Märchen aus Armenien -  - E-Book

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Beschreibung

Erleben Sie die Märchen und Sagen aus aller Welt in dieser Serie "Märchen der Welt". Von den Ländern Europas über die Kontinente bis zu vergangenen Kulturen und noch heute existierenden Völkern: "Märchen der Welt" bietet Ihnen stundenlange Abwechslung. Ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis dieses Buches: I. Der Hammelbruder. II. Die Wundernachtigall. III. Der Lebensapfel. IV. Nachapets Tochter. V. Der Traumseher. VI. Die verräterische Mutter. David von Sassun,

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Märchen aus Armenien

Inhalt:

Geschichte des Märchens

Märchen aus Armenien

I. Der Hammelbruder.

II. Die Wundernachtigall.

III. Der Lebensapfel.

IV. Nachapets Tochter.

V. Der Traumseher.

VI. Die verräterische Mutter.

Märchen aus Armenien

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Sweet Angel - Fotolia.com

Geschichte des Märchens

Ein Märchenist diejenige Art der erzählenden Dichtung, in der sich die Überlebnisse des mythologischen Denkens in einer der Bewußtseinsstufe des Kindes angepaßten Form erhalten haben. Wenn die primitiven Vorstellungen des Dämonenglaubens und des Naturmythus einer gereiftern Anschauung haben weichen müssen, kann sich doch das menschliche Gemüt noch nicht ganz von ihnen trennen; der alte Glaube ist erloschen, aber er übt doch noch eine starke ästhetische Gefühlswirkung aus. Sie wird ausgekostet von dem erwachsenen Erzähler, der sich mit Bewußtsein in das Dunkel phantastischer Vorstellungen zurückversetzt und sich, vielfach anknüpfend an altüberlieferte Mythen, an launenhafter Übertreibung des Wunderbaren ergötzt. So ist das Volksmärchen (und dieses ist das echte und eigentliche M.) das Produkt einer bestimmten Bewußtseinsstufe, das sich anlehnt an den Mythus und von Erwachsenen für das Kindergemüt mit übertreibender Betonung des Wunderbaren gepflegt und fortgebildet wird. Es ist dabei, wie in seinem Ursprung, so in seiner Weiterbildung durchaus ein Erzeugnis des Gesamtbewußtseins und ist nicht auf einzelne Schöpfer zurückzuführen: das M. gehört dem großen Kreis einer Volksgemeinschaft an, pflanzt sich von Mund zu Munde fort, wandert auch von Volk zu Volk und erfährt dabei mannigfache Veränderungen; aber es entspringt niemals der individuellen Erfindungskraft eines Einzelnen. Dies ist dagegen der Fall bei dem Kunstmärchen, das sich aber auch zumeist eben wegen dieses Ursprungs sowohl in den konkreten Zügen der Darstellung als auch durch allerlei abstrakte Nebengedanken nicht vorteilhaft von dem Volksmärchen unterscheidet. Das Wort M. stammt von dem altdeutschen maere, das zuerst die gewöhnlichste Benennung für erzählende Poesien überhaupt war, während der Begriff unsers Märchens im Mittelalter gewöhnlich mit dem Ausdruck spel bezeichnet wurde. Als die Heimat der M. kann man den Orient ansehen; Volkscharakter und Lebensweise der Völker im Osten bringen es mit sich, daß das M. bei ihnen noch heute besonders gepflegt wird. Irrtümlich hat man lange gemeint, ins Abendland sei das M. erst durch die Kreuzzüge gelangt; vielmehr treffen wir Spuren von ihm im Okzident in weit früherer Zeit. Das klassische Altertum besaß, was sich bei dem mythologischen Ursprung des Märchens von selbst versteht, Anklänge an das M. in Hülle und Fülle, aber noch nicht das M. selbst als Kunstgattung. Dagegen taucht in der Zeit des Neuplatonismus, der als ein Übergang des antiken Bewußtseins zur Romantik bezeichnet werden kann, eine Dichtung des Altertums auf, die technisch ein M. genannt werden kann, die reizvolle Episode von »Amor und Psyche« in Apulejus' »Goldenem Esel«. Gleicherweise hat sich auch an die deutsche Heldensage frühzeitig das M. angeschlossen. Gesammelt begegnen uns M. am frühesten in den »Tredeci piacevoli notti« des Straparola (Vened. 1550), im »Pentamerone« des Giambattista Basile (gest. um 1637 in Neapel), in den »Gesta Romanorum« (Mitte des 14. Jahrh.) etc. In Frankreich beginnen die eigentlichen Märchensammlungen erst zu Ende des 17. Jahrh.; Perrault eröffnete sie mit den als echte Volksmärchen zu betrachtenden »Contes de ma mère l'Oye«; 1704 folgte Gallands gute Übersetzung von »Tausendundeiner Nacht« (s. d.), jener berühmten, in der Mitte des 16. Jahrh. im Orient zusammengestellten Sammlung arabischer M. Besondern Märchenreichtum haben England, Schottland und Irland aufzuweisen, vorzüglich die dortigen Nachkommen der keltischen Urbewohner. Die M. der skandinavischen Reiche zeigen nahe Verwandtschaft mit den deutschen. Reiche Fülle von M. findet sich bei den Slawen. In Deutschland treten Sammlungen von M. seit der Mitte des 18. Jahrh. auf. Die »Volksmärchen« von Musäus (1782) und Benedikte Naubert sind allerdings nur novellistisch und romantisch verarbeitete Volkssagen. Die erste wahrhaft bedeutende, in Darstellung und Fassung vollkommen echte Sammlung deutscher M. sind die »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm (zuerst 1812–13, 2 Bde.; ein 3. Band, 1822, enthält literarische Nachweise bezüglich der M.). Unter den sonstigen deutschen Sammlungen steht der Grimmschen am nächsten die von L. Bechstein (zuerst 1845); außerdem sind als die bessern zu nennen: die von E. M. Arndt (1818), Löhr (1818), J. W. Wolf (1845 u. 1851), Zingerle (1852–54), E. Meier (1852), H. Pröhle (1853) u. a. Mit M. des Auslandes machten uns durch Übertragungen bekannt: die Brüder Grimm (Irland, 1826), Graf Mailath (Ungarn, 1825), Vogl (Slawonien, 1837), Schott (Walachei, 1845), Asbjörnson (Norwegen), Bade (Bretagne, 1847), Iken (Persien, 1847), Gaal (Ungarn, 1858), Schleicher (Litauen, 1857), Waldau (Böhmen, 1860), Hahn (Griechenland u. Albanien, 1863), Schneller (Welschtirol, 1867), Kreutzwald (Esthland, 1869), Wenzig (Westslawen, 1869), Knortz (Indianermärchen, 1870, 1879, 1887), Gonzenbach (Sizilien, 1870), Österley (Orient, 1873), Carmen Sylva (Rumänien, 1882), Leskien und Brugman (Litauen, 1882), Goldschmidt (Rußland, 1882), Veckenstedt (Litauen, 1883), Krauß (Südslawen, 1883–84), Brauns (Japan, 1884), Poestion (Island, 1884; Lappland, 1885), Schreck (Finnland, 1887), Chalatanz (Armenien, 1887), Jannsen (Esthen, 1888), Mitsotakis (Griechenland, 1889), Kallas (Esthen, 1900) u. a. Unter den Kunstpoeten haben sich im M. mit dem meisten Glück versucht: Goethe, L. Tieck, Chamisso, E. T. A. Hoffmann, Fouqué, Kl. Brentano, der Däne Andersen, R. Leander (Volkmann) u. a. Vgl. Maaß, Das deutsche M. (Hamb. 1887); Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«, 2. Bd., 1. Abt. (2. Aufl., Straßb. 1901); Benfey, Kleinere Schriften zu Märchen-forschung (Berl. 1890); Reinh. Köhler, Aufsätze über M. und Volkslieder (das. 1894) und Kleine Schriften, Bd. 1: Zur Märchenforschung (hrsg. von Bolte, das. 1898); R. Petsch, Formelhafte Schlüsse im Volksmärchen (das. 1900).

Märchen aus Armenien

I. Der Hammelbruder.

Es lebte eine Wittwe und sie hatte eine Tochter. Die Wittwe heiratete einen Wittwer und dieser hatte von seiner ersten Frau zwei Kinder, einen Knaben und ein Mädchen. Da überredete die Frau ihren Mann: "Führe, ja, führe deine Kinder in die Berge!" Der Mann konnte ihr nicht widerstehen und siehe, einmal legte er sich Brot in die Tasche, nahm die Kinder und machte sich auf in die Berge.

Sie gingen, gingen und kamen an einen unbewohnten Ort. Da sagt der Vater zu den Kindern: "Ruhet hier ein wenig aus!" – Die Kinder fingen an zu ruhen. Und der Vater wendet sein Gesicht ab und weint bitter, bitter. Dann wendet er sich zu den Kindern um und sagt: "Kinderchen, esst etwas!" – Diese assen. Da sagte der Knabe: "Väterchen, ich will trinken." Der Vater nahm seinen Stock, steckte ihn in die Erde, warf seinen Rock darüber und sagt: "Komm her, mein Sohn, setz dich in den Schatten meines Rockes und ich werde dir Wasser holen." Der Bruder und die Schwester blieben hier und der Vater ging fort und liess seine Kinder ganz im Stiche. Ob sie kurze oder lange Zeit gewartet haben, bis sie sahen, dass der Vater nicht zurückkommt, ist nicht bekannt; sie gingen nach allen Seiten hin, um ihn zu suchen, aber sehen keine menschliche Seele rings umher.

Sie kehrten wieder zu dieser Stelle zurück, fingen an zu weinen und sagten:

"Ach, ach!"

"Siehe, da ist des Vaters Stock, dort sein Rock, aber er kommt nicht und kommt nicht."

"Ach, ach!"

"Siehe, da ist des Vaters Stock, dort sein Rock, aber er kommt nicht und kommt nicht."

Ob der Bruder und die Schwester lange oder kurze Zeit hier sassen, ist nicht bekannt, sie standen endlich auf und nahmen eins den Stock, das andere den Rock und gehen fort, ohne zu wissen, wohin. Sie gingen, gingen und gingen – sie gehen und sehen die Spuren von Pferdehufen mit Regenwasser angefüllt. "Ich will trinken, Schwesterchen," sagte ihr der Bruder.

"Trinke nicht, Brüderchen, sonst wirst du zum Füllen!" sagt die Schwester zu ihm. Sie gingen weiter. Sie gingen, gingen und sehen die Spuren von Ochsenhufen. "Ach, Schwesterchen, wie durstig ich bin!" – "Trinke nicht, Brüderchen!" sagt sie zu ihm, "sonst wirst du zum Kalbe!" Sie gingen weiter. Sie gingen, gingen und sehen die Spuren von Büffelhufen. "Ach, Schwesterchen, wie durstig ich bin!" – "Trinke nicht, Brüderchen, sonst wirst du zum Büffelkalbe!" Sie gingen weiter. Sie gingen, gingen und sehen die Spuren von Bärentatzen. "Ach, ich bin durstig, Schwesterchen!" – "Trinke nicht, Brüderchen, sonst wirst du zum jungen Bären!" Sie gingen weiter und sehen die Spuren von Schweinshufen. "Ach, Schwesterchen, ich will trinken!" – "Trinke nicht," sagte sie zu ihm, "sonst wirst du zum Ferkel!" Sie gingen weiter. Sie gingen, gingen und sehen die Spuren von Wolfstatzen. "Ach, Schwesterchen, wie ich durstig bin!" – "Trinke nicht, Brüderchen, sonst wirst du zum Wölflein!" Sie gingen weiter. Sie gingen, gingen und sehen Spuren von Hammelfüssen. "Ach, Schwesterchen, ich sterbe fast vor Durst!" – "Ach, Brüderchen, wie thust du mir leid!" sagt sie zu ihm, "du wirst ja zum Hammel, wenn du trinkst."

Er hielt es nicht mehr aus, trank und verwandelte sich in einen Hammel, fing an zu meckern und lief der Schwester nach. Lange irrten sie so umher und kamen endlich nach Hause.

Da wurde die Stiefmutter schwanger, machte sich an ihren Mann und sagte: "Schlachte deinen Hammel, ich will ihn essen." Die Schwester rettete mit knapper Not ihren Bruder Hammel und führte ihn ins Gebirge. Jeden Tag führte sie ihn auf die Weide und sie selbst spann Zwirn. Einmal fiel ihr der Spinnrocken aus der Hand und rollte in eine Höhle. Der Hammel bleibt hier weiden und die Schwester geht den Spinnrocken holen.

Sie tritt in die Höhle und sieht dort eine alte tausendjährige Dew liegen. Diese bemerkte plötzlich das Mädchen und sagt:

"Dem gefiederten Vogel, der kriechenden Schlange ist es ja unmöglich, hier einzudringen und wie hast du, Mädchen, es gewagt hier einzutreten?"

Das Mädchen spricht vor Angst: "Aus Liebe zu dir bin ich gekommen, Grossmütterchen!"

Die alte Dewmutter hiess das Mädchen sich neben sich hinsetzen und fragte sie nach diesem und jenem. Das Mädchen gefiel der Alten sehr. "Ich will gehen und dir Fische bringen," sagte sie, "du bist gewiss hungrig." Aber die Fische waren Schlangen und Drachen. Das Mädchen erschrak sehr und fing an vor Angst zu weinen. Die Alte fragt: "Mädchen, warum weinst du?"

Da sagte jene: "Ich habe mich meiner Mutter erinnert und deswegen weine ich." Hier erzählte sie der Alten alles, was mit ihr vorgefallen war. "Wenn es so ist," sagte die alte Dew, "da setz dich hierher und ich will meinen Kopf auf deine Kniee legen und einschlafen."

Sie machte Feuer an, steckte den Feuerhaken in den Ofen und sagt zum Mädchen:

"Wenn das Schwarze herbeifliegt, so wecke mich nicht auf, wenn aber das Regenbogenfarbige herbeifliegt, nimm den glühenden Feuerhaken und lege ihn an meine Füsse, damit ich vom Schlafe aufwache."

Dem Mädchen kroch die Seele vor Angst in die Fersen. Was sollte es thuen? Es setzte sich hin, die Alte legte ihren Kopf auf seine Kniee und schlief ein. Bald darauf sieht es: es fliegt ein schreckliches, schwarzes Ungeheuer vorbei; das Mädchen schweigt. Wieder nach einer Weile sieht es, es kommt das Regenbogenfarbige geflogen. Da ergreift es den glühenden Feuerhaken und wirft ihn der Alten an die Füsse. Die Alte sagte: "Pfui, wie die Flöhe beissen!" und erwachte. Sie stand auf, hob das Mädchen auf. Vom Glänze des Regenbogenfarbigen waren die Locken und Kleider des Mädchens zu Gold geworden. Da küsst es der Alten die Hand und bittet sie um die Erlaubnis, fortgehen zu dürfen. Es geht fort, nimmt seinen Hammelbruder mit und geht nach Hause. Die Stiefmutter war nicht zu Hause und das Mädchen grub im Geheimen ein Loch beim Ofen, vergrub dort ihre goldenen Kleider und setzte sich hin und zog die alten an.

Die Stiefmutter kam nach Hause und sieht, das Mädchen hat goldene Locken.

"Wie hast du es denn gemacht, dass deine Locken golden geworden sind?" fragt sie. Da erzählte ihr das Mädchen alles, was und wie. Am anderen Tage schickt die Stiefmutter ihre eigene Tochter auf jenen Berg. Sie liess dort absichtlich ihren Spinnrocken fallen und der Spinnrocken rollte in die Höhle. Sie ging ihn holen und hier verwandelte sie die alte Dewmutter in eine Vogelscheuche und schickte sie nach Hause.

In jenen Tagen war eine Hochzeit im königlichen Schlosse. Der König verheiratete einen seiner Söhne; von allen Seiten kam das Volk, um zuzuschauen, sich zu ergötzen.

Und die Stiefmutter warf ein Tuch um, putzte den Kopf ihrer Tochter und führte sie, die Hochzeit anzuschauen. Das Mädchen mit den goldenen Locken blieb auch nicht zu Hause, es zog sein goldenes Kleid an und wurde von Kopf bis zu Fuss eine feurige Huris und ging ihnen nach.

Auf dem Rückwege läuft das Mädchen mit den goldenen Locken, was es kann, um früher als die Stiefmutter nach Hause zu kommen und in der Eile liess es seinen goldenen Schuh in die Quelle fallen. Man führte die Pferde des Königs zur Tränke; aber als sie den goldenen Schuh in der Quelle erblicken, springen sie zurück und trinken nicht. Der König lässt Weise rufen und fordert Erklärung. Diese fanden nun den goldenen Schuh. Da lässt der König durch einen Herold bekannt machen, dass er die, der dieser Schuh passt, mit seinem Sohne verheiratet.

Man schickt Leute durch die ganze Stadt, um den Schuh anzuprobieren. Da kamen sie auch in das Haus, wo der Bruder Hammel war. Die Stiefmutter stiess das Mädchen mit den goldenen Locken in den Ofen und versteckte es und zeigte ihre Tochter.

Da kam ein Hahn auf die Schwelle geflogen und krähte dreimal: "Kikeriki, die schönste der Schönen sitzt im Ofen!" Die Leute des Königs stiessen die Stiefmutter bei Seite und führten das Mädchen mit den goldenen Locken aus dem Ofen heraus, probierten ihr den Schuh an und er war wie angegossen. "Nun, stehe auf," sagen sie, "du sollst die königliche Braut sein!"

Das Mädchen legte ihr goldenes Kleid an, trieb ihren Bruder Hammel vor sich her und ging ins Schloss; sie wurde mit dem Königssohne vermählt und sieben Tage und sieben Nächte schmausten sie.

Einmal nimmt die Stiefmutter ihre Tochter mit sich und geht ins Schloss, um die Stieftochter zu besuchen. Diese betrachtete sie trotz alledem als ihre Mutter und ladet sie in den königlichen Garten ein; aus dem Garten gehen sie ans Meeresufer und setzen sich, um auszuruhen. Die Stiefmutter sagt: "Baden wir uns im Meere!" Sie badeten sich. Da stiess die Stiefmutter die Gemahlin des Königssohnes weit ins Meer hinaus; ein grosser Fisch kam geschwommen und verschlang sie. Unterdessen legt die Stiefmutter ihrer Tochter das goldene Kleid an, führt sie in das königliche Schloss und setzt sie an die Stelle, wo immer die junge Gemahlin gesessen hatte. Ihr Gesicht und der Kopf waren ganz verhüllt, damit man sie nicht erkennen möchte.

Und die junge Gemahlin sass immer noch im Fischbauche. Einmal hört sie die Stimme des Glöckners und bittet ihn: "Glöckner, du Glöckner, wenn du die Leute in die Kirche gerufen hast, bekreuze dich sieben Mal und, ich beschwöre dich im Namen Gottes, gehe und sage dem Königssohne, er soll meinen Bruder Hammel nicht schlachten."

Ein-, zweimal hört der Glöckner diese Stimme und meldet es dem Königssohne.

Der Königssohn nimmt den Glöckner mit sich und geht in der Nacht an das Meeresufer. Dieselbe Stimme ruft: "Glöckner, du Glöckner" u.s.w.