Mechanismen (Bourdieu) und Technologien (Foucault) der Macht - René Klug - E-Book

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René Klug

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaftstheorie, Anthropologie, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum (Institut für Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser B.A.-Arbeit soll es sein, die Analysen zum Begriff der Macht der beiden französischen Soziologen und Kulturphilosophen Pierre Bourdieu und Michel Foucault vorzustellen, sowie in einem nächsten Schritt miteinander zu vergleichen. Auf diese Weise sollen schließlich deren Erkenntnisse für eine Analyse der modernen Gesellschaft – mit dem Schwerpunkt des Bildungssystems – nutzbar gemacht und gezeigt werden, welche Mechanismen (Bourdieu) und Technologien (Foucault) der Macht gegenwärtig wirksam sind. Vorausgesetzt wird dabei, dass beim Leser bereits eine grundlegende Vorkenntnis zentraler Begrifflichkeiten beider Theoretiker vorhanden ist. Ausgehend von den zentralen Grundzügen der Theorie symbolischer Macht Bourdieus wird es zunächst darum gehen, deren soziale Konstruktion nachzuweisen, wozu ein knapper Rückbezug auf die Typenlehre der Herrschaft Max Webers vorgenommen wird. Anschließend werden die Charakteristika der von Bourdieu analysierten symbolischen Kämpfe auf dem Feld der Macht und die Funktion, die hierbei dem symbolischen Kapital zukommt, herausgestellt. In diesem Zusammenhang werden weiterhin zentrale Begriffe Bourdieus wie Doxa und Hexis erläutert. Letztgenannter Begriff verweist dabei bereits auf die körperliche Dimension der symbolischen Macht, welche in der Folge dargestellt wird. Abschließend sollen die gewonnenen Erkenntnisse auf das Bildungssystem angewandt werden, um die dort wirkenden Mechanismen der Macht identifizieren zu können.

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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG - 2 -
2. PIERRE BOURDIEUS THEORIE DER SYMBOLISCHEN MACHT: EINE „SANFTE
2.1 DIE SOZIALE KONSTRUKTION DER SYMBOLISCHEN MACHT - 5 -
2.1.1. Symbolische Kämpfe auf dem Feld der Macht. - 6 -
2.1.2. Symbolisches Kapital und das Schweigen der Doxa - 7 -
2.2 DIE INKORPORIERUNG DER MACHT. - 10 -
2.3 DIE REPRODUKTION DER MACHT IM BILDUNGSSYSTEM - 12 -
3. MICHEL FOUCAULT: EINE ANALYTIK DER MACHT. - 16 -
3.1 REPRESSIONS- UND DISZIPLINARMACHT - 17 -
3.2 PASTORALMACHT UND GOUVERNEMENTALITÄT. - 20 -
3.3 BIO-MACHT: POLITISCHE ANATOMIE DES MENSCHLICHEN KÖRPERS UND BIO-POLITIK DER
3.4 TECHNOLOGIEN DER MACHT IN DER SCHULE. - 25 -
4. MACHT BEI BOURDIEU UND FOUCAULT: EIN VERGLEICH - 28 -
4.1 DISZIPLIN UND HABITUS - 29 -
4.2 WISSEN UND MACHT. - 30 -
4.3 ERZIEHUNG UND MACHT. - 31 -

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Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades Bachelor of Arts

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1. Einleitung

Ziel dieser B.A.-Arbeit soll es sein, die Analysen zum Begriff der Macht der beiden französischen Soziologen und Kulturphilosophen Pierre Bourdieu und Michel Foucault vorzustellen, sowie in einem nächsten Schritt miteinander zu vergleichen. Auf diese Weise sollen schließlich deren Erkenntnisse für eine Analyse der modernen Gesellschaft - mit dem Schwerpunkt des Bildungssystems - nutzbar gemacht und gezeigt werden, welche Mechanismen (Bourdieu) und Technologien (Foucault) der Macht gegenwärtig wirksam sind. Vorausgesetzt wird dabei, dass beim Leser bereits eine grundlegende Vorkenntnis zentraler Begrifflichkeiten beider Theoretiker vor-handen ist.

Ausgehend von den zentralen Grundzügen der Theorie symbolischer Macht Bourdieus wird es zunächst darum gehen, deren soziale Konstruktion nachzuweisen, wozu ein knapper Rückbezug auf die Typenlehre der Herrschaft Max Webers vorgenommen wird. Anschließend werden die Charakteristika der von Bourdieu analysierten symbolischen Kämpfe auf dem Feld der Macht und die Funktion, die hierbei dem symbolischen Kapital zukommt, herausgestellt. In diesem Zusammenhang werden weiterhin zentrale Begriffe Bourdieus wie Doxa und Hexis erläutert. Letztgenannter Begriff verweist dabei bereits auf die körperliche Dimension der symbolischen Macht, welche in der Folge dargestellt wird. Abschließend sollen die gewonnenen Erkenntnisse auf das Bildungssystem angewandt werden, um die dort wirkenden Mechanismen der Macht identifizieren zu können.

Im nächsten Kapitel wird es auf der Basis zentraler Eigenschaften des Foucault’schen Machtbegriffs darum gehen, die von ihm behauptete Entwicklung verschiedener Technologien der Macht nachzuvollziehen sowie bestimmten historischen Entwicklungen zuzuordnen. Auch hier wird schließlich wieder ein Rückbezug auf die Schule genommen.

Für den im folgenden Kapitel vorzunehmenden Vergleich der beiden Theorien bieten sich unterschiedliche Ebenen an: Disziplin und Habitus, Wissen und Macht sowie Erziehung und Macht. Dieser Vergleich soll schließlich als Grundlage eines Analyserasters dienen, mit dem gegenwärtige bildungspolitische als auch damit in Zusammenhang stehende gesamtgesellschaftliche Entwicklungen beleuchtet werden können.

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2. Pierre Bourdieus Theorie der symbolischen Macht: Eine

„sanfte Gewalt“

Im Zentrum der Soziologie Pierre Bourdieus stehen neben dem Begriff der sozialen Ungleichheit vor allem Fragen von Macht und Herrschaft, indem Kämpfe um Machtpositionen für die verschiedenen Felder des sozialen Raumes als charakteristisch gelten. Dabei lässt sich sagen, dass der Aspekt der Macht im Grunde „den Angelpunkt seiner gesamten Theorie“ (Wayand 1998: 221) bildet, wie auch Bourdieu selbst es beschreibt:

„Ich denke, dass das Zentrum meiner Arbeit darin besteht, die Fundamente der symbolischen Formen von Herrschaft zu analysieren, die symbolische Gewalt der Macht kolonialen Typus, kultureller Herrschaft, der Männlichkeit, so viele Mächte, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie sich gewissermaßen von Struktur zu Struktur ausüben“ (Interview 2001: 166).Die Ausgangsfrage bildet demnach für Bourdieu das gleichermaßen soziologische wie politische Problem der Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung, d. h. die Tatsache, dass sich bestehende Herrschaftsverhältnisse und Existenzbedingungen - und seien sie auch noch so unerträglich - doch relativ einfach reproduzieren lassen und dabei oft sogar als akzeptabel und natürlich erscheinen können (vgl. Mauger 2005: 212).

Bourdieu unterscheidet grundlegend zwei Ebenen der Macht: einematerielleund einesymbolische. Materielle Machtist dabei als ökonomische, kulturelle und physische Macht in einer vom Bewusstsein der Individuen unabhängigen, objektiven Form zu verstehen, welche auf der Verfügungsmacht über die von Bourdieu differenzierten Kapitalgrundsorten beruht und auf diese Weise direkt auf die Handlungen der Akteu-

re einwirkt sowie deren Habitus prägt.1Bourdieu interessiert sich allerdings hauptsächlich für die Mechanismen dersymbolischen Macht,die er auch alssymbolische

Herrschaftodersymbolische Gewaltbezeichnet.2Unter dem Begriff der symbolischen Macht versteht Bourdieu zunächst

„jene sanfte, für ihre Opfer unmerkliche, unsichtbare Gewalt, die im Wesentlichen über die rein symbolischen Wege der Kommunikation und des Erkennens, oder genauer des Verkennens, des Anerkennens oder, äußerstenfalls, des Gefühls ausgeübt wird“ (Bourdieu 2005: 8).

Unter Symbolen stellt man sich üblicherweise Zeichen vor, die für etwas anderes stehen. Bourdieus Theorie der symbolischen Macht baut auf dersoziologischenBe-

1Bourdieuweist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass selbst die Androhung physischer Macht als „nackter Gewalt“ immer auch eine symbolische Komponente des Erkennens und Anerkennens enthält (vgl. Bourdieu 2001: 220).

2Obwohl der Gebrauch dieser Begriffe bei Bourdieu nicht immer ganz eindeutig ist (vgl. Schwingel 1993: 212 f.) verwendet er die Ausdrücke doch weitgehend synonym (vgl. Moebius 2006: 53).

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trachtungsweise eines Zeichens auf, welche davon ausgeht, „dass die Bezugnahme auf das Bezeichnete nur innerhalb eines bestimmten sozialen und kulturellen Zusammenhangs verständlich wird“ (Peter 2004: 48). In diesem Sinne kann symbolische Macht zunächst allgemein als das Potenzial verstanden werden, Bedeutungen durchzusetzen und ihre Anerkennung zu erreichen; eine Macht, die Bourdieu zufolge in der modernen Gesellschaft vor allem dem Staat zukommt:

„Indem der Staat mit Autorität sagt, was ein Seiendes, ob Sache oder Person, seiner legitimen sozialen Definition nach wirklich ist, […] übt der Staat eine wahrhaft schöpferische, gottähnliche Macht aus […]“ (Bourdieu 1998b: 115).

„Der Staat ist im Grunde genommen das große Reservoir an symbolischer Macht […]“ (Interview 1991: 99).

Die angesprochenen Bedeutungen markieren gewissermaßen Grenzen zwischen Individuen und Gruppen, wobei die Anerkennung der Bedeutungen den Akteuren als eine durch die symbolische Macht erzwungene „natürliche“ Grenze erscheint, die dementsprechend nicht zu überschreiten ist: „Symbolische Macht ist in diesem Sinne ein Vermögen des worldmaking“ (Bourdieu 1992b: 151), also der Konstruktion von Welt. Bourdieu geht davon aus, dass diejenigen, die an der Macht sind, im Grunde lediglich den im Habitus bereits angelegten Dispositionen der Unterworfenen zu folgen brauchen, um ihre Herrschaft mit „höchst erstaunlicher Leichtigkeit“ (Interview 1991: 119) durchzusetzen:

„Ihre Wirkung entfaltet die symbolische Herrschaft […] nicht in der reinen Logik des erkennenden Bewusstseins, sondern durch die Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata, die für die Habitus konstitutiv sind und die diesseits von Willenskontrolle und bewusster Entscheidung eine sich selbst zutiefst dunkle Erkenntnisbeziehung begründen“ (Bourdieu 2005: 70).