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Kampf gegen Tumore hieß bislang: sie möglichst zu beseitigen. Schnell und gründlich. Vielleicht ist das genau der falsche Ansatz. Die neueste Forschung weist in eine ganz andere Richtung. Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO-eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.
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Seitenzahl: 17
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Herausgeber:
GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr GmbH & Co KG,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
www.geo.de/ebooks
eISBN: 9783652007146
Krebs: Warum wir ihn nicht besiegen sollten
Von Anke Sparmann
Kampf gegen Tumore hieß bislang: sie möglichst zu beseitigen. Schnell und gründlich. Vielleicht ist das genau der falsche Ansatz. Die neueste Forschung weist in eine ganz andere Richtung
Von Anke Sparmann
Austherapiert. Ein grausames Wort, es kappt das letzte Fädchen Hoffnung, das Krebskranke mit dem Leben verbindet. Dabei sieht es am Anfang der Behandlung oft gut aus. Die Therapie schlägt an. Der Tumor schrumpft. Dann jedoch, manchmal schon nach Wochen, zuweilen erst nach Jahren, kehrt der Krebs zurück. Oft bildet er Metastasen. Zuletzt zeigt kein Mittel mehr Wirkung. Allein in Deutschland, nur im Jahr 2016, werden Ärzte voraussichtlich 224.000 Krebspatienten nicht mehr helfen können. Sie haben alles versucht. Zu viel?
In den vergangenen Monaten habe ich mit Forschern gesprochen, die sagen, dass viele Krebskranke sterben, nicht obwohl, sondern weil sie mit hohen Dosen starker Medikamente behandelt wurden. Diese Forscher sprechen weder von tödlichen Nebenwirkungen, noch halten sie alternativ obskure Wunderelexiere bereit. Ihrer Meinung nach verfolgt die Krebsmedizin seit Jahrzehnten ein aussichtsloses Ziel – und ihre Mittel sind dazu verdammt zu versagen.
Doch der Reihe nach.
Ein Sommertag in Berlin. Ich bin mit Carlo Maley verabredet. Wie wohl viele denke ich bei Krebs sofort an Chemotherapien. An Zellgifte, die Patienten in die Adern geschleust werden, um größtmöglichen Schaden unter den Tumorzellen anzurichten. Was ist daran verkehrt?
„Unsere Vorstellung von Krebs“, antwortet Maley, 47. „Die meisten Menschen halten einen Tumor für einen Haufen wild wuchernder Zellen. Doch das Wachstum von Krebs hat System.“ Er vergleicht das Fortschreiten der Krankheit mit der Evolution der Arten: So, wie sich das Leben auf der Erde ausdifferenziert habe, entwickele sich auch ein Tumor ständig weiter.