Mein Kuba - Sabine Saradevi Knappheide - E-Book

Mein Kuba E-Book

Sabine Saradevi Knappheide

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Beschreibung

Wir, Saradevi und Manfred, machen uns in 2019 mit unserem Amigo (Wohnmobil) auf den Weg durch Nordamerika. In diesem dritten, von insgesamt fünf Bänden, fliegen wir Weihnachten ohne unseren Amigo von Houston nach Havanna und verbringen auf Kuba wunderschöne, abwechslungsreiche vier Wochen. Zunächst geht es per Überlandbus zur Schweinebucht, wo wir in einer Casa Particular eine Woche lang leben und Land mit der Familie unserer Gastgeber Silvester feiern. Zurückgekehrt in Havanna, reisen wir mit den Oldies (Saradevis Eltern) per Mietwagen, und Fahrer und Fremdenführer über die Insel. Uns beeindrucken Land und Leute wie auch das Viñalestal, Cienfuego, Trinidad, Santiago und Baracoa. Unser Reisemotto lautet: Catching the moment! Lass dich mitnehmen auf unseren sama:trail, unser gemeinsames Abenteuer auf Kuba! Viel Freude beim Lesen!

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Seitenzahl: 182

Veröffentlichungsjahr: 2022

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FÜR MEINE ELTERN - IN TIEFER DANKBARKEIT FÜR EURE LIEBE UND WERTSCHÄTZUNG, FÜR EURE IDEELLE UND PRAKTISCHE UNTERSTÜTZUNG AUF MEINEM WEG!

ALLES GUTE ZUM 160.!!!

Mit diesem vorliegenden dritten Buch über unseren Aufenthalt in Nordamerika setzen wir die Dokumentation über unseren sama:trail „sama goes west“ von September 2019 bis April 2020 fort. Unseren gemeinsamen Weg nennen wir sama:trail, abgeleitet aus den ersten Buchstaben unserer Vornamen Sa:radevi*) und Ma:nfred.

Unsere Reise begann gemeinsam mit unserem Amigo (Wohnmobil) in Kanada und führte uns entlang der Ostküste bis an den Westzipfel Floridas und von hier weiter an der Golfküste entlang bis Houston. Hiervon handeln die ersten beiden Bände.

In diesem Band Von Houston aus fliegen wir Weihnachten über Mexiko nach Havanna und verbringen auf der Insel wunderschöne, abwechslungsreiche vier Wochen. Zunächst geht es per Überlandbus zur Schweinebucht, wo wir in einer Casa Particular eine Woche lang leben und mit der Familie unserer Gastgeber Silvester feiern.

Zurückgekehrt in Havanna, reisen wir mit den Oldies (Saradevis Eltern) per Mietwagen, Fahrer und Fremdenführer über die Insel. Uns beeindrucken Land und Leute wie auch das Viñalestal, Cienfuego, Trinidad, Santiago und Baracoa.

In weiteren Bänden kannst du uns durch Costa Rica begleiten, bevor wir weiter in unserem Amigo durch Texas, New Mexico und Arizona Richtung Kalifornien touren.

In San Diego nimmt unser sama:trail Nordamerika schließlich eine unerwartete Wendung. Wir feiern Bergfest und beschließen, coronabedingt unsere Reise vorzeitig zu beenden. Auf dem schnellsten Weg geht es für uns deshalb quer durch die USA nach Baltimore, von wo aus wir unseren Amigo per Frachtschiff zurück nach Hamburg verschiffen.

Unser Reisemotto lautet: Catching the moment! In diesem Band erwartet dich Saradevis Reisetagebuch sowie der Erlebnisbericht zweier Langzeitreisenden aus verschiedenen Blickwinkeln. Neben unseren Blogbeiträgen, die wir während der Reise veröffentlichten, findest du Reflexionen des inneren Erlebens und jede Menge Fotos. Viel Freude beim Lesen.

*) Saradevi benutze ich, Sabine, als Pseudonym in unserem Blog (www.sama.report).

Inhalt

Wer ist sama?

Die Oldies und der 50. Geburtstag

Kuba - Ein Land voller Schönheit und Gegensätze

Houston - Wir haben da kein Problem!

Unterwegs in Havanna

Willkommen in der Schweinebucht

Mit dem Rad zur Caleta Buena

Wer braucht schon Internet?

Den Sternen folgen

Was ist deine Vision für 2020?

Willkommen in 2020

Exkursion in ein unentdecktes Kuba

In zwei Welten

Der Klang des Lebens!

Back to Havanna

Auf Entdeckungstour

Auf der anderen Seite Havannas

Das Havanna zum Vorzeigen

Im pinken Chevrolet durch Havanna

Entdeckungen auf dem Weg nach Viñales

Ein Traum von Landschaft

Mein 50. Geburtstag

Auf den Straßen von Trinidad

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Einfach nur sein?

Übungsfeld liebevoller Großzügigkeit

Über den Dächern von Santiago de Kuba

Ein Gläschen Rum immer und überall

Im Osten Kubas

Letzte Etappe von Baracoa zur Playa Pesquero

Die Seele baumeln lassen

Den Strandläufern zusehen

Der letzte Tag auf Kuba

Abschied und Ankommen in einer anderen Welt

Unsere Blog-Beiträge

Intermezzo während unserer Nordamerikareise

Mein Kuba

Cuba Libre

Einfach Danke sagen!!!

sama:trail Momente

WER IST SAMA

Wir, sa:radevi und ma:nfred, sind zwei Kinder des Ruhrgebiets, die die Leidenschaft teilen, zu Fuß, mit dem Rad oder auch mit dem Amigo unterwegs zu sein, Neues zu entdecken, das Leben oder auch uns anzupassen und Bewährtes zu pflegen.

BLOGGERIN º UMDENKERIN º GESTALTERIN

KREATIVER KOPF º SCHACHSPIELER º HOBBY-FOTOGRAF

DIE OLDIES UND DER 50. GEBURTSTAG

Meiner Mutter war es seit Jahren ein Anliegen, meinen 50. Geburtstag zu erleben.

„Wenn ihr meinen 50. Geburtstag mit mir feiern wollt, müsst ihr nach Kuba kommen. Da werden wir aller Voraussicht nach im vierten Monat unserer Reise durch Nordamerika die sommerlichen Temperaturen genießen.“, verkündete ich im Frühjahr 2019 beim Mittagessen.

Bereits eine Woche später eröffnete mein Vater uns, dass sie entschieden hätten zu kommen und uns zu einer geführten Rundreise mit eigenem Reiseführer einladen wollen.

Und kein Jahr später sitzen die Oldies nach einem Bummel durch Santa Clara ziemlich genau 50 Jahre nach meiner Geburt auf der Treppe und warten auf die Weiterfahrt zu Che‘s letzter Ruhestätte.

KUBA

EIN LAND VOLLER SCHÖNHEIT UND GEGENSÄTZE

2943 KILOMETER 2 6. DEZEMBER 2 019 - 22 . JANUAR 2 02 0

PLAYA GRION . HAVANNA . VIÑALES . SOROA . SANTA CLARA . CIENFUEGOS . TRINIDAD . SIERRA DE ESCAMBRAY . CAMAGÜEY . SANTIAGO DE CUBA . BARACOA . GUARDALAVACA

HOUSTON - WIR HABEN DA KEIN PROBLEM!

26-12-19 Wie gut, dass unser Wecker sich Zeiten so gut merken kann. Ohne ihn wären wir heute aufgeschmissen.

Voller Erwartung, was der Tag bringen wird, stehe ich auch direkt auf. Wir brauchen keine zwanzig Minuten, bis wir das Hotelzimmer kurz vor sechs Richtung Rezeption verlassen. Als der Hotelier uns sieht, öffnet er sofort und heißt uns sehr freundlich willkommen. Ich mag es, wenn mich Menschen auf diese Weise begrüßen. Irgendwie entsteht in solchen Momenten ein Gefühl von Verbundenheit, die wir alle brauchen und die eigentlich so leicht herzustellen ist.

Mein Handy gibt mir das Signal, dass der Fahrer, den ich über UBER bestellt habe, unterwegs ist. Wir frühstücken ein wenig und gehen nach draußen. Der Fahrer schreibt mir, dass er eingetroffen ist, wir sehen aber niemanden. Ich rufe ihn an. Es stellt sich heraus, dass wir fälschlicherweise ein Hotel der gleichen Kette im selben Ortsteil gewählt haben. Ich storniere die Fahrt und buche eine neue. So eine Aufregung braucht niemand an einem solchen Tag. Wir haben Glück. Die Technik macht es möglich - zwei Minuten später kommt Gustavo vorgefahren und bringt uns sicher und auf freundlich unaufdringliche Weise innerhalb von elf Minuten an unser Ziel - den Flughafen Houston-George Bush.

Bin ich ein Troublemaker? Fünf Minuten später haben wir unser Gepäck bereits aufgegeben. Wir sind sofort an der Reihe, ich schaffe es gerade noch mein Schloss anzubringen.

Beim Sicherheitscheck läuft alles gut, bis sich herausstellt, dass noch Wasser in meiner Trinkflasche ist. Ich werde freundlich heraus begleitet, trinke in der Eingangshalle alles aus und darf mich ein zweites Mal anstellen.

Als ich zum zweiten Mal vor dem Mitarbeiter der Passkontrolle stehe und sage, hier bin ich wieder, fragt er freundlich ob ich ein Troublemaker sei. Letztlich bleibt es offen, ob er einen guten Humor hat oder es tatsächlich so meint. Ich denke ersteres - er verzieht jedoch keine Miene. So bekomme ich einen zweiten Stempel und sammle Manfred ein, der tapfer auf mich wartet, was so gar nicht sein Ding ist.

Als ich meinen Rucksack aufsetze, stelle ich fest, dass sich mein Taschenmesser in der Gurttasche befindet. Zum Glück ist das nicht aufgefallen… dann hätte ich sicher den Stempel Troublemaker bekommen.

Am Gate starten wir erst mal einen Facetimeanruf mit Susanne. Sie hat heute Geburtstag und wir haben Glück. Wir treffen sie und Klaus zuhause an und quatschen eine ganze Weile.

Es ist schon klasse, über die Entfernung solche Videoanrufe machen zu können.

Unser Flug verspätet sich aufgrund des Nebels um eine ganze Stunde. Zum Glück nur eine Verspätung. Da wir sowieso den ganzen Tag am Flughafen verbringen werden, kommt es auf eine Stunde mehr oder weniger nicht an. An welchem Flughafen wir warten ist sozusagen egal.

Schließlich geht es los. Ein langer Flug ist es nicht. Statt des erhofften Kaffees bekommen wir Einfuhrformulare ausgeteilt.

Stippvisite in Mexiko Die Passkontrolle ist völlig unspektakulär. Wir haben offensichtlich alles richtig ausgefüllt und werden in Mexiko willkommen geheißen. Unser Gepäck hat es auch nach Monterrey geschafft. Der Flughafen ist so klein, dass wir das Gebäude gar nicht zu wechseln brauchen. Ich frage am Schalter von Interjet nach. Ja, genau hier können wir unser Gepäck aufgeben, aber erst drei Stunden vor Abflug. Beruhigend ist, dass alles wie geplant läuft.

Die nächsten Stunden verbringen wir in einem Mexikanischen Restaurant in der Lobby und bei Starbucks mit Schreiben, Lesen und Bloggen. Wir werden das letzte Mal online sein.

Pünktlich geben wir unser Gepäck auf und unterziehen uns erneut einer Sicherheitskontrolle. Diesmal wird Manfred gebeten seinen Rucksack zu öffnen. Er hat die Bits für seinen Letherman dabei. Der Letherman selbst ist im Koffer. So etwas kennen die zwei Frauen nicht. Letztlich fragen sie einen Kollegen und es geht in Ordnung. Auch unsere Schlüssel für den Amigo werden zum zweiten Mal inspiziert, insbesondere der klappbare für die Wasserversorgung.

Wir sind sehr zeitig am Gate. Unser Flug wird auf dem Bildschirm nicht angezeigt. Als er letztlich erscheint, wird eine halbe Stunde Verspätung ausgewiesen. Verspätet geht es dann auch mit dem Boarding an einem ganz anderen Gate los. Ich habe Sorge, dass wir so unseren Abholservice in Havanna verpassen. Über die Buchungsseite kann ich die Verspätung nicht mehr weitergeben.

Cocktails - die neue Normalität Der Flug selbst dauert dann gute drei Stunden. Ich vertreibe mir die Zeit mit Tagebuchschreiben bis die Batterie leer ist. Statt des von mir versprochenen Essens werden Snacks und Drinks gereicht. Bier oder Wein trinkt hier niemand - es gibt Cocktails. Wir probieren einen Tequila on the rocks und sind ganz zufrieden.

Bereits im Flughafengebäude stellt sich das Gefühl ein, in einem sozialistischen Land zu sein. Es ist einfach, spartanisch und funktionell. Das Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Menschen sind sehr freundlich. Erinnerungen an meine Reisen in die UdSSR und die Ukraine Ende der achtziger Jahre ploppen sofort auf.

Während ich nach einem weiteren Sicherheitscheck auf Manfred warte, suche ich aus Gewohnheit nach einem WLAN und werde fündig - ein kubanischer „digital room“. Schnell tippe ich unserer Familie und Rosetta, dass wir angekommen sind. Eine Ecke weiter am Gepäckband ist das Netz verschwunden.

Unser Gepäck kommt mit als letztes. Froh, alles zu haben, machen wir uns schnell auf den Weg zum Ausgang. Wir haben noch Hoffnung, dass jemand auf uns wartet. Vor dem Tor werden wir von einer Mitarbeiterin abgefangen, die gern noch einen Einreisezettel von uns haben möchte. Diesen hätte uns jemand am Sicherheitscheck geben müssen. Also gehe ich den ganzen Weg zurück. Wir füllen ihn unsicher und mit Sorgfalt aus, um dann bei der Entgegennahme am Ausgang festzustellen, dass er offensichtlich nicht von Belang ist. Hauptsache, Name, Passnummer und Unterschrift sind drauf…

Im Eingangsbereich sehe ich mit Freude an einer Pinnwand in großen Lettern neben vielen anderen auch meinen Namen. Meine leuchtenden Augen werden gleich entdeckt. Wir stehen auf einer langen Liste, werden abgehakt und bekommen einen Fahrer zugeteilt, der uns mit seinem Peugeot durch die warme dunkle Nacht fährt. Er wechselt immer mal wieder die Spuren, vielmehr schnibbelt er sie. Es ist nicht mehr viel los auf Havannas Straßen.

Alles wie in einem Traum Da sind wir also in Havanna, kaum zu glauben. Zwanzig Minuten später und nach einer längeren Suche mit Hilfe von Passanten stehen wir vor einem Einfamilienhaus in einem Wohnviertel. Durch das Fenster sehe ich eine Person aufspringen. Ja, wir sind richtig in der Casa BetaRay, werden erwartet und freundlich begrüßt. Sohn Hassan übersetzt Hausführung und Absprachen. Unser Zimmer liegt in der ersten Etage des Hauses. Ob wir noch einen Tee wollen. Ja gern! Ich gehe ihn holen und will schon nach oben auf unser Zimmer verschwinden, als ich angeboten bekomme, wir könnten den Tee auch im Garten trinken. Das finden wir eine gute Idee, obwohl es schon Mitternacht ist. Cécilia, unsere Gastmutter, freut sich und bringt gleich noch ein Glas Wein zur Begrüßung mit - der gehe aufs Haus. Willkommen in Havanna!

Müde von dem langen Tag fallen wir schließlich ins Bett. Von draußen dringen noch Geräusche geschäftigen Treibens ins Zimmer. Kaum zu glauben, es ist halb eins. Ich empfinde sie nicht als störend, bin aber verwundert - hier herrscht offensichtlich eine andere Lebensart.

UNTERWEGS IN HAVANNA

27-12-19 Aufwachen in einer anderen Welt Wir haben den Wecker gestellt, was nicht so einfach war, da unsere Uhren und Geräte die eine Stunde Zeitumstellung bei mangelndem Internet noch nicht mitbekommen haben. Geschlafen habe ich nicht so gut, aber ich bin neugierig auf den Tag und springe unter die Dusche. Unser Zimmer ist kubanisch schlicht, aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Wir haben ein Doppelbett in unserem recht großen Zimmer, einen Kühlschrank, ein Sideboard und sogar einen Fernseher. Fenster sind etliche vorhanden, allerdings typisch kubanisch nicht verglast, sondern mit klappbaren Holzlamellen versehen.

Im Bad gibt es zwei Regale, die liebevoll eingefügt sind, eines sogar ins Fenster. Dass die Holzbretter mal eine andere Bestimmung hatten, sieht man, aber irgendwie passt es auch so. Offensichtlich werden Ressourcen hier nicht verschwendet. Eine Haltung, die mir sehr sympathisch ist. Ein kreativer Umgang mit Ressourcen ist allemal besser, als alles wegzuschmeißen oder zu ersetzen, wenn es nicht mehr genehm ist.

Was fehlt, ist ein Stuhl. Zum Sitzen gibt es nur das Bett und es gibt auch sonst keine Ablagemöglichkeiten. Da wir gewohnt sind, aus Rucksack und Reisetasche zu leben, ist letztlich aber alles gut - wir bleiben ja nur zwei Nächte.

Kubanisches Frühstück Wir werden herzlich am Esstisch der Familie begrüßt. Kaffee steht schon bereit. Dann wird ein Obstteller gebracht. Ich bin entzückt. Lauter Früchte, die ich mag: Ananas, Banane, Wassermelone, Melone, Papaya und eine Frucht, die ich nicht kenne. Zu meiner Verwunderung bringt Cécilia noch so einen Teller - ich hatte ihn schon in die Mitte gestellt. Dazu gibt es zwei Brötchen und für jeden ein Omelett. Marmelade steht auch auf dem Tisch. Für uns das perfekte Frühstück.

Cécilia fragt, was wir vorhaben und erklärt uns wie man zum Platz der Revolution kommt. Ab dort beginnt unsere Karte aus dem Reiseführer.

Außerdem erzählen wir noch ein wenig. Sie kann ein paar Brocken Englisch. So kommen wir gut klar. Dem Sinn nach verstehen wir einiges. Ihr Bruder wohnt seit 34 Jahren in Berlin. Sie hat ihn dort leider noch nie besuchen können. Hassan, der später auch dazukommt, hat in den USA studiert und dolmetscht noch ein wenig. Ich mag diese Familie. Sie haben etwas herzlich Unaufdringliches. Die Chemie stimmt.

Cécilia schlägt vor, dass uns am nächsten Morgen jemand zum Busbahnhof fährt. Wir gucken nach und stellen fest, dass unser Bus gen Westen schon um sieben Uhr fährt.

Auf der Bestätigung steht, wir sollten schon um sechs Uhr dort sein. Cécilia meint, das sei zu früh, niemand würde um die Zeit dort sein. Da wir vorher kein Frühstück essen möchten, schlägt sie vor, dass wir um viertel nach sechs fahren und vorher noch einen Kaffee trinken. Die Fahrtkosten würde sie übernehmen, schließlich würden wir nicht frühstücken.

Abenteuer Havanna So ist alles klar und wir machen uns auf den Weg in unser Abenteuer Havanna. Wir wollen zunächst einmal zum Busbahnhof und schauen, ob wir schon ein Ticket bekommen können. Mehr als eine Mail auf dem iPad besitzen wir nicht. Außerdem benötigen wir Geld vom Automaten und eine Wechselstube käme uns darüber hinaus gelegen - wir wollen unsere letzten Euros tauschen.

Es ist sehr schönes Wetter. Die Sonne lacht vom Himmel und es sind bereits am Vormittag schon gut 26 Grad. Wir laufen, wie uns erklärt wurde, zunächst auf ein großes Gebäude zu. Neben dem Wohnhaus mit bestimmt zwanzig Stockwerken ist ein kleiner Park, in dem alle mit ihren Handys sitzen. Das ist wohl einer der Hotspot-Punkte, die es überall in der Stadt geben soll. Man kauft sich ein Ticket und bekommt einen Benutzernamen und ein Passwort und kann sich dann einloggen.

Unweit des Hauses sehen wir schon die uns beschriebene Friedhofsmauer. Wir laufen links an ihr vorbei und stellen fest, dass es offensichtlich nur wenige Eingänge gibt. Da wir Friedhöfe interessant finden, wollen wir ihn durchqueren. Leider werden wir schon nach den ersten Metern gestoppt. Ein Frau in Uniform macht uns klar, dass wir wohl nicht zu denen gehören, die den Friedhof besuchen dürfen. Andere Passanten, auch bepackt mit Einkaufstaschen werden durchgelassen. Ein Mann, der schon länger auf der Straße hinter uns hergelaufen ist findet das unverständlich und fragt nach, was das denn solle. Aber er bekommt nur zu hören, dass das eben so ist. Er schüttelt unverständlich den Kopf.

So gehen wir weiter, bis wir an eine große Straße kommen, die von Geschäften, Cafés, Marktständen und diversen Friseuren, Nagelstudios etc. gesäumt ist. Touristen sucht man hier vergebens. Wir fühlen uns wohl und laufen einfach, so wie wir es immer machen, ein wenig ziellos umher; das eigentliche Ziel, den Busbahnhof, halten wir jedoch im Blick.

Ich frage einen Polizisten, wo denn die nächste Bank ist. Da ich kein spanisch spreche und die meisten Menschen hier kein englisch, bekommen wir immer wieder die Richtung angezeigt. Detaillierte Angaben auf Spanisch sind zwecklos.

Ab in die Schlange Die empfohlene Bank erkenne ich an der Schlange, die sich vor zwei Automaten gebildet hat. Ich reihe mich ein und stehe neben einem Paar mit Regen-Sonnen-Schirm. Sie freuen sich sehr darüber, dass mir das Motiv, ein Chagall-Bild, gefällt. Der Schirm ist in die Jahre gekommen und hat an einer Stelle sogar ein Loch. Aber er gefällt mir dennoch und auch die Tendenz, nicht alles wegzuschmeißen, sondern Dinge aufzubrauchen.

Hier gibt es nichts im Überfluss, das ist nach ein paar Stunden im Land mehr als sicher.

Nach zwanzig Minuten bin ich dran. Mit einer Visa-Karte kann man Geld abheben, das ist schon mal gut. Nur als ich die gewünschte Summe, nämlich 500 CUC eingebe, bricht der Automat den Vorgang ab. Ich tippe den höchsten, mir angebotenen Betrag ein, 150 CUC, diesmal klappt es. Und gleich noch einmal das selbe. Auch diesmal spuckt der Automat das Geld aus. Perfekt. So haben wir immerhin schon einmal 300 CUC. Wir setzen unseren Weg fort. Nach viermal Nachfragen und mit einem kleinen Umweg erreichen wir schließlich unser Ziel.

Auf den letzten Metern begleitete uns noch ein älterer Herr nach dem Motto: Kommt mal mit, ich habe den gleichen Weg.

Menschen helfen Menschen - das habe ich überall auf der Welt erleben dürfen und das nimmt mir persönlich die Angst vor dem Reisen.

Im Busbahnhof wimmelt es von Menschen mit Gepäck. Überall sitzen Reisende an den Seiten in der Halle. Es gibt viele Türen, Schalter und Gänge. Zunächst stehe ich in der falschen Schlange.

Da ich kontaktfreudig bin und die Menschen hier sehr aufgeschlossen und hilfsbereit sind, finde ich kurz darauf den richtigen Raum. Ich zeige einer Mitarbeiterin mein iPad. Ja, das reiche aus. Nein, ein Ticket bekomme ich heute noch nicht. Wir sollten einfach morgen um sieben hier sein. Das dürfte kein Problem sein.

Mittagessen unterwegs Wir ziehen weiter Richtung Altstadt, die noch gut eine Stunde zu Fuß entfernt liegt. Auf dem Weg wollen wir etwas essen, nur wo? Viele Lokale sehen alt und wenig einladend aus, insbesondere die Buden am Straßenrand. Wir gehen ineine Pizzeria und haben das Gefühl in einen Kühlschrank zu laufen. Hier können wir nicht bleiben, sonst sind wir morgen krank!

Schließlich finden wir ein Ecklokal mit Kaffeemaschine. Wir wollen erst mal etwas trinken. Die Bedienung fragt, ob wir auch etwas essen wollen. Ja, gern! Wir können zwischen Huhn und Schwein wählen. Manfred nimmt das Schwein, ich das Hühnchen. Wir sitzen draußen auf der Terrasse. Im Inneren des Lokals ist irgendwie nichts. Es gibt eine große Theke, hinter der nichts zu sehen ist. In einem riesigen Raum stehen nur drei Tische mit Stühlen. Das mutet komisch an. Draußen hingegen sind die meisten Tische belegt. Das Essen schmeckt gut, wird mit Reis und Salat serviert. Im Anschluss trinken wir noch einen Mocca.

Bevor wir starten gehe ich noch einmal auf die Toilette und bin etwas geschockt von der Armut, die mir entgegenschlägt. Die Toilettenschüssel ist alt, ohne Brille und Deckel. Ein Waschbecken gibt es nicht, sondern nur einen Eimer und einen Wasserhahn in Kniehöhe. Auch der Raum ist arg renovierungsbedürftig; abzuschließen ist er nicht.

Als ich wieder zum Tisch komme, trifft sich mein Blick mit dem der Bedienung. Ihr Blick fragt mich, was ich denke. Ich lächele sie an und ihr verschämter Blick wandelt sich ebenfalls zu einem Lächeln.

Wir schlendern weiter. Aus einer kleinen Eckbar mit lauter Fenstern zur Straße hin dröhnt laute kubanische Musik. Ich schaue hinein und werde sogleich gebeten reinzukommen und mit zu tanzen. Würde Manfred lieber tanzen, wäre ich sicher gern für ein oder zwei Lieder dabei gewesen. So aber winke ich ab und erfreue mich an der guten Laune der Menschen und der Lebensfreude, die von diesem Winkel der Erde ausstrahlt. Musik und Tanz sind auch für mich Ausdruck von purer Lebensfreude.

Nach einiger Zeit laufen wir unter einer Art Laubengängen. Häuser, Gehwege und auch die Hauseingänge sind meist in einem katastrophalen Zustand. Einige renovierte Häuser fallen richtig ins Auge. Bei 30 Grad und Sonnenschein hat das alles einen besonderen Charme. Ich möchte nicht wissen, wie das Straßenbild an einem klassischen November Nieselregentag bei 5 Grad wirken würde. Wahrscheinlich könnte sich dem morbiden Charme auf Dauer niemand entziehen.

Wir entdecken einen Laden, wo man ein Ticket für das Internet kaufen kann. Ich stelle mich in eine lange Schlange. Den Zutritt regelt ein Mann in Uniform. Als sich nach fünf Minuten noch nichts getan hat, gibt mir der Mann vor mir in der Schlange den Tipp, besser am nächsten Tag wieder zu kommen. Heute, einen Tag nach Weihnachten und zudem in den Ferien, da wären zu viele Menschen unterwegs. Das ist bei uns ja nicht anders. Da ich Manfreds nicht vorhandene Geduld nicht überstrapazieren möchte, entschließe ich mich fürs Weitergehen. Er sagt zwar, ich könnte ruhig noch weiter anstehen, aber an seiner Körperspannung ist der Fluchtinstinkt deutlich ablesbar.

Wo bekomme ich was? Wir haben Durst. In diversen Läden halte ich Ausschau nach einem Wasser. Fehlanzeige. In einigen Läden gibt es nur sehr wenige Produkte, davon aber umso mehr. Wenn man etwas benötigt, muss man sich offensichtlich gut auskennen, was wo zu bekommen ist. Mal eben in den Supermarkt gehen und einfach alles in den Einkaufswagen legen, das funktioniert hier nicht.