Meine Frau mit der feuchten Schnauze - Thomas Reich - E-Book

Meine Frau mit der feuchten Schnauze E-Book

Thomas Reich

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Herbert kriegt es mit den Weibern einfach nicht gebacken. Aus seiner Ehe mit Gabi ist die Luft raus, und zu allem Übel zerrt sie ihn noch zu einer Paartherapeutin. Was versteht die denn schon von Paarung? Als sie ihnen ein Haustier empfiehlt, fällt er aus allen Wolken. Was soll er mit diesem Vierbeiner anfangen? Unverhofft tritt Schäferhündin Daisy in ihr Leben und in ihr Bett. Nun führen sie eine Ehe zu dritt... und ihre pelzigen Flanken bringen nicht nur Herbert aus dem Takt!

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Thomas Reich

Meine Frau mit der feuchten Schnauze

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Meine Frau mit der feuchten Schnauze

 

 

Meine Frau mit der feuchten Schnauze

 

 

 

 

Thomas Reich

 

Text 2015 © von Thomas Reich

Coverphoto © https://www.flickr.com/photos/bear_and_faxon/6670250949/

 

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

 

Über das Buch:

 

Herbert kriegt es mit den Weibern einfach nicht gebacken. Aus seiner Ehe mit Gabi ist die Luft raus, und zu allem Übel zerrt sie ihn noch zu einer Paartherapeutin. Was versteht die denn schon von Paarung? Als sie ihnen ein Haustier empfiehlt, fällt er aus allen Wolken. Was soll er mit diesem Vierbeiner anfangen? Unverhofft tritt Schäferhündin Daisy in ihr Leben und in ihr Bett. Nun führen sie eine Ehe zu dritt... und ihre pelzigen Flanken bringen nicht nur Herbert aus dem Takt!

 

 

Die Vögel verlassen das Nest

Inmitten einer idyllischen Reihenhaussiedlung lag das Haus der Familie Müller. Garten an Garten standen sie beieinander wie aufrechte Zinnsoldaten. Der Traum vom Mittelstand war ein gehaltenes Versprechen. Die sonntäglich polierten Familienkarossen in den Carports bewiesen es. Man trennte den Müll und montierte Solarzellen aufs Dach. Kein Vogelschiss konnte diese Harmonie trüben. Bis auf den Auszug ihres Sohnes, der in vollem Gang war. Letztes Jahr war Miriam mit ihrem Freund nach Hameln gezogen. Nun verließ der letzte Vogel das gemachte Nest.

„Da hinten steht noch eine Bücherkiste.“

„Danke, die hätte ich fast vergessen.“

„Kannst du mir bei der Matratze helfen?“

„Am besten wir rollen sie ein.“

„Geht sie davon nicht kaputt?“

„Kaltschaum verträgt das problemlos.“

Gemeinsam beluden sie Tobias Transporter. In die anonyme Großstadt würde ihre Fahrt gehen. Sein bester Freund Patrick saß am Steuer, und programmierte sein Navi. Mehr als ein Wust an Rastalocken und eine schlecht gestochene Tätowierung auf dem Oberarm waren nicht von ihm zu erkennen. Tobias Eltern hatten nie viel von den Freunden ihres Sohnes gehalten. Herumtreiber und Taugenichtse, so jedenfalls Herbert. Seine Gattin hingegen sah es lockerer.

„Hast du auch nichts vergessen, Junge?“

„Wir haben alles geladen, das ist die letzte Fuhre.“

„Rufst du uns an, wenn ihr angekommen seid?“

„Ja, Mutter.“

„Lass dich noch einmal in den Arm nehmen.“

Gabi Müller umschlang ihren Sohn mit heißen Tränen, die wie flüssige Lava in seinen Kragen sickerten. Ihr Mann stand tumb daneben, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Gefühle waren nicht sein Ding. Sollten die Weiber sich an der Theatralik ergötzen, er brauchte das nicht. Über den Reihenhäusern ging die Morgensonne auf. Rot schimmerte sie hinter Wolkenbänken, die bis zum Mittag verschwunden sein würden. Gabi ging mit dem Staubsauger durch Tobias ehemaliges Zimmer, leise schluchzend. Herbert arbeitete im Hobbykeller an seinem Vogelhäuschen weiter. Sie hatten sich nichts zu sagen.

*

Das Einfamilienhaus war still und leer wie ein Krypta. Wenn die Kinder auszogen, bedeutete es vor allem eines: Sie waren alt geworden. All die Jahre hatten sie sich nur um ihren Nachwuchs gekümmert. Knie mit Pflastern verbunden, Sandburgen gebaut, aus Märchenbüchern vorgelesen, Radfahren beigebracht, Hausaufgaben gemacht, über Erektionen und Menstruationsblutungen aufgeklärt, den ersten Liebeskummer getröstet, und stolz bei der Schulabschlussfeier Beifall klatschend in der ersten Reihe gesessen.

Betäubt schauten sie sich um, doch da war niemand. Familie ging vor, nicht wahr? Dafür vernachlässigte man doch Freundschaften, oder? Ausflüge an den Badesee waren wichtiger geworden als lauschiges Steakgrillen mit den Freunden. Gabi hatte ihren gemischten Krautsalat mitgebracht, auf den sie ganz besonders stolz war. Und Herbert schaufelte ihn tellerweise in sich hinein. Auch Geburtstage und Weihnachtsfeiern verbrachten sie mit den Kindern. Irgendwann riefen die gemeinsamen Freunde nicht mehr an. Familie Müller merkte es nicht einmal.

„Was machen wir aus seinem Zimmer?“

„Wir könnten ein Gästezimmer daraus machen. Bestimmt kommt er uns oft besuchen.“

„Tobias hat sein eigenes Leben. Er braucht uns nicht mehr.“

„Sag so etwas nicht! Ein Sohn braucht immer seiner Mutter.“

„Er ist Creative Arts Director in einer angesehenen Werbeagentur. Bei seinem Ehrgeiz könnte er zum stellvertretenden Geschäftsführer aufsteigen. Natürlich nur, wenn seine Freunde ihn nicht zum Müßiggang verleiten.“

„Du meinst Patrick, oder?“

„Weil er auch in Hannover wohnt. Du kannst sagen was du willst, aber der Bursche ist ein Kiffer.“

„Nicht alle Kreativen nehmen Drogen.“

„Tobias wird neue Freunde finden. Die genauso wenig taugen.“

„Vielleicht wäre er bei uns geblieben, wenn du ihn mit deinen boshaften Kommentaren nicht vertrieben hättest.“

Wieder einmal stritten sie sich, bis die Türen knallten. Tagelanges Schweigen folgte. Nicht einmal die Nachbarn über den Zaun grüßten noch. Peinlich betreten flohen sie hinter verschlossene Vorhänge. Die Müllers waren vollkommen isoliert in ihrer privaten kleinen Hölle.

*

Tobias Zimmer wurde nicht angerührt. So wie Miriams Zimmer nicht angerührt worden war. So wie sie einander nicht mehr anrührten. Sie hatten das Bumsen verlernt wie das Sprechen. Spinnweben kamen mit der Unerschütterlichkeit einer Erlösung, und deckten die Reste zu. Was war nur aus ihnen geworden? Da erst fiel Herbert auf, wie wenig sie miteinander sprachen. Wie gleichgültig sie einander geworden waren. Und dass er lieber im Hobbykeller den Computer anwarf, wenn er auf ein erotisches Abenteuer aus war. Eine geballte Faust konnte reizvoller sein als eine lieblose Ehefrau. Und pornografische Bilder aus dem Netz allemal. Gabis Haut hatte ihre Straffheit verloren. Schlaff hingen die Hautlappen zweier Schwangerschaften an ihr herunter. Dicht gefolgt von den Brüsten, die zwei hungrige Babys leergesaugt hatten. Und Herbert? Sein Bauch war dicker geworden seit den Tagen, als er um sie geworben hatte. Auch hingen seine Eier deutlich tiefer. Wenn er wollte, konnte er immer noch mit seinem Bolzen einen Nagel in die Wand schlagen. Aber wen wollte er damit beeindrucken? Es war kein Wunder, dass sie einander nicht mehr attraktiv fanden.

Herbert ahnte nicht, dass seine Frau die gleichen Gedanken plagten. Verheiratet war eine andere Form des Alleinseins. Selten tauschten sie sich aus. Deswegen fiel er auch aus allen Wolken, als Gabi von einer Paartherapie sprach.

„Du liebst mich nicht mehr?“

„Genau das Gegenteil trifft zu. Ich will um unsere Liebe kämpfen.“

„Vielleicht wäre es das Beste, die ganze Geschichte zu beenden. So jämmerlich sie auch sein mag. Wir machen uns nur gegenseitig das Leben schwer. Fort mit dem Ballast von Jahren, erhebt sich der Esel aus seinem Joch!“

„Wir sind einfach zu festgefahren in alten Gewohnheiten. Alleine kommen wir da nicht wieder raus. Wir brauchen einen unparteiischen Schiedsrichter.“

Herbert schwieg, um in Ruhe nachzudenken. Er war die ständigen Grabenkämpfe müde, die die Frontlinie um keinen Millimeter verschoben. Beide Kriegsparteien aber aufrieben, und moralisch destabilisierten. Herbert ging auf seine Frau zu, und nahm sie herzlich in den Arm. Für ihn ein unerhörtes Maß an Gefühlsbezeugung.

„Ich liebe dich immer noch.“

„Ich dich auch, mein Brummbär.“

Gabi versprach einen Termin beim Spezialisten zu besorgen. Bis dahin bemühten sich beide, die Flammen nicht unnötig hochkochen zu lassen. Die Kinderzimmer blieben leer und unbewohnt. Ihr gemeinsames Gefühlsleben aufzuräumen, oder gar vor fremden Leuten schmutzige Wäsche zu waschen, widerstrebte ihm zutiefst. Hausarbeit war Frauenarbeit. So wie Kinder sich von selbst erzogen, wenn nur das rechte Weib zur Hand war. Manchmal bedurfte es der mahnenden Stimme einer männlichen Identifikationsfigur. Damit war seine Rolle als Vater aber schon erledigt.

*

Kritisch betrachtete Gabi ihr Bild im Spiegel des Schönheitssalons. Schlapp wie ein nasser Lappen hingen die Haare am Kopf. Reste einer Dauerwelle kräuselten die gebrochenen Spitzen zu einem Krähennest. Auch die letzte Tönung lag Monate zurück. Sollte sie zu ihrer grauen Naturhaarfarbe zurückkehren? Oder sich dem Diktat der Gesellschaft unterwerfen, um wieder auszusehen wie auf alten Fotos? Gabi konnte sich nicht entscheiden. Kein Wunder, dass Herbert sie nicht mehr attraktiv fand. Und lieber auf seine eigene Hand zurückgriff, wenn ihn das Bedürfnis überkam. Gabi hatte sich gehen lassen. Mit dem Mut der Verzweifelten blätterte sie die Frisurenbücher in der Warteecke durch. Ein junges Ding mit schwarzem Stirnpony und roten Strähnchen nahm sich ihrer an. In der Nase steckte ein Piercing, und in der Unterlippe ebenso. Mit makellos weißer Haut und Haaren schwarz wie Ebenholz brachte dieses Schneewittchen Gabi in Verlegenheit. Sie fühlte sich wie die böse Stiefmutter. Der Spiegel hatte sie verraten. Mit welch einer Horde würde es dieses Luder treiben? Mit Zwergen bestimmt nicht. Eine Schönheit wie sie konnte es mit einem ganzen Rudel Prinzen aufnehmen, und des Prinzen Pferd noch dazu. Selbst diese Lunte würde ihre muskulöse Mädchenfotze wegstecken.

„Na Frau Müller, was darf es heute sein?“

„Haben sie etwas Verruchtes im Angebot, womit ich meinen Mann verführen kann?“

„Oho, der alte Schlitten soll neu aufgepolstert werden? Da sind sie bei mir in den richtigen Händen.“

Gabi folgte ihr widerstandslos in den hohen Friseurstuhl. Pneumatische Gelenke sorgten dafür, dass sie in die richtige Position kam. Ähnlich wie beim Frauenarzt, nur dass ein anderes Körperteil volle Aufmerksamkeit genoss.

„Sie haben schöne Wangenknochen, die könnten wir betonen. Aber dazu müssten wir es durchstufen.“

„Tun sie, was sie nicht lassen können.“

„Und die Ansätze sind ausgewachsen. Wollen sie die gleiche Farbe wie letztes Mal?“

„Keine Ahnung. Was würden sie empfehlen?“

„Schwarz ist zu hart für ihre feinen Züge. Ich könnte mir ein Herbstbraun vorstellen, das die goldene Oktobersonne einfängt.“

„Was immer sie für richtig halten. Selbst hat man ja keine rechten Ideen.“

Gabi begann unter den erprobten Händen der Friseuse aufzublühen. So viele Komplimente auf einen Schlag war sie nicht gewohnt. Sie schloss die Augen, und die ungepflegte graue Hexe verschwand im Spiegel. Für die neue Farbe musste sie einige Strapazen auf sich nehmen. Erst wurden ihre Haare entfärbt, um die letzten Reste schwarz herauszubekommen. Gabi machte den Fehler, in den Spiegel zu schauen. Aus der grauen Hexe war eine wasserstoffblonde Furie geworden. Der es an Schmollmund und straffen Brüsten mangelte, um sexy zu sein.

„Bleibt das so?“

„Betrachten sie es als Zwischenschritt. Ich zaubere eine Schönheit aus ihnen.“

Dann erst konnte die eigentliche Farbe aufgetragen werden.

„Vergessen sie ihren Mann. Er hat einen ungeschliffenen Rohdiamanten zuhause, und weiß es nicht einmal.“

„Wir sind schon ewig verheiratet, wissen sie.“

„Kein Grund den Kopf hängen zu lassen. Wo Liebe ist, ist Hoffnung.“

„Ach, sie sind noch so ein junges Ding. Was wissen sie schon von der Ehe?“

„Mein Freund und ich wollen nächstes Jahr heiraten.“

„Und dann? Bekommen sie Kinder, die ihre ganze Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht geben sie ihre Arbeitsstelle auf, und kümmern sich um den Haushalt. Und wenn die Kinder aus dem Haus sind, finden sie sich wieder mit einem Mann, dem sie nichts zu sagen haben. Und der sie nicht mehr liebevoll ansieht.“

„Nicht dass es mich etwas angeht, aber eine gute Freundin von mir hat es mit einer Paartherapie versucht.“

„Mit Erfolg?“

„Sie erwartet ihr zweites Kind. Ein Mädchen.“

„Könnten sie mir die Adresse der Therapeutin besorgen?“

„Moment, ich müsste ihre Karte irgendwo haben.“

„Hatten sie selbst Beziehungsprobleme?“

Mit einem nervösen Lachen räumte sie die Schere beiseite, und griff zum Kamm.

„Nicht mehr.“

„War die gute Freundin eine Notlüge?“

„Nein, die gibt es wirklich. Probieren sie Frau Doktor Behringer. Sie ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet.“

*

Völlig enthusiastisch kehrte sie nach Hause zurück. Ihrem Mann müsste die Veränderung doch auffallen! Wehmütig würde er in ihren Schoss zurückkehren, und sie lecken wie eine Pampelmuse. Schmatzend und saftig. In ihrem einzigartigen Rausch hätte sie fast die schweren Einkäufe im Kofferraum vergessen. Von ihrem neuen Ich beschwingt, wogen sie federleicht in ihrer festen Hand. Herbert hatte wohl den Wagen gehört. Er wartete neben der Garderobe. Bereit, die Einkäufe zu verräumen. Gabi platzte schier vor Erwartung.

„Und, fällt dir etwas auf?“

„Ja. Du hast das Klopapier vergessen.“

Heulend klatschte sie die vollen Einkaufstüten in den Flur. Im Innern zerbrach etwas, und eine rote Flüssigkeit suppte durch den Baumwollstoff. Dann würde es heute Abend keine Nudeln mit Tomatensauce geben. Ratlos kratzte sich Herbert am Kopf. Was hatte er jetzt denn wieder falsch gemacht? Mochte mal einer die Frauen verstehen.

*

Nichts verstand Herbert, einfach gar nichts. Ob er sie verletzte oder ob er sie gut behandelte, ihm war alles gleich. Sie konnte sich für ihn herausputzen wie ein Pfau, und er würde an ihr vorbeigehen wie an einem Fleck auf der Tapete. Er half auch nicht, die Sauerei aufzuwischen. Hausarbeit war Frauenarbeit, so seine Devise. Resigniert dachte sie daran, dass Männer von seinem Schlag ausstarben. Und es ihr nichts half, weil sie das letzte Exemplar geheiratet hatte. Gabi kramte die Handtasche nach der Visitenkarte durch, die ihr die Friseuse gegeben hatte. In dem Sammelsurium aus Handy, Schminkspiegel und Geldbörse hatte das kleine Stück Papier arg gelitten. Dennoch, ein imposantes Stück marmorierter Karton. Schwer wiegte die erhabene Prägeschrift auf ihrer Hand. Alles sprach für eine gepflegte Praxis in bester Lager. Zu der Unternehmersgattinnen gingen und Akademiker. Ob sie sich das leisten konnten? Von ihrem Haushaltsgeld konnte sie nicht viel beisteuern. Was nicht aus Herberts Geldbeutel gekommen wäre. Sie musste ihn zwingen, sich zu öffnen. Schamgrenzen zu überwinden. Vielleicht würde sie ihn bloßstellen. Vielleicht er sie. Und dafür musste er auch noch teuer bezahlen. Aber wenn ihre Ehe das nicht wert war, konnte sie gleich beim Scheidungsanwalt anrufen. Teilnahmslos sah sie ihren Fingern dabei zu, wie sie die fremde Nummer in den Hörerknochen des alten Küchentelefons tippten.

„Praxis Doktor Behringer, was kann ich für sie tun?“

„Gabi Müller. Ich möchte einen Termin vereinbaren.“

„Sehr gerne. Worum geht es?“

„Unsere Ehe ist gestrandet. Auf Sand gelaufen.“

Bittere Tränen kämpften gegen ihre Kehle an. Gabi schluckte sie herunter, und sie schmeckten salzig wie der weite Ozean. So viele Seemeilen, auf denen man sich leicht verlieren konnte, und selten wieder fand.

„Können sie das präziser ausdrücken?“

„Unsere Kinder haben das gemachte Nest verlassen. Und nun haben mein Mann und ich uns nichts mehr zu sagen.“

„Sie brauchen nicht zu flüstern. Ich verstehe sie kaum.“

„Ich kann nicht lauter sprechen, mein Mann sitzt im Nebenzimmer.“

„Tun sie sich keinen Zwang an, wir haben keine Vorzimmerdame. Sie sprechen direkt mit der Psychologin.“

„Oh!“

Gabi konnte Papier rascheln hören. Offenbar wurde der Terminkalender gezückt.

„Wann wäre es ihnen denn recht?“

„Mein Mann arbeitet die ganze Woche bis siebzehn Uhr. Es sei denn Freitag, da hat er früher Feierabend.“

„Dann nehmen wir doch gleich diesen Freitag.“

„Etwas kurzfristig, oder?“

„Also wenn es bei ihnen nicht geht, können wir gerne einen anderen Tag fixieren.“

„Nein danke, ist schon okay.“

„Dann sehen wir uns also Freitag.“

Sie hatte Angst. Schließlich musste sie auch die Hosen runterlassen. Drei Tage noch bis zum ersten Treffen. Gabi hatte einen geeigneten Psychologen gefunden. Natürlich durfte es nicht irgendein Spezialist sein. In ihrem Fall schien ein erfahrener Paartherapeut die erste Wahl.

*

Schließlich war es soweit. Zögernd folgte Herbert seiner Frau. Es war nicht weit bis zu Frau Doktor Behringer. Und ein Fußmarsch belebte ihre Gedanken.

„Ist es noch weit?“

„Gleich da vorne. Zweihundert Meter vielleicht.“