Märchen aus Graubünden -  - E-Book

Märchen aus Graubünden E-Book

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Beschreibung

Erleben Sie die Märchen und Sagen aus aller Welt in dieser Serie "Märchen der Welt". Von den Ländern Europas über die Kontinente bis zu vergangenen Kulturen und noch heute existierenden Völkern: "Märchen der Welt" bietet Ihnen stundenlange Abwechslung. Dieser Band enthält viele hundert Volkssagen und Legenden aus dem Schweizer Kanton.

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Seitenzahl: 717

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Märchen aus Graubünden

Inhalt:

Geschichte des Märchens

Märchen aus Graubünden

Das wüthende Heer.

Das Nachtvolk in der Jeninser-Alpe.

Die Nachtschaar im Schmittener-Tobel.

Das Nachtvolk auf Obersaxen.

Der entführte Senne.

Wanderung nach Einsiedlen.

Das Todtenvolk im Prätigäu.

Das Todtenvolk in Davos.

Das Todtenvolk in der Alpe Novai.

Das schwere Kind.

Die Jungfrau mit dem Holde.

Die Quellenjungfrau zu Haldenstein.

Die Donna di Valnüglia.

Die Schanänn-Jungfrau.

Die weiße Frau auf Obersaxen.

Die weiße Frau an der Ringgenberger-Brücke.

Die zwei Schatz-Hüter.

Die Wunschhöhle bei Arosa.

Die Alpmuetter.

Die drei ungleichen Schwestern.

Die Spinnerinnen in Vulpèra.

Die lebendig gewordene Puppe.

Die boshafte weiße Frau.

Der Hennenteufel.

Das Doggi in Laus.

Das erlöste Doggi.

Die gefangene Pest.

Die Fänggin "Ruchrinden".

Das Fänggenmannli zu Maladers.

Die in Gold verwandelten Kohlen.

Die Kunst "aus Schotte Gold zu machen"

Wie die Sennen das "süß käsen" lernten.

Die Gemsenkäslein.

Das Goldmännlein.

Der wilde Küher.

Das Fänggenmannli "Uzy."

Das Fänggenmannli in Savien.

Das gefangene Fänggenmannli.

Das Fänggenweiblein in der Klemme.

Das Arcanum gegen die Pest.

Das wetterkundige Fänggenmannli.

Das weise Fänggenmannli.

Der pfiffige Waldfängge.

Das muthwillige Fänggenmannli.

Das überlistete wilde Mannli.

Der Fängge als Menschenfresser.

Die bösen Fänggen.

Das neugebackene Brod.

Die erzürnten Dialen.

Uebelbelohnte Dienstfertigkeit.

Das Ungeheuer Lüscher-See.

Der Geist im Urden-See.

Das Krachenmannli.

Der unerschrockene Sumvixer.

Der starke Balz.

Der Melkstuhl.

Der schwarze Pudel.

Das weiße Pferd in Urezas.

Wie der Handbub das Jauchzen und Jodeln lernte.

Der Drache in der Alpe Macun.

Der Drache im Alpiglia-See.

Der Geist auf Brün.

Der Hausbutz "Stutzli."

Der launige Alpbutz.

Das Nebelmännlein auf der Stutz-Alpe.

Der Geist am Crap Saßlatsch.

Der versetzte Marchstein.

Der Geist in Pardenn.

Der Tobel-Geist.

Der Schutz-Geist.

Der Geist in l'Aual sura.

Der Mulinära-Hans.

Die Rüfe-Hexe.

Die Hexe in Wolfsgestalt.

Die Tante als Hexe.

Der Jäger in Nöthen.

Die verhexte Dame.

Die Hexe in der verbrannten Juppe.

Die Hexe bei Strahlegg.

Die Hexe zu Fetan.

Kennzeichen, ob Eine eine Hexe sei, oder nicht.

Die Hexenfahrt.

Wie man die Hexen vor andern Leuten erkennt.

Das geheimnißvolle Buch.

Rache einer Hexe.

Das verhexte Vieh.

Die Hexe im Loris-Boden.

Das Lichtensteiner-Bödeli.

Die weiße Kunst.

Die entdeckte Hexe.

Der Hexenmeister.

Die bestrafte Hexe.

Der Zauberritt.

Der Hexentanz zu Fetan.

Das Hexenwerk auf Obersaxen.

Die Bauersfrau als Hexe.

Die Hexe in Langwies.

Der Fuchs von Fulun.

Der Hexentanz auf Schuders.

Die Hexen auf Urden.

Erklärungen.

Märchen aus dem Bündner Oberlande

Vorwort.

Der Drachentödter.

Der Rabe.

Vom Vöglein, das die Wahrheit erzählt.

Von den drei Brüdern.

Der Bärensohn.

Vom Mägdlein ohne Arme.

Das Katzenschloß.

"Bohne, Bohne, ich schneide dich!"

Vom Brode und von den drei guten Rathschlägen.

Der Habersack.

Vom Vögelein, das goldene Eier legte.

Von den zwei Freunden.

Von den drei goldenen Schlüsseln.

Von der feuerspeienden Schlange.

Die Geschichte vom Menschenfresser.

Die Schlangenjungfrau.

Von den drei goldenen Aepfeln.

Die Taube.

Die Adlerbraut.

Die Schwanenjungfrau.

Des Volksthümlichen aus Graubünden II. Theil

Vorwort.

A. Legenden.

1. Die Heiligen Lucius und Emerita.

2. St. Gaudentius.

3. Der heilige Zeno.

4. St. Victor.

5. Der heilige Placidus.

6. St. Georgius.

7. Der heilige Florinus.

8. Vater Fidelius.

9. Die Kapelle von Ziteigl.

10. St. Johann von Savien.

11. Der Teufelsstein in Vals.

12. Das Vergißmeinnicht.

B. Balladen und Romanzen.

1. Der Brautzeuge.

2. Das Brautpaar von Stürvis.

3. Der Grenzlauf.

4. Die Bareto-Balma.

5. Der getreue Hirte.

6. Der Drache im Castieler-Tobel.

7. Der Mord in der Schierser-Alpe.

8. Der Schmied von Surava.

9. Die Wirthin von Boscha.

10. Das Dolmetsche-Haus.

11. Das Mörderhaus in Stavelchod.

12. Der Mord am Bergüner-Steine.

C. Verschüttete Orte.

1. Zarèra.

2. Curtinatsch.

3. Reséna.

4. Alto (Höhe).

5. Das verschüttete Oertlein im Thale Roseg.

6. Die Stadt Wolfsnest.

D. Alpensagen.

1. Die reichste Frau im Land.

2. Die versteinerte Alpe.

3. Die todte Alpe.

4. Die gewonnene Alpe.

5. Das Paradies.

6. Der Ziprion.

7. Die Alpe "zum Erb" auf Davos.

8. Die Morteratsch-Jungfer.

9. Des "Fürsten" Alpe.

10. Hirtentreue.

11. Der Bläßegg-Paß.

12. Der Spuck in der Urden-Alpe.

13. Der Streit auf der Stäzer-Alpe.

14. Der Schlangenbanner.

E. Bergwerks-Sagen.

1. Der Goldfluß am Parpaner Rothhorne.

2. Der Goldfund in der Alpe Casana.

3. Goldadern im Casana-Gebirge.

4. Das Galanda-Gold.

5. Die verschüttete Silber-Grube.

6. Der verloren gegangene Bergbau.

7. Der fahrende Schüler in der Alpe Casana.

8. Die fahrenden Schüler auf "Fa d'aur".

F. Burg-Sagen.

1. Der letzte Schloßherr von Amides.

2. Der letzte Vogt von Aspermont bei Trimis.

3. Der Schatz im Schlosse Rauh-Aspermont.

4. Der letzte Vogt auf Bärenburg.

5. Der letzte Ritter von Bernegg.

6. Hans von Bramberg.

7. Der Schatz im Schlosse Campell.

8. Der See bei Canova.

9. Der verschwundene Schatz zu Castellum.

10. Der letzte Herr von Castlins.

11. Der gespenstige Ritter von Drackenaug.

12. Der Schatz auf Ehrenvels.

13. Die letzten Herren von Facklastein.

14. Der Schatz im Schlosse Felsberg.

15. Der Schatz im Schlosse Friednau.

16. Der letzte Ritter von Fracstein.

17. Die Schatzhüterin von Fracstein.

18. Der letzte Herr auf Greifenstein.

19. Der letzte Vogt auf Guardavall.

20. Der letzte Schloßherr auf Guardavall.

21. Der büßende Krieger auf Hohenbalken.

22. Ritter Jörg von Jörgenberg.

23. Das schatzhütende Burgfräulein auf Jörgenberg.

24. Der Schatz im Schlosse Kapfenstein.

25. Der letzte Ritter von Lichtenstein.

26. Der Heckenfischer auf Marmels.

27. Die Schüsselfrau im Schlosse zu Mayenfeld.

28. Schätze beim Schlosse Montas.

29. Der letzte Herr von Neuenburg.

30. Der letzte Vogt auf Pedenale.

31. Freiherr Heinrich von Räzüns.

32. Der letzte Edle von Remüs.

33. Cuno auf der hohen Rialt.

34. Das Fräulein von der Rosenburg.

35. Das Fräulein von Ruchenberg und das goldene Kegelspiel.

36. Das goldene Kegelspiel auf Ruchenberg.

37. Der letzte Zwingherr von Ruchenberg.

38. Ritter Molina auf Salenegg.

39. Der letzte Ritter auf Solavers.

40. Der Schatz vom Schlosse Strahlegg.

41. Das Fräulein auf Schwarzenstein.

42. Begräbniß und Grabstätte der Freiherren von Vaz.

43. Das goldene Kegelspiel in den Burgen der Freiherren von Vaz.

G. Schwänke.

1. Das Mädchen und die Glocken.

2. Die große Glocke zu Sarn.

3. Die Geister im Scalära-Tobel.

4. Der Wolf auf der Lenzer-Haide.

5. Der glückliche Jäger.

6. Ein Stücklein vom "Verstellen".

7. Der närrische Michel.

8. Der Brombrenzer.

9. Der betrogene Satan.

H. Märchen.

1. Die zwei Brüder und die vier Riesen.

2. Der schlaue Bettler und der Menschenfresser.

3. Hans und Urschel.

Nachtrag zum ersten Theile.

Das Wunder im Kornfelde.

Die traurige Schlittenfahrt.

Das Thränen-Tobel.

Die wilden Mannli bei Lüen.

Das Dialen-Kind.

Der Geist im Calendari-See.

Der schwarze Wassermann.

Der Steinsberger Schimmelreiter von Urschai.

Der "Pola"-Reiter.

Der Geist auf dem Rütteli.

Ein unbequemer Hausgast.

Der nächtliche Fuhrmann.

"Helf' dir Gott".

Der Felsberger Eichwald.

Der unheimliche Ritt.

Der Thal-Geist von Schanvigg.

Der Zu-Senne auf der Taminser-Alpe.

Der Wolf von Obervaz.

Die Fuchsenjagd.

Die "Gotte" als Hexe.

Die weiße Hexe.

Die Kuh-Lene.

Die Hexe in Gulatsch.

Hexen auf Obersaxen.

Der Hexentanz.

Die dreiköpfige Hexe.

Hexen in Lungnez.

Erklärungen und Zusätze.

Volksthümliches aus Graubünden

Vorwort.

A. Legenden.

1. Das Marien-Bild in der Kirche zu Tusis.

2. Dem Teufel entgeht seine Bürde.

3. Die Quelle des hl. Florinus.

4. Der ewige Jude.

5. Das Sprach-Gemengsel in Graubünden.

B. Balladen u.A.

1. Das Kreuz.

2. Die Blut-Buchen.

3. Das weiße Lamm.

4. Der Meineid.

5. Wunderbare Lebensrettung.

6. Der Mord in Cavaglia.

C. Todtenvolk. Pest.

1. Das Todtenvolk.

2. Das Todtenvolk in der Kirche zu Schuders.

3. Das Todtenvolk in Closters.

4. Das Todtenvolk in Grüsch.

5. Das Todtenvolk auf Davos.

6. Das Todtenvolk in Montbiel.

7. Der Gesang des Todtenvolkes.

8. Das Todtenvolk in der Jeninser-Kirche.

9. Die Geister-Predigt.

10. Das Todtenvolk in Praden und Maladers.

11. Ausbruch der Pest in Schuders.

12. Die Pest-Leutchen.

D. Nachtschaar, Kämpfe.

1. Die Nachtschaar zu Tiefencastel.

2. Das Nachtvolk im Prätigaue.

3. Das Nachtvolk im Castieler-Tobel.

4. Das Nachtvolk in Peist.

5. Das Nachtvolk auf Rahl.

6. Kampf der Ochsen.

E. Visionen, Fantome.

1. Seltsame Erscheinung.

2. Der unschuldige Geist.

3. Visionen einer Frau.

4. Vision eines Mädchens.

5. Vision von Knaben.

6. Vision eines Kindes.

7. Einbildungskraft.

8. Vom "sich künden".

F. Verhängnisse, Strafen.

1. Seltsame Entführung.

2. Schicksal eines Rindes.

3. Sonntags-Entheiligung.

4. Gestrafte Spottsucht.

5. Der Sabbathschänder.

G. Untergegangene Orte.

1. Der Bergsturz in Untervaz.

2. Der Bergsturz in Montbiel.

3. Der Lawinen-Sturz zu Saas.

H. Dialen.

1. Der Wegzug der Dialen.

I. Puppen.

1. Die Puppe in der Drusen-Alpe.

K. Alpensagen.

1. Eine Alpe um ein Säcklein Kastanien.

2. Das Alp-Segnen.

3. Der Vieh-Raub.

4. Der Unsegen in der Butter.

L. Bergwerks-Sagen.

1. Metall-Reichthum des Casanna-Gebirges.

2. Die Gold-Ader in Langwies.

M. Fänggen.

1. Fänggen-Mannli's Kunst.

2. Wild-Mannli's Holzfällen.

3. Wildmannli's schlecht Wetter.

4. Kampf mit Wild-Lütli.

5. Die Fänggin Selbthan.

6. Das Wetter-Wild-Mannli.

8. Die Wilden von Sassalbo.

N. Ritter-Sagen.

1. Die Geschichte vom Ritter Molina.

O. Schloß-Sagen.

1. Schatz auf der hohen Rialt.

2. Spuck im Schlosse Räzüns.

3. Der Spuck im alten Schlosse Haldenstein.

4. Das gold. Kegelspiel auf Nieder-Juvalt.

5. Der Schatzhüter auf Pedenale.

6. Der Schatzhüter von Olzate.

P. Drachen, Schlangen.

1. Das Hahnen-Ei.

2. Drachen im Stulser-Gebirge.

3. Der Schlangenbanner in der Saaser-Alpe.

Q. Starke Leute.

1. Friedrich Schocher von Malix.

2. Friedli Schocher.

3. Die starken Mettier.

4. Der Pfarrer Georg Salutz.

5. Jörg von Praden.

6. Martin Graß von Closters.

7. Ritter Hans Jeuch.

R. Schätze.

1. Der Schatz von der Kirche zu Closters.

2. Der Schatz in der Kirche zu Closters.

3. Die Schlüsseljungfrau in Castrinis.

4. Die Kirchen-Jungfrau zu Castiel.

S. Geister.

Hausgeister.

1. S'roth Fräuli.

2. Der Geist als Pudel.

3. Poltergeister in Surava.

4. Der gespenstige Wirth am Ofen-Passe.

5. Der Hausgeist in St. Moritz.

6. Der Spuck im Schäfle.

Orts-Geister.

Der fremde Musikant.

Büßende (Marchenrücker).

1. Der Marchenrücker in Putz.

2. Der Marchen-Setzer.

3. Der Geist vom Crap Saklatsch.

4. Der Marchstein-Geist von Buffalora.

5. Der Geist in Quadars.

6. Der Mann im Monde.

7. Das nächtliche Arbeiten.

Geistende Sennen.

1. Die geisterhaften Sennen.

2. Die nächtlichen Sennen.

3. Das Nebelgespenst.

4. Der Geistersenne in Valpun.

Büßende. (Thal- und Tobelgeister.)

1. Der Thäli-Giger.

2. Das Gespenst am Davoser-Landwasser.

3. Der Geist im Glassauer-Tobel.

4. Der Geist "am Stein".

5. Die Büßende im Juden-Wegli.

6. Die Geister-Sau.

7. Das Gespenst zu Surava.

8. Die Duonna di Valnüglia.

9. Der Geist im Lochers-Gäßli bei Cur.

10. Der Geist beim Thürle-Garten in Cur.

11. Der Küh-Joli.

12. Die Stoffler.

13. Der Pökler am Bergüner Steine.

T. Hexen.

1. Verhextes Vieh.

2. Die Fidriser-Hexe in Paris.

3. Die Hexen-Tanzplätze in Tumleschg.

4. Die Hexe in Scheid.

5. Das Padrutten-Bödeli.

6. Die Hexen in den Krinnen.

7. Die Hexe in Sapün.

8. Die Hexe auf der First.

9. Die Hexe in den Tiejen.

10. Der Hexentanz im Ried-Loche.

11. Die Hexe im Ried-Loche.

12. Die Hexen in Pardenn.

13. Die seltsamen Füchse.

14. Zwei Thiere in einer Kette.

15. Die Meistersfrau als Hexe.

16. Die Wetter-Hexen.

17. Die Geliebte als Hexe.

18. Die Mutter lehrt das Hexenwerk.

19. Die wiederbelebte Hexe.

20. Der Hexenkampf.

21. Der Torriglia-Stein.

22. Schnelle Fahrt.

23. Die Hexen von Trins.

24. Das behexte Mädchen.

25. Die Mutter als Hexe.

26. Das Hexen-Haus.

U. Schwänke.

1. Der Brückenbau.

2. Theure Prozesse.

3. Weiber-List.

4. Der Wein-Verkauf.

5. Weiber-Schlauheit.

6. Der Vertrag mit den Mücken.

7. Man muß sich zu helfen wissen.

8. Das Kräutlein der Weisheit.

9. Wild-Mannli's Rath.

10. Leib und Seele.

11. Selbst dem Kukuk ist nicht mehr zu trauen.

V. Wahn. Täuschungen.

1. Der unsichtbar machende Stein.

2. Die geheimnißvolle Hand.

W. Häuser-Inschriften.

Häuser-Inschriften in Bünden.

X. Märchen.

Das Berg-Männlein.

Y. Alt-Herkömmliches.

1. Der alte Curer Nachtwächter-Ruf.

2. Der alte Tusner Nachtwächter-Ruf.

Märchen aus Graubünden

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Sweet Angel - Fotolia.com

Geschichte des Märchens

Ein Märchenist diejenige Art der erzählenden Dichtung, in der sich die Überlebnisse des mythologischen Denkens in einer der Bewußtseinsstufe des Kindes angepaßten Form erhalten haben. Wenn die primitiven Vorstellungen des Dämonenglaubens und des Naturmythus einer gereiftern Anschauung haben weichen müssen, kann sich doch das menschliche Gemüt noch nicht ganz von ihnen trennen; der alte Glaube ist erloschen, aber er übt doch noch eine starke ästhetische Gefühlswirkung aus. Sie wird ausgekostet von dem erwachsenen Erzähler, der sich mit Bewußtsein in das Dunkel phantastischer Vorstellungen zurückversetzt und sich, vielfach anknüpfend an altüberlieferte Mythen, an launenhafter Übertreibung des Wunderbaren ergötzt. So ist das Volksmärchen (und dieses ist das echte und eigentliche M.) das Produkt einer bestimmten Bewußtseinsstufe, das sich anlehnt an den Mythus und von Erwachsenen für das Kindergemüt mit übertreibender Betonung des Wunderbaren gepflegt und fortgebildet wird. Es ist dabei, wie in seinem Ursprung, so in seiner Weiterbildung durchaus ein Erzeugnis des Gesamtbewußtseins und ist nicht auf einzelne Schöpfer zurückzuführen: das M. gehört dem großen Kreis einer Volksgemeinschaft an, pflanzt sich von Mund zu Munde fort, wandert auch von Volk zu Volk und erfährt dabei mannigfache Veränderungen; aber es entspringt niemals der individuellen Erfindungskraft eines Einzelnen. Dies ist dagegen der Fall bei dem Kunstmärchen, das sich aber auch zumeist eben wegen dieses Ursprungs sowohl in den konkreten Zügen der Darstellung als auch durch allerlei abstrakte Nebengedanken nicht vorteilhaft von dem Volksmärchen unterscheidet. Das Wort M. stammt von dem altdeutschen maere, das zuerst die gewöhnlichste Benennung für erzählende Poesien überhaupt war, während der Begriff unsers Märchens im Mittelalter gewöhnlich mit dem Ausdruck spel bezeichnet wurde. Als die Heimat der M. kann man den Orient ansehen; Volkscharakter und Lebensweise der Völker im Osten bringen es mit sich, daß das M. bei ihnen noch heute besonders gepflegt wird. Irrtümlich hat man lange gemeint, ins Abendland sei das M. erst durch die Kreuzzüge gelangt; vielmehr treffen wir Spuren von ihm im Okzident in weit früherer Zeit. Das klassische Altertum besaß, was sich bei dem mythologischen Ursprung des Märchens von selbst versteht, Anklänge an das M. in Hülle und Fülle, aber noch nicht das M. selbst als Kunstgattung. Dagegen taucht in der Zeit des Neuplatonismus, der als ein Übergang des antiken Bewußtseins zur Romantik bezeichnet werden kann, eine Dichtung des Altertums auf, die technisch ein M. genannt werden kann, die reizvolle Episode von »Amor und Psyche« in Apulejus' »Goldenem Esel«. Gleicherweise hat sich auch an die deutsche Heldensage frühzeitig das M. angeschlossen. Gesammelt begegnen uns M. am frühesten in den »Tredeci piacevoli notti« des Straparola (Vened. 1550), im »Pentamerone« des Giambattista Basile (gest. um 1637 in Neapel), in den »Gesta Romanorum« (Mitte des 14. Jahrh.) etc. In Frankreich beginnen die eigentlichen Märchensammlungen erst zu Ende des 17. Jahrh.; Perrault eröffnete sie mit den als echte Volksmärchen zu betrachtenden »Contes de ma mère l'Oye«; 1704 folgte Gallands gute Übersetzung von »Tausendundeiner Nacht« (s. d.), jener berühmten, in der Mitte des 16. Jahrh. im Orient zusammengestellten Sammlung arabischer M. Besondern Märchenreichtum haben England, Schottland und Irland aufzuweisen, vorzüglich die dortigen Nachkommen der keltischen Urbewohner. Die M. der skandinavischen Reiche zeigen nahe Verwandtschaft mit den deutschen. Reiche Fülle von M. findet sich bei den Slawen. In Deutschland treten Sammlungen von M. seit der Mitte des 18. Jahrh. auf. Die »Volksmärchen« von Musäus (1782) und Benedikte Naubert sind allerdings nur novellistisch und romantisch verarbeitete Volkssagen. Die erste wahrhaft bedeutende, in Darstellung und Fassung vollkommen echte Sammlung deutscher M. sind die »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm (zuerst 1812–13, 2 Bde.; ein 3. Band, 1822, enthält literarische Nachweise bezüglich der M.). Unter den sonstigen deutschen Sammlungen steht der Grimmschen am nächsten die von L. Bechstein (zuerst 1845); außerdem sind als die bessern zu nennen: die von E. M. Arndt (1818), Löhr (1818), J. W. Wolf (1845 u. 1851), Zingerle (1852–54), E. Meier (1852), H. Pröhle (1853) u. a. Mit M. des Auslandes machten uns durch Übertragungen bekannt: die Brüder Grimm (Irland, 1826), Graf Mailath (Ungarn, 1825), Vogl (Slawonien, 1837), Schott (Walachei, 1845), Asbjörnson (Norwegen), Bade (Bretagne, 1847), Iken (Persien, 1847), Gaal (Ungarn, 1858), Schleicher (Litauen, 1857), Waldau (Böhmen, 1860), Hahn (Griechenland u. Albanien, 1863), Schneller (Welschtirol, 1867), Kreutzwald (Esthland, 1869), Wenzig (Westslawen, 1869), Knortz (Indianermärchen, 1870, 1879, 1887), Gonzenbach (Sizilien, 1870), Österley (Orient, 1873), Carmen Sylva (Rumänien, 1882), Leskien und Brugman (Litauen, 1882), Goldschmidt (Rußland, 1882), Veckenstedt (Litauen, 1883), Krauß (Südslawen, 1883–84), Brauns (Japan, 1884), Poestion (Island, 1884; Lappland, 1885), Schreck (Finnland, 1887), Chalatanz (Armenien, 1887), Jannsen (Esthen, 1888), Mitsotakis (Griechenland, 1889), Kallas (Esthen, 1900) u. a. Unter den Kunstpoeten haben sich im M. mit dem meisten Glück versucht: Goethe, L. Tieck, Chamisso, E. T. A. Hoffmann, Fouqué, Kl. Brentano, der Däne Andersen, R. Leander (Volkmann) u. a. Vgl. Maaß, Das deutsche M. (Hamb. 1887); Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«, 2. Bd., 1. Abt. (2. Aufl., Straßb. 1901); Benfey, Kleinere Schriften zu Märchen-forschung (Berl. 1890); Reinh. Köhler, Aufsätze über M. und Volkslieder (das. 1894) und Kleine Schriften, Bd. 1: Zur Märchenforschung (hrsg. von Bolte, das. 1898); R. Petsch, Formelhafte Schlüsse im Volksmärchen (das. 1900).

Märchen aus Graubünden

Das wüthende Heer.

Einst schlief ein Knabe auf dem Wege von Obersaxen nach Tavanasa in der Nähe der Burgruine Heidenburg unter den Aesten einer riesigen Tanne. Da weckte ihn ein verworrenes Geräusch, wie wenn die Windsbraut in tödtlichem Kampfe läge, und über ihn hin raste ein Zug von wilden Reitern und Reiterinnen; sein Pathe selbst, auf feurigem Rosse, schloß den Zug. – Das war das wüthende Heer, von dem er schon erzählen gehört.

Das Nachtvolk in der Jeninser-Alpe.

Ein Mann kam mit einer Kuh längst nach der Alpentladung durch die Jeninser-Alpe und übernachtete in einer Sennhütte. Um Mitternacht wurde er durch einen großen Lärm aus dem Schlafe gestört, und da war es das Nachtvolk, welches ihn durch den Lärm geweckt hatte, und eben tüchtig zechte und schmauste, und das zur Schmauserei nöthige Fleisch aus dem Leibe seiner Kuh herausschnitt. Das Nachtvolk lud den Bündner ein, mit zu halten, und der dachte sich, wenn es so "für und nach geht", so will ich dazu thun, ging hin, schnitt aus seiner Kuh ein Stück Fleisch, und steckte es, wie die andern Zecher, an einen "Spieß", um es an dem gleichen Feuer zu braten. Nachdem das nächtige Gesindel bei Tagesanbruch sich entfernt hatte, fand der Bündner seine Kuh ganz unversehrt, mit Ausnahme des Stückes Fleisch, das er selbst ausgeschnitten und gegessen hatte.

Die Nachtschaar im Schmittener-Tobel.

Zwischen den Dörfern Alvaneu und Schmitten ist ein zerrissenes, dicht bewaldetes Tobel, durch welches auch ein Weg nach dem Bade Alvaneu führt. Niemand geht bei Nacht durch dieses Tobel, wenn er nicht hart muß. – Einstens mußte ein Jüngling in der Nacht von Schmitten nach dem Bade, um den Doktor zu holen, als er im Tobel eine herrliche Musik hörte, welcher er lange Zeit lauschte; allein bald gewahrte er mit Schrecken, daß eine große Schaar dunkler Gestalten daher kam, voran ein Musikant. – Er wollte sich verstecken, aber Einer im Zuge holte ihn aus seinem Verstecke hervor, und er mußte mit. Nun ging's bergab, bergauf, hin und her, die ganze Nacht, bis gegen Morgen, wo Halt gemacht wurde. Der Junge mußte in die Mitte treten, und die Andern tanzten Alle um ihn herum; es geschah ihm nicht das Geringste. Als die Morgenglocke ertönte, zerstob die nächtliche Gesellschaft plötzlich, und mit Mühe fand der Junge den Weg durch das ihm unbekannte Gestrüppe. – Er traf den Arzt, brachte sein Anliegen vor und erzählte seine Erlebnisse während der letzten Nacht. – Der Doktor ging mit ihm nach Schmitten, wo die leidende Mutter des Jungen die Krisis überstanden hatte und auf dem Wege der Besserung sich befand; ihr Sohn aber, der hatte über die ihm begegnete Geschichte einen solchen Schrecken in sich gefaßt, daß er irre wurde.

Das Nachtvolk auf Obersaxen.

Ein Bauer ging spät in der Nacht an dem zerfallenen Stalle, dessen Umgebung "Sand" genannt wird, eine halbe Stunde vom Meierhof entfernt, vorbei. Da hörte er ein Tönen, wie wenn man an metallene Gegenstände schlägt, und durch die Bäume gewahrte er einen lichten, rothen Glanz, gewahrte auch geisterartige Gestalten um den Stall herumhüpfen; einige dieser Gestalten spielten mit goldenen Kugeln, die sie in den Händen hielten. Der Mann versteckte sich und sah lange dem Treiben zu. Jetzt vernahm er die schönste Musik, die er seiner Lebtage je gehört hatte, und alsbald fingen die Gestalten an zu tanzen; dann verstummte die Musik, und die Gesellschaft fing einen solchen Spektakel an, daß ihm Hören und Sehen vergingen. Wie er nun so da lag, und einer der umherspringenden nächtlichen Geister ihn entdeckte, wurde er von diesem ziemlich unsanft am Kragen gefaßt, und auf den Heimweg gewiesen. – Obgleich seiner Sinne kaum mächtig, konnte er noch bemerken, daß die Gestalten keine bestimmte Form hatten, aber dreikantige Köpfe trugen, mit feuersprühenden Augen, und daß ihre Stimme nur ein Krächzen war, keine menschliche Stimme. Er ging heim und lag über dem Schrecken mehrere Wochen krank. – Dieser Spuk wurde zur gleichen Zeit auch von andern Personen gesehen, die den gleichen Weg passirten.

Der entführte Senne.

Auf der Alp Greina war ein Senne, welcher sich an einem regnerischen Abende zu den Zeitkühen auf den "Sattel" begab, um ihnen das nöthige Salz zu geben. Obgleich er längst wußte, daß die Nachtschaar über diesen "Sattel" ihren gewohnten Zug hatte, und es ohnehin spät an der Tageszeit war, zog er guten Muthes hin. Auf der Höhe des Bergrückens vernahm er aber in seiner Nähe ein unheimliches Getöne und seltsames Geräusche, und von einer unsichtbaren Macht ergriffen, wurde er nicht weit vom Boden durch die Luft, in ein ganz entlegenes Alpenthal entführt, das ihm ganz unbekannt war. In diesem Thale irrte er wohl die halbe Nacht umher, ohne einen Ausweg zu finden. Endlich fing er an zu schreien, aber Niemand hörte ihn oder gab ihm Antwort. – Die andern Sennen in der Hütte hörten vom Dache herunter eine klägliche Stimme, die um Hülfe rief, und machten sich, da ihr Genosse noch nicht zurückgekehrt, auf, ihn zu suchen, fanden ihn aber nirgends, bis der Vermißte nach anderthalb Tagen hungrig und ganz zerfetzt und zerschlagen in der Hütte ankam, wo er sein Abentheuer erzählte.

Wanderung nach Einsiedlen.

Einst hütete ein Knabe zu Compadiels die Ziegen an einer Steinhalde des Pic Gliems. Wie nun seine Thiere weideten oder umhersprangen, saß er auf einem Stein und dachte, wie er so lieber in die Kirche gegangen wäre, anstatt Geißen zu hüten, und ließ seinen Wunsch laut werden, "aber es ist zu weit". "O nein", sprach leise eine Stimme hinter ihm. Erschrocken wendete der Knabe sich um und sah einen Jungen seines Alters hinter ihm stehen, der sagte weiter: "Wenn du in die Kirche willst, so komm nur mit mir, eben läutets in Einsiedlen zum Amte, wir kommen noch recht." – "Ja ich will gerne, aber die Geißen?" "Die laufen nicht weg, komm, es läutet bald aus."

Die Beiden gingen, und der von Compadiels betrat eine ganz unbekannte Gegend. Noch keine fünf Minuten waren sie gegangen, als sie vor dem schönen Stiftsgebäude in Einsiedlen anlangten. Sie wohnten dem Amte bei, gingen dann im Orte herum, und unser Compadielser, der sein Lebtag solche Herrlichkeiten nie gesehen, konnte sich nicht satt sehen. Er verlor seinen Gefährten, so war er in Gedanken vertieft.

Die untergehende Sonne mußte ihn an den Heimweg mahnen; es wurde ihm bange, wie er ohne den Kameraden den Rückweg finden möge, rathlos stand er da und jammerte.

Wiederum stand der fremde Junge hinter ihm und tröstete ihn: "Komm nur", nahm ihn bei der Hand, und führte ihn in Zeit von fünf Minuten von Einsiedlen wieder an die steile Halde ob Compadiels, wo die Ziegen alle noch gemüthlich weideten.

Der fremde Junge verschwand aber vor den Augen des Andern, und dieser Letztere ging nun nichts lieber als Geißhüten an der Halde, von wo er durch den Fremden nach Einsiedlen geführt wurde, so oft er zur Kirche wollte.

Trotz der frommen Gesinnung schlich sich aber nun auch Gewinnsucht in die Seele des Hirtenknaben, und der wollte sich durch List das Selbstfinden des Weges nach dem Stifte aneignen, um auch Kameraden auf demselben dorthin zu geleiten, ohne Hülfe des Fremden, und in der Absicht, dadurch Geld sich zu verdienen. Er nahm einstens zum Zwecke, den Weg sicher zu finden, kleine Holzstücke mit, die er von Zeit zu Zeit in die Erde steckte.

Sein Führer merkte die Absicht und führte ihn lange im Gebirge herum, ließ ihn hoch auf einem Berge sitzen und verschwand. Der Verlassene hatte drei Tage zu gehen, bis er dießmal wieder daheim war, und mit dem nach Einsiedlen wandern war's für immer aus.

Das Todtenvolk im Prätigäu.

Einst wüthete die Pest im Prätigäu und eine angesehene Familie flüchtete sich in ein entlegenes Berggut, einen Knecht zurücklassend. Diesen ließ die Familie von Zeit zu Zeit fragen, ob sie nicht bald wieder heimkehren könne, er aber warnte selbst dann noch davor, als längere Zeit kein Pestfall mehr vorgekommen war. – Endlich, nachdem ein altes Weib noch daran gestorben war, ließ er die Herrschaft heimkehren und erzählte dann, er habe kurz vor dem Ausbruche der Pest eines Morgens früh beim Füttern der Pferde ein sonderbares Gemurmel, wie Bienengesumse, vom Dorfe her gehört, er sei unter die Thüre getreten, um zu schauen, was es gebe, und habe dann das Todtenvolk, einen langen Zug noch lebender Leute gesehen, dem Kirchhofe zuwallen, und zwar ganz in der Reihenfolge, wie sie später an der Pest verstorben seien. Zuletzt sei dann noch, eine ziemliche Strecke hinter den Andern, jenes alte Weib nachgehumpelt, welches die Seuche zuletzt hinraffte. Deßwegen habe er bis zu deren Bestattung die Herrschaft vor der Rückkehr gewarnt.

Das Todtenvolk in Davos.

Ein Davoser wollte zu seinem Mädchen in den Heimgarten gehen. Ein Geräusch scheuchte ihn aber vor der Hausthüre in einen Schopf, und da sah er eine Menge dunkler Gestalten vor dem Hause sich versammeln, und alsdann mit einem Sarge sich entfernen, jedoch nicht auf dem gewöhnlichen Kirchwege, sondern auf einem Umwege. Bald darauf starb die Mutter seiner Geliebten, und ihr Leichenzug war genöthigt, wegen des Austretens eines Baches den Kirchweg zu verlassen und den ungewöhnlichen, von dem Todtenvolke eingeschlagenen Weg nach dem Kirchhofe zu nehmen.

Das Todtenvolk in der Alpe Novai.

Wenn Jemand im Herbste in der Alpe Novai, nachdem das Vieh von der Alpe heimwärts gezogen, in gewissen Nächten übernachte, so sehe er einen Mann aus dem Käsekeller der Alphütte heraufkommen mit Sennenlederkappe und aufgestülpten Hemdärmeln. Der Mann zündet dann Feuer auf dem Herde an, und schaue "grausam laid" drein, bis es zwölf Uhr schlage, dann beginne es draußen vor der Hütte sich zu regen und zu versammeln, das sei das Todtenvolk; das singe dann dem Sennen ein Lied nach, das wie ein Psalm töne, und ziehe in langer Reihe langsam und singend thalab, in eines der Dörfer, einen "Neuen" (Todesgeweihten) zu holen vor Tagesanbruch, wo Alles wieder zerstiebe.

Das schwere Kind.

Zwei Edelleute erblickten auf dem Wege nach Chur an einem Busche ein kleines Kind liegen, das in Linnen eingewickelt war. Der Eine hatte Mitleiden, hieß seinen Diener absteigen und das Kind aufheben, damit man es in das nächste Dorf mitnehmen und Sorge für es tragen könne. – Als der Diener abgestiegen war, das Kind erfaßte, um es aufzuheben, war er es nicht vermögend.

Die zwei Edelleute verwunderten sich hierüber und befahlen dem andern Diener, auch abzusitzen und zu helfen. – Aber Beide mit gesammter Hand waren nicht so mächtig, es nur von der Stelle zu rücken.

Nachdem sie es lange versucht, hin und her geschoben und gezogen, hat das Kind angefangen zu sprechen und gesagt: "Lasset mich liegen, denn Ihr könnt mich doch nicht von der Erde wegbringen; das aber will ich Euch sagen, daß dieß ein köstliches und fruchtbares Jahr sein wird, aber wenig Menschen werden es erleben." Sobald es diese Worte geredet hatte, verschwand das Kind.

Die Jungfrau mit dem Holde.

Auf der hohen Alp Russein handthierte wacker ein Senne mit seinen Gehülfen. An einem schönen Sommermorgen öffnete sich plötzlich die Thüre, und herein trat eine fremdartige und doch Vertrauen erweckende Gestalt; in reichen Wellen fielen ihre goldenen Flechten über die blendenden Schultern herab, in ihren zarten Händen trug sie ein Gefäß, und im Gefässe funkelte flüssiges Gold. "Jeder Hirte solle davon erhalten so viel ihm beliebe, hüte sich aber, auch nur einen Tropfen zu verschütten", mahnte die Fee. Zwei der Sennen waren genügsam, als sie ihr Gefäß ein Mal gefüllt hatten; der dritte aber, ein geiziger, habsüchtiger Mann, wollte immer mehr, stolperte und verschüttete ein wenig vom Golde, und – Gold und die segenspendende Erscheinung entschwanden den Blicken der Hirten.

Die Quellenjungfrau zu Haldenstein.

In der Nähe des Schlosses Haldenstein geisterte viele Jahre lang eine Jungfrau in einem Brunnen. Oefters entstieg sie demselben in einem schneeweißen Gewande und wärmte sich am goldnen Strahle der Mittagssonne.

Die Sage über diese Quellenjungfrau gibt Flugi so schön:

Den hohen, dunkeln Wald entlang

Da schreitet ein Jäger in hastigem Gang;

Was schimmert und glänzet so hell?

Was seufzet und stöhnt durch den schweigenden Hain?

Was weinet und wimmert im Mondenschein,

Und klaget am verruf'nen Quell?

Was will denn die dort leise wallt,

Die bleiche, gespenstige Nebelgestalt,

Was lockt und winkt sie mit der Hand? –

"O, eil' nicht so hastig, lieb' Jäger, zu Thal,

Erlöse, erlös' mich von langer Qual,

O, reich' mir die wärmende Hand!" –

Und schaut ihn an so sehnsuchtsvoll,

Und Thräne um Thräne dem Auge entquoll,

Und netzte das weiße Gewand;

Da wurde dem Mann so seltsam zu Muth,

Da schlug ihm das Herz, da faßt er sich Muth,

Und reicht' ihr die rettende Hand. –

Wie er sie faßt, die Hand von Eis,

Da rollt es durch die Adern ihm heiß,

Als stünden die Bäume in Brand;

Und hinter ihm stürmt es in schauriger Eil'

Wie Schlangengezische, wie Wolfsgeheul' –

Fest hält doch der Jäger die Hand. –

Und stille wird's; – was will denn dort

Das graue Männlein; was winkt es ihm fort?

Sein Körbchen von lauter Demant

Wie schimmert's und flimmert's im Mondesglanz

Von glühendem Golde gefüllet ganz; –

Fest hält doch der Jäger die Hand. –

Es springt ein Wolf mit einem Kind:

"O, rette es, Vater, o, rett' es geschwind."

Es winkt dir mit zitternder Hand; –

Wohl rannte der Wolf vorüber so schnell,

Wohl tönte des Kindes Gewimmer so gell –

Fest hält doch der Jäger die Hand. –

Da leuchtete der Maid Gesicht

In trunkener Freude: "so trog ich mich nicht!

Du hast mir gehalten die Hand!

So nimm dir zum freundlichen Dankessold

Das Demantkörbchen, gefüllt mit Gold." –

Sie reicht' es ihm, und verschwand. –

Die Donna di Valnüglia.

In dem waldigen Hochthale Buffalora (im Münsterthale) wohnten einst gütige Feen, und ein schönes, grünes Alpenthal breitete dort sich aus. Aber durch den Vorwitz der Bewohner wurden die Geister veranlaßt, die Gegend zu verlassen, die seitdem verödete. An die Stelle der holden Feen ist später ein seltsames Gespenst getreten, die Donna di Vanüglia, eine weiße Frauengestalt, die aus dem Thale Nüglia herauskommt, und bei Tag und Nacht dort umgeht. – Diese interessante Persönlichkeit war einstens Schaffnerin im Schlosse zu Zernetz und veruntreute viel Gut. Nach ihrem Tode ging sie, mit ihrem mächtigen Schlüsselbunde rasselnd, im Schlosse um, bis die Schloßherrschaft durch einen geschickten Geisterbeschwörer in das öde Thälchen Nüglia sie bannen ließ. Dort geht sie nun oft um, den Schlüsselbund am Arme; und was ihre Erscheinung noch grauenhafter macht, ist, daß sie keine Nase hat. Mit Vorliebe schreckt sie die Reisenden, die über den Ofenpaß gehen, und hat gar Manchem schon durch ihr Schlüsselgerassel bös Wetter vorausgesagt.

Die Schanänn-Jungfrau.

In der Nähe der Fidriser-Au, an dem Fußwege nach dem Dorfe Jenatz, steht ein kleines Haus, bei welchem man lange Jahre Nachts eine Jungfrau, riesengroß, in weißem Kleide, mit bleichem Gesichte und fliegenden, dunklen Haaren, lautlos umherschwebend, erblickte, welche die Wanderer um Erlösung anflehte und künftige Dinge ihnen voraussagte. – Diese bleiche Seherin ist die Schanänna-Jungfrau. Jetzt ist sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen worden. Das kleine Haus ist noch bewohnbar, aber:

"Dort scheint ein langes, ew'ges Ach zu wohnen;

Aus jenen Mauern weht es uns entgegen

In dumpfen Lüften, die sich leise regen."

Der Wanderer, der verspätet, von der Dunkelheit überrascht, hier vorbeigeht, hört, bald ferne, bald nahe, ein klägliches Stöhnen und Wimmern. Manchem tritt dieser Spuk, die im ganzen Thale bekannte Schanänna-Jungfrau, selbst entgegen, und enthüllt ihm die grause Sage von den nahen Trümmern ihrer väterlichen Burg Strahlegg, und den Unthaten ihres Vaters, sowie von dem Untergange ihres Geschlechtes; oder sie verkündet ihm, als oft erprobte Seherin, Dinge der Zukunft. Auch in den Trümmern besagter Burg soll sie zu sehen sein, und in riesengroßer, grauenerregender Gestalt, in weißem Kleide erscheinen. Wenige Sterbliche (nur Sonntagskinder, die mehr zu sehen bekommen, als andre Leute), die ihrer ansichtig geworden, brachten sie zum Geständnisse einer schweren Schuld ihres Vaters, weßhalb sie auch umgehen müsse, und nur erlöst werden könne

Von Jenem, der der Erste sei gebettet

In einer Wiege, die aus Brettern man gefügt

Der Tanne, welche wuchs, wo sie gekettet. –

Ihr Vater, ein reicher Mann, bewohnte außer dem Schlosse Strahlegg, auch in der Nähe der Fidriser-Au ein Haus. Zu ihm kam, als das Mägdlein noch in der Wiege lag, einst ein armer Mann, der um eine Gabe ihn bat; der Reiche verweigerte dieselbe. "So will ich dir etwas geben", entgegnete der Arme, und gab ihm eine Nuß, "die setze neben dem großen Stein". Er that, wie der Arme ihn geheißen; "aus der Nuß wächst ein Baum, aus dem Baum ein Zweig, aus dem Zweig ein Ast, und aus dem wird man eine Wiege machen, und das Kind, das in jener Wiege liegen wird, das soll deine Tochter da erlösen, und die muß bis dahin dein Geld hüten." Der Reiche wollte alsobald die verwünschte Nuß wieder aus dem Boden hervorgraben, statt deren sproßte bereits ein Zweiglein ihm entgegen, und weiteres Unheil ahnend, wenn er dasselbe berühre, überließ er sich, durch das weite Feld irrend, der Verzweiflung. – Seine Tochter wuchs heran, aber sie wurde ihres Lebens nicht froh; ihr schönes, bleiches Gesicht zeugte von innerem Grame und viele Jahre nach ihrem Tode muß sie die Schätze ihres Vaters hüten, bis ihre Erlösung bewirkt ist.

Die weiße Frau auf Obersaxen.

Einem armen Manne, der in später Stunde am Weihnachtsabende vom Mayerhofe nach St. Martin heimwärts gehen wollte, begegnete im Tobel eine weiße Frau, die auf einem goldenen Wagen daher fuhr. Plötzlich hielt der Wagen still, die weiße Frau stieg aus und winkte dem Manne. Er ging hin und da bedeutete sie ihm, daß sie einen Nagel am Wagen verloren habe, er solle ihr einen schnitzen. Er that das, so gut es ging; die Frau dankte ihm und wies beim Abschiede ihn an, er solle die Späne vom Holze, das er zum Nagel gebraucht, sammeln und heimnehmen. – Das that er, und nahm die Späne nur zur Erinnerung an die seltsame Erscheinung, die er gehabt, mit.

Zu Hause fand er, daß die Späne sich in lauteres Gold verwandelt hatten. Das Geschenk der guten Frau kam ihm recht gut, und von da an litten seine sieben Kleinen daheim auch nicht mehr Noth.

Die weiße Frau an der Ringgenberger-Brücke.

Ziegen hütenden Kindern erscheint bei der Ringgenberger-Brücke an hohen Fest- und Feiertagen in stiller Frühe ein Mädchen von fast überirdischer Schönheit, mit Augen so blau und so rein, wie der Aether des Himmels. Vor ihr liegen drei lilienweiße Tücher; auf dem Einen ein Goldstück, auf dem Andern Kupfermünzen, auf dem Dritten Seile ausgebreitet. Sprachlos staunen die Kinder die fremde Erscheinung an, aber ihr gütiger Blick bannt die Furcht der Kleinen; die Holde heißt sie unter den auf den Tüchern ausgebreiteten Sachen auswählen. Die Kinder greifen sonderbarerweise oft nach den Seilen, nach den Schicksalsfäden der spinnenden Nornen, und daher sind die Frauen von Trons und Ringgenberg so unermüdliche Spinnerinnen und so gute Haushälterinnen geworden.

Die zwei Schatz-Hüter.

Nahe beim Schlosse Ortenstein auf der Spitze eines Hügels, im stillen Haine über einem fürchterlichen Abgrunde steht die Kirche des h. Laurenz und unterhalb derselben eine, dem Heiligen Viktor geweihte, von Sagen umwehte Kapelle. Nach dem Volksglauben hat Eusebius Scotus dreißig Jahre als Einsiedler dort verlebt und ist nach seinem Tode dort oft noch gesehen worden. – Auch ein Schatz ist dort vergraben, gehütet von einem silberhaarigen Greise, der einen langen weißen Stab in der Hand hält, und von einem schönen Mädchen in schimmerndem Kleide und das beständig singt. Dieser Schatz kann aber so leicht nicht gehoben werden; denn so oft auch das Mädchen demjenigen Menschenkinde, das ihn heben und auch die beiden Schatzhüter erlösen will, winkt und bittet, ist es jedesmal der Greis, der vor der Berührung des Schatzes warnt und wenn nöthig, das in seine Rechte sich wagende Menschenkind thatkräftig vom Schatze ferne hält.

Die Wunschhöhle bei Arosa.

Dahinten im Schanfiggerthale über dem Dörfchen Arosa und dem lieblichen Schwellisee steht einsam ein alter "Ziernüßlibaum". Rings um denselben, auf eine halbe Stunde weit, sind alle andern Arven verschwunden; nur diese einzige ist übrig geblieben, hoch und mächtig mit breitem Wipfel zum Himmel ragend. Unter ihrer Wurzel hervor sprudelt ein frischer Quell.

Wer ein Sonntagskind ist, findet in derselben einen goldenen Schlüssel und neben dem Baum einen versteckten Eingang, der zu einer eisernen Thüre führt. Diese schließt der goldene Schlüssel auf.

Drinnen steht ein kleines Männlein mit weißem Barte und winkt dem Eingetretenen, ihm zu folgen. Sie gelangen in einen weiten Raum, der von Gold und Edelsteinen taghelle erleuchtet ist; hier läßt das Männlein dem Ankömmlinge die Wahl zwischen drei Dingen, die da zu sehen sind: einem Haufen Gold und Diamanten, einer goldenen "Plümpe" und einer verzauberten, schönen Jungfrau.

Wählt er den Haufen Gold und Edelstein, so wird er unermeßlich reich; nimmt er die Plümpe, so wird er das schönste Vieh im Lande haben, aber beide Male nur wenig Glück daneben. Erkiest er sich aber die verzauberte Jungfrau, so wird er diese vom Banne erlösen, sein Leben lang glücklich sein und an Nichts Mangel leiden.

Der Letzte, der in die Wunderhöhle gekommen ist, war ein junger Küehjer gewesen. Weil dem das liebe Vieh und das lustige Sennenleben über Alles ging, hat er die goldene Plümpe gewählt. Das hat aber die verzauberte Jungfrau gar übel genommen. – Wohl hatte er das schönste Vieh im Lande, aber ehe ein Jahr um war, ist ihm Stück um Stück in den gräulichen Felsenschlünden am Erzhorne und im Welschtobel erfallen, und er selber ist ganz jung und ungeliebt gestorben.

Die Alpmuetter.

Ein Jäger ging im Spätherbste an einer Hütte der Alpe Drusen im Prätigau vorbei und hörte in derselben ein ganz sonderbares Geräusch und Getümmel, wie wenn es noch Hochsommer und die Sennen vollauf beschäftigt wären. – Die Neugierde lockte den Waidmann, und er ging und guckte durch ein Astloch in die Alphütte hinein; er gewahrte in derselben die leibhaftige Alpmuetter. Sie war ein altes, buckliges Weiblein, das, am Herde stehend, eifrig mit Kochen beschäftigt war. Rings um den Herd und die bucklige Köchin herum tanzte eine Schaar kleiner Thiere, das Eine ein Salzbüchschen, das Andere eine Kochkelle, das Dritte einen Seihwisch, Alle etwelches Küchengeräthe in den Vorderpfoten haltend, ausgenommen Eines, das leer tanzte und nichts in den Pfoten trug. Zu diesem kleinen Taugenichtse wandte sich plötzlich das Weibchen und knurrte: "Du Hanschäsperle, choz' mer Schmalz!" und siehe da, Hanschäsperle erbrach Schmalz in Hülle und Fülle.

Die drei ungleichen Schwestern.

Auf den Fidriser-Heubergen stand ein kleines Häuschen, in welchem drei Schwestern wohnten. Eine von ihnen war schneeweiß, schön und gut, die And're eine böse, schwarze Hexe, die Dritte halb weiß und halb schwarz, halb gut und halb bös. – Wenn nun die Hexe den Leuten Unheil anrichten wollte und die Gute durch Rath und Warnung dies verhinderte, dann trat die Dritte vermittelnd zwischen sie, so daß die Hälfte des Unheils zugelassen, die andere Hälfte abgewendet wurde. – Einst machten die Fidriser Burschen und Mädchen eine Bergparthie und wurden in der Nähe des Häuschens vom Regen überfallen. Die Gute erbarmte sich der fröhlichen Gesellschaft und lud die Durchnäßten in die Stube ein; sie wollte ihnen Kuchen backen, aber die Hexe stieß sie aus der Küche und backte der Gesellschaft selber Kuchen, die von Außen schön und gelb wurden, inwendig aber vergiftet waren. Das verdroß die Gute, und sie weinte. Die Mittlere kam dazu, backte aus grobem Hausmehl grobe, braune Küchlein und sagte zur Guten: "Wir stellen von beiden, die gelben und die braunen den Gästen vor; die Eigennützigen werden die schönen, vergifteten essen und sterben, die Bescheidenen hingegen die braunen, und ihnen wird nichts geschehen; so geht es, halb und halb, wie immer!" – Diejenigen der Gesellschaft, die die goldgelben Küchlein aßen, starben; die Bescheidenen hingegen, die mit den braunen vorlieb genommen, kehrten, von der Guten reich beschenkt, nach Hause.

Die Spinnerinnen in Vulpèra.

Nahe bei Tarasp liegt der Hof Vulpèra; dort wohnte eine rechtschaffene, fleißige Bäuerin, die ihren Mann liebte und ehrte und auch ihre Kinder gut erzog. – Nun kamen an manchen Winterabenden aus dem Thälchen unterhalb des hohen Pic Pisoc zwei schöne Mädchen mit Spinnrädern nach Vulpèra, in weißen Kleidern, mit flachsblonden Haaren, und haben gar fleißig gesponnen; absonderlich gerne nahmen sie die Flachswickel der Bäuerin auf ihren eigenen Rocken und spannen ihn der feinsten Seide gleich. Dabei aber redeten sie nicht; nur wenn ein Faden brach, sagte die Eine: "Faden ab," worauf die Andere einfach erwiderte: "Knüpf' an." Waren ein Paar Spuhlen voll, wurden sie gehaspelt oder geweift, dann die schönen Garnstränge an die Wand gehängt und von der Bäuerin mit Wohlgefallen betrachtet. – Wenn ihre Stunde kam, erhoben sich die nächtlichen Spinnerinnen und traten den Heimweg an, ihre Spinnrädchen stets mit sich nehmend, allen Flachs, den sie gesponnen, aber immer der Bäuerin zurücklassend. – Diese gedachte nun, am Ende der Spinnzeit den beiden Mädchen dankbar sich zu zeigen, und rüstete an einem der letzten Abende ein großes Essen zu. An dem sollten nun die sämmtlichen Spinnerinnen in Vulpèra zu Ehren der fremden Spinnerinnen Theil nehmen. Letztere nahmen zwar Theil, waren aber ganz traurig gestimmt, daß sie schon scheiden mußten, denn ihre Zeit des Abschiedes auf immer, war nahe. – Zum Schlusse gaben sie der Frau einen Garnknäuel und sprachen: "Für deinen guten Willen, Lohn um Lohn," gingen, und kamen niemals wieder. – Der Garnknäuel aber wurde niemals alle, die Bäuerin mochte so viele Stränge davon abhaspeln, als ihr gefiel.

Die lebendig gewordene Puppe.

Auf der Alp Valésa in Somvix machten einst die übermüthigen Hirten eine Puppe aus Käsmasse und behandelten und hätschelten dieselbe wie ein lebendes Kind. – Als nun die Alpentladung kam und der Tag der Abfahrt ins Thal da war, richtete sich die Puppe plötzlich auf und rief mit unheimlich drohender, befehlender Stimme den erschrockenen Hirten und Sennen zu: "Einer von Euch muß bei mir bleiben, wo nicht, geht's Euch Allen übel." Begreiflich wollte aber Keiner der Auserkorene sein, und das Loos mußte entscheiden. – Der Zurückbleibende nahm schweren Muthes Abschied von seinen Genossen und sah sie mit schrecklicher Ahnung thalabwärts ziehen; mit furchtbarem Beben sah er die Puppe an, die ihn, gräßlich grinsend, anglotzte und mit den Zähnen fletschte.

Die Sennen waren bereits eine Strecke weit heimwärts gegangen, als der Zu-Senne bemerkte, daß er sein Taschenmesser in der Alphütte vergessen hatte. Er kehrte zurück, um dasselbe zu holen und ging durch eine Nebenthüre in die Hütte, fand aber weder Senne noch Puppe in derselben und wollte durch die vordere Thüre wieder den Heimweg antreten. Als er noch einmal umschaute, sah er plötzlich die Puppe, die zu einem Ungeheuer, mit weißer Kappe angethan, herangewachsen war, beschäftigt, die frische Haut des zurückgebliebenen Sennen auf das Hüttendach auszulegen und zu schaben; am Boden lagen große blutige Stücke Fleisch. Er war zum Opfer geworden für die Missethat seiner Genossen an den Gottesgaben. – Der Zusenne mochte aber dem Geschäfte des Ungethüms nicht lange zusehen; er kam schweißtriefend bei den Kameraden an und erzählte das Geschehene. Kaum heimgekehrt, packte ihn ein heftiges Fieber, an dem er lange Zeit krank lag, stets wähnend, die Puppe komme, um auch ihn zu holen.

Die boshafte weiße Frau.

Anweit des Dorfes Präz findet sich eine weite, schöne Halde, eine von der Dorfjugend zum "Schlittlen" im Winter bevorzugte Oertlichkeit.

Vor alten Zeiten geschah es einmal an einem schönen Winterabende, daß die liebe Jugend wie gewohnt hinausging, um im Schlittlen sich lustig zu machen, und es war mehr als eigenthümlich, daß an diesem Abende die Jungen wie Abschied nahmen von ihren Eltern. Sie wären gerne diesmal geblieben, und doch zog's sie nach der Schlittbahn hin.

So rutschten sie mehrmals in langem Zuge die Halde hinunter, waren seelenvergnügt und dachten an kein Heimgehen, und schon nahte Mitternacht.

Plötzlich erschien wie aus einer Wolke tretend, eine schneeweißgekleidete Frau mit einem großen, breiten und langen Schlitten und ladete die Jungen ein, auf ihren Schlitten zu sitzen, auf diesem gehe es viel schöner. Die Kinder glaubten ihren schmeichelnden Worten und setzten sich Alle arglos auf den Schlitten der weißen Frau; die Fahrt begann.

Doch nur zu balde wurden die armen Kleinen in ihrem Vertrauen getäuscht; der Freudenzug sollte sich in einen Trauerzug verwandeln und Keines von ihnen seine Eltern wiedersehen. In rasender Eile lief der Schlitten, jämmerlich schrieen die armen Verlorenen und wollten vom Schlitten weg, aber sie waren gebannt; die böse Frau lachte gräßlich in ihrer Schadenfreude, als sie ihr Werk gelingen, ihre That gekrönt sah – jeden Schritt verlor eines der Kinder den Kopf, einen Arm oder ein Bein – unten am Ende der Schlittbahn war nichts mehr auf dem Schlitten zu finden; er stand allein am Saum des finstern Waldes. Die böse, weiße Frau war verschwunden und todtenstille Alles ringsum.

Wie nun die Kleinen so gar nicht heimkommen wollten, gingen die beängstigten Eltern nach der Schlittbahn hin und gewahrten nur zu balde zu ihrem Schrecken das Geschehene, konnten aber von dem Ereigniß keinen klaren Begriff sich machen, bis ein taubes Mädchen, das von den lieblichen Worten der bösen Frau nichts verstehen konnte und bei einer Staude stehend zurückgeblieben war, erzählte, wie sich Alle auf den Schlitten der weißen Frau gesetzt hätten, aber nicht mehr zurückgekommen seien.

Die betrübten Eltern sammelten die Glieder ihrer geliebten Kinder, die zerstreut lagen der Bahnlänge nach. – Das war ein trauriges Begräbniß!

Der Hennenteufel.

Ein St. Antönier hat einmal den Hennenteufel gesehen.

Einstens an einem Abend kam ein Montafuner spät in den Mayerhof und konnte nirgends mehr unterkommen, als bei Barthli Flütsch, der ihn klopfen hörte und ihm aufmachte. Der Fremde trat ein, und Barthli zog sich an, um ihm noch etwas zu holen. Der Montafuner, ein gesprächiger Mann, erzählte nun Allerlei von der Welt draußen, und so ging die Zeit um.

Nun klagte Barthli, er wisse nicht wie, aber seine Hennen seien nicht mehr wie früher; allemal wenn er in den Stall komme, fahren sie so zusammen und mögen auch nicht mehr legen. "Das kommt daher, weil der Teufel sie plagt," meinte der Montavoner, "den will ich euch fangen, gebt mir nur eine Flintenkugel."

Barthli, ein Jäger, hatte solche, und mit einer derselben gingen sie in den Stall. Der Montafuner legte diese Kugel in den "Hennenchrômen." Die Hennen blieben ruhig.

Nach einer Weile fiel von oben herab eine andere, ähnliche Flintenkugel in den Hühnerstall, und mit gräßlichem Geschrei fuhr das Geflügel in die Höhe und durcheinander.

Das Doggi in Laus.

Eines Abends gingen zwei Knaben von Surrhein nach Laus "z'hengert."

Als sie zu einem Stalle kamen, sahen sie andere Burschen, die ihnen aufpaßten, und sie versteckten sich ins Heu, das in diesem Stalle aufgehäuft war, um abzuwarten, bis die Andern gingen. Das Warten wurde ihnen aber zu lange, und sie schliefen ein.

Plötzlich fühlte Einer die schwere Bürde des Doggi's; er war seiner Sinne nur halb bewußt, und mit größter Anstrengung suchte er das Ungethüm von sich abzuschütteln, was erst nach langem Kampfe ihm gelang. – Nach und nach seiner besser bewußt, schnellte er sich in die Höhe, das Doggi mußte ihn loslassen und sich flüchten. – Er sah ihm, so gut die Dunkelheit es ihm gestattete, nach, als dasselbe in der Gestalt eines weißen Schweines den Heustall verließ.

Das erlöste Doggi.

In Ruis oberhalb Ilanz lebte einst ein reicher Mann A.C. Dieser wurde des Nachts oft vom Doggi geplagt. Da gab ihm jemand den Rath, einen Ast in der Täfelwand auszuschlagen und einige Kopfkissen auf dem Boden seines Schlafzimmers auszubreiten. Er that das, und siehe – am Morgen, als er aufstand, saß auf dem Kopfkissen ein großes, schönes Mädchen, welches ihm für seine Erlösung von dem Doggiberufe dankte. Er behielt sie als seine Magd, und sie war ihm treu und ergeben bis ans Ende.

Die gefangene Pest.

Zur Pestzeit lebten in Fanas zwei Brüder. Diese bohrten in einen Tramen ihrer Stube ein Loch und sperrten da ihren Antheil Pest hinein, schlugen dann einen hölzernen Nagel in das Loch und begaben sich ins Ausland, bis die Pest vorüber und Alles wieder ruhig geworden war. Als sie nach Langem wieder heimgekehrt, zogen sie aus Muthwillen den Nagel aus der Wand, um das Wesen der todten Pest sich näher zu besehen; da kroch aber die lebend gebliebene Pest schnell heraus und tödtete Beide auf der Stelle.

Die Fänggin "Ruchrinden".

In Luzein steht heute noch ein Stall, dessen gewaltige, hölzerne Balken der "Urähni" des jetzigen Besitzers mit Hülfe seiner Magd, eines Waldfänggenmädchens, an Ort und Stelle geschleppt und zusammengefügt hat. – Diese Fänggin sei in der Familie ihres Brodherren sehr beliebt gewesen und der Verdruß um sie groß, als sie plötzlich schied. Ihr Dienstgeber berichtete einst beim Nachtessen, als er aus dem Berge zurückgekehrt war und ein Joch auf der Achsel trug, eine Stimme habe ihm zugerufen: "Jochträger, sag' der ›Ruchrinden‹, Gicki Gäcki uf Hurgerhorn sei todt!" – Bei diesen Worten habe die Fänggin weinend den Löffel weggeworfen und gejammert, ihr Vater sei gestorben; von da an sei sie für immer verschwunden.

Die Fänggin "Madrisa".

Wie die starken, wilden Mädchen nicht ungerne die Gesellschaft schöner, junger Sennen in den Alpen aufsuchten und ihre Heerden pflegten, sehen wir aus folgender Sage: Ein Jüngling von Saas fütterte eines Winters im Berge oberhalb des Dorfes seines Vaters Viehhabe. Der Sohn ließ lange Zeit nichts von sich hören, weßhalb der Vater, um nachzusehen, ob vielleicht ihm Etwas zugestoßen und wie es mit dem Futtervorrath stehe, sich aufmachte und nach der Alp ging. Er fand den Sohn in der Sennerei beschäftigt und war erstaunt über den reichen Vorrath an Milch, Butter und Käse; auch gewahrte er das schöne Aussehen des Viehes und zudem war der Futtervorrath weit größer, als er ihn erwartet hatte. Sein Blick fragte den Sohn um die Lösung des Räthsels. "Sieh', Vater, das hat meine Madrisa gethan: die hat mir geholfen die Habe füttern, sie hat Wurzeln und Kräuter gesammelt und die unter das Futter gestreut; darum ist das Vieh so schön, der Molken so viel." Dies sagend, deutete er schweigend auf sein in der Ecke aufgerichtetes Lager, auf dem ein schönes, wildes Mädchen schlief, dessen lange, goldgelbe Haarflechten über die Lade heraushingen. – Ob dem Gespräche erwachte das Mädchen, erhob sich vom Lager und sprach zum Vater: "Ach, daß du kommen mußtest! wäre ich unerkannt geblieben, dein Sohn und ich hätten das Vieh hier gefüttert bis zum Frühlinge, da es auf die Weide geht, so aber kann ich da nicht länger bleiben; ungerne gehe ich zurück in Wald und Felsen, aber nun muß es sein; leb' wohl, mein Job." – Und leichten Schrittes schwebte sie über den Schnee, den Felsenhörnern zu, die ihren Namen tragen, den der junge Senne vergeblich rief, als er im nächsten Sommer die Heerden in die Berge trieb.

Das Fänggenmannli zu Maladers.

In Maladers hütete ein Fänggenmannli lange Zeit einem Bauern die Kühe und besorgte in dessen Abwesenheit auch die Stallgeschäfte. Für diese Hülfeleistung bedingte er sich den Empfang des Milchschaums beim Melken und war damit zufrieden und glücklich. Der Bauer wollte sich indeß erkenntlicher zeigen und stellte ihm einstens eine Gepse Milch hin. Das Mannli aber nahm den guten Willen böse auf, machte sich weg und kam nicht wieder.

Die in Gold verwandelten Kohlen.

Ein Fänggenmannli, das zuhinterst in Savien auf Valätscher-Alpe in einer "Balma" hauste, kam einmal Nachts auf den Hof Bühel, klopfte leise an die Hausthüre und bat die zum "Läufer" herausschauende Hausfrau inständig, sie möchte seinem Weiblein auf Valätscha in seinen Kindsnöthen beistehen. Die gute Frau willfahrte der Bitte und folgte dem wilden Mannli bis in seine Höhle, leistete dort dem Fänggenweiblein Beistand, und hatte die Freude, alsbald allerliebste Zwillinge in Empfang nehmen zu können. Die zwei Neugebornen waren schon gleich nach der Geburt ungemein lebendig und rührig, zappelten mit Händen und Füßen und begannen am Boden herumzukriechen. Als die "Büchel-Frau" wieder sich entfernen wollte, hieß das Mannli vorerst noch ihre Schürze mit Kohlen sich füllen und diese dann daheim auf den Feuerherd legen. Die Frau that es auf wiederholtes Zureden, ließ aber dann aus der nachläßig aufgeknüpften Schürze unterwegs fast alle Kohlen herausfallen. Das Mannli, welches ihre Unachtsamkeit bemerkt hatte, rief ihr nach: "Je mehr zerzaß't (zerstreust), je minder d'hast." Als dann die Frau zu Hause die wenigen in der Schürze gebliebenen Kohlen nach der Weisung des Mannli auf den Feuerherd legte, so waren diese zu purem Golde geworden. Eilig lief sie den Weg zurück, um die verlornen zu suchen, fand aber keine mehr.

Die Kunst "aus Schotte Gold zu machen"

In einer Alpe im Prätigau lebte einmal ein Fänggenmannli mit dem Senn auf sehr vertrautem Fuße und empfing von demselben gar mancherlei Geschenke und Gaben. Um dem Sennen für die empfangenen Wohlthaten dankbar sich zu erzeigen, sagte es einmal zu ihm: heute soll er es käsen lassen und soll ihm zuschauen, aber dabei kein Wort sprechen, bis es fertig sei. Der Senne ging den Vorschlag ein, setzte sich auf einen Melkstuhl und schaute dem Mannli zu. Dieses machte Alles in der Ordnung und zuletzt, als es nach der Meinung des Sennen fertig war, stellte es den Kessel mit der Schotte wieder über das Feuer und schickte sich an, von Neuem zu manipuliren. Nun aber fing der Senne überlaut an zu lachen und über das Mannli zu spotten, daß es aus der Schotte noch einmal käsen wolle. Da legte das Mannli die Kelle bei Seite und sagte:

"Wenn d'nüt weißt

So seist" –

und eilte fort und ließ sich nicht wieder sehen. Hätte der Senne geschwiegen, wie er versprochen, so hätte er sehen und lernen können, wie das Mannli aus der Schotte eitel Gold bereitete.

Wie die Sennen das "süß käsen" lernten.

Vor alten Zeiten sollen die Sennen kein Verständniß von der Zubereitung des "süßen" Käses gehabt haben; ihnen fehlte das Mittel dazu, die Milch zum Gerinnen zu bringen, ohne sie sauer werden zu lassen, denn damals ließ man die Milch stehen, bis sie ganz dick war; dabei kam aber nur saurer Käse zu Stande, der bekanntlich nicht besonders schmeckt. Die wilden Mannli oder auch Fänggen genannt, verstanden aber die Kunst des "Süßkäsens", und von einem derselben hat einer unserer Vorfahren es gelernt. Nämlich im Mayensäße von Schuders lebte einmal ein wildes Fänggenmannli mit dem Sennen auf vertrautem Fuße und empfing von demselben gar mancherlei Geschenke und Gaben. Eines Abends sagte der Senne, er müsse morgen mit Butter zu den Seinigen ins Dorf hinunter gehen und bat das Mannli für ihn zu "käsen". Der Fängge nahm den Vorschlag an, denn er wollte ihm nun einmal eine Probe seiner Naturwissenschaft zeigen. – Der Senne ging ins Dorf, und das Mannli käsete. Wie erstaunte aber der Senne, als er am Abend zurückgekehrt war und den vom Fänggen gefertigten Käse kostete und dieser so süß schmeckte, wie die frische Butter. Lange suchte er das Fängenmannli zu bewegen, ihm zu sagen, wie man "süß käsen" könne, aber unser Bergmännlein war nicht zu überreden. Da griff der Senne zur List. Mehrere Wochen nachher sagte er eines Morgens mit strahlender Miene, als der Fängge in die Hütte trat: "Jetz chan i denn au süeß chäsa." Darauf ereiferte der wilde Kleine: "Häst süeßa Chäs gmacht, so häst au Mâga g'ha." Keine Miene verrieth den Sennen, daß er jetzt nun auch um das Geheimniß wisse, das der Fängge ihm immer vorenthalten hatte, probirte mit dem "Gizimagen"; der Versuch gelang, und er war fortan im Stande, den besten süßen Käs zu machen. Das Fänggenmannli, als es sich so überlistet sah, gab die Freundschaft mit dem Sennen auf und wollte mit ihm weiters nicht mehr zu verkehren haben.

Die Gemsenkäslein.

Ein Fänggenmannli hauste in der Trockenhöhle oberhalb Camana in Savien, wo es eine recht hübsche Gemsenkäserei sich eingerichtet hatte. Er besaß zweihundert der schönsten Gratthiere, die er selbst gezähmt, so daß sie Morgens und Abends von selbsten in die Höhle kamen und sich melken ließen. – Ein armes, einäugiges Knäblein des Thales, das die Ziegen hütete, fand in der Höhle bei schlechtem Wetter Zuflucht und Speise. Die Gemskäslein seien so süß, daß sie Einem im Munde zergehen, sagte es einmal seinem Bruder. Dieser fragte, wie diese dann bereitet würden; dies sei das Geheimniß des wilden Mannli's, antwortete das Kind; es müsse immer, wenn das Käsen angehe, unter einen Haufen Haidekraut sich verkriechen, dann singe das Mannli: "Einäugelein, schlaf' ein;" wache es wieder auf, so sei das Käslein jedesmal fertig. Als der hinterlistige Bruder dies vernahm, zwang er das Knäblein, mit ihm die Kleider zu tauschen; darauf ging er in den Kleidern seines Bruders selbst in des wilden Mannli's Höhle und setzte sich aufs Haidekraut. – In der Höhle sah es recht sauber aus, grünes Haidekraut lag auf dem Boden ausgebreitet, ringsum auf einem Steingesimse standen kleine Gebsen aus Tannenholz, die mit Gemsenmilch angefüllt waren; Kessel und Herd waren nirgends zu sehen. – Das wilde Mannli hielt den Buben für sein Einäugelein, ließ ihn unter das Haidekraut, auf dem er im Winkel saß, kriechen und sang: "Einäugelein, schlaf' ein." Der schalkhafte Bube schloß das eine Auge zu und guckte mit dem andern unter dem Haidekraut hervor. Als aber das Mannli das muthwillige offene Auge gewahr wurde, gerieth es in Zorn und warf die Gebsen und deren Inhalt dem Buben an den Kopf. Hierauf verließ es mit seinen Gemsen die Höhle auf immer.

Das Goldmännlein.

Eine Viertelstunde außerhalb Sculms erhebt sich eine hohe Felswand, und mitten in diese Wand ist ein alter Stollen gehauen, zu dem man heutigen Tages nicht mehr gelangen kann. Diesen Stollen bewohnte, nachdem das Bergwerk aufgegeben worden war, ein Bergmännlein, dem allein noch eine reiche, fließende Goldquelle dort bekannt war. – Nun lebte in Arèza ein armer, aber braver Mann. Dem erschien einstens der Berggeist und führte ihn ins Innere des Gebirges, wo in einem Felsengewölbe ein Gefäß mit flüssigem Golde stand. Das Bergmannli sprach: "Da nimm aus diesem Gefäße so viel du willst und so oft du willst, nur hüte dich, es jemals ganz zu leeren. Wenn du das Ende deiner Tage ahnst, dann magst du einem guten, frommen Menschen, den du liebst, das Geheimniß entdecken, der mag dann thun, wie du selbst." Der Mann ließ sich diese Weisung nicht zwei Mal sagen und mißbrauchte nie das Geschenk, durch das er nach und nach sehr reich wurde. Auf dem Sterbebett vertraute er seiner Tochter das Geheimniß. Die aber konnte eines Tages der Habsucht nicht widerstehen und leerte das Gefäß vollständig aus. Da verschwanden Gold und Gefäß, der Berg schloß sich an dieser Stelle, und das Bergmännlein ward von da an nicht mehr zu sehen.

Der wilde Küher.

Ein Fänggenmannli hütete viele Sommer hintereinander zu Conters die Heimkühe, ohne je irgend eine