Mein lieber Eduard - Friedemann Steiger - E-Book

Mein lieber Eduard E-Book

Friedemann Steiger

0,0

Beschreibung

Christian Friedrich Steiger, geb. 1780 in Windehausen, ein evangelischer Pfarrer, schrieb diese Briefe im hohen Alter an seinen Lieblingssohn Eduard, geb. 1815, der ein Landwirt war und seine große Familie gerade so durchbringen konnte. Dessen einziger Sohn war Max Steiger, mein Großvater, den ich nie kennenlernte, weil er einige Zeit vor meiner Geburt bei einem Autounfall starb. Er, wurde uns durch unsern Vater Herbert Steiger berichtet, erzählte immer, er habe sieben Schwestern gehabt und jede hatte einen Bruder; wie viele waren das? In diesem Band werden Geschichten und Lebensumstände aus alter Zeit erzählt. Wir lesen von harten Lebensbedingungen, Streit, Krankheiten, Kriegen und Verbrechen und trotzdem auch von dem Glück, auf dieser Erde zu sein. Eine große und tiefe, ganz normale Gläubigkeit, durchziehen diese Briefe; vor allem aber Dankbarkeit. Dem können wir uns gut anschließen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 355

Veröffentlichungsjahr: 2016

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Friedrich Steiger

Friedemann Steiger

MEIN LIEBER EDUARD

Die Briefe des Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn (1859 bis 1868)

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Vorwort

Es scheint so etwas wie eine innere Vereinbarung oder positive Linie in unserer Steiger-Familie zu geben. Davon erzählen auch die Briefe, die Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn Eduard in den letzten Jahren seines Lebens geschrieben hat. Ich möchte das so benennen:

(1) Freude am Leben. Wir leben alle gerne. Wir haben unseren Platz im Leben gefunden. Wir gingen oder gehen gerne zur Arbeit oder suchen uns im Ruhestand eine sinnvolle und ausfüllende Tätigkeit.

(2) Die Freude am Leben drückt sich auch in Dankbarkeit und Zufriedenheit aus. Wir reden nicht so viel von Gott. Aber die tägliche eine Sekunde der Dankbarkeit hat ein Ziel und eine Richtung. Das ist eine Grundhaltung mit vielen Akzenten, Schattierungen und Ausdeutungen.

(3) Da ist also die Freude an unserem evangelischen Glauben. Wie oft kommt in den Briefen von Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn der Hinweis auf oder die Bitte an Gott vor. Anlässe gab es genug: Krankheiten bei Mensch und Tier, Kriege im Großen und Kleinen, Streitigkeiten in der Dorfgemeinschaft oder sogar in der weiteren Verwandtschaft.

(4) Da ist, und das ist besonders zu betonen, die Freude an der Familie. Das Pfarrhaus in Windehausen war ein offenes gastliches Haus. Es muss viele Räume gehabt haben und viele Betten. Dauernd ist jemand zu Besuch. Die Schwiegertochter Emma I, die Frau vom Sohn Carl, der ja sein Nachfolger im Pfarramt war und die Christian Friedrich Steiger nicht besonders mochte, von Ausnahmen abgesehen, weiß oft nicht, wie sie alle satt bekommen soll. Außerdem ist sie dauernd krank.

(5) Eine besondere Freude ist aber die „Johannesloge zur gekrönten Unschuld“ in Nordhausen. Steiger I hat, so wurde immer von meinem Vater erzählt, mit begründet. Heute ist das Gebäude das Nordhäuser Theater. Die Verbindung zu den Brüdern war tief und innig. Es fanden Rituale, Vorträge und Feste statt. Es gehörte in Nordhausen auch zum guten Ton, dort Mitglied zu sein. Steiger I bis III gehörten dazu und zwar mit innerer Leidenschaft. In der Loge ging und geht es um Nächstenliebe, Menschlichkeit, Konsensbereitschaft und Toleranz.

(6) Weiter wäre die Freude an gesellschaftlicher Tätigkeit zu nennen. Es interessiert sehr und nicht nur weil man den Nordhäuser Kurier ganz selbstverständlich liest, wie sich die Politik entwickelt. Preußen, Napoleon, der vierte französische Krieg, Hannover, die vielen kleinen Fürstentümer in Thüringen, die ersten demokratischen Wahlen, der König, Bismarck. Manchmal geht es bei den Wahlen auch recht großzügig vor. Das Fürstentum Stolberg-Roßla hatte auch eine eigene Gerichtsbarkeit und vor allem das älteste lutherische Konsistorium der Welt. (Siehe auch Kurzdarstellung des Fürstentums im Anhang).

(7) Vor allem aber wäre als gemeinschaftliche Linie der großen Steiger-Familie die Freude an der Natur zu nennen. Christian Friedrich Steiger hat ja mit der Veredlung und Aufzucht von Kirschen und Pflaumen in der Goldenen Aue begonnen und eine richtige Baumschule eingerichtet, die sein Sohn am Ort auch weiterführte. Er kaufte einen Teich, legte ihn trocken, ließ ihn mit guter Erde auffüllen und begann zu züchten; die Anregung und die Reiser holte er sich aus einer Baumschule in Ballenstedt. Er veredelte, hatte Misserfolge, aber bald auch Erfolge und so konnte er die Obstbäume an die Bauern in der Umgebung verkaufen. Man bedenke, es gab damals noch keine Rente und kein Gehalt. Der Pfarrer hatte das sogenannte Pfarrland, das hatte er zu nutzen, zu verpachten oder bearbeiten zu lassen. Davon musste er leben. (Ich kann mir an dieser Stelle nicht den Hinweis auf die heutigen Versorgungsverhältnisse der Pfarrer verkneifen, die man als gesichert bezeichnen kann; noch! Aber an Dankbarkeit für die Lebensgrundsicherung scheint es der jungen Generation oft zu fehlen; „ich bekomme meine Geld doch auch so“, sagte neulich ein junger Kollege, als man ihm vorwarf, nicht genug in der Kirchgemeinde zu tun).

(8) Weiter wäre die Freude am Menschen zu nennen. Die Briefe an den Sohn Eduard sind voll täglicher Geschichten, mit ihren Leiden und guten Tagen, ihrem Versagen, ihrem Egoismus, ihrer Hartherzigkeit und der kleinen und großen Freuden, die es zu leben galt. Manchmal geht es auch um Geld, das heißt, eigentlich ziemlich oft, um nicht zu sagen, fast immer. Christian Friedrich Steiger fühlte sich auch finanziell für die ganze Familie verantwortlich, besonders für seine Kinder und Enkel und da besonders für seine Töchter, die unterschiedlich einheirateten und teilweise schlecht versorgt waren. Es gab auch Missgunst, Neid, Ungerechtigkeit; das alles versuchte er auszuschalten oder in die Schranken zu weisen. Aber immer wieder erzählt er davon.

(9) Freude am Leben drückte sich aber auch, und darauf ist besonderes Augenmerk zu richten, in der Freude am Essen und Trinken aus. Wie wichtig waren die Schlachtfeste hier und bei Eduard. Die kleinen harten Würste, die er von seinem Sohn Eduard geradezu erbettelt, und die Geschenke von Wein und Gartenprodukten; Bier und Wein wurde getrunken, sogar ziemlich viel; der „köstliche“ Champagner wird oft erwähnt. Wenn Besuch kam, wurde eine Keule geholt, gebraten oder gesotten. Die „köstlichen“ Linsen von Eduard haben eine große Bedeutung. Von den Logenfesten wird ausführlich berichtet und erzählt, was es zu essen gab und woher die Speisen und Früchte kamen. Übrigens: Die Vokabel „köstlich“ ist die am meisten gebrauchte. Sie hat etwas von dem Psalm, wo es heißt: „Wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen!“ Es war hier alles „köstlich“.

(10) Man bedenke, Christian Friedrich Steiger war bis weit über sein zu sein 80. Lebensjahr hinaus, er ging 1866 in den Ruhestand, mit 86 Jahren, als evangelischer Pfarrer tätig. Seine Briefe an seinen Sohn Eduard sind hauptsächlich in den letzten Jahren seines Lebens entstanden. Er war alt, krank, manchmal auch etwas unzufrieden; er wohnte ja mit seinem Sohn Carl, also seinem Nachfolger, in demselben Haus, was sicher seine Schwierigkeiten hatte. Er fühlte sich auch manchmal sehr einsam. Darum erzählt er seinem Sohn Eduard, der als Landwirt immer nur gepachtet hatte, seine Geschichten. Besonders aber interessiert ihn, wie sein Sohn Eduard mit der Landwirtschaft und den damit verbundenen Schwierigkeiten und mit dem Wetter zurechtkam, welche Produkte für den Boden in der Goldenen Aue besonders für den Anbau geeignet waren und vor allem, welche Preise für Gerste, Roggen, Hafer und Weizen zu erzielen waren und besonders, was mit der Schafwolle zu verdienen war; die Wollpreise im Nordhäuser Kurier interessierten ihn besonders und er merkte sich auch, was die Wolle im Jahr zuvor eingebracht hatte.

(11) Und doch durchzieht eine Grundfreude sein Leben. Ich glaube die auch bei manchen nachfolgenden Familienmitgliedern zu entdecken. Jeder mag sich da selbst einordnen. Die meisten von uns haben Eduards einzigen Sohn Max (das war der neben sieben Schwestern) zum Vorfahren. So ist es auch interessant Einzelheiten über diesen heranwachsenden Jungen Max zu erfahren, die wir bisher nicht kannten.

Eduard Steiger

geb. 26.3.1815 in Windehausen

gest. 2.10.1901 in Friedrichroda

Sohn von Chr. Friedrich Steiger, Landwirt

Eduard Steiger mit Gattin Auguste, geb. Kleemann, geb. 18.12.1823

Die Kinder: Marie, geb. 13.7.1857

Luise, geb. 19.12.1858

Max, geb. 12.2.1860

Rosa, geb. 21.12.1861

Clara, geb. 21.12.1861

Elwine (Ella), geb. 18.3.1863

Sophie, geb. 5.8.1865

Auguste, geb. 13.3.1867 (noch nicht geboren)

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Hinführung

Die Briefe des Christian Friedrich Steiger vom 20. 12. 1859 – 7. 11.1868 an seinen Sohn Eduard.

Wenn doch Eduard endlich eine gute Stelle als Landwirt finden würde! (20. Dezember 1859).

Der Konfirmanden-Unterricht wird ihm sauer. Da war er schon über 80 Jahre alt. (28. Januar 1860).

Der Husten geht zurück. So konnte er die Logenkonferenz leiten. (21. November 1861).

(2. Januar 1862) Es war sicher ein vergnüglicher und glücklicher Tauf -Tag. (30. Januar 1862).

Biete alles auf, um Deinem Nachwuchs die Last zu erleichtern. (05. Februar 1862).

Wieder eine Taufe bei Eduard. Zuletzt 7 Töchter und der Sohn Max. (12. Februar 1862).

Enkel Max ist ein starker Junge. Bahnstrecke Halle-Nordhausen. (11. November 1862).

Gustav hat einen starken Jagdtrieb. Er verliebt sich in jede Schürze. (5. Mai 1863) Freude: Blick in Deinen Familienkreis und in Deine Wirtschaft. (12. Mai 1863).

Möge der große Weltenmeister Deine Glückwünsche erfüllen. (05. Januar 1866).

Gott erhalte unser behütetes Glück. Die Preußen überschritten die bayrische Grenze, ohne einen Feind gesehen zu haben. (25. Januar 1866).

Sie, die Dicke, Emma I, liegt schon seit vier Wochen auf dem Sofa. Du, Eduard, bist der einzige, mit dem ich mich unterhalten kann. (24. März 1866).

Der Vater erzählt von Eduards Geburt. (10. April 1866).

Emma I ist auf dem Wege der Besserung; sie humpelt vom Sofa. (3. Mai 1866).

Carl Junior ist eingezogen worden. Julie bekommt kein Geld. Auf dem Markt in Erfurt wurde den Marktfrauen ihre Butter ins Gesicht geschmiert und die Eier auf den Kopf gehauen. Zu teuer. (28. Mai 1866).

Was für Schreckenszeiten! Kein Brief von Carl. (15. Juni 1866).

Carl ist wieder da! Er schreibt aus dem Lazarett. Gott gebe, dass unsere Menschen wieder siegen. Gute Nacht Österreich! (22. Juli 1866).

Es gab einen fruchtbaren Regen. Carl Junior geht es gut. Freundin. Hoffentlich ein Deutschland! Strafgericht über Österreich. (08. August 1866).

Ich bleibe in meiner Einsamkeit. Kein Besuch bei Eduard. (20. August 1866).

Morgen früh muss ich nach Erfurt reisen. (05. Sep1866).

Carlchen ist gesund zurückgekommen. Er weiß viel zu erzählen. Gustav schreibt aus Amerika. Auch dort gibt es die Cholera! Gott behüte uns in Deutschland vor der Revolution! (07. September 1866).

Einweihung der Bahn. Viele Bekannte. Große Zeremonie in Nordhausen für die Krieger. (22. Oktober 1866).

Trank zwei oder drei Gläser Rotwein gegen meine Schwäche. Du sollst Deinen Kindern von Martin Luther erzählen; ein Martinslicht. Ein Großfeuer in Heringen. (07. November 1866)

Hochwasser; von Windehausen bis Heringen sind nur die Köpfe der Weiden zu sehen. Quälender rheumatischer Schmerz; das linke Bein ist geschwollen. Anbei das Backwerk für die Kinder zum Weihnachtsfest. (18. Dezember 1866).

Danke für die köstlichen Wecken. Beim Auspacken meiner Geschenke hätte ich dabei sein mögen. Gern hätte ich das Redetalent Max gehört. Gustav ist dagegen ein Luftikus. Er lernte nicht, mit Geld umzugehen. Der Militär ist abgereist. (07. Januar 1867).

Danke für die Geburtstagsgrüße zu meinem 88. Geburtstag. Carl passt zum Bankerberuf. (08. Januar 1867).

Freude über die Briefchen der Kinder; große Fortschritte. Mein linker Fuß ist lädiert. Zinksalbe. Sie liegt schon 14 Tage auf dem Sofa. (28. Januar 1867).

Danke Deiner Frau für den köstlichen Kuchen. In Ilfeld wurde die Schule vorübergehend aufgelöst. (15. Februar 1867).

Hausfreude. Kalbskeule. Husten raubte mir den Schlaf. Die Pflaumen fangen an zu wachsen. Kirchen- Schulvisitation. (25. Februar 1867).

Das Frühjahr rückt voran. Die ganze Natur ist in Bewegung. Gut, dass Du Dich nicht an der Zuckerfabrik beteiligt hast. Du hast einen fetten Ochsen verkauft. Auch der Schweinestall hat etwas eingebracht. Gott bewahre uns vor der Rinderpest! (06. März 1867).

Ich bin krank und werde gut gepflegt von Carl und Auguste. (20. März 1867).

Glückwünsche für Eduard und seine Familie. Er bittet um eine von den guten Knackwürsten. Die Rübenfahrten beendet. Auch geht in den Schafställen alles gut. (28. März 1867).

Die Flaschen sind angekommen. Trinke ich lieber Lagerbier. Ein Pascha, S i e, schläft auf dem Sofa. (10.u.16. April 1867)

Ein Missverständnis. Gute Ernte und guter Fruchtzins. Die Rechnung für den Champagner. Runkeln, Kartoffeln und Grün-Kohl in der Erde. Das Gewächshaus will einfallen. (14. Mai 1867)

Es ist mir ein Herzensbedürfnis, mich mit Dir zu unterhalten. Der Krieg ist durch die Londoner Konferenz beseitigt. Preußens Macht und Größe wird bleiben. Neue Gefahr: Die Rinderpest. Gustav ist für die Loge nicht geeignet. (17. Mai 1867).

Mein Sohn Carl ist in der Baumschule. Er ist sehr fleißig. (28. Mai 1867).

Das Ragout hatte negative Folgen; viertägiges Fasten. Allerlei Krankheiten. Rinderpest. Pocken; impfen; die schwarzen Pocken waren bei einigen tödlich. In Ilfeld wird ein Regierungsbeamter in der Klosterschule ausgelacht. (17. Juni 1867).

Meine Debitoren (Schuldner) sind sehr nachlässig. Die Bäume in der Baumschule hängen voll. Kein Regen. Futternot. Die Schule in Ilfeld wird geschlossen, vorläufig. Carl hat über die Geschichte des Ordens (.O.) referiert. (16.07.1867)

Am Wahltag. Die Liberalen, die Sozialdemokraten und die Umsturzmänner. Dein Bruder hat eine Wahlveranstaltung gehalten. Wahlbetrug durch den Kantor und seine Freunde. (24. Juli 1867).

Ich wünsche mich nachts ungequält zu lassen. Am 25. war eine festliche Zusammenkunft. 170 Personen. Abends der Garten illuminiert. Eine Pfeife mit Appetit geraucht. (28. Juli 1867).

Eine gute Weizenernte; ich bin bei Gott froh darüber; ich danke, dass er Dich vor Hagel geschützt hat. Der Kantor Jacobi führt frivole und schmutzige Reden. (12. August 1867).

Beinahe wären wir alle verbrannt. Der Knecht, die Laterne. Wie steht es bei Dir mit den Linsen? Sie liegt nur auf dem Sofa. Die Kakteensammlung. Ich trinke Lagerbier und abends Rotwein; so kann ich schlafen. (27. August 1867).

Herr von Biela ist ein steinreicher Mann; er gehört zu denen, die noch im Schlaf reich werden. Den Esel für Max hat er sich auch gut bezahlen lassen. Dein Bruder verpachtete die Pflaumenländerei. (06. September 1867).

Die Kakteen, wie sollen sie transportiert werden? (12. September 1867).

Die herrlichen Linsen; wie hast Du das gemacht? Der Halunke Jacobi schießt auf dem Friedhof herum. Er wird in Stolberg angezeigt. (14. September 1867).

Kluges Arrangement die Kakteen betreffend. Große Freude hat mir Max mit seinem Brief gemacht. Er weiß seine Gedanken wacker auszudrücken. Von den Linsen aßen wir schon. Verhältnis im Haus ist sehr gesondert; überall Misstrauen. Möge Dir das Superphosphat reichlich Zinsen tragen. Der Weizen scheint im Preis nicht zu sinken. Der reiche Förstermann ist zum Bettelmann geworden. (19. September 1867)

Die Kakteen werden transportiert. Herzlichen Dank für die köstlichen Linsen und die Weintrauben. (23. September 1867).

Ich bin einsam und verlassen ohne meine Sophie. Wir hatten jede Freude gemeinsam genossen, jedes Leid gemeinsam ertragen. Ich habe den Tod täglich im Geist. Ein guter Freund ist gestorben; zehn Jahre jünger als ich. (05. Oktober 1867).

Du freust Dich auf den Andreastag; ich mich auch. Beim Martinsabend möchte ich Mäuschen sein. (06. November 1867).

Dank für Deinen heiteren Humor. Beilage A: Verzeichnis des toten und lebenden Inventars bei der Pfarramtsübergabe. Beilage B: Genehmigung des Konsistoriums in Stolberg. Beilage C: Interessenberechnung mit Erlass, handschriftlich.. Weitere Berechnungen. Streit um Bohnen. Misstrauen. (10. November 1867).

Große Freude über Deinen Brief und den Besuch, du hattest einen großen Empfang zu Hause. Deine Goldhähnchen erfreuten mich zwei Tage. Den Hasen gibt es am Sonntag. (21. Dezember 1867).

Dein Projekt die Sächsische Schweiz betreffend. Mühlhausen hatte 50-jähriges Stiftungsfest. Du hast bei Tisch Ernstes und Spaßhaftes vorgetragen. Gustav hat geschrieben. Es geht ihm gut. Zu Weihnachten will er 300 Meilen weiterreisen. (28. Dezember 1867).

Glückwunsch zum Jahreswechsel. Wir wünschen Gesundheit und gutes Gewerbe. Zwölf Slowaken handeln mit Mastkälbern. Jetzt haben sie Typhus und sind im Spital. Danke für den Champagner. Guter Rübenmarkt? Opium durch Dr. Noth. (07. Januar 1868).

Danke für die Glückwünsche zum 88.Geburtstag. Sie schenkte mir eine Pfeife. Kuchen, Wein von Freunden. Danke noch einmal für das Bild von Deiner Familie. Brief von Gustav aus Amerika; ich weinte; es geht ihm gut. Eine Hochzeit steht an. (12. Januar 1868).

Dein letzter Brief brachte große Freude, Trost und Beruhigung. Du hast Aussicht auf eine gute Ernte. Gustav bekommt täglich einen Dollar und macht Bekanntschaft mit einem jungen Mädchen. Von der Hochzeit hier habe ich von allen Delikatessen etwas erhalten. Dein Bruder gab mir seine ausgezeichnete Johannes-Arbeit. (22. Januar 1868).

Der Raum zwischen uns ist groß. Ist Gustav doch der „Verlorene Sohn“? Sie beklagt sich, dass sie nicht weiß, was sie kochen soll. Meine große Schwäche; höchstens zweimal am Tag stehe ich aus dem Lehnstuhl auf. Es ist kein Geld unter den Menschen. Fehsemeyer ist Kataster-Kontrolleur in Ziegenrück geworden. Ich esse nur Suppe. (01. Februar 1868).

Danke für die Schlachte-Schüssel! Es war aber zu viel, ich musste es verteilen. Das Geld lege ich für Dich bei Bach an. Ich bin altersschwach. Eine Qual ist das Asthma. Anbei das Nürnberger Kistchen mit Näschereien für Alt und Jung. Das Buch: „Der Krieg von 1866“ kannst Du behalten. (07. Februar 1868).

Täglich beschäftige ich mich mit Deinen Kindern; hoffentlich ist die kleine Sophie außer Gefahr. Meine Krankheiten sind keine Einbildung, wie Dein Bruder meint. Der böse Husten ist keine Einbildung. Der arme Müller hat nur Pech. Ihr kann es niemand Recht machen. Ich bettele um eine Knackwurst, wie neulich. (5. März 1868).

Große Not in Erfurt, Nordhausen und Heringen. Trotzdem ein Gartenfest in Nordhausen (Loge nehme ich an). Emma I ist nun aus dem Bett; wie lange? Dein Familienbild liegt die ganze Zeit vor mir. Große Freude! Dank! Ausgezeichnete Rübenernte in Aussicht. Auch im Schafstall geht alles ausgezeichnet. Der Jahre alte Louis Hartleb und Kantor Jacobi. Er bringt etwas in Bewegung; ein furchtbares Gerücht liegt über Windehausen. (02. April 1868).

Das Diner vom Mittwoch. Die Spitzen der Stadt, der Landrat, die vielen Brüder und das ganze Offizierscorps. 30 Personen waren dazu geladen. Das Familienfoto hat einen besonderen Platz bekommen; ich sehe es beim Erwachen. Dr. Noth ist gestorben. Er war ein guter Freund. Einige Stunden vorher war seine Frau mit einem kleinen Mädchen niedergekommen. Typhus. Aus! Fünf Kinder, drei Knaben, zwei Mädchen, bleiben zurück. Möge Gott seiner Frau Kraft geben. (28. April 1868).

Kostbarer Regen nach einem schrecklichen Gewitter. In Braunschweig wurde ein Schäfer mit 12 Schafen erschlagen. Hochzeitsvorbereitungen. Sie entscheidet. Am 9. Juni soll die Trauung sein. Der Richter in Heringen sagt, so ein intriganter Mensch wie Jacobi sei ihm noch nie vorgekommen. (20. Mai 1868).

Die Früchte stehen in Windehausen und in der Goldenen Aue ausgezeichnet. Wir hatten einige Male durchdringenden Regen. Ich habe mir mit Kirschen den Magen verdorben. Fasttag! Ein Wochenblatt aus New York. Gott möge Gustav führen und leiten. Schule in Windehausen von Göhrmann übernommen; ein alter Mann! (20. Juli 1868).

Das Schreiben an Dich ist meine einzige Freude. Gustav schrieb einen langen Brief. Er freut sich, dass ich ihm verziehen habe. Er verdient jetzt 10 Dollar die Woche. Er beschreibt die Gegend, in der er lebt und arbeitet. Schöner sei es aber in Windehausen. Sehnsucht. Das Schützenfest in Wien nimmt seinen üblichen Gang. Schöner ist das Sängerfest in Nordhausen; Nachmittags ein „Gesinge“. (05. und 24. August 1868).

Eduards Kurzbericht über seine Dresden-und Basteireise weckt eigene Erinnerungen. Außerdem war Eduard in Prag, was ihn noch mehr beeindruckte, besonders der Gesang eines Kastraten beim Kirchenkonzert. Warum warst du nicht im Judenviertel? Starke Hitze in Windehausen. Ein Mann wird erschlagen in der Pflaumenanlage. (07. September 1868).

Freude über Trauben und Pfirsiche. Gratulation zu Deines Bruders Geburtstag; Wünsche möchten in Erfüllung gehen. Das geschah augenblicklich. Zuerst kam ein Brief von Berlin; Carl könne bei der Bank angestellt werden. Dann: Vehsemeyer ist fest angestellt als Kataster-Kontrolleur. Zuletzt: Ein Schulze aus der Gegend von Langenhagen bittet um viele Bäume aus der Baumschule. So sind meine drei Wünsche in Erfüllung gegangen. Bei der Loge in Nordhausen war wieder eine Gesellschaft mit 100 Personen, eine wunderbare Feier. Einige bieten Carl das „Du“ an. Jacobi bekommt fünf Jahre Zuchthaus. Der Wärter sagte, er hätte fünfzehn Jahre bekommen sollen. (07. November 1868).

Nachtrag 1:Die politische Situation in Deutschland (1859-1867)

Nachtrag 2:Die Johannesloge zur gekrönten Unschuld in Nordhausen

Nachtrag 3:Das älteste lutherische Konsistorium der Welt: Stolberg-Roßla

Nachtrag 4:Etwas zur Übersetzung der Vorsütterlin-Schrift

Nachtrag 5:Die Steigerpfarrer in Schlotheim

Nachtrag 6:Kladderadatsch

Nachtrag 7:Einige Briefe im Original:

Brief vom 20. Dezember 1859

Brief vom 28. Januar 1860

Brief vom 24. November 1861

Brief vom 30. Januar 1862

Brief vom 20. Mai 1868

Brief vom 20. Juli 1868

Brief vom 7. September 1868

Brief vom 7. November 1868

Max Steiger, einziger Sohn von Eduard,

geb. 12.2.1860, gest. 12.3.1933

verheiratet mit Susanne, geb. Stegemann

geb. 12.4.1868, gest. 16.9.1931

Hinführung

Der Familie Steiger ältester nachweisbarer Vorfahre ist am 21. 8. 1698 in Erbenheim bei Wiesbaden geboren. Sein Vater war wohl ein Sauhirt gewesen. Näheres darüber ist in „Fröhlich unterwegs“ von unserem Vater Herbert Steiger aufgeschrieben und von mir herausgegeben und kommentiert. Dieser Martin oder Merten Steiger starb als Pastor in Schönstedt bei Langensalza am 23. 5. 1762. Ich bringe aber hier noch einmal die damals gemachten Forschungen und Ergebnisse, um die Briefe von Christian Friedrich Steiger, geboren am 1. 6. 1780 und verstorben am 24. 2. 1869, an seinen Sohn Eduard Steiger, geboren am 26. 3. 1815 und verstorben am 4. 1. 1870, in einen guten Zusammenhang zu stellen und um die manchmal schwierig zu lesenden Briefstellen damit etwas genauer zu untermalen. Es kommen ohnehin in den Briefen Namen und Zusammenhänge vor, die wir heute kaum mehr zu deuten wissen. Besonders schwierig sind die Abkürzungen, Namen, Zusammenhänge und Verwandtschaftsbeziehungen zu verstehen. So musste manches offenbleiben und der Fantasie des Lesers überlassen. Auch die Namen der Obstsorten, die Christian Friedrich Steiger II und seine Söhne Eduard und Carl veredelten und vertrieben, konnte ich ebenso wenig ermitteln, wie die von Getreide-, Raps- und Kartoffelsorten.

Aber der Reihe nach:

Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang also der am 7. 2. 1734 in Schönstedt geborene Christian Friedrich Steiger (genannt Steiger I). Er heiratete am 5. 6. 1774 in Harzgerode die Johanne Sophie Charlotte Rudolph. Sie war am 10. 8. 1752 in Neudorf bei Harzgerode geboren worden und starb am 31. 1. 1786 in Windehausen an der Schwindsucht. Der Christian Friedrich Steiger heiratete übrigens am 24. 10. 1787 noch einmal und zwar die Jungfrau Marie Sophie Wölfert aus Sondershausen. Von einem Erich Kneffel, dem Vereinsführer des Genealogischen Vereins Nordhausen hatte Herbert Steiger folgende Zuschrift erhalten:

Magister Friedrich Steiger aus Schönstedt in Thüringen war erst Hofdiakonus in Rossla und kam 1772 als Pastor nach Windehausen. Im Besitze einer ausgesuchten Bibliothek studierte er fort bis an sein Ende. Seine Nebenstunden widmete er der Pflege seltener Gewächse und einigen Handarbeiten. Er pappte zum Beispiel vortrefflich und hat den salomonischen Tempel nach dem Lundius verfertigt. Bei der denkwürdigen Räuberei im Oktober 1806 wurde er von französischen Plünderern so misshandelt, dass er daran starb. Das war am 26. 10. 1806. Von seinem Magisterium hatten bei seinen Lebzeiten nur seine Söhne und einige vertraute Freunde Kenntnis.

Im Kirchenbuch von Windehausen ist zu lesen:

„Nach der Schlacht bei Jena flüchtete ein Teil der preußischen Armee in der größten Unordnung über Nordhausen nach Magdeburg. Ein 80 000 Mann starkes Korps verfolgte die Preußen und lieferte bei Nordhausen eine kleine Affäre. Des Nachts schlugen die Franzosen ein Biwak, wobei ein großer Teil die Erlaubnis erhielt, sowohl in Nordhausen als auch in den umliegenden Dörfern zu plündern. Auch unseren Ort traf das traurige Geschick. Am 19. 10. früh gegen zehn Uhr kamen die ersten sieben Franzosen vor unser Dorf. Sie verlangten, weil ein großer Teil der hiesigen Bewohner auf der Mühlbrücke war, weiter nichts als Schnaps. Der wurde ihnen in der Schenke gereicht. Als diese Gäste abgefertigt waren, kam ein anderer Trupp und verlangte 90 Dukaten. Ehe aber mit diesen unterhandelt werden konnte, kamen noch mehrere, fielen in die Häuser ein, zerschlugen Kisten und Kasten und nahmen besonders Hemden und Tücher mit.

Besonders hart traf dies Schicksal den Prediger, denn als sie Geld verlangten und nur wenig erhielten, zerschlugen sie alles und nahmen mit, so viel sie konnten. Auf diesen Sturm stellte sich eine Ruhe von wenigen Stunden ein. Bald aber kamen neue Gäste ins Pfarrhaus. Ruhig stellten sie ihre Gewehre in die Ecke und ließen sich den unter dem Rübenhaufen versteckten, aber doch gefundenen Wein wohl schmecken und tranken mir fleißig zu. Die Bauern, denen dieser Besuch zu lange dauerte und die doch kein Geräusch hörten, hatten sich vor der Tür versammelt. Aber die Franzosen fürchteten einen Überfall und ergriffen ihre Gewehre und schossen auf die sich auf meinen Wink schnell verteilenden Leute, trafen aber niemand, obgleich auf diese Art in der Umgebung mehrere Leute getötet worden sind. Der eine gab mir zur Antwort, dass er uns um meinetwillen, indem er meinen Gleichmut bewunderte und mich auf den Augenblick lieb gewonnen hatte, nicht habe treffen wollen. Doch nahmen diese drei einen ganzen Wagen voll Sachen und Lebensmitteln mit.

Nun glaubten wir das Unglück beendet. Allein am Abend war das Unglück stärker als zuvor. An die sechzig Franzosen fielen in unser Haus. Da sie nichts mehr fanden, verlangten sie Geld. Da wir ihnen das nicht geben konnten, vergriffen sie sich an meinem Vater, dem Prediger allhier und stießen ihn in eine Schrankecke. Da ich dies Unglück so lange als möglich zu verhindern suchte, warfen sie mich zum wiederholten Male zur Tür hinaus. Endlich, da der eine ganz besoffene Franzose nichts erpressen konnte, schleppte er mich in die Stube, verschloss die Türe und zog den Hahn seines Gewehres.

Als diese Drohung nichts helfen wollte, zog er sein Seitengewehr und hätte mir, wenn ich nicht ganz gegen meine Gewohnheit den Hut auf dem Kopf getragen hätte, den Kopf zerspalten. So ging es mit einer starken Wunde am Kopf ab. Mehrmals trug ich meinen 73-jährigen kranken Vater bis an die Haustür, aber die vor der Tür stehende Wache stieß uns immer wieder zurück. Endlich gelang es mir, ihn durch und in die Kirche zu bringen. Es war zehn Uhr abends. Nun schlich ich mich ins Haus zurück und holte Betten. Als ich so meinen Vater in Sicherheit und vor Kälte geschützt wusste, suchte ich meine Stiefmutter, welche die Unmenschen sehr misshandelt und an den Haaren herausgezogen hatten. Über eine Stunde hatte ich gesucht, bis ich sie endlich im Garten auf einer Bank ganz ohnmächtig fand. Ich brachte sie mit Hilfe des Nachbars Christof Andreas Heise ebenfalls in die Kirche. Um 12 Uhr nachts ging ich nach Urbach. Unzählige Wachtfeuer und das Brandfeuer in Bielen, hier hatten die Franzosen das adlige Gut angezündet, röteten den Himmel. In Urbach suchte ich einen sicheren Zufluchtsort. Alle waren in größter Bestürzung und konnten mir keine Sicherheit versprechen. Ich traf unseren Knecht und unsere Magd, die hierher geflüchtet waren. Ersteren nahm ich mit und ging auf Umwegen nach Heringen, um daselbst Sicherheit zu suchen. Ich traf eine französische Bedeckung für die Stadt an, die einige Sicherheit hoffen ließen. Ich lief zurück nach Windehausen. Die Pferde wurden angespannt. Die Wagen wurden mit Betten angefüllt und so brachte ich meinen Vater und meine Mutter glücklich nach Heringen.

In diesem Sturme hatten die Franzosen den Bauern vierzehn Pferde abgenommen. Darunter waren zwei Bauern, die ihr ganzes Gespann verloren hatten. Drei Tage verweilten wir in Heringen, beim Rat Oberländer, meinem Schwager. Allein mein Vater fing an, die sehr nachteiligen Folgen der schändlichen französischen Behandlung zu empfinden und wünschte sich in seine Wohnung zurück. Der Sturm war zwar vorüber, aber im Hause trafen wir alles zerstört an. Dieser Anblick erschütterte meinen Vater aufs Neue. Er legte sich ins Bett, um nicht wieder aufzustehen. Neun Tage nach dieser Schreckensnacht endete sein Leben“.

Der erwähnte Schwager Oberländer hatte die Sophie Christiane Steiger geheiratet, also eine Schwester des Christian Friedrich Steiger, von dem die Briefe an seinen Sohn Eduard erhalten sind. Dieser Christian Friedrich Steiger (also Steiger II) hatte auch Geschwister: Ernst Christian Ludwig Steiger, der sich im Herbst 1791 erhängt hatte; Grund unbekannt und Johann Friedrich Wilhelm Steiger, der Prediger in Schlotheim war. Es gab auch eine Schwester von Christian Friedrich Steiger, die am 8.11. 1806 im Alter von 79 Jahren verstarb.

Unser Christian Friedrich Steiger II, der die Briefe an seinen Sohn Eduard in den letzten Jahren seines Lebens, und den oben erwähnten Bericht über seinen Vater mit 26 Jahren schrieb, wurde am 1. 6. 1780 früh 7 Uhr geboren und am 2. Sonntag nach Trinitatis, es war der 4. 6. 1780, getauft. Christian Friedrich Steiger II besuchte die Fürstenschule zu Grimma, danach die Universitäten in Wittenberg und Leipzig. Er wurde von fürstlicher Seite berufen am 21. 4. 1807 in Windehausen der Nachfolger seines Vaters. So steht es in der Kirchenchronik, geschrieben von einem gewissen Leopold, Nordhausen von 1817. Ein Gemeindevorsteher schreibt: „1812 erwarb Pfarrer Steiger von der Gemeinde im Dorfe zwischen Mühle und Schmiede ein Sumpfgebiet. Er ließ in vier Wochen 2000 Fuder Erde aus dem „Kalten Graben“ hineinfahren und die Fläche mit Obstbäumen aus Ballenstedt anpflanzen. Dort errichtete er ein Wohnhaus für seine Erben. Darin wohnte der Lehrer beim Neubau der alten Schule im Jahre 1833. Dieses Haus wurde 1911 durch ein neues ersetzt. Pastor Christian Friedrich Steiger II hat hier 55 Jahre und zwar vom April 1807 bis zum 1. 5. 1862 segensreich amtiert. Im Jahre 1857 wurde in großartigster Weise sein 50-jähriges Amtsjubiläum gefeiert. So viele Festteilnehmer sind wohl aus irgendeinem anderen Anlass vorher und werden wohl jemals nicht wieder hierher kommen. Außer den Mitgliedern des Konsistoriums (Stolberg-Roßla war das älteste lutherische Konsistorium der Welt), den vielen bekannten und befreundeten Amtsbrüdern, waren sämtliche Logenbrüder mit ihren Angehörigen und viel Volks aus den umliegenden Ortschaften hierhergekommen. Der Logenwirt Schneegaß aus Nordhausen hatte ein großes Zelt aufschlagen lassen.

Das Jubiläumsfest dauerte drei Tage. Es wurde jeden Tag auf dem Schulplatz auf zwei Tanzflächen von Jung und Alt getanzt.

Nach seiner Pensionierung lebte er noch einige Jahre. Er war allgemein beliebt und verehrt. Er hatte für alle denkbaren Wirtschaftsinteressen großen Sinn und reiches Wissen und legte eine große Baumschule an. Durch die Einführung und Vertreibung der besten Obstsorten erwarb er sich einen großen Ruf. In der engeren und weiteren Umgebung holten sich die Gemeinden ihre Obstbäume. In unserer Gemeinde regte er an, dass große und ergiebige Obstplantagen angelegt wurden. Er war Mitbegründer des landwirtschaftlichen Vereins der Goldenen Aue in Nordhausen und viele Jahre Logenmeister der Freimaurerloge in Nordhausen. Am 12. 5. 1808 heiratete er Johanna Christiane Sophie Schulze, die am 29. 11. 1776 in Nordhausen geboren war und am 4. 3. 1848 in Windehausen am Nervenschlag verstarb. Sie hinterließ ihren Gatten, drei Töchter, zwei Söhne und zwei Enkel verstorbener Töchter. Soviel wissen wie:

Christiane, die älteste, heiratete den Prediger Karl Friedrich August Müller. Zwei Kinder, Sydonie und Hermine werden genannt. Nach dem frühen Tod der Christiane heiratete Müller am 25. 1. 1834 die Schwester Therese Auguste, die am 21. 3. 1809 in Windehausen geboren ist; er hat mit ihr auch noch Kinder.

Caroline heiratet mit 23 Jahren am 8. 10. 1833 in Windehausen den Doktor und späteren Sanitätsrat Ferdinand Grützmann in Heringen.

Die vierte ist Henriette Sophie Emilie; sie heiratet am 20. 10. 1843 den Kaufmann und Fabrikanten Gustav Schmidt aus Meerane in Sachsen. Sie hatten einen Sohn, den Gustav. Er war das Schmerzenskind der Familie. Er ging nach Amerika und wurde dort auch Kaufmann. Christian Friedrich Steiger, sein Opa, hing sehr an ihm und begleitet ihn lebenslänglich mit seinem Gebet.

Die fünfte Tochter war Julie Emilie. Sie heiratete am 7.2. 1837 den Prediger Theodor Oertel aus Großwelsbach bei Langensalza. Sie haben drei Töchter und einen Sohn. Eine Tochter heißt Ilse, eine Agathe, die einen Forstmeister Gümpel im Elsass heiratete und eine ist Frau Büchner mit fünf Kindern in Erfurt.

Das sechste Kind war Eduard Steiger, an den die Briefe seines Vaters mit den vielen Namen und Verbindungen, gerichtet sind. Er heiratete eine Kleemann. Über die Kleemanns sind wir mit Heinrich Anderten verwandt, geboren 1250 in Davenstede bei Hannover, gestorben 1317, verheiratet mit einer Alhedis. Über die Dompröpste von Zeitz sind wir übrigens mit Martin Luther verwandt. (Darüber auch in „Fröhlich unterwegs“)

Das siebente Kind war Friedrich Carl Steiger. Er wurde Vikar in Klettstedt bei Langensalza. Er heiratete im Alter von fast 27 Jahren am 28. 7. 1840 in Halle eine Anna Emma Knauth, genannt Franz. Sie galt als eine Schwester des berühmten Komponisten Robert Franz. In Windehausen im Kirchenbuch steht nur, dass ihr Vater Spediteur in Halle und die Mutter eine geborene Schultesius gewesen ist. Mein Großvater Max, den ich nie kennengelernt habe und der 1936 bei einem Autounfall bei Friedrichroda umkam, erzählte, nach Aussagen meines Vaters, gerne von seinen Eindrücken im Windehausener Pfarrhaus: „Der Opa, also Christian Friedrich Steiger, hatte alle seine Kinder zum Mittag eingeladen. Nach dem Mittagessen gab es noch einen Kaffee und sie waren fröhlich miteinander. Opa hatte sich inzwischen zurückgezogen, um im Ohrensessel seine geliebte Pfeife zu rauchen. Eines der Kinder sagte nach einer gewissen Zeit, der Opa sehe so merkwürdig aus und nun mussten sie feststellen, er war bereits tot. Er war gestorben im Alter von 88 Jahren, 8 Monaten und 23 Tagen. Das war am 24. 2. 1869.

Friedrich Carl Steiger war der dritte in der Steiger-Dynastie zu Windehausen. Auch er wurde der Nachfolger seines Vaters. Vorher war er Pfarrer in Obergebra gewesen. Er übernahm die Pfarrstelle am 1. 5. 1862 und starb im Januar 1870 im 62. Lebensjahr. Er war beliebt, ein tüchtiger Prediger; er hatte von seinem Vater die Baumschule übernommen und machte eine großartige und einträchtige Anlage aus ihr. Von den Freimaurern wurde ihm, wie seinem Vater, das Amt des Logenmeisters übertragen. Sein Sohn Carl, von dem in den Briefen des Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn Eduard oft die Rede ist, war Reichsbankbeamter in Berlin. Er heiratete die Alwine aus Windehausen. Die Kinder sterben alle klein. Eine Tochter heiratete einen Schuldirektor in Schlotheim; sie hatte mehrere Töchter. Eine Johanne Therese Marianne heiratete einen Albert Vehsemeier, einen königlichen Regierungsgeometer zu Erfurt am 29. 7. 1862 mit 19 Jahren.

Ich erwähne das hier nur, weil immer wieder in den Briefen des Christian Friedrich Steiger Namen auftauchen, mit denen wir nichts anfangen können und so wissen wir wenigstens, wer wozu gehört. Aber nun zu Eduard Steiger. Er wurde am 26. 3. 1815 in Windehausen geboren, getauft am 28. 3. Er wurde ein tüchtiger Landwirt; konnte aber nie einen eigenen Hof erwerben. Er war immer Pächter. Er war Oberamtmann in Sonneborn bei Gotha. Er heiratete Auguste Wilhelmine Johanna Kleemann, die am 18. 12. 1823 in Ebeleben geboren worden war. Die Trauung war am 26. 3. 1856. Zu der Zeit war er Pächter in Werningerode (Nicht zu verwechseln mit Wernigerode).

Sie werden in den Briefen seines Vaters an ihn viel über die Verwandtschaft erfahren und das auch alles einordnen können. Er trauert um seine bereits verstorbenen Kinder, die Christiane, die mit dem reichen Grützmann verheiratet war. Der Sohn Fritz Grützmann war nach dem frühen Tod seiner Mutter oft im Pfarrhaus Windehausen zu Gast.

Eine besondere Rolle spielt der Pastor Müller. Nach dem Tod von Caroline heiratet er die Auguste, die bis dahin dem Vater in Windehausen den Haushalt geführt hatte. Er galt als guter Mensch, dieser Müller. Aber er war ein Unglücksrabe. Er kam nie aus den Schulden heraus. Seine Unglücksstreiche sind zahlreich. Sein Pferd brach sich ein Bein. Er brauchte ein neues Pferd. Ein anderes Mal stürzte er auf einer vereisten Straße. Er musste lange liegen. Dann musste er sein Pferd und das Geschirr verkaufen. Er hatte sich aber noch eine Fahrt nach Windehausen ausbedungen. Dort gibt es einen schlimmen Wirbel. Die Hausfrau Emma I liegt krank auf dem Sofa. Der Fahrer wird in der Nachbarschaft untergebracht. Müller nimmt dessen Ranzen mit auf den Saal des Pfarrhauses. Später kommt der Mann und behauptet, er habe 75 Taler darin gehabt. Jetzt seien es nur noch 35. Der Junge oder die Magd müssten es genommen haben. Als die Magd gefragt wird, schreit sie wie rasend und läuft davon. Später bestätigt sich der Verdacht, dass der Fahrer nur seine Fahrt bezahlt haben wollte. Eben wie immer: Pechvogel Müller.

Sophie, die den Kaufmann Schmidt in Meerane geheiratet hatte, stirbt früh. Sie hatte wenig Glück. Sie hatte zwei Söhne. Gustav war Opas Sorgenkind und Hermann, den er als faul bezeichnete, der es aber ein Jahr bei Onkel Eduard in Balgstädt ausgehalten hatte, beziehungsweise den Eduard ein Jahr ertragen hat. Gustav hält die Verwandtschaft in Atem. Er läuft jeder Schürze nach. Er reist viel. Er erwirbt auch das Majorspatent in Köln. Zuletzt war er in Dresden, vorher in Köln und Aachen. Sein Vater schiebt ihn in die USA ab. Er wird mir sieben neuen Anzügen ausgerüstet; bekommt dreihundert Taler und eine Schiffskarte, 2. Klasse für zweihundert Taler. Die 2. Kajüte findet mehrfach Erwähnung und hat den Opa besonders getröstet. Er hört nicht auf, für den „Verlorenen Sohn“ zu beten. Er bedenkt ihn ebenfalls in seinem Testament. Gustav ist Spediteur in New York geworden.

Julie, die den Pfarrer Oertel in Großwelsbach geheiratet hatte, hatte ein besonders einnehmendes Wesen und überzog unbedenklich ihren Erbanteil. Als ihr Mann früh gestorben war, lebte sie in Erfurt bei ihrer Tochter Büchner, deren Mann eine Gärtnerei und einen Samenhandel betrieb.

Mit seinem Sohn Carl, also Pastor Steiger III in Windehausen, ist der Opa nicht immer zufrieden. Auch davon ist in seinen Briefen an dessen Bruder Eduard zu lesen; aber letztlich hat er sich mit ihm versöhnt. Carl stirbt schon ein Jahr nach seinem Vater. Ob seine Frau, die Christian Friedrich nur „die Dicke“ und „Sie“ nennt, daran Schuld war? Wer weiß es? Christian Friedrich Steiger hält auch viel von seinem Sohn Carl. Aber der Eduard scheint charakterlich und auch sonst seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich gewesen zu sein.

Über Carls Kinder spricht Opa Christian Friedrich immer gut. Da ist die Nanny mit ihrem Katasterkontrolleur Vehsemeier; oft ist sie in Windehausen. Da ist die Emma II, die spät nach langer Verlobungszeit nach Schlotheim heiratet und zwar den Kaufmann und Brauereipächter Kühn. Von der Hochzeit schreibt er ausführlich. Er nennt eine Liste der Präsente, eine silberne massive Zuckerdose aus dem Hause des inzwischen verarmten und taub gewordenen Komponisten Robert Franz, dessen Tochter oft in Windehausen weilt. Die Hochzeit wurde am 9. 6. 1868 gefeiert. Die Burschen und Mädchen bringen eine Musik.

So war ständig Betrieb im Pfarrhaus von Windehausen. Aber es gab auch immer Geldknappheit. Damit und mit den Klagen und ordentlichen Verrechnungen sind die Briefe gefüllt. Natürlich auch mit Krankheiten und den täglichen kleinen und großen Sorgen, mit dem Ärger über den Kantor und Lehrer, der sich unordentlich verhält und vor allem mit der Landwirtschaft, dem Wetter und der Frage, wie alles gewachsen sei.

Als Christian Friedrich Steiger II, Ritter des Roten Adlerordens, 1866 in den Ruhestand geht und sein Sohn Carl vom Grafen zu Stollberg Roßla zu seinem Nachfolger berufen wird, übergibt er diesem die komplette Pfarrwirtschaft. Das hat damals alles dazugehört. Bedenke, lieber Leser, es gab keine Kirchensteuer, die Pfarrer mussten von ihrem Land leben und so waren sie selbst oft Bauern oder Gärtner.

Verzeichnis derjenigen Stücke lebenden und toten Inventars an Vieh, Acker, Hausgerät, an vorrätigem Heu und Stroh, welche sein Sohn Carl Steiger beim Amtsantritt gegen entworfene und genehmigte Taxe übernommen hat:

Ein Pferd und drei Kühe: ............................................ 200 Taler

Eine alte Sau................................................................................12

Zwei desgleichen junge .............................................................20

Eine Ziege .....................................................................................3

Zwanzig Hühner, zwei Hähne ...................................................4

Ein Ackerwagen .........................................................................25

2 Pflüge, Egge, Walze................................................................10

Verschiedene Ketten ...................................................................4

Ein Schlitten..................................................................................5

Ein Hamburger Wagen .............................................................25

Eine Schütt- und eine Schiebkarre ............................................2

Gartenuntensilien.........................................................................5

Scheitholz, incl. Fuhrlohn.........................................................24

Altes Wellholz...............................................................................6

Gerüststangen...............................................................................2

Tannentragen ...............................................................................3

Zwei Stück Randholz...................................................................2

Alles Kleeheu und Grummet ...................................................10

Alles Stroh...................................................................................12

Ein Federbett des Knechts .........................................................8

Eine Bettstelle der Magd nebst Schirm.....................................6

Eine Bettstelle...............................................................................1

Ein Kleiderschrank ....................................................................10

Ein Eckschrank im Hause.......................................................... 5

Dreißig Pfund Speck, Schinken, Wurst .................................. 11

Butterleier u. M. ........................................................................... 2

Zwei Tragkörbe......................................................................0, 20

Vier Kuchenbleche...................................................................... 2

Vier Kuchenschüsseln, Käsebretter vier Gelten ...............2, 05

Nachtrag:

Ein Waffeleisen ......................................................................1, 10

Zwei Zinnkaffeekannen.............................................................. 1

Sechs Teller.............................................................................0, 15

Sechs Zinnteller............................................................................ 2

Ein Spiegel .................................................................................... 3

Sechs Ferkel............................................................................5, 21

Kuh und Halfterketten..........................................................1, 22

Ackergeschirr................................................................................ 2

Kuhgeschirr .................................................................................. 5

Axt, Beil...................................................................................0, 20

Drei Leitern .................................................................................. 1

Vorräte an Sämereien ................................................................ 10

Zehn Zentner Zuckerrunkeln.................................................. 40

An baren Auslagen:

Kleesaat ........................................................................................ 2

Holz zu machen .....................................................................5, 20

An Förster Gerlach............................................................... 1, 10

Frachtauslage für Wein .........................................................3, 19

Ferner: Stühle, Sofa, Tische, Tafeln, Bänke, Säcke, Planen, Gewichte, Waschrolle, Waschmaschine, Siebe, Sensen, Planen, Obstlagen, Küchengeräte, Flachs und Flachsgeräte. Das alles wird genannt. Darunter auch für allein hundert Taler das Gewächs- und Bienenhaus mit veredelten Pflanzen und Stecklingen.

Darunter steht: Die ganze Summe des Inventars beträgt 766 Taler; 116 Taler sind erlassen. Bezahlt wurden 650 Taler. Nach unserer vom Konsistorium genehmigten Auseinandersetzung bezahlt mein Sohn für die Ernte 300 Taler. Für die Melientien zahlt er 84, 18 Taler. Melientien, das ist der Mehrwert und meint die weitere Bewirtschaftung bis zum Sommer. Die Hauptfrucht war Roggen, für den er 118 Taler als Ertrag verrechnet. Weizen brachte 42 Taler, Gerste 72 Taler, Hafer 84 Taler, fünf Fuder Heu und vier Fuder Grummet brachte 72 Taler, Bohnen 32 Taler, Erbsen 24 Taler, Runkeln 15 Taler, Kartoffeln 15 Taler, Runkelpflanzen 7 Taler, Runkelssamen 50 Taler. Das waren insgesamt 531 Taler, die er auf 384 Taler ermäßigte. Wobei er versichert, das sei das geringste Angebot, sonst hätte er es besser auf dem Halm stehen lassen.

Wir wollen, um manche Einzelheit in den Briefen des Christian Friedrich Steiger an seinen Sohn Eduard besser verstehen zu können, hier noch die Worte des scheidenden Vaters an seine Kinder bringen:

„Mein Vater hatte mit meiner Mutter ca. 5000 Taler bekommen. Als er zur zweiten Heirat schritt, legte er jedes seiner Kinder mit 800 Talern ab und vermachte meiner Stiefmutter, wenn ich nicht irre 2500 Taler. Ob mit Recht oder Unrecht, darüber möchte ich mir als Kind kein Urteil erlauben. Meine Stiefmutter war keine Wirtin. Mein Bruder und ich, wir studierten und als mein Vater starb, war der größte Teil der 5000 Taler absolviert.

Bei der Auseinandersetzung wollte ich und mein Bruder keinen Eklat machen und dem Publico ein schiefes Urteil über den seligen Vater nicht gestatten und verzichteten auf unseren Erbteil, obgleich wir vor allem Anspruch auf die uns ausgeworfenen Raten machen konnten, so dass unser Herr Schwager, der Rat Oberländer, sich seine 800 Taler auszahlen ließ, obgleich dieser Schleicher recht wohl wusste, wie die Verhältnisse standen. Wir verzichteten aber nicht nur auf unseren Erbteil, sondern opferten sogar die von der Tante hier ererbten 300 Taler, um der Stiefmutter und dem Oberländer das Maul zu stopfen. Das würden wir nicht gekonnt haben, hätten wir nicht von einer Tante in Harzgerode geerbt. Nur dadurch war es uns möglich, auf unseren Erbanteil zu verzichten. Mir blieb so viel, dass ich hier die Wirtschaft übernehmen konnte. Ich heiratete. Leider war meine Frau keine Wirtschaftsverständige und bei ihrer Freundlichkeit und Zuvorkommenheit riss der Besuch nicht ab. Die Wirtschaft wurde vernachlässigt. Ich sah meinem Ruin entgegen und fürchtete schon, das Schicksal mancher Amtsbrüder teilen und Schulden machen zu müssen und so entschloss ich mich, das Pfarrland zu verpachten und das war zu meinem und zu eurem Glücke.

In den damaligen Jahren war ich sehr kränklich und fürchtete meinen frühen Tod und dachte darauf, wie ich Frau und Kindern wenigstens ein Obdach verschaffen möchte. Im Jahre 1812 erlangte ich von der Gemeinde, dass sie mir den Sumpf von der Mühle bis ziemlich an die Schmiede für ca. 40 Taler als Eigentum überließ. Der Sumpf wurde mit 4000 Fudern Erde ausgefüllt. Das Grundstück wurde eingefriedet. Das kostete mich 300 Taler. Aber so war Grund und Boden zum Hausbau beschafft.

Um den schönen neuen Platz zu bepflanzen, musste ich nach Ballenstedt und sah hier, wie man einen solchen Boden durch Baumzucht verwerten könnte. Ich nahm zugleich hundert Wildlinge, säte Obstkerne, die flätig, also sehr gut aufgingen. 1813, etwa drei Wochen vor Johanni, bepflanzte ich einen großen Teil des Gartens. In dem lockeren schönen Boden wuchsen die Wildlinge bis zwei und drei Fuß hoch. Im darauffolgenden Sommer fing ich an zu veredeln, hatte aber wenig Glück damit. Doch das störte mich nicht. Ich bin oft sehr früh an die Arbeit gegangen, weil manches Bäumchen zwei-bis dreimal veredelt werden musste. Die Bäumchen wuchsen vortrefflich und 1817, zum Fest des Reformationsjubiläums, konnte ich schon so viele Bäume an die Bauern abgeben, dass der Lutherplatz und der Gemeinderasen am „Kalten Graben“ bepflanzt werden konnte. Auf beiden Plätzen war jedem Hausbesitzer erlaubt, drei Stellen zu bepflanzen.

Meine erste Einnahme belief sich auf 130 Taler und so hab ich nach und nach so viel aus meiner Baumschule gelöst, dass Grund und Boden sich bezahlt machten und das Kapital zum Hausbau noch übrig blieb. Dadurch hat sich dieses Grundstück durch meine saure Arbeit gleichsam selbst erschaffen“.