Mia san Bayern - Herbert Schneider - E-Book

Mia san Bayern E-Book

Herbert Schneider

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Beschreibung

Mia san Bayern! Nicht die Bayerische Staatsregierung und auch nicht der FC Bayern. Genau das bringt Herbert Schneider in seinem Buch auf den Punkt. "Mia san Bayern" ist eine Sammlung neuer sowie altbekannter Geschichten und Gedichte des Kolumnisten über den Alltag in Bayern. Humorvoll beschreibt er das bayerische Lebensgefühl. Denn Bayern ist zuerst Heimat von Menschen mit Sorgen, Wünschen, Traditionen und liebenswerten Eigenheiten. Und so wird auch der Leser ohne bayerische Wurzeln mit jeder Seite ein kleiner Teil dieses schönen Landes.

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LESEPROBE zuVollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2014

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Titelillustration: Sebastian Schrank, München Die Texte aus den Kapiteln »Frühling in der Steinzeit«, »Vor der Wies'n noch zum Arzt«, »Das Gipfelgespräch über Bergsteiger«, »Barock zum Essen«, »Die Einschläge kommen näher«, »Vom ›Grüßmuss‹ auf dem Lande« und »Liebe evangelische Agnes« sind aus dem Buch »Bayerische Seiten aufblättern«, erschienen im Turmschreiber Verlag, Husum. Satz: Satzpunkt Ursula Ewert GmbH, Bayreuth

eISBN 978-3-475-54381-4 (epub)

Worum geht es im Buch?

Herbert SchneiderMia san Bayern

Mia san Bayern! Nicht die Bayerische Staatsregierung und auch nicht der FC Bayern. Genau das bringt Herbert Schneider in seinem Buch auf den Punkt. »Mia san Bayern« ist eine Sammlung neuer sowie altbekannter Geschichten und Gedichte des Kolumnisten über den Alltag in Bayern. Humorvoll beschreibt er das bayerische Lebensgefühl. Denn Bayern ist zuerst Heimat von Menschen mit Sorgen, Wünschen, Traditionen und liebenswerten Eigenheiten. Und so wird auch der Leser ohne bayerische Wurzeln mit jeder Seite ein kleiner Teil dieses schönen Landes.

Inhalt

Vorwort – Bayrisches Führungszeugnis

Dahoam

Bayern gehört mir!

Boarisch

Kennst di aus?

Hoamat

Eingefleischte Taler

Kleines großes Bayern

Wiegenlied für bayerische Buzerl

Die Jahresringe der Heimat

A boarisch Liadl

Isar

Der Isar anderes Ende

Damals

Frühling in der Steinzeit

In nebelverhangener Vorzeit

Die Unschuld jenes Tages

Die Liebe der Bavaria

Weißblaue Steppenwölfe

Vergelts God

Das Lied, das aus der Küche klang

Der Kelte in uns

Oaner vom Friedhof in Sendling

Auf hoher Ebene

Isar am Schürzenbandl

König Ludwig, schaug hernieder

Die Herkunft der Münchner

Feiern in Bayern

Mit »O« geht’s o

Vor der Wies’n noch zum Arzt

Das Wies’n Gspusi

Kirta Chinesisch

Torkelnde Bayern

Niederbayerische Bauernhochzeit

Berg und Tal

Alpiner Horror

Bis aufs Jahr

Stiller Winkel

Das Gipfelgespräch über Bergsteiger

Mei Hausberg

Im Gamsrevier

Sommernacht am Berg

Mittn nei ins Herz

In Bayern Föhneinfluss

Das bayerische Gipfelkreuz

Unser Sprach

La Paloma auf Bairisch

Aufmunterungs-Bairisch

Von der Schnadern ghupft

Erstklassige Beleidigungen

Verstehst hast ghört!

Mausi und Gaggi lassen grüßen

Pfoadgebildet

Fortgeschwemmte Sprachbrocken

Bairisch für alle

Die junge Alte

Wortschatzarme Münchner Kindl

Wandlungen

Früher und heit

Der ferne Hauch der Vergangenheit

Wo der Rauch aufsteigt

Atmen im rosigten Licht

Verblüahte Rosn

Schulausflug anno dazumal

Ausgestreckt auf der alten Holzbank

Vorstadtstraße Nr. 52

Eine entgeisterte Welt

Oids Haus

Jennerwein und sein Annamirl

D’Liab

Hinterm Zaun

’s Briaferl

Almliadl

Hint am Bichl-Anga

I woaß a Loch im Zaun

Lockere Gesänge

Alte Liebe

Mutmaßungen über den Nanni-Landler

’s Bacherl

Auf da Hüttn

Speis und Trank

Wenn der Radi weint

Weißwurst-Hymne

Warmer Leberkaas

Dampfnudl

Oar

Maibockzeit

Barock zum Essen

Schnuppern an der Quelle

Alkoholisches

Unser bayrisch Brot

Mia san mia

Die Einschläge kommen näher

Hauptsach g’sund

Hasch mich, ich bin der Schmai!

Die bayerische Ruah verloren

Bayerische Oase mit zehn Buchstaben

Wege wie Haar-Schleifen

Aufgehängt in Bayern

Eisstockschützen mit Maß

Wie man eine Kellnerin zähmt

Vom »Grüßmuss« auf dem Lande

Das bayerische Du

Königlich bayerische Bauernhöfe

Liebe evangelische Agnes

Bayern samma

Der angesungene Lenz

Bayernprüfung bestanden

Madl vom Land

Und i kenn a schöns Dirndl

Das Maacheln ist der Bayern Lust

Münchner Twen

»Und wann i amoi gstorbn sollt sei«

Der Senn im Himmel

Vorwort – Bayrisches Führungszeugnis

Vor die Frage gestellt, bist du eigentlich ein waschechter Bayer, antwortet meine innere Stimme »nix anders«, und führt zunächst als Gründe an: erstens als gebürtiger Schwanthalerhöher direkt hinter dem Rücken der Bavaria aufgewachsen und zweitens in meiner Brunftzeit fremden Verlockungen widerstanden und eine frische Maid aus Sendling gefreit. Noch ein Trumpf: meine Großeltern stammen aus Niederbayern und der Oberpfalz.

Als weitere Gründe für echtes Bayerntum sind anzumerken: Schon als Kleinkind auf den Schultern des Vaters erstmals auf das Oktoberfest eingeritten, an den Hängen der Theresienwiese als Rodelanfänger zwei Frostzehen erworben, später dort das Skifahren erlernt und als Bier-Sherpa für den Vater erste Maßkrug-Kontakte geknüpft. Sowohl vom Frauenturm wie vom Alten Peter hat der Vorstadt-Lauser schon auf seine Münchner Stadt herabgeschaut, auch der Bavaria ist er mehrmals in den Kopf gestiegen. Im Liebfrauendom gefirmt, hat er nach glücklicher Heimkehr vom Krieg in Garmisch das Schreiberhandwerk erlernt und später fleißig weiterbetrieben.

Was vor dem Krieg versäumt wurde, ist nun nachgeholt worden: die Ruhmeshalle, die Befreiungshalle über Kehlheim, die Walhalla besucht, beim König-Ludwig-Langlauf an Schloss Linderhof vorbeigeglitten und dabei in Gedanken unserm Märchenkönig zugewinkt, Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze erstiefelt, ebenso die Isarquelle im Tiroler Karwendel und ihr einsame Mündung in die Donau.

Seine Heimatstadt hat er zwar nun den Rücken gekehrt, doch sein vertrauter Arbeitsplatz ist sie geblieben. Der Ausreißer wohnt jetzt im Nahen Osten, aber natürlich in dem von München.

Was muss einen echten Bayern anrühren? Natürlich die Bayernhymne. Auch das König-Ludwig-Lied, die Weise vom Wildschütz Jennerwein oder den Stolz von der Au kann er, begleitet von Gitarrengezupf, problemlos trällern.

Essen und Trinken hält Leib und Seel zsamm. Der hiesigen Kost ist er kaum untreu geworden. Sogar ein Malzkaffee wird manchmal aufgebrüht, um den Geschmack der Kindheit wieder einmal auf der Zunge zu spüren. Ein Schweinsbraterl mit handgedrehten Kartoffelknödeln, ein Kalbslüngerl, eine Grießnockerlsuppe, Dampfnudeln, ein Reiberdatschi, ein Apfelstrudl, ein Kaiserschmarrn – da lacht das Bayernherz! Und in einem Biergarten entwickelt sich dann auch noch das typische Mia-san-mia-Gefühl.

Und wie redet ein echter Bayer? Natürlich wie ihm der Schnabel gewachsen ist! Und wie schreibt er? Wie in der Schule gelernt Hochdeutsch. Doch wenn der Befragte auf Versfüßen wandelt, kommt meist Mundart zu Wort. Ist er jetzt eitel, wenn er verkündet, dass ein Dutzend solcher Texte, von Maxi Graf, Fritz Strassner, Gustl Bayrhammer, Max Grießer, Ludwig Schmid-Wildy und Erni Singerl gesungen, auf Schallplatten gelandet ist?

A wengl protzn derf si schließlich aa a Bayer. Doch wie stehts mit dem angeblichen Münchner Grant bei ihm? Nur höchst selten wird er davon befallen, und wenn, dann sind die andern und besonders de ganz de andern daran schuld.

Übrigens: Jodeln und Zitherspielen kann er nicht, auch vom Kammerfensterln und Wildern, den Bayern oft angedichtet, hat er sich stets fern gehalten. Haferlschuhe, Wadistrümpfe, eine Lederhose und sogar einen Gamsbart hat er dennoch im Schrank, führt sie aber viel zu selten an die frische Luft. Um deswegen die bisher gute Bayernbilanz nicht zu schmälern, fügt er zum Schluss noch an, dass ein Onkel von ihm Vorplattler in einem Gebirgstrachtenerhaltungsverein gewesen ist. Is des ebba nix?

Herbert Schneider

Dahoam

Bayern gehört mir!

Wem gehört eigentlich Bayern? Gewiss nicht der Bayerischen Staatsregierung oder gar dem FC Bayern! Vielmehr gehört Bayern den Bayern, also uns, dir und mir!

Freilich sind meine Besitzrechte an Bayern nicht überall gleich. Der Spessart z. B. gehört mir weniger als der Wendelstein, der Bodensee weniger als der Chiemsee. Je näher die Örtlichkeiten herangerückt sind, desto mehr werde ich zum Besitzer.

Zur rechten Zeit fahre oder wandere ich durchs weißblaue Land, um mich meines Besitzstandes zu vergewissern und zu erfreuen. Was denn nun alles mein sei? So ziemlich alles: die Wiesen und Felder, die Blumen und Wälder, die Äpfel und Nüsse, die Seen und die Flüsse, die Raben und Igel, die Täler und Hügel, die Rinder und Rösser, die Burgen und Schlösser, die Kircherl am Wege, die Straßen) und Stege – all das und noch viel mehr gehört mir und natürlich auch den vielen andern, die nicht gedankenlos auf ihren Mitbesitz verzichten, indem sie leeren Blicks daran vorbeirasen, als gehe sie das alles gar nichts an.

Wer aber die Augen offen hat, der weiß: Ihm gehört der Gockelltahn auf dem Kirchturm und das Feldkreuz am Rain, der Nebel über dem Fluss, die Wolken am Himmel, der Rauhreif am Morgen, das Abendrot am Horizont.

Besitzen heißt Verantwortung tragen! Ich gehe mit meinem Eigentum sorgsam um, bin auf Ordnung und Sauberkeit bedacht, möchte Schönes bewahren und Hässliches verdrängen.

Zu meinem Besitz (für den ich übrigens keinen Cent Steuer zu entrichten und keinen Euro Schulden abzutragen habe) gehören auch Tausende von Bauernhöfen. Schaut sie nur an, wie sie stattlich und behäbig zugleich in der Moränenlandschaft stehen! Auch die Hühner, die im Obstanger nach Regenwürmern scharren, gehören mir. Ich trete ins Haus und fordere von der Bäuerin zehn Eier als Tribut. Da sie natürlich nicht weiß, dass ich Mitbesitzer bin, ich sie damit aber auch nicht erschrecken will, bezahle ich ein Fünfer) mehr für das Stück, als sie fordert. Wem so viel zu eigen ist, der kann großzügig sein!

Bei einem anderen Landwirt habe ich aber dann doch meine Ansprüche durchblicken lassen. Nachdem er, offenbar durch bessere Einsicht, an seinem Hof die grausame Aluminium-Glastüre wieder durch ein solides Portal aus Holz ersetzt hatte, sprach ich ihm meine Anerkennung für diese längst fällige Maßnahme an meinem Hof aus.

»Wieso dei Hof? Des muaßt ma scho ausdeitschn!«, sagte er. Etwas Bedrohliches schwang in seiner Stimme.

»Im Grundbuch stehst freilich du drin«, beruhigte ich ihn, »aber schau, meine Augn, dene ghört dei Hof so guat wia de dein! Und jetz ham meine Augn wieda a Freid, wenns an unserm Hof vorbeigehnga, hast mi?«

Er hatte mich – und im Grunde nichts dagegen, mich auf diese Weise als Mitinhaber zu wissen. Das Geheimnis verantwortlichen Besitzens besteht eben darin, teilen zu können. Wem so viel Bayern gehört wie dir und mir, der kann großzügig sein!

Boarisch

Des kon a Wort, a Liadl sei,

a Bacherl, des wo plauscht,

a Bleamerl, des am Wald hiebei

auf Wind und Vögl lauscht.

A Kircherl, des grad zwölfe leit,

a Kreiz im Buachaschlag,

a »Grüaß di God« vo Nachbarsleit,

a Deandl, des di mag.

Da Himme, bal er weiß-blau lacht,

a Gamserl in de Wänd’,

a Stutzn, der bei Vollmond kracht,

am Ahndl seine Händ.

A Bua ko’s sei, der Zithern schlagt,

da Gruch vo frischn Hei,

an alter Bauer, der si plagt,

de lange Pfeif im Mäu.

D’ Bavaria, wia s’ obagrüaßt,

und aa bal d’ Schaffler draahn

am Münchner Rathausturm, na gspürst

as Hoamatlüfterl waahn!

Des konst net lerna, net studiern,

des kon da neamd net sagn.

Im Herzn drinna muaßt as gspürn,

sunst werst as nia dafragn!

Kennst di aus?

Da wosd di auskennst, bist dahoam,

da kon di so leicht koaner schwoam,

da woaßt genau, wia s’ gehnga, d’ Gaang,

da kennst de Vögl, eahnan Gsang.

Da woaßt, wo jeder Schlüssel sperrt,

wohi as Millibitscherl ghört.

Sogar im Finstern hast koa Gfrett:

Du findst di z’recht – und z’ruck ins Bett.

Und haust di aufn Daama nauf,

na ziahgst den rechtn Schubladn auf,

wo ’s Pflaster drin is, d’ Soibn dabei,

weilsd di hoit auskennst in deim Gäu!

Rundumadum hast aa koa Plag.

Wia in deim eigna Hosnsack,

so kennst di aus, woaßt Weg und Steg,

findst blind an jedn schöna Fleck.

Kennst di hoit aus, da fehlt si nix,

kennst aa de Nachbarn eahnre Tricks,

samt eahnre Muckn, eahnre Schlich,

de dumma und de gscheidn Sprüch.

Erst wennsd woanders bist, kimmts raus:

Du kennst di hint und vorn net aus!

Wennsd ebbas suachst, na muaßt z’erst fragn.

Sie kennas dir zwar recht guat sagn,

do weiderhelfa tuats da net,

weilsd nix verstehst von eahnam Gred!

Aa mitn Essen hast dei Müah –

koan Knödl kenna s’, koa gscheids Bier.

Grad gfrein duats di, wennsd hoamfahrn konst,

des Örterl näher ruckt, wosd wohnst.

A wengl no, und du hupfst raus:

Jetz bist dahoam – jetz kennst di aus!

Hoamat

Dei Hoamat, Bua, de halt in Ehrn,

und dass d’ ma s’ nia vergisst!

Des werst erst spaader innewern,

balsd in da Fremdn bist.

Was des bedeit und was des hoaßt:

A diamaln is’ scho gschehng,

dass oaner frisch is außigroast,

hat d’ Hoamat nimmer gsehng.

De Bleamerl aufn Anger drauß,

des Wegerl durchn Wald,

des liabe, alte Vatterhaus

ham eahm as Hoamweh gmalt.

Sei Muadda, wia s’ am Ofa steht,

de Buidl an de Wänd,

wia er mim Göd zur Firmung geht,

wia d’ Kuchllampn brennt.

Des hat er gsehng und no vui mehr

und is schier dro verzagt.

A »Grüaß di God« waahts zu eahm her,

wias eahm a Deandl gsagt.

Jetz hat er gwusst, was Hoamat hoaßt.

Drum halt ma s’, Bua, in Ehrn!

Balsd aa amal in d’ Fremdn roast,

werst as scho innewern!

Eingefleischte Taler

»Taler, Taler, du musst wandern«, fordert ein altes Kinderlied. Doch es gibt genügend Taler, die sich weigern, von einem Ort zum andern zu ziehen. Nicht die Spartaler sind gemeint, die entweder unter einer Matratze oder auf dem Konto einer Kreissparkasse verharren, sondern jene unzähligen Taler, die in Tälern wohnen: die Isartaler und die Inntaler, die Loisachtaler und die Leitzachtaler, die Ammer- und Ampertaler, die Glonntaler und die Ebrachtaler und wie sie sonst noch alle heißen mögen, die höchstens einmal im Urlaub andere Ufer ansteuern, ansonsten aber unverrückbar die Taler, die sie nun einmal sind, bleiben wollen.

Hierin ähneln sie sicher den Neandertalern, jenen ältesten aller Taler, ohne dass sie uns freilich, zu ihrer Ehre sei’s gesagt, mit deren groben Gesichtszügen samt fliehender Stirn erschreckten. Nein, unsere Taler sind durchaus ansehnliche Menschen mit teilweise hohem Intelligenzquotienten. Und was etwaige Dummerl unter ihnen anbelangt: gibt es die nicht genauso auf den Höhen?

Fast alle Taler, welches Wasser ihnen auch voranfließen mag, sind stolz darauf, gerade diese und keine anderen Taler zu sein. »’s gibt nur a Loisachtal alloa ...« heißt es in einem weitum bekannten Taler-Lied, und wer möchte das auch angesichts so gewichtiger Zeugen wie Zugspitz und Waxenstoa bestreiten? Aber auch die vielen anderen, deren Bacherl die Breite eines Regenwurms kaum überschreitet, berufen sich auf ihre Einmaligkeit. Und es lässt sich ja auch nicht leugnen: selbst ein noch so kleines Rinnsal hat ein stattliches Tal in die Landschaft gefurcht und zu beiden Seiten anmutige Höhen aufgeschichtet, die von den jeweiligen Talern wie selbstverständlich mitvereinnahmt werden nach dem Motto: Ohne Tal auch keine Höh – dullidullijöh!

Besonders gern schlagen sich Bach- und Talnamen auf Vereine und Vereinsfahnen, auf Musikanten und Sänger nieder, von den Eschelbacher Schützen bis zur Isartaler Blasmusik, von den Leitzachtaler Dirndln bis zum Nasenbacher Harfen-Duo. Gar wo geplattelt und Zwiefacher getanzt wird, kann nach dem Hauptwort »Gebirgstrachten- Erhaltungsverein« auf den Zusatz eines Talnamens kaum verzichtet werden.

Bloß gut, dass wir in Bayern genug fließendes Wasser haben, um den weißblauen Freistaat flächendeckend mit Tälern und Tälchen zu durchziehen. Keine Stadt, kein Marktflecken und kaum ein Dorf, die nicht ihren Fluss, ihren Bach, ihr Bacherl und damit auch ihr Tal hätten. Und die Örterl, die droben auf der Höh liegen, schauen zumindest in ein Tal, manchmal sogar in deren zwei, hinab, lassen meist auch noch ein eigenes Wässerchen munter den Hang hinunterschwätzen und mehren so das Talflüsschen jede Sekunde um ein volles Wasserschaffel, weshalb sie sich mit einigem Recht gleichfalls jenem Tal zugehörig fühlen dürfen. Die meisten Täler und Tälchen haben noch ihre uralten Mühlen, ihre Sägewerke, ihre Fische und Fischer, ihre spezielle Flora und Fauna, sofern es ihnen gelang, übereifrigen Flurbereinigern zu entkommen.

Weit in die Vergangenheit zurück weisen die Talflüsse, raunen von den ersten Menschen, die an ihren Ufern siedelten und ihnen den Namen gaben. Isère, Isar und Iser nannten einst gleichlautend – nämlich Wasser – die keltischen Bojer Flüsse ihrer Siedlungsräume in Frankreich, Bayern und Böhmen. Flussläufe und Flusstäler binden, verbandeln die Menschen, ohne sich um Grenzen zu scheren, Flussnamen weisen auf uralte Gemeinsamkeiten.

Weit in die Vergangenheit zurück weisen die Talflüsse, raunen von den ersten Menschen, die an ihren Ufern siedelten und ihnen den Namen gaben. Isère, Isar und Iser nannten einst gleichlautend – nämlich Wasser – die keltischen Bojer Flüsse ihrer Siedlungsräume in Frankreich, Bayern und Böhmen. Flussläufe und Flusstäler binden, verbandeln die Menschen, ohne sich um Grenzen zu scheren, Flussnamen weisen auf uralte Gemeinsamkeiten.

O Täler weit, o Höhen! Das alte Lied fasst das lyrisch-romantische Empfinden, das das bewegte Auf und Ab der Landschaft bei uns auslöst, in fünf Worte zusammen. Sollte es einen eingefleischten Taler wirklich einmal zu wandern gelüsten, dann hinauf auf diese Höhen, von denen herab sich sein Tal noch schöner, prächtiger, lieblicher in seinen Augentalern spiegelt.

Kleines großes Bayern

Als der Vater seinem kleinen Sohn auf einem Schulatlas das Land Bayern zeigte, fing der Bub bitterlich zu weinen an. »Ja, warum weinst denn da, wenn du unser Bayerland siehst«, fragte der Mann, worauf der Dreikäsehoch unter Schluchzen hervorstieß: »Weil’s so kloa is!«

Kein Wunder, die Karte hatte einen Maßstab von 1:1 000 000, aber erkläre das einmal einer einem Sechsjährigen. Doch war der Vater mit der Antwort nicht unzufrieden. Sie zeigte, dass in der Brust seines Söhnchens schon ein gutes bayerisches Herz schlug.

»Bayern ist in diesem Atlas nur deshalb so klein, weil es in Wirklichkeit so groß ist, dass es niemals auf einem Bogen Papier, und wäre er noch so riesig, Platz fände!, sagte er. »Da brauchst nicht weinen! Pass auf: wie du neulich auf dem Fernsehturm warst, noch zehnmal so weit wenn dein Blick gereicht hätte – du wärst immer noch in Bayern gewesen.«

»Freilich«, fuhr er fort, »ist Bayern nicht so groß wie Amerika. Aber auch wir haben ein Meer, das Bayerische Meer, den Chiemsee, den die Nichtbayern, die kein richtiges Deutsch können, immer Schiemsee nennen. Und jetzt spiel wieder mit deinen Bausteinen!«

Das Thema ließ den Mann aber nun selber nicht mehr los. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass es auf dieser Erde eine ganze Reihe von Staaten gäbe, die kleiner wären als Bayern, darunter Holland, Belgien, die Schweiz und Dänemark. Und außerdem, was die Lebensqualität anbelangt, gehörten wir da nicht zu den Allergrößten? Dem Mann rumorten ein paar diesbezügliche Zitate im Kopf herum, und er fing in ein paar Büchern zu blättern und zu suchen an. Da fand er bald (in »Die Bajuwaren« von Hans F. Nöhbauer) den offensichtlich von einem gelehrten bayerischen Mönch aufgeschriebenen uralten Spruch: »Extra Bavariam nulla vita, et si est vita, non est ita«, auf gut Deutsch: Außerhalb Bayerns ist kein Leben, und wenn, dann doch nicht dieses.«

Wie zur Bestätigung dieses Satzes fand sich gleich darauf (in »Die Isar vom Karwendel bis zur Donau« von Erika Groth-Schmachtenberger und Erica Schwarz) eine Hymne auf Bayern, die Bayerns erster Schriftsteller, Bischof Arbeo von Freising, um 1770 niedergeschrieben hatte: »Herrlichstes Land, erstrahlend in Anmut, überreich an Wäldern, fruchtbar an Wein, hochgewachsen und strotzend in Kraft, aber gutmütig und handsam, das Erdreich gesegnet mit Garben, Zugvieh und Herden so viel, dass sie fast den Boden bedecken, Bienen und Honig in Mengen, in den Seen und Flüssen ein Gewimmel von Fischen, das Land bewässert durch Quellen und Bäche, Salz, was man nur braucht, auch das Bergland fruchtbar und für die Weide bereitet, gute Kräuter im Überfluß, die Wälder prachtvoll besetzt mit Hirschen und Elchen und Auerochsen, mit Gemsen und Steinböcken und mit Wildzeug aller Art ...«

Bis auf Elche und Auerochsen alles noch vorhanden, denkt der Mann und verdrängt aufkommende Gedanken über vergiftete Gewässer, verpestete Luft, verbaute Landschaft, auch an Wachstums-Fetischisten, Technokraten und Macher, die um des billigen Gewinns der Gegenwart lebenswerte bayerische Zukunft aufs Spiel setzen. Trotzdem: ist von ursprünglicher Substanz, vom »Leben und leben lassen« nicht immer noch sehr viel mehr vorhanden als anderswo? Und weckt das nicht unaufhörlich die Begehrlichkeit der anderen, sodass Bayern schon lange über einen höchst einseitigen Gewinn verfügt, auf den es gern verzichten würde, den Zuwanderungsgewinn?

Wieder blättert der Mann in seinen Büchern und findet (in »Was geht mich Bayern an?« von Ludwig Schrott) auch hierzu ein paar gescheite, ja tröstliche Zeilen: »Wie oft hat Bayern schon Zugereiste in großer Zahl aus anderen deutschen Gauen und europäischen Ländern aufgenommen und verdaut. Manchmal hat es Anstände gegeben, gewiss; aber schon in der zweiten Generation waren die Fremden eben Bayern und der Pfälzer Franz von Kobell hat auf einmal in altbayerischer Zunge geredet und gedichtet, sodass wir ihn heute noch zu den Ahnherrn unserer Mundartdichtung zählen. Herrscherhäuser, die Bayerns Selbständigkeit bis zum Äußersten verteidigt haben, sind nichtbayerischen Blutes gewesen. Die assimilierende Kraft des bayerischen Volkstums kann kaum überschätzt werden ... Übrigens wandern nicht selten solche Familien nach Bayern ein, in denen schon eine gewisse Neigung zu unserem Land und unserem Volk vorhanden ist. Man bringt oft den guten Willen mit, sich hier wirklich einzubürgern. So kann es geschehen, dass derartige Wahlbayern schon heute für bayerische Belange geradezu auf die Barrikaden steigen.«

Ja, solch lobenswerte Wahlbayern kennt der Mann auch. Und erst recht stimmt er zu, wenn er weiterliest: »Es muss nur zur Kenntnis genommen werden, dass wir Bayern unsere eigene Art und Sprache nicht aufopfern wollen, und dass auch diejenigen, die zu uns kommen, einen Gewinn davon haben, wenn sie das Besondere an uns Bayern respektieren. Denn von diesem Besonderen rührt ja das her, was man vielfach bei uns sucht ...«

Aber die eigene Sprache, ist die nicht in tödlicher Gefahr, bald endgültig niedergewalzt und kaputtgemacht zu werden? In dem Buch »Liberalitas Bavariae« von Georg Lohmeier findet der Mann in dem Kapitel »Wert und Ehre der Bayerischen Sprache« schöne und wahre Worte zu diesem Thema:

»Wir brauchen die Nestwärme der angestammten Sprache, um überhaupt erst gemütlich leben zu können. Das Bier würde nicht mehr so schmecken, die Landschaft wäre nicht mehr so schön, man wäre ein Fremder unter Fremden, ohne bayerischen Laut. Denn das, was wir Heimat nennen, das ist zu allererst die Sprache ... Die Sehnsucht Heimat liegt auf der Zunge, wurzelt im uralten Klang. Vielfältig und originell, berühmt auch in den Werken eigener Dichter, voll menschlicher Wärme und barfüßiger Schönheit ist die selbständige bayerische Mundart an Ehren reich ...«

Angenehm erwärmt von seinen Lesefrüchten räumt der Mann die Bücher und den Schulatlas beiseite und holt dafür den Globus hervor, den ihm zu Weihnachten zwei aufrechte Bayernmädchen geschenkt haben. Darauf erstreckt sich neben blauen Ozeanen nichts als das Land Bayern, vom Karwendel bis hinauf nach Hof, vom Bayerischen Wald bis Aschaffenburg und Lindau. Bayreuth liegt auf diesem weißblauen Globus auf der Höhe des Nordpols, Oberstdorf nahe der Antarktis. Und er ruft seinen Sohn und sagt, mit zwei Händen diesen bayerischen Kontinent, diese bayerische Welt umfassend:

»Schau her, damit du nie wieder weinen musst – so groß ist Bayern!«

Wiegenlied für bayerische Buzerl

Schlaf, liaber Bua!

De Äugerl mach schö zua.

Im Hof hint schreit a Miezekatz,

de Haustür achzert ritzeratz.

Schlaf, liaber Bua!

Schlaf, Dirnderl, schlaf!

Dei Bärle is scho brav.

Da Mond scheint in dei Betterl nei

und legt a suibers Ketterl nei.

Schlaf, Dirnderl, schlaf!

Traam, Büaberl, traam

von Milli und von Rahm!

Bald kraaht dei kloaner Gocklhahn

na fahrst mit deiner Bocklbahn.

Traam, Büaberl, traam!

Staad, Dirnderl, staad!

A Winderl, des hat gwaaht

und schauklt ’s Kleiderl aufm Strick,

morgn wart auf di a Haufn Glück.

Staad, Dirnderl, staad!

Bua, draah di um!

Da Sandmann geht durch d’ Stubn.

Da Sand, den wo er bringa duat,

is in am kloana Fingerhuat.

Bua, draah di um!

Pst, kloane Maus,

as Liachterl lösch ma aus!

De Ticktack wischt de Stundn weg,

da Zoaga geht sein rundn Weg.

Pst, kloane Maus!

Pst, liaber Bua!

De Vorhäng ziahgn ma zua.

Jetz kuschl di in d’ Heia nei

und mach koan kloana Weiha nei.

Pst, liaber Bua!

Schlafts all mitnand

im ganzen Bayernland!

Da Vadda, der im Himmi wohnt,

da Vadda, der im Himmi thront,

halt über eich sei Hand!

Die Jahresringe der Heimat

Klein ist die Heimat, wenn der Mensch klein ist. Das Mietshaus in der Vorstadt, der Hof davor und der Hof dahinter, das war die Heimat der ersten Jahre. Das Gittertor, auf dem wir auf und ab kraxelten, grenzte sie ab vor den Gefahren der Straße, die Durchfahrt mit den Teppichstangen auf der Seite vor der fremden Welt anderer Hinterhöfe.

Der Gagge und die Mausi, der Fredi und die Erika, der Herr Hader und die Frau Kößl und noch ein Dutzend andere bevölkerten diese erste Heimat. Ihre Kernzelle war die Wohnung im dritten Stock. Da war alles heimelig und vertraut: die blaue Küchenuhr mit der aufgemalten Windmühle, die der Reihe nach aufgehängten Waschlappen am Brunnen, der Ofen mit Kohlenkiste und Grandl, der Küchenschrank mit all seinem Inventar und Krimskrams, der Briefkastenschlitz, hinter dem man, unsichtbar geborgen, fremde Eindringlinge ausspähen konnte.

Die Mutter, selber noch jung, hemdenbügelnd und dabei von einem Mariechen singend, das ihr verlassenes Kind in den Armen wiegt, der Vater, der abends vergnügt vor sich hin pfeifend vom »Gschäft« heimkam, das waren die zwei Pfeiler, auf denen diese erste Heimat fest gegründet war.

Ein Jahr verging, zwei Jahre vergingen. Was lag hinter den beiden Toren? Mit dem Radlrutsch (heute hat man dafür das viel farblosere Wort Tretroller) erkundeten wir die Welt jenseits der Gemarkung. Wir fanden sie unserer Welt sehr ähnlich, und die Menschen dort auch. Eigentlich gab es keinen Unterschied. Da wuchs die Heimat plötzlich um einen Straßenzug.

Und dann gingen wir in die Schule. Dort fanden wir neue Freunde. Sie wohnten über ein Dutzend Straßen und Plätze verstreut. Bald spielten wir in ihren Höfen und sie in den unseren. Da wuchs die Heimat wieder, und eines Tages glaubten wir zu wissen, was unsere Heimat sei: unser Viertel, unser Stadtviertel.

Ein stolzes Gefühl durchdrang uns, weil wir gerade diese »Viertler« waren und keine anderen, und wir hänselten jene, die andere Kinos, andere Kramerläden und andere Oberlehrer hatten. Und sich auf keinen Fall mit uns vergleichen konnten.

Ein paar Jahre lang glaubten wir das allen Ernstes. Dann bröckelte auch dieser Glaube, es war halt doch nur ein »Viertelsglaube«. Am Ende meinten wir, die Stadt in ihrer Ganzheit, die uns geboren und geprägt hatte im Reden und Denken, das sei unsere Heimat.

Doch die Heimat wurde noch einmal größer, wuchs mit den Jahren weit über uns und unseren Geburtsort hinaus. Schon während der Schulzeit hatte uns so manches Buch Sinn und Herz für das Land, unser Land, geöffnet, und nun kam, als wir selber hinausfuhren, die eigene Erfahrung hinzu. Wir lernten die Welt unserer Großmütter und Großväter kennen, sahen die Kraft und Herrlichkeit des Landes, erkannten seine Ruhe und Beharrlichkeit, und auf einmal wussten wir: die Stadt allein ist’s nicht, erst mit dem Land zusammen wird sie zur ganzen Heimat.

Ist also unsere Heimat die Bundesrepublik? Ich meine, dass Deutschland unser Vaterland ist, unsere Heimat aber, in der wir daheim sind, mit dem Herzen und dem Gemüt, kann nur Bayern sein.

Buckelauf, buckelab zog ich dahin, die Vögel sangen, die junge Saat spross mit sattem Grün aus dem Boden, und da überholte ich eine alte Bäuerin, die ihr Fahrrad mühsam den Berg hinaufschob. Und ich sagte: »Grüaß di, Maam, geh, lass mi dei Radl schiam, i hob no jüngere Füaß!«

Oben angekommen, sagt sie »vergeltsgood«, und ich solle mitkommen, weil ich eine Nudel bekommen muss. Und da liegt rechterhand ein stattlicher Bauernhof, und ich sitze auf der Hausbank, auf dem Schoß eine schnurrende Katze, und esse die Schmalznudel, und wir reden über das Wetter und die weißen Tauben, die auf dem Dach in der Sonne sitzen, und wir brauchen für nichts einen Dolmetscher und spüren insgeheim: Wenn auch ich aus der Stadt komm und sie auf dem Land lebt, so sind wir doch aus dem gleichen Holz geschnitzt, sind vom selben Schlag.

Und das ist Heimat: Verständnis, Geborgenheit, Gleichklang. Von den Hinterhöfen der Kinderzeit bis zu den Bauernhöfen der Vorfahren spannt sich der weißblaue Himmel.

A boarisch Liadl

D’ Harmonika hol’s und d’Gitarr

und du. Sepp, mach di net so rar

und lass dei Zither klinga!

As Federgspui am Hüatl,

so wolln ma iatz a Liadl,

a boarisch Liadl singa!

A Hackbrettl is aa dabei

und mischt si in d’ Begleitung drei,

des geht ins Gmüat, wahrhafti!

A Liad vom Bayernlandl

tragt halt a Hoamatgwandl, drum schmeckts so

frisch und salfti!

Isar

Isar, Tochter

der Gebirge,

keltisch raunend an die Ufer,

wie oft hat

der Knabe

dir sein Träumen mitgegeben

in die Ferne

fremder Ebenen.

Dörfer, Märkte,

kleine Städte

spiegeln sich in

deinen Wellen.

Anfange springst du

ungebärdig

über Steine,

über Kiesel,

später wirst du

weise, leise,

würdig strömst du

deiner Schwester,

fliesst der großen

Donau zu.

Hältst im Laufen

hältst im Gleiten oberes und

untres Bayern

fest zusammen,

gürtest in der Mitten jeden

Tag aufs neu

die Hauptstadt.

Isar, Bayerns

altes

ewig junges

immergrünes

Schärpenband!

Der Isar anderes Ende

Jedes Trumm hat zwei Enden, jedes Ding fängt irgendwo an und hört irgendwo auf. Allzu lang hatten wir von dem muntern Ding Isar nur die Mitte gekannt.

Wie oft hatten wir als Buben unser Radl über die Großhesseloher Brücke geschoben und dabei der Versuchung nicht widerstehen können, die grüne Bandnudel tief unter uns mit unserm Spuckerling anzureichern. Der Wind beutelte ihn während des langen Falls, doch vom Oberlehrer Holzapfel wussten wir es: vielleicht schon in ein paar Wochen würde unsere geringe Gabe im Schwarzen Meer schwimmen, als Dunst aufsteigen, als Regen wieder fallen. Ungeheuerlich, wie wir eingriffen in das Gefüge der Welt, wie wir einbezogen waren in die ewigen Gesetze!

Der Isar Mitte begleitete unser Aufwachsen. Ludwigsbrücke, Friedensengel, Aumeister, die Schinderbrücke, der Flaucher und die Flosslände, die Burg Grünwald und der Georgenstein. In schnellen Sprüngen hüpften unsere flachen Kiesel von einem Ufer zum andern, gschwanzig trugen uns die Isarwellen im Maria Einsiedel dahin, im Winter kratzten unsere Schlittschuhe das Eis in der Hinterbrühl.

Vom Anfang und Ende aber wussten wir bis vor kurzem nur vom Hörensagen. Endlich trieb uns, die mit Isarwasser Getauften, fast so etwas wie Schuldgefühl, den Ursprung aufzusuchen, den Ort, wo alles seinen Anfang nimmt – im hintersten Karwendel.

Doch bekam die arme Seele damit Ruhe? Nein! Jetzt, wo wir den einen Zipfel in der Hand hielten, begann uns der fehlende zweite zu beunruhigen. Mit Macht trieb es uns, nach der Quelle nun auch an der Mündung zu stehen, auch dort einen »Stein der Erinnerung« zu heben, nach Hause zu tragen und neben den andern, den Quellstein, zu legen, um so das Ende zum Anfang zu fügen.

Hand aufs Herz: wer war schon je einmal im niederbayerischen Landau an der Isar oder in Plattling, wer ist an Dingolfing und Deggendorf nicht bloß vorbeigefahren, wer kennt die alten Benediktinerstätten Metten und Niederaltaich? Zu Freising, Moosburg und – fürstenhochzeithalber – zu Landshut mag es gerade noch reichen, aber dann ist aller weiterer Isarlauf für die meisten Isar-Athener auch schon zu Ende.

Und ist doch Niederbayern Bayerns eigentlicher Anfang, und wo sonst als in diesem uralten Bauernland mit seinen fruchtbaren Böden könnte der bajuwarische Urschrei erklungen sein? So fängts um Landau links und rechts unserer verflossenen Münchnerin gehäuft zu klingen und zu »innen« an, dass einem die Namen der Dörfer wie auf der Zunge zergehen: Mamming, Ustarling, Pilsting, Waibling, Zulling, Höcking, Wimsing, Gosselding, Frammering, Zeholfing, Wimpersing, Ettling, Haidlfing, Pöring, Bamling, Bachling, Kapfing, Lailling, Otzing, Penzling, Ottmaring ...

Dazwischen die alten Märkte und kleinen Städte mit der Weite und giebelbewegten Behaglichkeit ihrer Plätze, ihren mauerdicken Kirchen und hochragenden Türmen, ihren mächtigen Brauhäusern, plätschernden Brunnen und blumenumrankten Mariensäulen, zusammengewachsen aus Bauerngulden, Bürgerstolz und Handwerkerfleiß. Landstädte, die sich selber genug sind und sogar neuzeitliche Betonprotzereien von Sparkassen und Banken – dass Geld neuerdings oft mit so wenig Geschmack verbunden ist? – verkraften.

Die kleine Schwester der Isar, die Vils, nähert sich ihr bei Landau, das sich behäbig auf einem Buckel über der Isar breitet, auf sechs Kilometer. Aber die windungsreiche Kleine hat auch ihren Stolz, murmelt auf einmal »ällalätsch«, schwenkt nach Osten und sucht sich ihren Weg zur Donau allein.

Das Bauernland zwischen Isar und Vils ist lange Zeit bewegt wie ein Mittelgebirge. Allenthalben kurzes, aber steiles buckelauf-buckelab. Wie eine Karussellfahrt ist’s der Isarmündung entgegen. Dörferl mit barockem Zwiebelturm, ziegelrote Dächer und weiße Mauern, kleine Häusl, denen ein Vorgarten beschauliche Zufriedenheit verleiht, dann wieder weitausladende Viereckhöfe, wahre Bauernburgen. Am Horizont schon die dunkle Linie der Waldberge. Alte Isar, fällt dir da nicht deine Kindheit im Karwendel, deine Jugend um Vorderriß und Tölz ein?

Nach Oberpöring atmet das Land aus zu ernteschwerer Gäubodenweite. Wir sind im Zuckerrübenland um Plattling. Hochaufgeschichtet liegen die »Ruam« auf den Wagen, die der Traktor von den Feldern zieht. »Achtung Zuckerrübenanbauer, heute Nacht drohende Frostgefahr!« Wem fällt hier nicht dieser Warnruf des Rundfunks ein für diese oft schon vom Novembernebel verschleierte allerletzte Ernte im weiß-blauen Land?

Hier sind, ehe es zu spät ist, endlich auch ein paar Orte, denen die Isar den Namen gegeben hat: Kurzenisarhofen, Langenisarhofen, Isarau, Isarmünd. Letzte Dokumente der Selbständigkeit.

Über Aholming – Plattling lassen wir links liegen –, Moos und Sammern kommen wir nach Isarmünd. Ein paar alte Bauernhöfe, dann noch ein letzter; ein einsames Sandstraßerl und bald das Schild, das die Weiterfahrt verbietet. Wie die Quelle, so ist auch die Mündung nur zu Fuß zu erreichen.

Man hat der Isar das barocke Jubilate Mettens oder Niederaltaichs, man hat ihr das schöne Deggendorf gewünscht. Doch sie duldete keinen Ort an ihrem Einfluss, schreckte Siedlungswillige immer wieder mit Rückstau und Überschwemmungen. So ist ihr Ende wie der Ursprung. Einsam und allein geht sie den letzten Weg, duldet am Schluss kein Dorf, kein Gehöft mehr in ihrer Nähe.

Poetisch-melancholisch ist der letzte Kilometer Wegs zu ihr. Ein schmaler Weg durchmisst einen Laubwald, aus dem Pappeln und Ulmen herausragen. Endlich zur Linken ein abgeerntetes Maisfeld, stopplig wie das Gesicht eines alten Landstreichers, rechts buschige Au, aus der mit schwerem Flügelschlag ein Wasservogel streicht.

Dann stehen wir am Ufer, begleiten die Isar ihre letzten 200 Meter bis zur Donau. Im spitzen Winkel nähert sie sich, sichtlich schneller zu Fuß als die große Schwester. Noch eine letzte kleine Insel, aus der hohe Gräser aus Steinen herauswachsen, trennt die Wasser, dann werden sie eins, fließen mitsammen weiter gen Passau zu.

283 Kilometer Eigenständigkeit sind zu Ende, über 1400 Meter Höhe überwunden. Auch Amper und Würm, altvertraut, begrüßen wir, wenn wir hier ein letztes Mal die Hand ins Wasser legen. Grün ist es schon lange nicht mehr, der Jugend heller Glanz ist erloschen.

Aus dem Dunst baut sich der Pfeiler einer nahe gelegenen Donaubrücke über der Isarmündung auf, dahinter steigen die Waldberge an. Dort, wo sich die Wasser mischen, steht wie eine Statue ein Fischer auf einer Kiesbank. Wirds ein Donau- oder Isarfisch sein, der ihm an die Angel geht?

Wir könnens nicht mehr abwarten. Schon fällt die Dämmerung ein. Den bewussten Stein suchen wir aber noch mit Sorgfalt aus. Glatt wie Marmor ist er, von hellem Beige mit einer ockerfarbenen Maserung. Leb wohl, altes Mädchen! Jetzt wissen wir alles von dir, und jetzt, endlich, gehörst du uns ganz!

Damals

Frühling in der Steinzeit

Ich erinnere mich noch gut an die Steinzeit und an die Freude, die wir damaligen Steinzeitmenschen empfanden, wenn der Frühling ins Land kam. Ich bewohnte in dieser lange zurückliegenden Zeit mit meiner Frau Grunziwack, geb. Knollnase, eine geräumige Dreizimmerhöhle am Isarsteilufer nahe Strasslach. Wir hatten sogar schon fließendes Wasser – an den Wänden. Die ganze Etage hatte lediglich eine tiefe Fleischwunde an der Schulter gekostet, als ich die Vormieter, eine Bärenfamilie, daraus vertrieb.

Nun muß ich Ihnen Grunziwack näher vorstellen. Sie entstammte einer angesehenen Höhlenfamilie aus Untergiesing. Bei einem Wettbewerb im Steinschleudern im heutigen Steinhausen hatte ich sie zum ersten Mal gesehen. Sie war in der Damenklasse Letzte geworden, und ich in der Herrenklasse Einundsiebzigster unter 71 Teilnehmern. So hatten wir uns kennen und lieben gelernt.

Besonders gut erinnere ich mich noch an den 30. März vor genau 100 000 Jahren. Grunziwack hatte sich aufgemacht, frische Kräuter zu sammeln. Nach der ewigen Tannenzweigsuppe und den eingefrorenen Rüben mit Wurzelkompott sehnten wir uns nach vitaminreicher Frischkost. »Gib aber auf die Wölfe obacht«, rief ich ihr beim Fortgehen nach, »nicht dass du wieder mit zerrissenem Unterrock nach Hause kommst!« Denn ich war von Beruf Schneider, besser gesagt Couturier, und verachtete Flickarbeit.

Heute noch heiße ich Schneider, übe aber diesen Beruf nicht mehr aus. Aus alter Anhänglichkeit spielte ich aber in meiner Jugend sehr gerne »Schneider, Schneider, leih mir dei Scher!«, wie mir auch die anderen Kinder oft in ehrender Absicht »Schneidergoaß« nachriefen.

In der Steinzeit aber war ich noch Berufsschneider und Modeschöpfer dazu. Unter anderem hatte ich die Sackmode erfunden und den Schafari-Look, der die Schaffelle erstmals mit der Wolle nach innen verwendete, worauf der Rheumatismus in der ganzen damals bekannten Welt schlagartig zurückging.

Ich arbeitete in erster Linie für die Isartaler, die Würmtaler und die Ampertaler, aber auch Neandertaler waren unter meiner Kundschaft. Ich mochte sie aber nicht besonders. Sie waren schwere Angeber, behaupteten, die berühmtesten aller Taler zu sein und stellten immer besondere Ansprüche.

Daneben hatte ich eine dichterische Ader. Natürlich waren seinerzeit die Ausdrucksmöglichkeiten noch nicht so groß wie heute. Reime und Fremdwörter waren unbekannt, Bonmots nicht gewollt, sondern rein zufällig.

Ich entsinne mich gut, dass ich an jenem 30. März vor 100 000 Jahren ein Poem mit einem Meißel in die Wohnzimmerwand schlug, das oft noch das Entzücken meiner Kundschaft hervorrufen sollte. Es lautete: »Wuriwuri gallibum, riti-rati ätschi-bätsch!« In die heutige Sprache übersetzt bedeutet das dem Sinn nach: »Nun, grimmiger Winter, da dich der Frühling mit wärmender Sonne ereilt, wirst du gewisslich das Nachsehen haben!«

Interessant ist, dass sich das Wort »ätschibätsch« als neckender Zuruf kindlicher Schadenfreude bis auf den heutigen Tag erhalten hat, während fast alles andere Steinzeit-Wortgut mit Beginn der Bronzezeit mehr und mehr von metallischen Wörtern abgelöst wurde.

Wie dem auch sei, mein Gedicht fand solchen Anklang, dass ich in den Tukankreis aufgenommen wurde, der seine Versammlungshöhle damals im Sulzthal hatte.

Dies aber nur nebenbei. Was ich eigentlich erzählen wollte, ist das folgende: Als meine Frau Grunziwack vom Kräutersammeln heimkam, brachte sie aus der Gegend des heutigen Großdingharting einen Korb herrlich junger Brennnesseln mit nach Hause, dazu einen Fisch, den sie mit bloßen Händen im Deininger Weiher gefangen hatte. Und während ich weiter an der neuen Kollektion für den Sommer arbeitete, begann sie uns ein herrliches Mittagessen zu bereiten.

Wunderbar warm schien die Märzensonne auf unsere Terrasse. Wir rollten den Steintisch hinaus und die Steinhocker. Das erstemal nach den langen Wintermonaten wurde das Mampfi (Essen) wieder im Freien serviert.

Unten rauschte die Isar ihr uraltes Lied. Die Weiden am Ufer trugen ein frisches grünes Blätterkleid und die Vöglein jubilierten um die Wette. Der Brennnesselsalat war erstklassig, der gegrillte Fisch ein Fest!

Waren die Steinzeitmenschen Roboter? Nein! Nach dem Mahl breiteten wir die Felle aus zum Sonnenbaden. Lange, ehe die Pupplinger Au ihren Namen bekam, kannten wir sie schon, die FKK, die Freikörperkultur.

Angenehm erregt vom Brennnesselsalat sagte ich zu Grunziwack: »Miriku datschi?« (Hast du mein Poem an der Wohnzimmerwand gelesen?), um fortzufahren: »Diriku!« (Es sei dir geweiht).

Da strich sie mit ihrer feinen grobknochigen Hand über meine fliehende Stirn und meinte zärtlich: »Wuziduzikaj«, was in modernes Deutsch übersetzt dem Sinne nach heißt: »let’s do it!«

Und da der Frühling in und vor anderen Höhlen sicher das Nämliche bewirkte, so ist es denn gekommen, dass wir damals, trotz widriger Umstände, nicht ausgestorben sind, sondern uns über all die verschiedenen Stein-, Eis- und Metallzeiten fortpflanzen konnten bis auf den heutigen Tag.

Wenn Sie sich ein bisschen anstrengen, dann werden Sie sich vielleicht auch an diesen sagenhaften Frühling vor 100 000 Jahren erinnern können. Oder meinen Sie, dass es eher der 1. April gewesen sein könnte?

In nebelverhangener Vorzeit

Der Läufer hatte sich von der Loipe gelöst, spurte aufs Geratewohl durch den feinkörnigen Schnee. Manchmal knirschten die Skier unter seinem harten Tritt; dem Mann kam es wie ein verhaltenes Jauchzen vor.

Längst hatte er die Orientierung verloren. Ein feines Gespinst von Nebel hing über dem Land, doch darüber, im Graublau des Himmels, ahnte man die Sonne.

Bäume griffen mit kahlen Ästen nach ihm, umrieselten ihn mit Reif. Einsame Heustadel schienen ihm entgegenzulaufen. Dann baute sich die dunkle Mauer eines Waldes vor ihm auf. Von einem Eichelhäher bespöttelt, suchte er eine Schneise.

Als er wieder freies Feld erreichte, schälten sich seitlich die Umrisse einer Ortschaft aus dem Grau. Er hörte einen Hund bellen, eine Säge kreischen.

Den Mann überkam ganz plötzlich eine Vision: dass diese Höfe mit ihren Schuppen und Stadeln, denen der Nebel alle Errungenschaften des technischen Zeitalters weggezaubert zu haben schien, immer noch dieselben wären wie im alten Germanien.

Indes er weiterlief, sah er sich einen dieser Höfe betreten und mit Bauersleuten, die sich Ruodlieb und Heidrun nannten, unterhalten. Eine uralte Sprache klang in sein Ohr. Im offenen Herdfeuer hing ein Kessel, aus dem ihm die Frau dampfenden Gerstenbrei in eine irdene Schale schöpfte. Und da machte er den Rucksack auf und holte als Gegengeschenk eine Tafel Schokolade heraus. Der Bauer wickelte sie verwundert auf, roch daran und gab sie an die Kinder weiter, die ihn mit großen blauen Augen anstarrten.

Allmählich nistete sich Dämmerung in den Nebel. Der Mann lief und lief. Da kommt ihm ein kleines Mädchen mit einem Schlitten entgegen. Der Mann schaut erstaunt. Ist das nicht eines der Kinder, die er gerade zuvor in seinen Gedanken vor sichge sehen hatte? Dasselbe rotbackige Gesicht, dieselben blonden Zöpfe?

»Von wo bist du denn her?«

»Von da vorn!«

»Und wie heißt man’s da?«

»Jogganeiading.«

Jogganeiading! Diesen Namen hatte der Mann noch nie gehört. Hatte er sich nicht nur in der Gegend, sondern auch in der Zeit verlaufen, vielleicht um tausend Jahre. Lief er in Wirklichkeit durch verschneites, nebelverhangenes Germanien?

Als die Dämmerung immer dichter in den Nebel dringt, hält der Mann auf ein Dorf zu, das er mehr ahnt als sieht. In der Wirtschaft erklärt sich der Sohn bereit, ihn gegen Entgelt mit seinem Auto zu jenem Bahnhof zu fahren, von dem aus er seine winterliche Expedition begonnen hatte.

»Gibts in dieser Gegend einen Ort namens Jogganeiading?« fragte er unterwegs.

»Freilich, aber nur die Einheimischen nennen ihn so.«

»Und die andern?«

»Jakobneuharting«, sagte der junge Mann.

Mögen manche Kundfahrten mit größeren Erkenntnissen enden, in weitere Fernen führen; der Mann zählt diesen Lauf zu seinen unvergesslichen Erlebnissen.

Die Unschuld jenes Tages

Fromm und fremd, weit entfernt vom Heute, klebt er im Familienalbum. Er trägt ein dunkelblaues Kniehosen-Anzügerl, gut groß zum Hineinwachsen, und in der Hand hält er das frisch verliehene Zepter des lieben Gottes, die Kommunionkerze. Im Hintergrund, auf einen Stuhl drapiert, prunkt eine Torte und »zur Erinnerung an Euren Stadtpfarrer Peter Widmann« ein goldgerahmtes Bild, darstellend das Abendmahl.

Er und ich, vor langer Zeit waren wir eins. Viele angestaubte Vorhänge müssen zur Seite geschoben werden, bis sich die zwei Figuren decken, bis die alten Bilder wieder heraufsteigen ...

Geschneidert hat das Anzügerl der alte Herr Knab, der auf Nummer 43 gewohnt hat. In die Hose hat er ein doppeltes Gesäß gemacht, weil er mir nicht getraut hat. Schwarze Lackschuhe habe ich auch bekommen, auch weiße Handschuhe und eine blaue Schirmmütze.

»Ausschauen tust wie der Lord Semmelbrösel«, hat mein Vater gesagt.

Mir war das gar nicht recht, dass er so daherredet, wenn’s auch bloß zum Spaß gewesen ist. Denn ich hab damals ein Gewissen gehabt, das war so fein eingestellt wie eine Apothekerwaag. Sogar ein Liebespärchen am abendlichen Gollierplatz hab ich gebeichtet. Aber dann, am Kommuniontag selber, wär beinah alles zu Ende gewesen, bevor es überhaupt angefangen hat.

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