Massenmedien, Manipulation und Demokratie in den Vereinigten Staaten: 9/11 und der Irak Krieg - Anja Denise Biedermann - E-Book

Massenmedien, Manipulation und Demokratie in den Vereinigten Staaten: 9/11 und der Irak Krieg E-Book

Anja Denise Biedermann

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Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Amerikanistik - Kultur und Landeskunde, Note: 2,0, Universität Stuttgart (Philosophie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit ist ein Versuch, mögliche Manipulationsprozesse von Seiten der Regierung und Medien in einer demokratischen Gesellschaft wie den Vereinigten Staaten zu untersuchen. Eine Übersicht über die Entwicklungen der Massenmedien in den letzten Jahren in den USA dient als Einstieg. Eine Analyse unterschiedlicher Werke von Autoren wie Noam Chomsky soll die Zusammenhänge zwischen Massenmedien, Manipulation und Demokratie in der Theorie erschließen. Eine Analyse zur Berichterstattung der Medien zum 11. September und dem Irak-Krieg verdeutlicht schließlich die Zusammenhänge an konkreten Beispielen. Welche Folgen diese Zusammenhänge schließlich auf die Zielländer der US-Angriffe haben, wird zum Ende der Arbeit diskutiert.

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Inhaltsverzeichnis
1. DIE ENTWICKLUNG DER MASSENMEDIEN IN DEN VEREINIGTEN STAATEN
1.2 KONSUMENT ODER REZIPIENT? DIE POPULARISIERUNG DER MEDIEN.
1.3 EIN WEG AUS DER KRISE? JOURNALISMUS UND NEUE MEDIEN
2.2 MODELLE DER MEDIENORGANISATION NACH CHOMSKY
2.3 PROPAGANDAMODELL CHOMSKYS.
3.1 MEDIATISIERTE POLITIK
3.1.1 DER ÖFFENTLICHE EINFLUSSBEREICH
3.1.2 DER POLITISCHE EINFLUSSBEREICH
3.2 INFORMATIONSVIELFALT VS. EINSEITIGKEIT
3.3 REGULIERUNGEN DER REGIERUNG: DIE FEDERAL COMMUNICATION COMMISSION
4.1 MASSENMEDIEN UND TERRORISTISCHE GEWALTTATEN
4.1.1 DIE STEUERUNG VON ENTSCHEIDUNGEN AUF POLITISCHER EBENE.
4.1.2 MEDIEN ALS VERMITTLER TERRORISTISCHER WELTANSCHAUUNGEN
4.2 MEDIEN UND KRIEGSPROPAGANDA
5. DIE BERICHTERSTATTUNG DER US-MEDIEN ZUM 11. SEPTEMBER
5.1 MANIPULATIONSPROZESSE VON SEITEN DER MEDIEN
5.1.1 PRÄSENTATIONSFORMEN
5.1.2 PERSONIFIZIERUNG DER OPFER
5.1.3 „REALITY-TV“
5.1.4 SEMANTIK
5.2 DIE MEDIEN ALS VERMITTLER REGIERUNGSPOLITISCHER ZIELE
6. DIE BERICHTERSTATTUNG DER US-MEDIEN ZUM IRAK-KRIEG.
6.2 PRESSEFREIHEIT ODER ZENSUR? DER „EMBEDDED JOURNALISM“
6.3 TECHNIK ALS MITTEL DER MANIPULATION
7. „ENDURING FREEDOM“ UND „IRAQI FREEDOM“: US-AUßENPOLITIK UND
Kapitel
7.1.1 „OPERATION INFINITE JUSTICE“: DIE KOALITION GEGEN DEN TERROR
8. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSSICHT
9. LITERATUR.
10. ANHANG.

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Truth is the most valuable thing we have. Let us economize it.

Vorwort

Die Idee dieser Arbeit entstand während meines Jobaufenthaltes in den Vereinigten Staaten kurz nach den Ereignissen von 9/11.

Da ich mich nach sechs Monaten in den USA an den „American Way of Life“ gewöhnt hatte und diesem auch sehr viele positive Aspekte abgewinnen konnte, führten die Reaktionen der Medien und der Regierung auf die Ereignisse von 9/11 schließlich dazu, dass meine sonst so positiven Eindrücke stark verzerrt wurden.

Die Berichterstattung der Medien entsprach ganz und gar nicht dem, was ich als nebenberufliche freie Journalistin von einer umfangreichen und objektiven Berichterstattung erwartete. Natürlich stehen zu allererst die Opfer und ihre Geschichten im Mittelpunkt der Berichterstattung und das sollen sie auch, dem stimme ich voll und ganz zu. Jedoch wurde in den Medien noch Wochen nach dem Anschlag über nichts anderes berichtet, als über die Opfer, ihre Angehörigen und potentielle Reaktionen der Regierung/des Landes auf den Anschlag. Die Hintergründe und möglichen Motive für diesen Angriff wurden jedoch in den Massenmedien mit keinem Wort erwähnt.

Bushs regelmäßige Fernsehansprachen boten gleichfalls kaum Aufschluss über Hintergründe, Motive und Täter.

Die amerikanische Regierung nutze die Medien geschickt, um bezüglich ihrer künftigen außen- und innenpolitischen Entscheidungen innerhalb der Bevölkerung größtmöglichen Konsens zu schaffen. Kurz und knapp: Je umfassender die Berichterstattung zu persönlichen Schicksalen, Opfern und Angehörigen, desto größer der „Wunsch nach Rache“ bei der Bevölkerung und desto einfacher die Rechtfertigung eines „Krieges gegen den Terror“.

Ganz ähnlich ist mein Eindruck der Medienresonanz zum Irak-Krieg: Meiner Meinung nach ist der von Medien und Politik gesteuerte Meinungsbildungsprozess in der Bevölkerung sehr ähnlich abgelaufen.

Diese Arbeit ist ein Versuch, mögliche Manipulationsprozesse von Seiten der Regierung und Medien in einer demokratischen Gesellschaft wie den Vereinigten Staaten zu untersuchen. Eine Übersicht über die Entwicklungen der Massenmedien in den letzten Jahren in den USA dient als Einstieg. Eine Analyse unterschiedlicher Werke von Autoren wie Noam Chomsky soll die Zusammenhänge zwischen Massenmedien, Manipulation und Demokratie in der Theorie erschließen. Eine Auswertung der Berichterstattung der Medien zum 11. September und dem Irak-Krieg verdeutlicht schließlich die Zusammenhänge an konkreten Beispielen. Welche Folgen diese Zusammenhänge schließlich auf die Zielländer der US-Angriffe haben, wird zum Ende der Arbeit diskutiert.

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1. Die Entwicklung der Massenmedien in den Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert

„From Silicon Valley to Madison Avenue, it`s no longer a prediction or distant vision: The vaunted Information Age is here.”1Die computergestützte Vernetzung der Welt und der Einzug der digitalen Medien revolutionierten die Kommunikationslandschaft in den Vereinigten Staaten auf unvergleichliche Art und Weise. Mit dieser Revolution veränderte nicht nur die traditionelle Art und Weise der Berichterstattung in Radio, Fernsehen und Printmedien, sondern gleichzeitig die Medienindustrie als Ganzes. Noch nie war der Wettbewerb innerhalb der Industrie so groß wie heute, die Konsumenten so rastlos in ihrer Wahl der bevorzugten Medien. Wo es Konsumenten gibt, gibt es auch Werber. Wo sich Medien entwickeln, entwickeln sich die Gewohnheiten der Konsumenten.

Seit jeher haben die (Massen)Medien in den Vereinigten Staaten einen enormen Einfluss auf Politik, Kultur, Arbeit und Freizeit. Bis das Fernsehen während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Position eins der bevorzugten Medien rückte, waren Zeitungen, Radio und Film die Hauptinformationsquellen für die amerikanische Gesellschaft. Bis heute bleibt das Fernsehen - gemessen an Zuschauerzahl, Werbeeinnahmen oder kulturellem Einfluss - die dominante Kraft. Printmedien, Radio und Film haben eigene Nischen in der Welt der Konsumenten gefunden. Grund für den Siegeszug des Fernsehens ist die bildliche und leicht verständliche Darstellung von Ereignissen, die umgehend und fast zeitgleich in die amerikanischen Haushalte übertragen werden und der typisch amerikanischen Forderung nach „latest information“ genügen.

Als Reaktion auf die veränderten Gewohnheiten der Konsumenten in der neuen digitalen Medienlandschaft, unterlagen die Printmedien einem Veränderungsprozess, der ihr Gesicht grundlegend wandelte. Die ursprüngliche Funktion der Printmedien als Lieferant für Hintergrundinformationen und in-depth-analysis weicht dem Anspruch der Konsumenten an die vereinfachte Darstellung komplizierter Sachverhalte: Die „neuen Zeitungsleser“ bevorzugen kurze Informationen, einfache und verständliche Texte, aufgelockert durch Farbfotos und Grafiken, die einem besseren Verständnis dienen.

1.1 Wettbewerb oder globales Kartell? Die Kommerzialisierung und Globalisierung der Medien

„What you are seeing is the creation of a global oligopoly. It happened to the oil and automotive industries earlier this century; now it is happening to the entertainment industry”2, beschreibt Christopher Dixon, Medienanalyst beiPaine-Webberdie Entwicklungen der Medien in den 90-ern. Besaßen Mediensysteme früher hauptsächlich nationalen Charakter, entwickelte sich in den letzten Jahren zunehmend eine globale und kommerzielle Medienlandschaft. Die Deregulierung der Medienindustrie, die Privatisierung des Fernsehens und neue Technologien ermöglichen es den Medienmogulen, außerhalb der Vereinigten Staaten auf den lukrativen europäischen und asiatischen Märkten Fuß zu fassen und ihre Macht auf internationaler Ebene auszuweiten. Während einer kurzen Zeitspanne schafften es die selben trans-1EricP. Bucy,Living in the Information Age(Indiana: Wadsworth, 2002) xi.

2Emma Duncan, “Wheel of Fortune”,Economist(21.11.1998): 4.

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nationalen Unternehmen, die die Vorherrschaft auf den amerikanischen Märkten besitzen, gleichzeitig eine Dominanz auf den globalen Märkten zu erzielen:AOL Time Warner, Disney, General Electric, News Corporation, Viacom, Vivendi, Sony, Bertelsmann,undAt&T Liberty Media,deren Haupteinnahmequellen bis heute immer noch in den USA liegen, haben sich das Ziel gesetzt, innerhalb eines Jahrzehnts die Mehrheit ihrer Einnahmen aus dem globalen Markt zu schöpfen und sich damit auf den potentiellen Wachstum im Ausland zu konzentrieren, bevor mögliche Wettbewerber die Gelegenheit nutzen können.

Dieser Markt wird abgerundet durch eine kleinere Anzahl zweitrangiger Firmen wie dieKirch Group, ReutersoderDow Jones,die den „10 Großen“ jedoch in nichts nachstehen. Sie dominieren die Märkte auf nationaler und regionaler Ebene und verfügen über Joint Ventures mit den transnationalen Unternehmen. Gleichzeitig kämpfen neue Medienunternehmen mit unterschiedlichen politischen und sozialen Hintergründen um eine Position auf dem Markt der Giganten. Dabei verfügen die zehn Größten über einen eindeutigen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern: Sie profitieren von „Synergien“ innerhalb der eigenen Unternehmen. Sie sind auf der einen Seite Besitzer der größten Hollywood Studios und verfügen auf der anderen Seite dank ihrer Kabelkanäle und Fernsehsender über die alleinigen Senderechte für die Filme, die in ihren Studios produziert werden. Während sich Verlagshäuser, Radio- und TV-Sender, Kabelkanäle und Musik- und Filmproduktionsfirmen vor einigen Jahren noch in unterschiedlichen Händen befanden, ist das gesamte Terrain heute unter den zehn Großen aufgeteilt worden. Zusammengenommen beherrschen die erst- und zweitrangigen Medienunternehmen den Großteil des Marktes auf der ganzen Welt. Betrachtet man diesen Aspekt vor dem Hintergrund des Wettbewerbs ergibt sich ein seltsames Bild: So stark die Konkurrenz innerhalb der Medienindustrie auf den ersten Blick auch erscheinen mag, ist das Mediensystem in wirtschaftlicher Hinsicht kaum von Wettbewerb gezeichnet. Viele der größten Medienunternehmen besitzen Anteile anderer Medienriesen, haben gemeinsame Direktoren. Auf diese Art und Weise versichern sie sich gegen jedes Risiko, reduzieren den Wettbewerb und behalten den Profit stets in den eigenen Händen. Damit ähnelt das gesamte Mediensystem eher einem globalen Kartell als einem konkurrierenden Markt:Liberty Mediabesitzt Anteile anAOL Time Warner, ViacomundNews Corporation, Liberty Mediaträgt Anteile vonVivendi UniversalundAt&T Corporationbesitzt Anteile anNews Corporation.Rupert MurdochsNews Cor-porationist Besitzer vonFOXNewsund weiteren 26 Fernsehsendern sowie derNew York Post. Viacomverfügt über die KabelkanäleUPN, CBS, MTV, MTV2, VH1, Nickelodeon, The Movie Channel, TNN, CMT, BET,sowie zu 50 Prozent überComedy Central,über zahlreiche Radiosender, Filmproduktionsfirmen (ParamountPictures)und Verlage (Simon&Schuster,Free Press, Scribner).Folglich konkurrieren die Medienmogule nur auf kleinen Marktsegmenten, im Großen und Ganzen sind sie jedoch Kunden des jeweils anderen - immer mit dem Ziel die eigenen kommerziellen Interessen in den Vordergrund zu stellen.

1.2 Konsument oder Rezipient? Die Popularisierung der Medien

„News organizations earn their keep by producing stories that attract audiences, and thus advertisers.“1So beschreibt Stratford die grundsätzliche Politik der Medien. Es ist das Ziel eines Massenmediums Profit zu machen durch den Verkauf von Werbe-1ShermanStratford, “Smart Ways to Handle the Press”,Fortune(19.06.1989): 69.

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platz in Zeitungen, den Verkauf von Werbeminuten im Fernsehen oder den Verkauf einer guten Story an die Öffentlichkeit. Kritisch formuliert bedeutet das, dass genau soviel berichtet wird, wie es werbefreier Raum oder Zeit zulassen.

Konnte ein Printmedium nur wenige Seiten an Inserenten verkaufen, nimmt gleichzeitig die Anzahl der Informationen ab. Sind nur wenige Minuten für Werbespots reserviert, schrumpft die Länge der Beiträge im Fernsehen.

Der Journalist findet sich dabei in einer Situation wieder, in der er einerseits die Öffentlichkeit über bestimmte Sachverhalte auf objektive Art und Weise informieren soll, andererseits jedoch gleichzeitig den wirtschaftlichen Interessen der Medienorganisation entsprechen muss. Kurz gesagt: Je mehr Augenpaare beispielsweise eine Fernsehsendung verfolgen, desto eher ist der Werber bereit, mehr für die Werbeminuten zu bezahlen. Damit sind die Journalisten dazu gezwungen, das zu berichten, was die Konsumenten als „latest information“ einschätzen. Der Rezipient einer Nachricht ist nicht mehr Leser, Hörer oder Zuschauer, sondern Konsument dessen, was ihn amüsiert oder interessiert.

Diese Popularisierung der Medien, erscheint auf den ersten Blick durchaus positiv. Es existiert kaum ein Haushalt in den Vereinigten Staaten, der nicht über den Zugang zu den unterschiedlichsten Medien verfügt. Fernsehen, Kabelfernsehen, Zeitungen, Internet und Radio rücken vordergründig immer mehr Menschen in den öffentlichen Einflussbereich.

Eine negative Konsequenz der Popularisierung ist dabei die Degeneration zur Trivialisierung der Ereignisse und die Sensationslust der Konsumenten. Die Ideale des Journalismus unterliegen dabei immer mehr dem konkurrierenden Markt; die Grenzen zwischen seriösem Journalismus und Populärkultur verschwimmen zunehmend. Boulevardjournalismus, aufwendige visuelle Techniken, Sensations-Berichterstattung und die Vermischung von Gewalt, Klatsch und Unterhaltung prägen das heutige Bild der Medien. Das Ideal eines Mediensystems, das das „öffentliche Interessen“ bedient, kann nicht von einem Kartell gigantischer Firmen kontrolliert werden.

Die drei größten FernsehsenderCBS, NBCundABChaben beispielsweise die Mitarbeiterzahl in der Nachrichtenredaktion reduziert und die Sendezeiten für „ernsthafte“ Dokumentationen gekürzt, um mehr Sendezeit für aufwendige Nachrichtenmagazine, konsumentenfreundliche Features und „news-you-can-use“- Beiträge zu schaffen:

Lacking any necessarily conspirational intent and acting in their own economic self-interest, media conglomerates exist simply to make money by selling light, escapist entertainment. Journalism is disfigured by celebrity, gossip and sensationalism. I believe it`s the role of journalists to challenge people, not just to mindlessly amuse them. In this culture of journalistic titillation, we teach our readers and our viewers that the trivial is important1.

So beschreibt es Carl Bernstein, früherer Mitarbeiter derWashington Postund einer der Journalisten, die die Watergate-Affäre aufdeckten, in einem Interview.

1Robert W. McChesney in Bucy 2002, 138

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Dabei ist und bleibt die Regierung immer noch Thema Nummer 1 der Berichterstattung - mit dem Unterschied, dass sich die Themenwahl heute hauptsächlich auf Skandale wie die Lewinsky-Affäre beschränkt, die Zuschauerzahlen in die Höhe schnellen lassen. Die Sendezeit für Berichte über internationale Angelegenheiten, die auch in der Vergangenheit keine zentrale Rolle in den amerikanischen Medien gespielt haben, wurde bei einigen Sendern erneut zurückgesetzt. Durch die Schließung von Redaktionsbüros im Ausland traten zahlreiche Fernsehsender und Zeitungen die Hauptverantwortung für die Sparte Auslandsangelegenheiten an den FernsehsenderCNNab.

1.3 Ein Weg aus der Krise? Journalismus und Neue Medien

Zu den wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre gehört sicherlich der Einzug des Internet in den Markt der Medien. Seit 1999 wurde das Internet einem rapiden Prozess der Kommerzialisierung und Erweiterung unterzogen. Schien der Wettbewerb innerhalb der unterschiedlichen Medien auf den ersten Blick erneut entfacht, stellte sich bald heraus, dass die neue Konkurrenz nur von kurzer Dauer sein sollte. Das Ende erfolgte umgehend:AOLkündigte eine Handel mit dem MedienriesenTime Warneran. „For whatAOLis paying for Time Warner, it could duplicateTime Warner`sphysical assets many times over. But what it needed wasTime Warner`ssemimonopolistic market position, which is nearly priceless”.1

Wird der Einzug der neuen Medien entsprechend dieser Entwicklungen oft kritisch gesehen, bringt er jedoch gleichzeitig eine Reihe positiver Effekte. Neue Techniken wie die Verknüpfung von Text, Grafiken, Videos und Bildern oder Hyperlinks zu Artikeln die mit dem Thema in Zusammenhang stehen, können einen Sachverhalt in einen größeren und umfassenderen Rahmen stellen.

Diese neue Art des Journalismus wird als „kontextualisierter Journalismus“ bezeichnet. Der Rezipient wird dazu angeregt, einen Sachverhalt durch eigenes Engagement aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, individuelle Schwerpunkte in der Informationsauswahl zu setzten und das Internet als persönliche Kommunikati-onsplattform zu nutzen. Als Plattform für vielfältige Ansichten und Standpunkte spricht es selbst ein globales Publikum an.

Gleichzeitig steigert das Internet die Geschwindigkeit des Informationsflusses. Updates, die in den traditionellen Medien erst am Abend oder am nächsten morgen erfolgen, stehen umgehend und kontinuierlich bereit. Damit wird das Internet auch auf Seiten der Journalisten zu einer wichtigen Informationsquelle, das neue Wege öffnet. Informationen stehen sofort zur Verfügung, Hintergründe können leichter recherchiert werden und offizielle Reden oder Beschlüsse der Regierung sind online und in schriftlicher Version verfügbar. Der „virtuelle Newsroom“ existiert ohne jegliche räumliche Grenzen. E-mail, der elektronische Zugang zu Datenbanken und die Übermittlung von Informationen über die übliche Telekommunikationsinfrastruktur ermöglichen eine Arbeit vom Ort des Geschehens ohne Umwege über die Redaktion.

1Robert W. McChesney,Rich Media, Poor Democracy: Communication Politics in Dubious Times(New York: The New Press, 2000) xxii.

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2. Demokratie und Medien: Der Prozess der politischen Meinungsbildung

Es ist unstrittig, dass die Medien eine zentrale Rolle bei der politischen Meinungsbildung spielen. Aufgrund dessen ist die Behauptung legitim, dass die Pressefreiheit seit jeher als „Beschützer“ der Demokratie gilt. Die Bedeutung der Pressefreiheit ist seit der Gültigkeit des First Amendment immer mehr in den Vordergrund gerückt und räumt ihr damit einen privilegierten Platz in der Demokratie ein:

Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the government for a redress of grievances.

Traditionell ist die Presse das Instrument in einer Demokratie, das die Rolle eines neutralen Beobachters einnimmt. Mit der zunehmenden Bedeutung der Medien in der heutigen amerikanischen Gesellschaft hat die Presse eine Funktion übernommen, die der traditionellen nicht mehr ganz entspricht. Die Presse ist heute nicht mehr nur Außenstehender oder neutraler Beobachter, sie ist in der Lage, politische Entscheidungsprozesse aktiv mitzugestalten.