Mensch, Bär! - Knut Krüger - E-Book

Mensch, Bär! E-Book

Knut Krüger

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Beschreibung

Kleiner Bär – großer Mut Auf seinen Streifzügen durch den Wald lernt der kleine Bär Bruno einen Menschenjungen kennen. Und obwohl ihn seine Mutter immer vor den Menschen gewarnt hat, kommt ihm dieser hier gar nicht gefährlich vor! Tatsächlich haben die beiden sogar richtig Spaß. Als sein neuer Freund in einer Sturmnacht in Gefahr gerät, entdeckt der furchtsame Bruno, wie viel Mut tatsächlich in ihm steckt.

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Seitenzahl: 74

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Über das Buch

Ein kleiner Bär mit großem Herz

 

Auf seinen Streifzügen durch den Wald trifft der kleine Bär Bruno auf einen Menschenjungen. Und obwohl ihn seine Mutter immer vor den Menschen gewarnt hat, kommt ihm dieser hier gar nicht gefährlich vor! Die beiden haben sogar richtig Spaß zusammen. Als sein neuer Freund schließlich in einer Sturmnacht in Gefahr gerät, entdeckt der furchtsame Bruno, wie viel Mut tatsächlich in ihm steckt.

 

Eine Vorlesegeschichte über eine bärenstarke Freundschaft

 

Mit Illustrationen von Catharina Westphal

Knut Krüger

Mensch, Bär!

Eine Freundschaft beginnt

Illustriert vonCatharina Westphal

Ein Bär, der nicht fliegen kann

Bruno drehte den Kopf nach rechts, dann nach links. Bäume, nichts als Bäume. Gelbes Sonnen­licht fiel durch die Stämme und lag in hellen Streifen auf dem Waldboden. Das gefiel Bruno. Was ihm nicht gefiel, war die Tat­sache, dass er sich mal wieder verlaufen hatte.

Er hob den Kopf und schnupperte in die Luft, um Witterung aufzunehmen. »Wenn ein Bär sich verlaufen hat«, sagte seine Mutter oft, »dann kann er sich immer noch auf seine Nase verlassen.« Bruno schnupperte und schnupperte, aber ihm stieg nichts in die Nase, was auch nur ein klein bisschen nach seiner heimischen Bärenhöhle roch. Wie sollte er da nach Hause finden?

»Sieh mal einer an. So spät noch unterwegs?«, hörte er über sich eine spöttische Stimme. Er wusste genau, wem diese Stimme gehörte: Emily, der Waldohreule. Die hatte ihm gerade noch gefehlt.

»Ich … äh … bin verabredet«, brummte er, weil ihm auf die Schnelle nichts Besseres einfiel.

Emily stieß ein glucksendes Lachen aus. »Ach, mit wem denn?«

Bruno dachte angestrengt nach. »Kennst du nicht«, murmelte er schließlich.

Emily segelte lautlos von ihrem Ast, landete auf einem Baumstumpf und schaute Bruno durchdringend an. »Könnte es sein, dass du dich mal wieder verlaufen hast?«

Boah, die kann vielleicht glotzen, dachte Bruno mit einem kalten Gefühl im Bauch. Als hätte er gerade den halben Waldsee ausgetrunken, der sich irgendwo in der Nähe befand. Eigentlich hätte er Lust gehabt, die nerv­tötende Eule mit einem Prankenhieb von ihrem Baumstumpf zu fegen. Aber wenn Emily ihn so anstarrte mit ihren orangefarbenen Augen, in denen ein Feuer zu lodern schien, dann musste er ihr einfach die Wahrheit sagen.

»Vielleicht ein kleines bisschen«, gab er zu und kratzte sich mit seiner Tatze hinter dem Ohr. Bruno war es ein Rätsel, warum er mal wieder den See verfehlt hatte. Wenn er den See fand, war alles ganz einfach. Dann konnte er so lange am Ufer entlangtrotten, bis er zu dem Baum kam, in dessen Stamm er mit der Kralle ein Erkennungs­zeichen geritzt hatte. Direkt hinter dem Stamm waren diese knallroten saftigen Himbeeren, mit denen er sich gestern den Bauch vollgeschlagen hatte.

»Wenn ich fliegen könnte, so wie du«, fuhr er missmutig fort, »dann wäre alles kein Problem. Von oben hat man bestimmt den perfekten Überblick. Aber hier unten sieht doch alles gleich aus.«

Emily flatterte auf, stieg majestätisch in die Luft, bis sie über den Baumwipfeln schwebte, und krächzte zu ihm nach unten: »Vielleicht sollte ich dir das Fliegen beibringen, Bruno. Dann wärst du der erste fliegende Bär im Wald.«

»Schön wär’s«, entgegnete Bruno und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Hab aber keine Flügel.«

»Du hast zwar keine Flügel, aber ziemlich große Ohren«, stellte Emily fest. »Wenn du mit denen hin und her wackelst, könnte es gehen.«

Bruno versuchte, so schnell wie möglich mit den Ohren zu wackeln, hob aber keinen Millimeter vom Boden ab.

»Was siehst du von da oben?«, wollte er wissen.

»Oh, ich sehe den Bärenpfad, den du immer nimmst, wenn du zum Waldsee willst. Ich sehe auch die Abzweigung, an der du in die falsche Richtung abgebogen bist. Wenn du es genau wissen willst, sehe ich sogar deine Mama, die vor eurer Höhle auf und ab geht, weil ihr kleiner Bruno mal wieder spurlos verschwunden ist.«

Bruno hatte einen Kloß im Hals. »Sieht sie besorgt aus?«

»Warte, ich schau mal eben … Ja, besorgt … sehr besorgt«, bestätigte Emily.

»Auweia.« Brunos Nackenfell sträubte sich beim Gedanken an die Standpauke, die ihn zu Hause erwartete. »Ich glaube, ich muss dringend los.«

»Nur zu!«, spottete Emily. »Weißt du denn, in welche Richtung du laufen musst?«

Bruno atmete tief durch. Natürlich hatte er nicht die geringste Ahnung. »Könntest du mir vielleicht die Richtung zeigen«, bat er kleinlaut. »Nur die ersten Meter, dann komme ich locker alleine klar.«

»Wer’s glaubt, wird selig«, gluckste Emily, schoss plötzlich im Sturzflug zu ihm nach unten, legte sich so waghalsig in die Kurve, dass ihre Flügel seine Nasenspitze streiften, und schwebte elegant in Richtung einer kleinen Lichtung.

Alte Angeberin, dachte Bruno.

»Aber flieg bloß nicht direkt vor mir her!«, rief er ihr nach. Der Gedanke, dass andere Tiere beobachten könnten, wie eine Eule ihn nach Hause brachte, war ihm schrecklich peinlich.

Emily drehte sich im Flug zu ihm um. »Auch noch Sonderwünsche, der Herr«, spottete sie, ehe sie mit wenigen energischen Flügelschlägen so hoch in den blauen Himmel stieg, dass Bruno sie kaum noch erkennen konnte. Aber er hatte jetzt keine Wahl.

Hals über Kopf preschte er los, stolperte über eine Baumwurzel und überschlug sich fast. Wie hätte er die Wurzel auch sehen können? Er musste beim Laufen ja ständig den Kopf in den Nacken legen, um Emilys Schwanzfedern nicht aus den Augen zu verlieren. Jetzt nicht pennen, sondern rennen, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn Bruno aufgeregt war, musste er einfach dichten. Aus irgendeinem Grund beruhigte ihn das.

Bruno rannte, was das Zeug hielt, hetzte über die Lichtung hinweg und jagte im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch. Patschte mit den Tatzen durch einen glitzernden Bach, der ihm völlig unbekannt war. Plitsch, platsch, Pfoten nass.

An manchen Stellen bildeten die Kronen der Bäume ein geschlossenes Dach, das ihm den Blick auf Emily versperrte. Wenn ich jetzt verloren gehe, dachte er erschrocken, dann finde ich nie mehr nach Hause zurück. Jedenfalls nicht heute. Jedenfalls nicht bei Tageslicht.

Dann würde er sich im Dunkeln seinen Weg bahnen müssen, und nichts fürchtete Bruno mehr als diese Finsternis, die jeden Abend über den Wald hereinbrach.

Als er im nächsten Moment durch das Dickicht bretterte, lag der See direkt vor ihm. Bruno hatte ein solches Tempo drauf, dass er fast ein unfreiwilliges Bad genommen hätte. Er fuhr blitzschnell seine Vorderpranken aus, seine Tatzen gruben sich in die weiche Erde, worauf er einen Handstand machte, ehe seine Hinterläufe wieder auf den Boden patschten.

Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete ihn. Jetzt wusste er wieder, wo er war. Emily spiegelte sich in der Wasseroberfläche, über der sie ihre Kreise drehte. Offenbar hatte sie auf ihn gewartet.

»Vielen … vielen … Dank!«, stieß er atemlos hervor. »Jetzt finde ich allein nach Hause.«

»Freu dich bloß nicht zu früh, Brunolein«, zog sie ihn auf. »Und üb das mit dem Ohrenwackeln.« Damit flog sie eine elegante Kurve, als wollte sie ihm die erste Flugstunde er­teilen, stieg in die Höhe und war im nächsten Moment über den Baumwipfeln verschwunden.

Bruno war ihr nicht böse, sondern sprang beschwingt am Ufer entlang. Dann bog er auf den Pfad ab, den er selbst ausgetreten hatte, und trabte den kleinen, mit Steinen über­säten Abhang hinauf, an dessen Ende er bereits die heimische Höhle sehen konnte.

Seine Mutter Bala stand hoch aufgerichtet vor dem Eingang und suchte mit den Augen die Umgebung ab. Als sie ihn erblickte, entspannten sich ihre Züge. Bruno sah, wie erleichtert sie war, aber auch, dass sie sich Mühe gab, ein strenges Gesicht zu machen.

Bruno versuchte es mit seinem Lieblingstrick: Er musste seine Mutter ganz schnell in ein Gespräch verwickeln und ihr viele spannende Sachen erzählen, damit sie völlig vergaß, dass sie eigentlich mit ihm schimpfen wollte.

»Hab mir ein Wettrennen mit Bjarne geliefert!«, keuchte er ihr entgegen. Bjarne war sein bester Freund und wohnte in Richtung des Sonnenaufgangs, gleich hinter den kreuz und quer liegenden Bäumen, die der Sturm umgeworfen hatte.

»Du bist ja ganz außer Atem«, stellte seine Mutter erstaunt fest.

»Na, wegen des Wettrennens. Und dann war da dieser Bach, in dem wir Fische gefangen haben.«

»Ihr habt Fische gefangen?« Bala schaute ihn ungläubig an. »Ganz allein?«

Der Trick funktionierte.

»Ich hab zwei ganz dicke erwischt, obwohl die so glitschig waren«, flunkerte Bruno und streckte ihr wie zum Beweis seine Tatze entgegen.

Sie glotzte seine Tatze an, in deren Fell immer noch ein paar klitzekleine Wassertropfen funkelten, ehe sie langsam den Kopf hob. Ihre Augen funkelten jetzt auch.

Als Bruno merkte, wie stolz sie auf ihn war, bekam er sofort ein schlechtes Gewissen. Immerhin würde sie ihn nicht fragen, wo genau dieser Bach war, weil solche Fragen bei ihm keinen Zweck hatten.

»Erzähl mir genau, wie ihr das gemacht habt! Habt ihr zusammen gejagt oder jeder für sich? Hast du dich weit ins Wasser hineingewagt? Hast du deine Krallen benutzt? Dir die Fische mit dem Maul geschnappt? Bist du hinter ihnen hergerannt oder hast du geduldig gewartet?«, belagerte sie ihn mit Fragen. »Ich will alles wissen!«