Meine besten Heilpflanzenrezepte für eine gesunde Familie - Melanie Wenzel - E-Book

Meine besten Heilpflanzenrezepte für eine gesunde Familie E-Book

Melanie Wenzel

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Beschreibung

Das Buch vermittelt Grundwissen über Wirkungsweise und Einsatzgebiete von heimischen Heilpflanzen und versetzt den Leser in die Lage, Haus- und Heilmittel unkompliziert selbst herzustellen. Dabei setzt das aus einem Rezeptteil und einem Heilpflanzenlexikon bestehende Buch auf klare, simple Strukturen. Informationen und Rezepte werden prägnant, einfach und schnörkellos präsentiert - der Leser wird mitten ins Zubereitungsgeschehen platziert. Die Rezepte werden in Schritt-für-Schritt-Bildern sehr einfach dargestellt und sind daher leicht "nachzukochen". Alle Fragen zu den benötigten Gerätschaften über Bezugsquellen verschiedener Utensilien bis hin zur kostengünstigen Beschaffung der Heilpflanzen werden beantwortet. Die Rezeptaufteilung erfolgt nicht nur beschwerdenbezogen, sondern auch nach Personengruppen - vom Zwerg bis zum Greis. Hervorzuheben ist die sympathisch-moderne Kräuterexpertin Melanie Wenzel, die ihre ganze Persönlichkeit einbringt und den Leser wie einen Freund anspricht.

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Seitenzahl: 241

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VORWORT

Das Interesse an sanften und nicht zuletzt preisgünstigen Heilmitteln steigt stetig. Und so haben alternative Medizin, Heilpflanzen und Kräuter schon lang ihr altbackenes Öko-Image abgelegt. Wer sich heute für das Thema »Gesundheit aus der Natur« interessiert, will sich auch nicht mit drögem Ideologiestreit – Schulmedizin contra alternative Methoden – befassen. Er will sich die altbewährten Methoden einfach nur zunutze machen und sie gegebenenfalls auch neben Angeboten der Schulmedizin, Pharmabranche oder Kosmetikindustrie einsetzen.

NATUR IST IM TREND

Ich konnte diesen Trend gut beobachten, denn ich führe als ausgebildete Heilpraktikerin seit zwölf Jahren eine Familien-Praxis für klassische Homöopathie in Köln. Parallel bin ich als Expertin für Heilpflanzen in der Sendung »Daheim und Unterwegs« beim WDR-Fernsehen tätig und bekomme auch dort durch die Zuschauerreaktion sehr genau mit, welche Themen und Schwerpunkte die Menschen besonders interessieren. In den letzten Jahren wurde ich immer häufiger gefragt, welches Mittel aus der Naturapotheke denn gegen dieses oder jenes Zipperlein helfe. Es solle aber bitte »nur was ganz Einfaches« sein. Irgendwann fiel mir auf: Diese »ganz einfachen« Rezepte, die ich in so einem Fall in wenigen Worten auf einem Schmierzettel notierte, erfreuen sich einer immensen Nachfrage. So kam ich auf die Idee, sie alle einmal zusammenzustellen. Und so begann ich irgendwann, dieses Buch zu schreiben.

Es richtet sich nicht nur an jene Menschen, die schon lange Fans der Naturheilkunde sind. Ich habe es vor allem auch für jene Leser verfasst, die die Vorteile der Naturheilkunde noch nicht für sich entdeckt haben. Ich wünsche mir, dass sie »Blut lecken« und feststellen, wie viel Spaß es macht und wie befriedigend es ist, all diese wunderbaren Produkte zu verwenden und sogar selbst herzustellen.

Jetzt denken Sie womöglich: »Naja, diese ›Mittelchen‹ aus der Naturapotheke werden ja nur bei leichten Beschwerden helfen.«. Stimmt nicht!

Zugegeben: Ich selbst stand der Wirkung vieler Naturheil-Rezepte lange Zeit recht kritisch gegenüber. Das wurde mir besonders während meiner Schwangerschaften bewusst. Da wollte ich dem ein oder anderen Wehwehchen zwar unbedingt auf sanfte und natürliche Art zu Leibe rücken, gleichzeitig aber seufzte ich innerlich: »Na viel helfen wird es wohl nicht.« Es ist schon seltsam, wie sehr man dann doch geprägt ist von dem Glauben, dass Chemie zwar irgendwo schädlich, aber eben auch hoch wirksam ist. Dabei muss sich die Pflanzenheilkunde keineswegs hinter chemischen Produkten verstecken. Es war mir daher auch wichtig, Ihnen im abschließenden Pflanzenlexikon im letzten Teil dieses Buches zu zeigen, was die Wissenschaft zur Heilwirkung und zu den Anwendungsgebieten der verwendeten Pflanzen sagt.

MEINE REZEPTE

Das Herzstück dieses Buches sind die Rezepte ab >. Sie sind allesamt hoch wirksam, dabei aber völlig unaufwendig in der Herstellung. Die Zutaten sind leicht zu beschaffen und für die Zubereitung brauchen Sie ausschließlich solche Küchenutensilien, die in jedem Haushalt vorhanden sind.

Was also die Frage nach Vorkenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten angeht: Da ist nichts Spezielles notwendig, um sich ohne Gefahr für Leib und Leben durch diese Rezepte zu arbeiten. Wenn Sie in der Lage sind, Spaghetti zu kochen, dann haben Sie alle Voraussetzungen, um sämtliche Rezepte in diesem Buch erfolgreich nachzumachen.

Ich hoffe daher von ganzem Herzen, dass ich Sie mit meiner Begeisterung für die Welt und die Kraft der Heilpflanzen anstecke.

Herzlich

Ihre Melanie Wenzel

DIE GRÜNE APOTHEKE

Immer mehr Menschen besinnen sich wieder auf die jahrhundertealte Tradition der Pflanzenheilkunde. Schließlich hält die Natur heute noch genauso viele wirksame Mittel bereit wie früher – gegen allerlei Krankheiten, aber auch gegen lästige Begleiterscheinungen unseres modernen Lebens wie Stress, Erschöpfung und Antriebslosigkeit.

So viele positive Eigenschaften muss sogar die Wissenschaft anerkennen.

KLEINE GESCHICHTE DER NATURHEILKUNDE

Fast wäre die »Naturapotheke« wie so vieles im Dunkeln der Geschichte verschwunden. Denn im selben Maße, in dem die Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer neue Medikamente entwickelte, geriet auch das Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen mehr und mehr in Vergessenheit.

Dabei verwenden die Menschen seit jeher Substanzen aus der Natur, um das seelische und körperliche Wohlergehen zu stärken sowie Krankheiten zu behandeln und zu heilen.

DIE ANFÄNGE DER MEDIZIN

Welcher pfiffige Vorfahre auf den Gedanken kam, Pflanzen – genauer gesagt ihre Inhaltsstoffe – zu medizinischen Zwecken zu nutzen, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Idee so alt ist wie die Menschheit selbst. Anfangs folgte der Urmensch dabei vermutlich allein seinem Instinkt, aß Beeren, kaute Wurzeln und legte sich Blätter auf Wunden, die er sich im Kampf mit Säbelzahntiger und Co zugezogen hatte. Auch die 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckte Gletschermumie »Ötzi« aus der Jung- beziehungsweise Kupfersteinzeit trug in ihrer Gürteltasche neben verschiedenem Werkzeug wie Zunder und Pyrit zum Feuermachen auch einen Birkenporling bei sich. Dieser Pilz wurde lange Zeit aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung als Arzneimittel verwendet, zum Beispiel zur Wundstillung.

Je weiter die Zivilisation voranschritt, umso mehr bildete sich ein gewisser Erfahrungsschatz darüber, welche Pflanzen bei welchen Leiden Linderung bringen. Dieses Wissen wurde zunächst wohl nur mündlich von einer Generation an die nächste weitergegeben. Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus Babylonien. Auf den über 4500 Jahre alten Lehmtafeln finden sich Niederschriften zu Symptomen und Arzneimitteln verschiedener Krankheiten. Auch einige ägyptische Papyri sind wertvolle Quellen der Medizingeschichte. Dank ihnen wissen wir, dass schon die alten Ägypter unter Krankheiten litten, die heute noch die Lebensqualität unzähliger Menschen beeinträchtigen, wie Rheuma oder verschiedene Infektionskrankheiten.

Manche dieser Schriften geben auch Auskunft über die medizinische Versorgung der Zeit. Der Ende des 19. Jahrhunderts in Luxor entdeckte »Papyrus Ebers« zum Beispiel enthält viele hundert Rezepturen für Abkochungen, Gurgellösungen, Inhalations- und Räuchermischungen, Pillen und Cremes. Einige der dazu verwendeten Pflanzen wurden für ähnliche Anwendungen bis weit in die Neuzeit verwendet, wie Rizinus und Mohn.

DIE ANTIKE WELT

Das Wissen um diese Heilpflanzen verbreitete sich in der antiken Welt und nahm so auch nach dem Untergang des ägyptischen Reiches Einfluss auf das medizinische Wissen der Hebräer, Araber, Perser, Griechen und Römer. Der Grieche Theophrastos von Eresos (etwa 372–287 v. Chr.) verfasste schließlich das erste bis heute erhaltene geschlossene Werk über die Welt der Pflanzen – und gilt seither als der »Vater« der Botanik. Im neunten Buch seiner »Naturgeschichte der Gewächse« befasste sich Theophrastos auch mit Säften und Arzneimitteln aus den einzelnen Pflanzen und legte damit den Grundstein der Pharmakologie.

Das medizinische Wissen der antiken Griechen beeinflusste wie ihr gesamtes Leben stark die Kultur des Römischen Reiches. Doch es war erneut ein Grieche, der das Wissen weitertrug: Die »Materia medica« des Militärarztes Pedanios Dioskurides (40–90 n. Chr.) beschrieb über 600 Pflanzen sowie ihre Anwendung und galt in Europa bis in die frühe Neuzeit als Standardwerk der Medizin. Auch die von dem römischen Arzt Claudius Galenus entwickelten Methoden, Arzneimttel herzustellen, dienten Medizinern bis ins 17. Jahrhundert als wissenschaftliche Behandlungsgrundlage.

DAS FRÜHE CHRISTENTUM

Mit dem Aufkommen des Christentums ging der Großteil des medizinischen Wissens wie so viele beachtliche Errungenschaften der Antike leider verloren. Nur in den Klöstern blieben die Traditionen erhalten. Mönchsärzte, Klosterapotheken und Klosterspitale verwalteten seitdem in Europa den großen Schatz des medizinischen Wissens. So wie wir heute ganz selbstverständlich zum Arzt oder in die Apotheke gehen, wenn wir krank sind, suchte man früher ein Kloster auf, um sich behandeln zu lassen oder Medizin zu kaufen. Zunächst sammelten die Ordensangehörigen die Heilpflanzen für ihre Tees und Tinkturen, Tropfen, Salben, Pest- und Seelenarzneien in den naheliegenden Fluren und Wäldern. Schon bald aber legten sie eigene Heilpflanzengärten innerhalb der Klostermauern an. Hier wuchsen neben heimischen Arten auch solche Pflanzen, die Mönche oder Pilger aus anderen Regionen und fremden Ländern mitgebracht hatten. Die Auswahl an Heikräutern, die unter anderem im »St. Gallner Klosterplan« des Klosters der Bodenseeinsel Reichenau aus dem Jahre 819 überliefert ist, sollte noch Jahrhunderte später vielen Bauerngärten in Europa als Vorbild dienen.

»CAPITULARE DE VILLIS«

Im Jahr 812 erließ Karl der Große (747–814) eine Landgüterverordnung: die »Capitulare de villis vel curtis imperialibus«. Sie schrieb vor, welche Pflanzen in den kaiserlichen Gütern und Klöstern des Reiches angepflanzt werden sollten – insgesamt 73 Nutzpflanzen und 16 Bäume, darunter bis heute beliebte Heilkräuter wie Ringelblume, Minze, Fenchel, Kümmel, Malve, Melisse und Salbei. Die Verordnung bestimmte nicht nur das Aussehen vieler Bauerngärten, deren typischer Mix aus Heil-, Nutz- und Zierpflanzen auch heute wieder sehr gefragt ist. Karl der Große schuf damit auch die Grundlage für die medizinische Versorgung seines Volkes.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden vielerorts Gärten gemäß den alten Vorschriften angelegt, wie zum Beispiel der Kräutergarten Karl des Großen hinter dem Aachener Rathaus, der Karlsgarten westlich von Aachen, der Heilpflanzengarten Verden oder der »Garten nach dem Capitulare de villis« des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Hier können Sie mit allen Sinnen in die alte Welt der Naturheilkunde eintauchen.

Hildegard von Bingen

Eine der berühmtesten Heilkundigen jener Zeit ist Hildegard von Bingen (1098–1179). Die Ordensschwester, zuletzt Äbtissin des Klosters Rupertsberg an der Nahe, war nicht nur Visionärin, Dichterin und Komponistin. Politisch sehr engagiert, beriet sie Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III.

Sie gründete zwei Klöster und wurde mit ihren zukunftsweisenden Schriften schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt.

Viele Anhänger der Naturmedizin sehen in den Heilmethoden der Benedektinerin den Ursprung der modernen Naturheilkunde. Denn Hildegard gelang es, das Volkswissen mit der griechisch-römischen Medizintradition zu »vermählen«. Sie verwendte nicht nur die ansonsten üblichen, meist mediterranen Kräuter und exotischen Gewürze, sondern auch heimische Pflanzen wie Quendel, Schlüsselblume oder Brennnessel. Zudem war sie die Erste, die in ihren Schriften neben den lateinischen Namen auch die volkstümlichen Pflanzennamen verwendete.

Spätes Mittelalter und beginnende Neuzeit

Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Wissen um die Anwendungs- und Wirkungsweise der Heilpflanzen zunehmend systematisch erfasst. Im späten Mittelalter hielt es schließlich auch Einzug in die Lehrpläne der medizinischen Fakultäten. Gleichzeitig verlagerte sich die Versorgung der Kranken mehr und mehr aus den Klöstern in die Hände weltlicher Ärzte. Zu den bedeutendsten Zentren der akademischen Medizin entwickelten sich das südfranzösische Städtchen Montpellier, das westlich von Venedig gelegene Padua, eine der ältesten Städte Italiens, und etwas später auch Paris.

Mitte des 12. Jahrhunderts war im italienischen Salerno das wohl bedeutendste mittelalterliche Werk der Pflanzenheilkunde erschienen: das »Circa instans«, vermutlich verfasst von einem Mitglied der berühmten Ärztefamilie Platearii. Es enthielt etwa 270 Pflanzenporträts, die nicht nur das Wirkspektrum jeder Pflanze berücksichtigten, sondern auch konkrete Anwendungsbereiche aufzeigten und auf mögliche Ersatzmittel hinwiesen. Das Buch sollte sich rasch in ganz Europa verbreiten und bildete gemeinsam mit anderen Standardwerken die Grundlage der großen Enzyklopädien der angehenden Neuzeit. Doch um Qualität und Wirkung eines Arzneimittels zu gewährleisten, bedurfte es gewisser Standards. Und so entstand 1498 das erste Arzneibuch (Pharmacopoeia), an das sich zunächst nur die Apotheker der Stadt Florenz, rund fünf Jahrzehnte später auch die vieler anderer Landstriche Europas halten mussten.

»Im Namen Gottes« bekämpfte das Christentum derweil vehement das Wissen der Volksmedizin. Hexenverfolgung und Inquisition forderten tausende Opfer, viele davon Frauen. Sie wurden als Hexen der Ketzerei beschuldigt, weil sie unter anderem mithilfe von altbewährten Naturheilmitteln oft noch helfen konnten, wo Kirche und von Männern dominierte Medizin versagt hatten. Im Zuge der Christianisierung erhielten auch zahlreiche »heidnische« Heilpflanzen christliche Namen, wie das Johanniskraut (ehemals Hartheu) oder das Georgenkraut (Baldrian).

EINE NEUE BLÜTEZEIT

Im Zeitalter des Barocks erlebte die Pflanzenheilkunde noch einmal einen Höhepunkt. Kräuterbücher wurden nun nicht mehr nur für Ärzte geschrieben, sondern – oft umfassend bebildert – auch für das »normale«, wenn auch gebildete und wohlhabende Bürgertum. Besonders hervorzuheben ist das 1533 in Frankfurt erschienene, mehrmals überarbeitete und ergänzte Kräuterbuch des Eucharius Rößlin d. J. Die letzte Ausgabe erschien 1783 und trug einiges dazu bei, das Wissen der Klostermedizin bis ins frühe 19. Jahrhundert zu retten und so den Grundstock der bis in die heutige Zeit wirkenden »Volksmedizin« zu legen.

In noch viel weiterem Maße als im Florenz des Renaissancezeitalters gelang die systematische Katalogisierung der Pflanzenwelt rund 300 Jahre später Carl von Linné (1707–1778). Der große schwedische Naturforscher schuf die moderne Klassifikation der Pflanzenwelt. Seine »binäre Nomenklatur«, also die Klassifizierung nach Gattungs- und Artname, gilt bis heute als naturwissenschaftlicher Standard – und das auf der ganzen Welt.

Im Zuge der Gegenreformation gewann auch die Klostermedizin wieder an Bedeutung. In vielen der neugegründeten Klöster gab es Apotheken, die neben den etablierten Ärzten die Umgebung mit Arznei versorgten. So sollte es bleiben, bis Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation zahlreiche Kirchengüter aufgehoben wurden.

NEUARTIGE MEDIKAMENTE EROBERN DIE WELT

Der Untergang der Klöster war jedoch nur einer der Gründe, warum die Pflanzenheilkunde im 19. Jahrhundert nach und nach an Bedeutung verlor. Denn es gelang Ärzten und Apothekern nun auch immer öfter, Wirkstoffe aus Heilpflanzen zu isolieren, zum Beispiel Morphin aus Opium, Strychnin aus der Brechnuss, Chinin aus Chinarinde und Acetylsalicylsäure (zum Beispiel in Aspirin®) aus Weidenrinde.

Die Produktion der Reinsubstanzen erschloss ein ganz neues wirtschaftliches Feld: die pharmazeutische Industrie war geboren. Die isolierten Substanzen waren nicht nur finanziell gesehen ein Erfolg.

Endlich war auch gewährleistet, dass die Qualität eines Heilmittels gleichbleibend hoch war und man so verbindliche Dosierungsanweisungen geben konnte. Ein weiterer Vorteil war nicht zuletzt, dass die isolierten Präparate oft schneller wirkten als die »ganze« Pflanze.

Dies bedeutete zwar nicht wie oft angenommen den Untergang der Naturheilkunde. Sie bestimmte noch viele Jahrzehnte die Behandlungsmethoden in breiten Teilen der Bevölkerung. Doch Heilkräuter spielten dabei eine immer geringere Rolle. Stattdessen versprach man sich mehr Gesundheit von anderen natürlichen Faktoren, wie Licht, Luft, Wärme, Wasser und/oder Bewegung. Eine der wenigen Ausnahmen stellt der bayerische Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) dar. Er sah in Heilkräutern eine der fünf Grundlagen seines ganzheitlichen Naturheilverfahrens. Als Tee oder Saft eingenommen beziehungsweise in Form von Salben, Ölen oder Zusätzen für Wickel und Bäder äußerlich angewendet, sollten sie helfen, Krankheiten vorzubeugen und zu heilen. Doch erst beinahe 100 Jahre später beschäftigt sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts auch die Wissenschaft im größeren Stil mit Heilpflanzen. Und der Absatz steigt stetig an: Zuletzt wurden jedes Jahr über 50 000 Tonnen Heilpflanzen nach Deutschland importiert. Aber nicht nur exotische Pflanzen wie Ginseng sind gefragt, sondern auch heimische. Allein 50000 Kilo getrocknete Arnikablüten werden hierzulande jährlich zu Ölen und Wundsalben verarbeitet.

DIE RÜCKKEHR DER »NATURAPOTHEKE«

Die in den ersten Jahrzehnten weit verbreitete Euphorie und die Zuversicht, alles synthetisch herstellen und dabei die Natur noch »verbessern« zu können, erfuhr im Lauf des 20. Jahrhunderts jedoch einen merklichen Dämpfer. Man erkannte zunehmend neben den Vorteilen auch die Nachteile der synthetischen Arzneimittel. Aus diesem Grund bereitet die moderne Pflanzenheilkunde (im Fachjargon Phytotherapie) auf der Grundlage von wissenschaftlicher Forschung vermehrt Medikamente aus Pflanzenextrakten zu. Diese werden zur Vorbeugung und Behandlung von leichten und mittelschweren Krankheiten eingesetzt. Die Phytotherapie ist vor allem bei der Prophylaxe hervorragend zur Selbstmedikation geeignet. Im Krankheitsfall kann sie, am besten nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, etablierte Therapien wirkungsvoll unterstützen und in einigen Fällen sogar vollständig ersetzen.

Auch Phytopharmaka werden industriell hergestellt und enthalten daher die Wirkstoffe in immer gleicher Konzentration. Bei der Herstellung werden die Pflanzen oder bestimmte Pflanzenteile zerkleinert und pulverisiert oder ihre Wirkstoffe werden extrahiert (sogenannter Auszug). Um die Qualität der Produkte zu sichern, dürfen zudem zum einen nur zugelassene, für unbedenklich erklärte Pflanzen verwendet werden. Zum anderen sorgen strenge Tests und Qualitätskriterien für größtmögliche Sicherheit.

Auch Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen der pflanzlichen Medikamente werden genau untersucht.

Am 31. März 2004 verabschiedete die EU eine Richtlinie über pflanzliche Arzneimittel, die mit einer Übergangsfrist von sieben Jahren 2011 in Kraft trat.

Seit dem Mai diesen Jahres sind innerhalb der EU nur noch registrierte oder zugelassene traditionelle pflanzliche Arzneimittel erhältlich. Sie alle wurden als gesundheitlich unbedenklich eingestuft und sind am Aufdruck »traditionelles pflanzliches Arzneimittel« oder »traditionell angewendet« zu erkennen.

BLICKPUNKT HEILPFLANZE

In den vergangenen Jahren geraten neben pflanzlichen Präparaten aber auch die Heilpflanzen selbst immer stärker wieder in den Fokus der Wissenschaft. Denn im Gegensatz zu Arzneimitteln mit einem einzigen isolierten Wirkstoff steckt in einer Pflanze ein komplexes Gemisch wirksamer Stoffe.

Sie sind in einem ausgewogenen Verhältnis fein aufeinander abgestimmt. Es ist ähnlich wie in der Ernährung: Auch wenn ein Vitaminpräparat eine Fülle an Vitaminen enthält, versorgt es den Körper dennoch nie so ausgewogen mit Vitalstoffen wie frisches Obst und Gemüse. Denn die Pflanze ist mehr als die Summe ihrer Einzelbestandteile – und dadurch ist Frischkost für die Gesundheit immer wertvoller als künstliche Nahrungsergänzungsmittel.

Doch zurück zu den Heilpflanzen. Auch hier arbeiten Wissenschaftler auf der ganzen Welt daran, ihre Inhaltsstoffe zu erforschen, also jene Stoffe, die die Heilpflanzen durch ihren Stoffwechsel bilden und speichern. Trotzdem konnte bis heute nur ein Bruchteil davon identifiziert werden. Was man aber bereits weiß: Es ist wieder das Zusammenspiel der Stoffe, das für ihre Wirksamkeit verantwortlich ist.

WICHTIGE PFLANZENINHALTSSTOFFE

Die wichtigsten charakteristischen Stoffgruppen in Heilpflanzen sind:

• Ätherische Öle: Die flüchtigen Substanzen verleihen jeder Pflanze ihren individuellen, typischen Geruch. Sie können in der Phytotherapie bei vielen Beschwerden innerlich und äußerlich angewandt werden. Ätherische Öle können pharmakologisch wirken wie zum Beispiel Teebaumöl (antiviral) oder auf psychologischer Ebene wie zum Beispiel Lavendel (siehe auch >).

• Alkaloide: Stickstoffhaltige Pflanzenstoffe, die die Pflanze unter anderem gegen Fraßfeinde bildet und die direkt auf die Botenstoffe des menschlichen Nervensystems einwirken. Zwar sind die meisten Alkaloide Giftstoffe, in der richtigen Dosierung können sie aber auch als Heilmittel dienen. Die Wirkung ist vielfältig – von anregend (etwa Coffein im Kaffee, Tee und Kakao) bis betäubend (zum Beispiel Opium/Morphin in Mohn).

• Bitterstoffe: Die bitter schmeckenden Stoffe stecken zum Beispiel in Enzian, Salbei und Wermut. Sie regen Speichel, Magen- und Gallensaft an, wirken insgesamt verdauungsanregend und sind daher Bestandteil zahlreicher Magenbitter (auch in dem von >).

Sie sind einer der am meisten verbreiteten sekundären Pflanzenstoffe und schützen die Pflanze unter anderem vor Pilz- und Insektenbefall. Flavonoide sind zum Beispiel reichlich in Ringelblumen und Traubensilberkerzen enthalten.

• Gerbstoffe: Gerbstoffhaltige Pflanzen wirken adstringierend (zusammenziehend), antibiotisch und entzündungshemmend. Sie können wie zum Beispiel Augentrost bei entzündlichen Erkrankungen lokal Linderung verschaffen (siehe Rezept >). Oder sie beugen allgemein Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkbeschwerden und anderen häufigen Begleiterscheinungen des Alterns vor wie der Saft des Granatapfels (siehe >).

• Herzglykoside: Inhaltsstoffe, welche die Pflanze vor Fraßfeinden schützen und beim Menschen auf Schlagkraft und -fequenz des Herzens einwirken. Das wohl bekannteste Beispiel: der Fingerhut (Digitalis). Ihn bitte nie auf eigene Faust »ausprobieren«.

• Scharfstoffe: Die »feurigen« Inhaltsstoffe, etwa in Ingwer, kurbeln die Produktion von Speichel und Magensäften an und wirken so zum Beispiel bei Schwangerschaftsübelkeit wahre Wunder (siehe Rezept >). Äußerlich angewandt erregen Scharfstoffe Schmerz- und Wärmerezeptoren in der Haut.

• Schleimstoffe: Weil die Schleime nicht verdaut werden können, bilden sie eine schützende Schicht an der Magenwand und puffern so die aggressive Magensäure ab. Typische Schleimstoffdrogen sind Eibischwurzel und Flohsamen.

Weil Heilpflanzen meist mehrere arzneilich wirksame Stoffe enthalten, sind sie für den Körper oft verträglicher als synthetische Arzneimittel.

Kommen wir noch einmal aufs Beispiel Aspirin® zurück: Dieses Medikament wirkt zwar schneller als Weiderinden-Tee (der zudem erst zubereitet werden muss). Doch letztlich geht dieser Vorsprung zu Lasten der Magenschleimhaut, denn die Acetylsalicylsäure wirkt auf diese ziemlich aggressiv. Weil Aspirin® das Blut verdünnt, kann es zu Blutungen im Magen kommen. Auf lange Sicht kann sich sogar ein Magengeschwür entwickeln. Der Natur passieren solche Fehler nicht. In der Weidenrinde sind neben Acetylsalicylsäure Stoffe enthalten, die die Magenschleimhaut schützen; die schädlichen Nebenwirkungen des chemischen Präparats bleiben also aus.

Auf den Punkt gebracht bedeutet das: Heilpflanzen sind deutlich ärmer an Nebenwirkungen als synthetische Medikamente.

Ein Trend macht Schule

Nicht zuletzt konnte sich der Trend »Zurück zur Natur« auch entwickeln, weil die Verbraucher heutzutage ein großes Interesse an natürlicher und sanfter Medizin haben. So veröffentlichte etwa das Institut für Demoskopie Allensbach 2010 die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zu Naturheilmitteln. Die Studie zeigt unter anderem, dass hierzulande beinahe die Hälfte der Bevölkerung davon überzeugt ist, dass diese Mittel wirken. Die Deutschen vertrauen dabei bei einer ganzen Palette von Beschwerden auf die Heilkräfte aus der Natur, allen voran bei Erkältungskrankheiten, Magenbeschwerden, Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Kopfweh. Dementsprechend setzen sie immer öfter begleitend zu anderen Therapien auch pflanzliche Präparate ein. (Ich habe es ja schon erwähnt: Der ewige Kampf zwischen Schul- und Naturmedizin scheint endlich beigelegt).

Als kleiner Bonus kommt nicht zuletzt noch hinzu:

Produkte aus der Natur kosten meist weniger als »normale« Arzneimittel – und manchmal sogar überhaupt nichts.

WAS SIND »DROGEN«?

Als »Drogen« werden nicht nur Rauschmittel bezeichnet, sondern auch arzneilich verwendete, in der Regel durch Trocknen haltbar gemachte Heilpflanzen beziehungsweise Pflanzenteile (außerdem zum Beispiel auch Tiere, Mikroorganismen oder Harze, die bei der Herstellung von Arzneimitteln verarbeitet werden). Der Begriff »Droge« leitet sich vermutlich vom niederdeutschen »drogen« und »drügen« ab, was in etwa so viel bedeutet wie »trocknen«. Bei den pflanzlichen Drogen unterscheidet man Blatt-, Blüten-, Frucht-, Kraut-, Rhizom-, Rinden-, Samen- und Wurzeldrogen.

GESUNDHEIT AUS DER EIGENEN KÜCHE

Mit dem wachsenden Interesse an Heilpflanzen geht immer öfter auch der Wunsch einher, einfache Rezepturen selbst herzustellen. Und in einigen Bereichen hat das Wissen unserer Großmütter schon wieder ganz gut Fuß gefasst, zum Beispiel bei der Behandlung verschiedener Wehwehchen von kleinen Kindern. Immer mehr besorgte Eltern greifen wieder zu Zwiebelsäckchen (auch wenn es dafür viel angenehmere Alternativen gibt, siehe >) oder Augentrosttropfen, wenn dem Nachwuchs die Ohren wehtun oder die Augen verklebt sind. Dabei könnten alle Altersklassen ohne viel Aufwand von den heilenden Kräften der Natur profitieren. Das zeigen nicht nur die nachstehenden Seiten, auf denen Sie die einfachsten Verarbeitungsmethoden und am meisten verbreiteten Anwendungsmöglichkeiten von Naturheilmitteln kennenlernen. Im großen Rezeptteil ab > finden Sie für (fast) alle Beschwerden, die uns mehr oder (hoffentlich) weniger oft plagen, ein passendes Rezept.

WILD- ODER KULTUR-PFLANZEN?

Die für die Rezepte in diesem Buch benötigten Heilpflanzen werden heute zum Teil in großen Kulturen angebaut (wie zum Beispiel Lavendel), aber auch nach wie vor noch in freier Natur gesammelt wie Holunderblüten. Kräuter aus Wildsammlung sind dabei meist von besonders hoher Qualität. Denn sie können von Menschenhand unberührt reichlich Sonne und somit Energie tanken, ehe sie geerntet werden. Wenn Sie selbst Heilkräuter sammeln wollen, sollten Sie sich jedoch gut in der Pflanzenwelt auskennen. Nicht nur haben einige Kräuter giftige Doppelgänger. Manche wie Arnika stehen hierzulande auch unter Naturschutz, weil die Nachfrage so groß ist, dass der Bestand stetig sinkt.

Die Aspekte Umwelt- und Artenschutz sollten Sie auch dann nicht vergessen, wenn Sie Heilkräuter nicht selbst sammeln, sondern die Pflanzen (oder Präparate daraus) kaufen. Informieren Sie sich (zum Beispiel beim Bundesamt für Naturschutz), welche Heilpflanzen geschützt sind. Verzichten Sie auf Mittel daraus und fragen Sie beim Arzt oder in der Apotheke nach Alternativen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie auch direkt beim Hersteller nachfragen, ob man dort Rücksicht auf Artenschutz nimmt.

Viele Heilkräuter können Sie übrigens problemlos im Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank ziehen. Schon bei der Ernte steigt der aromatische Duft in die Nase und entfaltet so eine erste zarte Wirkung. Wenn Sie den Reichtum der Natur für die kalten Monate »konservieren« wollen, können Sie Blüten und Kräuter in Öl oder Alkohol ansetzen oder sie schonend an der frischen Luft oder im Backofen (maximal 80 °C) trocknen. In einer Dose luftdicht, kühl und lichtgeschützt aufbewahrt lassen sie sich so über den Winter lagern. Allen, die zum Trocknen keine Zeit haben oder auf Nummer sicher gehen wollen, rate ich, Heilkräuter in der Apotheke zu kaufen. Denn das europäische Arzneibuch schreibt ganz genau vor, welche Qualitätskriterien eine Pflanze erfüllen muss und wie hoch der Wirkstoffgehalt sein muss (Arzneibuchqualität). Somit ist bestmögliche Wirkung garantiert.

TIPP

Für einige der in diesem Buch von mir empfohlenen Rezepturen erhalten Sie im Drogeriemarkt oder in der Apotheke adäquate »Fertigprodukte«.

Soweit dies möglich ist, nenne ich diese bei den Rezepten ab >. Die genannten käuflichen Präparate stellen dabei nur eine Auswahl dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

DIE WICHTIGSTEN ANWENDUNGSFORMEN

Bis vor wenigen Jahrzehnten bedienten sich unsere Vorfahren ganz einfach der Wirkstoffe aus der Natur, um Krankheiten vorzubeugen und ihre Symptome zu lindern. Sie trockneten Kräuter für Tees, rührten Salben, setzten Mazerate und Ölauszüge an oder konservierten die wertvollen Inhaltsstoffe von Heilpflanzen auf andere Art. Heute dagegen greifen die meisten von uns auf fertige Präparate zurück. Dabei würden viele Menschen Beschwerden nach wie vor gerne auf natürliche Art bekämpfen und Naturheilmittel verwenden. Sie wissen aber leider nicht mehr, wie das geht.

NATURHEILMITTEL SELBST HERSTELLEN

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie Sie die Heilkraft von Pflanzen ohne viel Aufwand nutzen und selbst »Arzneimittel« herstellen können. Ab > finden Sie dann über 60 Rezepte für ganz verschiedene Beschwerdefelder – für jedes Alter und jeden Lebensabschnitt. Bei jedem davon erkläre ich Ihnen Schritt für Schritt, was Sie machen müssen. So können Sie auch ohne Vorkenntnisse leicht selbst ein passendes Mittel herstellen. Welche Pflanzen sich dazu besonders gut eignen, erfahren Sie im Porträtteil ab >. Ich habe mich bei der Auswahl nicht auf die heimische Flora beschränkt, sondern die Vorteile der Globalisierung auch für die Naturapotheke genutzt. Wir können heute wunderbarerweise nämlich von einer Fülle weiterer hochwirksamer Heilpflanzen aus der ganzen Welt profitieren. Sie finden daher in diesem Buch immer wieder auch ayurvedische, afrikanische und chinesische Heilkräuter. Bei vielen der ausgewählten Pflanzen konnte mittlerweile auch wissenschaftlich belegt werden, dass, wie und wo sie wirken. Bei anderen steht dieser Nachweis zwar noch aus. Wir können uns aber auf das Erfahrungswissen teilweise jahrhundertealter Anwendungstradition verlassen.

NUR DIE BESTE QUALITÄT

Viele der Mittel, die Sie in diesem Buch kennenlernen, werden auch im Handel angeboten – in unterschiedlichster Qualität und Ausführung. Einige sind durchaus hervorragende Qualitätserzeugnisse. Und Mancher mag denken, dass gekaufte Produkte wegen der gesetzlichen Vorschriften und Kontrollen besser wären. Das stimmt aber so allgemein nicht! Denn wenn Sie sich selbst in die Küche stellen, entscheiden Sie, was in ein Präparat hineinkommt. Wenn Sie die reinsten ätherischen Öle und frischesten Kräuter in Bioqualität verwenden, wissen Sie genau, dass diese Qualität auch im Produkt landet. Sie brauchen nicht »vertrauen«, Sie können »wissen«.

SCHNELLE HILFE AUS DER APOTHEKE

Nicht immer hat man jedoch gerade frische Kräuter im Haus. Und so ist es eben doch gut, dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, die Wirkstoffe von Heilpflanzen zu nutzen, wenn Zeit und Zutaten fehlen, um selbst ein Mittel anzurühren. Hier in aller Kürze die wichtigsten Darreichungsformen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten, welche in Ihrem persönlichen Fall am besten ist.

• Tabletten: Die getrockneten Kräuter werden pulverisiert und dann zu Tabletten gepresst oder in Kapseln abgefüllt. Der Vorteil dieser Darreichungsform: Sie können die Wirkstoffmenge genau dosieren und die Pillen einfach einnehmen. Bei Kräutern, die sehr speziell schmecken, wie Schöllkraut oder Bärentraubenblätter, haben Tabletten außerdem den Vorteil, dass sie geschmacksneutral beziehungsweise schnell heruntergeschluckt sind.

• Zäpfchen: Diese Darreichungsform benutzt man vor allem bei Kindern, die ja bekanntlich nur ungern Medizin schlucken. Doch auch Erwachsene profitieren zuweilen von Zäpfchen. Da diese rektal oder vaginal eingeführt werden, gelangen die Wirkstoffe etwa bei Darmbeschwerden oder Vaginalmykosen sehr schnell an den Ort, an dem sie helfen sollen.

• Tropfen: Meist alkoholische Lösung eines einzelnen Krauts oder mehrerer Kräuter; vor allem für Kinder werden auch alkoholfreie Varianten angeboten (daher immer einen Blick auf die Verpackungsangaben werfen). Tropfen werden in den meisten Fällen oral eingenommen. Die Darreichungsform eignet sich aber auch hervorragend, wenn man die Wirkstoffe an einer ganz bestimmten Stelle benötigt. Beispiel: Nasen-, Ohren- oder Augentropfen.

• Sirup: Sirup legt sich aufgrund seiner zähflüssigen Konsistenz um die Schleimhäute und versorgt diese mit den benötigten Wirkstoffen. Er eignet sich daher ganz besonders für die lokale Behandlung von Hals- und Atemwegsbeschwerden.

• Salben: Hier werden die Wirkstoffe klein- oder großflächig und in einer dünnen Schicht direkt auf die Haut aufgetragen. Dort helfen sie entweder gleich vor Ort (beispielsweise bei trockener Haut oder entzündeten Wunden) oder dringen über die Haut bis zu tiefer liegenden Organen wie Bronchien, Muskeln oder Gelenken ein (das kennen Sie zum Beispiel von Brust- oder Rheumasalben).

• Mundspülungen: Diese Mittel werden meist in Wasser aufgelöst und eignen sich besonders gut, um Entzündungen im Mund- und Rachenbereich zu behandeln. Beim Gurgeln gelangen die Wirkstoffe noch in die »hinterste Ecke«.

• Tees: Getrocknete Pflanzenteile, die bei Bedarf mit kochendem Wasser übergossen werden und so ihre Wirkstoffe freisetzen.

ARZNEI AUS DER NATUR

Es ist leider ein weitverbreitetes Missverständnis, dass man mit natürlichen Heilmitteln nichts verkehrt machen könnte. Auch Pflanzenpräparate sind Arzneimittel und sollten daher stets sorgfältig dosiert und zubereitet werden. Sie enthalten wie »normale« Medizin Wirkstoffe, die dem Körper nicht unbegrenzt gut tun. Um einen Gewöhnungseffekt und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten Sie ein fertiges Mittel sowie die Rezepturen ab > nicht länger als sechs Wochen am Stück anwenden. Greifen Sie im Anschluss auf eine andere Heilpflanze mit einer ähnlichen Wirkung zurück. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

TEE

Einen Tee aus Heilpflanzen zuzubereiten, ist wahrscheinlich der einfachste und schnellste Weg, die Heilkraft der Natur für sich zu nutzen. Diese Art der Zubereitung hat sich zudem vor allem bei Befindlichkeitsstörungen sowie leichteren Beschwerden bewährt, zum Beispiel Problemen im Magen-Darm-Trakt, Erkältungskrankheiten, innerer Unruhe und Nervosität. Auch bei akuten Blasen- und Nierenentzündungen haben sich Tees bewährt, weil sie zugleich helfen, die erkrankten Organe zu durchspülen.