Mein erster Ausritt - Birgit van Damsen - E-Book

Mein erster Ausritt E-Book

Birgit van Damsen

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Beschreibung

Immer mehr Reiter zieht es in die Natur, um dem oft hektischen Alltag zu entkommen. Wer aber unvorbereitet ins Grüne reitet, geht ein erhebliches Sicherheitsrisiko ein. In diesem Ratgeber erfährt der Leser, welches Equipment notwendig ist, wie er sich und sein Pferd für das Reiten draußen schult, welche Verhaltensregeln im Wald und Straßenverkehr gelten, wie man Geländehindernisse meistert und schwierige Pferde in den Griff bekommt.

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Seitenzahl: 75

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(Foto: Birgit van Damsen)

Birgit van Damsen

MEIN ERSTERAusritt

Sicher mit dem Pferdins Gelände

Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Sicherheitstipps:

In diesem Buch sind Reiter ohne splittersicheren Kopfschutz abgebildet. Dies ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Achten Sie beim Reiten bitte immer auf entsprechende Sicherheitsausrüstung: Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls eine Sicherheitsweste.

IMPRESSUM

Copyright © 2018 Cadmos Verlag, München

Grafisches Konzept: Nicola van Ravenstein, www.ravenstein2.de

Titelgestaltung: Cadmos Verlag, München

Satz: DAS AGENTURHAUS, München

Fotos: Birgit van Damsen, Romo Schmidt

Lektorat: Agnes Trosse

Druck: Graspo CZ, a.s., Zlín, www.graspo.com

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Printed in Czech Republic

ISBN: 978-3-8404-1529-6

eISBN: 978-3-8404-6463-8

INHALT

VorwortEinfach mit dem Pferd ins Grüne reiten?

Verhalten und Haltung des Geländepferdes

Was man über Flucht- und Herdentrieb wissen sollte

Die Natur aus Pferdeperspektive

Die richtige Haltung für coole Pferde

Geländeausrüstung für Reiter und Pferd

Wetterfeste Outdoorkleidung

Sicherheitszubehör für Draußenreiter

Geeignetes Equipment für Geländepferde

Lernziel Geländereiten

Unterricht und Kurse für Geländeeinsteiger

Führübungen und Handpferdereiten

Geländetraining in der Reitbahn

Reitwegerecht und Reiterregeln im Gelände

Reitvorschriften in Wald und Flur

Verhaltenskodex für Geländereiter

Begegnungen im Gelände

Sicher durch Wald und Flur

Hilfen, Sitz und Tempi im Gelände

Reglement für Gruppenausritte

Geländehindernisse und Gefahrensituationen

Ausreiten bei schlechtem Wetter

Sicher über Straßen und Schienen

Verkehrsregeln für Reiter

Richtiges Verhalten im Schienenverkehr

Reiten über Brücken und durch Unterführungen

Passieren von Wohn- und Gewerbegebieten

Rittigkeitsprobleme im Gelände

Stolpern

Bummeln

Stürmen

Scheuen

Durchgehen

Steigen

Bocken

Kleben

Unfallverhütung, Erste Hilfe und Versicherungen

Aktive Sicherheit durch Falltraining

Erste Hilfe für Reiter und Pferd

Welche Versicherungen sind erforderlich?

Schlusswort

Stichwortregister

(Foto: Birgit van Damsen)

(Foto: Romo Schmidt)

VORWORT

Einfach mit dem Pferd ins Grüne reiten?

Bei schönem Wetter treibt es auch so manchen geländeunerfahrenen Reiter hinaus in die Natur. Doch für nicht wenige endet ein solcher Ausritt, der eigentlich Spaß machen sollte, in einem Fiasko: Das Pferd ist nervös und der Reiter verkrampft sich voller Angst vor Kontrollverlust. Wer unvorbereitet die „sicheren Grenzen“ von Halle oder Viereck verlässt, muss sich nicht wundern, wenn er statt eines entspannten Rittes unangenehmen Stress erlebt.

Wie jede andere Reitdisziplin verlangt auch das Geländereiten eine spezielle Ausbildung und regelmäßiges Training von Ross und Reiter. Ein Pferd, das sich draußen sicher bewegen soll, muss etwa lernen, natürliche Geländehindernisse souverän zu überwinden, und darf auch bei hohem Verkehrsaufkommen nicht die Nerven verlieren. Hierfür sind gegenseitiges Vertrauen und entsprechende Übung notwendig.

Auch der Reiter benötigt zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten für das Reiten im Gelände. Der Begriff „Freizeitreiten“ wird in diesem Zusammenhang häufig missverstanden, weil er suggeriert, dass keine besondere Qualifikation erforderlich sei, wenn man lediglich zum Vergnügen ins Grüne reiten will. Leider wird dieser fatale Irrtum auch durch viele konventionell lehrende Reitschulen bestärkt, wo die Geländeausbildung meist nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Dieser Ratgeber möchte zeigen, wie Reiter und Pferd geländesicher werden können. Von den Voraussetzungen bezüglich Verhalten, Haltung und Ausrüstung über das Geländetraining bis hin zum richtigen Handeln als Reiter in der freien Natur sowie im Straßenverkehr sollen alle wichtigen Aspekte des Draußenreitens besprochen werden. Rittigkeitsprobleme, Unfallverhütung und Erste Hilfe im Gelände sind weitere Themen.

(Foto: Birgit van Damsen)

VERHALTEN UND HALTUNG DES GELÄNDEPFERDES

Die arteigenen Verhaltensweisen und Sinnesleistungen des Pferdes sollten jedem Reiter geläufig sein, um typische Reaktionen vorausahnen und einschätzen zu können. Eine möglichst artgerechte Haltungsform ist elementar für ein ruhiges und ausgeglichenes Geländepferd.

Was man über Flucht- und Herdentrieb wissen sollte

Die freie Landschaft ist das natürliche Umfeld des Pferdes, welches als grasfressendes Fluchtwild ursprünglich in der Steppe lebte, wo das schnelle Davonlaufen vor fleischfressenden Jägern die wichtigste Überlebensregel war. Auch bei unseren domestizierten Pferden ist dieses Fluchtverhalten weitgehend erhalten geblieben.

So wird ein Pferd immer versuchen, Furcht einflößenden Gegenständen oder Situationen auszuweichen, wenn es sich bedroht fühlt. Im günstigsten Fall bleibt es einfach nur stehen oder macht einen Riesenbogen. Gerät es aber in Panik, wird es die Flucht ergreifen. Nun gibt es Reiter, die dieses instinktgeleitete Verhalten fälschlicherweise für Ungehorsam halten und ihr Pferd dafür bestrafen. Dieses Vorgehen forciert aber die Angst und damit den Fluchttrieb und sorgt zudem für einen enormen Vertrauensverlust des Pferdes gegenüber seinem Reiter. Nur souveränes Verhalten des Reiters und geduldige Gewöhnung an unbekannte Gegenstände, Geräusche, Gerüche und Situationen können dem Pferd die Angst nehmen und den Fluchttrieb eindämmen. Allerdings kann sich auch das sicherste Geländepferd mal erschrecken und seinen Urinstinkten folgen. Ein Pferd ist und bleibt eben ein Fluchttier.

Deshalb sollte man immer vorausschauend reiten, das Pferd auf mögliche Angstauslöser aufmerksam machen und rechtzeitig das Tempo drosseln, um panikartige Reaktionen weitestgehend auszuschließen. Zum arttypischen Verhalten des Pferdes gehört auch der Herdentrieb. Pferde fühlen sich vorwiegend in der Gesellschaft von Artgenossen geborgen und sicher. Der Herdentrieb kann bei Gruppenausritten im schnellen Tempo wie Jagdreiten verstärkt auftreten, da dieser Urinstinkt im Pulk vermehrt geweckt wird. Ebenso ist das Kleben keine Untugend, sondern nur ein sehr ausgeprägter Herdentrieb aufgrund von Unsicherheit und Vertrauensmangel dem Menschen gegenüber. Auch der sogenannte Stalldrang, mit dem man das Eiligerwerden auf dem Heimweg bezeichnet, hat nichts damit zu tun, dass das Pferd zurück in den Stall will, sondern drückt lediglich den Wunsch des Pferdes aus, zu seinen Artgenossen zurückzukehren.

Auf einer Koppel kann man das Herdenverhalten der Pferde sehr gut beobachten: Die rangniederen Tiere weichen respektvoll, aber furchtlos und folgen den ranghöheren, die sich wiederum am Leittier orientieren, dem sie vollkommen vertrauen. Im Grunde müsste der Mensch also genau diese Position einnehmen, um dem Pferd das nötige Sicherheitsgefühl im Gelände zu vermitteln.

Die Natur aus Pferdeperspektive

Unkenntnis über die hoch entwickelten und spezialisierten Sinnesorgane des Steppentieres Pferd führen oft zu Missverständnissen und fehlerhaftem Verhalten des Reiters. Das Pferd sieht durch seine seitlich am Kopf sitzenden Augen ganz anders als der Mensch. Sie sorgen für einen fast vollständigen Rundumblick – allerdings ist der unscharf und nur zweidimensional. Nur vor sich bis zu einer Entfernung von etwa 10 Metern nimmt es Gegenstände mit beiden Augen gleichzeitig, scharf und dreidimensional wahr. Diese selektive Sicht verhindert eine für das Gehirn zu große Datenflut, die die Reaktionszeit des Fluchttieres lebensbedrohlich verlängern würde.

Im Bereich der Nüstern und des Schweifes existieren sogenannte blinde Zonen, in denen das Pferd nur etwas erkennen kann, wenn es seinen Kopf zur Seite dreht. Weil es seine Augen zwar seitwärts, aber kaum nach oben und unten bewegen kann, muss es seinen Kopf heben, wenn es in die Ferne schauen will, respektive senken, wenn es den Boden betrachten möchte. Das erklärt, warum Pferde, die ihren Kopf beim Geländereiten frei bewegen dürfen, eine bessere Übersicht haben und darum meist ruhiger und gelassener sind. Dennoch kann es zu Schrecksituationen kommen, wenn etwa ein Vogel plötzlich aus dem Gebüsch flattert. Grund ist das stark ausgeprägte Bewegungssehen der Pferde, mit dessen Hilfe sie auch auf kleinste Bewegungen oder geringste Formveränderungen besonders sensibel reagieren.

Während diese Fähigkeit in der Steppe zum Überleben unbedingt erforderlich war, um Verfolger möglichst frühzeitig zu erkennen, ist sie für das Reiten im Gelände eher von Nachteil. Der Fluchtinstinkt gehört zum natürlichen Verhalten des Pferdes und muss immer unbedingt einkalkuliert werden. Auch der Gehörsinn ist beim Pferd hoch entwickelt. Pferde können ihre Ohren unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen bewegen und nehmen durch deren Trichterform auch Geräusche wahr, die Menschenohren verborgen bleiben, wie z. B. Töne im Ultraschallbereich.

Im Pulk erwacht der Herdentrieb. (Foto: Birgit van Damsen)

Aufgrund dieses Richtungshörens muss der Reiter stets mit unvorhersehbaren Reaktionen seines Pferdes rechnen. So kann beispielsweise schon das für uns kaum wahrnehmbare Rascheln eines Mäuschens im Gestrüpp eine Schreckreaktion auslösen. Zu bedenken ist auch, dass Geräusche, die für uns Menschen schon laut sind, für das Pferd fast unerträglich sind und es nervös oder gar panisch machen können. Schließlich ist auch der Geruchssinn des Pferdes wesentlich besser entwickelt als der des Menschen. Macht das Pferd also auf einem scheinbar friedlichen Waldweg plötzlich einen Satz zur Seite oder bleibt es aus heiterem Himmel stehen, hat es vielleicht einen Wildwechsel gewittert oder möchte den Kothaufen eines Artgenossen beschnuppern, der sozusagen als „Pferdepost“ auf dem Weg liegt. Durch das Beriechen können Pferde auch ihnen unbekannte Dinge besser kennen und einschätzen lernen, weshalb man sein Pferd möglichst an Gegenständen schnuppern lassen soll, die ihm nicht geheuer sind.

Die richtige Haltung für coole Pferde