er ist da. Jeder, der den Drang hat, sich beruflich jeden Tag zu verkleiden, hat etwas zu verstecken – vor sich selbst oder vor anderen. Oder der Selbsthass manifestiert sich im Streben nach Erfolg und Ruhm. Hier lautet der Algorithmus: »Wenn viele Leute mich lieben, dann bin ich wohl wichtig.« Das lässt sich auch anders ausdrücken: »Ich hasse mich, aber ich verwandle mich jetzt in eine charismatische Persönlichkeit, die jeder liebt, und wenn ich geliebt werde, muss ich mich nicht mehr hassen.«

Die meisten Schauspieler sind zum Scheitern verurteilt, denn selbst die wenigen erfolgreichen, die einen gewissen Bekanntheitsgrad, also Ruhm, erlangt haben – die Schauspielergewerkschaft SAG besteht zu einem knappen Zehntel aus Leuten, die von der Schauspielerei allein leben können, und nur zwei Prozent sind mehr oder weniger berühmt –, verlässt der Selbsthass nie. Die Dämonen des Zweifels flüstern unaufhörlich Lieder der Unwürdigkeit, oder aber die Person ist völlig gefangen im hermetischen Irrsinn ihres eigenen Größenwahns: Sie funktioniert vielleicht im Alltag, schaut aber kaum jemals über den eigenen Kürbiskopf hinaus. Nichts ist von Dauer, nicht mal die Filme selbst: Denken wir an Porters Jack andthe Beanstalk, Life of an American Fireman und The Great Train Robbery oder an Cukors Ein neuer Stern am Himmel – zerrissene und verzerrte Kunstwerke. So werden Filmklassiker zerstört, diese scheinbar beständigsten Medien und Verwahrungsmittel der Schauspielerseele werden gedankenlos verschandelt – und das sind noch die hochrespektierten Filme ihrer Zeit; nicht auszudenken, welchem Schicksal die unbekannteren Werke ausgeliefert sind, die Schauspieler-Narrenschiffe, die verloren auf dem Wasser der Ewigkeit umhertreiben. Der Schauspieler ist also immer auf der Suche nach einer Unsterblichkeit, die er nie erreichen kann, was oftmals einen überstarken Ehrgeiz befeuert, der irgendwann ausbrennen oder in einem kurzen, strahlenden Augenblick verglühen muss. Dieser Umstand hat Generationen von Schauspielern zu beiden Seiten der Erfolgskluft gebrochen zurückgelassen, und bis heute gibt es kaum Trost, abgesehen von einigen SAG-finanzierten Schauspieler-Altersheimen.

Ehrlich gesagt war ich vor diesem Band überzeugt, Schauspieler seien eben arm dran, doch hiermit ist nun endlich hundert Jahre nach den ersten Filmen eine wundersame Hoffnung auf die Erde gekommen, sechshundert Jahre nach Everyman und den Moralitäten, vierhundert Jahre, nachdem Shakespeare den Geist von Hamlets Vater spielte, und Jahrtausende über Jahrtausende, nachdem die Lascaux-Menschen ihr Wildbret mit Ritualtänzen feierten. Unser Erfahrungsschatz kann dem Schauspieler nicht zu einer besseren Darbietung, wohl aber zu einem besseren Leben verhelfen. Schon lange tragen Schauspieler das Bewusstsein der Welt über Leinwand, Bühne und durch ihr Privatleben, erhalten aber kaum Anerkennung für ihre Mühsal. Ihre Mitmenschen finden sie arrogant und egozentrisch, applaudieren ihnen aber gleichzeitig für ihre Erkundung der düstersten menschlichen Erfahrung. Jetzt, da die Bilder computergeneriert sind, schaut der Schauspieler ängstlich in eine trübe Zukunft, wo seine Strahlkraft schwinden wird wie zuvor die des Dichters, Romanciers und Malers. Aber nicht alles ist verloren, es gibt Menschen, die euch verstehen, und das gepaart mit einer spirituellen Verbindung führt bereits Dutzende, wenn nicht Hunderte, aus der Einöde Hollywoods in elysische Gefilde.

Peace,James Franco

Die Zwölf Schritteder anonymen Schauspieler

1. SCHRITT

Wir gaben zu, dass das Leben eine Darbietung ist,dass wir alle in jedem Moment Darsteller sind, unddass wir unsere »Darbietung«nicht mehr unter Kontrolle haben.

2. SCHRITT

Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Art Regie-Kraft,größer als wir selbst, unserer Darbietung die Geistesgesundheitwiedergeben kann.

3. SCHRITT

Wir vertrauten unseren Willen und unsere»Darbietungen« dem Großen Regisseur an.

4. SCHRITT

Wir machten eine gründliche und furchtloseInventur unserer »Rolle«.

5. SCHRITT

Wir gaben dem Großen Regisseur,uns selbst und einem anderen Schauspieler gegenüber unverhülltdie Fehler unserer »Rolle« zu.

6. SCHRITT

Wir waren bereit, all diese »Rollenfehler«vom Großen Regisseur beseitigen zu lassen.

7. SCHRITT

Demütig baten wir den Großen Regisseur,unserer »Rolle« diese Fehler zu nehmen.

8. SCHRITT

Wir machten eine Liste aller Schauspieler,denen unsere »Rolle« Schaden zugefügt hatte, und wurden willig,ihn bei allen wiedergutzumachen.

9. SCHRITT

Wir machten bei diesen »Schauspielern« alles wieder gut –wo immer es möglich war –, es sei denn, wir hätten dadurch sieoder andere »Schauspieler« verletzt.

10. SCHRITT

Wir setzten die Inventur unserer »Rolle« fort, undwenn sie im Unrecht war, gaben wir es sofort zu.

11. SCHRITT

Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewussteVerbindung zum Großen Regisseur.Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willenerkennbar zu machen und uns die Kraft zu geben,ihn auszuführen.

12. SCHRITT

Nachdem unsere »Rolle« durch diese Schritte ein spirituellesErwachen erlebt hatte, versuchten wir, diese Botschaft anandere Schauspieler weiterzugeben und alle unsere Szenennach diesen Grundsätzen auszurichten.

1. Schritt

Wir gaben zu, dass das Leben eine Darbietung ist,dass wir alle in jedem Moment Darsteller sind und dasswir unsere »Darbietung« nicht mehr unter Kontrolle haben.

Ich bin der Schauspieler

ICHBINDER SCHAUSPIELER.

Ich lebe im Jahr 2013, und ich lebte im Jahr 1913.

Ich bin Schauspieler, also kann ich alles spielen. Jeder ist in mir und ich bin Teil von jedem.

Ich bin Teil deines Bewusstseins. Das glaubst du nicht? Willst du abstreiten, dass ich es hineingeschafft habe? Du kennst mich, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Ich bin jeder Schauspieler.

Ich bin Jack Nicholson und Marlon Brando und Jimmy Stewart und Jean-Paul Belmondo und Steve McQueen.

Ich bin Meryl Streep und Natalie Wood und Cate Blanchett und Marilyn Monroe.

Ich bin Nicolas Cage und Robert Pattinson, James Dean und Rock Hudson. Ich bin Sean Penn, Robert De Niro und Cary Grant.

Ich bin Bette Davis und Barbara Stanwyck und Katharine Hepburn und Audrey Hepburn und Grace Kelly, Jean Harlow und Lauren Bacall und Judy Garland und Greer Garson. Ich bin Norma Shearer und Lillian Gish. Ich bin Garbo. Ich bin Joan Crawford und Joan Blondell, Jeanne Moreau und Anna Karina und Marlene Dietrich und Monica Vitti. Ich bin Ann Dvorak und Lucille Ball und Louise Brooks. Ich bin Vivien Leigh und verdammt noch mal Shelley Winters.

Ich bin Clark Gable.

Ich bin Montgomery Clift.

Ich bin W. C. Fields.

Ich soll dich unterhalten, aber das ist mir eigentlich egal.

Die Zuschauer stehen auf Scheiße, also will ich es ihnen nicht mehr recht machen. Sogar die schlauesten Kritiker stehen auf Scheiße, zumindest was Schauspielerei angeht.

Ja, ab und zu läuft es richtig, und die Leute erkennen gute Leistungen als solche. Wir haben alle möglichen Preisverleihungen. Zum Beispiel die Oscars. Aber wo waren die Oscars für Nicholson in Five Easy Pieces, Das letzte Kommando und Chinatown? Wo die für De Niro in Hexenkessel und Taxi Driver? Was ist mit Brando in Endstation Sehnsucht und Der letzte Tango in Paris? Und mit Clift in Ein Platz an der Sonne, mit Dean in Jenseits von Eden und Giganten?

Ich habe die Schauspielerei mal sehr ernst genommen, aber jetzt weiß ich, dass man nur so gut ist wie der Stoff, den man bekommt, und selbst wenn der gut ist, ist man nur so gut wie der Regisseur. Man ist so sehr von anderen abhängig, dass ich die Schauspielerei nicht mehr richtig ernst nehmen kann.

Ich bin so etwas wie eine raffinierte Requisite. Ich gebe dir jedes Gefühl, das du willst, jeden Akzent, den du willst, jede Frisur und jedes Kostüm, und ich sage alles, was du mir vorsetzt. Aber verlang nicht mehr von mir, dass ich die Arbeit ernst nehme.

Hat der Ruhm Brando dick und verbittert gemacht?

Hat McQueen sich totgevögelt?

Ich war auf der Welt, als Shakespeare das ganze Zeug geschrieben hat. Damals war es gut, aber noch kein Shakespeare.

Ich habe für Geld gespielt und auch kostenlos. Wenn man den Regisseur hasst, nimmt man lieber Geld; wenn man ihn liebt, spielt man lieber kostenlos.

Früher habe ich mir viele Gedanken über mein Äußeres gemacht. Heute nicht mehr so sehr. Vielleicht, weil ich so gut aussehe.

Jack Nicholson hat sich Sorgen gemacht, als er seine Haare verlor. Schon 1963 in Roger Cormans Film The Terror kann man es ahnen und in Five Easy Pieces sieht man es ganz deutlich. Aber in den Filmen aus den Siebzigern (nach Easy Rider) sieht er zehnmal so sexy aus wie in den Scheißfilmen davor. Obwohl er damals mehr Haare hatte.

Viele Schauspieler wollen Regie führen. Heutzutage wird fast jeder Schauspieler irgendwann Regisseur. Komisch, dass ihre Filme dann immer klein und klischeehaft wirken. An die meisten davon will ich lieber gar nicht denken.

Arbeitet man in Hollywood, muss man das Spiel normalerweise mitspielen. Nur gute Filme zu erwischen, ist verdammt schwer. Sogar Daniel Day-Lewis hat in Der Boxer, Hexenjagd und Nine mitgespielt. Nicht, dass er in den Filmen schlecht gewesen wäre, aber wenn man bedenkt, dass er nur so alle zwei, drei oder fünf Jahre einen Film macht, ging es ihm bestimmt ziemlich dreckig, als die Filme herauskamen.

Ich hasse Schauspieler, denen ihre eigene Darbietung wichtiger ist als das ganze Projekt. Jetzt pluster dich doch nicht so auf, was soll das denn? Hast du nicht kapiert, dass man in dem Geschäft zusammenarbeiten muss? Hier geht es nicht nur um deine Karriere.

Ich hasse Bücher, die einem erklären wollen, wie Filme funktionieren. Es läuft doch so: Mach, was du liebst und woran du glaubst. Vielleicht machst du mal bei einem Projekt mit, aus dem nicht der beste Film wird, aber vielleicht lohnt es sich aus anderen Gründen: Vielleicht darfst du eine Woche mit einem tollen Schauspieler zusammenarbeiten oder mit einer neuen Technologie oder du kannst mal eine richtig abgefahrene Rolle spielen. Wen interessiert es denn, ob ein Film funktioniert oder nicht? Doch nur die Leute, die auf Geld und Ruhm aus sind – die Studiobosse, die Agenten, die Nicht-Künstler.

Ja, Film ist eine populäre Kunstform, aber diesen Status verliert er schon seit den Sechzigern. Klar kann man immer noch Filme drehen, die Unsummen einspielen, aber man kann auch immer noch Bücher veröffentlichen, die Unsummen einbringen. Das heißt nicht, dass die Filmindustrie für immer dominant bleibt.

Früher traten die Stars im Theater auf.

Was ist aus den Königen und Königinnen des Vaudeville geworden?

Wenn man für einen Film auf Achse ist, ist das toll. Man wohnt im Hotel, wird bekocht, lernt Neues kennen, und viele der Schauspieler und der Crew vögeln miteinander.

Manche Leute nehmen ihre Schauspielkunst schrecklich ernst, und die, die sie zu ernst nehmen, sind langweilig und ersticken ihre eigene Darbietung.

Daniel Day-Lewis fällt nie aus der Rolle, nicht mal, wenn er in der Maske sitzt oder nach Hause geht. Kannst du dir vorstellen, ein halbes Jahr lang Billy the Butcher zu sein? Würdest du dir nicht blöd vorkommen, wenn du als Abraham Lincoln verkleidet durch die Gegend laufen würdest? Mit achtzehn? Mit fünfundzwanzig? Mit vierzig oder fünfzig?

Und was, wenn du dreiunddreißig Jahre lang als irgendein unsicherer Loser herumlaufen würdest? Moment …

Würdest du jemandem wehtun, damit er eine bessere Darbietung liefert? Würdest du für deine eigene Darbietung jemanden ohrfeigen? Mit einem Messer stechen? Boxen? Anspucken? Jemanden abseits der Kamera und so, dass es im Film keiner hört, als Drecksjuden oder Nigger beschimpfen, um eine echte Reaktion zu provozieren?

Manche Schauspieler (vor allem Männer) hassen Fotoshootings, weil die ihnen zu künstlich sind. Aber ist posieren vor dem Fotoapparat nicht das Gleiche wie spielen vor der Filmkamera? Geht es denen darum, dass bei dem Shooting angeblich der echte Mensch eingefangen werden soll und im Film nur die Rolle? Wahrscheinlich schon.

Schauspiellehrer sind abartig. Sie sind nicht wie andere Lehrer, weil sie mit den Gefühlen und Körpern ihrer Schüler arbeiten. Sie kriechen ihnen in den Kopf. Selbst wenn sie die besten Absichten haben, werden sie doch immer zum Guru und Therapeuten der Schüler, weil sie ihr Innerstes kennen. Wenn eine Schülergruppe zu einem aufschaut, weil man ihre Gefühle befreit hat, fällt es schwer, nicht in die Rolle des Mentors/Liebhabers/Vaters oder der Mutter zu verfallen.

Wie in jeder Branche imponieren die Leute, die die Regeln brechen. Leider kommt auf jeden innovativen Regelbrecher eine ganze Horde völlig Talentfreier, von denen man nie hört.

Harmony Korine hat die NYU geschmissen. Genauso wie P. T. Anderson, Woody Allen und Steve McQueen (der Künstler/Regisseur). Man könnte fast meinen, wenn man die Uni schmeißt, wird man automatisch ein großartiger Autor und Regisseur.

Was ist für dich gute Schauspielerei? Die größte Entblößung? Die krasseste Umwandlung? Das meiste Charisma? Der strahlendste Held? Der größte Sex-Appeal? Die meisten Lacher?

Werden Filmschauspieler am meisten respektiert? Von wem denn? Von der breiten Masse? Von anderen Schauspielern? Lässt allein ihr Bekanntheitsgrad sie größer und besser als die anderen wirken?

Machen wir Filmschauspieler gerne fertig, wenn sie ihr gewohntes Umfeld verlassen? Oder überhäufen wir sie lieber mit Lob? Julia Roberts wurde verrissen, als sie an den Broadway ging. Scarlett Johansson gewann einen Tony.

Was ist für dich die beste Darbietung der Filmgeschichte?

Und was die beste Bühnenperformance? Marlon Brando als Stanley? Laurette Taylor in Die Glasmenagerie?

Wie viele der Zuschauer von damals leben heute noch?

Shakespeare war Schauspieler.

Sophokles auch.

Es ist seltsam, wenn Leute sagen, Schauspieler könnten nicht schreiben. Klar, können die meisten auch nicht, aber schau dir mal Woody Allen an oder W. C. Fields.

Und was heißt eigentlich gut schreiben? Bei den besten Autoren ist es doch so wie bei den besten Schauspielern. Sie schaffen ein paar gute Projekte, aber der Rest reißt keinen vom Hocker.

Drehbuchautoren und Regisseure. Komisches Völkchen. Ein ganz anderer Menschenschlag. Ich weiß nicht, was ich von denen halten soll. Na ja, eigentlich doch, manche von ihnen mag ich wirklich gern, aber grundsätzlich bin ich ihnen eher abgeneigt.

In der Schauspielschule haben sie mir beigebracht, dass ich Regisseure hassen soll, weil sie sich nicht mit Schauspielerei auskennen. Mein Lehrer sagte, Elia Kazan sei der letzte große Regisseur gewesen, weil er vom Group Theater kam. Das war aber eine blöde Logik. Klar wissen Regisseure nicht immer alles über die Schauspielerei, aber was gibt es da schon zu wissen? Mach’s nicht zu kompliziert, sei ehrlich und vertrau deinen Instinkten.

Kurz gesagt: Wenn du vor der Kamera entspannt bleibst, ist alles in Butter.

Natürlich gilt die Regel »weniger ist mehr« nicht immer. Manchmal ist es gut, wenn man angespannt ist oder dick aufträgt oder man seinen Text nicht kennt oder zu laut spricht oder zu leise, wenn man herumspringt oder jedes Wort laut herausbrüllt.

Manchmal klappt’s, wenn man versucht, cool zu wirken. Steve McQueen war cool (in Bullitt, The Getaway, Papillon und Gesprengte Ketten), aber wie viele Bücher hat er wohl in seinem Leben gelesen? Seine Figuren legen jeden rein, brauchen dazu aber nur Bauernschläue. Ist es nicht einsam dort, wo Gedanken eher Gefühle sind als artikulierte Ideen?

McQueens Intelligenz zeigte sich in seinen Bewegungen und im Umgang mit Maschinen, darin, dass er am Ende immer siegte.

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität ließ Steve McQueen sich sogar dafür bezahlen, dass er überhaupt ein Drehbuch las. Er verdiente ein Heidengeld. Eine Zeit lang war er der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Auch darauf kann man hinarbeiten.

Arnold Schwarzenegger bekam für seine Rolle als Mr Freeze in dem Batman-Film mit Eiskunstlauf und Brustwarzen auf dem Batsuit die Rekordsumme von dreißig Millionen Dollar.

Bei den Dreharbeiten zu Getaway spannte Steve McQueen Robert Evans Ali McGraw aus. Er heiratete sie und brachte sie dazu, ihre Schauspielkarriere aufzugeben.

McQueen war sexsüchtig und schob einen Dreier nach dem anderen. Er hatte schon ewig Ibsens Ein Volksfeind verfilmen wollen, und als er es endlich tat, sah sich niemand den Film an.

Irgendwann saß er nur noch im Whirlpool und soff Bier. Er schaute ausschließlich seine eigenen Filme. Er bekam sehr jung Krebs und ging zu irgendwelchen Quacksalbern in Mexiko. Er glaubte, er wäre geheilt. Dann starb er mit fünfzig.

Vor Easy Rider hatte Jack Nicholson es zwölf Jahre lang nicht leicht. Mit achtzehn hatte er in der Animationsabteilung von MGM als Laufbursche angefangen. Schon damals liebte er Basketball. Irgendwann nahm er bei Jeff Corey, James Deans altem Lehrer, Schauspielunterricht. Später lernte er bei Martin Landau, James Deans altem Freund.

Möglicherweise wollte Jack die Rolle in Easy Rider gar nicht. Rip Torn war dafür vorgesehen gewesen. Dennis Hopper war ein Verrückter, den Jack aus den Cafés am Sunset Boulevard kannte und der dann in The Trip mitspielte, einem Film über LSD, den Jack für Roger Corman geschrieben hatte. Es heißt, Jack habe die Rolle in Easy Rider nur angenommen, weil er für die Produzenten, seine Freunde Bob Rafelson und Bert Schneider, auf Dennis aufpassen sollte.

Dennis’ Fassung von Easy Rider war vier Stunden lang. Von Bob Rafelson über Jack bis Henry Jaglom halfen ihm alle beim Kürzen. Manchmal läuft’s schief, wenn man einen Schauspieler im Schneideraum hat, manchmal geht’s auch gut.

Dann erschien der Film und kam bei den jungen Leuten gut an. Jack wurde für den Oscar nominiert.

Jack wuchs in Asbury Park, New Jersey, auf und glaubte, seine Großmutter sei seine Mutter und seine Mutter seine Schwester. Als er die Wahrheit herausfand, waren beide schon tot.

James Deans Mutter starb, als er acht war. Sie hatte Jimmy geliebt. Nicht so sein Vater, der Jimmy nach ihrem Tod zu seinem Onkel und seiner Tante auf die Farm in Indiana schickte. Jimmy fuhr mit demselben Zug wie der Sarg seiner Mutter.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Deans Rollen so eine verzweifelte Sehnsucht nach der Liebe der Vaterfiguren hatten: Raymond Massey in Jenseits von Eden, Jim Backus in … denn sie wissen nicht, was sie tun, Rock Hudson in Giganten. Vielleicht hasste er sie auch nur.

Dean hatte eine Menge Talent und eisernen Ehrgeiz. Er wirkte, als spiele er aus purem Instinkt, aber das konnte auch einfach bedeuten, dass er all seine Energie in die Schauspielerei investierte.

Wäre Dean nicht gestorben, hätte er bestimmt auch in ein paar Flops mitgespielt. Er hatte Billy the Kid spielen sollen und danach Rocky Graziano in Die Hölle ist in mir. Nach Deans Tod übernahm Paul Newman die Rolle. Der Film war nicht gerade toll.

Newman war älter als Dean. Er hatte neben ihm für den Bruder in Jenseits von Eden vorgesprochen, der schließlich von Dick Davalos gespielt wurde, dem Typen auf dem Cover des Albums Strangeways, Here We Come von The Smiths. Die Aufnahme mit Newman ist erhalten. Ich glaube, Jimmy spielt da mit einem Springmesser herum.

Newman war bestimmt frustriert, dass Dean alle Rollen bekam.

River Phoenix hatte in Interview mit einem Vampir Brad Pitts Rolle gegenüber Johnny Depp spielen sollen (der wiederum durch Tom Cruise ersetzt wurde). Dann wurde River aus kommerziellen Gründen auf die Rolle des Reporters degradiert. Schließlich starb er, bevor seine Szenen gedreht wurden.

Angeblich interessierte River sich für das Buch The Basketball Diaries und für das Theaterstück Total Eclipse über Rimbaud. Leonardo DiCaprio spielte schließlich die Hauptrolle in beiden Verfilmungen.

Viele berühmte Schauspieler hassen die Schauspielerei oder behaupten es wenigstens. Zum Teil, weil sie die Kontrolle aufgeben müssen.

Wenn sie für eine Darbietung gelobt werden, überlegen viele Schauspieler es sich anders und finden die Schauspielerei toll. Man kann dem Regisseur schnell die Schuld für einen schlechten Film geben und ihm das Lob für einen guten vorenthalten.

Alle halten Scorsese für den größten Regisseur. Seine besten Filme sind Hexenkessel, Taxi Driver, Wie ein wilder Stier und Goodfellas. Heutzutage dreht er Monsterproduktionen. Man kann nicht einfach so zur guten, alten Zeit zurück, in der man mit wenig Geld verwegene Projekte auf die Beine stellte.

Und keiner schaute die Filme.

Quentin Tarantinos beste Filme sind Reservoir Dogs und Pulp Fiction. Die hatten eine Seele. Seine neuen Filme sind Fantasien. Er ist ein Experte für die Unterwelt von L.A. und B-Movies.

Er hat die Geschichte umgeschrieben. Er hat Hitler umgebracht.

Irgendwann verschmolzen seine Figuren mit ihren Dialogen und verloren etwas von ihrer Seele.

Ich bin ein guter Schauspieler, wirke aber manchmal wie ein schlechter. Das ist mir egal.

Früher wollte ich jede Rolle mit einem bestimmten Akzent oder irgendeiner körperlichen Einschränkung spielen. Heute nicht mehr. Ich will nur noch so einfach wie möglich spielen, in den Film gleiten und dort so natürlich sein wie möglich.

Im Alter werden manche vormals respektierten Schauspieler zu Clowns.

Das ist wie mit den jungen Frauen: Wenn sie einen tollen Körper haben, wollen sie ihn nicht zeigen, wenn sie dann alt und nicht mehr schön sind, wollen sie es nachholen.

Al Pacino war so gefragt, dass er vor Scarface drei Jahre lang alle Rollen ablehnte.

In Boulevard der Dämmerung spielt Erich von Stroheim Gloria Swansons Butler und Ex-Mann. Als sie ihrem neuen Liebhaber, gespielt von William Holden, einen Film vorführt, werden Szenen aus Queen Kelly gezeigt, einem Stummfilm mit Swanson in der Hauptrolle, bei dem von Stroheim Regie geführt hatte. Der Film war von Joe Kennedy finanziert worden, weil er damals Swansons Liebhaber war, aber Swanson quälte sich mit Stroheim so sehr, dass sie Kennedy das Ganze abbrechen ließ. Der Film wurde nie veröffentlicht.

Wärst du lieber Buster Keaton oder Peter Fonda? Charlie Chaplin oder Leonardo DiCaprio? John Wayne oder Philip Seymour Hoffman? River Phoenix oder Mickey Rourke?

Mickey sah mal richtig toll aus. Schau dir Diner an. Ja, schon damals ahnte man ein bisschen, dass er zugrunde ging, aber man konnte nicht wissen, was aus ihm werden würde. Er hat auch ein paar ziemlich beeindruckende, wenn auch seltsame, Sachen gemacht. Er hat einen Boxverein gegründet und wurde der höchstbezahlte Vier-Runden-Boxer der Geschichte (500 000 Dollar für einen Kampf in Japan). Angeblich hatte er auch mal einen kleinen Kiosk in Beverly Hills. Dort sollen Biker herumgehangen haben und Jugendliche, die nirgendwo anders Bier bekamen.

Wie liefert man gute Arbeit? Wie liefert man immer gute Arbeit?

In Hollywood gibt es verdammt viele Leute, die aus deiner guten Arbeit schlechte machen. Manchmal reden sie dir sogar ein, dass deine guten Sachen schlecht sind. Also lungert man herum und wartet auf etwas Sicheres, bei dem jeder einschläft.

Es ist komisch. Viele Schauspieler feiern einen Erfolg nach dem anderen, aber dann verlieren sie den Geschmack, oder was auch immer ihre Größe ausgemacht hat. Oder bekommen sie einfach nicht mehr dieselben Angebote wie früher, weil sie älter sind?

Marlon Brando war großartig in Der Wilde, aber nach der Hälfte schwächelt der Film stark.

Auch in Viva Zapata! war er toll, aber rückblickend betrachtet sah er mit der ganzen Schminke und Mexikaner-Verkleidung schon ziemlich albern aus.

Wenn ich einen schlecht geschminkten Schauspieler sehe, kommt mir immer der Gedanke, dass man ihn hat hängen lassen. Wenn man mal bedenkt, wie sie Frühstück bei Tiffany mit Mickey Rooney als Japaner versaut haben. Das ging damals wohl als Comic Relief durch. Warum hat Rooney nicht gegen so eine rassistische Karikatur protestiert? Warum hat Audrey Hepburn sie durchgehen lassen?

Es macht Schauspieler kaputt, wenn sie immer nur kleine Filme drehen, die keiner sieht, also schauen sie irgendwann nur noch aufs Geld.

John Cassavetes machte es richtig. Er finanzierte mit der Schauspielerei die Filme, die ihm am Herzen lagen, damit sie kein großes Geld einspielen mussten.

Obwohl ihm die Schauspielerei wohl lange nicht so wichtig war wie seine Arbeit als Regisseur, war er ein toller Schauspieler. Wenn man zum Geldverdienen in Rosemaries Baby mitspielt, ist das gar nicht mal so schlecht.

Schauspieler werden am Set wie Könige behandelt. Statisten wie Vieh.

Am Set gibt es eine Hierarchie, wie in ganz Hollywood auch. Jeder hat seinen Platz. Es gibt alle möglichen anspruchsvollen Jobs, aber die Schauspieler sind am sichtbarsten, also begegnen ihnen alle anderen mit Ehrfurcht, auch wenn sie sie nicht mögen.

Die alte Weisheit, dass man sein Privatleben schützen muss, gilt wohl nichts mehr. Früher zeigten alle Stars eine Fassade, die sicher oft nichts damit zu tun hatte, wie sie wirklich waren. Die jungen Leute heute kehren alles nach außen, aber wahrscheinlich ist es doch der gleiche Bullshit wie damals.

Es gibt Massen von unheimlich beliebten Schauspielern, die ganz und gar nicht so sind, wie sie wirken. Massen.

Mit vielen von denen wäre ich nicht gerne im selben Film.

Das Problem ist, dass erfolgreiche Schauspieler Arschlochkapital aufbauen. Das heißt, sie können sich eine Zeit lang ungestraft wie Arschlöcher aufführen. Wenn sie weiter Geld einfahren, können sie so weitermachen. Das gilt eigentlich für alle: Regisseure, Autoren, Produzenten …

Wenn man ein paar Flops hinter sich hat, wird es als Arschloch schwieriger, Arbeit zu bekommen. Dann will einen keiner mehr.

Wenn man ein paar Flops hinter sich hat und nett ist, ist das auch egal. Dann will einen trotzdem keiner mehr.

Manche Schauspielerinnen vögeln genauso viele Crewmitglieder wie ihre männlichen Kollegen.

Viele Schauspieler vögeln Statistinnen. Das geht ganz einfach.

Wenn man eine Liebesbeziehung spielt, kann man in der Regel nach der ersten Knutschszene mit seiner/seinem Filmpartner/in vögeln. Auch wenn er/sie in einer festen Beziehung ist.

Beziehungen am Set halten meist nicht. Plant nicht euer gemeinsames Leben, während ihr einen Film dreht, schon gar nicht bei Dreharbeiten vor Ort. Das ist wie im Ferienlager – wenn man wieder fährt, sieht alles ganz anders aus.

Wenn du vor Ort filmst (weit weg von zu Hause, also in der Regel weit weg von L. A.), hast du einen Haufen Leute um dich herum, die ein paar Monate lang deine ganze Welt sind. Sie bilden eine Umgebung, die Teil von allem ist, selbst von deinen persönlichen Beziehungen am Set. Stell dir mal vor: Du vögelst deine/n Filmpartner/in und hältst es entweder vor den Crewmitgliedern geheim oder bist offen mit ihnen, aber auf jeden Fall beeinflussen sie die Beziehung. Wenn der Film gedreht ist, verschwindet sowohl das Netzwerk der Crew als auch der Zeitplan der Dreharbeiten.

Wenn man eine Rolle spielt, nimmt man manchmal unbewusst deren Eigenschaften an. Wenn man also einen Zauberer/Schürzenjäger spielt, fängt man vielleicht nicht unbedingt an zu zaubern, schläft aber plötzlich mit vielen verschiedenen Frauen.

Oder wenn man einen Diktator spielt, behandeln einen plötzlich alle, als wäre man böse und mächtig. Wenn man einen Affen spielt, behandeln einen alle wie ein Tier.

Manchmal benehmen Schauspieler sich daneben. Sie kommen jeden Tag Stunden zu spät ans Set oder verbarrikadieren sich in ihrem Wohnwagen. Ich will nicht sagen, dass das okay ist, aber sie machen das, weil sie selbst immer ewig auf die Crew warten müssen, vor allem darauf, dass der bildgestaltende Kameramann die Scheinwerfer und Kameras aufbauen lässt.

Natürlich hat der Kameramann seine eigenen Sorgen, natürlich hat er eine zentrale Rolle, er ist einer der engsten Vertrauten des Regisseurs am Set. Aber aus Schauspielersicht geht die ganze Zeit am Set auf sein Konto.

Ich würde sagen, das Verhältnis der Zeit für die Beleuchtung zu der für die Aufnahmen ist 3:1, wenn nicht 4:1 oder 10:1.

Als Schauspieler muss man lernen, wie man die Zeit herumkriegt, während die Beleuchter und die Kameraleute eine Szene vorbereiten.

Manche Schauspieler plaudern und tratschen gerne. Mit jedem. In der Regel mit den anderen Schauspielern, aber generell mit allen hübschen Frauen oder Männern am Set.

Manche Schauspieler lesen. Manche gehen in ihren Wohnwagen und spielen Videospiele oder schauen Fernsehen. Manche machen Yoga oder Fitnesstraining. Keine Ahnung, warum die dann bei der nächsten Szene nicht total verschwitzt sind.

Angeblich machte Nicolas Cage immer eine Trainingseinheit zwischen den Szenen. Die dauerte ungefähr 45 Minuten, und wenn er angefangen hatte, durfte man ihn nicht unterbrechen.

Der Kameramann kann einen Film ruinieren. Er ist aber auch am leichtesten austauschbar, wenn es den Produzenten zu langsam vorangeht. Schauspieler kann man nicht so gut austauschen, sie sind schließlich im Film zu sehen.

Ich finde es schrecklich, wenn ein Regisseur sagt: »Das, was du da vor der Kamera machst, könnte ich gar nicht, da hätte ich viel zu viel Angst.« Das hört sich für mich an wie: Was du machst, ist peinlich.

Oder wie: Du könntest meine Arbeit hinter der Kamera nicht machen, du bist intellektuell noch ein Baby.

Genauso schrecklich finde ich es, wenn ein Schauspieler versucht, die Regie an sich zu reißen.

So einer war ich mal, aber nur in Bezug auf meine eigene Darbietung.

Ich wollte keine Szenen vorschlagen oder so etwas.

Die Beleuchtung und die Kameras für eine Szene auszurichten ist mit das Interessanteste am Set. Wenn dir einer erzählen will, dass man als Regisseur nur mit den Schauspielern arbeitet, dann ist er in der alten Zeit des Theaters hängen geblieben. Bei Filmen gibt es eben außer der Schauspielerei noch die Kamera und den Schnitt; warum sollte man sich da als Regisseur raushalten?

Allerdings konzentrieren sich manche Regisseure auch zu sehr auf den ganzen Kamera-Kram. Die Filme sind dann billig und hohl, weil sie nur auf Effekthascherei setzen und ihnen die menschliche Substanz fehlt.

Keine Ahnung, ob das schon das ganze Problem ist. Nur Effekthascherei ohne Menschliches kann auch cool sein. Aber es kann schnell kindisch werden, und dann hat man einen Film für Zwölfjährige.

Ich weiß, die meisten Filme sind für Zwölfjährige, aber trotzdem, das muss doch nicht sein.

Manche der besten Schauspieler sind völlig ungebildet, aber irgendwie verstehen sie die Menschen so gut, dass sie es trotzdem hinbekommen. Sie haben Verhaltensintelligenz und emotionale Intelligenz, wie Sportler eine Körperintelligenz haben.

Ich lasse mich nicht gerne einschränken. Wenn man nichts als emotionale Intelligenz hat, können einen die Regisseure formen wie Knete.

Heute lasse ich mich gerne formen wie Knete (wenn ich den Regisseur mag), aber nur, weil ich neben der Schauspielerei auch selbst Regie führe.

Am Anfang schrieb Jack Nicholson eine ganze Reihe Drehbücher für Roger Corman. Er hatte die Schauspielerei schon fast aufgegeben und sich zu einem Leben als Autor/Regisseur/Produzent entschlossen, als Easy Rider ihn doch zurückholte.

Warren Beatty sagt, dass jeder Schauspieler sein will, weil man da vor der Kamera steht. Meine Meinung: jein.

Nach Easy Rider und Five Easy Pieces führte Jack Nicholson bei einem Film Regie, den er auch mit geschrieben hatte: Drive, He Said. Er handelt von Studenten, Basketball und der Einberufung zum Vietnamkrieg. Er kam nicht gut an und spielte kaum Geld ein.

Als Nicholson durch Easy Rider und Five Easy Pieces ein Star geworden war, erschienen zwei bisher unveröffentlichte Filme, die er Jahre vorher gedreht hatte. Der eine war ein Western, der andere ein Bikerfilm. Beide kamen nicht gut an.

Was bei Drive, He Said wohl schiefgelaufen ist? Nicholson hat bestimmt hart daran gearbeitet und er hatte gute Leute an Bord. Aber der Film ist ziemlich schwach.

Nicholson führte dann lange nicht mehr Regie – erst wieder bei Der Galgenstrick. Der Film ist nicht schlecht, aber ziemlich albern. Später führte er Regie bei The Two Jakes, dem Sequel von Chinatown. The Two Jakes ist nicht so gut wie Chinatown.

Ben Affleck hat in ein paar beschissenen Filmen mitgespielt. Aber jetzt führt er Regie und ist gar nicht mal so schlecht. Verrückt.

Manchmal ist es gut, wenn man schlecht spielt. Dann kommt wieder ein bisschen Leben in die Sache. Wenn alles hochprofessionell ist, kann man kaum noch wachsen. Außerdem macht es keinen Spaß mit Leuten, die sich zu ernst nehmen.

Jack Nicholson gibt nie Fernsehinterviews. Das macht ihn mysteriös.

An manchen Filmen verdiene ich Millionen.

In andere Filme habe ich Millionen investiert, die sie nicht wieder eingespielt haben.

Alle reden gerne über Filme, weil sie meinen, sie kennen sich damit aus. Jeder ist ein Experte.

Bresson setzte gern Laiendarsteller ein. Er nannte sie Modelle. Seine Schauspieler sind fast ausdruckslos, aber sie geben einem eine Ahnung von Transzendenz.

Ozu ließ seine Figuren einfach nur atmen.

Cassavetes ließ seine Figuren durchdrehen.

Kubrick war Maler.

Die Dardenne-Brüder finden im Einfachen großes Drama.

Chaplin war toll, weil er eine Ikone war. Der Tramp konnte überall hingehen und alles machen.

Laurel und Hardy, wie Kreationen von Magritte oder Beckett.

Andy Kaufman war der Größte.

Wenn du alles über mich liest, kennst du nicht mich, sondern nur die Dummheit unserer Journalisten.

Wenn du Filmschauspieler bist, sei darauf gefasst: Sie werden dich wie einen Kasper behandeln.

Wenn du berühmt bist, wirst du sowohl gefeiert als auch beneidet. Nur so lässt sich erklären, warum Leute aufgebaut und dann niedergerissen werden.

Ein anderes Problem besteht darin, dass manche Stars für eine bestimmte Sache beliebt sind und dann meinen, dass sie auch beliebt sein werden, wenn sie irgendetwas anderes machen.

Manchmal hassen Schauspieler die Schauspielerei, weil sie ihnen so leichtfällt. Sie wollen ausbrechen, weil sie sich dabei albern vorkommen. Vor allem bei Erwachsenen ist das so (man verkleidet sich, wird geschminkt und spielt etwas vor), aber sie trauen sich nicht auszusteigen, weil sie sonst nichts haben. Ein Neuanfang wäre zu mühsam.

Ich hatte einen tollen Freund. Er war witzig und kam aus einer reichen Familie. Aber von sechzehn bis vierunddreißig nahm er Drogen. Als er endlich clean war, wollte er es als Schauspieler versuchen. Dann warf er sich vor einen Zug. Der komplette Neuanfang mit fünfunddreißig hat ihm wohl zu viel Angst gemacht.

Während Ken Kesey Einer flog über das Kuckucksnest schrieb, arbeitete er am Veterans Hospital in Menlo Park. Ich bin da in der Nähe aufgewachsen. Jack Nicholson wandelte seine Rolle ab. Er machte sie viel intelligenter und tiefer. Der Typ im Buch war einfach nur ein Cowboy.

Die Rolle in Five Easy Pieces war perfekt für Nicholson: ein hochintelligenter, talentierter Arbeiter. Nicholson wollte ihn am Ende des Films in der Szene mit dem Vater nicht zusammenbrechen lassen, aber Bob Rafelson bestand darauf, dass er weinte. Ich glaube, das war okay, weil die beiden Freunde waren. Nicholson wurde für einen Oscar nominiert, also war das mit dem Weinen wohl nicht schlecht.

Wir glauben, Filme seien von unserem Leben völlig losgelöst, sind sie aber nicht. In den Filmen sehen wir uns selbst. Na ja, vielleicht ist das doch eher beim Fernsehen so. Filme zeigen heutzutage ja hauptsächlich Fantasien.

Superhelden.

Geld.

Ruhm.

Sex.

Als Schauspieler kann man viele Frauen flachlegen. Und als Schauspielerin viele Männer. Oder Männer und Frauen oder Frauen und Männer.

Wenn man Filmschauspieler ist, glauben die Leute, dass man seiner Rolle ähnelt. Wenn man im Film Gras raucht, ist man ein Kiffer, wenn man einen Kerl küsst, ist man schwul, und wenn man John Wayne ermordet, ist es vorbei mit der Karriere.

Die meisten Leute wissen gar nicht, was für einer Kritik Schauspieler ausgesetzt sind. Man kann schon verstehen, warum Schauspieler so dünnhäutig sind. Wenn andere Leute so kritisiert würden, würden sie bestimmt den Job wechseln.

Die berühmten Schauspieler bekommen natürlich genug Gegenleistungen, die die Kritik aufwiegen. Einen scharfen Partner, einen guten Tisch im Restaurant und wenn sie einen schlechten Witz erzählen, lachen alle. Sie lernen schnell neue Freunde kennen.

Ich wollte mal Lehrer werden. Ein gutes Werk tun und mit Kindern arbeiten. Aber dann merkte ich, dass ich außer Schauspielerei nichts kann, und ich hatte keine Ahnung, wie man die lehrt. Es kam mir vor, als könnte ich nur verschiedene Masken aufsetzen, und selbst die waren nicht besonders gut.

Entspann dich einfach.

Das hier ist wohl nur ein Monolog über Kino und nicht über andere Arten von Schauspielerei. Aber für die anderen Arten interessiert sich sowieso keiner, weil sie entweder nicht festgehalten werden oder fürs Fernsehen sind, und Fernsehen altert sehr schnell.

Für Filmgeschichte interessiert sich doch eigentlich auch keiner.

Mach dir also keine Gedanken über Schauspieler, wenn du kein Schauspieler bist, die werden bald alle durch Animationen ersetzt.

Und wenn du ein Schauspieler bist, scheffel noch schnell ein bisschen Geld und genieß die Party, solange du kannst.

2. Schritt

Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Art Regie-Kraft,größer als wir selbst, unserer Darbietung die Geistesgesundheitwiedergeben kann.

Peace

ALSICHIN L. A. angekommen war, nahm ich im San Fernando Valley Schauspielunterricht. Das Gebäude war am Lankershim Boulevard unterhalb der Universal Studios. Das war keine glamouröse Gegend. Autohändler, Appartement-Komplexe und Bars mit Namen wie Residuals und The Casting Office. Alles wirkte heruntergekommen, als hätte man die Gebäude viel zu schnell hochgezogen und dann versucht, mit kreativen Schildern das Beste daraus zu machen.

Meine Schule war seriös. In L. A. gibt es Schauspielschulen wie Sand am Meer, aber die meisten zocken einen nur ab. Die bringen einem angeblich bei, wie man Vorsprechtermine bekommt oder vor der Kamera gut aussieht. An meiner Schule war alles anders. Als wäre es denen egal gewesen, ob man überhaupt irgendwo vorsprach. Die arbeiteten mit Theaterstücken statt Drehbüchern und standen über dem ganzen Hollywood-Kram.

Ich wohnte mit zwei anderen Schauspielern, die auch auf die Schule gingen, in einer Wohnung in der Nähe. Die beiden hießen Peter und Pete. Die Miete betrug 650 Dollar im Monat. Ich zahlte 150 Dollar und schlief auf dem Sofa. Wo unsere Straße auf den Ventura Boulevard traf, gab es einen Taco Bell, einen Jiffy Lube und einen Ralph’s. Mitte der Neunziger hatte es hier ein Erdbeben gegeben und alle waren abgehauen.

Ich war immer in der Schauspielschule oder übte zu Hause. Mit meinen neunzehn Jahren war ich einer der Jüngsten. Ich feilte in jeder Sekunde an meiner Darbietung, und es lohnte sich, denn die anderen in meinem Kurs meinten, ich sei ziemlich gut. Und die ganzen Mädchen Mitte zwanzig fanden mich süß.

In dem Kurs war eine, die schon in großen Filmen mitgespielt hatte. Vielleicht hatte es geholfen, dass ihr Vater Produzent war. Sie hieß Bree. Sie war blond und hatte riesige, fast zu riesige, Augen. Sie waren gerade so seltsam, dass sie damit nur noch schöner aussah. Sie war eine gute Schauspielerin, aber ein bisschen komisch. Wenn sie spielte, wirkte es, als würde sie sich heimlich über alle lustig machen.

Bree sprach nicht mit mir; ich gab im Kurs alles und hoffte, dass sie das beeindrucken würde. Ich spielte Szenen aus Hurlyburly, Glengarry Glen Ross und Tea and Sympathy vor. Ich war ziemlich gut, obwohl ich eigentlich für alles außer Tea and Sympathy zu jung war, wo es um einen jungen Schwulen und eine ältere Frau geht. Eines Tages änderte sich plötzlich alles. Ich kam aus der Toilette hinter der Bühne, und sie stand im Dunkeln vor mir.

»Hey, Jerry«, flüsterte sie. Ich blieb kurz stehen und ging dann auf sie zu. Auf der Bühne wurde gerade eine Szene gespielt, und wir waren dort hinten alleine. »Du bist ziemlich süß, weißt du das?«

In dem schwachen Licht, das durch den Spalt der Bühnentür schimmerte, sah ich ihre großen Augen. Wie rund sie waren.

»Danke«, erwiderte ich. »Ich find dich auch toll.«

Sie lächelte, und mir wurde bewusst, wie jung ich war. Es war ein süßes Lächeln, aber auch ein bisschen, als würde sie spielen und sich heimlich über mich lustig machen.

Dann flüsterte sie:

»Du hast Talent.«

»Danke.« Ihre Augen waren da und ihr Lächeln und ich war dort bei ihnen im Dunkeln.

»Wir müssen unbedingt mal eine Szene zusammen spielen, okay?«, sagte sie.

»Klar, gerne. Äh, ja, das wäre toll.«

»Okay, alles klar. Nächste Woche, ja?«

»Super.«

Sie gab mir ihre Nummer und wir ließen es bei dieser lockeren Verabredung.

Aber dann hatte sie Geburtstag. Sie lud den ganzen Kurs zu ihrer Party ein. Eine große Feier in einem riesigen Haus in Hancock Park. Das Haus von ihrem Vater, dem Produzenten. Alle tranken im Garten Bier und unterhielten sich. Ich konnte kaum mit Bree reden, weil sie mit ihren Freundinnen und ihren beiden Schwestern beschäftigt war. Eine ihrer Schwestern war Opernsängerin und sang erst ein Lied auf Italienisch für sie und dann ihre pompöse Version von Happy Birthday