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Emile Zola meinte einmal: Nichts entwickelt die Intelligenz wie das Reisen. Wie recht er hatte! Man informiert sich vor einer Reise, im Land selbst und natürlich auch nachher, liest Bücher dazu und Artikel ebenso wie Pamphlets vor Ort! Neue Horizonte, aber auch bekannte Plätze üben auf mich immer wieder ihren Reiz voll aus. Drum o Mensch sei weise, pack die Koffer und verreise. Das war der Rat von Wilhelm Busch, dem ich gerne wieder folgen werde, wenn die Pandemie dann mal vorbei ist.
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Seitenzahl: 2403
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Nach meinem ersten Auslandsaufenthalt als Schülerin bei einem Schüleraustausch mit Cardiff in Wales, England im Jahr 1956 zog es mich permanent hinaus in die weite Welt. Zuerst konnte ich Europa erleben, verbrachte 5 Monate auf Sizilien. Später heiratete ich in Südafrika und lebte sieben Jahre in Namibia/ Afrika, danach 7 Jahre in Liberia bis zur dortigen Revolution. Nach meiner Scheidung bereiste ich mit meinen Kindern und neuen Partnern sowohl einige Länder Asiens und Afrikas, als auch Länder Mittel- und Südamerikas, sowie zuletzt ebenso Neuseeland und Australien.
Noch heute fahre ich gerne in die Welt hinaus und atme den Duft der neuen Ziele nur zu gerne ein.
Neue, fremde Horizonte, aber auch wohlbekannte Plätze und Kulturen üben auf mich immer wieder ihren Reiz voll aus.
Die Möglichkeiten, Begebenheiten und Erlebnisse an vielen Orte konnte ich sammeln und aufbereiten, somit nacherleben. Auch nachvollziehen, was sich während 35 Jahren unterwegs alles geändert hat – sei es zum Positiven, aber auch zum Negativen.
Seine Heiligkeit der Dalai Lama meinte einmal: „Besuche einmal im Jahr einen Ort, an dem Du noch nie warst!
Dem möchte ich gerne wieder folgen, wenn die Pandemie dann mal vorbei ist. Sehnsüchtig warte ich, dass Kriege und Revolutionen enden, um wieder frei reisen zu können.
21.07.1984 - 17.08.1984 Curacao, Costa Rica, Mexiko
17.08.1985 - 12.09.1985 Mexiko
28.12.1985 - 19.01.1986 Guatemala, Nicaragua, Costa Rica
17.07.1986 - 21.08.1986 China
01.04.1987 - 26.04.1987 Thailand
23.12.1987 - 20.01.1988 Thailand
20.05.1990 - 27.05.1990 Peking
22.12.1990 - 13.01.1991 Bangkok, Singapur, Pulau Ubin
08.02.1992 - 10.03.1992 Chengdu, Akupunktur
04.09.1992 - 13.09.1992 Mont St. Michel, Loireschlösser
24.12.1992 - 11.01.1993 Namibia
10.10.1993 - 06.11.1993 Kamerun
26.03.1994 - 30.03.1994 Cinque Terre
13.10.1994 - 25.11.1994 Ecuador, Galapagos
21.10.1995 - 17.11.1995 Äthiopien
23.12.1995 - 05.01.1996 Mexiko
21.02.1999 - 04.03.1999 Äthiopien
24.10.1996 - 22.11.1996 Madagaskar
20.04.1997 - 28.04.1997 Jemen
01.11.1997 - 30.11.1097 Eritrea, Äthiopien
23.12.1997 - 07.01.1998 Mexiko
30.04.1998 - 03.05.1998 Istanbul
02.10.1998 - 31.10.1998 Nepal, Indien
23.12.1998 - 10.01.1999 Arizona
15.10.1999 - 14.11.1999 Mali, Burkina Faso Togo
22.12.2000 - 29.02.2000 Marokko
07.06.2000 - 22.06.2000 Kathmandu, Lhasa
20.10.2000 - 18.12.2000 Algerische Sahara
03.01.2001 - 03.03.2001 Jemen, Sokotra
19.10.2001 - 18.11.2001 Ruta Maya: Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras, Nicaragua
20.01.2002 - 03.03.2002 Tucson, Baja California, Tucson
24.05.2002 - 26.05.2002 Riga 01.11.2002 - 25.11.2002 Mali
26.12.2002 - 10.01.2003 Äthiopien, Konso
12.02.2003 - 18.02.2003 Madeira
03.10.2003 - 12.10.2003 Indien, Rajasthan
05.06.2004 - 12.06.2004 Nepal, Tibet
05.09.2004 - 14.09.2004 Indien, Ladakh
25.10.2004 - 02.12.2004 Tschad, Kamerun
03.01.2005 - 01.02.2005 Myanmar
01.03.2005 - 05.03.2005 Barcelona 08.04.2005 - 02.05.2005 Indien, Sikkim, Bhutan
05.10.2005 - 18.11.2005 Jemen, Sokotra
10.12.2005 - 17.12.2005 Türkei
04.01.2006 - 12.02.2006 Singapur, Myanmar, Thailand
17.03.2006 - 24.03.2006 Irland
28.07.2006 - 03.08.2006 Äthiopien, Surma
17.02.2007 - 03.03.2007 Oman
31.10.2007 - 04.12.2007 Indien, Nagaland, Rajasthan
20.02.2008 - 04.03.2008 Marokko
25.04.2008 - 09.05.2008 Iran
26.10.2008 - 01.12.2008 Bangladesch, Südindien
20.03.2009 - 27.03.2009 Uzbekistan
03.11.2009 - 03.12.2009 Indien Nord Ost, Arunachal Pradesh
10.01,2010 - 22.02.2010 Sudan, Äthiopien
27.11.2010 - 27.12.2010 Ecuador
08.01.2011 - 23.01.2011 Ägypten, Nilkreuzfahrt
18.02.2011 - 13.03.2011 Laos, Cambodia, Thailand
14.06.2011 - 21.06.2011 Madeira
27.10.2011 - 03.12.2011 Chile, Argentinien, Brasilien
29.01.2012 - 03.03.2012 Cambodia, Laos, Thailand
14.03.2012 - 21.03.2012 Türkei, Kappadokien
30.08.2012 - 05.10.2012 Australien
10.10.2012 - 16.10.2012 Mallorca
07.11.2012 - 13.12.2012 Madagaskar
14.03.2013 - 21.03.2013 Türkei, antike Stätten
02.04.2013 - 15.04.2013 Vietnam
30.10.2013 - 05.12.2013 China, Myanmar
12.03.2014 - 24.03.2014 Peru
17.09.2014 - 24.09.2014 Baltikum
13.11.2014 - 29.11.2014 Namibia
13.01.2015 - 26.02.2015 Patagonien
25.08.2015 - 10.09.2015 Südafrika, Namaqualand
09.10.1215 - 12.10.2015 Malta
03.11.2015 - 26.11.2015 Indien, Rajasthan. Gujarat
14.06.2016 - 30.06.2016 Indien, Ladakh, Spiti
24.08.2016 - 02.09.2016 Dubrovnik
29.09.2016 - 04.11.2016 Namibia
15.01.2017 - 16.02.2017 Neuseeland
17.03.2017 - 24.03.2017 Malta 17.11.2017 - 16.12.2017 Südafrika
16.01.2018 - 15.02.2018 Sri Lanka, Malediven
28.10.2019 - 15.12.2019 Australien
Da der Sommer noch immer auf sich warten lässt, beschließen wir, nun doch auf große Reise zu gehen. So fliegen wir am 21.7.1984 von Wien nach Amsterdam. Über beiden Städten sind die typischen Stellen und markanten Punkte ganz deutlich und klar zu erkennen. Abends bringt uns die KLM „Ludwig v. Beethoven“ zu den Niederländischen Antillen, den sog. ABC Inseln. Im frühen Morgenlicht liegt Curacao unter uns. Außer der großen Stadt – Willemstad – mit 140.000 Einwohnern sieht man nur vereinzelte Ansiedlungen, alles ist von oben braun und dürr, riesige Ansammlungen von Kakteen, so wie in Texas, sind zu sehen. Wir landen auf dem kleinen Flughafen am Meer und sind im Warmen. Endlich.
Mit dem Linienbus fahren wir in Richtung Willemstad. Nach Erkundigungen steigen wir an der Haltestelle aus, die dem Hotel Madeira Queen, Begoniaweg 29, am nächsten sein soll. Da stehen wir mit unseren großen Koffern und wissen nicht einmal, in welcher Richtung sich das Hotel befindet. Glücklicherweise kommt ein Polizeiauto vorbei, um eine Bank zu kontrollieren. Wir befragen die Schwarzen in Uniform nach dem Weg – sie bringen uns im Auto mit einem breiten Grinsen hin. Vor 18 Monaten wollten wir von Teneriffa aus in dieses Hotel fliegen. Ein Segen, dass wir es nicht getan hatten, denn für ein Zimmer im 1. Stock – auf einer Hühnerleiter hinauf – sollen wir 40,50$ zahlen. Es ist ein kleiner Raum mit Glassplittern auf dem Teppichboden, die Tapete löst sich von den Wänden, und nur durch ein kleines Fensterchen an der Balkontüre fällt Licht herein. Das Schwimmbad ist, obwohl angepriesen, nicht vorhanden. Auch den gratis Shuttle zum Zentrum gibt es nicht. Ein schöner Beginn! Wenn das so weitergeht, sind wir in 2 Wochen wieder zuhause, weil alles Geld weg ist und die Bedingungen unmöglich sind.
Nachdem wir uns von dem Schock erholt haben, und die „Lage der Nation“ diskutierten, fahren wir mit dem Linienbus in die Stadt hinein. Ratter, ratter, schepper, schepper… Die Vegetation ist ähnlich der von Liberia, d.h. wo es Wasser gibt, ist es tropisch üppig; wo keines ist, ist alles trocken. Man sieht selten in den Vorgärten Gras wachsen, dafür gibt es sehr viele hohe Säulenkakteen. Auf den Straßen wimmelt es von Menschen von verschiedensten Rassen. Es ist warm, feucht, angenehm. Die Geschäfte sind wie in europäischen Kleinstädten. Auch das Uhren-, Optik-, Schmuckgeschäft, wo ich vor Jahren einmal arbeiten wollte, finden wir. Ein kleines Geschäft, holländisch, aber exklusiv. Es gibt 11 Optiker in dieser Stadt!!! Der Hafen hat eine Besonderheit: wollen große Schiffe vom Meer hinein, so muss sich die Königin Emma Brücke zum Inneren hinein öffnen. Das geschieht trotz der großen Spannweite mittels eines Scharniers. Die gesamte Ponton Brücke klappt sich in den Knien und hinein oder hinaus fahren die großen Luxusdampfer, die Frachter, Tanker und die Kriegsmarine. Ein schöner Anblick, wenn ein mit vielen winkenden Leuten besetzter Dampfer vorbeifährt, darüber der blaue Himmel mit ein paar Haufenwolken. Die Brücke spannt sich 168m mit 16 Pontons über die Bay, wurde 1888 erbaut und wird täglich etwa 25 Mal geöffnet. Nicht weit von der Brücke ist das Fort Amsterdam, gegenüber der St. Anna Bay. Hier steht der Gouverneurspalast, vor dem noch Kanonenkugeln und Kanonen stehen und liegen. Die Schilderhäuschen sind mit Wachen am Eingang bzw. Durchgang besetzt. Neben den verschiedenen Büros befindet sich auch eine protestantische Kirche aus dem Jahre 1784, in deren Wänden an manchen Stellen noch britische Kanonenkugeln stecken. Der schwimmende Markt bietet ein buntes Bild - auf kleinen Booten wird tropisches Obst und Gemüse angeboten. Angeblich kommt das Gemüse aus dem 80km entfernten Venezuela. Weiter finden wir in der Stadt die Mikve Israel Emanuel Synagoge, erbaut 1728. Sie ist die älteste auf der westlichen Halbkugel noch erhaltene und benutzte Synagoge. Es gibt auch in etwa sechs größere Museen, die Likörfabrik Curacao und die alte Markthalle, die wir versäumten. Am Handelskai oder von der anderen Seite der Pontonbrücke hergesehen, hat man das Gefühl, man befindet sich an den Amsterdamer Grachten – so sind die Häuser am Kai im neoklassizistischen Stil und bunt bemalt.
Da uns die Hotels zu teuer sind, so gut wie alles, was zu besichtigen ist, sahen, aufs Spielkasino keinen Wert legen, und das Hinterland derzeit keinen Reiz hat, beschließen wir kurzerhand umzubuchen und weiter nach Costa Rica zu fliegen.
Da die einzige passable Verbindung über Panama in 2 Stunden geht, eilen wir zum Hotel zurück, packen und husch sind wir schon wieder im Airport.
23.7.1984 nach Panama und Costa Rica.
Wir fliegen mit CoPa nach Panama. Unterwegs sehen wir die Küste und die Bucht von Maracaibo in aller tropischen Fülle. Beim Flug über Panama sehen wir den Kanal leider nicht. Vor der Landung zieht am Himmel ein ordentliches Gewitter auf, es ist pechschwarz rundum und als wir landen, entladen sich die Wassermassen so wie in Liberia, unserem Heimatland für sieben Jahre, während eines Gewitters – altbekannt und vertraut. Alles dampft nun. Etwas umständlich geht es am Flughafen zu: der Koffer muss raus, am Zoll wird geöffnet, dann durch die Immigration, neu einchecken und beinahe hätten wir Airporttax bezahlt und das im Transit. Die Leute sind höflich und hilfsbereit, zumindest uns gegenüber. Man entschuldigt sich am Zoll, es sei Pflicht wegen der Rauschgifte. Man trägt mir sogar den Koffer die Treppen hinauf, da es keine Rolltreppe gibt. Aber es gibt schon wieder sehr viele Neger hier. Erst überlegen wir, ob wir hierbleiben sollen und den Kanal ansehen sollen, ist er doch ein beachtliches Bauwerk. Aber heute gesehen bedaure ich es, die einmalige Gelegenheit nicht beim Schopfe genommen zu haben. Aber ich bin zu wenig informiert und will nichts riskieren mit den Kindern zusammen.
So geht es am Nachmittag weiter nach Costa Rica, wo wir um 17 Uhr Ortszeit in San Jose landen.
Hier ist es wesentlich kühler am Nachmittag als in Curacao und windig. Wir nehmen ein Hotel im Zentrum: Hotel Johnson, mit Dusche und WC für 12$. Im Straßenbild fällt auf, dass die Bevölkerung fast ausschließlich weiß ist, Nachkommen der Spanier und Europäer. Wir fallen nur auf wegen unserer Haarfarben. In Limon leben noch viele Nachkommen von aus Jamaica stammenden Negern. Sie waren dortgeblieben nachdem die Eisenbahnlinie fertiggestellt war.
Costa Rica hat seit 1948 keine Armee mehr, nur eine Nationalgarde, die auch die Stadt kontrolliert. Ende des 19. Jh. wurden die beiden Eisenbahnlinien – San Jose über Cartago nach Puerto Limon gebaut, ebenso die von San Jose nach Puntarenas. Costa Rica zählt zu den größten Kaffeeexporteuren der Welt. Straßen gibt es nur wenige im Lande, außer der Panamericana. So können trotz großer Fruchtbarkeit die vielen Früchte nicht immer zu den Märkten transportiert werden. Im Innern findet immer noch sehr viel Transport auf den sog. Carretas, zweirädrigen Ochsenkarren, statt. In den tropischen Niederungen ist das Pferd noch von großer Bedeutung für den alleinigen Transport. Costa Rica hat ein zentrales Hochland mit Viertausendern als Vulkane, die noch tätig sind. Leider haben wir nicht einen der rauchenden Gipfel gesehen, immer waren sie mit Wolken verhangen.
Es gibt noch immer viel Wald im Hochland, es wird auch viel Kaffee dort oben angebaut, wilde Gebirgsbäche stürzen die Schluchten hinab. Die Kaffeeplantagen gehen langsam in Bananenplantagen über, es schließt sich tropisches Dickicht an bis zu den Mangroven und Palmen an der Küste. Die Hauptstadt San Jose liegt in der Mitte des Landes im Hochland, ca. 1200m hoch. Deshalb ist auch hier das Klima das ganze Jahr über recht ausgeglichen mit +10°C bis +26°C. San Jose ist eine moderne Stadt, ähnelt im Charakter den Städten an der Westküste der USA. Als deutsche Besucher braucht man kein Visum, bekommt am Airport eine kostenfreie Touristenkarte mit dem Weiterflugticket.
24. und 25.7.1984 San Jose
Zwei Tage lang schauen wir uns erst einmal in San Jose um. Es gibt hübsche, einfache Geschäfte, man kann so gut wie alles kaufen. (Nur keinen Tauchsieder für 110V!) Preise und Qualität sind unterschiedlich, es gibt keine Exklusivläden mit sündhaft hohen Preisen. Das Straßenbild zeigt ein buntes Treiben ohne allzu große Hast, die Leute sind freundlich, eher fröhlich als griesgrämig. Ordentliche Kleidung und chice Schuhe fallen uns immer wieder auf – auch das ist sicher ein Erbe der Spanier.
Wir wandern in der quadratisch angelegten Stadt auf und ab, werden teils vor Taschendieben gewarnt, haben aber unsererseits ein sehr angenehmes Gefühl unter den Einwohnern. Wir sehen wunderschöne, rohweiße Hängematten, die oben und unten auf Holzstangen gearbeitet sind. Ich nehme aber an, dass es in Mexiko noch Schönere gibt. Das erweist sich hinterher als Irrtum, da die Mexikanischen zum zusammenwickeln sind und nur aus dünnen Nylonfäden sind wie das Garn, das die Fischer in Liberia benutzten. Wir besuchen das Nationalmuseum, finden dort sehr viele präkolumbianische Sachen, Vasen, Keramiken etc. Überall verfolgt uns der Jaguar, der aussieht wie ein Frosch. Dieses Motiv kaufen wir schließlich in Silber und Messing als Anhänger. Im Garten des hübsch angelegten Museums haben wir einen schönen Ausblick auf die hohen Berge rundum und eine schöne Aussicht auf die etwas unter uns liegende Stadt. Ja, und was fällt uns im Garten auf? Oh Wunder – auch hier steht ein sog. Papomobil, das Auto, in dem der Papst Costa Rica besuchte.
25.7.1984 San Jose
Heute ist Feiertag – Day of Annexion of Guanacasta. Wir lassen die Stadt auf uns wirken, essen im Mc. Donald, den es in Willemstad übrigens auch gab, und im Pizza Hut, wo es die besten Pizzen gab. Schließlich kaufen wir uns Karten für das Nationaltheater, vor dem eine Büste von Ludwig van Beethoven steht. Abends sind wir schon sehr früh dort, was sich als sehr günstig erwies, denn die Plätze sind nicht nummeriert und wer zuerst ansteht, kommt zuerst hinein. So kommt es, dass wir Plätze für die 2. Reihe ergattern. Die Vorführung besteht aus der Geschichte Costa Ricas als folkloreähnliches Ballett. Um 22.30 Uhr laufen wir zurück zum Hotel. Auf den Straßen ist noch viel los. Die Leute gehen für einen „paseo“. Sie sind ordentlich gekleidet und wir haben nicht das Gefühl der Unsicherheit wie in Frankfurt oder München um diese Uhrzeit. Auch viele kleine Kinder sind noch mit ihren Eltern unterwegs.
26.7.1984 San Jose - Limon
Wir buchen den Zugtrip nach Limon. Es ist ein sehr primitiver Zug, die Holzfußböden sind teils kaputt, so dass man durchsehen kann. Klappfenster, die von alleine runter klappen durch das Geratter, Plastiksitze, die teils eingerissen sind. Mitten unter der einfachen Landbevölkerung fahren wir Stunden durch alle Vegetationszonen des Landes. Beeindruckt haben uns die Wechsel, Übergänge, die Kurven und Kehren immer am Berg entlang, rechts geht es steil hinunter. Brücken führen über reißende Bäche. Den Kaffee haben wir fast zum Pflücken vom Zug aus um Cartagena, das dereinst vom Vulkan zerstört wurde. Das Flachland ist primitiv und arm. Es ist tropisch wie in Liberia mit Swamps, Mammutbäumen, Büschen und Palmen. Die Blüten der gelben Allemande leuchten überall, ebenso Hibiskus mit riesigen Blüten in verschiedenen Farben. Bougainvillea rankt sich überall. Um 18.30 Uhr kommen wir endlich an. Es ist schon dunkel in Puerto Limon. Es herrscht Gewimmel und Gewühle am Bahnhof. Es ist ungemütlich, denn bis wir endlich ein Taxi haben, sind wir obendrein voll zerstochen. Wir landen im Hotel Miami mit Dusche und kaltem Wasser, ohne Fenster und ohne AC.
27.7.1984 Limon - San Jose
Am nächsten Morgen wachen wir früh auf, und es gelingt uns mit etwas Rennen noch den 7 Uhr Bus zu erreichen. Wir waren ja nur nach Limon gefahren wegen der Zugfahrt. Die Stadt machte im Tageslicht einen dreckigen Eindruck – eben typisch für eine Stadt mit vielen schwarzen Einwohnern. Diese Busfahrt erinnert noch mehr an Liberia, an die Straße von Kakata nach Monrovia, Liberia. Oh Liberia, ich verließ es nur ungern! Die Straße windet sich nun langsam hinauf. Häuser aller Art stehen am Wegesrand von primitiv bis luxuriös. Alle Gärten haben Blumen – Hibiskus wieder in allen Farben und Größen, dann meine blaue Rankblume, die Thunbergia, die Orchideen, Wasserhyazinthen schwimmen auf den trägen Flüssen. Es ist warm, aber nicht unangenehm. Monika wird es leider schlecht im Bus mit all den vielen Kurven. Aber der Busbeifahrer ist vorbereitet, denn es scheint kein Einzelfall zu sein. Er verteilt Tüten.
Nach 4 Stunden teils auf der Panamericana sind wir zurück in San Jose.
28.7.1984 San Jose - Puntarenas
Am Samstag fahren wir gleich nochmals mit dem Bus jedoch in die andere Richtung: zum Pazifik. Puntarenas ist das Ziel. Da die Fahrt nur 2 Stunden dauert, nicht so kurvenreich ist und Monika Reisetabletten genommen hat, überstehen wir den Trip gut. In der Nähe des Busbahnhofs, unweit der Pier, finden wir das Grand Hotel Imperial. Was uns für 11$ erwartet, ist eine Holzbude, 4 Metallbetten im Raum, eine Glühbirne an der Decke, mit Stroh gefüllte Matratzen, gefleckte Wäsche. Die Wände zu den Nachbarzimmern sind oben offen zwecks Luftzirkulation und damit Kühlung. Erst lärmten die Radios der Nachbarn, dann rattert und tutet der Zug, der ein Schiff entlädt, und die ganze Nacht vor dem Hotel rangiert. Die Kakerlaken laufen umher, Duschen und Toiletten sind am anderen Ende des Ganges. Das wäre alles noch erträglich gewesen, wenn wenigstens der Pazifik faszinierend wäre. Aber er ist schmutzig und stinkt. Tote Fische, Schildkröten, Vögel schwimmen im Meer, auf dem schwarzen Sand sammelt sich der Müll und Abfall. Von Romantik keine Spur.
29.7.1984 Puntarenas - San Jose
Den Sonntag verbringen wir im Schwimmbad, das am anderen Ende der Halbinsel ist. Hier sehen wir auch einige Kutter, die zu den gegenüber liegenden Inseln segeln. Aber ab Nachmittag sind wir wieder im Bus, denn noch so eine Nacht wollen wir hier nicht schlaflos zubringen. In San Jose buchen wir unseren Weiterflug nach Mexiko. Im Büro der Fluggesellschaft treffen wir auf eine äußerst widerliche Dame, die meine Unkenntnis der Sprache betont. Aber warum sollen wir uns ärgern, das ist es auch wieder nicht wert.
30.7.1984 San Jose
Wir schlendern noch durch die Stadt, schauen uns Kirchen an, berühmt die Iglesia la Solidad, und wandern durch die Parks.
31.7.1984 San Jose - Mexico City
Flug mit Mexicana über Guatemala City, das man sich eigentlich auch ansehen sollte, nach Mexico City. Die größte Stadt der Welt mit 18 Mill. EW liegt 2240m hoch. Von oben gesehen ist es eine tolle Stadt. Zwar verdichtet sich der Smok, aber man hat das Gefühl, man fliegt direkt über die Sehenswürdigkeiten und landet mitten drin. Ein sehr freundlicher Taxifahrer bringt uns zum Hotel Guadelupe, Preis knapp 10 $, äußerst zentral gelegen. Später stellt sich noch heraus, dass wir nicht nur Dusche und Wanne haben, sondern auch jeden Tag frische Handtücher und Bettwäsche! Da Monika Fieber, Hals- und Kopfschmerzen hat und schlapp ist, erforschen Eric und ich die nähere Umgebung. Auffallend ist: keine Neger, sehr wenige Indios, gutaussehende Europäer auf den Bürgersteigen, gepflegte Autos, businesspeople. Überall sind kleine Parks, Blumenanlagen mit blühenden Blumen, Gras, das man betreten darf. Bei dem Immigration Office am Flughafen fällt mir auf, dass Leute mit Pässen aus den Ländern Afrikas, Pakistan, Indien, Korea zum Extraschalter gehen müssen.
4.8.1984 Teotihuacan
Wir unternehmen eine Tour per Touristenbus zu den Sonnen- und Mondpyramiden Teotihuacan, 48 km von Mexico City. Diese Pyramiden sind ein Teil der riesigen Zeremonienstadt der Tolteken. Sie umfassten Tempelbauten für den Regengott Tlaloc und den Federn geschmückten Schlangengott Quetzalcoatl. Die Tolteken verfügten, wie einige ihrer Nachbarstämme, über ein System von Schriftzeichen. Auch hielten sie ihr Stammesgeschehen in einer Art Buch fest. Sie besaßen 2 verschiedene Kalender zur Unterteilung des Jahres. Dem göttlichen Kalender gemäß war das Jahr in 360 Tage eingeteilt. Alle 52 Jahre kamen beide Kalender zur Deckung.
Auf dem Wege zu den Pyramiden kommen wir zunächst zu einem riesigen Rummelort: zum größten Heiligtum und Wallfahrtsort des mexikanischen Volkes, dem Wunderbild der himmlischen Königin von Lateinamerika, Virgen de Guadalupe. Die dunkelbraune Jungfrau ist dem Indio Juan Diego 1531 erschienen. Als der Junge dem Bischof von seiner Erscheinung berichtete, verlangte dieser Beweise. Der Indio kehrte daraufhin an die Stelle zurück, wo ihm die Jungfrau erschienen war, und sie befahl ihm Rosen zu pflücken. Als der Junge dem Bischof die Rosen brachte, fand man eine Abbildung der Jungfrau auf dem Umhang des Jungen. Dieses Kleidungsstück mit dem Bildnis der Jungfrau befindet sich heute über dem Hauptaltar des Neubaues. An der Stelle der Erscheinung der Jungfrau ist im 18. Jh. die Basilika erbaut worden. Der alte Bau ist vom Absinken bedroht und deshalb wurde ein neuer, moderner Bau nebenan errichtet, 1976 geweiht. Ein 24 Mill. Dollar Bau, der 20.000 Menschen fasst. Unter dem Bild der Jungfrau fährt man auf einem Fließband vorbei und blickt auf das Bild, das einen 24 Karat Goldrahmen hat. Darum herum ist ein rein silberner Rahmen. Die bunten Glasfenster sind aus der Bundesrepublik Deutschland, der Marmor kommt aus Italien, das Dach spendete Kanada. Ein fürchterliches Menschengewimmel und Gewühl, eben typisch für einen Wallfahrtsort, kein Platz der Andacht oder Besinnung.
Schließlich fahren wir weiter, entfernt vorbei an den Slums der Stadt zu San Juan Teotihuacan. Wir wissen nicht, wer es ursprünglich erbaute, wie es hieß und wann und warum es dereinst verlassen und zerstört wurde. In erhabener Majestät und Symmetrie wurde hier gebaut. Kein anderes Volk der Erde hat je mit so großer Geste geplant. Was wir heute sehen, ist nur ein Skelett, denn die Menschen bemalten ihre Steinbauten mit intensiven Farben und entwickelten eine ausgeprägte Maltechnik auf Stuckunterlage. Die Straße der Toten ist eine schnurgerade, sozusagen Hauptverkehrsstraße der Zone. Sie wurde von den Azteken so genannt, die aber nicht wussten, wie sie vorher hieß. Rundherum ist sie eingerahmt von Palästen, Tempeln und Pyramiden. Die Sonnenpyramide ist die herausragende Schöpfung der ganzen Zone. Betrachtet man den Umfang, ist sie die zweitgrößte Mexikos mit 222m mal 225m. Sie besteht aus 100 Millionen an der Sonne getrockneten Lehmziegeln, ist 64m hoch. Sie ist so angelegt, dass die Sonne am Tage der Sommersonnenwende genau gegenüber der Frontseite unterging. Die Mondpyramide ist viel kleiner, nur 45m hoch und noch nicht völlig restauriert. Sie besteht aus 5 riesigen, abfallenden Terrassen mit einem enorm breiten Treppenaufgang in der Mitte. An der Basis dieses Aufganges liegt eine quadratisch geformte Struktur mit niedrigen Mauern, zu der es einen Eingang gibt. Das Innere der Anlage verteilt sich auf 11 Altäre in einer geometrisch merkwürdig geformten Anordnung. 10 sind um die Umfassungsmauern herum gebaut, während das 11. sich in der Mitte befindet. Warum weiß man nicht. Die Zitadelle ist ein riesiges Viereck, jede Seite 800m lang. Zwei Seiten sind von je 4 Pyramiden gekrönt, in der Mitte gibt es 2 kleine Plattformen, die wohl als Opferstätten dienten. Von dem großen Treppenaufgang der inneren Pyramide geht man einen Steg hinüber und sieht hier ziemlich viel von den ursprünglichen Farben. Als Motiv die gefiederte Schlange, den Gott Quezalcoatl, dessen Darstellung so häufig Objekt der präkolumbianischen Kunst gewesen ist. Die Windungen der Schlange sind mit Seemuscheln besetzt, was beweist, dass die Bewohner mit den Stämmen an der Küste Handel trieben. Der Treppenaufgang ist besetzt mit Häuptern der gefiederten Schlange. Das sog. Talud Tablero, ein gerahmtes Paneel, ist hier deutlich zu sehen. Am Ende des Weges zwischen den beiden Pyramiden fallen die unterirdischen Brunnen auf, die dereinst alles mit Wasser versorgten. Außerdem hatten zahlreiche Gebäude Kanalisation, die heute noch intakt ist
Alles in allem eine Riesenanlage in einem breiten Hochtal gelegen, teils noch nicht ausgegraben und nicht restauriert. Alles ist sehr sauber trotz Massen von Leuten, die sich aber in den großen Ausmaßen der Anlage verlieren. Über allem strahlt der klare, blaue Himmel. Zwischen den Anlagen verkaufen Indiokinder Okarinas, melodische Flöten mit 5-6 Löchern. Der Klang dieser Flöten gehört mit zu den Pyramiden. Nachdenklich und mit dem Klang der Flöten im Ohr fahren wir zurück.
5.8.1884 Mexico City
Heute, Sonntag, gehen wir zum Chapultepec Park und Schloss auf dem Heuschreckenhügel. Unendlich viele Leute spazieren herum, dennoch ist der Park sehr sauber und gepflegt. Das Museum de Historia de Mexico mit vielen Reliquien und Requisiten als Kaiser Maximilian und Carlotta hier residierten, schauen wir uns nun an. Vom Garten aus haben wir einen herrlichen Blick auf die tiefer gelegene Stadt. An den Zufahrtswegen stehen Wagen mit frischem Obst. Hier gibt es leckere Trauben für 100 pesos das Kilo! Nachmittags laufen wir zurück, denn es beginnt unser Theater um 17 Uhr. Wir sitzen in der 5. Reihe oben, Sitze E38, 39, 40. Wir haben gute Sicht auf das Geschehen von La Traviata. Ich sah es zuletzt im Fernsehen von Bongtown. Trotz des italienischen Textes sind beide Kinder begeistert: der 1. Theaterbesuch. Wir kommen in der Pause ins Gespräch mit dem neben uns sitzenden Ehepaar. Sie haben 4 Söhne und 2 Töchter, kennen Europa. Als es beim Rausgehen regnet, besser gesagt schüttet, bieten sie uns an, uns ins Hotel zu fahren. Wir nehmen es gerne an und fahren mit ihnen in ihrem VW ins Hotel. Sie wohnen ausserhalb des Zentrums.
6.8.1984 Mexico City
Ein Spaziergang in Mexiko City:
In nächster Nähe des Hotels befindet sich der Alameda Park mit seinen Bäumen, Jugendstilstatuen, bunt gekachelten Springbrunnen. Das weiße, halbkreisförmige Denkmal wurde 1910 zur Hundertjahrfeier des Freiheitskampfes errichtet und dem einzigen Indianerpräsidenten von Mexiko gewidmet: Benito Juarez. Linker Hand steht nun der Palacio de Bellas Artes, der 1910-1934 von dem Italiener Boari in weißem Carrara Marmor erbaut wurde. Durch sein Gewicht ist der Bau in 30 Jahren um 4m gesunken. Opern, Ballett, Konzerte finden im großen Stil statt, der wegen seines farbigen Bühnenvorhanges in Glasmosaiken von Tiffany bekannt ist. Im Treppenhaus sind eindrucksvolle Wandmalereien der vier größten mexikanischen Freskenmaler. Den Vorhang von Tiffany bekommt man nur zu besonderen Aufführungen gezeigt. Die Hauptpost: eine Schalterhalle aus einer anderen Zeit, im spanischen Frührenaissancestil. Eigentlich ist ein Postamt nur ein Zweckbau. In Mexiko-Stadt erfüllt die Hauptpost, der Palacio de Correos, diese Aufgabe nun schon seit über 100 Jahren – und wie es scheint von der Zeit beinahe unbeeindruckt. Das gilt insbesondere für die Schalterhallen, in denen man sich ob des palastartigen Gewölbes und der schmiedeeisernen, liebevoll gearbeiteten Schalter-Gitter in irgendeine europäische Metropole aus kaiserlicher Zeit zurückversetzt fühlt. Wie durch einen Zauber bleiben auch die Hitze und der Lärm der Straße draußen. Die Touristen ohnehin, aber auch die eigentlich nicht sonderlich schüchternen Mexikaner dämpfen Schritte und Tonfall. Undenkbar, dass angesichts der Manifestation staatlicher Effektivität, die die Post, ihre „Beamten“ und ihre Gebäude einst darstellten, jemand ungebührlich die Stimme erhöbe. Die kleinen Luken, hinter denen die neuzeitlichen Vertreter jener Staatsmacht warten, sind allerdings auch in einer Höhe angebracht, die eine demütige, staatsbürgerliche Haltung fördert.
Der Torre Latinoamericana ist mit seinen 45 Stockwerken und 182m Höhe dem Empire State Building nachempfunden. 1956 fertig gestellt, war er das höchste Gebäude Lateinamerikas. Man sieht ihn überall herausragen und von überall kann man die Uhrzeit ablesen. Schräg gegenüber ist die Casa de los Azulejos, das Haus der blauen Kacheln. Es ist eines der schönsten Kolonialhäuser, 1596 erbaut und mit blauen, weißen und gelben Kacheln außen verkleidet. Im Innern befindet sich ein moderner Supermarkt. Etwas weiter kommen wir zum Zocalo, dem Hauptplatz, Plaza de la Constitution. Das ist der größte Platz des ganzen Landes, von der Kathedrale und dem Regierungsgebäude umrahmt. Hier finden Festlichkeiten, Empfänge, Paraden, aber auch Demonstrationen statt. Schön ist die abendliche Beleuchtung, die besonders im Dezember vor Weihnachten besonders schön sein soll. Die Kathedrale, auf Dekret von Philipp II. 1537 errichtet, ist die größte Kirche des Kontinents. Sie ist aus grauem Sandstein und weißem Marmor dreischiffig errichtet. Sie enthält einige von Gold strotzende Altäre, kostbare Wandteppiche, Juwelen, Gemälde, Schnitzereien, Skulpturen, und ein Weihwasserbecken aus Onyx. Sie steht genau am Platz des großen Tempels der Azteken. Sieht man die Dimensionen der Orgel, so wundert es einem nicht, wenn hier Orgelkonzerte für zwei Orgeln gegeben werden. Zu gerne möchte ich so ein Konzert einmal miterleben! Neben der Kathedrale steht das erzbischöfliche Sakramentshäuschen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in rötlichem Vulkangestein mit überbordenden churriogueresken Fassaden. Kathedrale und Sakramentshäuschen versinken auch in der Erde und neigen sich zur Seite.
Der Nationalpalast nimmt die ganze Ostseite des Zocalo ein, ist 235m lang. Er wurde ab 1529 von Cortes auf den Trümmern des neuen Palastes von Moctezuma als seine Residenz erbaut. Das Treppenhaus wurde von Diego Rivera mit großartigen Fresken über die Geschichte Mexikos ausgemalt. Über dem Balkon in der Mitte hängt die Glocke, die zur Erinnerung an den Beginn des Freiheitskampfes 1810 an jedem 15. September vom Präsidenten der Republik geläutet wird.
Nun schlendern wir den Weg zurück und weiter in entgegen gesetzter Richtung, weiter entlang der Ost-West Hauptverkehrsader mit 8 Fahrbahnen, Grünstreifen und Fußgängerzonen. Vorbei am Denkmal von Karl VI., Denkmal von Christoph Kolumbus, Monumento a Cuauntemoc, für den letzten heroisch kämpfenden Aztekenkaiser, vorbei an Glas- und Edelstahl verkleideten Geschäftshäusern zum Monumento de la Independencia, auch El Angel genannt, da ein vergoldeter Siegesengel die etwa 50m hohe mit Allegorien geschmückte Säule krönt. Weiter westwärts sehen wir einen Dianabrunnen mit großen Ausmaßen. Hier beginnt der alte Teil des Chapultepec Parks, auch Heuschreckenpark genannt. Die Anlage ist ca. 1,5km breit und 2,5km lang. Hier lustwandelten schon die Aztekenfürsten und Moctezuma baute sich eine Sommerresidenz auf dem 70m hohen Hügel. Da wir an einem Sonntag hier spazieren, sehen wir den Park voll mit Leuten, die sich auf den Rasenflächen tummeln, spielen, picknicken, ruhen. Musik-, Mal- und Theatergruppen, Luftballonverkäufer, Würstchen-, Getränke-, Eis- und Obstverkäufer – alle reichen sich die Hand. Die Wasserfläche ist voll von Ruder- und Tretbooten. Im Park gibt es einige Museen und Bauwerke, wir stehen nur an für das Chapultepec Schloss, 1783 erbaut und 1865 von Kaiser Maximilian und seiner Gemahlin Charlotte von Belgien zur heutigen Gestalt umgebaut. Die Wohn- und Repräsentationsräume des Paares sind so erhalten und noch heute zu besichtigen. Weiter befindet sich am Ende des Parks das berühmte archäologische Museum, das wir aber erst am letzten Tag in Mexiko besuchen.
7.8.1984 Mexico City - Oaxaca
Zum Flughafen mit VW-Taxi. Endlose Schlange. Die Wartezeit im Flughafen verbringen wir, indem wir auf dem Teppichboden sitzen und Karten spielen. Wir haben selten so etwas Sauberes gesehen! Oaxaca liegt 1550m hoch im Bergland der Zapoteken und Mixteken. Mit 3 Stunden Verspätung angekommen. In der Nähe des Zocalo haben wir das Hotel Central, ein Zimmer mit Blick zum Innenhof, Dusche und WC. TV gibt es unten im Innenhof. 840 für 3. Der Zocalo der malerischen Provinzstadt, man merkt nichts von 180.000 Einwohnern, ist echt erlebenswert. Die hohen, dicken Bäume mit den großen Blättern geben Schatten, graue Eichhörnchen mit rotem Unterfell sind fast zahm. Von hübsch verzierten Eisenbänken kann man den promenierenden Bewohnern der Stadt zu- und nachschauen. Dreimal die Woche ist der Musikpavillon besetzt und natürlich auch zum Wochenende. Man spielt entweder Klassik oder Mariachimusik. An der Südseite des Platzes steht das Regierungsgebäude im Kolonialstil, an der Nordseite die gedrungene Fassade der Kathedrale. Die anderen Seiten des Zocalo werden von Arkadengängen der Kolonialhäuser gesäumt. Sehenswert ist die Basilika de la Solidad, da sie viele Figuren aus grüngelbem Sandstein hat und sehenswert ist die verschwenderisch mit Garderobe und Schmuck ausgestattete Figur der Schutzheiligen der Stadt. Schön ist auch das Museo de Arte Prehispanico eingerichtet. Aus rosa, hellblauen, lila, zartgrünen und orangenen Untergründen sind 1200 Stücke der Sammlung Rufino Tamayos gezeigt. Um 15 Uhr der übliche Regenguss, abends ist es dann frisch. Um 18 Uhr gehen wir nochmals auf einen „Paseo“ und essen ein Eis.
8.8.1984 Ausflug nach Mitla
Wir unternehmen heute den obligatorischen Ausflug nach Mitla. Auf der Panamericana geht es vorbei am Baum von Tule, der neben dem kleinen Ort, der unscheinbar und vom Tourismus unbeleckt liegt, ist. Es ist ein 51m hoher, etwa 3000 Jahre alter Sabinobaum, eine Art Sumpfzypresse von ca. 49m Umfang. In dem knorrigen Geäst bzw. zwischen den Rinden erkennt man Figuren wie ein Löwenkopf, ein Hirschgeweih und einen Fisch mit offenem Maul recht gut. Etwas weiter ist das Dorf der Sarapeweber Teotitlan del Valle. Mitla ist das Hauptziel der Fahrt, einst Totenstadt der Zapoteken und Mixteken. Die Zapoteken verehrten Tiere, Blut gab es nur tröpfchenweise aus dem Ohr oder der Lippe. Ball und Rad waren heilig, da sie als Symbol der Sonne ähnlich sind. Mitla hat keine Pyramiden. Mit äußerster Präzision sind kleine, dachziegelgroße Steine in 16 formalen Abwandlungen zu geometrischen Ornamenten gefügt oder aus einer Steinplatte herausgemeißelt worden. Es sieht aus, als wären die Steine einzeln mit einer Säge bearbeitet worden. Alle Steine liegen ohne Zement aufeinander und halten wie gemauert. Auf Zement wurde verzichtet wegen der Verschiebungen der Steine bei Erdbeben. Die geometrischen Ornamente bilden einen interessanten Gegensatz zu den massigen, waagerechten, fensterlosen Mauern. Es gibt eben nur diese reine Geometrie, keine menschlichen Figuren oder Symbole. Aber 100.000 Steine wurden alleine für die Mosaiken im Säulenpalast bearbeitet. Hierin stehen 6 Rundsäulen, jede 15 Tonnen schwer. Sie trugen dereinst das Dach. Wie das aussah, weiß keiner und es gibt die verschiedensten Vermutungen. Auch hier ist alles ohne Zement. Die ganze Architektur basiert auf Gleichgewicht, Druck und Schwerkraft. Zwischen die Steine kann man nicht einmal eine Rasierklinge einschieben, so fest sind sie verarbeitet. Der Innenraum ist aufgeteilt in 4 Räume: Nord, Süd, Ost und West. Die Eingänge sind sehr niedrig angelegt, damit man sich bückt und damit dem, dem man entgegentritt, die nötige Ehre erweist. Ebenso sind die Stufen sehr hoch und schmal, damit man seitwärts gehen soll, um den Ehrengästen, meist Priester, nicht den Rücken zuzukehren, sondern die Seite. Der kleine Ort Mitla befindet sich fast wie unberührt neben den großen Bauwerken, die von so vielen Leuten täglich besucht werden. Der Nachmittag bringt auch wieder ein abkühlendes Gewitter und anschließend gehen wir bummeln, Eis essen.
9.8.1984 Ausflug nach Monte Alban
Ein neuer Tag, ein neuer Ausflug: Monte Alban, die weiße Akropolis steht auf dem Programm.
Das ganze Tal von Oaxaca soll einmal ein riesiger See gewesen sein. Ursprünglich wurde Monte Alban für die lebenden Zapoteken ca. 900 bis 200 v.Chr. gebaut, aber plötzlich wurde es zu einem Totenort der Mixteken. Bis heute wurden 150 Gräber ausgegraben. Die Azteken kamen nur kurz vor den Spaniern, daher sind keine Aztekeneinflüsse zu sehen, sondern rein zapotekisch - mixtekisch. Die Anlage, die 400m über dem Hochtal gelegen ist, hatte keine Wasserversorgung, so musste das ganze Wasser vom Tal heraufgebracht werden. Der Komplex besteht aus Ballplatz, östliche Plattform, Gebäude P, Q, J – genannt Observatorium, südliche Plattform, Stelen, Danzantes Gebäude, und Galerie. Das einzige Gebäude, das nicht in die Symmetrie der Anlage passt, ist das Moticulo J. Es steht alleine im 45° Winkel zu anderen Gebäuden und hat die Form eines Pfeils. Der normale Stufenaufgang ist auf der anderen Seite der Pfeilspitze, ein enger Tunnel durchschneidet das Gebäude und öffnet sich obendrauf. Die Öffnungen sollen zur Sternenbeobachtung gedient haben, daher auch der Name Observatorium. Die Südplattform ist das größte Gebäude und wenn man die Stufen hinaufklettert, wird man mit einem wahrlich königlichen Blick über alle Gebäude und Ruinen belohnt und hat obendrein einen gesamten Rundblick über das weite Tal und die Stadt.
Auf den gefundenen Stelen, das sind Steintafeln von 1,20m Höhe, sind Ereignisse, menschliche und tierische Figuren ausgemeißelt, festgehalten worden. Wer immer diese Inschriften entziffern wird, wird berühmt werden. Die Danzantes Galerie ist eine Wand mit Steinplatten, bemeißelt mit grotesken, menschlichen Figuren. Anhand der Abbildungen war man teils der Meinung, es handele sich hier um klinische Einzelheiten von verschiedenen Teilen der Anatomie in Form eines medizinischen Wörterbuches. Diese Hieroglyphen beweisen, dass die Olmeken oder Maya sehr früh die Schrift kannten, ein Zahlensystem und Kalender hatten. Das Grab Nr. 104 ist eines der schönsten Grabfunde. Der Eingangsweg ist gemeißelt als sitzende Tonurne in Form eines Maisgottes mit Cojico in der Mitte über der Eingangstüre. Das ganze Grabesinnere ist noch mit farbigen Wandmalereien von stilisierten Kreaturen und Göttern sowie Glyphen bedeckt. Das berühmteste Grab ist Nr. 7, entdeckt 1932. Einst war es ein Beerdigungsort der Zapoteken. Die Mixteken beerdigten hier einige ihrer berühmten Chiefs mit den größten Grabbeigaben, die jemals in Amerika gefunden wurden. Über 500 Artikel, darunter die beachtlichen Arbeiten aus reinem Gold, Alabaster, Silber, Jade, Türkisen, Perlen, Knochen. Diese Funde konnten wir später im Oaxaca Museum in der Nähe der Santo Domingo Kirche bewundern.
Wenn ich noch einmal nach Oaxaca kommen sollte, werde ich den Weg nach oben laufen. Es ist eine ziemlich steile, schmale, recht kurvige Straße, die am Markt vorbeigeht. Dann über den Rio Atoyac, durch Wohnviertel, durch ein Steintor, vorbei am Aquädukt hinauf. Hier begegnen uns nur noch arme Leute, noch weiter oben nur Wasserträger. Man wird belohnt mit einem wunderschönen Panorama, herrlicher Kleinvegetation und über allem ist der Himmel klar, dünn, aber blau, blau, blau. Weiße Wolken heben sich markant ab. Ein wahrlich göttlicher Platz, den man auf sich wirken lassen muss, der Blick ins und übers Tal lässt Zeit und Raum vergessen…
Der Abend nach dem üblichen Regenguss beschert den Vollmond. Ob es die Nachwirkungen des Nachmittags in Monte Alban sind, oder ob es der Mond über den Bänken und Bäumen des Zocalo ist, oder die Musik vom Pavillon – die Stimmung lässt die Gedanken entfliehen und weckt Träume…
10.8.1984 Oaxaca - Merida
Wir besuchen das Regionalmuseum, das in dem ehemaligen Kloster Santo Domingo untergebracht ist. Es wirkt wie eine Festung um einen Innenhof. Von den inneren Arkadengängen kann man auf einen wunderschönen Springbrunnen und eine hübsche Blumenanlage mit Hibiskus und Rosen blicken. Im Obergeschoss finden wir die berühmten Schätze aus dem Grab Nr. 7 von Monte Alban. Es ist der größte Goldschatz Mexikos, der entsprechend von Touristen besucht wird. Kostbare Schmuckstücke wie Halsbänder, Ohrringe, Spangen, Ringe aus Jade, Achat, Türkis, Alabaster, Perlmutt und Gold. Schalen aus Bergkristall, Onyx, Silber, Arbeiten der Mixteken. Die bedeutsamsten Grabbeigaben waren aus purem Gold, 351mm lang, 81mm breit, aus 93,8 Gramm Gold. Hier ist auch der bekannte, goldene Brustschmuck zu sehen, auf dem ein bärtiger Mann mit einer Krone und langen Ohrgehängen zu erkennen ist. Es taucht der Jaguar der Mythologie auch überall wieder auf. Am Nachmittag sehen wir uns die Kathedrale an. Wenn man die Kirche Santo Domingo damit vergleicht, ist sie recht armselig. Anschließend streifen wir durch die Markthallen, wo es Fleisch, Hühner, Fisch gibt, Blumen in allen Farben und Größen, Gemüse wie Bohnen, Erbsen, Blumenkohl, Brokkoli, Weißkohl, Karotten, Zucchini, Gurken, Spinat, Paprika, Tomaten, Aubergine, Zwiebel, Knoblauch, Radieschen, Rettich, d.h. alles, was man sich vorstellen kann. Beim Obst ist es dasselbe: Pfirsich, Kaki, Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen, Bananen, Papaya, Avokados, Äpfel, Birnen, Trauben. Eine Auswahl, die man sich normalerweise nur erträumt. Dann der Duft der Tees: Malven, Kamille, Mate und andere mir unbekannte Sorten. Gewürze geben uns wieder einen anderen Reiz in der Nase. Nicht nur Currys und Paprika, bzw. Chili, sondern auch viele Dinge, die wir gar nicht kennen – abgesehen vom Zimt und Vanillestangen. Der Duft ist herrlich! Natürlich gibt es auch eine Abteilung mit Teppichen, Taschen, Schuhen, Körben… man wird nirgends belästigt oder bedrängt, kann sich frei bewegen, wird nicht eingeengt, es sind auch nur wenige Fremde da. Man kann die Atmosphäre in Ruhe auf sich wirken lassen. Mittags wollen wir weiterfahren oder fliegen, aber zuvor schauen wir uns den in den Büchern empfohlenen Markt der Indios an. Er ist bei den Schienen. Wir sind etwas enttäuscht. Zwar kamen die Eingeborenen aus den umliegenden Dörfern hierher, aber es ist kein ständiger Markt, kein gewachsener Markt wie in einer Halle, denn das hier findet nur samstags statt und wird hergeräumt und weggeräumt und ist somit nichts Genaues. Billiger als der ständige Markt ist es hier auch nicht und die Stimmung ist anders, da das Dunkle, das Bazaarhafte fehlt.
Dann fahren wir zu dem hübschen, sauberen Airport. Der Fußboden glänzt und spiegelt nur so, keine einzige Spinnwebe in den Ecken. Ein mit Rosen und Gras bewachsener Ausgang. Natürlich hatte die Air Mexicana nach Merida Verspätung – wie die meisten Inlandflüge in ganz Mexiko. Nach 2 Stunden Wartezeit geht es wieder los. Nach der Zwischenlandung in Villahermosa sieht man fast nur noch Wasser, oder besser gesagt Sümpfe, Swamps unter sich. Viele Flüsse sind weit verzweigt und strömen dem Meer zu. Nach der Landung in Merida in Yucatan gibt es wieder ein ordentliches Gewitter, aber wir haben Glück, denn das Hotel Reforma ist gleich am Zocalo und es hört auch gerade wieder auf zu regnen.
Im Innenhof des Hotels gibt es einen kleinen Swimmingpool, auf dessen Oberfläche Orangenblüten schwimmen. Welch süßer Duft zum Bade!
12.8.1984 Ausflug nach Progresso
Da wir heute am Sonntag keine Tour nach Uxmal buchen können, fahren wir kurzerhand mit dem Linienbus nach Progresso. Die Landschaft auf dem Wege dorthin ähnelt zunächst der Dornbuschsavanne von Namibia. Aber je weiter wir uns dem Meer nähern, so verändert es sich in Swamps, mangrovenähnlich, teils Salz verkrustet. Der Bus ist natürlich gestopft voll, aber nach 1 Stunde werden wir belohnt mit weißem, warmem Sand, strahlend blauem Himmel, leichter Brise, warmem, sauberem, klarem Wasser. Die Promenade ist mit hohen Palmen bestanden, eine kleine Holzpeer und eine große, gemauerte Steinpeer ragen ins Meer hinaus. Von dort oben werfen Fischer ihre Köder an Nylonfäden hinein und ziehen sie wieder heraus mit Fisch! Ein sehr erholsamer Tag. Allerdings müssen wir für die Rückfahrt 1 Stunde in Schlangenreihen wie in Disney World anstehen bis wir in den Bus kommen. Unterwegs braut sich wieder ein Gewitter zusammen und entlädt sich ganz fürchterlich, aber der Bus hält in der Nähe des Hotels und so werden wir nur wenig nass.
13.8.1984 Ausflug nach Uxmal
Heute Vormittag sehen wir uns die Post an, die 1561 - 1598 erbaute Kathedrale, den Markt und den Zocalo mit seinen Liebesbänken. Hier gibt es sogar Fiakerfahrten wie in Wien. Einige Stadttore, die Ende des 17. Jh. erbaut wurden, geben der Stadt noch heute ein eindrucksvolles Gepräge.
Uxmal erreichen wir mit dem VW Bus mit einem Ehepaar mit zwei Mädchen aus Florida und einer Mexikanerin mit Sohn. Uxmal ist etwa 75km von Merida landeinwärts. Je näher wir nach Uxmal kommen, umso mehr sehen wir typische Mayahäuser. Es sind ovale Häuser aus Lehmziegeln gebaut und mit Schilf gedeckt – uns erinnert es an die liberianischen Häuser an der Kakatastraße. „Uxmal“ heißt: die Stadt, die dreimal erbaut wurde. Die archäologische Anlage ist ein klassisches Beispiel des Maya Puuc Stils – eine klare Linienführung und verzierte Mauernfriese mit wahren Meisterwerken an Mosaiken. Uxmal erlebte seine Blüte in der Zeit etwa von 600 – 1000 n. Chr. Und wurde dann plötzlich verlassen. Die Ton- und Lichtshow, die es abends gibt, versucht, ein paar alte, interessante Theorien über das Verlassen der Maya Aufschluss zu geben. Aber wir machen zunächst unsere Runde durch die Anlagen. Da ist zuerst der Palast des Gouverneurs, eines der eindrucksvollsten Gebäude mit 98m Länge, 12m Breite und 8m Höhe, errichtet auf mehreren Terrassen. Die Fassade ist mit ca. 20.000 von Hand behauenen Steinen und Skulpturen verziert. Vor der Frontseite ist ein schräg stehender Stein, den man als riesiges Phallusmonument hält, beeindruckend. In der Nähe davon steht auf einem kleinen Altar ein ca. 60cm hoher, doppelköpfiger Steinjaguar. Von hier führen 31 Stufen zum Palast hinauf. Auf dem Mittelteil der Längsseite sind 7 rechteckige Portale zu erkennen. Auf den beiden Seitenflügeln gibt es zwei weitere Portale, jeweils von einem Mayabogen abgeteilt. Neben dem linken Bogen sieht man an der Eckkante einen herausragenden Schlangenkopf. Im Mittelfeld ist der Fassadenfries - ein riesiger Federschmuck, unter den Darstellungen des Mosaikfrieses gibt es unzählige Masken des Regengottes sowie Andreaskreuze.
Vom Gouverneurspalast aus sieht man in der Ferne die Pyramide „Haus der alten Frau“ genannt, links davon erstreckt sich die weite Ebene Yucatans, rechts etwas bewaldetes Hügelland. Von hier oben hat man auch eine recht gute Übersicht zur Orientierung über die gesamte Anlage: die große Pyramide, dahinter der Südtempel, rechts davon die zackige Fensterfront vom „Haus der Tauben“. Ebenso sieht man den kleinen Tempel der Schildkröten, den Ballspielplatz, das Nonnenviereck und natürlich die unvergleichlich schöne Pyramide des Magiers oder Zauberers. Der kaum restaurierte Ballspielplatz ist ca. 35m lang. An der linken Wand ist die Andeutung eines Steinringes vorhanden, durch dessen Öffnung die Spieler den Ball zielen mussten. Der Mayabogengang ist – rechts und links eingerahmt von einer Gitterfassade – ein besonderer Reiz für Fotografen. Das Nonnenviereck hat einen Innenhof von 76m Länge und 64m Breite. Auf der 52m langen Frontseite des Westgebäudes ist über die gesamte Länge des Mosaikfrieses eine Schlange erkennbar. Das größte Gebäude des Vierecks ist auf der Nordseite 79m lang und hat 13 Portale. Das östlich davon gelegene Gebäude ist 48m lang und gut erhalten. Zwar hat es eine recht einfach verzierte Fassade, aber im Mittelfeld sticht ein Mosaik mit Masken des Regengottes Chac, eingerahmt von Gittermosaik, besonders hervor. Direkt dahinter erhebt sich die berühmte Pyramide des Magiers. Sie ist zwar nur 30m hoch, aber es sind 74 sehr steile, glatte und sehr kurze Stufen. Sie wird auch Pyramide des Wahrsagers oder Zauberers genannt. Sie hat einen ovalen Grundriss und ist mehrfach überbaut. An der Basis ist ein Säulenfries in Dreiergruppen erkennbar, sog. Chenesstil. An den Stufenrändern sind wieder Masken des Regengottes Chac zu sehen. Aber all das bekommen wir am Abend mit farbigem Licht und Ton nochmals speziell beleuchtet. Die Schau, zu der wir auf der nordwestlichen Ecke des Nonnenviertels sitzen, beginnt mit der mystischen Musik und die verschiedenen Pyramiden und Tempel der Anlage werden farbig bestrahlt. Eine Stimme ruft: „Schütze Uxmal, das unter Deinem Licht und Deiner Wärme liegt, denn Uxmal leidet wieder einmal unter der langen Trockenheit und Pflanzen und Tiere verdursten“. Der Überlebenskampf gegen die fürchterliche Gewalt der Natur ist dann das Thema der Aufführung. Einer der Hauptgötter, die hier verehrt werden, ist der Regengott Chac. Die Leute von Uxmal beten noch immer zu ihm und haben das Gefühl, dass der Regengott verärgert ist und es deshalb nicht regnet. Menschen aus den umliegenden Dörfern versammeln sich um Chac zu verehren, man opfert Honig, Kakao, Parfum und anderes wertvolles. Das Flehen wird erhört und wieder ist eine Trockenzeit vorbei. Die zweite Schau ist die Geschichte einer Mayaprinzessin, die schon einem Nachbarkönig versprochen ist, um Frieden und Ruhe zwischen den Mayastaaten herzustellen. Aber sie hat einen heimlichen Liebhaber. Am 3. Tag der Hochzeitsfeier, die von Mond zu Mond dauert, und wo 3000 tanzten, entführt der Liebhaber die Prinzessin. Daraufhin entwickelt sich ein Krieg, der sich ausbreitet und wo viele getötet werden. Daraufhin ist wieder Trockenheit, so dass Uxmal wieder verlassen wird, da Chac sie im Stich gelassen hat.
Das Licht verlöscht, Schweigen. Alles ist dunkel – über uns der Sternenhimmel und man bleibt seinen eigenen Gedanken überlassen. Wir fahren ins Hotel Uxmal, 1 Minute von den Pyramiden und erleben dort die negativen Seiten des Tourismus: Essen – Menü. Alles ist auf Massenabfertigung ausgerichtet und man hat das Gefühl “zack, zack, essen und ab“. Dazu ist es teuer und absolut nichts Besonderes.
14.8.1984 Ausflug Progresso
Nach langem Ausschlafen fahren wir heute nochmals nach Progresso zum Baden und haben herrliches Wetter. Um die Mittagszeit machen wir noch eine eigenartige Beobachtung, die mir ungewollt eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Für etwa 30 Minuten war rund um die Sonne ein beigebrauner Kreis, außen ein dunkler, an der Kante ein heller Ring. Der Radius war gemessen 15cm. Nur langsam löste er sich auf, d.h. erst sah es teilweise aus, als entstünde ein Wolkenkreis von Schäfchenwolken bzw. Wolkenfetzen. Nach 1 Stunde war der Himmel wieder komplett klar und blau, als wäre nie etwas Anderes gewesen. Inzwischen habe ich dieselbe Beobachtung am 30. Juni 1985 im Waldbad von Dornbirn gemacht. Beides hatte ich fotografiert und versucht eine Erklärung des Phänomens zu erhalten. Inzwischen habe ich es wieder gesehen am 2.1.2017 in Maria Enzersdorf. Die Erscheinung nennt sich „Halo“.
Von Merida aus fliegen wir mit Verspätung wieder über Villahermosa zurück nach Mexico City. Da wir uns den Kalenderstein im Besonderen und noch so einiges ansehen wollen, gehen wir am Nachmittag noch ins Museo National de Antropologia. Es ist zu jeder Tageszeit ein besonderes Erlebnis, sich dem zugleich massigen und schlanken Bauwerk des Chapultepec Parks zu nähern. Wasserspiele und eine Glasmosaikfassade mit dem mexikanischen Staatsemblem begrüßen den Besucher. Die Einfahrt bewacht der gewaltige 167 Tonnen schwere und 7m hohe Monolith eines Regengottes, evtl. Tlaloc. Über einen Teil des Innenhofes mit seinem Wasserbassin spannen sich einzigartig 4500m2einer schwebenden, rechteckigen Dachkonstruktion, die nur in der Mitte von einer 11m hohen ornamentierten Säule aus Beton getragen wird. Von deren Höhe fällt ein Wasservorhang zur Erde, steigt unsichtbar wieder empor und symbolisiert so den Kreislauf des Lebens. Rechts vom Eingang leuchtet ein Wandgemälde von Rufino Tamayo: gefiederte Schlange und Jaguar, die beiden vorspanischen Göttersymbole. Beim Rundgang durch das Obergeschoss durchwandern wir die völkerkundliche Sammlung, Darstellungen von Alltag und Festen, des Handwerks, der Trachten und Arbeitsprodukte aller in Mexiko lebenden Indianerstämme. Im Mexikosaal wird die Kultur der Azteken gezeigt: Modelle des Stadtgebietes von Tenochtitlan und des Marktes von Tlatelolco, Jaguar, Opferschale für die Herzen der dem Sonnengott geopferten, reich dekorierter kreisrunder Stein des Königs Tizoc, Standbild der Göttermutter Coatlicue, das kein Wesen, sondern eine Idee darstellt. Der über 500 Jahre alte Sonnenstein oder Aztekenkalender beeindruckt am meisten. 4m Durchmesser, 24 Tonnen Gewicht. Schließlich steht eine 2m große Nachbildung vor dem Bundesgymnasium in Neusiedl am See in Österreich.
Im Oaxacasaal im linken Flügel finden wir Aufnahmen der Kultstätte Monte Alban und Reproduktionen des Frieses vom Mitlapalast, natürlich auch zahlreiche Götterfiguren, Graburnen in Jaguarform und berühmter Jademaske. Weil ein Gewitter noch immer wütet, werfen wir auch einen Blick in die Bibliothek, beeindruckend sind die vielen alten Lederrücken. Um 19 Uhr endlich versuchen wir ein Taxi zu bekommen. Das Wasser steht bis zur Hälfte der Straßen, die Gulis können gar nicht alles fassen. Unsere Schuhe und Hosen sind unten nass. Natürlich ist ein Verkehrschaos in der Stadt. Wir brauchen 1 Stunde bis wir im Hotel sind, zahlen entsprechend viel, sind jedoch froh, dass wir heiß duschen können. Allerdings hat uns das Gewitter einen Strich durch unseren Marktbesuch gemacht. So beschließen wir denn, am nächsten Morgen hin zu gehen. Allerdings: um 9.19 Uhr ist alles verschlossen, bzw. die Stände, die offen haben, haben keine Sombreros. So ziehen wir eben ohne Sombreros zum Airport, ärgern uns grün und blau über Chac – denn im Airport gibt es auch keine Sombreros zu kaufen.
So beschließen wir während unseres Rückfluges über Houston und Amsterdam, dass wir eben noch einmal in dieses Land kommen müssen – vielleicht nicht nur wegen der Sombreros!
Unglaublich, aber wahr wird ein Traum: wir fliegen noch einmal nach Mexiko, ganz so, als wäre es die Fortsetzung vom letzten Jahr.
17.8.1985 Sa Wien - Barcelona - Madrid
Abflug ab Wien mit Iberia über Barcelona nach Madrid, wo wir um Mitternacht landen. Meine Freundin Uta hat wohl unser Telegramm nicht erhalten, denn es holte uns keiner ab. Aber spanische Telefone funktionieren und so sitzen wir letztendlich um 2 Uhr morgens in der Stadtwohnung meiner Freundin aus Volksschulzeiten.
18.8.1985 So Madrid - Mexiko City
Der Sonntagvormittag vergeht wie im Fluge, denn wir setzten unser nächtliches Plaudern fort, machen einen kleinen Bummel in die nähere Umgebung mit deutscher Schule, Berliner Park etc. Rasch werden mittags noch Sardinen gebraten und schon geht es wieder zum Airport. Ortszeit 22 Uhr landen wir wohlbehalten in der größten Stadt der westlichen Hemisphäre, kaufen Taxigutschein nach dem Motto: wir kennen uns schon aus! Und schon geht es ins nächtliche Gewühle. Hotel Guatelupe ist unverändert einschließlich Nachtportier, nur die Preise sind höher geworden: 3200 Pesos, was aber nach wie vor dem internationalen Dollarwert von 10$ entspricht. Man bekommt anstelle 188 Pesos heute 350 pro Dollar.
19.8.1985 Mo Mexiko City
Spät am Morgen gehen wir zu den Hot Cakes und frühstücken Eierpfannkuchen (Palatschinken) mit Sirup, Honig, Marmelade, Eis – was man eben will. Wir bummeln umher und beobachten die Umgebung und die Leute: die Polizisten trällern noch immer mit ihren Trillerpfeifen wie die Kanarienvögel, irgendwo in der Entfernung hört man die melodischen Töne eines Leierkastens. Wir bummeln zum Zocalo, schauen, ob in der Kathedrale ein Orgelkonzert angekündigt ist, jedoch hat sie zu. Wir gehen zum Bellas Artes (Theater). Hier gibt es allerdings nur Ballett. Aber wir kaufen uns dennoch Tickets. 200 Pesos, d.h. nicht mal 2$ für uns alle – das lassen wir uns nicht entgehen. Der Markt in der Calle Balderas ist auch noch genau so wie er letztes Jahr war. Ärgern tue ich mich nur über mich selbst: Ich hatte letztes Jahr Bilder gemacht von einer Indiofrau. Warum habe ich diese nicht mitgenommen? Ich hätte diesen Frauen sicher eine große Freude machen können. Nun denn – wenn man seine Gedanken nicht zusammen hat! Ärgerlich, aber nicht zu ändern! Wir kauften gleich unsere Sombreros, denn schließlich war das einer der Gründe, warum wir nochmals nach Mexiko kamen.
20.8.1985 Di Mexiko City
Heute weckt uns ein intensiv blauer Himmel, klarer und blauer geht es nicht. Dieses Blau fasziniert mich immer wieder. Wir laufen wieder die Reforma hinunter zum Chapultepec Schloss. Von dort oben will ich die pulsierende Stadt filmen, jedoch der Soldat lässt mich nicht hinein ohne Ticket fürs Museum. Aber damit habe ich nichts im Sinne, die 40 Pesos ärgern mich nicht wegen der 40 Pesos, sondern wegen des Prinzips. Aber uns fällt schon was ein: schließlich gibt es unordentliche Mexikaner, die ihre Zettel fallen lassen. So gehen wir in die Nähe des Museumseinganges und siehe da: da liegt auch schon ein Ticket auf dem Boden! Ergebnis: ich gehe mit breitem Grinsen an einem noch breiter grinsenden Soldaten vorbei und mache meinen gewünschten Film.
Abends landen wir ko im Saftladen und erfreuen uns an Orchata, Karottensaft und Milchmix, was wohl bei Eric etwas durcheinander war, denn er spuckte daraufhin in der Nacht, kurz aber heftig!
21.8.1985 Mi Mexiko City
Heute ist die Luft so sauber und klar, dass wir mit dem Lift erst zum 11. Stock und dann mit einem kleineren Lift zum 42. Stock auf den Torre Latino Americana fahren. Dort heroben haben wir eine fantastische Aussicht bis zu den Vulkanen in weiter Ferne. Klar ist auch der Flugplatz und der große See dahinter. Auf dem Flugplatz sieht man sogar die Flugzeuge aufsetzen auf der Landebahn. Wir bleiben sehr lange hier oben, finden immer wieder neue bekannte Punkte und können uns einfach nicht satt sehen an dem Weitblick. Zwischendurch schlägt die elektronische Uhr: Ton des Big Ben. Beim ersten Ton erschrecken wir tüchtig.
Nach der Mittagspizza fahren wir zum Terminal del Norte, um Busplätze zu reservieren für die Nachtfahrt nach Chihuahua.
22.8.1985 Do Mexiko City
Auch der heutige Tag bringt unsere Beine in Bewegung: wir laufen zum Museo Nacional del Antropologia, um ein Foto vom Olmekenkopf und Tlaloc zu machen. Sehr hübsch sind hier auch die Reihen des Kunstmarktes, wo es Silberarbeiten, Tonsachen, Leder, Blusen und Kleider, Strohwerke, Wandbehänge gibt. In der Unterführung, dort wo letztes Jahr beim Gewitterguss alles überschwemmt war, unter dem Springbrunnen reflektiert ein schöner Regenbogen.
Wir tigern nun zum anderen Ende der Reforma, wieder zur Kathedrale. Abends ist dort ein Orgelkonzert eines bekannten mexikanischen Organisten. Im Mittelgang zwischen Chorgestühl und Altar sind lange Bänke aufgestellt, dahinter hohe Kerzen angezündet, die Stimmung ist gut, die Musik jedoch enttäuschend. Zu lahm, zu leise. Hier in die riesige Kathedrale gehört ein kolossales Werk, etwa ein Brandenburgisches Konzert. Es gab zwar Bach, aber dennoch nicht das Klangvolumen, das ich mir für die Größe der Orgel und den riesigen Raum vorgestellt hatte.
Bummeln muss auch sein und so wählen wir diesen Tag, um vertraute Wege zu gehen und auch dazu, um das Haus von Monikas Brieffreundin zu suchen. Wir fahren mit der U-Bahn ganz in die Nähe der Col. Moktezuma, finden das Haus, jedoch ist Aida nicht da, nur ihre Schwester. Wir werden sie am Ende unseres Urlaubes nochmals besuchen.
U-Bahn fahren ist das billigste Transportmittel in Mexiko City. Man kauft ein Ticket und geht damit durch eine automatische Drehtür, deren Sperre mit dem Einschieben des Tickets gelöst wird und kann nun – einmal drin – von einem Ende zum anderen fahren mit Umsteigen so oft man will obendrein. Nur nach Verlassen der Sperrzone muss man wieder neu zahlen. Der volkstümliche Preis des Vergnügens: 1 Peso, wobei 11,5 Pesos 1 Schilling sind!
Den Abend verbringen wir im Theater, wo das Nationalballett eine Aufführung hat. Leider gibt es in dieser Woche keine Oper. Wir haben Plätze im sog. „Terzero“, d.h. Plätze für 15 Schilling. Da der Beginn auf sich warten lässt, das akademische Viertel auch um ist, und es noch immer nicht mehr Leute werden im Publikumsraum, beginnen wir inmitten einer Clique Ausländer dort oben zu klatschen und siehe da – der Rest des Publikums fällt ein, alle klatschen schließlich! Daraufhin löscht man das Licht recht schnell und der Vorhang geht auf für ein modernes Ballett. Musik ist vom Band, nicht schlecht, aber ich ziehe das klassisch alte Ballett in jedem Falle vor.
23.8.1985 Fr Mexiko City - Chihuahua
Heute fahren wir zum großen Terminal del Norte, von wo alle Buslinien, die nach Norden gehen, abfahren. Ca. 20 Minuten braucht man alleine durch den inneren Teil der Stadt, um an die Peripherie zu kommen. Wir fahren mit Transportes Chihuahuenses um 12 Uhr ab. Außerhalb der Stadt ist es meist leicht hügelig um die große Hochebene. Dazwischen sind Maisfelder, Agaven, runde Kakteen voll mit Früchten, Eukalyptusbäume. Vorbei am Abzweig nach Tula (Atlanten) stehen noch immer die Wegränder voll erikafarbiger Cosmea. Überall steht Wasser, alles ist satt grün. Selbst weiter auf der
Hochebene finden wir immer wieder stehendes Wasser. Und über allem: strahlend und intensiv blauer Himmel. Das Lied „Azurro“ will mir nicht aus dem Sinn! Später bilden sich dicke weiße Kumuluswolken, die Luft ist klar und durchsichtig, als könne man bis zum Ende der Welt schauen. Queretaro am Wege liegt 1850m hoch und hat noch heute ein 8km langes Aquädukt mit 80 Bögen, ist 200 Jahre alt und noch immer intakt und auch in Betrieb vom Stadteingang bis zum Zentrum. Weiter auf der Autopista, die gebührenpflichtig ist, nähern wir uns dem Erdbeerzentrum Irapuato. Weiter geht es auf der Hochebene durch Kakteen so weit das Auge blickt, immer geradeaus wie in der Dornbuschsavanne von Südwestafrika. Um 19 Uhr ist es dunkel bedingt durch die Äquatornähe. Städte am Wege der Nachtfahrt sind: St Louis Potosi, San Juan, Guanojuato, Leon (morgens um 2 Uhr), La Coste Modeno, Reloscuentes, Zacatecas, Freshillo, Durango, Hidalgo del Parral, Jimenez, Camargo, Delicias, Chuhuahua. Auf dem Highway donnern die ganze Nacht die großen Trucks zwischen USA und Mexiko hin und her. Wir schlafen nicht sonderlich gut, da das Radio so gut wie die ganze Nacht auf ziemlich laut eingestellt läuft!
24.8.1985 Sa Chihuahua
Morgens um 8 Uhr kommen wir am Ausgangsort unserer Eisenbahnfahrt an.
25.8.1985 So Chihuahua
Zuerst suchen wir ein Hotel, finden Hotel Plaza. Es ist ok bis auf die Tatsache, dass abends der Airconditioner angestellt wurde und sich nicht abstellen ließ, da zentral gesteuert für mehrere Räume. Zum Glück haben wir einen Schlafsack mit und können uns aneinander kuscheln.
Aber zunächst wandern wir durch die Stadt. Chihuahua liegt 1430m hoch und ist die Hauptstadt des gleichnamigen größten Bundesstaates, gelegen in reichem Minengebiet. Die Stadt hat gepflegte Wohngebiete, sehenswert ist die Kathedrale aus dem 18. Jh. in der Nähe des Platzes Hidalgo, wo Pater Hidalgo auf seine Hinrichtung wartete und 1811 im Palacio de Gobierno erschossen wurde. Auf unserer Suche nach dem Terminal del Ferrocarriles führt uns der Weg am Gefängnis vorbei, Es sieht aus wie ein spanisches Fort, an allen 4 Ecken sind Türme, oben herum ein Wehrgang. Natürlich ist es sehr gut bewacht auf allen Seiten. Den Weg zur Estacion weisen uns 2 junge Mädchen, die eine Art Bibelstunde für Jugendliche gehalten haben in der Kirche. Sie begleiten uns ein Stück, da sie denselben Weg haben. Das Office jedoch hat zu, erstens da es Sonntag ist, 2. ist es nur offen zu Abfahrtszeiten und das ist morgen früh. Auf dem Rückweg pfeifen wieder etliche Jugendliche hinter uns her, Autos hupen, aber das sind wir ja mittlerweile gewohnt. In einem Park, den wir durchqueren, ist gerade eine folkloristische Gruppe am tanzen. Hirschtanz, Erntetanz… beim „danza de moneta“ verdrücken wir uns, nicht ohne einen jungen, bärtigen Touristen mit strahlend blauen Augen registriert zu haben. Es ist besser, dass wir wortlos weiter gehen.
Die Nacht ist recht kühl – wie schon oben beschrieben und so sind wir froh, dass wir am nächsten Tag
26.8.1985 Mo Chihuahua - Los Mochis