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Das Leben beschreitet manchmal Wege die für uns Menschen un-vorhersehbar und nicht planbar sind. Veränderungen treten ein die uns zu ganz neuen Fähigkeiten führen ohne dass wir darum gebeten oder sie ersehnt haben. Am Beispiel seiner eigenen Lebenserfahrungen nach einer plötzlichen Spontanheilung und sich danach bei ihm immer weiter entwickelnder energetischer Heilfähigkeiten zeigt Michael Schräder eindrucksvoll und sehr persönlich das es sich lohnt auch dem Beachtung zu schenken was noch nicht wissenschaftlich erklärbar ist. Er macht dem Leser Mut seinen eigenen Erfahrungen und Gefühlen Beachtung zu schenken damit ganzheitliche Veränderungen von Krankheitssymptomen und problematischen Lebenssituationen möglich werden. Er lädt Menschen ein sich selbst zu erkennen und durch die eigene Schöpferkraft sich dorthin zu bewegen wo die eigene Vitalität und Gesundheit, die Berufung das eigene Glück und die Freude wohnen. Menschen die den Ruf hören sich selbst und anderen zu helfen macht er Hoffnung selber bei sich ins tun zukommen damit sie danach auch anderen helfen können.
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Seitenzahl: 343
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Dieses Buch entstand, weil eine geistige Wesenheit in meinen Träumen und viele Menschen in meiner Praxis, in meinen Seminaren und Workshops mich darum baten, meine erlebte Geschichte aufzuschreiben. Sie soll auch dir Mut geben, deinen neuen Weg zu gehen, wenn du den inneren Ruf nach Veränderung spürst.
Stell dir einmal vor: Ohne dass du danach strebst bzw. jemals darüber bewusst nachgedacht hast, wirst du wie von Geisterhand gesund. Krankheiten und Symptome verschwinden oder werden so stark gelindert, dass das, was noch zurückbleibt, dich kaum noch stört. Du bist ängstlich und neugierig zugleich, willst wissen, wie so etwas möglich ist, wenn die Medizin doch sagte, da können wir nicht helfen.
Fast zeitgleich beginnen seltsame Träume, in denen du längst vergangenes und verlorenes Wissen von alten Meisterinnen und Meistern gelehrt bekommst. Du bist manchmal mutig, probierst Dinge aus. Probleme im realen Leben verändern sich plötzlich, weil du dich selbst veränderst. Einige lösen sich in Leichtigkeit auf, andere kommen zwar hinzu, führen dich jedoch schnell in Freiheit, Freude und Glück.
Ich machte diese Erfahrung, obwohl ich mich zuerst mit aller Macht dagegen wehrte. Mein Buch besteht aus vielen Erinnerungen, die ich in fantastischen und lehrreichen Träumen und den daraus entstandenen realen Erfahrungen erlebte. Ich berichte von vielen Wundern, bei denen ich die Ehre hatte, zugegen sein zu dürfen, und von dem für mich größten Wunder überhaupt: meiner Veränderung vom angstbesetzten Manager zum Heiler und Coach. Zu einem Menschen, der es liebt, Menschen zu helfen.
Für
Beate Schräder
die immer an mich glaubt und mich in jedem Moment unserer gemeinsamen Zeit unterstützt, und das auch noch, wenn sie von ihrer Kraft und ihren Krankheitssymptomen dazu eigentlich nicht in der Lage ist. Die mich ermutigte, trotz allem, was dagegensprach, Entscheidungen großer verändernder Tragweite zu treffen. Die mir in meinen schwachen Momenten zur Seite stand und mir half, meine Angst und meinen Mangel zu erkennen und in Vertrauen zu verändern. Die mich so nimmt, wie ich bin, und die mir in manchen Situationen eine so starke Liebe schenkt, in denen andere mich vielleicht verlassen hätten.
Ohne sie wäre ich sicher nicht der, der ich heute bin. Sie ist und bleibt für mich der erste real lebende Engel, den ich in meinem Leben bewusst traf.
Träume
Mein Erwachen
Mein erstes Familienstellen
In mir erwachen Heilerische Fähigkeiten
Meine Ausbildung durch die geistige Welt beginnt
Entscheidung
Behandlungen für Geld?
Begegnung mit dem Tod
Jakobsweg 2006 – Der Weg ist das Ziel
Eine besondere Begegnung
Pilger in Not
Zeit ist relativ
Meine erste Astralreise
Ausbildung zum Moderator im »Freien systemischen Aufstellen«
Falsch verstandene Dankbarkeit
Mein Geistführer Sadhu
Mut
Akzeptanz
Schamanismus
Austritt aus der katholischen Kirche
Sterbebegleitung
Einladung zu João de Deus nach Brasilien
Ich erkenne meine Blockade der Einsamkeit
Energetische Operationen
Frieden und Liebe mit Papa
Das Medizinrad und Gaias Schätze
Erste Behandlung im Medizinrad
Meditations- und Reiki-Lehrer
Berufliche Veränderung
Jeder ist der Schöpfer seines Lebens
Besuch bei João de Deus in Deutschland
Essenzen
Besuch bei João de Deus in Brasilien
Dr. Jose Valdevino
Die Schule der Nacaal
Die hermetischen Prinzipien
Nachwort
Danksagung
Über den Autor
Kontakt
Alles begann, als ich 16 Jahre alt war. Eine Gruppe Erwachsener unserer katholischen Pfarrgemeinde St. Ludgerus in Rheine fuhr in den Sommerferien für drei Wochen auf eine »biblische Reise« nach Israel. Ich wollte unbedingt mit und kämpfte dafür. Endlich mal mit dem Flugzeug fliegen, endlich mal ins Ausland. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt nur Holland. Meine Eltern zu überzeugen war noch einfach, meinen Lehrherren in meinem Ausbildungsbetrieb zu überzeugen war schon schwieriger, denn leider hatte der ganze Betrieb zu einer anderen Zeit Betriebsferien. Ich benötigte somit mehr Urlaub, als mir im ganzen Jahr zur Verfügung stand. Mehrfach wurde ich bei ihm vorstellig und versuchte mit allen Mitteln, ihn zu überzeugen, indem ich anbot, Überstunden zu machen und im nächsten Jahr auf Urlaub zu verzichten. Er lehnte immer ab.
Als es schon fast zu spät war, lenkte er doch noch ein. »Ok, du scheinst da wirklich hinzumüssen.«
Auch das Finanzielle war ein Problem, aber ich sparte eisern und konnte mir zum Glück nebenbei etwas dazuverdienen. Ich kann kaum beschreiben, wie mein Herz hüpfte, als ich die Gangway zum Flugzeug hochkletterte und endlich auf große Reise ging. Dass ich das jüngste Mitglied der Reisegruppe war, machte mir überhaupt nichts aus.
In Israel machte ich dann eine für mich seinerzeit unerklärliche Erfahrung in der Grabeskirche von Jerusalem. In dieser Kirche gibt es einen Ort in einer inneren Kapelle, die dem Grab Jesu gewidmet ist. Hier liegt eine Marmorplatte, auf der Jesus gelegen haben soll. Als ich diese enge Kapelle betrat, durchströmte mich eine Energie, die meine Haare merklich aufrichten ließ. Erst hatte ich das Gefühl, auf einer Metallplatte zu laufen, durch die Strom in meinen Körper floss. Ich konnte es nicht begreifen, denn ich stand auf Steinfliesen. Dann spürte ich, dass die Energie wie in Wellen von überall her in mich strömte. Das löste eine tiefe Berührung in mir aus, die mir die Tränen in die Augen trieb. Weil ich mich dafür schämte, verließ ich schnell die Kirche.
Bis zu diesem Erlebnis konnte ich mich nur sehr selten an meine Träume erinnern und meistens hatte ich sie spätestens nach dem Zähneputzen wieder vergessen. Das, was damals in Israel begann, hatte eine ganz andere Qualität … Seit dieser Erfahrung in der Kapelle träumte ich viel intensiver, meine Träume gewannen zunehmend an Schärfe und Klarheit und ich konnte mich immer besser an sie erinnern.
Meine nächtlichen Träume handelten oft von meinen sehnlichsten Wünschen, die ich darin sehr real erlebte. Ich verstand das zuerst überhaupt nicht. Ich sah in diesen Träumen Dinge und machte Erfahrungen, die ich mir so nie zugetraut hätte.
Schon von klein auf wollte ich Tischler werden, weil dies auch mein Großvater mütterlicherseits gewesen war. Mit ihm verbrachte ich ganz viel Zeit in meinen jüngsten Jahren bis zur Einschulung. Ich schaute ihm oft zu, durfte manchmal auch mithelfen, wenn er an der Werkbank arbeitete. Nachdem meine Träume begannen – ich war ja noch in der Ausbildung –, änderten sich meine weiteren beruflichen Wünsche. Ich sah mich des Öfteren in meinen Träumen an anderer Stelle arbeiten. Außerdem hatte ich mittlerweile mitbekommen, dass man als Tischlergeselle eher wenig verdiente. Die ausgelernten Gesellen unterhielten sich oft darüber, dass sie in diesem Beruf viel zu schlecht bezahlt würden und sich niemals einen neuen PKW leisten könnten.
Als meine Lehre zu Ende war, konnte ich ohnehin in unserem eher kleinen Betrieb nicht bleiben. Der Sohn des Inhabers kam genau zu dieser Zeit nach seiner Ausbildung, die er in einer anderen Werkstatt absolviert hatte, in den elterlichen Betrieb zurück. Ich wurde arbeitslos.
Ich hatte den Wunsch, mehr zu lernen, mehr zu verdienen und überlegte, mich aufs Comenius Kolleg in Mettingen einzuschreiben, was letztlich daran scheiterte, dass ich zu wenig Unterstützung und Geld hatte, um das verlässlich zu bewerkstelligen. Mein Vater meinte, ich solle mir lieber schnell eine Stelle als Tischler suchen, um in Arbeit zu kommen. Das klappte auch deshalb nicht, weil ich überhaupt nicht dahinterstand. Als mein Vater dies bemerkte, gerieten wir richtig aneinander und stritten uns heftig, weil er mir vorwarf, dass ich nur faul rumliege. Wie hätte ich ihm erklären sollen, dass ich damals schon etwas anderes in meinen Träumen sah? – Ich war ordentlich gekleidet und beriet Menschen und verkaufte etwas.
Letztendlich half mir der Vater meiner damaligen Freundin, meiner späteren Frau Christel. Er erzählte mir, dass in unserem hiesigen Holzhandel Mitarbeiter gesucht wurden. Mit einer gehörigen Portion Vitamin B meines Cousins Clemens, der dort schon lange arbeitete, bekam ich einen Job im Holzzuschnitt. Doch es war leider überhaupt nicht das, was ich geträumt hatte. Es war dort kalt und dreckig und noch deutlich schlechter bezahlt, als wenn ich als Tischler arbeiten würde.
Voller Wehmut schaute ich immer in den riesigen Verkaufsraum, in dem zwei Kollegen das machten, was ich in meinen Träumen sah: Sie waren ordentlich gekleidet und verkauften. Ich litt und wurde körperlich immer kränker. Ein Hexenschuss jagte den anderen. Als ich endlich begriff, dass ich selbst etwas tun musste, um hier herauszukommen, ging alles sehr schnell. Extrem fleißig nutzte ich jede Chance, aus dem Holzzuschnitt in den Verkauf zu kommen. Kein Kunde musste auf Beratung warten, denn ich stand zur Stelle. Dabei war ich zudem noch sehr erfolgreich, was verständlich war, denn es ist leicht, erfolgreich zu sein, wenn man etwas gerne tut. Das wurde natürlich auch vom Marktleiter bemerkt, der mich bald darauf ganz in den Verkauf versetzte. Innerhalb weniger Monate arbeitete ich mich hoch, und als ich die Erlaubnis bekam, unsere ganze Abteilung nach meinen Ideen und Plänen neu zu strukturieren und zu organisieren, wurde mir die Leitung gleich mehrerer Abteilungen übertragen.
Ich genoss diese Zeit und auch die Verantwortung, die mir übertragen wurde. Als ich jedoch mitbekam, dass in unserem Unternehmen die Lohngestaltung und die Arbeitszeitverteilung ungerecht war und die Einführung eines Betriebsrates zu scheitern drohte, weil der hierfür geplante Kollege kalte Füße bekommen hatte, entschied ich, mich trotz meiner Führungsposition in die erste Betriebsratsposition wählen zu lassen. Ich folgte auch hier den Informationen aus meinen Träumen und handelte für viele Mitarbeiter gerechtere Gehälter und für alle bessere und gerechtere Arbeitszeiten aus. Ich stand in dieser neuen Position zwischen den Stühlen, konnte jedoch viel lernen. Auch wenn ich immer mehr Angst bekam, je mehr Verantwortung ich übernahm, wünschte ich mir schon bald, irgendwann auf der Seite der Unternehmer zu stehen.
Aufgrund meiner Träume bewarb ich mich im Spätsommer 1989 bei einem internationalen Unternehmen auf eine Position, für die perfekte Englisch- und Französisch-Kenntnisse gefordert wurden. Eigentlich war meine Bewerbung ziemlich aussichtslos, denn ich sprach nur wenig Englisch und gar kein Französisch, und doch bekam ich den Job im Vertrieb. Ich hatte den Personalchef mit einem Satz in meinem Bewerbungsschreiben überzeugt, in dem ich angab, kurzfristig die Sprachen zu lernen. Genau so hatte ich das geträumt. Und so wurde ich Mitarbeiter im Vertrieb der Firma, in der ich Jahre später Geschäftsführer werden sollte.
Später träumte ich, dass ich einen Firmenwagen bekommen würde, was realistisch gesehen als Innendienstmitarbeiter aussichtslos war. Doch die Vorstellung, wie geil es wäre, meinen ersten Firmenwagen zu besitzen, gefiel mir so gut, dass ich an diesem Gedanken festhielt, und zwar jeden Morgen unter der Dusche. Dort war ich allein und konnte in Ruhe meine Selbstgespräche führen, ohne dass mich jemand für seltsam oder etwas krank im Kopf halten würde.
Während ich es genoss, das warme Wasser auf meiner Haut zu spüren, schweiften meine Gedanken ab und ich stellte mir vor, wie ich aus der Dusche steige, einen Anzug anziehe, eine Krawatte umbinde und dann in meinen tollen neuen Firmenwagen einsteige. Ich sah es nicht nur, ich konnte es richtig fühlen, in diesem Auto zu sitzen. Und das war total geil!
Dann kam natürlich jedes Mal der ernüchternde Moment, wenn ich das Wasser abdrehte. Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und zog auch Anzug und Krawatte an. Doch dann setzte ich mich auf mein Fahrrad, radelte zum Bahnhof, um mit dem Zug zur Arbeit zu fahren.
Ich hatte ja gar keinen Firmenwagen …
Doch je mehr ich mich mit diesem Wunsch beschäftigte, je mehr ich meiner Fantasie freien Lauf ließ – morgens unter der Dusche, im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder wo immer ich Momente hatte, in denen ich meinen Gedanken nachhängen konnte –, je mehr ich mein Vertrauen in meine Gedanken und Vorstellungen hineingab, desto realer fühlte sich das alles an.
Und nach einiger Zeit hielt ich tatsächlich den Schlüssel für meinen neuen Firmenwagen in der Hand, den ich, obwohl ich im Innendienst arbeitete, bei einer Beförderung für mich ausgehandelt hatte.
* * *
Damals habe ich noch nicht hinterfragt, wie das alles zusammenhängt zwischen Gedanken und Gefühlen. Für mich waren es immer sehr kostbare Momente, wenn ich mit meinen Gedanken so schöne Gefühle freisetzen konnte. Ein toller Zeitvertreib und ich habe es einfach nur genossen.
So dauerte es ein paar Jahre, bis mir bewusst wurde, dass nicht das Augenscheinliche, sondern ein tieferer Sinn in diesen Träumen steckte. Nachdem viele Erlebnisse in meinem Leben sich genauso entwickelten, wie ich sie zuvor geträumt hatte, dachte ich anfangs, ich träume das, was später tatsächlich passieren würde. Aber ich merkte schnell, dem war nicht so, denn ich habe vieles geträumt, was niemals eintraf.
Letztlich haben die vielen Erfahrungen, die sich wie einzelne Perlen auf einer Perlenkette aneinanderreihen, mir ein Licht aufgehen lassen. Ich begriff, dass ich entscheide, ob mein Traum Realität wird oder nicht. Träume, denen ich keinerlei Beachtung schenkte, realisierten sich nicht. Andersrum wurden diejenigen Träume wahr, denen ich meine Energie gab durch meinen Enthusiasmus sowie durch meine Gedankenreisen und gedanklichen Vorstellungen bzw. Visionen. Wenn ich dadurch in ein positives Gefühl kam, dann verwirklichte sich meistens der Traum. Jetzt brauchte ich nur noch ins Tun zu kommen und zuzugreifen, um das Geschenk anzunehmen.
Es gibt Menschen, die träumen, dass das Haus nebenan abbrennt, und drei Tage später passiert es wirklich. Solche Hiobsbotschaften oder Warnungen habe ich nie erhalten. Meine Träume hatten immer mit mir zu tun. Sie zeigten mir Möglichkeiten einer positiven Zukunft in meinem Leben auf. Und das tun sie heute noch.
Ich bin mit dem Ganzen immer spielerisch umgegangen. Selbst ab dem Zeitpunkt, als mir bewusst wurde, welch machtvolles Instrument ich da besaß. Und dies war nicht begrenzt auf meine Träume. Ich entdeckte, dass es auch mit Wünschen klappte, die ich nicht träumte. Meistens ging es auch nicht um die exakte Verwirklichung meines Wunsches, sondern um die Gefühle, die ich durch das Erreichen meines Ziels erlebe.
So hatte ich mir die ganze Zeit einen VW Passat Kombi als Firmenwagen gewünscht, bekam jedoch einen Ford Mondeo Kombi. Letztendlich ging es um das Gefühl, einen Firmenwagen zu fahren, um die Flexibilität, nicht mehr mit der Bahn fahren zu müssen.
Als ich den Wagen hatte, merkte ich schnell, dass es ohne eigenen Parkplatz vor der Firma ganz schön anstrengend sein konnte. Die Parkplatzsituation war damals grausam. Also stellte ich mir lebhaft vor, einen Parkausweis für den Parkplatz der leitenden Angestellten zu bekommen. – Acht Wochen später hielt ich ihn in meinen Händen.
Trotz meiner Ängste entstand so eine nach außen hin gelebte Selbstsicherheit, die immer stärker wurde, weil ich fast jeden meiner Karriereschritte weit im Voraus träumte und damit schon vorher wusste, dass ich das Ziel auch erreichen konnte. Das brachte mich dazu, mich jeden Tag in meiner Fantasie mit meinen Wünschen zu beschäftigen. Ich hatte mir angewöhnt, mich schon auf das Erwünschte zu freuen, und stellte mir immer wieder vor, es sei bereits real.
Eines Nachts im Jahr 1992 träumte ich, dass ich eine Karrierechance sausen lassen sollte.
Kurze Zeit später wurde ich von meinem damaligen Chef zu einem Gespräch gebeten und es wurde mir tatsächlich eine Position als verantwortlicher Repräsentant und Außendienstmitarbeiter in Berlin angeboten. Direkt nach der Wende war das richtig genial. Es war das aufstrebende Land, in Berlin als neuer Bundeshauptstadt wurde gebaut bis zum Gehtnichtmehr – eine Goldgrube für ein Unternehmen der Baubranche, und damit auch für mich, denn es winkte eine riesige Gehaltssteigerung.
Jahrelang hatte ich mich auf so einen Posten beworben. Ich wollte immer in den Außendienst. Nun konnte ich mir diesen Wunsch erfüllen, dazu noch in dem besten Gebiet, das man sich vorstellen konnte. Und was machte ich? Ich habe dieses Angebot abgelehnt. Warum? Weil mir in dem Traum auch prophezeit wurde, dass mir kurze Zeit später ein noch besserer Job angeboten würde.
Ich habe auf meine Träume, meine Intuition gehört … Und ein halbes Jahr später wurde mir die »versprochene« Stelle als Verkaufsleiter in diesem Unternehmen angeboten. Ich wurde somit zum Vorgesetzten der Außendienstmitarbeiter – der Position, die ich vorher ausgeschlagen hatte.
Als ich immer mehr Erfahrungen im bewussten Erschaffen gesammelt hatte, erkannte ich noch etwas, nämlich dass ich manchmal im Bewusstsein – und sicher noch viel öfter im Unterbewusstsein – Zweifel gehabt hatte und sich auch deshalb manche Träume nicht realisieren ließen. Aber mein Vertrauen wuchs stetig. Und so konnte ich als Legastheniker mit einem mittelmäßigen Hauptschulabschluss und einer Tischlerlehre zum erfolgreichen Geschäftsführer eines internationalen Unternehmens mit hunderten Beschäftigten werden, und das, indem ich meine Gefühle auf das Gewünschte ausrichtete und bereit war, etwas dafür zu tun.
Mein Erwachen und die Zeit der großen Veränderung begann im Frühjahr 2005. Ich war damals äußerst rational veranlagt, 41 Jahre alt und beruflich sehr erfolgreich. In der Firma wurde ich als Geschäftsführer zu dieser Zeit aufgrund meines sehr autoritären Verhaltens von den Mitarbeitern deutlich mehr gefürchtet als geschätzt. Ein Umstand, den ich billigend in Kauf nahm, denn schließlich glaubte ich, hierdurch höhere Leistungen erzielen zu können.
Ich selbst hatte von mir keine gute Meinung. Und jeden Tag ging ich zur Arbeit mit einer riesigen Angst, nicht gut genug zu sein. In meinem Gefühl war ich ein Hochstapler, der einen Posten besetzte, der ihm niemals zustand. Ich verlangte absoluten Einsatz von allen Mitarbeitern und auch von mir selbst. Doch dadurch war ich schnell gestresst, und mit der stetigen Angst im Nacken genügte oft der kleinste Anlass und ich brüllte los. Unbewusst hatte ich eine Strategie entwickelt, die mich glauben ließ, dass wenn ich den anderen mehr Angst mache, keiner meine eigene Angst bemerken würde.
Ich war damals für den Inhaber des Unternehmens das Musterbeispiel eines leistungsorientierten, kompromisslosen »Hardliners«. Nach außen hin verkörperte ich, dass nur derjenige erfolgreich ist, der bereit ist, uneingeschränkt Leistung zu bringen. Dabei ging ich oft rücksichtslos vor. In meinem Innersten wusste ich allerdings schon damals genau, dass ich meinen beruflichen Erfolg maßgeblich meinen Träumen verdankte, mit deren Hilfe ich mir meine berufliche Karriere erschaffen hatte.
Mein ausgeprägtes Ego genoss natürlich die Bewunderung, die meine Familie und Freunde mir – dem fast alles gelingt – entgegenbrachten. Hätten sie damals von meinen »besonderen« Träumen gewusst, hätten sie mir bestimmt nicht geglaubt, und meine Leistung wäre in ihren Augen sicher nicht mehr so wertvoll und beeindruckend gewesen. Das war meine damalige Überzeugung. Deshalb bewahrte ich diese »Gabe« als mein persönliches Geheimnis.
Nur meine Gesundheit passte überhaupt nicht zu dem Siegertypen, den ich für viele verkörperte. Ich war ständig krank. Mein Gewicht von über 150 Kilogramm verursachte sicherlich auch meine allgemein schlechte gesundheitliche Verfassung. Dazu machten mir mein ständiger Schnupfen, die dadurch hervorgerufene Schlaflosigkeit, extrem hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, die mich schon auf die Intensivstation gebracht hatten, und eine weitere lästige Krankheit schwer zu schaffen. Seit meiner Jugend hatte ich nämlich immer wieder Furunkel, die an den verschiedensten Stellen auftraten.
* * *
Der Abend, der in vielerlei Hinsicht eine Wende in meinem Leben bringen sollte, begann mit einem gemütlichen Essen …
Bernd hatte ich vor Jahren in einem Tauchverein kennengelernt. Damals verbrachten wir gemeinsam mit unseren Frauen viele schöne Abende mit gutem Essen und unterhaltsamen Gesprächen. Doch dann verloren wir uns aus den Augen, weil ich aufgrund meiner ewig verstopften Nase nicht mehr tauchen konnte und aus dem Verein austrat.
Fünf Jahre später, es war Frühjahr 2005, ging ich eines Abends in die öffentliche Sauna bei uns im Ort. Der Zufall – damals war ich noch davon überzeugt, dass es Zufälle gibt – wollte es, dass ich dort ganz überraschend Bernd wiedertraf. Wir unterhielten uns fast den ganzen Abend und verabredeten uns schließlich zu einem gemeinsamen Treffen mit unseren Frauen.
So besuchten uns Bernd und seine Frau Heike am Abend des 15. Mai 2005 bei uns zu Hause, um nach langer Zeit wieder schön zusammen zu kochen und zu essen.
Beim Essen bemerkte Heike meinen starken Schnupfen, worauf ich ihr etwas sarkastisch entgegnete: »Das ist mein Jahresdauerschnupfen. Nur durch die Einnahme von Unmengen an Nasenspray kann ich das überhaupt irgendwie aushalten.«
»Die Einnahme von Nasenspray über einen langen Zeitraum ist aber sehr schädlich!«, warnte sie.
Sie nahm dieses Thema als Anlass, uns von Reiki zu erzählen: »Die Weitergabe von ›göttlicher Energie‹ könnte vielleicht dein Problem lösen oder zumindest minimieren.«
Sie erzählte von ihrer Ausbildung und dass sie bereits den 2. Grad im Reiki erreicht habe. Sie versuchte mich beharrlich davon zu überzeugen, dass Reiki auch mir helfen könnte.
»Reiki« … damit wusste ich überhaupt nichts anzufangen. Heike erklärte mir, dass bei Reiki die Hände auf den Körper des Empfängers gelegt werden und dabei »universelle Lebensenergie« fließe. Das konnte ich nicht so recht begreifen. Auch als sie von Esoterik und Spiritualität im Allgemeinen berichtete, waren dies für mich nur »böhmische Dörfer«. Von Handauflegen hatte ich irgendwann, irgendwo schon einmal gehört. Es wurde oft in den Medien zerrissen, was das doch für ein Quatsch sei, und die Menschen, die so etwas machten, wollen doch nur die Leute abzocken und seien ja sowieso alles Scharlatane.
Ich sagte Heike also freundlich, aber ziemlich deutlich, dass ich an derartige Dinge nicht glaubte. Gelinde gesagt hielt ich das damals für Humbug und für eine Spinnerei von Leuten, die sich der Mystik und Esoterik verschrieben hatten.
»Wer sich mit so was beschäftigt, der hat sie nicht alle!«
Wegen meiner Beschwerden hatte ich in den letzten Jahren ein halbes Dutzend Ärzte aufgesucht: Allgemeinmediziner, Hals-Nasen-Ohrenärzte, zuletzt eine Hautärztin. Nachdem niemand mir helfen konnte, hatte letztlich die nette, aber hilflose Hautärztin knapp 80 verschiedene Allergien bei mir festgestellt und mir erklärt, dass diese durch Medikamente höchstens zu lindern, jedoch nicht zu heilen seien. Eine Immunisierung sei aufgrund der Menge an Allergien eher aussichtslos und sie riet mir damals, es von der psychologischen Seite anzugehen. ICH zum Psychodoktor? – Undenkbar!
So hatte ich mich also entschlossen, mich damit abzufinden und das Beste aus meiner Lage zu machen. Leider bedeutete »das Beste«, dass ich nachts nur sehr schlecht schlafen konnte und auch tagsüber immer unter einer verstopften Nase litt. Ich verbrachte mehrere Stunden in der Nacht vor dem Fernseher oder las am Küchentisch die Zeitung. Ich konnte zwei Jahre lang fast nur im Sitzen schlafen, denn wenn ich lag, bekam ich immer wieder Erstickungsanfälle.
Ich, der nach außen den starken und kämpferischen Typen gab, hatte gegenüber dieser Krankheit resigniert.
Die Diskussion mit Heike über meine Nase und diese Sache mit dem Handauflegen ließ mich immer bockiger werden. Schlaue Warnungen, wie abhängig Nasenspray macht, und schlaue Tipps, was mir helfen könnte, hatte ich schon mehr als genug in meinem Leben gehört. Doch Heike arbeitete beharrlich weiter daran, mich zu überzeugen. Mein Widerstand war aber so groß, dass ich ihr gegenüber langsam unhöflich wurde. Denn das, wovon sie mit Begeisterung und selbstsicher erzählte, stand völlig im Gegensatz zu den Dingen, die ich verkörperte und an die ich glauben wollte.
Ich war wirklich zu jedem Arzt gerannt, zu jeder Fakultät, die man sich vorstellen kann. Ich habe chirurgische Eingriffe machen lassen, alles Mögliche habe ich getan, aber keiner konnte mir helfen.
Und da kommt dann jemand daher und verkündet: »Ich habe den 2. Reiki-Grad und Reiki kann alles heilen!«
In meinen Augen war das alles einfach nur lächerlich.
Nach dem Essen änderte Heike plötzlich ihre Taktik und übernahm meine Argumente, um sie für ihre Überzeugungsarbeit einzusetzen: »Komm, Bernd und Christel räumen den Tisch ab und ich gebe dir etwas Erste Hilfe.«
Geschäftsmäßig fuhr sie fort: »Du vergibst dir ja nichts, du glaubst doch sowieso nicht daran. Ein paar Minuten kannst du dann ja wohl für die Bestätigung deiner Meinung investieren. Oder hast du etwa Angst?«
Damit hatte sie bei mir einen wunden Punkt getroffen. Ein Angsthase wollte ich natürlich nicht sein. Ich hatte nun nichts mehr entgegenzusetzen. Die Frau ließ einfach nicht locker und schlug mich mit meinen eigenen Argumenten. Ich war zwar immer noch der festen Überzeugung, dass Reiki nicht hilft und man da gar nichts fühlen kann, aber ich ließ es nun als fairer Verlierer über mich ergehen.
Wenige Minuten später lag ich auf unserem Billardtisch, der kurzerhand zur Behandlungsliege umfunktioniert wurde.
Heike gab mir Reiki, indem sie ihre Hände wenige Minuten mit 3 bis 4 cm Abstand über meinem Kopf und meiner Brust hielt. Ich hatte dabei die Augen geschlossen. Ich war ganz erstaunt, als ich schon nach wenigen Sekunden eine starke Wärme aus ihren Händen strömen spürte. Eine Wärme, die ich jedoch keinesfalls als unangenehm empfand. Kurz darauf nahm ich zusätzlich ein leichtes und wohliges Kribbeln wahr. Ich hatte nun Fragezeichen über Fragezeichen im Kopf. Aber Heike hatte mich eindringlich gebeten, während der Behandlung nicht zu sprechen. So blieb ich schweigend liegen und genoss diese neue Erfahrung.
Als Heike schließlich fertig war, setzte ich mich sofort auf und ergriff ihre Hände, um zu überprüfen, ob diese immer noch so heiß waren – aber ich wurde enttäuscht. Ihre Hände waren genauso warm wie meine. Nun war ich – der vorher sicher gewesen war, nichts zu spüren – eines Besseren belehrt worden.
Viel interessanter war jedoch, dass meine Nase, durch die ich vorher nicht atmen konnte, nach wenigen Minuten plötzlich frei war. Ich konnte so gut atmen wie schon seit Jahren nicht mehr! Die Sache hatte allerdings auch einen kleinen Haken: Je besser ich atmen konnte, desto heiserer wurde ich, bis ich schließlich keinen Ton mehr herausbringen konnte.
Ich war wie vom Donner gerührt.
Heike freute sich über die Veränderung und ließ es sich nicht nehmen, mit einem schelmischen Lächeln darauf hinzuweisen, dass ich anscheinend doch sehr gut auf Reiki reagieren würde. Meine Heiserkeit sah sie nur als Nebenwirkung, die bald vorübergehen sollte.
Der Abend ging nun recht schnell zu Ende, denn Konversation war mit mir nicht mehr möglich, da ich den Rest des Abends keine Stimme mehr hatte. Ich hatte tausend Fragen, was da passiert war, aber das musste warten.
Zum ersten Mal seit Jahren schlief ich wieder eine ganze Nacht durch. Am nächsten Morgen fühlte ich mich fit wie noch nie, meine Heiserkeit war komplett verschwunden und meine Nase war immer noch fast völlig frei! Glücklich genoss ich diesen Zustand, der aber leider nur noch bis zum nachfolgenden Tag anhielt. Von da an wurde es stündlich schlechter und am Abend war alles wieder beim Alten.
Dass es wieder rapide schlechter wurde, setzte mir sehr stark zu, und ich lief wie ein angeschossenes Tier durch mein Büro. Dazu quälte mich auch mein schlechtes Gewissen, denn ich hatte an dem Abend Heike deutlich strapaziert. Gleichzeitig überlegte ich managerhaft: »Wenn ich nach 15 Minuten Behandlung zwei Tage ohne Beschwerden bin, könnte ich dann nicht nach einer Stunde Reiki vielleicht eine ganze Woche beschwerdefrei sein?«
Irgendwann siegte mein Wunsch nach Heilung über das Gefühl, das wohl jeder Mensch kennt, der sich schon einmal aufmachen musste, um sich bei jemandem zu entschuldigen.
Ich rief Heike schließlich an und entschuldigte mich unbeholfen für die krasse Ablehnung, die ich an den Abend gelegt hatte. Aber anstatt mir böse zu sein, lächelte sie freundlich durchs Telefon: »Ich wusste doch, dass das bei dir reagiert.«
Wir sprachen über den Abend und dann präsentierte ich ihr meine Berechnungen.
»So funktioniert das nicht«, lachte sie. »Ich schlage vor, dass wir es zunächst mit vier Sitzungen vertiefen, die wir jeweils an vier aufeinanderfolgenden Tagen durchführen. Ich kann zwar nichts versprechen, vor allen Dingen keine Heilung, aber vielleicht hilft es dir ja doch langfristig.«
So stand ich am 6. Juni 2005 vor dem schmucken Holzhaus von Heike und Bernd. Ich war mit gemischten Gefühlen hierher gefahren und hatte vorsorglich, um nicht erkannt zu werden – ich ging zu einer Reiki-Frau! –, mein Auto in einer Seitenstraße geparkt. Denn trotz der schönen Erfahrungen ohne Nasenspray und mit ruhigem, erholsamem Schlaf hatte ich mittlerweile wieder einen Haufen Bedenken. Mein Kopf sagte mir immer wieder: »Das kann man nicht erklären, das kann doch eigentlich alles gar nicht möglich sein!«
Heike begrüßte mich herzlich, und nach einer gemeinsamen Tasse Tee begann sie die Behandlung.
Begleitet von meditativer Musik spürte ich schon bald wieder die wohlige Wärme, die aus ihren Händen strömte, und ich entspannte mich immer mehr. Ich hatte die Augen geschlossen und nahm zuerst nur die übliche Schwärze wahr. Doch schon nach kurzer Zeit überkam mich ein seltsames Gefühl. Es war, als würde ich unter Wasser mit dem Rücken auf dem Meeresboden liegen und den Wellen von unten zusehen, wie sich die leichten Wogen über meinem Gesicht brechen. Dies machte mir keinerlei Angst oder Unbehagen. Es hatte nichts von dem. Im Gegenteil: Es war sehr beruhigend für mich.
Kurze Zeit später, Heikes Hände lagen jetzt auf meinem Brustkorb, fing plötzlich mein rechtes Bein an zu zucken. So sehr ich es auch zu unterdrücken versuchte, ich konnte es nicht verhindern oder beeinflussen. Nun sah ich auch verschiedene Farben: erst Türkis, dann rote und gelbe Wolken, die ineinander übergingen. Das war einfach nur spannend und ich beobachtete interessiert, was da vor meinem inneren Auge ablief.
So ging es fast eine ganze Stunde. Nach Ende der Reiki-Spende berichtete ich Heike, was ich gesehen und gefühlt hatte. Sie erklärte mir, dass es eine linke und eine rechte Körperhälfte gibt, die für verschiedene Aspekte stehen. Vereinfacht gesagt ist die linke Körperhälfte die weibliche und steht für Gefühle, die rechte ist die männliche und steht für den Verstand. »Wenn du auf der rechten Seite so geballte Aggressionen hast, dann könnte das darauf hindeuten, dass es mit deiner männlichen Ahnenreihe zu tun hat«, schlussfolgerte Heike.
Ich gab mich vorerst damit zufrieden und fuhr mit guten Gefühlen nach Hause und – das sei hier schon gesagt – seit diesem Tag brauche ich noch maximal 10 % der Menge an Nasenspray! Auch schlafe ich seitdem in den allermeisten Nächten ruhig und entspannt.
Am nächsten Tag bekam ich meine zweite Reiki-Sitzung. Ich bestand dieses Mal darauf, mir ein zusammengerolltes Handtuch über die Augen zu legen, um sicherzugehen, nicht irgendeinen Sonnenstrahl oder Lichtreflexe zu sehen und diese irrtümlich für übernatürliche Dinge zu halten. Ich war nach wie vor misstrauisch.
Auch diese Behandlung war sehr entspannend. Ich sah wieder bunte lichtdurchflutete Wolken und die beruhigenden Wellen. Und so, wie am Tag zuvor mein rechtes Bein gezuckt hatte, tat es nun das linke mit gleicher Intensität. Ich hatte keine Chance, es ruhig zu halten. Zeitweise hatte ich sogar Angst, Heike zu verletzen, so stark bewegte sich mein Bein.
Und obwohl meine Augen geschlossen waren, nahm ich plötzlich rechts und links von meinem Kopf zwei Lichtquellen wahr. Der Lichtschein erhellte ein Stück der Dunkelheit nur für einen kurzen Augenblick und die leise Hintergrundmusik schien auf einmal sehr laut. Als das Licht erlosch, war alles wie vorher.
Für mich waren die Erlebnisse auch diesmal sehr beeindruckend, aber leider absolut unerklärlich. Selbst Heike war ratlos. Sie konnte mir die Bedeutung der Farben sagen, die ich wahrnahm, aber für meine merkwürdigen Abenteuer hatte auch sie keine Erklärung.
Der dritte Termin, auf den ich mich nun regelrecht freute, begann völlig anders als das bisher Erlebte. Obwohl ich mich stark konzentrierte, wollten sich weder Licht, Farben noch Wellen zeigen. Es passierte einfach nichts. Ich war enttäuscht.
Die Behandlung war schon fast zu Ende, ohne dass sich etwas Nennenswertes ereignet hatte, da tauchte plötzlich eine seltsame Vision in Form eines kurzen Filmausschnittes vor meinem inneren Auge auf.
Ich erlebte mich im Alter von 3 bis 4 Jahren, wie ich nachts wach auf der Couch im Wohnzimmer meiner Großeltern lag. Oma und Opa – die Eltern meines Vaters – schliefen im Zimmer nebenan.
Die beiden waren nicht gerade meine »Lieblingsgroßeltern« – mein Opa trank viel Alkohol und ich hätte nie freiwillig ihre Nähe gesucht ...
Das Faszinierende an dieser Vision war, dass ich die Gefühle und Gedanken des kleinen Michael wahrnahm. Ich spürte bei ihm eine kindliche Angst, denn er wusste, dass in dem kleinen Wohnzimmer, in dem er schlafen sollte, irgendwann eine Leiche aufgebahrt gelegen hatte. Er hatte diese Geschichte aus Erwachsenengesprächen aufgeschnappt.
Ich erinnere mich nicht bewusst an diese Situation von damals, doch in der Vision sah ich, dass die Angst siegte und mein kleines Ich letztlich zu den Großeltern ins Bett kroch.
Die Vision verschwand und ich sah wieder Dunkelheit. Und so lag ich da und versuchte vergeblich zu ergründen, was ich gerade erlebt hatte. Wenige Augenblicke später erschien vor meinem inneren Auge plötzlich das Gesicht eines Kindes. Es sah pergamentartig und leicht grünlich aus. Die Augen waren geschlossen und ich wusste, ich sah in das Antlitz eines toten Kindes. Alles dauerte nur wenige Sekunden, dann verschwammen die Konturen. Das Gesicht wurde erst gelb, dann rot und schließlich löste es sich ganz auf. Wieder umgab mich tiefe Dunkelheit.
Ich hatte keine Angst vor dem, was ich da gesehen hatte, ich war einfach total überrascht.
Nach der Behandlung, erzählte ich Heike, was ich gesehen hatte. Sie hatte nun erstmals einen gespannteren Gesichtsausdruck. »Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du mal eine Familienaufstellung machen würdest«, sagte sie nachdenklich.
Das war für mich nun wieder etwas völlig Unbekanntes und ich glaubte zuerst, sie forderte mich auf, mich mit meinem Familienstammbaum zu beschäftigen. Heike klärte mich dann über das Familienstellen auf und erzählte mir von Roland, bei dem sie diese Methode kennengelernt hatte.
»Es gibt einen Moderator oder eine Moderatorin, die die Aufstellungen anleitet. Die leitende Person ist so etwas wie der Therapeut.
Das Familienstellen kann man mit einem Theaterstück vergleichen, bei dem es jedoch kein Drehbuch gibt.
Auf der Bühne kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die bereit sind, in dem Schauspiel eine Rolle zu übernehmen. Diese Stellvertreterrolle kann die eines Vaters sein, einer Mutter, eines Kindes, aber auch die Rolle eines Berufes, einer Krankheit – im Grunde genommen kann man alles aufstellen.
Das Drehbuch schreibt sich nun wie von selbst, denn in dem Moment, in dem die Darsteller in dieser Inszenierung den ihnen zugedachten Part übernehmen, sind sie in der Lage, den Charakter und die Gefühle der jeweiligen Rolle widerzuspiegeln.
Es kann z. B. sein, dass jemand plötzlich Traurigkeit fühlt, obwohl es gar nicht seine eigene ist, und dass der Stellvertreter dabei selbst so ins Gefühl kommt, dass er dann anfängt zu weinen. Es kann passieren, dass jemand in dieser Aufstellung eine unerklärliche Abneigung gegen eine andere Person spürt, mit der er im realen Leben bestens befreundet ist. Oft werden vom Stellvertreter auch Dinge gesagt, die genau zu der Rolle oder zu dem vertretenden Menschen passen. Das ist vor allen Dingen deshalb so bemerkenswert, weil der Stellvertreter die Person, für die er in der Aufstellung steht, meistens gar nicht persönlich kennt.
Die ganze Darbietung zusammen ergibt dann oft ein Bild, das der Realität der aufgestellten Menschen entspricht. Die Leitung hat nun die Aufgabe, diese Gefühle und Informationen durch ›Hilfsmittel‹ zu verändern, damit Harmonie und Heilung entstehen.
Die Hilfsmittel können z. B. Stellvertreter sein, die für verschiedene Energien stehen, die die Qualität haben, Veränderungen zu bewirken. Oft ist es eine Rolle wie ›Vergebung‹ oder ›Frieden und Liebe‹, die die Situation von Grund auf verändern kann.
Und diese Veränderung, die in einer Aufstellung geschieht, überträgt sich dann oft einige Wochen später Schritt für Schritt in die Realität.«
Heike gab sich sehr viel Mühe, mir trotz meiner großen Zweifel alles ausführlich zu erklären.
Auf meine Frage, wie das alles zu erklären sei, antwortete sie: »Es wird vermutet, dass dieses Phänomen, Gefühle von anderen fühlen zu können, auftritt, weil wir alle durch ein morphogenetisches Feld miteinander verbunden sind. Man kann sich dieses Feld als ein kollektives Bewusstsein vorstellen, das es den Menschen, die sich hierfür öffnen, ermöglicht, Gefühle, Gedanken und sogar körperliche Symptome von völlig unbekannten Personen zu fühlen und in einer Aufstellung sichtbar zu machen.«
Obwohl sie oft aus Büchern zitierte und ich merkte, dass sie das nicht einfach so daherredete, sondern sehr belesen und erfahren war, blieb das von ihr Gesagte für mich zu dieser Zeit einfach schlichtweg unglaublich.
Aber es kam an diesem Abend noch härter.
Heike fragte mich beiläufig, wer denn eigentlich dieses tote Kind sei. Ich antwortete ohne Zögern, dass ich das nicht wisse. Doch im nächsten Moment hörte ich mich selber sagen: »Ich glaube, der heißt BERNI!«
Diese Worte flossen aus mir heraus, ohne dass ich sie bewusst aussprach. Gleichzeitig überkam mich eine derart starke Gänsehaut vom kleinen Zeh bis in die Haarwurzeln, die sicherlich über 20 Sekunden anhielt. Ich war so erschrocken, dass ich völlig neben mir stand.
Heike, die meine Reaktion natürlich mitbekam, blieb ganz gelassen und meinte nur: »Das hat dir gerade jemand geflüstert.«
Sie hatte auch gleich eine Erklärung parat: »Du brauchst keine Angst zu haben. Wahrscheinlich möchte jemand längst Verstorbenes, dass du die vor langer Zeit geschehenen Dinge aufarbeitest.«
Das ging mir jetzt entschieden zu weit, das hatte ja schon fast den Hauch von Geisterstunde!
Als sie mir vorschlug, meinen Vater zu den Dingen zu befragen, bekam ich erneut diese Gänsehaut am ganzen Körper. Und so beschloss ich, noch am selben Abend zu meinen Eltern zu fahren, um nach Antworten zu suchen.
Ich erzählte ihnen zunächst nichts von meinen Erlebnissen, sondern verwickelte sie in ein Gespräch über die alten Zeiten und ihre Kindheit und Jugend. Im Laufe der Unterhaltung wollte ich wissen, ob es früher üblich war, Tote zu Hause aufzubahren. Beide bejahten es.
Dann fasste ich mir ein Herz und fragte meinen Vater direkt, ob in dem kleinen Wohnzimmer meiner Oma auch einmal eine Leiche aufgebahrt gewesen sei.
Er musste eine Weile überlegen und antwortete dann: »Ja, das war mein jüngerer Bruder. Er starb mit einem halben Jahr als nicht lebensfähiger Säugling. An den Namen kann ich mich jetzt gar nicht erinnern. Das ist alles schon sehr lange her, damals war ich ja selber erst 2 oder 3 Jahre alt.«
Gemeinsam überlegten nun meine Eltern, wie denn der Name meines verstorbenen Onkels war.
»Ich glaube, er hieß Hermann«, eröffnete meine Mutter schließlich, die es irgendwann von ihrer Schwiegermutter, meiner Oma, erzählt bekommen hatte.
Mir fiel jedenfalls ein Stein vom Herzen, denn ich hatte ja zweifelsfrei einen anderen Namen gesagt. Das war für mich in dem Moment ganz wichtig, denn es half mir, mein Weltbild langsam wieder geradezurücken. Nur zu gerne wollte ich die Erlebnisse des Abends meiner Einbildung zuschreiben. Damit war für mich dieses Kapitel erst mal abgeschlossen.
Mein Vater erzählte mir dann zum ersten Mal von seinem Verhältnis zu seinem leiblichen Vater und dass dieser ein schlechter und rücksichtsloser Mensch gewesen sei. Er habe wegen eines Meineides auch zwei Jahre in einem Arbeitslager der Nazis zugebracht, weil er das besagte Kind verleugnet und die Geburtsurkunde aus dem Stammbuch gerissen habe. Mein Vater, der sonst eigentlich nie über seine Kindheit sprach, erzählte offen von den alten Zeiten und meinen Großeltern, die schon seit über 20 Jahren tot waren.
Ich war schon im Begriff, mich zu verabschieden, da wurde mein Vater noch einmal sehr nachdenklich.
»Warte mal«, sagte er unverhofft zu meiner Mutter gewandt, »der hieß gar nicht Hermann! Der hieß Bernhard und alle nannten ihn Berni!«
Das saß!
Ich musste mich schon fast am Tisch festkrallen, so heftig traf mich wieder diese bis ins Mark gehende Gänsehaut. Ich hatte das Gefühl, jede Nervenzelle zu spüren.
Als wäre das nicht schon genug gewesen, schreckte Inka, die Dackeldame meiner Eltern, zur selben Zeit, als meine Gänsehaut kam, aus ihrem Körbchen im Nebenzimmer auf und rannte laut bellend auf mich zu. Sie beruhigte sich erst, als sich mein Zustand wieder normalisierte. Vater und Mutter, die das ganze Schauspiel mitverfolgten, schauten mich verdutzt an.
Ich selbst war nur noch geschockt. Irgendwie geriet meine rationale Welt mehr und mehr aus den Fugen. Ich war ziemlich verwirrt und konnte das alles nicht begreifen.
Schließlich erzählte ich meinen Eltern, was vor Stunden bei Heike passiert war. Leider konnten sie mir auch nicht helfen. Wir alle hatten viele Fragen, jedoch keine Antworten.
»Es gibt Dinge auf dieser Welt, die man nicht erklären kann. Und trotzdem sind sie da«, sagte mein Vater, sichtlich um mich besorgt.
In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich grübelte und lag lange wach. Am nächsten Abend fuhr ich mit gemischten Gefühlen zu dem letzten der vier Behandlungstermine. Auch dieses Mal legte ich mir ein Handtuch über die Augen, verlangte aber zusätzlich, dass wir das Fenster so weit wie möglich verdunkelten.
Im nun dämmerigen Raum behandelte mich Heike ansonsten genauso wie an den drei Abenden zuvor: Sie begann am Kopf und legte ihre Hände auf, wechselte die Positionen, bis sie bei meinen Füßen angekommen war. Dann drehte ich mich auf den Bauch und sie behandelte mich von den Füßen hoch bis zum Kopf. Im Hintergrund lief wieder eine sehr beruhigende Meditationsmusik, ansonsten sprachen wir kein Wort.
Ich versuchte meinen Kopf freizubekommen, doch je mehr ich es probierte, desto weniger klappte es. Mein Kopf war alles andere als frei. Ich gab schließlich auf und überlegte mir stattdessen, ob ich denn wirklich zu diesem Familienstellen gehen sollte. Allein die Vorstellung, in einer großen Runde mit vielen Menschen aus der Deckung zu gehen und irgendwelchen esoterischen Kram zu veranstalten, bereitete mir großes Unbehagen. Die Behandlungen bei Heike waren für mich schon ein großer Schritt gewesen, aber das …
Heike hatte in unseren Gesprächen so oft von Gott und vom Beten gesprochen – Ich dachte mir, es könnte ja nicht schaden, es einfach mal zu versuchen.
Ich hatte sehr lange Zeit nicht mehr gebetet, zuletzt in meiner Kindheit. Obwohl ich von meinen Eltern recht konservativ im katholischen Glauben erzogen worden war, war ich schon lange kein Kirchgänger mehr. Ich konnte mich auch nicht erinnern, dass Gott jemals eines meiner kindlichen Gebete erhört oder beantwortet hätte. Wenn es ihn wirklich gab, war er, wie es scheint, für mich nicht zu sprechen.
Trotzdem bat ich nun Gott, mir etwas Licht ins Dunkel zu schicken, einen Hinweis, welchen Weg ich gehen sollte.