Mein Freund heisst Dracula - Sterben mit Vampiren - Lilia Ressil - E-Book

Mein Freund heisst Dracula - Sterben mit Vampiren E-Book

Lilia Ressil

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Beschreibung

Als Aishas Vater nach Jahren wieder auftaucht, beginnen die Abenteuer und vor allem die Gefahren für Aisha und ihre Freunde wieder von neuem. Doch mit Hilfe von ihrem Freund Aiden, können sie sich die feinde vom Hals halten. Jedoch gibt es jemanden bestimmtes, der nicht so leicht zu töten ist. Für denjenigen ist schon eine ganz besondere Portion Mut notwenig...

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Seitenzahl: 170

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Lilia Ressil

Mein Freund heisst Dracula

Sterben mit Vampiren

«I don't know who I am without you, but I know that as long as I'm with you, time will stand still.»

– Stefan Salvatore

Prolog

Damit ihr euch nach dieser langen Wartezeit wieder etwas in die Geschichte einlesen könnt, habe ich euch nochmals das letzte Kapitel vom ersten Buch «abgedruckt»… Nun wünsche ich euch ganz viel Spass beim Eintauchen in den zweiten Teil der Geschichte von Aisha und ihren Freunden.

Während ich gegen den Abend einen Spaziergang machte und den kühlen Wind an meinen nackten Armen spürte, kam mir in den Sinn, dass meine Urgrossmutter in Walliswil auf dem Friedhof begraben war. Durch den Umzug und den Stress in letzter Zeit hatte ich dies völlig vergessen. Einen Bezug zu ihr hatte ich kaum, denn sie starb, als ich ein Baby war. Trotzdem pflückte ich ihr auf dem Feld schlichte gelbe und violette Tragopogon und legte sie auf ihr Grab. Der Friedhof sah so aus, als ob er frisch renoviert worden wäre. Zwei Sitzbänke am Ende der Grabstätte boten einen atemberaubenden Ausblick auf die Wiese, ein paar Bauernhöfe und die Aare. Ich setzte mich hin, genoss die Ruhe und die Aussicht. Mit der Zeit wurde es relativ frisch und schnell dunkel. Ich dachte über Aiden und mich nach, ob es ein Fehler war, ihm zu verzeihen … Jeder Mensch hat doch eine zweite Chance verdient … Aber genau, das ist es ja, ein Mensch und kein Vampir! Ich schlug meine Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. Da sich mein Rücken nach so langer Zeit auf der Bank bemerkbar machte, wollte ich mir ein wenig die Beine vertreten und ich lief um die Gräber, schaute mir die Namen an. Namen, die so alt waren, dass man sie in diesem Jahrhundert kaum noch für die Neugeborenen verwenden würde.

«Bald siehst du deinen Namen auf einem dieser Gräber, meine süsse, bildschöne Aisha.»

Verdutzt schreckte ich zusammen, drehte mich um und griff mir vor lauter Angst ans Herz. Es war mittlerweile stockdunkel und so kühl geworden, dass mir mein Pullover keine Wärme mehr spendete. Ich versuchte trotz allem, still zu bleiben und nahm das Tor des Friedhofes ins Visier, welches mich in die Freiheit bringen würde. Ich zählte in meinem Kopf bis drei und rannte, so schnell ich konnte, los. Fast geschafft, nur noch ein paar Schritte. Doch als ich nach der Klinke greifen wollte, versperrte mir eine Gestalt den Weg. Ich keuchte und war ausser Atem. «Bitte, lass mich gehen.» «Dass die Tochter eines Vampirjägers solche Angst hat, hätte ich nie erwartet, doch das erweckt in mir nur ein noch grösseres Verlangen, dich zu jagen und zu fressen.» Seine Stimme klang so düster und bedrohlich, dass ich einen Schritt zurückmachte. Nun erkannte ich im Licht der Laterne sein Gesicht. Es war derselbe Typ, der mich im Club angesprochen hatte, derjenige mit einer heissen Schokolade in der Hand. Meine Beine wurden weich wie Pudding und davonrennen machte keinen Sinn, ich hatte auch keinen Pfahl oder sonstige Waffe bei mir, mit der ich mich hätte wehren können. Hastig blickte ich mich um. Irgendetwas musste es doch geben, mit dem ich ihn verletzen könnte … Ein Ast, der neben meinen Füssen lag, war nicht gerade viel, doch er musste für ein Ablenkungsmanöver reichen. Hastig bückte ich mich und griff danach, umklammerte energisch das Stück Holz und schwang es mit voller Kraft gegen ihn. Ich rammte den Stock in seinen Oberschenkel. Der Vampir nickte kurz ein und ich nutzte die Gelegenheit zurück in die andere Richtung zu rennen. Doch dann packte er mich am Hals und riss mich schroff zu Boden.

«Du dumme Närrin! Denkst du, du kannst einem Vampir entkommen?» Er drückte seine Hand um meinen Hals und setzte sich primitiv auf mich. Meine Angst wurde immer grösser und noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht, dass Aiden bei mir war. Auch wenn ich kaum Luft bekam, versuchte ich zu sprechen.

«Wenn du mich jetzt tötest, dann wird dich Aiden so lange verfolgen, bis er dich hat», ich musste eine Verschnaufpause einlegen, weil der Vampir immer mehr zudrückte. «Dann wird er dich auf übelste Weise hinrichten, er wird mich rächen.»

Der Vampir lachte höhnisch und verspottete mich. «Ohhh, die Vampirtochter hofft auf ihren Freund? Auf den kannst du lange warten, niemand wird dich hören oder finden.» Tränen liefen mir über die Wangen, ich war unfähig, noch mehr zu sagen, und spürte, dass das mein Ende sein würde. Er strich meine Haare zur Seite, bückte sich zu mir hinunter und setzte seine spitzen Zähne an meinem Hals an. Ich nahm den Schmerz schon gar nicht mehr wahr, den er mir verursachte. Sie bohrten sich durch meine Haut in meine Adern. Die Ohnmacht überkam mich und meine Muskeln wurden schlaff …

Kapitel 1

Ein Rumpeln erregte meine Aufmerksamkeit. Ich versuchte mit aller Kraft, die ich noch hatte, meine Augen wieder zu öffnen. Der Vampir sass jetzt nicht mehr auf mir, sondern schmerzerfüllt und stöhnend neben mir am Boden. Schnaubend rappelte er sich wieder auf und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch.

«Ahhh, sieh an! Der berühmte Vampirjäger ist gekommen, um seine Tochter zur retten!» Ich traute meinen Ohren nicht, als er das sagte, meine Haare standen zu Berge und es begann, mich zu schaudern. Trotz meiner Schmerzen versuchte ich mich auf den Bauch zu drehen und in dieselbe Richtung zu blicken, in die der Vampir sah.

«Papa?», keuchte ich leise. Mein Vater rannte beschützend vor mich hin, breitete seine Arme aus und nahm seinen Holzpfahl aus der Jackentasche hervor.

«Mit dem willst du mich töten?», spottete der Vampir. Unbeeindruckt von den Worten stiess Elyes den Pfahl in sein Herz.

«Hättest du nicht gedacht, oder?», gab Elyes zurück.

«Daneben!», grinste der Vampir und fletschte dabei seine Zähne. Doch Elyes wusste genau, was er tat, stiess den Vampir von sich weg, nahm sein Langschwert hervor und schwang es in seine Richtung. Der Vampir jedoch wehrte den Angriff ab und verschwand. Papa drehte sich kurz zu mir um, um sicher zu gehen, dass ich immer noch bei Bewusstsein war. Das war gerade noch so knapp. Nickend drückte ich mir beide Hände fest auf meine blutende Wunde. Plötzlich schnellte ich hoch und zeigte mit meinem Finger gegen meinen Vater. «Hinter dir!», schrie ich.

Papa wandte sich gekonnt um, doch es war zu spät. Er spürte einen Schlag in seinem Gesicht und fiel fast um, nur knapp konnte er sich auf den Beinen halten. Seine Wut sammelte sich, alles, was ihm die Vampire angetan hatten, dass seine Tochter verletzt am Boden sass, all das staute sich jetzt in ihm … Er schwang sein Schwert nochmals mit voller Kraft gegen den Blutsauger und hackte ihm den Kopf ab. Zuerst hörte man ein dumpfes Geräusch vom Kopf, der zu Boden fiel, danach ein weiteres, lauteres Geräusch, wobei der Körper zuerst auf die Knie sackte und danach auch dieser am Boden aufschlug. Zusammengekauert, mit Tränen in den Augen und geöffnetem Mund, sass ich auf dem kalten, harten Boden. Ich wollte nicht glauben, was ich da gerade gesehen hatte. Mein Vater, der uns vor Jahren verlassen hatte, war plötzlich da, um mich zu retten. «Aisha, meine Kleine!», sagte er, kniete sich vor mich hin und nahm mich in die Arme. «Geht es dir gut? Hat er dich verletzt?» Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, nahm er meine Hände weg und entdeckte die Bissspur an meinem Hals. «Alles bestens, Papa, du bist genau zur richtigen Zeit gekommen», schluchzte ich und legte meinen Kopf auf seinen Arm. Er hob mich hoch und fuhr mich zu sich nach Hause. «Hier, Liebling, nimm die Decke und das Kissen, danach ruhst du dich aus. Morgen bringe ich dich dann wieder zu deiner Mutter.» Meine Augen schlossen sich und um mich herum wurde es dunkel und still …

Kapitel 2

«Wo um Himmels Willen warst du?» Meine Mutter reagierte panisch. Okay, gut, ich konnte es ihr nicht verübeln, denn sie sah ihre Tochter mit blutverschmierter Kleidung, gestützt auf die Arme ihres verschwundenen Ehemanns.

«Es geht mir gut, Mama», versuchte ich sie zu beruhigen.

«Hat er dir das angetan?», schrie sie hysterisch.

«Wer? Papa? Nein, Mam! Er hat mich gerettet.»

«Gerettet, vor was?» Papa lief direkt ins Wohnzimmer hinein und legte mich aufs Sofa. «Anna, ich erkläre dir alles. Alles, was du willst, aber bitte versuch dich zu beruhigen.» Meine Mutter setzte sich neben mich hin und streichelte mir über den Kopf. «Was machst du nur für Sachen, mein Kind?»

«Anna, komm, dann kann ich dir in Ruhe alles erklären.»

Meine Mutter gab mir einen Kuss auf die Stirn, stand aber nur widerwillig auf. Ich konnte sehen, dass sie ihn mit todernstem Blick musterte. «Ich kann es nicht glauben, Elyes. Jahrelang bist du weg, verschwunden, tauchst nicht mehr auf und jetzt kommst du zurück, mit unserer Tochter im Arm, verwundet und blutverschmiert? Kannst du eigentlich auch irgendetwas richtig machen im Leben?» Papa versuchte ruhig zu bleiben und atmete tief durch. Mama konnte ich deutlich verstehen, da sie so laut redete, bei Papa hingegen versuchte ich etwas Lippen zu lesen.

«Ich weiss, ich habe viel falsch gemacht, Anna, aber eins kannst du mir glauben, ich wollte dich und die Kinder nicht verlassen. Doch ich hatte keine andere Wahl.»

«Keine andere Wahl? Ach, bitte, Elyes, sag mir nicht, was für eine Wahl du hattest», schnaubte sie.

«Es ging nicht um sie! Ich habe dir tausendmal gesagt, zu was ich auserwählt wurde und dass Sabrina meine Mentorin war.» Paps wurde jetzt ein wenig lauter und machte einen Schritt auf Mama zu.

«Du hättest nicht zu uns zurückkommen sollen, warum bist du nicht einfach bei deiner Sabrina geblieben?»

«Weil sie tot ist, Anna! Weil sie von einem Vampir getötet wurde, deshalb!» Papa schloss die Augen und atmete tief ein und aus.

«Was für Vampire? Elyes, was redest du da?» Mama setzte sich auf den Küchentresen und vergrub das Gesicht in ihren Händen. «Vampire», murmelte sie.

«Ich weiss, dass du mir nicht glauben wirst, aber in der Schweiz, ja sogar auf der ganzen Welt leben Vampire unter uns.»

«Wie, wie muss ich mir das vorstellen? Haben die einen Umhang um ihre Schultern? Muss man Knoblauch an die Tür hängen?» Sie machte eine Pause. «Himmel nochmal, Elyes, rede doch mit mir!» Er stand vor sie hin und nahm ihre Hände in seine.

«Vampire existieren seit dem frühen 14. Jahrhundert, sie sind wie du und ich, sind lichtempfindlich, also das heisst, ohne blauen Edelstein verbrennen sie in der Sonne. Sie haben eine unstillbare Lust auf Blut und können diese nur durch Schokolade ein wenig stillen.»

«Schokolade?», lachte sie hysterisch. «Schokolade? Willst du mich jetzt also komplett verarschen?»

«Nein, es ist die Wahrheit. Es gibt Vampire, die friedlich unter uns leben, und es gibt diese, die uns töten wollen.» Mama schüttelte den Kopf. «Und du bist ein Jäger?»

Kapitel 3

(im 14. Jahrhundert)

Am Grab von Iwein stand eine Frau mit einem blauen Umhang und einem Schleier, der ihr Gesicht bedeckte. Sie war jung und zierlich. «Qui illam vitam, qui illam vitam, statim», sagte sie immer wieder und hob dabei die Hände in die Luft. Es war Deborah, die Hexe, die sich unsterblich in Bartholomeus verliebt hatte. Nachdem Bartholomeus sie verlassen und sich in eine andere Frau verliebt hatte, fand sie heraus, dass er seinen Vater auf dem Friedhof in Walliswil begraben hatte. Sie konnte Bartholomeus nie vergessen und wollte sich an ihm rächen, indem sie einen verhexten Pfahl in sein Herz stiess, der Bartholomeus schlafen liess. Der Zauber sollte den Vampir 300 Jahre lang schlummern lassen und ihn danach wieder aufwecken. Was sein Vater Iwein betraf, der wurde ebenfalls verzaubert. Deborah legte einen Fluch auf ihn, der ihn ebenfalls nach vielen Jahrhunderten wieder aufwecken sollte, mit dem Ziel, Bartholomeus und alles, was er liebte, auszulöschen.

«Was tust du da, Deborah?», fragte Melanie, die Dienerin der Hexe.

«Er soll büssen, was er mir angetan hat, deshalb lasse ich die Seele seines Vaters in ein paar Jahrhunderten wieder in ihn hineinfahren. Ich lasse Bartholomeus in dem Glauben, dass sein Leben ohne Sorgen sei, doch dann wird er sehen, was auf ihn zukommen möge! Iwein wird ihn jagen und töten, so wie jeden Menschen, den er liebt.»

Kapitel 4

im Jahre 2015

«Danke, Anna, dass du mir die Chance gibst, alles wieder gut zu machen … Oder zumindest einen Teil.» Papa senkte den Kopf, hob ihn daraufhin wieder, lächelte verkrampft und machte sich auf den Weg nach Hause. «Tschüss, mein Kind, pass auf dich auf.» Papa umarmte mich, bevor er aus dem Haus lief.

Zuhause öffnete er die Tür und wollte sich einfach nur aufs Sofa werfen, als er von einer Stimme aufgehalten wurde.

«Versuchst du etwa meine Vampirarmee auszulöschen?» Elyes hatte sie noch nie gesehen, doch er wusste, wer in seinem Haus war. «Megan», sagte er unbeeindruckt. «Niemand fasst meine Tochter an! Jeder, der es versucht, wird gnadenlos getötet.» Die rothaarige Vampirin erhob sich aus dem Sessel und schritt langsam auf ihn zu. «Denkst du etwa, du bist etwas Besonderes, weil du ein Vampirjäger bist?»

«Nein, ich bin etwas Besonderes, weil ich die Welt von solchen Viechern wie dich befreie.» Elyes nahm sein Schwert ins Visier, das er zuvor auf seinen Tisch gelegt hatte. Langsam näherte er sich und wollte danach greifen, doch Megan hatte keine Lust zu spielen und verpasste ihm einen kräftigen Schlag in die Nieren.

Megan stand nun hinter ihm und nahm ihn in den Würgegriff, sodass er keine Luft mehr bekam. Mit aller Mühe und Not versetzte er ihr einen Hieb mit dem Ellenbogen in die Rippen. Ein Knacksen ... Megan rang nach Luft. Ein Schritt nach rechts und Elyes war nahe genug, um sich endlich sein Schwert zu schnappen. Er umfasste den Griff mit beiden Händen, hob es hoch und schlug es direkt neben sich in Megans Bauch hinein. Er wusste, dass dies bei ihr keinen grossen Schaden anrichten würde, jedoch verschaffte es ihm genügend Zeit, um sich in seinem selbst eingerichteten «Panik-Raum» zu verschanzen. Hier drin hatte er jede Waffe, die er brauchte, um einen Vampir ins Jenseits zu befördern. Er griff nach seiner SIG P220, die er kürzlich mit neuer Holzmunition aufgerüstet hatte. Ohne die Sicherheitskontrolle durchzuführen und sicher zu sein, ob genug Munition vorhanden war, stürmte er wieder aus dem Raum. Er wusste, dass es leichtsinnig war, doch er wollte dieses Miststück aus seiner Wohnung haben. Diese Aasgeier waren schnell und lautlos. Ein Mensch, der die Tricks der Vampire nicht kannte, wäre ihnen hilflos ausgeliefert. Elyes schlich entlang der Wand in die Küche, von dort aus hatte er einen besseren Überblick ins Wohnzimmer.

Kapitel 5

Aiden und ich liefen Hand in Hand der Aare entlang.

Wir sahen uns das letzte Mal, als wir uns im Wald, beim Grillplatz, ausgesprochen hatten, danach herrschte eine Weile Funkstille, da wir beide Zeit brauchten, um uns über einige Dinge klar zu werden. Wir beschlossen also quasi, die Beziehung auf null zu setzen und das Ganze von vorne zu beginnen. Wir waren uns sicher, dass wir gemeinsam eine Zukunft haben wollten, weil wir uns liebten. Uns war bewusst, dass es nicht einfach werden würde, schliesslich war er ein Vampir und ich ein Mensch. Weder meine Mutter noch mein Bruder wussten das. Doch irgendwann mussten sie es erfahren … Irgendwann.

«Wie geht es eigentlich deiner Wunde am Hals?», fragte mich Aiden. «Es heilt langsam, manchmal brennt es ein bisschen, ist aber auszuhalten.» Aiden führte meine Hand an seinen Mund und küsste sie. «Ich bin glücklich, mein Schatz, trotz alledem, was wir durchstehen mussten, niemand anderes würde das für mich tun.» Ich lächelte und legte meinen Kopf auf seinen muskulösen Oberarm. «Ich liebe dich», sagte ich und lächelte ihn an. «Ich dich auch.»

«Megan hat immer noch nicht aufgegeben, oder?

«Nein, leider hilft bei ihr auch keine Gewalt. Ich weiss nicht, wann sie es endlich begreift. Ausserdem hatte ich so ein Gefühl und bin zu Timos Wohnung gefahren.» Aiden seufzte und schüttelte den Kopf. Ich sah ihn stirnrunzelnd an und fragte: «Und dann?»

«Da lag eine Leiche vor seiner Haustür. Sie war komplett ausgesaugt.»

«Oh nein, hat jemand dich oder die Leiche gesehen?»

«Nein, die Leiche sah ziemlich frisch aus und es war auch keine Spur der Polizei vorhanden, also habe ich sie entsorgt.» Als wir so im Gespräch versunken waren, erreichten wir fast das benachbarte Dorf, als uns jemand den Weg versperrte.

Ich wollte links an der Person vorbeigehen und zog Aiden mit mir mit. Doch unser Gegenüber, dessen Gesicht unter einem Hut versteckt war, machte ebenfalls einen Schritt nach links. «Ähm … Entschuldigung?», krächzte ich. Doch die Person blieb einfach stehen. Aiden und ich schauten uns fragend an und als ob wir unsere Gedanken gegenseitig lesen konnten, drehten wir uns um und liefen den Weg wieder zurück.

«Bartholomeus!»

Wir blieben abrupt stehen. Ich meinte, eine gewisse Furcht in seinem Gesicht gesehen zu haben, als die Stimme, die offensichtlich weiblich war, seinen Namen rief. «Wer ist das?», flüsterte ich. Er antwortete mir nicht, liess meine Hand los und drehte sich um.

«Deborah! Was willst du?» Sie sagte nichts, nahm ihren Hut vom Kopf und warf ihn auf den dreckigen Boden. Sie kam einen Schritt auf uns zu, zwei Schritte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und beschloss einfach, mich Aiden anzupassen. Ich merkte ihm die Nervosität an. Er versuchte ruhig zu bleiben, doch es gelang ihm nicht, also machte er einen Schritt nach vorne und drückte mich mit seinem Arm hinter sich. Ich wusste nicht genau, was sie für Kräfte besass, jedoch wollte ich es auch nicht unbedingt herausfordern.

«Du bist so schön geworden, Bartholomeus», sagte sie und strich ihm mit ihrer trockenen, schmalen Hand übers Gesicht. Obwohl sie etwas kleiner war als ich, wirkte sie durch ihre tiefen Augenringe, ihre spitze Nase und dem kleinen Mund sehr furchteinflössend. Er wich keinen Schritt zurück und gab sich auch keine Mühe, ihrer Hand auszuweichen. Wahrscheinlich wusste er, dass es in so einer Situation nicht das Richtige war sich zu wehren. Vor allem aber auch, weil er mich dadurch in Gefahr bringen würde. «Ich wiederhole mich nicht nochmal!», fauchte er. «Warum bist du hier?»

«Aiden? So nennen sie dich doch heute, oder? Gefällt mir viel besser als dein alter Name.» Ihr Lachen klang fast genauso wie dasjenige einer Hexe aus dem Fernsehen. Obwohl ich mit Aiden unterwegs war, hatte ich Angst. Meine Handinnenflächen wurden feucht, ich strich sie mir an meinem Hosenbein ab und hielt mich danach an Aidens T-Shirt fest. «Weisst du eigentlich, wie sehr ich gelitten habe ohne dich? All die Jahrhunderte. Sogar dann, als du geschlafen hast, sogar dann! Aiden, ich vermisste dich schrecklich. Jetzt sehe ich dich hier, lächelnd mit einem anderen Weib! Einem menschlichen!» Aiden konnte seine Wut einfach nicht bändigen, vor allem nicht, wenn sich jemand gegen mich wandte. Das zeigte mir, wie sehr er sich für mich einsetzte und wie stark seine Liebe gegenüber mir war. Sein Gesicht wurde dunkel, ich liess ihn los und wich einen Schritt zurück. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. «Lass sie aus dem Spiel!» Seine Stimme war so tief und sonor, dass ich mich fürchtete. Doch es beeindruckte Deborah kein bisschen. Im Gegenteil, sie lächelte jetzt, ihr gefiel, dass sie ihn so wütend machen konnte. «Aiden, mein Liebling, komm mit mir mit, verlasse sie und werde glücklich mit mir.» Wieder lachte sie so grässlich und beugte ihren Oberkörper dabei nach hinten.

«Geh!»