Meine Reise zum Tantra - Claus Grütering - E-Book

Meine Reise zum Tantra E-Book

Claus Grütering

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Beschreibung

Jeder hat schon mal den Begriff TANTRA gehört. Aber was genau versteht man darunter? Der Autor hat sich auf ein besonderes Reiseabenteuer nach Brasilien aufgemacht und einen Tanta-Meister auf einer tropischen Insel im Amazonas dazu befragt. Dies wird für den Autor zu einer sehr intimen Begegnung – in mehrfacher Hinsicht. Alle, die sich mit ihm auf eine sinnlich-erotische Reise begeben und dabei ihr Wissen über Tantra vertiefen wollen sind dazu mit diesem Buch herzlich eingeladen! »Eine Orgie ist ein Fest des Lebens. Seid offen für die schöne Gruppenenergie, die hier entstehen kann. Doch vor allem: Seid langsam! Lasst euch die Zeit zu fühlen. Und seht es als Spielwiese, als Experimentierfeld: Traut euch auch mal das, was ihr euch sonst vielleicht nicht traut. Weitet euren Horizont! Denn Sinnlichkeit und Sexualität findet nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Frau und Frau und Mann und Mann statt! Also erforscht auch mal diesen Bereich!«

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Seitenzahl: 616

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Über den Autor

Claus Grütering, 1955 in Darmstadt geboren, studierte Sozialpädagogik und hat einen Gesellenbrief als Automechaniker. Er war zudem länger als HiFi-Verkäufer und -Techniker sowie bei diversen sozialen und kulturellen Projekten tätig. In den letzten Jahren Lektor, Übersetzer und nun Autor.

Wurde vor einigen Jahren von Amts wegen als jemand bezeichnet, der »nichts richtig kann«. Nun, eines vielleicht doch: genießen.

Anmerkung

Alle Namen von Personen (außer von öffentlichen bzw. historischen), die im Buch erwähnt werden sind geändert. Dies gilt auch für Orte und sonstige Umstände, falls sie diese Personen eventuell erkennbar machen könnten.

MEINEREISE ZUMTANTRA

Ein sinnliches Abenteuer im Amazonas

vonClaus Grütering

Impressum

Meine Reise zum TantraEin sinnliches Abenteuer im AmazonasVon Claus Grütering

Christine Janson Verlag, Frankfurtwww.erotischeebooks.com

Copyright© Christine Janson VerlagErstveröffentlichung der deutschen Ausgabe April 2022,Titelgestaltung und Satz: Remo AlbanesiBilder: © Duet Postscriptum/Stocksy-stock.adobe.com,Polarpx-stock.adobe.com, Unclesam-stock.adobe.com

ISBN EPUB: 978-3-939229-35-3

ISBN PRINT: 978-3-939229-49-0

Inhalt

Prolog

Ankunft in Brasilien

Die Insel der freien Liebe

Aus der Quelle der Lust trinken

Eine Autopanne in Poona

Was genau ist Tantra?

Wir brauchen eine neue Sexkultur!

Geilheit und Orgasmus

Kosmische Vereinigung

Eine Kettensäge in den Tropen

Nacktwanderung

Abschied

PROLOG

Nacht. Stille. Na ja, fast. In das leise Rascheln des Windes in den Bäumen draußen vor der Veranda und das dezente Rauschen des Meeres ein Stückchen dahinter mischt sich ganz entfernt das Surren des Stromgenerators. Noch läuft er, doch bald wird das Surren ersterben und damit das ganze Haus in Dunkelheit tauchen. Noch fällt durch die weit offene, große zweiflügelige Terrassentür ein wenig fahlweißes Licht von der Terrassenbeleuchtung in mein Zimmer. Die gleißend hellen Energiesparlampen dort wirken immer ein Bisschen surreal für mich. Aber schon sehr bald wird der Mond über dem Wasser das einzige schwache Licht sein, das von draußen hereinkommt. Ich liege nackt und wohlig ausgestreckt auf meinem Bett. Es ist sehr warm, immer noch. Ein paar Minuten ist es her, da war ich draußen am Brunnen und habe mir hintereinander mehrere Eimer wunderbar kühles Süßwasser übergeschüttet. Dann, zurück in meinem Zimmer, habe ich meine Zimmertür zugemacht – na ja, angelehnt. Denn jetzt ist es mein Zimmer. Tagsüber ist es hingegen der kürzeste Weg von der Küche durchs Haus auf die Terrasse. Ja, so lässt es sich aushalten! Ich taste nach unten und streichle langsam und wach erst über meinen Bauch, dann meine Brust, meine Arme und Beine, und sowohl meine Hand als auch das, was sie berührt genießt das. Ja, mehr davon! Ich weite meine tastenden, kreisenden Bewegungen jetzt aus, noch tiefer herunter, zwischen meine Beine …

Eine wunderbare Woge von Lust durchströmt mich. Schon springt mein Kopfkino an, ich atme tief ein und mein Schwanz reagiert sofort. Ich streichle weiter, greife und taste. Aaah! Etwas sanftere, glitschigere Berührung wäre gut. Ein Griff nach oben. Direkt hinter meinem Kopfkissen steht ein kleines Schraubgläschen mit Kokosöl … Meine tastenden Finger finden es, heben den Deckel ab und legen ihn mit der Öffnung nach unten daneben. Besser so – falls ich vergesse, ihn wieder draufzulegen, kommen die Kakerlaken nicht dran, um die Dichtung anzufressen, kommt mir kurz wieder in den Sinn. Solcherlei Gedanken sind jedoch im Moment eher kontraproduktiv. Mein Schwanz bestätigt mir das direkt, doch jetzt habe ich schon meine Finger mit etwas Öl benetzt und verteile es an der Stelle, für die ich es gedacht hatte. Wow, tut das gut! Ich winde mich dabei lustvoll hin und her. Die Federn in der schon etwas betagten Tassenfederkernmatratze machen dabei entsprechende leise, schnalzende Geräusche, doch das ist mir jetzt gerade völlig egal. Auch mein Atem ist inzwischen schneller, tiefer und lauter geworden. Die Szenen im Kopfkino wechseln. Zusammen mit der Wärme um mich her und dem Wissen, von der Veranda aus immerhin schemenhaft zu sehen zu sein bin ich mehr und mehr angetörnt. Wie großartig, dass es hier völlig okay ist, bei meiner Lust, auch mit mir selbst, Geräusche und Töne zu machen! Die anderen um mich her kann ich auch hören, wenn sie… Mein Atem wird noch tiefer, geht nun rau, fast hechelnd. Da … Ja, Ja! Ein wohliges Ziehen beginnt sich aus meinem Becken nach unten in meine Beine und nach oben in meinen Bauch auszubreiten, immer mehr und immer weiter. Ich reiße noch mehr Luft in mich hinein, und gleich darauf rollt es wie eine warme Woge über mich hinweg. Es reißt mein Becken nach oben, und ein kleiner Schrei entschlüpft mir, gefolgt von lautem Japsen und Stöhnen. Diese Laute treffen offenbar nicht nur auf menschliche Ohren: Mit einem Mal bellen draußen alle Hunde los. Jetzt ist es vorbei mit der Ruhe. Doch ich bin ganz woanders, genieße, genieße. Und muss irgendwo ganz hinten in einem winzigen Rest meiner beobachtenden Wahrnehmung schon jetzt lachen, wenn auch nur im Geiste. Nach und nach beruhigen sich mein Atem und mein Körper wieder, und eine angenehme, wohlige Entspannung breitet sich ganz in mir aus. Die Hunde sind schon wieder still. Das Meer plätschert leise, die sanfte Brise raschelt in den Bäumen, der Generator surrt immer noch irgendwo dort ganz hinten. Wie schmecke ich denn heute? Ich hebe die Hand zum Mund und lecke meine Finger ab. Oh, gut! Vorsichtig taste ich dann nach hinten in die Dunkelheit hinter meinem Kopfkissen. Dort liegen doch Papiertaschentücher, irgendwo neben dem Ölgläschen… Ich greife mit der trockenen Hand eines, das ich vorhin vorausschauend auf die Packung gelegt hatte, schüttele es auf und lege es über die Nässe auf meinem Bauch. Warte einige wohlige Atemzüge, wische und wende es dann mehrmals, bis es zu einem kleinen, nassen Knäuel geworden ist. Das lasse ich über die Bettkante auf den Boden fallen. Jetzt streiche ich noch mal mit der Hand über meinen noch leicht feuchten Bauch – noch von Samen oder schon wieder von Schweiß? Beides? Greife dann das hauchdünne Tuch neben mir auf der Matratze, ziehe es über mich, decke mich zu. Ach ja – da fällt mir gerade der Deckel wieder ein, der wieder auf mein Ölgläschen sollte. Drauflegen reicht völlig. Ich drehe mich auf die Seite, räkle, strecke mich noch mal genüsslich. Ist das gut! Bewege mich dann ein wenig hin und her. Gleich darauf werde ich meine Schlafposition gefunden haben. Denn ein wenig Ausprobieren zwischen den Tassenfedern ist dazu schon nötig. Nun liege ich gut, sinke wohlig tiefer in die Unterlage ein. Ich bekomme gerade noch mit, wie das Surren des Generators verstummt. Jetzt ist es richtig dunkel. Dann bin ich auch schon eingeschlafen.

Ich blinzle. Es ist schon hell und wieder sehr still. Nur ein Geräusch ist zu hören: Ein ununterbrochenes Flattern kleiner Flügel, die hin und wieder auch gegen etwas schlagen oder schaben. Es kommt aus dem Lüftungsschacht über der Tür, der nach oben offen ist, in einer Art Kaminschacht nach oben übers Dach. Anfangs hatte ich mich gefragt, was das wohl sein könnte. Es klärte sich schnell auf: Eine Fledermaus flatterte im Zimmer herum, mit dem gleichen Geräusch, das ich jetzt von dort hinter dem Holzrost vernehme. Es sind Fledermäuse, die ihren Schlafplatz für den Tag einnehmen – viele, so wie sich das anhört. Doch schon nach ein paar Minuten verebbt das Flattern, und es ist wieder still. Die Fledermäuse schlafen jetzt. Auch ich drehe mich noch mal um und dämmere weg.

Das ist nicht meine Zeit! Und zudem bin ich aufgeregt. Gerade eben bin ich aus der Straßenbahn ausgestiegen – der ersten für heute nach dem Tagesfahrplan. Ach ja, der Bus! Wo muss ich denn jetzt hin? Ich schaue mich etwas gehetzt um. Um diese Tageszeit bin ich fast allein hier. Es hat schon was Gespenstisches. Ich kenne die Buslinie nicht, mit der es weitergehen soll. Es gibt vier Bushaltestellen an dieser Kreuzung. Zwei scheiden schon mal aus. Falsche Richtung. Doch welche der anderen beiden ist es? Da drüben steht ein Bus. Der? Während ich noch überlege, ob ich den Rollkoffer hinter mir herzerrend lossprinten soll, höre ich den Motor aufbrüllen. Scheiße! Ich habe einen Moment zu spät begriffen, dass mein Anschlussverkehrsmittel bereits dort drüben steht und wartet. Das ist, wie gesagt, zudem nicht meine Zeit – sehr früh am Morgen, etwa 4 Uhr 25. Und ich hatte versprochen, zwischen 4 Uhr 45 und spätestens 5 Uhr in Berlin-Tegel vor dem Schalter der TAP zu sein, der staatlichen portugiesischen Fluggesellschaft. Jetzt schaue ich dem Bus hinterher, der mich zum Flughafen gefahren hätte. Da vorne fährt er gerade die nächste Haltestelle an, doch dort scheint niemand zu sein, also beschleunigt er wieder, ohne zu halten und entschwindet gleich darauf um eine Kurve meinen Blicken. Schnell ein Taxi! Ich schaue mich wieder um. Noch sind die Straßen fast leer. Nichts. Scheiße! Wo ist mein Handy? Ich wühle hektisch in meiner Jacke herum, und in meiner Aufregung kann ich es ertasten, doch es ist im Stoff verwickelt. Gerade als schließlich der kleine Bildschirm doch vor mir aufleuchtet, biegt ein Taxi um die Ecke. Es ist frei. Ich winke, und der Fahrer lenkt seinen Wagen auf mich zu, hält ein Stückchen von mir weg an der Bushaltestelle. Sehr erleichtert stopfe ich das Handy in die Jacke zurück und laufe hin. Es ist einer der vielen Toyota Prius, die hier inzwischen weitgehend die bislang üblichen Mercedes als Taxi abgelöst haben. Ein schöner, freundlich dreinblickender älterer Mann sitzt am Steuer. Seinem Aussehen nach könnte er aus dem Nahen Osten kommen. Er steigt jetzt aus und hilft mir, meinen schweren Koffer in den Kofferraum zu wuchten, steigt dann wieder ein, und ich nehme auf der Rückbank Platz.

»Zum Flughafen Tegel bitte!« Er nickt, setzt den Blinker und fährt los.

Wir kommen ins Gespräch, weder Small Talk noch tiefschürfend, doch auf eine Weise sehr persönlich. Ich finde es schon jetzt fast als glückliche Fügung, dass wir uns begegnet sind. Seine Gegenwart und Ausstrahlung hat etwas, das mir gut gefällt und meine Aufregung beruhigt. Ein paar Minuten darauf überholen wir den Bus, der mir eben vor der Nase weggefahren ist. Er ist fast leer. Wir reden angeregt über meinen bevorstehenden Flug, und ich genieße seine warme, zugewandte Art. Es tut mir gut, und ich empfinde unsere Begegnung mit jeder Minute mehr als Geschenk, auch wenn ich gleichzeitig realisiere, dass die Fahrt zum Flughafen jetzt deutlich teurer wird als geplant. Zudem bin ich, ganz ehrlich trotz Allem immer noch wahnsinnig aufgeregt. Das kommt zum einen daher, dass für mich eine Flugreise immer noch was Besonderes ist, zum anderen aber auch, weil das der Start in ein kleines Abenteuer sein wird.

Ich bin in der glücklichen Situation, mit nur vier Wochen Vorlaufzeit in dieses Projekt eingestiegen zu sein: Es bedeutet nämlich, fast ein Vierteljahr unterwegs zu sein! Mir ist klar, dass die meisten meiner Zeitgenossen ein Mehrfaches dieser Zeit als Vorlauf benötigen würden, um sich auf so etwas einlassen zu können. Doch ich bin zurzeit nahe dran an einem »Ich mach‘ das jetzt einfach…«. Klar – natürlich musste ich ein paar Dinge regeln und klären, einige Termine verschieben. Doch Alles in Allem hat es funktioniert. Das allein ist schon großartig.

Der Flughafen ist schon zu sehen. Gleich werden wir da sein. Kurz darauf stoppt der Fahrer den Wagen draußen neben dem Terminal mit dem Schalter der TAP. Er hilft mir, meine Sachen auszuladen, und ein Zwanzig Euro-Schein wechselt von meiner Hand in seine. Er bedankt sich bei mir und ich mich bei ihm, dann startet er den Motor wieder und ist gleich darauf weg. Für einen Moment stehe ich mit meinen Sachen etwas verdattert herum. Noch ist hier alles still. Doch unser Flug wird einer der ersten heute Morgen sein. Und nein, noch mal – das ist nicht meine Zeit! Aber ich habe es rechtzeitig geschafft. Ein kurzer Blick auf mein Handy, diesmal ohne hektisches Wühlen in meiner Jacke: Es ist 4 Uhr 50. Gut!

Ich bin sehr erleichtert, dass es mir gelungen ist, meine Verabredung einzuhalten. Jetzt ziehe ich den Zugbügel meines Rollkoffers heraus und stelle mein Handgepäck, ein kleines Köfferchen mit Reißverschlüssen, obendrauf, kippe das Ganze über seinen Zugbügel an und rattere mit der Fuhre durch die Automatiktüren, dann rechtsherum über den Fliesenboden in Richtung TAP-Schalter. Die Ruhe draußen war trügerisch: Dort stehen schon eine Menge Leute an. Die Abfertigung ist in vollem Gange, und die Schlange rückt langsam zum Schalter vor. Ich klackere an ihr vorbei bis ans Ende. Zunächst rücke ich mit vor. Die anderen müssen jeden Moment kommen. Etwa zehn Minuten später, die Zahl der Wartenden hat sich schon deutlich verringert, werde ich langsam wieder unruhig. Wo sind die anderen? Habe ich was falsch verstanden? Bin ich vielleicht verpeilt, und sie waren womöglich superpünktlich um 4 Uhr 45 da? Habe ich sie gar verpasst? Nervös krame ich noch mal meine Unterlagen ‘raus und schaue nach. Ja – es ist der richtige Tag, die richtige Zeit, der richtige Schalter, der richtige Flug. Ich schere jetzt doch aus der Schlange aus und bitte die Nachfolgenden vorzugehen. Mir ist völlig klar, dass ich hier bereits auffalle. Wenn mein Eindruck nicht völlig falsch ist, dann bin ich der Einzige hier, der aufgeregt ist. Für alle anderen ist das offenbar Routine. In meinen Unterlagen steht »Eincheckschluss 5 Uhr 15«. Meine Nervosität steigt, denn es ist inzwischen 5 Uhr 10. Inzwischen habe ich bestimmt fünfzehn Mal auf mein Handy geschaut. Ich komme mir dabei blöd vor, aber ich kann gerade nicht anders. Mein Gastgeber hat zwar meine Handynummer, ich aber nicht seine. Wie nachlässig von mir! Ich hätte darauf dringen sollen, dass…

Inzwischen ist es 5 Uhr 15, und es sind nur noch ein paar Leute vor mir. Die ganze Zeit habe ich abseits der Schlange gestanden, und es kommen jetzt nur noch hin und wieder Leute nach, um sich anzustellen. Zittere ich? Ich kann es nicht beurteilen. Es würde mich aber nicht wundern. Das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben wird fast übermächtig. Wieder schaue ich auf mein Handy. Die genannte Eincheckzeit ist längst um. Und nur noch drei oder vier Leute vor mir am Schalter! Nix. Doch als sich mein Blick wieder von dem kleinen Bildschirm hebt, sehe ich meinen Gastgeber und Daniela in Begleitung eines großen, schlanken Mannes mittleren Alters auf mich zukommen. Ich bin unsäglich erleichtert. Ich habe also doch nix verpeilt! Es stehen jetzt noch zwei Leute vor dem Abfertigungsschalter, und wir stellen uns jetzt zusammen hinter sie. Daniela stellt mir den großen Mann vor.

»Das ist Jan. Wir haben uns vor einer Woche kennengelernt und sind total verliebt! Er hat uns hergefahren und fliegt natürlich nicht mit.«

Gleich darauf spricht mein Gastgeber mit der Dame hinter dem Schalter. Daniela und er hatten vor mir gebucht, also auch Plätze nebeneinander bekommen. Er fragt, ob ich zumindest in der Nähe sitzen kann. Ja, das klappt, sichert sie uns zu, bevor sie meinen Koffer entgegennimmt und meinen Pass kontrolliert. Gut! So ist die Chance geringer, sich in Lissabon eventuell im Trubel aus den Augen zu verlieren. Es beruhigt mich noch ein Stückchen mehr. Kurz darauf sind wir drei im Transitbereich und warten darauf, dass unser Handgepäck gecheckt wird. Meine Aufregung hat sich inzwischen weitgehend gelegt – oder sollte ich besser sagen, sie hat sich verlagert? Denn dies ist nicht nur eine Flugreise, sondern auch meine zweite Reise auf einen weit entfernten Kontinent und überhaupt meine erste in eines der Amerikas – nach Südamerika, um genau zu sein. Unser weiterer Check-in verläuft ohne Probleme. Schließlich sitze ich angeschnallt auf meinem Platz.

Startfreigabe! Die Triebwerke brüllen auf, und es drückt mich in den Sitz. Das Vorbeihuschen des Draußen wird schneller und schneller. Jetzt fällt der Boden zurück, und ein seltsames Gefühl im Körper sagt mir: Wir haben soeben abgehoben. Ins Abenteuer! Der Flieger gewinnt schnell an Höhe. Ich kann es daran sehen, wie rasant alles »da unten« kleiner wird. Nun schaue ich mich einmal um: Hier scheine ich der Einzige zu sein, der vom Geschehen nennenswert Notiz genommen hat. Alle, die ich sehen kann, sitzen da, als ob sie zu Hause auf dem Sofa relaxen würden – in ein Buch oder eine Zeitung schauend oder dösend, mit Kopf- oder Ohrhörern auf, respektive in den Ohren. Ich schäme mich jetzt ein Bisschen, scheine ich doch noch jemand zu sein, für den das alles besonders, ja sehr spannend ist. Für diejenigen um mich herum ist es offenbar langweilig und nicht der Aufmerksamkeit wert. Und ich habe mich zudem geweigert, den Coolen zu geben – jemand, der »über den Dingen steht«, der womöglich zum ersten Mal fliegt, sich aber so gelangweilt gibt, als sei das alles schon tausende Male erlebt. Vielleicht ist es so, dass alle um mich herum regelmäßig fliegen. Nun, es ist zwar nicht mein erstes Mal, doch ich bin immer noch und immer wieder fasziniert. Und habe mir das anmerken lassen. Wie kann man nur? Eine Todsünde heutzutage!

Inzwischen ist die Höhe der Wolken erreicht. Heute Morgen ist es klar, nur ein paar fahle Dunstfetzen huschen vorbei. Die Erde ist inzwischen weit unten. Auch hier bin ich wieder entzückt, aus solch großer Höhe herunterschauen zu können. Vermutlich ist mir auch das anzusehen. Und noch immer geht es nach oben. Ich schlucke ein paar Mal, als sich der Kabinendruck ändert.

Unterwegs. Nach Brasilien. Brasilien! Ein Mythos, wohl nicht nur für mich. Obwohl schon klar ist, dass wir fast nur an einem Ort sein werden, bin ich aufgeregt, was ich wohl so vom Land mitbekommen werde. Und es geht in die Tropen – für mich zum ersten Mal! Ja, ich war schon in subtropischen Gegenden, doch direkt in den Tropen war ich noch nie. Wir werden sogar den Äquator überqueren und so gerade eben auf der Südhalbkugel sein – wenn auch nur knapp, einen Breitengrad. Jetzt geht es zwar bereits nach Süden, doch mit diesem Flug nur bis Lissabon. Dort werden wir einige Stunden Aufenthalt haben, bis es dann am späten Nachmittag weitergeht, über den Atlantik, nach Belém in Nordostbrasilien. Das Tosen der Triebwerke ist längst einem steten Rauschen gewichen, und ich lehne mich jetzt auch wohlig zurück. Meine, unsere Reise hat begonnen.

Kurz vor Mitternacht. Der wuselige Flughafen liegt hinter uns. Das Taxi hat das Flughafengelände verlassen und fährt zügig in Richtung Stadtzentrum. Dunkle Seitenstraßen huschen am Fenster vorbei. Die großen Straßen sind zwar hell beleuchtet, aber fast menschenleer. Zartes gelborange. Ist das das Licht Brasiliens? Nun – jetzt ja, für mich. Meine Gedanken wandern mit einem Mal zurück.

Vier Wochen ist es her, gerade mal, dass die Idee zu diesem Projekt entstand. Die Idee zu einem Buch. Diesem Buch. An einem milden Frühsommerabend saß ich in der »Gerbermühle«, einem Ausflugslokal am Main am Rande Frankfurts, mit der Verlegerin Christine Janson zusammen. Der Main floss wie immer, und die Sonne stand schon tief und ließ das Gebäude der EZB einen langen Schatten in unsere Richtung werfen. Vor mir eine Portion Grüne Soße mit Eiern, ein südhessisches Lokalgericht, und ein Glas gespritzter Apfelwein. Wir sprachen über einen bekannten Tantrameister, seine Arbeit und Christines Erlebnisse mit ihm. Und ich weiß nicht mehr genau wie, doch dann war sie auf einmal da: die Idee zu diesem Buch. Zu einem Buch über eine sinnliche Reise. Eine Reise zum Tantra.

Zurück in Berlin ging dann alles schnell: Eine E-Mail. Ein Telefonat. Und kurz darauf saßen sich der Tantrameister und ich das erste Mal persönlich gegenüber. Und es mag sich verrückt anhören, doch nur vier Wochen später steigen wir zusammen in Berlin-Tegel in ein Flugzeug, um gemeinsam nach Brasilien zu reisen, auf »Die Insel«. Dort wollen wir in aller Ruhe eingehende Gespräche miteinander führen, Gespräche über Tantra. Wir haben viel Zeit für unser Vorhaben: Neun Wochen. Für mich fühlt sich das jetzt schon wie eine kleine Ewigkeit an. Denn meistens habe ich schon das Gefühl, eine Woche unterwegs gewesen zu sein, wenn ich gerade mal für zwei Tage aus der Stadt heraus war. Und jetzt: neun Wochen! In einem fernen, exotischen Land. Und ich war noch nie in Übersee, noch nie in Südamerika gewesen.

Brasilien! Ein Land mit einem Völkergemisch – Europäer, meist Nachkommen von ehemaligen Siedlern oder Sklavenhaltern, dann die Nachkommen eben dieser Sklaven und zudem verschiedene indigene Gruppen. Dazu noch Einwanderer aus aller Herren Länder. Sie alle wurden mit der Zeit zu einer bunten Menschenmischung. Brasilien war ehemals eine portugiesische Kolonie; man spricht dort neben vielen indigenen Sprachen als landesweite Sprache portugiesisch, allerdings eine Art Dialekt. Das war schon im Wesentlichen alles, was mir früher spontan zu Brasilien einfiel. Dann hatte ich zwar ein wenig recherchiert. Doch auch jetzt bin ich nicht viel weiter. Klar, ich habe mir einen Sprachführer besorgt, der jetzt irgendwo ins Handgepäck gestopft ist. Doch das war eher abstrakt. Lesen und verstehen – nun ja, ein Bisschen. Das konnte ich mit meinen sonstigen Sprachkenntnissen verknüpfen. Aber gesprochene Sprache verstehen? Nun ja, alles klingt so seltsam… Mit gemischten Gefühlen hatte ich mich an die Idee herangetastet, mit nach Brasilien zu kommen und die Entstehung dieses Buches möglich zu machen. Meine Aufregung hatte sich in den vier Wochen Vorbereitung nur verändert, verlagert, war aber immer noch da. Irgendwie ist das alles schon ein wenig verrückt. Mir scheint aber fast so, als ob ich dafür bereit gewesen wäre. Hört sich komisch an, doch näher heran komme ich mit meinen Gedanken nicht. Irgendwann habe ich es aufgegeben, das verstehen zu wollen. Nun ja, hin und wieder kommt das noch mal hoch. Und verschwindet genauso schnell wieder.

Und jetzt sitze ich hier in Belém in einem Taxi und bin fast versucht zu sagen: »Einfach so!« Obwohl schon tiefe Nacht, ist es immer noch sehr warm, und ich bin froh, nur eine dünne kurze Hose und ein kurzärmeliges, luftiges Hemd anzuhaben. Die Fenster sind alle heruntergedreht, und die warme Nachtluft weht herein. Ich sauge den Geruch ein. Er löst eine Kaskade von Gefühlen und Erinnerungen aus, die ich nicht in Worte fassen kann. Wir kommen nun in eine etwas belebtere Gegend, offensichtlich schon im Zentrum, und das Taxi hält kurz darauf in zweiter Reihe vor einer Häuserzeile mit alten, etwas heruntergekommenen Fassaden. Ich schaue ‘raus und begreife: Wir sind da – das Hotel ist einfach nur eine dieser verwitterten alten Fassaden in der Häuserfront. Unser Taxifahrer hilft uns, unsere Sachen in den Vorraum zu bringen. Es geht durch zwei altertümliche Schwingtüren mit Messinggriffen, dann stehen wir in einem kleinen, eher schummerig erleuchteten Raum vor einem Schalter. An beiden Längswänden gibt es große Spiegel, denen man ihr Alter deutlich ansieht. Nach kurzem Verhandeln bekommen wir unseren Zimmerschlüssel für ein Zimmer im zweiten Stock und drücken kurz darauf den Knopf neben der Aufzugtür. Dieser Aufzug ist offensichtlich schon sehr viele Jahrzehnte in Betrieb. Wir ziehen die Tür auf, und eine Aufzugskabine mit dem Flair und Geruch der frühen sechziger Jahre empfängt uns. Und es ist nicht nur das Licht der kleinen Leuchtstoffröhre über uns, das durch eine teilweise zersplitterte Glasscheibe mit einem Floralmuster scheint, was in mir Kindheitserinnerungen weckt. So was wie leise Skepsis kriecht mir den Rücken hoch – das wirkt alles nicht allzu gut gepflegt… Doch dann flößt mir der Schriftzug »Otis« auf der Bedienungstafel über den abgewetzten Kunststoffknöpfen doch ein gewisses Vertrauen ein. Seltsam. Wir drücken den Knopf für die zweite Etage, und die Kabine ruckt etwas unsanft an und hält auch genauso wieder. Als wir aus der Tür treten, öffnet sich uns ein winklig geschnittener Vorraum, von dem mehrere Flure abgehen. Seltsame, nach lokaler Kunst aussehende Malereien sind an den Wänden. Wir schauen uns gemeinsam um. Ah, dort! Da schräg gegenüber ist unsere Zimmertür.

Im Zimmer stehen neun Betten. Die Fenster gehen zur Straße raus. Wir machen sie alle auf, und verhaltener Verkehrslärm und leises Stimmengewirr dringt herein. Ich schaue hinaus: Genau gegenüber ist der große, zentrale Markt von Belém, der »Ver-o-peso«, sowie mehrere Bushaltestellen. Auch das Hotel ist nach dem Markt benannt. Und direkt hinter dem Markt sehe ich im Halbdunkel viel Wasser – selbst nachts ein imposanter Ausblick! Nachdem wir unsere Sachen abgestellt und nur das Nötigste eingesteckt haben, verlassen wir das Zimmer wieder und schließen sorgfältig ab. Der altersschwache Aufzug bringt uns zurück ins Erdgeschoss.

Wir gehen über die Straße hinüber zum Markt. Nur entlang der Straße sind noch einige Stände mit dem grellweißen Licht von Energiesparlampen und LED-Birnen erleuchtet, direkt dahinter versinkt alles in Dunkelheit. Wir laufen ein Stück weiter, an der Handvoll noch offener Stände entlang. Ein Bus hält hinter uns, direkt dahinter gleich darauf ein zweiter. Ich höre das Geräusch der Bustüren, das Trappeln der Füße und die Stimmen hinter uns, als Leute ein- und aussteigen. Manche der Ausgestiegenen gehen noch zu einem der Stände. Kurz darauf das Brummen der

Diesel, das schnell leiser wird. Ein, zwei Buden weiter kommen wir zu einem Marktstand, der offensichtlich kleine Snacks anbietet. Es sind seltsame, birnenförmige und birnengroße Teiggebilde, die da in der Auslage liegen.

»Diese Dinger gibt es mit Fisch, mit Fleisch oder einer Gemüsefüllung. Was möchtest du?«, gibt unser Gastgeber mir die Erläuterungen des jungen Mannes hinter dem Tresen kurzerhand übersetzt weiter und reißt mich aus den Eindrücken, die trotz der Dunkelheit auf mich einstürmen.

»Fisch bitte!« Die anderen Beiden entscheiden sich für Gemüse und Fleisch. Kurz danach hält jeder von uns seinen kleinen Snack in der Hand. Ich bin erstaunt: Es ist ein Bisschen wie eine Mischung aus Fischbulette und Krapfen und schmeckt gut. Erst jetzt merke ich, dass ich eine ganze Weile nichts gegessen habe. Wir schlendern noch ein kleines Stückchen weiter, gehen dann jedoch wieder über die inzwischen viel ruhigere Straße zurück zum Ver-o-peso.

Wieder in unserem Zimmer, verteilen wir uns auf die Betten – wir sind nur zu dritt, doch wir haben die Auswahl zwischen neun Betten! Ich wähle ein »Bett mit Ausblick« – das obere eines einfachen Doppelstockbettes direkt neben einem der Fenster. Auch das hat seine beste Zeit offensichtlich schon hinter sich und schwankt, als ich schließlich nach oben klettere. Es ist mir egal. Draußen ist noch immer einige Unruhe, und die Fenster sind offen. Einige Busse fahren offenbar auch nachts, und es sind Stimmen, gelegentliche Musikfetzen und hin und wieder auch ein Roller oder ein Moped zu hören. Es wird mich in den Schlaf lullen. Ich strecke mich wohlig aus und ziehe das dünne Laken über mich.

ANKUNFT IN BRASILIEN

Wir sind in Belém! Ich habe wunderbar geschlafen, und zusammen sitzen wir jetzt ganz oben im Esssaal des alten Hotels und frühstücken. Nun ja, der Raum hat offensichtlich auch schon bessere Zeiten gesehen. Der Blick über die Stadt und den Hafen ist allerdings grandios, das Wetter einladend. Unser erster Tag in Brasilien! Von unten, vom geschäftigen Markt und den Bushaltestellen, dringen Stimmengewirr, Gedudel, Verkehrsgeräusche und Undefinierbares durch die offenen Fenster zu uns hoch. Ich genieße unser kleines Frühstück – Brötchen(!), Marmelade, etwas Käse und ein paar Scheiben Schinken. Dazu etwas Obst und verdünnter Fruchtsaft. Als wir fertig sind, gehen wir zu einem der Fenster in Richtung Straße und schauen über Belém.

»Das da ist der Fischmarkt«, sagt unser Gastgeber und weist nach halblinks auf eine graublau gestrichene, große Halle.

»Und das da daneben war mal ein Teil der Stadtverwaltung. Jetzt steht es leer und verfällt langsam.« Er deutet auf ein prachtvolles, weiß gestrichenes Gebäude neben dem Fischmarkt, das offensichtlich aus dem 19. Jahrhundert stammt. Doch an mehreren Stellen wachsen bereits kleine Bäumchen aus dem Dach. Auch der Rest sieht bei genauem Hinsehen mitgenommen aus. Kein gutes Zeichen.

»Da ganz hinten seht ihr das Fort von Belém. Dort war früher die portugiesische Garnison stationiert.« Er deutet ganz nach links. Hinter allerlei modernen Gebäuden ist im leichten Dunst ein graues, wuchtiges Etwas zu erahnen. Ein lautes Motorgeräusch lässt mich gleich darauf in die andere Richtung schauen. Im Wasser vor dem Markt prescht ein großes Schnellboot vorbei, mit beachtlicher Geschwindigkeit. Später, von unten auf dem Markt, werde ich eines sehen, das mich noch mehr beeindruckt.

Wir haben noch reichlich Zeit, bis unser Fahrer kommen soll und wir dann zur Insel aufbrechen wollen.

»Obrigado!« rufe ich im Gehen der Hotelangestellten zu, die nun unser Geschirr und das von einem brasilianischen Ehepaar am Nachbartisch abräumt. Anscheinend sind sie und wir zurzeit die einzigen Gäste im Ver-o-peso. Erstaunlich, denn das ist zwar ein sehr einfaches Hotel, doch es liegt wirklich mitten in der Stadt.

Und dann haben wir auf einmal noch reichlich mehr Zeit: »Mit dem Abholen wird es später werden als zunächst ausgemacht«, meint mein Gastgeber ein paar Minuten später zu uns. Doch wir begeben uns gleich darauf auf unser Zimmer und packen auf jeden Fall schon mal unsere Sachen zusammen. Dann gehen wir ‘runter zum Markt. Der ist ja nur über die Straße. Wir wursteln uns durch den stockenden Verkehr auf die andere Straßenseite und tauchen ein in eine strukturierte Unstrukturiertheit. Strukturiert, weil die Stadtverwaltung vor einigen Jahren den Markt komplett neu angelegt hat. Es gibt seitdem ausgeschilderte Abteilungen für verschiedene Warengruppen und feste Wasser- und Stromanschlüsse für die Marktstände. Auch ein einfaches Abwassersystem mit Rinnen im Boden und Gullys ist da. Der weitaus größte Teil ist sogar mit einem Dach aus weißen, wabenartigen Kunststoffsegmenten überdacht. So weit also ist alles gut strukturiert. Darin erinnert mich der Markt an unsere Wochenmärkte in Europa. Gleichzeitig herrschen ein chaotisches, reges Treiben und Gewusel – an den Ständen und drum herum. Doch vor dem Markt sind entlang der Straße ja die Bushaltestellen, an denen mehrere Buslinien halten. Ich bewege mich daher jetzt umsichtig zwischen den Wartenden hindurch und begreife schnell, dass hier relativ wohlhabende und sehr arme Brasilianer aufeinandertreffen, sowohl als Anbieter auf dem Markt als auch als Kunden. Was mir als erstes auffällt ist, wie viele Leute, in erster Linie Ältere, hier schlechte Zähne haben. Das ist auch bei uns in Deutschland inzwischen ein Kriterium für Armut. Nicht das Einzige, aber ein sehr auffälliges.

Neben dem Verkehrslärm dringt auch plärrendes Gedudel zu mir – brasilianische Schlager und Schnulzen, aber auch Reggae mit englischen Texten. Wo kommt das her? Ah – die Schnulzen quellen aus einer großen Lautsprecherbox, die auf einem Lastenfahrrad montiert ist. Ich schaue genauer hin: Dies ist offensichtlich ein mobiler CD-Verkäufer, der es aber, wie mir scheint, auch unabhängig von seinem Geschäft genießt, die Umgebung mit seiner Musik zu beschallen. Der Reggae? Kommt von der anderen Straßenseite. Dort kann ich jetzt in dem Gewirr aus Strom- und anderen Kabeln eine Lautsprecherbox erkennen. Mir scheint, sie gehört zu einem Geschäft schräg darunter.

Wir gehen in den Markt hinein, und unter dem hellen Überdach mit Wabenstruktur ist es, wenn man aus der Sonne kommt, beinahe dämmerig. In der Früchteabteilung preisen uns die Männer und Frauen hinter den Marktständen lauthals ihre Ware an. Ich sehe Früchte, die ich noch nie gesehen habe, geschweige denn, dass ich ihre Namen kennen würde. Meine Neugierde wächst.

»Was ist denn das da?«, frage ich unseren Gastgeber, und er nennt mir einen Namen, so exotisch, dass ich ihn sofort wieder vergesse. Er grinst und kauft zwei davon. Der Mann vom Stand grinst auch und gibt uns noch eine dritte, kleinere Frucht als Rabatt dazu. Ein Stück weiter sitzen Männer und Frauen auf Stühlen an kleinen Tischen und öffnen Paranüsse. Ja, die heißen tatsächlich so, weil sie von hier kommen, aus dem brasilianischen Bundesland Pará, in dem wir uns befinden. Das war mir nicht klar, und ein Bisschen macht es auch jetzt immer noch so was wie »Pling!« in meinem Kopf, wenn ich daran denke: Immer wenn ich jetzt Paranüsse esse, muss ich daran denken, dass ich in dem Gebiet war, nach dem sie benannt sind. Hätte ich mir bis vor Kurzem nie träumen lassen! Die Nüsse werden auf einem Kantholz mit ein paar speziellen Aussparungen mit einer Art Mini-Machete aufgeschlagen. Handarbeit, die großes Geschick und volle Konzentration erfordert. Ich sehe staunend zu, wie die Nüsse geöffnet werden. Wahrscheinlich hätte ich mir gleich in die Finger gehackt, sollte ich das auch probieren. Wie viel »Lehrgeld« haben die Leute hier wohl bezahlt, bevor sie es fast wie im Schlaf konnten? Großen Respekt! Wir gehen weiter, in Richtung auf den Fluss. Das Dach des unteren Marktteils endet hier, und nach ein paar Metern ohne Dach geht es einige Stufen zum wieder überdachten oberen Teil hinauf. Dieser Teil des Marktes liegt etwa eineinhalb Meter höher als der Rest – es ist der, der direkt am Wasser liegt. Vermutlich ist dies ein Teil der Deichanlagen, die die Stadt vor Hochwasser schützen sollen.

»Ich will noch mal kurz was an dem Schmuckstand da hinten nachschauen!«, hatte Daniela eben gerade gesagt, und schon ist sie verschwunden. Mein Gastgeber und ich gehen zusammen am Geländer zum Fluss entlang – rechts von uns ein paar Meter tiefer das Wasser, links die Marktstände, wie unten alles überdacht. Wir kommen nun an einen Stand am äußersten Rand der Mole. Hier endet der ein paar Meter in Richtung Wasser vorgebaute Teil der Ufermauer, auf der wir uns befinden. Ich kann daher von der Ecke aus bequem den Teil des Marktes übersehen, der sich bis zu einer kleinen Bucht etwas weiter entfernt hinzieht. Wir bleiben stehen, und mein Gastgeber schaut mich verschmitzt auffordernd an. An diesem Stand werden exotische – nun, für mich exotische –, gekühlte Fruchtsäfte angeboten. Es gibt auch ein paar Plastikstühle im Halbschatten entlang des Geländers zum Wasser.

»Setz dich!«, meint mein Gastgeber nun zu mir. »Was für einen Saft möchtest du trinken? Such’ dir was aus!« Hmmm – da ist eine Liste mit Früchtenamen am Stand angeschlagen. Die meisten davon habe ich noch nie gehört. Na gut, »Maracuja« kenne ich. Doch die anderen? Ich bin neugierig und frage nach.

»Also, Maracuja kennst du ja bestimmt. Nur ist das hier aus der frischen Frucht und unverdünnt, im Gegensatz zu dem, was du bei uns bekommst. Dann ist da…« Ich höre staunend seinen kurzen Beschreibungen zu und probiere dann etwas, das sich für mich sehr exotisch anhört. Der Saft ist recht dickflüssig und eiskalt. Wunderbar in dieser Hitze! Obwohl ich außer meinen Sandalen nur zwei weitere dünne Kleidungsstücke am Körper trage, ist meine Haut ganz leicht feucht. Ich fühle mich zwar grundsätzlich wohl, doch der kalte Saft ist trotzdem eine Offenbarung. Nicht nur kühl – nein, er schmeckt auch schlicht und ergreifend köstlich. Ein oraler Orgasmus!

Daniela kommt zu uns geschlendert. Sie hatte sich ja im Schmuck- und Andenkenbereich des Marktes umschauen wollen.

»Hallo Daniela! Na, was gefunden? Wie wär’s jetzt mit ‘nem kühlen Fruchtsaft?« meint unser Gastgeber jovial zu ihr. Sie wird eingeladen, sich zu setzen und was zu bestellen. Zugleich grinst er mich wissend an:

»Na, magst du auch noch was probieren?«

»Aber klar doch! Gerne!«, gebe ich zurück. Ja, noch was ganz exotisch Klingendes… Oh, wow! Das ist fast noch besser! Auf eine Weise bin ich ganz hin und weg, verliere mich in dem Geschmack. Welch ein Start in Brasilien!

Irgendwann ist leider auch dieser Becher leer und landet in einer bereitstehenden Mülltonne. Wir gehen nun wieder zu dritt weiter. Um die Ecke werden lebende Tiere verkauft – verschiedene Ziervögel, Mäuse, Meerschweinchen und andere. Ich sehe das mit sehr gemischten Gefühlen.

Wir erreichen nun das aus der Nähe schon arg mitgenommen aussehende große Gebäude, das wir vorhin von oben sahen. Alle Türen und die meisten Fenster sind geschlossen. Ich luge durch eines der offenen hinein: Anscheinend wird es zumindest teilweise als Abstellraum benutzt. Es stammt aus der Kolonialzeit und ist entsprechend prachtvoll.

»Leider hat die Stadt im Moment kein Geld fürs Restaurieren. Sie haben sich vor vielen Jahren immerhin schon mal darum gekümmert. Aber im Moment wird es bestenfalls vor dem völligen Verfall bewahrt«, meint unser Gastgeber versonnen. Ein Stückchen weiter kommen wir an die große graublaue Halle, den Fischmarkt, und gehen hinein. Die Hauptzeit für den Fischverkauf ist bereits vorbei; an vielen Ständen wird bereits aufgeräumt und sauber gemacht. Etliche sind sogar schon verlassen. Doch es gibt noch viel Fisch zu sehen. Auch diese Halle ist vor einigen Jahren auf einen modernen Stand gebracht worden. Der Fisch wird, meist mit Eis darunter, auf Edelstahlflächen präsentiert. Überall sind Wasseranschlüsse und Ablaufrinnen. Die Wände hinter den Ständen sind komplett gekachelt, der Boden eine Betonplatte mit Ablaufgullys. Alles wirkt offen und aufgeräumt. Trotzdem riecht es hier streng; ein schwerer Fischgeruch mit verschiedenen undefinierbaren Beimengungen liegt in der Luft. Von Krabben über kleine bis zu sehr großen Fischen – etwa eineinhalb Meter lang – ist hier alles zu haben. Ich bin beeindruckt. Solch eine große Auswahl an Fisch habe ich noch nicht gesehen. Wir schlendern durch die eine Hälfte der Halle, die längs in zwei Hälften geteilt ist, und gehen auf der anderen Seite wieder raus. Dieses Tor geht auf eine Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster, die direkt an einer Bucht entlangführt. Vor uns ist ein Kai mit Schiffen. Von hier aus wird wohl der Fisch angeliefert.

Die Straße ist jetzt ruhig, nur weiter vorne, wo die Hauptstraße einen Knick macht und diese Seitenstraße in sie einmündet, tost der Verkehr. Ich schaue nach rechts über die Bucht. Es ist gerade Ebbe, und die Schiffe am Kai liegen zum Teil auf Grund. Weiter hinten sehe ich auf der anderen Seite der Bucht eine schöne Silhouette von Häusern aus der Kolonialzeit. Über uns kreisen Fischgeier – große, schwarze Vögel mit einem grauen Kopf. Wir laufen weiter in Richtung des Verkehrslärms und kommen an die Ecke. Die Hauptstraße ist bis hier dem Verlauf des Ufers gefolgt und macht dort einen Knick von ihm weg, dem Verlauf der Bucht folgend. Das Eckhaus auf der anderen Straßenseite fehlt; es gibt nur ein Geschäft auf Erdgeschossniveau. Darüber fällt mein staunender Blick auf eine riesige Wandmalerei an den Brandmauern der beiden Häuser daneben.

Es dauert eine ganze Weile, bis sich eine Lücke im Verkehrsstrom findet und wir rasch auf die andere Straßenseite wechseln – die Sonnenseite, direkt vor dem Geschäft mit der Wandmalerei darüber.

»Ich zeige euch noch was, kommt mit!«, ruft uns unser Gastgeber über den Verkehrslärm zu. Wir gehen auf dem zunächst nicht gerade breiten Bürgersteig wieder zurück in Richtung des Hotels, das ein paar Querstraßen weiter ist, vorbei an verschiedenen Geschäften. Vor einem der Läden sitzen eine Frau mittleren Alters und drei Kinder auf einem Stück Pappe. Dem Aussehen nach sind sie indigener Herkunft. Alle sind barfuß. Um sie herum ein paar persönliche Gegenstände. Ich habe kein brasilianisches Geld einstecken und gehe ein wenig peinlich berührt weiter. Kurz darauf kommen wir an ein weiteres altes Gebäude aus der Kolonialzeit, direkt an der Straße. Der Toreingang ist breit, wie nun auch der Bürgersteig, und die Wände der Tordurchfahrt sind mit schönen alten Kacheln verziert. Offensichtlich ist dieses Gebäude hier vor Kurzem renoviert worden. Die Wände sind noch weiß, und alles wirkt sauber und frisch.

»Das hier ist der Fleischmarkt«, klärt uns unser Gastgeber auf. Der doch eher unscheinbare Tordurchgang weitet sich unmittelbar darauf zu einem System von Hallen in einem Innenhof. Gleich innen, nachdem wir durch den Durchgang gelaufen sind, gibt es zwei Marktstände mit allerlei Räucherwerk und … Voodoopuppen! Neben verschiedenen Heiligenfigürchen – Jesus, Jungfrau Maria und so – sehe ich auch »neutrale« kleinere und größere Figuren aus Styropor und Schaumstoff in verschiedenen Ausführungen.

»Die verkaufen hier Voodoopuppen?«, drehe ich mich erstaunt zu unserem Gastgeber um.

»Ja, das sind wirklich Voodoofiguren. Viele glauben daran, vor Allem in ländlicheren Gegenden, und machen Rituale damit«, bestätigt er mir. »Diese Püppchen werden dafür noch entsprechend bekleidet.« Daniela kauft eine Packung Räucherstäbchen bei der alten Frau hinter dem Tresen, dann gehen wir weiter.

»Schaut mal, dieser Turm hier«, meint er dann und deutet auf das seltsame, große schmiedeeiserne Gebilde direkt vor uns. Es ist hellgrau gestrichen, steht mitten im breiten Mittelgang zwischen den Markthallen und stammt offensichtlich auch noch aus dem 19. Jahrhundert. Sofort erinnert es mich an einen Hochsitz: Oben, in vielleicht sechs oder sieben Metern Höhe, gibt es eine runde Plattform von vielleicht drei Metern Durchmesser mit einem umlaufenden Geländer. Zu dieser führt eine schmale Wendeltreppe hinauf.

»Dort oben stand früher ein Mann mit einem Gewehr und schoss auf die Fischgeier, um sie vom Markt fernzuhalten. Doch wie ihr seht – seit den dreißiger Jahren ist das hier alles überdacht. Damit hat sich das erübrigt. Den Turm hat man aber aus Denkmalschutzgründen stehen gelassen.«

Wir schauen uns nur kurz um. Auch hier ist die geschäftigste Zeit längst vorbei, und die meisten Stände haben schon geschlossen. Beim Hinausgehen bewundere ich noch mal die schönen Kacheln im Durchgang zur Straße. Sie stammen aus den Niederlanden, wie eine kleine Hinweistafel mir verrät. Das bestätigt, was mir dazu vorhin ganz kurz durch den Kopf ging.

Inzwischen ist es auch Zeit, zum Hotel zurückzugehen – links von uns der lebhafte Straßenverkehr, rechts die gut besuchten Geschäfte. Menschen, in denen ich alle nur erdenklichen Mischungen aus Europäern, Asiaten, Afrikanern und indigenen Völkern erkennen kann, kommen uns auf dem Bürgersteig entgegen, laufen um uns herum. Und genau deshalb schaue ich – und staune. Hoffentlich starre ich nicht zu aufdringlich, kommt mir in den Sinn. Ich gebe mir Mühe, es nicht zu tun. Keine Ahnung, ob es mir gelingt. Kurz darauf sind wir wieder am Hotel angelangt. Unser Gastgeber geht hinein und regelt noch den finanziellen Teil unseres Aufenthalts. Wir warten in der einfachen Hotellobby, die mit viel alter brauner Holztäfelung und diesen großen, schon teilweise blinden Spiegeln ausgestattet ist. Das alles muss schon viele Jahrzehnte alt sein.

Eigentlich sollten wir in Kürze abgeholt werden. Doch wir warten, und es wird später und später. Schließlich ruft unser Gastgeber über sein Handy bei unserem bestellten Fahrer an.

»Eigentlich sollte er ja schon längst da sein. Und jetzt wird es noch mal etwa eine Stunde später!«, klärt er uns kurz danach auf. Nachdem er bisher sehr gelassen wirkte, meine ich in seiner Stimme nun doch so was wie Unmut zu hören.

Irgendwann kommen zwei junge Männer zu uns – wie sich gleich herausstellt, ist einer von ihnen, nämlich der ältere der Beiden, Eduardo, dessen Name schon etliche Male gefallen war. Der andere heißt Angelo. Eduardo ist etwa so groß wie ich, von sehr ähnlicher Statur und mit eher südländischem Teint: Ein hübscher Mann von, wie ich richtig schätzen sollte, Ende dreißig. Er hat ein paar kleine Tattoos an den Schläfen und dunkelblond gefärbte, halblange Haare. Wären seine Augen nicht tiefbraun, ja fast schwarz – er würde in einer Stadt wie Berlin kaum auffallen. Sein Begleiter Angelo ist sehr jung – ich schätze ihn auf höchstens zwanzig. Und er ist einer der schönsten jungen Männer, die mir bislang überhaupt begegnet sind: Etwas kleiner als ich, schmal und schlaksig, mit wunderschönen langen schwarzen Locken, die sein hübsches Gesicht einrahmen und ihm bis auf die Schultern fallen. Er hat kaffeebraune Haut und auch diese tief dunkelbraunen, fast schwarzen Augen mit langen Wimpern. Und volle, sinnliche Lippen. Sein Gesicht ist eine wunderschöne Mischung aus europäischen, schwarzafrikanischen und indigenen Zügen. Und wie er sich bewegt… Ich bin völlig hin und weg, muss mich zwingen, ihn nicht dauernd anzustarren. Wir werden einander vorgestellt, geben uns die Hände.

Es stellt sich schnell heraus, dass es da offenbar ein Verständigungsproblem gegeben hat. Wir werden mit einem normalen PKW, einer Limousine abgeholt werden, doch wir sind einer mehr als dafür vorgesehen: Ich nämlich, samt Gepäck. Und die beiden sind somit einer zu viel für die Rückfahrt im Wagen. Nach einigem Hin und Her besteht unser Gastgeber darauf, dass die beiden mit dem Überlandbus zur Küste zurückfahren sollen, wo wir uns dann alle wieder treffen werden. Eduardo und Angelo verabschieden sich dann auch, und ein paar Minuten später fährt unser Wagen vor. Der junge Fahrer muss in zweiter Reihe vor den am Straßenrand parkenden Autos halten, und wir verstauen unseren Krempel im Kofferraum und gezwungenermaßen auch noch in der Mitte der Rückbank, während der Verkehr neben uns vorbeitost. Unser Gastgeber und ich nehmen links und rechts von den Gepäckstücken auf der Rückbank Platz, Daniela schwingt sich in den Beifahrersitz. Dann starten wir. Doch wir sind spät dran, und unser Gastgeber will darüber hinaus noch zu einem großen Baumarkt hier in der Stadt, um einen neuen Stromgenerator für die Insel zu bestellen. Es ist schon früher Nachmittag und daher auf den Straßen bereits mehr los als Vormittags, wie ich nebenbei erfahre. Nachdem wir uns eine gute halbe Stunde durch den dichten Verkehr von Belém gewurstelt haben, fährt unser hübscher junger Fahrer von der Straße ab auf einen Parkplatz. Er und Daniela wollen draußen warten. Ich begleite unser Gastgeber in den Baumarkt, denn ich bin neugierig.

Es sieht kaum anders aus als bei uns bei Bauhaus oder Obi. Ich bin beinahe ein Bisschen enttäuscht. Der einzige Unterschied ist ein zusätzlicher, gute fünfzehn Meter langer Tresen mit einigen Angestellten dahinter, an dem man Bestellungen aufgeben kann. So etwas kenne ich in dieser Art in Baumärkten bei uns nicht, sondern nur von Fachgeschäften wie zum Beispiel für Schrauben und Metallbeschläge. Während mein Gastgeber sich anstellt und wartet und schließlich mit einem Verkäufer des Baumarktes ins Gespräch kommt, schaue ich mich ein wenig in der Nähe um. Da sind Regale, wie sie auch in einem Baumarkt in Berlin stehen könnten – hier in dieser Abteilung mit allerlei Elektro-Waren: LED-Birnen verschiedener Arten und Formen, Kabel, Stecker, … Ich schaue hinter mich. Mein Gastgeber blättert am Tresen in einem Katalog und bespricht sich mit dem Mann dahinter. Kurz darauf ist alles geregelt, und wir gehen mit zwei handlichen, aber schweren Pappkartons zum Wagen zurück – einem größeren und einem kleineren. Sie enthalten Trafos, wie ich aufgeschnappt habe.

Einige Minuten später stehen wir dann richtig im Stau, in der Rush Hour von Belém. Immerhin – es geht voran, wenn auch langsam. Wir haben die Fenster ‘runtergedreht, so das möglich ist. Das Autoradio plappert und dudelt, und gelegentlich dringen Fetzen anderer Radioprogramme aus den Wagen neben uns dazu. Ich verstehe immerhin hier und da ein Bisschen, weiß dann etwa, für was gerade Werbung läuft. Endlich wird der Verkehr deutlich flüssiger. Wir nähern uns dem Stadtrand: Über eine vierspurige Ausfallstraße rollen wir an Fabriken, Autohändlern und Läden vorbei. Nicht viel anders als bei uns am Rande großer Städte, wenn auch die brasilianische Variante – ich bin in einem tropischen Land mit einem viel breiteren Spektrum zwischen Arm und Reich als bei uns. Dann Landstraße. Sie ist breit und gut ausgebaut – erst noch vierspurig, dann zwei breite Fahrspuren, teilweise mit Seitenstreifen. Denn so gut wie alles, was sich nicht übers Wasser anliefern lässt, muss in Brasilien über die Straßen transportiert werden: Es gibt praktisch keine Eisenbahn-Infrastruktur. Entsprechend dicht ist der Verkehr, entsprechend viele LKW sind unterwegs. Und die vorhandenen Straßen werden oft dauerhaft bis zur Grenze ihrer Belastungsfähigkeit ausgenutzt, was entsprechend starken Verschleiß erzeugt – bei den Straßen selbst und indirekt auch bei den Fahrzeugen, die sie befahren.

Brasilien ist ein erzkatholisches Land – Jesus Maria! Genau die beiden sind daher auch allgegenwärtig. Jesus- oder Marienstatuen stehen überall an den Straßen, in allen Größen und Ausführungen. Es gibt auch viele Kirchen, und für diejenigen, die des Katholizismus überdrüssig sind, bieten etliche evangelikale Gruppen, oft mit starker finanzieller Unterstützung aus den USA, eine Alternative an.

»Das ist zwar ein erzkatholisches Land, doch die Evangelikalen werben gerade eine Menge Leute ab!«, meint unser Gastgeber, als wir gleich darauf auf diese Flut religiösen Eifers zu sprechen kommen.

Unser junger Fahrer, in dem sich asiatische, europäische und indigene Züge mischen, bekommt mein Interesse mit, als ich meine Kamera zücke, um im Vorbeifahren einige Jesusfiguren am Straßenrand zu fotografieren. Er biegt daraufhin kurz von der Hauptstraße in eine Querstraße der kleinen Ortschaft ab, durch die wir gerade fahren, und deutet auf einen turmhohen Jesus, ähnlich dem in Rio de Janeiro, der über dem Eingang zu einer Kirche stehend aufragt und den Besuchern seine Arme ausbreitet. Er wendet den Wagen und fährt langsam vorbei. Ich mache schnell ein paar Bilder aus dem Autofenster heraus und bedanke mich bei ihm. Dann sind wir auch schon wieder auf der Fernstraße in Richtung Küste. Außerhalb der Ortschaften zieht eine recht eintönige Landschaft vorbei.

»Das hier links und rechts war alles mal tropischer Regenwald!«, erläutert uns unser Gastgeber. »Doch wenn der einmal zerstört ist, dann wächst nur das nach, was ihr hier überall seht: Wald- und Buschland ähnlich dem, was ihr auch aus Europa kennt. Der Urwald kann sich nämlich nicht mehr regenerieren, wenn er einmal abgeholzt worden ist.«

In der Tat – das sieht kaum anders aus als irgendwo im Umland von Berlin im Hochsommer. Nix Exotik. Wäre da nicht all das Drumherum, das anders ist als zu Hause – ich hätte echt Schwierigkeiten zu glauben, in einem tropischen Land in der Nähe des Äquators zu sein. Eine Ahnung beschleicht mich: Sehe ich hier so etwas wie eine Metapher vor mir, die weit über den Vergleich mit der Vegetation hinausreicht? Was, wenn das Bild nicht nur für biologische Lebensgemeinschaften wie den Urwald zutrifft, sondern auch für gewachsene menschliche Gesellschaften? Die Begriffe Globalisierung, Gentrifizierung und Kahlschlagsanierung drängen sich mir auf. Die Ergebnisse von allen sind von der Struktur her sehr ähnlich dem, was hier aus dem einstigen Regenwald geworden ist: Alles ist übersichtlich und ziemlich kontrollierbar geworden, aber auch unsagbar weniger bunt und lebendig als vorher. Und bei Alldem geht es vor Allem um Macht- und Profitmaximierung. Etwas streift mich, das ich nicht in Worte fassen kann, und eine Woge von Traurigkeit schwappt über mich.

»Und fast die ganze Strecke entlang, die wir heute zur Küste fahren, war früher mal Regenwald«, fügt er gerade noch hinzu. Es ist nicht geeignet, meine Gefühle zu besänftigen. Was ist wirklich wichtig? Was ist uns wirklich wichtig? Und wieso treffen wir Entscheidungen, die …? Fragen, Fragen. Und es wird nicht einfacher: Wenn dieses Buch erscheint, hat Jair Bolsonaro längst seine Präsidentschaft in Brasilien angetreten. Was er angekündigt hatte und dann wohl bereits umgesetzt hat ist kaum geeignet, mich optimistisch zu stimmen. Doch schnell wird mein Schauen und Staunen wieder stärker, wischt die schweren Gedanken in den Hintergrund. Vieles ist erst auf den zweiten Blick exotisch, doch wirkt darum umso intensiver. Und nach und nach werde ich hungrig. Seit dem Frühstück heute Morgen und den Säften auf dem Markt habe ich zwar etwas getrunken, doch nichts mehr gegessen. Wie zufällig kommt jetzt das Gespräch darauf, und unser Gastgeber bespricht mit unserem Fahrer, dass wir irgendwo einkehren wollen. Es gibt viele Restaurants entlang dieser stark befahrenen Strecke, vergleichbar einer gut ausgebauten, wichtigen Bundesstraße in Deutschland.

Der erste Versuch: Wir halten kurz, fahren aber gleich weiter. Hat zu. Etwa einen Kilometer weiter noch ein Versuch. Auch kein Erfolg. Also weiter. Der dritte Anlauf schließlich endet vor einem geöffneten Restaurant. Hier gibt es ein Buffet mit Selbstbedienung – drei doppelte Reihen mit jeweils sechs geheizten Edelstahlwannen mit Essen auf jeder Seite. Einige Gerichte sind schon alle, die zugehörigen Schalen leer. Nur ein paar Reste darin lassen noch erahnen, was mal drin gewesen war. Doch es gibt noch reichlich Auswahl – in über zwanzig Wannen ist ja noch Essen.

»Probier’ doch mal dieses graugrüne Zeug dort rechts von dir! Ist eine lokale Spezialität. Mal sehen, was du dazu meinst!«, ruft mir unser Gastgeber über eine der Reihen mit Edelstahlwannen zu. Ich gieße mir ein wenig skeptisch eine Schöpfkelle voll des seltsam aussehenden Gerichts auf den Teller. Es ist eine graugrüne, dicke Soße mit etlichen undefinierbaren Brocken darin. Fleisch? Nun, ich werde mich ja gleich zu den anderen an den großen runden Tisch da drüben setzen. Dann weiß ich mehr.

Kaum habe ich mich dort zu den anderen gesetzt, kommt ein Mann vom Restaurant vorbei, mit einem langen Grillspieß in der Hand, auf dem ein großes Stück gebratenes Fleisch steckt. Er geht zu mir und gibt mir zu verstehen, dass er mir etwas von dem Fleisch abschneiden möchte. Dazu zeigt er mit dem Metzgermesser, das er in der anderen Hand hält, auf Stellen an dem Braten: Will ich viel, oder eher weniger? Ich signalisiere eine eher bescheidene Menge Fleisch, und er schneidet sie ab, direkt auf meinen Teller. Dann schwenkt er den Spieß noch in die Runde, wortlos fragend, ob noch jemand etwas davon möchte, und geht dann wieder.

Das graugrüne Zeug … Ich sage hier auch »Zeug«. Will heißen: Die Farbe ist nicht dazu angetan, von sich aus Appetit zu wecken. Ich nasche also erst mal davon. Gar nicht schlecht. Und da ist in der Tat Fleisch drin – und Kutteln, wie ich gleich darauf merke. Kutteln habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Sie sind zwar nicht mein Lieblingsessen, doch hier in dieser würzigen Soße finde ich sie ganz lecker. Unser Gastgeber hat mein Herantasten neugierig beobachtet.

»Das graugrüne Zeug da ist eine Maniokzubereitung, eine lokale Spezialität. Es ist ein enormer Aufwand, das aus den Maniokwurzeln zu machen, und es dauert etwa eine Woche, bis man daraus etwas Essbares hinbekommt. Also, mein Ding ist das nicht!«, fügt er dann noch entschieden hinzu. Ich genieße weiter die verschiedenen leckeren Sachen, die ich mir aus den Schalen auf den Teller geladen habe. Dazwischen kommt immer wieder der Mann mit seinem Fleischspieß, immer mit einer anderen Sorte Fleisch. Das eben geschilderte Prozedere wiederholt sich, und ich habe wieder ein paar Streifen einer anderen Fleischsorte auf meinem Teller. Alles ist superlecker, und ich esse mit großem Appetit, bis ich dann doch signalisiere, dass es genug ist. Der Mann mit dem Fleischspieß, der noch mal zu mir gekommen war, geht wieder. Ich bin wunderbar satt.

»Tja, du musst Stopp sagen, sonst kommt er immer wieder«, meint unser Gastgeber grinsend und beobachtet mich dabei, wie ich mir jetzt sorgfältig den Mund abwische und den leeren Teller wegschiebe. Gleich darauf winkt er dem Kellner und zahlt. Ich suche noch mal das »Ele« auf, bevor wir uns wieder draußen am Wagen treffen. An vielen Toiletten hier steht nämlich »Ele« (für »Er«, gesprochen »Eli«) und »Ela« (für »Sie«).

Etwa vier Stunden würde die Fahrt zur Küste dauern, hatte unser Gastgeber angekündigt, und das, obwohl es auf der Landkarte eigentlich ganz nah aussieht von Belém bis zum Atlantik. Doch Brasilien ist ein riesiges Land, davon bekomme ich jetzt eine vage Ahnung. Und an vielen Stellen in den Ortschaften, durch die wir fahren geht es oft nicht schneller als im Schritttempo voran. Man tut nämlich gut daran, die »schlafenden Polizisten« – das sind künstliche Schwellen quer über die Straße – zu beachten. Trotz aller Vorsicht setzt unser voll beladenes Auto mehrmals leicht auf. Irgendwann kommt schließlich ein Hinweisschild auf eine Gabelung – nach links geht es nach Salinas, nach der anderen Seite nach Sao Joao de Pirabas.

»Salinas liegt in einer der Nachbarbuchten von der, zu der wir hinwollen«, wird meine unausgesprochene Frage sofort beantwortet. »Wir fahren aber nach Sao Joao de Pirabas«, fügt er noch hinzu.

Es ist bereits später Nachmittag, als wir dort ankommen. Und, wie sich schnell herausstellt, auch zu spät für die Überfahrt zur Insel. Das ist meine erste Begegnung damit, wie stark das Leben der meisten Menschen hier von der Ebbe und Flut des Meeres geprägt ist. So wird es heute keine Überfahrt zur Insel mehr geben. Unser Fahrer hat uns, nach Rücksprache mit unserem Gastgeber, bereits vor einem kleinen, sehr einfachen Hotel direkt am Hafen von Pirabas abgesetzt. Unser Gastgeber geht hinein und verhandelt kurz mit jemandem vom Haus, dann bringen wir unsere Sachen durch das Vorderhaus hindurch in einen Innenhof, von dem die meisten Gästezimmer abgehen. Wir landen in einem einfachen Dreibettzimmer, immerhin mit Klo und einer simplen Dusche darin. Das Rohr, das das Wasser hinten vom Spülkasten in die Kloschüssel leitet, ist allerdings undicht und jeder Spülvorgang flutet das kleine Bad teilweise. Das ist jedoch nicht schlimm, denn der Kachelboden hat ein Stückchen weiter einen Abfluss, wegen der Dusche. Es bedeutet aber, nasse Füße zu bekommen.

»Dann gehen wir eben nacheinander drauf und spülen nur hin und wieder!«, rät uns unser Gastgeber. Es gibt auch einen kleinen Bildröhrenfernseher mit einem DVB-T-Kästchen und einer Antenne daneben auf einem Bord oben in einer Ecke – auch das ein bescheidener Luxus, wie ich finde. Ob er funktioniert, haben wir aber nicht ausprobiert, denn inzwischen ist es dunkel geworden und der Stress des Reisens macht sich bei uns allen bemerkbar. Nacheinander machen wir uns alle bettfertig, und kaum bin ich als Letzter unter meine hauchdünne Zudecke geschlüpft, bin ich auch schon eingeschlafen.

»Guten Morgen!« Ich räkle mich erst mal wohlig und genussvoll unter dem dünnen Stoff, den ich gleich darauf zur Seite schiebe. Dann strecke ich mich ganz lang und wälze mich ein wenig hin und her, nackt wie ich bin. Meine Morgenlatte? Ja und? Ich bin mit Tantrikern unterwegs! Jetzt erst mal aufs Klo… Und dann tut es gut, mich unter die Dusche zu stellen. Das Wasser ist angenehm kühl. Wir treffen uns zum Frühstück in der hellen kleinen Eingangshalle, von der aus man einen Blick ‘runter zum Hafen und übers Wasser hat. Die Grande Dame des Hauses, eine sehr alte Frau, sitzt in einem Stuhl an der Seite und sieht uns zu. Das Frühstück ist ähnlich wie in Belém, aber es gibt Rührei, was ich sehr zu schätzen weiß. In einer Ecke des Raumes steht auf einem Tisch ein großer Flachbildfernseher, auf dem Fußball läuft. Erst zwei, dann drei Männer sitzen an einem anderen Tisch davor und verfolgen das Spiel. Es ist ja Fußball-WM! Mir ist jedoch das Essen wichtiger.

Nach dem Frühstück: Warten.

»Wir werden erst gegen Mittag übersetzen!«, kommt von unserem Gastgeber. Also packe ich erst mal meinen Kram zusammen und gehe dann in den Innenhof. Es gibt auch einen kleinen Pool in der Mitte, doch er ist nicht mit Wasser gefüllt. Unser Gastgeber hat sich dort in einem Liegestuhl hingelegt, und ich rücke einen leeren für mich neben seinen. Wir kommen ins Gespräch, und ich erfahre ein wenig mehr über einen Rechtsstreit, in den er vor nicht allzu langer Zeit verwickelt war. Schließlich steht er auf und geht nach vorne. Was ich eben gehört habe, lässt mich nachdenklich und mit vielen offenen Fragen zurück.

»Es ist so weit!« Er ist in den Innenhof zurückgekommen und winkt mir. Ich stehe auf.

»Magst du kurz mithelfen, unsere Sachen nach draußen zu schaffen?« Mache ich doch glatt! Bald stehen all unsere Gepäckstücke wieder dort, wo sie standen, als wir gestern am späten Nachmittag aus dem Auto gestiegen und ins Hotel gegangen sind. Aber wo ist Daniela? Aus irgendeinem Grund ist sie nicht da und hat auch von unserem Aufbruch nichts mitbekommen, wie sich später herausstellt. Es soll bald losgehen. Ich schnappe von unserem Gastgeber auf, dass wir gleich die vielleicht fünfzig Meter direkt hinunter zum Kai gehen werden. Dort unten am Kai sehe ich unter einem Baum eine Lücke in der steinernen Uferbrüstung, schaue noch mal genauer hin und begreife, dass es dort wohl so was wie eine Anlegestelle geben muss.

»Magst du die Sachen schon mal auf die Straße holen? Aber bitte im Auge behalten!«

Ich bin aufgeregt. Gleich fahren wir auf die Insel! Aber wo ist sie? Ich schaue übers Meer, schatte meine Augen mit einer Hand gegen die gleißende Sonne und das glitzernde Wasser ab. Doch ich kann nichts erkennen, ja weiß nicht mal, in welche Richtung ich schauen soll. Nun, ich werde es bald wissen. Unser Gastgeber winkt mir jetzt von dort unten, und ich fange an, unser Gepäck zu der Lücke in der Brüstung herunterzutragen. Zwei, dreimal schnell hin und her, dann ist alles dort. Meine Aufregung hat sich durch und mit dem hin und her Laufen etwas gelegt, und ich bleibe jetzt neben unseren Sachen stehen und schaue aufs Meer. Vor mir ist eine schon verwitterte Betontreppe, die zum Wasser hinunterführt. Da unten platschen kleine Wellen gegen die unterste Stufe, und zwei, drei Meter davor dümpelt im seichten Wasser eines dieser hier typischen kleinen, offenen Fischerboote. Sie wirken wie etwas längere und breitere Ruderboote, haben aber einen dieser gleichfalls typischen Außenbordmotoren: An einer etwa drei Meter langen Welle, die aus dem Motor kommt, sitzt hinten eine Schiffsschraube. Zum Fahren wird der Motor gestartet und dann Richtung Wasser gekippt, so dass die Schraube eintaucht. Voila! Diese Art Antrieb für kleine Boote hat sich hier aus mehreren Gründen gut bewährt und findet sich bei den meisten dieser Wasserfahrzeuge. Er ist wartungsarm und sehr praktisch – wichtig in solch einem armen Land, in dem die meisten mit jedem Real rechnen müssen. Schon die Öl- und Spritkosten für diese Motoren sind hier ein wichtiger Ausgabefaktor. Wenn die Preise für Kraftstoffe steigen, kann das arme Leute schnell in finanzielle Bedrängnis bringen.

Wie ich erst jetzt erfahre, ist es ein Freund von unserem Gastgeber, ein Fischer von der Insel, der uns gleich mit seinem Boot übersetzen wird, denn das inseleigene Boot steht uns gerade nicht zur Verfügung. Unser Gastgeber hat schon im Boot Platz genommen. Daniela kommt die Treppe hinunter angelaufen.

»Ey, warum habt ihr mir nicht Bescheid gesagt?«