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Wer bin ich? Und warum bin ich eigentlich hier? Kurz vor meinem 45. Geburtstag stellte ich mir Fragen wie diese - nur fand ich keine Antwort darauf. Ich begann zu suchen. Ich begann zu lesen. Ich begann zu erfahren. Und es folgten 12 Monate, die mein Leben komplett veränderten. In dem autobiographischen Buch "Midlife Crisis - ich komme oder wie ich in einem Jahr den Sinn des Lebens fand" erzähle ich meine Geschichte. Ich erzähle von Freundinnen, die verzweifelt im Internet nach ihrem Mr. Right suchen, ich erzähle Anekdoten von lustigen vor allem aber schrägen Dates. Ich erzähle von meinen Träumen, die ich begann, wahr werden zu lassen - wie einen Fallschirmsprung, einer Augenlaseroperation, einer Rückführung, einem Besuch bei einem Medium. Und ich erzähle von einer Reise nach innen, die so spannend und wundervoll war und immer noch ist, dass ich nur jedem raten kann, sich selbst auf diesen Trip zu begeben. Denn nichts ist so, wie es scheint. Alles ist so, wie DU es erfahren WILLST. Und alles, was wichtig ist, sind wir bereits. Haben wir bereits. Und wir werden es immer sein und haben. Ich bezeichne dieses Alles als Liebesenergie oder Lichtenergie. Wir sind Liebesenergie, Lichtenergie. Wir sind wundervolle kosmische Energie. Und wir sind alle miteinander verbunden, ein Lichtnetz.
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Seitenzahl: 173
Veröffentlichungsjahr: 2020
Von Maria Lührs
Midlife Crisis – ich komme!
Oder wie ich in einem Jahr den Sinn des Lebens fand
© 2019 Maria Lührs
Umschlag, Illustration: Svenja Junge
Lektorat, Korrektorat: Maria Lührs
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-12803-3
Hardcover
978-3-347-12804-0
e-Book
978-3-347-12805-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Monat 1: September – die Sinnsuche beginnt
Intermezzo: Die Männersuche
Mein Mann, mein Leben und ich
Monat 2: Oktober
Monat 3: November
Monat 4: Dezember
Monat 5: Januar
Monat 6: Februar
Monat 7: März
Monat 8: April
Monat 9: Mai
Monat 10: Juni
Monat 11: Juli
Monat 12: August
Und wie ging mein Weg weiter?
Epilog:
Jeder Anfang ist göttlich, magisch – jedes Ende auch. Denn jedes Ende ist immer auch ein Anfang…
Die Kunst ist es, den Weg von der Quelle zur Quelle zurück selbst zauberhaft zu erschaffen - denn wir sind die Schöpfer unseres Seins hier auf Erden!
Monat 1: September – die Sinnsuche beginnt
Midlife Crisis? Als ich seine Frage schon hörte, wurde ich wütend. „Hast du etwa eine?“ Midlife Crisis. Als wenn ich schon zwei Drittel meines Lebens hinter mir hätte und nun auf die letzten Meter Lebens zuhumpele. Voller Bitterkeit über jede Falte. Voller Trauer über den Verfall meines Körpers. Voller Zorn über den Jugendwahn! Nein! Oder doch?
Gut, ich gehörte nicht mehr zu der „Hot-Pants-Ich-guck-24-Stun-den-am-Tag-auf-mein-Handy-Generation“, aber doch bitte auch noch nicht zu den Klatschblätter-Leserinnen. Ich war fast 45 (man bemerke: nicht NOCH 44!) – also war ich zwischen heiß begehrt und mich schaut keiner mehr an. Immerhin: Als hellblonde, 1,75 Meter große, schlanke Hamburgerin mit einem schweren Lauftick (ich jogge am liebsten jeden Tag) war ich noch ein Blickfang für viele Männer. Mit zwei eineinhalb Liter Plastikwasserflaschen bewaffnet kämpfe ich morgens in der Küche zehn Minuten gegen Winke-Ärmchen. Und früher, mit um die 30, stieg ich noch täglich auf die Waage, war erschüttert für den Rest des Tages, wenn ich auch nur ein halbes Kilo mehr wog. Heute bin ich wesentlich gelassener – gesegnet sei das Älterwerden und die Erfahrung – und setze mich dem Horror-Blick auf die Waage nur noch einmal im Monat aus, manchmal auch lange Zeit gar nicht. Und dennoch fragte ich mich ganz ehrlich tief in mich hinein: Doch eine Midlife Crisis, Maria? Und was heißt das eigentlich? Dass ich in der Mitte meines Lebens innehalte und mich frage: War es das jetzt? Das ist der Sinn des Lebens? Und dass mich diese Frage oft schlecht gelaunt, manchmal gar depressiv werden ließ, weil ich keine Antwort hatte? Oder war es tatsächlich ganz platt gesagt schlicht der Zuwachs an Falten, das Erschlaffen der Haut, das mich in diese Unruhe trieb? Ich spürte nur eines ganz sicher: Ich war in einem Wandel. Einem inneren Wandel. Nach Windeln wechseln und bevor das Kind aus dem Haus geht, fragte ich mich in der Tat: War es das jetzt? Kommt jetzt nichts Neues mehr auf mich zu? Wird jetzt das Essen gehen mit Freunden am Samstagabend mein zukünftiges Highlight sein? Ist arbeiten, Geld verdienen, zweimal im Jahr in den Urlaub fahren, tägliches Joggen mit dem Hund der Sinn des Lebens? Oder hatte ich den Sinn schon längst durch die Geburt meines Sohnes erfüllt und war somit eigentlich überflüssig? Was war oder ist der Sinn des Lebens? Letztere Frage wiederholte sich in meinem Kopf zunehmend – nur eine Antwort blieb dieser Frage schuldig.
Schon in den Jahren zuvor hatte ich versucht, das innere Vakuum zu füllen, ohne dass ich mir die Sinn-Frage bewusst gestellt hatte. So begann ich an der Volkshochschule Spanisch zu lernen, im Fitness Club alle möglichen Kurse auszuprobieren, als da waren Qi Gong, Pilates, Zen-Meditation, Tai Chi und Zumba. Nun: Spanisch erweiterte zumindest sprachlich meinen Horizont und machte mir auch echt Spaß. Noch mehr Spaß machte mir aber Zumba, da ich Tanzen schon immer sehr geliebt habe. Die Mischung aus Salsa-Rhythmen und Schrittfolgen macht mich glücklich. Doch leider nicht nachhaltig…
So begann ich Ratgeber zu lesen: So finden Sie ihr Glück – so finden sie ihre Mitte – wer bin ich wirklich. Nun ja, in dem einen oder anderen Buch fand ich tatsächlich eine recht spannende Anleitung zum inneren Strahlen. Mit den beiden Büchern von John Strelecky „Das Café am Rande der Welt“ (Untertitel: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens“, 128 Seiten, dtv Verlag) und „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ (Untertitel: Eine inspirierende Reise zum eigenen Selbst, 288 Seiten, dtv Verlag) fand ich wunderbare Wahrheiten und Anregungen. In beiden Büchern geht es unter anderem darum, wieviel Zeit man mit Dingen verbringt, die man gar nicht gerne tut und wie viele Dinge man hat, die einen eigentlich nicht glücklich machen. Bleibt die Frage: Was zählt wirklich für mich? Was erfüllt MICH wirklich? Was ist wirklich wichtig? Wunderbarste Aussage der beiden Bücher für mich: Das ganze Leben ist DEIN Spiel und du spielst dein Spiel auf deinem Spielplatz. Nutze diesen für dich so, wie du magst. Tue die Dinge, die dir Freude bereiten, dich bereichern, schaue tief in deine Seele – welcher Beruf, welche Hobbies, welche Dinge dich wirklich erfüllen und tue sie. In John Streleckys Buch „Reich und Glücklich“ (Untertitel: Wie Sie alles bekommen, was sie sich wünschen, 320 Seiten, dtv Verlag) wird es dann noch konkreter. Mit speziellen Fragen und Überlegungen, die du notieren sollst, erfährst du Dinge über dich selbst – zum Beispiel gibt es eine Werte- und eine Antiwertetabelle, in der du dich entscheiden sollst, welche zehn Dinge für dich wichtig sind. Außerdem hilft ein „Mein Reich und Glücklich Kalender“ inklusive Tipps, wie man besser atmet, positiv denkt und motiviert ist. Es wird einem ein regelrechtes Konzept an die Hand gegeben, das mit der Umsetzung echten Erfolg verspricht.
Nun: Aus diesen drei Büchern zog ich das eine oder andere und setze es auch heute noch um – immerhin! So habe ich zum Beispiel das Wort MUSS in meinem Hirn und aus meinem Wortschatz weitgehend gestrichen. Stattdessen wähle ich die Wörter DARF oder KANN oder MÖCHTE oder auch SOLLTE. Das gelingt mir nicht in jeder Minute - und dennoch: Oft bin ich mir meiner Wortwahl heute bewusster und in der Tat – das macht eine Menge mit mir.
Als Journalistin liegt mir die Sprache natürlich sehr am Herzen. Denn wie oben erwähnt: Sie macht etwas mit uns. Nehmen wir einmal den Satz: Ich gehe arbeiten. Ersetze ich aber das Wort arbeiten durch das süddeutsche Wort schaffen (von Er-schaffen) gebe ich meinem Hirn eine ganz neue Information. Arbeit gleich ach je! Erschaffen gleich super! Oder nehmen wir das Wort Umwelt – es suggeriert uns, dass die Natur um uns herum ist, uns nicht wirklich tangiert. Viel sinnvoller wäre das Wort Mitwelt, denn alles um uns herum ist ja unsere Mitwelt, sie ist mit-uns. Oder unser Dasein – wieso denn Da-Sein? Wir sind doch Hier! Es müsste also unser Hiersein heißen. Oder jemandem einen Gef-allen tun – ich falle also, wenn ich jemandem etwas Gutes tue? Es müsste eher einem behilflich sein heißen. Krankenhaus sagt unserem Gehirn: In dem Haus werde ich krank, es sollte somit viel eher Gesundhaus heißen. Oder nehmen wir das schöne Wort Entsorgungspark alias Müllhalde. Der Entsorgungspark impliziert uns: Da können wir unsere Sorgen lassen in diesem netten Park. Ha-Ha! Es gibt sogar ein Volk (ich glaube, es lebt irgendwo im Regenwald), das in seiner Sprache keine Possessivpronomen kennt, also keine besitzanzeigenden Fürwörter. Herrlich: Ein Leben ohne mein, dein, sein – alles ist unser. Was mich weiter zu dem Exkurs einlädt, über die Frage nach wahrem Glück nachzudenken. Laut einer Studie war bis zum Jahr 2015 (da gab es einen heftigen tropischen Wirbelsturm) jahrelang das glücklichste Volk der Erde auf der Südseeinsel Vanuatu zu finden. Ein Einheimischer der Insel begründete dies so: „Die Menschen hier sind glücklich, weil sie mit wenig zufrieden sind. Das ist ein Platz, wo man sich keine Sorgen machen muss.“ Die Menschen arbeiten dort nicht allzu viel und feiern dafür umso mehr. Ein enger Familienzusammenhalt, viele Freunde und natürlich auch das kontinuierlich warme Wetter sorgen dafür, dass auf Vanuatu mehr gelächelt als miesepetrig geschaut wird.
Und zu lächeln, ist übrigens gar nicht so schwer: Ein schöner Gedanke, ein tiefes Einatmen - und dann einfach lächelnd ausatmen. Fertig. Das lässt nicht nur die eigenen Glückshormone sprießen, sondern verführt auch entgegenkommende Menschen zu einem Lächeln. Mein Vater hatte und hat stets den Ansatz, Menschen um sich herum zum Lächeln zu bringen. Gerade die schlechtgelaunte Kellnerin, die traurig aussehende Kassiererin, die völlig gestresste Arzthelferin waren und sind gerngesehene „Opfer“ für seine Mission – die meinem Papa übrigens stets gelang und auch heute noch gelingt. Mit etwas Charme, einem ehrlichen Kompliment oder einer witzigen Anekdote kriegt er sie alle, was wundervoll mit anzusehen ist. Das Schöne dabei: Es macht nicht nur den anderen glücklich, sondern auch einen selbst, denn Geben ist genauso selig machend wie Nehmen. Und apropos Glück: In dem kleinen buddhistischen Land Bhutan, das ebenfalls ganz oben bei den glücklichsten Ländern der Welt rangiert, steht an erster Stelle für die Regierung nicht das Bruttosozialprodukt sondern das Bruttonationalglück! Kein Witz, es gibt sogar einen eigenen Glücksminister, der für das Glück der Einheimischen dort sorgt. Die Menschen in Bhutan sind zufrieden, so gut wie nie krank, weil auf ihre Bedürfnisse wirklich Acht (magische Zahl übrigens!) gegeben wird.
So stellte ich mir noch einmal die Frage, was MICH denn eigentlich glücklich macht? Die wiederkehrende Frage in den Büchern, was meine „Big Five for Life“ sind, brachte mein Jahr des totalen Umbruchs dabei so richtig in Gang. Noch nie gehört? Dabei geht es um die fünf Dinge im Leben, die man unbedingt (noch) gerne tun möchte. Natürlich fiel mir da einiges ein, das sich aufgrund stetigen Geldmangels nicht umsetzen ließ. Nicht, dass ich je schlecht verdient hätte, nur gab ich mein Geld auch gerne ebenso schnell wieder aus. Nicht für Mode oder Schuhe – ein Fashion-victim war ich nie – sondern für Reisen, gutes Essen und guten Wein. Letzteres war schon immer mein Laster. Glücklichsein hieß stets für mich: An einem fremden, warmen Ort in der Sonne am Meer zu sitzen mit einem Glas guten Weißwein in der Hand. Oder einem Rosé. Oder einem Aperol-Spritz. Oder einem leckeren Cocktail. Und am besten das Ganze mit einem tollen Mann oder einer Freundin an der Seite. Tatsächlich auch heute noch traumhaft schön! Doch mit diesem kostspieligen Lebenswandel ließ sich meine Number one der Big Five von mir nicht verwirklichen: eine einjährige Weltreise! Da ich nicht mehr wie oben erwähnt unter den Rucksack-traveler-twentyup anzusiedeln bin und auch für mein schulpflichtiges, 12jähriges Kind so eine Reise eher ein schwieriges Unterfangen wäre. Aber da gab es noch andere große Seelenwünsche in mir. Wünsche, die ich schon lange hegte, nie erfüllt hatte und die sich eigentlich leicht umsetzen ließen. Und wer weiß, dachte ich mir, ob mich morgen nicht auch ein Verrückter erschießt oder die Erderwärmung für meinen Untergang sorgt.
Mit Wunsch Nummer 2, der zu meinem ersten wurde, begann meine innere Veränderung auch in der Tat: Ein Fallschirmsprung aus einem Flugzeug. Sofort setzte ich mich an mein Internet und googelte los. Dort fand ich schließlich einen geeigneten Flugplatz in der Nähe von Itzehoe „Hungriger Wolf“ mit vielen Lizenzspringern und einer Schule mit langjähriger Sprungerfahrung. Ich buchte per Telefon einen Termin und fuhr zwei Wochen später höchst freudig erregt hin. Jahrelang hatte ich darauf gewartet, dass mir einer meiner Lebensabschnittsgefährten mal diesen Wunsch zu einem Geburtstag erfüllen würde - sprach diesen Wunsch natürlich auch häufiger aus - irgendwie leider nur ohne Erfolg. Jetzt schenkte ich mir diesen Traum zu meinem 45. Geburtstag im Vorwege sozusagen selbst und fühlte mich dabei wirklich großartig.
Am Flugplatz angekommen bei strahlendem Sonnenschein hieß es erst mal: eine Stunde warten. Die Crew hing dem Zeitplan mächtig hinterher und damit stieg meine Nervosität. Mein bereits langsam in die Pubertät kommender Sohn Julius war gelangweilt und genervt und auch mein Lebensgefährte Jan war alles andere als sprühend vor Freude. Wie so häufig in letzter Zeit stänkerte er herum: „Ich beneide dich ja so, warum hast du mich nicht früher eingeweiht, ich wäre auch so gern gesprungen“ – dazu sollte man wissen, dass er zuvor stets betonte, er habe Flugangst. Jahrelang hatte ich mir einen Fallschirmsprung von ihm gewünscht, den er mir nicht schenkte mit der Begründung, er habe Angst, dass etwas passieren könnte, er hätte das geträumt. Hinzu kam, dass er mit seinen 112 Kilo ohnehin zu viel für einen Tandemsprung wog, er somit erst mal 22 Kilo hätte abnehmen müssen. Zu seiner Verteidigung muss ich hier erwähnen: Es handelt sich bei Jan um einen 1,93 Meter großen Kerl, der breit gebaut ist und nicht aussieht wie ein Klops. Massig und kräftig wäre wohl die passende Beschreibung.
Schließlich wurde ich aufgerufen. Der Flugbegleiter bei meinem Sprung sei Robbie, sagte man mir, Chef-Tandempilot und Holländer. Er sah aus wie König Drosselbart und wir fanden auf Anhieb einen lustigen Draht zueinander. Nach kurzer Anweisung, wie ich zu springen, fliegen und zu landen hätte, ging es dann auch mit vier anderen Paarungen und ohne Wohnwagen ins Flugzeug. Auf 4000 Meter Höhe öffnete sich schließlich die Tür, wir robbten mit unserem Fallschirm aneinander gepresst nach vorn und an der Kante mit dem Blick auf den freien Fall fragte mich mein Märchenprinz: Bist du bereit? Für ein Ja meinerseits blieb keine Zeit, da war ich schon im freien Fall. Adrenalin pur, viele Sekunden lang fielen wir gen Erde, für mich Augenblicke voller gemischter Gefühle zwischen Ahhh, ich sterbe und Geil-Geil-Geil oder was tue ich nur hier und einem Juhu-ich-fliege Gefühl. Dann öffnete sich der Fallschirm und wir glitten langsam bis zum Boden. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl, das auch 30 Minuten später noch ein Lächeln auf meine Lippen zauberte und das ich einfach nicht wegbekam. Ich hatte es getan! Und es war großartig.
Intermezzo: Die Männersuche
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Ausflug anbieten. Denn bei dem oben erwähnten Thema Internet, das uns ja heutzutage suggeriert, alles ist möglich und findbar, möchte ich von Erlebnissen erzählen, die wohl schon einige Westeuropäer/innen erlebt haben: Es geht um die Suche nach dem Traummann/frau. Da sich viele Paare zwischen 40 und 50 trennen - Kind noch soweit es ging zusammen „groß gemacht“, dann wird Frau durch jüngeres Spielobjekt ersetzt ist eine häufige Variante - wird Mann bzw. Frau Nummer 2 meist in dieser genialen technischen Errungenschaft gesucht. Hier gibt es den Traumpartner für jeden Geschmack. Je nach Haltbarkeit stets austauschbar und durch neues, besseres Exemplar ersetzbar. Welch Trugschluss! So suchten auch drei meiner Freundinnen ihren Kerl für die Lebensmitte über ein Paarportal – gar nicht mal unbedingt mit der Intention, den Wolke7-Traum zu finden, sondern eher die Wolke5, also einen, mit dem man gut auskommt und einigermaßen zusammen passt. O-Ton Stefanie: „Nun, wir lieben uns zwar nicht, aber ich bin manchmal gerne mit ihm zusammen und ich will nicht mehr allein sein“. Tatsächlich fassten sich die zwei unturteligen Tauben nicht mal zu Beginn ihrer Beziehung an. Kein liebevoller Blick, kein Kuss, kein schmachtendes Händchenhalten war zu sehen. Nun ja, zweisam einsam könnte man sagen. Und dennoch fand ich ihren Entschluss, bei ihm erst mal zu bleiben, durchaus verständlich. Jahrelang hatte sie zuvor vergebens gesucht, kam über ein zweites Date eigentlich nie hinaus. Dabei war Stefanie früher Model gewesen, sprich, eine echt schöne Frau. Und auch heute noch, mit 50, sieht sie toll aus. Zugegeben die sogenannten Modelmaße, die ohnehin für Frauen in der Lebensmitte nur mit hartem Hungern erreichbar sind, hat sie nicht mehr, und ein paar Fältchen mehr zieren ihr Gesicht, und doch ist sie eine schöne Frau: groß, schlank, braune, schulterlange Haare und strahlende blaue Augen. Eine Frau, auf die Männer fliegen - stünden ihr nicht immer wieder ihr Zynismus und ihre Wut im Weg. Zwischenzeitlich hatte sie einen tiefen Hass auf alle Männer, und die Zornesfalte auf ihrer Stirn ließ eigentlich jeden warnen: sprich mich ja nicht an! Dabei ist sie lustig, intelligent, ehrlich. Nur eben enttäuscht. Tief enttäuscht von den Ungerechtigkeiten des Lebens. Die große Liebe? Sie blieb ihr Traum. Bereits ihre Ehe mit Mitte 20 war kurz und schmerzvoll, was danach kam? Nur Elend. Oder nichts. Meist war sie Single, zwischendurch sorgte ein verheirateter Mann für kurzes Glück. Ein Glück, das mehr aus Tränen bestand, denn immer wieder versprach er ihr, sich von seiner Frau für sie zu trennen. Sie sei seine wahre Liebe. Kennst du? Na, dann kennst du auch das Ende dieser Romanze: Seine Frau bescherte ihm ein weiteres Kind, der Mann blieb, verließ sein Objekt der Begierde, meine Freundin. Nichts für Hollywood also!
In dieser Dreier-Konstellation, die über zwei Jahre ging, war Stefanie meist sehr gereizt und baute nah am Wasser. Denn es wurde ihr bewusst, dass sie außer einer anfänglichen kinderlosen Kurzzeit-Ehe mit Mitte 20 eigentlich immer Single gewesen war. Sie entschloss sich nach den erfolglosen und herzbrechenden zwei Jahren mit dem verheirateten Mann, von nun an keinen Sex mehr zu haben. Sowieso sei sie am liebsten allein und brauche niemanden. Sagte sie. Nun ja. Sagte sie. Eine Weile ist das für eine Frau mit großem Sexualtrieb machbar. Jedoch nicht lange. Immer wieder lernte sie den Typ Mann kennen, dem man schon von weitem ansah: Arschloch! Sorry, für diese Ausdruckswahl, aber auf der Suche nach einem charmanteren und dennoch passenden Ausdruck fiel mir kein überzeugender ein. In ihrer Verzweiflung war sie sogar schon einmal so weit, dass sie meine Hilfe in Sachen Männerwahl erbat. „Ich habe da einen guten Blick“, sagte ich ihr in einer Disco eines Abends, zugegeben schon mehrere Jährchen her. Ich fand auch einen, der meines Erachtens Gutes versprach. Es war der Typus Mann, dem Frau jedes Auto sofort abkaufen würde – braune, treue Augen, nettes Lächeln, gut angezogen, dabei aber nicht schnöselig. Eine Mischung aus Tom Cruise und Horst Lichter. Dachte ich! Die beiden lernten sich kennen und wir erfuhren: Der Mann ist Kinderarzt. Unser Frauenaustauschblick sprach Bände: „Klingt ja endlich mal gut“. Doch bereits bei ihrem ersten Rendezvous einige Tage später entpuppte sich Mr. Weiße-Weste-guter-Kerl als glatte Enttäuschung. Die zwei gingen in ein Sushi-Restaurant. Er bestellte eine riesige Platte des rohen Fisches und aß in einer ich-bin-auf-der-Flucht-Manier. Stille trat ein. Am Kennlerntag eine recht unangenehme. So sagte Stefanie: „Du scheinst ja sehr viel Hunger zu haben, so schnell wie du isst.“ Darauf seine Antwort (kein Scherz!): „Mit dem Essen halte ich es wie mit den Frauen – möglichst schnell, möglichst viele.“ Eins. Zwei. Drei. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Wieder Stille. Zweiter Versuch Stefanie: „Kinderarzt ist ja ein toller Beruf. Kindern zu helfen, muss wundervoll sein.“ Seine Antwort: „Ich bin doch nicht Kinderarzt geworden, um Kindern zu helfen. Ich bin Arzt geworden, um viel Geld zu verdienen und möglichst viele Krankenschwestern zu ficken.“ (Original-Ton! Sorry). Stefanie sah sich nun geistig schon allein bei sich zu Hause, konnte das Ende des Abends kaum noch erwarten. Man zahlte, ging. Draußen war eine lauschige Sommernacht, inklusive Sternenhimmel und Alsterblick. Stefanie: „Sieht das nicht schön aus, wie sich der Mond im Wasser spiegelt? Herrlich!“ Seine Antwort: „Du willst ja wohl jetzt nicht romantisch werden. Was ist – gehen wir zu dir oder zu mir?“ Darauf Stefanie: „Du gehst zu dir, ich zu mir. Ich wünsch dir noch ein schönes Leben.“
Gut. Es war das letzte Mal, dass ich ihr Tipps in Sachen Mannsuche gab. Trotzdem folgten für Stefanie viele Jahre als Single, gepaart mit kurzen Vergnügen ohne echtem Wert. Bis der besagte letzte Mann – Wolke Nummer 5 - ihr über das Internet begegnete und endlich, endlich bereit war, zumindest eine Pseudo-Form von Partnerschaft mit ihr zu beginnen. Nun: Aber vielleicht muss es auch gar nicht immer Wolke 7 sein, vielleicht reicht es manchmal, sich in einem Schicksal vereint zu fühlen. Und das taten die zwei - bewusst oder unbewusst ganz gewiss. Beide fühlten sich, als sie sich das erste Mal trafen, vom Leben, vom Schicksal, betrogen. Ungnädig behandelt. Er, weil er mit 48 seinen Job verlor und nochmal ganz von vorne anfangen musste (durfte?). Sie, weil ihr die große Liebe versagt blieb. Das Wundervolle dabei: Manchmal ist es auch die Zeit, die aus einem Wolke 5 Paar ein Wolke 6 oder 7 Paar macht - die aus zwei einsamen Herzen ein sich liebendes Paar schmiedet. Heute – vier Jahre später – ist das wundervoll bei den beiden mitanzusehen. Inzwischen wohnen sie zusammen und verstehen sich bestens. Es ist sozusagen eine Liebe auf den 7. Blick! Nicht nur das Leben sondern auch die Liebe ist eben bunt…