Mister One - Brianna Gray - E-Book

Mister One E-Book

Brianna Gray

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Beschreibung

"Mister One" ist Amerikas beliebteste Datingshow und wird im sonnigen Malibu gedreht. Während die aufstrebende Regieassistentin Abigail die Bodenständigkeit und Normalität liebt, hat der Lokalpromi und Influencer Dorian dem "normalen" Leben abgeschworen und pflegt stattdessen einen Lifestyle in der Öffentlichkeit und Glamourwelt L.A.'s. Obwohl sie sich grundlegend unterscheiden, die Regeln der Show es verbieten und besonders Abigail zunächst von Vorurteilen geblendet wird, verlieben sie sich ineinander. Doch kann ihre Liebe entgegen den Spielregeln Hollywoods bestehen?

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Kurzbeschreibung:

„Mister One“ ist Amerikas beliebteste Datingshow und wird im sonnigen Malibu gedreht. Während die aufstrebende Regieassistentin Abigail die Bodenständigkeit und Normalität liebt, hat der Lokalpromi und Influencer Dorian dem „normalen“ Leben abgeschworen und pflegt stattdessen einen Lifestyle in der Öffentlichkeit und Glamourwelt L.A.‘s. Obwohl sie sich grundlegend unterscheiden, die Regeln der Show es verbieten und besonders Abigail zunächst von Vorurteilen geblendet wird, verlieben sie sich ineinander. Doch kann ihre Liebe entgegen den Spielregeln Hollywoods bestehen?

Brianna Gray

Mister One

Liebe braucht kein Drehbuch

Roman

Edel Elements

Edel Elements

- ein Verlag der Edel Verlagsgruppe GmbH

© 2022 Edel Verlagsgruppe GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2022 by Brianna Gray

Lektorat: Nina Krönes

Covergestaltung: Coverboutique, https://coverboutique.de/

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-451-6

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Kapitel Eins

Abigail

Mein Start in der Traumfabrik ist einfacher gewesen, als ich es ursprünglich gedacht hatte. Vielleicht zu einfach, wenn man bedenkt, dass nach einem schnellen Aufstieg oft ein tiefer Fall folgen kann. Und genau so ist es bei mir gelaufen – wie könnte es auch anders sein?

Wie viele aufstrebende Regisseurinnen habe auch ich als Assistenz angefangen, um mir meine Sporen zu verdienen. Wenn man vom Land kommt, vorher nur beim örtlichen Fernsehsender in der nächstgrößeren Stadt gearbeitet hat und sich in Hollywood behaupten will, sollte man zunächst kleine Brötchen backen. Nach dem Motto: Klein anfangen um groß rauszukommen. Erfahrungen sammeln und sich Skills aneignen, die man in der harten Filmbranche braucht, ist das A und O. Auch meine Eltern haben mir ans Herz gelegt, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. In diesem Bewusstsein habe ich den utopischen Versuch, mich auf eine der freien Stellen als Regisseurin zu bewerben, erst gar nicht gewagt. Ich bin auf die Assistenzjobs losgegangen, auch wenn diese Brötchen meist ganz besonders klein sind, beinahe Krümel. Doch ich hatte Glück und eine Stelle bei einem der Newcomer-Regisseure schlechthin ergattert.

Ich bekam einen Job bei Kenneth Crawford, der bei so ziemlich jeder gehypten Serie mitgemischt und einen Preis nach dem anderen für seine herausragende Arbeit abgeräumt hat. Dass ausgerechnet ich unter den vielen Bewerberinnen als seine Assistentin ausgewählt wurde, glich für mich einem Wunder. Es lief blendend für mich, ich strengte mich an und leistete gute Arbeit. Bis ich diese eine goldene Regel gebrochen hatte und mit meinem Chef im Bett gelandet bin.

Nicht nur einmal.

Nicht zweimal.

Immer wieder.

Ständig.

Obwohl ich mich nie als naives Landei gesehen habe, war ich es in diesem Fall doch. Das drohende Unheil hatte ich nicht auf mich zukommen sehen, bevor es mich mit voller Wucht traf und mühelos mit sich riss. Es hat alles unter sich begraben, was ich hatte erreichen wollen und wovon ich geträumt hatte. Schlimmer noch, es hat mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Deshalb drehe ich nun anstelle von Crime- oder Mystery Serien und statt großer Liebesdramen, die auf Netflix laufen, Reality-TV.

Nicht irgendein Randformat, sondern eine Serie der Sorte, deren Einschaltquoten durch die Decke gehen und die abertausenden von Frauen gefällt. Mit Ausnahme von mir selbst.

Strong Productions ist meine zweite und mit Sicherheit letzte Chance in Hollywood. In diesem Business gibt es Möglichkeiten nicht wie Sand am Meer — oder in meinem Fall — Heu im Stall. Ganz im Gegenteil. Wenn es eines gibt, was die Traumfabrik besonders gut kann, dann ist es, Dinge immer wieder ans Licht zu holen und darauf herumzureiten. Verzeihen und Vergessen? Kaum möglich. Dabei wäre in meinem Fall beides von Nöten.

Die Produktionsfirma, in der ich nun arbeite, richtet sich speziell an ein weibliches Publikum und produziert für landesweite Sender. Wir begleiten erfolgreiche Geschäftsfrauen, aber auch Vollzeitmütter durch ihren wilden Alltag, berichten über den internationalen Weltfrauentag und drehen mit bekannten Aktivistinnen. Die ganz großen Liebesfilme und die spannendsten Thriller, die mit Heldinnen in den Hauptrollen besetzt sind, werden ebenfalls von uns gedreht. Strong Productions widmet sich den Frauen und genau das war neben der niedrigen Männerquote im Unternehmen meine Motivation, unbedingt Teil dieses Teams werden zu wollen. In einem Umfeld mit weniger Testosteron laufe ich nicht Gefahr, mich zu verlieben oder Fehler zu machen.

Strong Productions steht für viele interessante Formate, die mich ansprechen, und geballte Frauenpower. Umso schlimmer, dass ich ausgerechnet an die Produktion geraten bin, mit der ich mich am wenigsten identifizieren kann.

Mister One ist eine der erfolgreichsten Dating-Shows der USA. Vielleicht sogar die erfolgreichste überhaupt, wenn man nicht nur die Einschaltquoten, sondern auch das mediale Interesse bemisst. Millionen von Frauen verfolgen einmal jährlich, wie fünfzehn Kandidatinnen fünf Wochen lang um einen erfolgreichen, attraktiven und charmanten Traummann wetteifern. Wie sie mit ihm in einer riesigen Villa, die nur so vor Luxus strotzt, leben. Wie sie auf extravagante Dates gehen, bei denen sich die Durchschnittsamerikanerin fragt, ob es diese magischen Orte wirklich gibt oder ob das Fernsehen seine Finger im Spiel hat und diese malerische Kulisse nur für die Show erschaffen hat. All das und noch viel mehr ist Mister One.

Ich weiß das, weil meine Mutter und meine Schwestern zuhause in Alabama verrückt nach der Sendung sind und seit Jahren den begehrten Junggesellen vom Sofa aus auf der Suche nach der großen Liebe begleiten. Für mich dagegen ist die Show seit der ersten Staffel eher das öffentliche Prügeln von fünfzehn wild gewordenen Furien. Sie reißen sich um einen Alptraummann, der an Oberflächlichkeit, Arroganz und Dummheit kaum noch zu überbieten ist, nur um sich in der Öffentlichkeit zu profilieren und kurzzeitig in aller Munde zu sein.

Mister One hat schon vielen Teilnehmerinnen Tür und Tore zu sämtlichen Shows, Werbedeals und anderen Karrierechancen geöffnet. Obwohl ich wirklich offen bin, gute Unterhaltung liebe und auch einfach mal loslassen und lachen kann und nicht immer das höchste Niveau oder den größten Bildungsanspruch habe, habe ich getrost zu einem guten Buch gegriffen und mich verkrümelt, wenn der weibliche Teil meiner Familie sich die Show angesehen hat.

Als ich die Nachricht von der Produktionsfirma bekam, dass die Regieassistenz von Arlene Stone, der Regisseurin von Mister One, fristlos gekündigt hat und ich einspringen muss, war ich fassungslos und bin es immer noch. Anscheinend hat Arlene sie in den Wahnsinn getrieben und sie hat es nicht mehr ausgehalten, weswegen sie von heute auf morgen weg wollte. Schade für sie, schlecht für mich, denn Arlene ist nicht unbedingt die umgänglichste Regisseurin und in ihrem Team herrscht eine hohe Fluktuation. Nicht nur, weil viele dem Druck nicht gewachsen sind und kündigen, sondern auch weil Arlene ein ziemlich hohes Tier ist und gerne mal jemanden fristlos auf die Straße setzt. All das lässt meine aktuelle Laune nicht gerade besser werden.

„Gott, Abigail. Du siehst aus, als wärst du auf dem Weg zur Wurzelbehandlung und nicht in ein Businessmeeting, bei dem es um einen super heißen Typen geht“, sagt meine beste Freundin Madeline, die im Gegensatz zu mir so ganz und gar nicht die Nase voll von Männern hat und treue Zuschauerin der Show ist. Sie ist ein großer Fan und immer auf dem neusten Stand, wenn es um Klatsch und Tratsch aus der Promiwelt geht.

„Ob er heiß ist, weißt du doch gar nicht“, erinnere ich sie. Der Sender macht jedes Jahr ein riesiges Geheimnis daraus, wer in der kommenden Staffel Mister One wird.Selbst die Mitarbeiter sind nicht alle im Bilde darüber, wer die tragende Rolle spielt, bis wirklich gedreht wird.

„Komm schon, Abby. In welcher Staffel war es denn kein Typ, der problemlos auch hätte modeln können?“ Natürlich hat sie recht damit, denn gutaussehend waren sie immer. Madeline Smith kann allerdings kein Wässerchen trüben und keine noch so üble Pleite, die sie auch erlebt hat, lässt sie den Geschmack auf Männerbekanntschaften verlieren. Meiner hingegen ist verdorben. Ich stelle sogar die mutige These auf, für alle Zeiten nur noch die Geschmacksrichtung bitter wahrzunehmen, und da kann Mister One noch so attraktiv sein, denn ich verspüre nur noch Brechreiz, wenn ich an Dates denke.

„Gebleachte Zähne, aufgepumpte Bauchmuskeln und ein gefülltes Bankkonto gewährleisten noch lange nicht, dass die Person auch etwas auf dem Kasten hat“, erinnere ich sie, bevor ich wie jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit den letzten Schluck meines Cappuccinos trinke und den Becher in meiner Handtasche verschwinden lasse. „Es geht nicht immer nur darum. Gerade du solltest das wissen, wo du bisher auch nur Reinfälle erlebt hast.“

„Du bist schrecklich langweilig geworden, Abby“, beschwert sich Madeline und verdreht die Augen.

„War ich schon immer.“ Wie kommt sie darauf, dass ich mich in diesen Dingen großartig verändert hätte? Okay, ich war nicht immer so zynisch, aber das ist nichts, was sich nicht mit einer großen Box Erdbeereis mit Sahne, klebriger Soße und bunten Streuseln wieder richten ließe. Zeit und Eis heilt alle Wunden, sagt man. Was sich in meinem Fall vermutlich auf Jahre belaufen wird. Oder Jahrzehnte. Vielleicht werde ich mein Eis für alle Tage allein löffeln. Dann habe ich immerhin mehr für mich und muss mich später nicht ärgern, es mit einem Armleuchter geteilt zu haben.

„Warst du nicht“, stellt sie breit grinsend fest. „Du brauchst nur ein bisschen Sex, dann wirst du wieder lockerer.“

Ich sehe zu, dass ich einen Schritt schneller gehe, um etwas Abstand zwischen mich und Madeline und ihre Überredungsversuche zu bringen. Sie versucht seit Monaten, mich wieder an den Mann zu bringen.

„Auch dafür benötige ich keine männliche Unterstützung, aber danke, dass du dich so um mich sorgst“, halte ich dagegen.

„Du und dein Vibrator, ihr gebt ein ganz tolles Gespann ab“, zieht sie mich auf.

„Psst!“, herrsche ich sie an und ziehe sie schnell zur Seite. „Red nicht so laut!“ Mit einem Nicken grüße ich die Kolleginnen aus der Buchhaltung, die kichernd an uns vorbeiziehen. „Kannst du nicht etwas leiser sein, Madeline? Nicht jeder hier muss über mein Sexualleben informiert sein, weißt du?“

„Welches Sexualleben denn? Du hast doch gar keins.“ Ich verdrehe die Augen. „Ich meine es doch nur gut, Abby. Dein Vibrator wird es dir niemals so besorgen wie ein richtiger Mann...“

„Madeline. Nicht. So. Laut“, ermahne ich sie abermals und deute auf das Bürogebäude der Produktionsfirma, vor dem es vor Kolleginnen nur so wimmelt und in deren Radius wir uns längst befinden.

„Und zweitens wird er dich nie in den Arm nehmen, während du deine Erdbeereiscreme löffelst, dich nie trösten, wenn du traurig bist oder dich fragen, ob du ihn heiraten und mit ihm alt werden willst“, flüstert sie nun endlich.

Ich lege ihr einen Arm um die Schultern. „Dafür wird mein Vibrator mich nie enttäuschen, solange ich seine Batterien regelmäßig auflade.“ Meine Mundwinkel zucken und ich kann mein Schmunzeln nur schwer unterdrücken.

„Du bist eine zynische, biedere alte Jungfer geworden.“ Sie zwinkert mir zu. „Trinken wir später einen Cocktail auf dein elendes Schicksal?“

„Sicher.“ Sie winkt mir zu und im Augenwinkel sehe ich noch, wie meine Freundin mit einem Kopfschütteln weiterläuft und sich auf den Weg in ihre kleine Boutique macht, die sie in einer gut besuchten Fußgängerzone ein paar Straßen weiter betreibt. Madeline lässt bei dem Thema „Abby und die Männer“ nicht locker, genau so wenig wie ich es tue, wenn es darum geht, mir nicht wieder den nächsten Reinfall an Land zu ziehen.

Ich streiche den Ärmel meiner Bluse glatt, die ich mir auf Madelines Anraten locker in meinen schwarzen Bleistiftrock gesteckt habe, während der Aufzug mich in die zehnte Etage bringt. Heute trifft sich das gesamte Team von Mister One, um die näheren Abläufe und Details zu besprechen. Als ich aus dem Aufzug steige, renne ich fast in Arlene hinein.

„Da bist du ja endlich.“ Sie klingt zum Glück erleichtert und nicht angesäuert, weil ich nur zehn Minuten zu früh komme. Meine Kollegen sind anderes von mir gewohnt, denn ich bin gerne eine halbe Stunde vor Terminbeginn da.

„Ich dachte schon, du verspätest dich zu unserem großen Auftakt.“ Arlene Stone ist eine Frau in den frühen Fünfzigern und über alle Maßen resolut. Sie wird für ihren starken Willen, ihre Durchsetzungsfähigkeit und die daraus resultierenden Produktionen genauso gefeiert, wie sie von vielen Menschen gefürchtet wird – insbesondere von Männern. Abgesehen davon teilen wir uns genau drei Gemeinsamkeiten: den Beruf, die schlechte Meinung über die Penisträger dieser Welt und unsere von Natur aus roten Haare.

„Niemals“, sage ich triefend vor Ironie. Arlene kennt meinen Standpunkt zum Format, ist aber deswegen keineswegs eingeschnappt oder dergleichen. Sie versteht mich.

„Merk dir eins, Abigail: es ist am besten, wenn du dir während der gesamten Dreharbeiten vorstellst, dass wir im tiefsten Dschungel sind und irgendwelche Primaten bei ihrem Balzverhalten beobachten. Als wären wir Dokumentarfilmer. Glaub mir, das macht das Ganze einfacher, denn du wirst die nächsten fünf Wochen mit so viel Idiotie zu tun haben, dass du manchmal denkst, ernsthaft verrückt zu werden.“ Arlene macht keinen Hehl daraus, dass sie die Show nicht ganz ernst nehmen kann, zumindest nicht inhaltlich.

Ich nicke stumm und folge ihr in den Besprechungsraum, der bereits gut gefüllt ist. Jammern bringt ohnehin nichts. Wenn ich dauerhaft bei Strong Productions bleiben möchte, darf ich nicht direkt im ersten Jahr negativ auffallen und eine Extrawurst fordern – da sind sie wieder, diese kleinen Brötchen.

„Dann wollen wir mal“, sagt Arlene freudig aufgeregt. „Wie jedes Jahr beginnt heute die fünfte Jahreszeit für uns in der Produktionsfirma, denn es heißt wieder: Welche hohle Nuss wird das neue Vorzeigespielzeug für unseren Mister One?“ Sie breitet ihre Arme weit aus, um ihren kleinen Vortrag besonders dramatisch zu untermauern. Sie weiß sich wirklich in Szene zu setzen und könnte auch vor der Kamera eine gute Figur abgeben. „Heute sichten wir gemeinsam die Teilnehmerinnen, um vorab schon mal einige Ideen für die Show durchzugehen. Ab jetzt können dann wie immer Wetten all jener, die nicht vor Ort sind, bei Angela vom Empfang abgegeben werden.“

Ich räuspere mich und hebe die Hand. Alle anderen scheinen darüber aufgeklärt zu sein, um welche Art von Wetten es geht. Ich jedoch habe keinen blassen Schimmer, was Arlene nicht entgeht.

„Abigail ist dieses Jahr zum ersten Mal bei Mister One und kennt unsere Gepflogenheiten noch nicht“, erklärt sie den anderen. Ich hoffe inständig, dass ich auchdas letzte Mal dabei bin, aber das behalte ich für mich. „Wir haben es uns im Team zu einer kleinen Tradition gemacht, Runde für Runde zu wetten, wer weiterkommt oder gehen muss. Außerdem setzen wir darauf, mit welcher der Damen unser Mister One als erstes auf Tuchfühlung geht, welche den ersten Kuss bekommt und mit welchem Püppchen er als erstes ins Bett steigt. Die Tipps werden immer abgegeben, bevor Mister One uns über seine Entscheidungen informiert. Natürlich wetten wir nur auf das, was wir aus der Crew nicht mitentscheiden, sonst wäre es ja unfair. Wenn ich beispielsweise mein Veto in eine seiner Entscheidungen einlege, dann ziehe ich meinen Einsatz natürlich zurück.“

„Okay“, sage ich unsicher. Dieses Verhalten kommentiere ich lieber nicht weiter und erwähne auch nicht, dass mir mein hart erarbeitetes Geld zu schade ist, als dass ich es für interne Glücksspiele ausgebe. Besonders jetzt, wo ich doch einiges weniger verdiene als noch bei Ken und ich deswegen sogar in eine kleinere Wohnung ziehen musste.

„Gut“, sagt Arlene. „Da wir eine neue Kollegin dabeihaben, könnte Timothy nochmal die Regeln der Show im Schnelldurchlauf erklären.“

Timothy ist der einzige Mann im Team. Einer der überhaupt wenigen Männer, die in der Produktionsfirma tätig sind. Hollywood – zumindest der Teil, der sich hinter den Kameras abspielt – ist noch immer eine Männerdomäne. Während andere Firmen lediglich halbherzig eine Frauenquote erfüllen, hat Strong Productions es sich zur Aufgabe gemacht, wirklich Fernsehen von Frauen für Frauen zu machen und erfüllt dementsprechend lediglich eine kleinere Männerquote. Ich mag Timothy und seine offene Art, obwohl ich mich erst daran gewöhnen musste. Dort, wo ich herkomme, unterhalten sich die Menschen nicht in aller Öffentlichkeit über ihre Intimitäten und sind eher konservativ und zurückhaltend. In L.A. geht es dagegen lockerer zu, was ich gut finde.

„Die Show beginnt mit dem Kennenlernen unseres sexy Mister One und den fünfzehn Kandidatinnen. Dabei ziehen alle in die Villa, die Strong Productions dafür anmietet. Dieses Jahr drehen wir in Malibu. Woche für Woche scheiden Kandidatinnen aus, bis nur noch zwei Damen für das große Finale übrig sind. Um sich besser entscheiden zu können, gibt es Gruppen- und Einzeldates sowie Challenges“, erklärt Timothy weiter. „Die Kandidaten werden zusammen diverse Ausflüge machen. Besonders beliebt bei den Zuschauern sind auch die Hausbesuche, die zum Ende hin gemacht werden. Gerade das Aufeinandertreffen mit den Familien ist sehr beliebt bei den Zuschauerinnen.“

„Was sind das für Challenges?“, frage ich nach. Auch wenn ich durch meine Schwestern oft genug gezwungen war, mich zumindest akustisch von der Sendung beschallen zu lassen und mir darunter etwas vorstellen kann, frage ich sicherheitshalber nach. Immerhin musste ich bis jetzt keinen derartigen Zirkus drehen.

Arlene lacht kehlig. „Schlüpfrige Fragerunden.“

„Austesten von Fähigkeiten“, ergänzt Timothy.

„Gott!“, stöhnt Arlene. „Weißt du noch in Staffel fünf, als Dexter Becca und Rachel hat gegeneinander in einem Kussduell antreten lassen und alle Welt diese schlabbrigen Zungenspiele ertragen musste? Ich bin mir sicher, fünfzig Prozent der Zuschauerinnen waren kollektiv betrunken, denn Alkohol hat man dringend gebraucht, um das ertragen zu können.“

„Der Gipfel des Fremdschämens. Das war wahres Unterhaltungsfernsehen.“ Timothy gluckst vergnügt. „Dabei wollte Dexter ihre Zungenfertigkeiten ganz anders austesten, aber die Produktionsfirma kann nun wirklich nicht alles unterstützen.“ Entsetzt starre ich in die Runde und tue mir schwer, meinen aufgeklappten Mund wieder zu schließen. „Guck nicht so erstaunt, Herzchen. Der Typ war umgeben von Schönheiten und hatte weniger IQ-Punkte als seine Eiweißshakes, die er auf Instagram verkauft.“

Arlenes Hand trifft mit einem lauten Klatschen ihre Stirn. „Sein Kosename in der Crew war nicht umsonst der Eiweißbaron.“

O mein Gott. Es ist primitiv und dämlich und ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Sendung sobeliebt ist. Andererseits kleben meine Mutter, Schwestern und Madeline auch vor den Fernsehern und sehen sich Jahr für Jahr diese Fleischbeschau der ganz besonderen Art an.

„Es finden also Wettkämpfe statt, deren genauen Inhalt sich Mister One selbst überlegt? Wir geben das nicht vor?“

„Genau“, stimmt Timothy zu. „Das macht die Show so abwechslungsreich und am Ende auch beliebt. Anders als in vielen Formaten wird nicht alles von der Produktion und dem Sender bestimmt. Trotzdem haben wir natürlich am Ende das letzte Wort. Dexter und seinen Eiweißshake hätten wir beispielsweise nie ausstrahlen können.“

Arlene lacht. „Es hätte sich auch niemand gefunden, der diese Sache hätte freiwillig filmen wollen.“

„Oft geben wir einfach nur den Input, damit sich keine Challenges oder Dates wiederholen und wir jede Staffel das Gleiche zu sehen bekommen.

Arlene räuspert sich. „Wir wollen Entertainment. Unsere Zuschauerinnen erwarten neben romantischen Dates, malerischen Kulissen, Luxus, heißen Küssen und viel nackter Haut auch ein gewisses Maß an Action und Reibereien zwischen den Teilnehmerinnen. Sonst wird es zu harmonisch. Frauen lieben es friedlich, aber eben nicht so sehr, dass es einen anödet.“

„Was Arlene sagen will, ist, dass die Zuschauerinnen das Gezicke zwischen den Kandidatinnen lieben“, übersetzt Timothy für mich. „Eine gewisse Stutenbissigkeit gehört einfach zum Drama dazu.“

„So ist es“, gibt Arlene schließlich zu. „Im Regelfall sind die Damen so angefixt von unserem Mister One, dass sie von ganz allein für die nötige Unterhaltung sorgen. Allerdings kommt es auch vor, dass wir nachhelfen müssen, damit es so richtig eskaliert.“

„Eskaliert?“, wiederhole ich ungläubig.

„Nun, Abby, es ist so“, sagt Timothy, der offenbar viel eher bereit dazu ist, Klartext zu reden als Arlene. „Wir sehen uns die Kandidatinnen genau an und wenn wir bemerken, dass es bestimmte Themen gibt, bei denen die Meinungen stark auseinandergehen, dann bringen wir diese Themen zur Sprache.“

„Verstehe.“ Sie spielen die Kandidatinnen also gezielt gegeneinander aus, damit sich die Zuschauer amüsieren können. Die Frage nach der Moral dahinter stelle ich mir jetzt lieber nicht.

„Kommen wir also endlich zu den Kandidatinnen“, sagt Arlene aufgeregt und hämmert auf ihr Tablet, bis auf dem Monitor an der Wand das Logo von Mister One auftaucht, das von dem goldenen Ring geziert wird, den die Siegerin am Ende symbolisch an den Finger geschoben bekommt.

„Unsere erste Anwärterin ist Theresa Lawrence.“ Eine blonde junge Frau posiert in schwarzer Spitzenwäsche und blickt lasziv in die Kamera. „Theresa ist sechsundzwanzig Jahre alt und Dessousmodel. Außerdem hat sie eine Menge Follower auf Instagram und macht dort auf sich aufmerksam.“ Ich schlage die kleine Mappe auf, die zu mir durchgereicht wird und schaue mir die Bewerbungsunterlagen von Theresa an. „Jessica Turner – kurz Jessi. Sie ist mit einundzwanzig Jahren unsere jüngste Teilnehmerin “, fährt Arlene fort und ich bin dankbar, dass Jessi wenigstens alleine Schnaps kaufen und wählen darf. „Sie ist ebenfalls auf Instagram aktiv, wirbt auf ihrem Account für Haarpflege und ist eine richtige Partymaus.“

„Entschuldigung“, unterbreche ich sie. „In den Bewerbungsunterlagen steht, dass sie Wirtschaft studieren oder gewinnbringend heiraten möchte.“

Arlene hebt eine ihrer roten Brauen. „Und?“

„Das kann unmöglich ernst gemeint sein?“ Ich starre in Jessicas dunkelblaue Augen, die mich von dem Monitor aus ansehen.

„Sie ist jung und braucht das Geld“, scherzt Timothy. „Aber ja, es ist ihr Ernst. Sie hat darauf bestanden, dass wir diese Information auch so ausstrahlen. Sollte es mit Mister One nichts werden – und das wird es eigentlich nie – findet sie vielleicht auf diesem Weg einen anderen passenden Mann.“ Ich schlucke den dicken Kloß darüber herunter, so etwas ernsthaft zu denken und dann auch noch in eine Bewerbung zu schreiben. Wer tut denn sowas? Selbst wenn jemand es wirklich beabsichtigt – und natürlich weiß ich, dass es auch unter Frauen falsche Biester gibt, die es nur darauf anlegen - würde doch aber niemand völlig ungeniert und in aller Öffentlichkeit Derartiges von sich preisgeben.

„Natascha Nowikow“, stellt Arlene die nächste Kandidatin vor, was Timothy mit einem Glucksen kommentiert. „Unsere Schönheit aus Russland ist siebenundzwanzig Jahre alt und Eventmanagerin.“ Endlich eine erfolgreiche Frau mit einem richtigen Job. „Außerdem war sie schon zweimal im Playboy.“ In Gedanken ohrfeige ich mich, weil ich annahm, hier die erste halbwegs normale Kandidatin vor mir zu sehen.

„Rebecca Simmons ist vierzig und geschieden“, fährt Arlene fort. „Sie designt seit der Scheidung Unterwäsche und hatte bereits Theresa in einer ihrer Kampagnen, was uns in Punkto Stutenbissigkeit bestimmt noch zugutekommen wird, denn ihre Zusammenarbeit endete nicht friedlich. Sie ist außerdem unsere älteste Kandidatin.“

So geht es weiter bis wir alle durchhaben und am Ende sind wir fünfzehn Frauen unterschiedlichster Typen begegnet – zumindest was Haarfarben, Kleidungsstil und Grammzahl der Silikonimplantate angeht. Auffällig ist für mich dabei, dass alle eine gewisse Oberflächlichkeit was ihr Äußeres angeht vereint – zusätzlich zu der Affinität für Schönheitschirurgie und die Selbstdarstellung in sozialen Medien. Natürlich sind das die Attribute, mit denen ich schon vorab gerechnet hatte und die vermutlich erst die Eintrittskarte in ein solches TV-Format sind. Was mich allerdings wirklich schockiert, ist, dass von fünfzehn Frauen gerade mal acht einer richtigen Tätigkeit nachgehen, wobei ich großzügiger Weise schon die Sängerin einer Rockband, eine eigene Burlesqueshow in Las Vegas und Gastauftritte in einer Seifenoper als solide Berufe mitgezählt habe. Die anderen verdienen ihren Lebensunterhalt allein mit der Zurschaustellung ihrer Selbst im Internet oder werden von Mama und Papa gesponsert.

„Eine letzte Frage habe ich noch“, kündige ich an.

„Bitte.“ Timothy nickt in meine Richtung.

„Ich weiß, dass die Identität des Kandidaten bis zum Dreh geheim bleibt, aber nur um mich mental etwas besser aufgestellt zu fühlen, mit was für einer Sorte Mann muss ich rechnen?“

Arlene entfährt ein hexenhaftes Lachen, bevor sie sich über den Tisch in meine Richtung beugt. „Mit der allerschlimmsten, Abigail.“

Später am Abend treffe ich mich mit Madeline in unserem Stammlokal, direkt am Santa Monica Pier, wo wir uns auf der Terrasse die tiefstehende Abendsonne ins Gesicht scheinen und gemeinsam den Tag ausklingen lassen. Madelines Familie wohnt, wie meine eigene, weiter weg, weswegen wir froh sind, uns hier gefunden zu haben. Genau wie ich ist sie mit mehreren Geschwistern aufgewachsen und es nicht gewohnt, ihr Ding komplett alleine durchzuziehen. Sie vermisst ihr Zuhause, konnte aber nicht in der Provinz bleiben, um sich ihren Traum zu verwirklichen. Die Kleinstädte Amerikas sind nun mal nicht die Fashion-Metropolen dieser Welt. Anders als ich fühlt sie sich zwischen all dem Glanz und Glamour L.A.‘s und den aufgesetzten Menschen, die diese Stadt bevölkern, pudelwohl.

„Du meinst also wirklich, dass der Sender mit Absicht solche Frauen auswählt?“, fragt sie und spielt lautstark mit den Eiswürfeln in ihrem Cocktail.

Ich schnaube leise, bevor ich mein Entsetzen über dieses Format und meinen neuen Job mit einem großen Schluck Wein hinunterspüle.

„Wir sind in Los Angeles, Abigail. Du arbeitest für das Fernsehen. Langsam solltest du dich daran gewöhnt haben, wie die Welt um uns herum tickt.“

„Vielleicht will ich das gar nicht“, entgegne ich. „Vielleicht brauche ich normale, am Boden gebliebene Menschen um mich herum und nicht diesen Zirkus hier.“ Ich weiß selbst, dass die Art Menschen, die mir guttun, hier nicht zu finden sind. Los Angeles kann einfach gestrickte Menschen wie Madeline oder mich nur in sehr geringen Dosen vertragen, ohne aus ihnen die gleiche oberflächliche Masse zu machen, wie sie hier an jeder Ecke zu finden ist. Ich weiß, dass ich nicht beides haben kann: Erfolg in dem Job, der mir Spaß macht und von Menschen umgeben zu sein, die nicht nur aus Oberflächlichkeit und Narzissmus bestehen. Ganz zu schweigen davon, dass ich mit meinem vollen Terminplan, meinen begrenzten Mitteln und meiner kleinen Wohnung in L.A. unmöglich ein Pferd halten kann, denn das wäre das absolute Topping zu meinem persönlichen Glück. Für viele ist der Spruch, dass das Glück auf dem Rücken der Pferde liegt, nur so daher gesagt, aber für mich trifft es wirklich zu. „Normale Menschen und ein Pferd, das könnte ich dringend gebrauchen“, seufze ich.

„Was du in erster Linie ganz dringend gebrauchen könntest, ist endlich wieder einen vernünftigen Mann zwischen den Laken. Ehrlich, deine Stimmung ist so düster, dass du eigentlich nur noch schwarz tragen solltest.“

Ich rolle mit den Augen. „Geht das jetzt wieder los, ja?“

„Je länger du hier bist und vor dich hin moderst, umso zynischer, depressiver und aggressiver wirst du.“

„Du findest mich aggressiv?“

Madeline nickt bestätigend. „Allerdings. Seit der Sache mit Kenny und deiner selbstauferlegten Fastenzeit in Sachen Männer bist du unausstehlich. Dabei ist das, was dir passiert ist, schon tausenden anderen Frauen widerfahren und absolut keine Seltenheit oder etwas, wegen dem du dich schämen solltest.“

„Kenneth oder Ken“, korrigiere ich sie, dabei zieht sich bei der Erwähnung von Kenneth alles unwohl in meinem Bauch zusammen. Dieses Kapitel meines Neustarts in Los Angeles will ich am liebsten verdrängen und in die hinterste Ecke meiner Gedankenkommode verräumen, wo ich es nie mehr wiederfinde, denn ich schäme mich wirklich schrecklich für meine Dummheit und diese Demütigung. Allerdings erinnert mich meine beste Freundin gerne daran, dass ich ihrer Meinung nach zu früh aufgeben habe und ihm viel zu viel Macht über mich und mein Privatleben gewähre, wo er doch das eigentliche Übel des Dilemmas ist.

Obwohl ich nicht auf den Mund gefallen bin, bin ich keine dieser Frauen, die total polarisieren, sich in den Mittelpunkt drängen müssen oder gar offensiv einen Mann anflirten. Ich war nie verschüchtert, aber auch niemand, der es eilig hat. Ich gehe die Dinge gerne langsam an und von meinen Männerbekanntschaften zuhause kannte ich es auch nur so, dass man sich ausreichend Zeit nimmt, um sich kennenzulernen. In Summerfield gibt es nicht viel Ablenkung und die Menschen haben die nötige Muße, um sich kennenzulernen. In Los Angeles sollte aber plötzlich alles ganz anders für mich kommen, denn Ken schlug in mein Leben ein wie ein Komet. Nicht nur, dass er mich direkt im Bewerbungsgespräch eingestellt und mir sogar geholfen hat, eine schöne Wohnung in Studionähe zu finden. Nein, er kümmerte sich auch sonst um mich und meine Ankunft in Los Angeles. Entgegen all meinen Prinzipien, mich niemals mit einem Kollegen oder gar meinem Vorgesetzten einzulassen, schlief ich dennoch mit ihm. Es war wie ein unbekannter Rausch aus Endorphinen. Ich war high von seinem Charisma, seinem Wissen in der Branche, seinem Können und ja, auch von seinem nahezu perfekten Aussehen. Ich war so betrunken von ihm, dass ich alle Warnzeichen übersehen und mich auf eine Beziehung mit ihm eingelassen habe. Zumindest dachte ich, dass wir eine hätten.

Er achtete stets auf Diskretion, was mich, die blauäugige Landpomeranze, nie stutzig gemacht hat. Es ist nicht so, dass ich jedem blind vertrauen würde, aber ich habe eben auch nie gelernt, dass ich jedem mit Misstrauen begegnen muss. Da Ken in der Öffentlichkeit stand und neben seiner Tätigkeit als Regisseur auch ein gefragtes Werbegesicht auf Instagram ist, habe ich nie Skepsis empfunden, wenn er in Restaurants oder auf Spaziergängen am Pier nicht meine Hand nehmen oder sonstige Zärtlichkeiten austauschen wollte. Auch, dass er mich vor den Kollegen normal behandelt hat, obwohl am Set hinter vorgehaltener Hand über uns geredet wurde und alle heimlich von uns wussten, habe ich als Professionalität abgetan und nicht als böses Omen. Ich war sogar noch dankbar dafür, weil ich niemand bin, der sein Privates gerne vor anderen ausbreitet. Ansonsten verbrachten wir unsere gemeinsame Zeit meist in der Horizontalen in meinem schicken Apartment, das ich mir von meinem überdurchschnittlichen Gehalt leisten konnte. Und selbst das ließ mich nicht stutzig werden.

Ich war rundum glücklich, dachte, überaus erfolgreich zu sein und den Mann meines Lebens gefunden zu haben. Zumindest so lang, bis ich Ken eines Tages eng umschlungen und wild knutschend mit dem Hollywoodsternchen Helena Theafanos am Set vorfand. Dass unsere Kollegen ihm dabei zusehen konnten, wie er der griechischen Schauspielerin mit seiner Zunge die Zähne säuberte, störte ihn hingegen nicht. Oder dass er mir das Herz damit brach.

Ich schluckte meine Fassungslosigkeit herunter und schlich mich unter einem Vorwand vom Set. Weder wollte ich Ken eine Szene machen, noch mir vor den Kollegen die Blöße geben. Als ich ihn dann endlich darauf ansprach, offenbarte er mir auf ziemlich schmerzhafte Weise, dass er eine medienwirksame Beziehung mit Helena führe. Er ist mich schneller losgeworden, als ich Cut rufen konnte. Es dauerte keine zwei Tage, bis er einen Vorwand fand, um mir die Kündigung zu geben, indem er behauptete, ich hätte einige für den Dreh wichtige Unterlagen verschlampt. Verschlampt – dieses Wort benutzter er, und als wäre eine Kündigung allein nicht schlimm genug, gab er mir noch den üblen Ruf mit auf den Weg, unprofessionell zu sein. Dahin waren also mein Lover, meine Wohnung und mein Job. Nie hätte ich von mir gedacht, dass auch ich so leicht dem Charme eines Blenders verfallen und am Ende nichts weiter als ein kleines Landei sein würde, das eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten ziert. „Kenneth, Ken, Kenny – am Ende bleibt es der gleiche Clown, der sich einfach für seine eigene Erbärmlichkeit in Grund und Boden schämen sollte. Wer heißt denn auch bitte wie dieser Typ von Barbie? Wenn ich es mir recht überlege, macht er seinem Namen alle Ehre. Dass Plastik auf seinesgleichen steht, ist wohl vorprogrammiert.“ Madeline reißt mich aus meinem Gedankenkino. Sie atmet tief durch, um ihre Rage zu mindern. „Ich weiß, dass du seit sechs Monaten keine Dates mehr hast und auch kein Interesse mehr an Männern.“

„Falsch“, korrigiere ich sie. „Ich habe seit sechs Monaten kein Interesse mehr an Männern aus Los Angeles.“

„Dann trifft es sich ja gut, dass ich dir ein Treffen mit jemandem organisiert habe, der ursprünglich nicht aus Los Angeles kommt“, platzt es aus ihr heraus. „Hass mich bitte nicht dafür.“

Ich leere mein noch halbvolles Weinglas. „Madeline! Du kannst das sofort absagen. Du weißt ganz genau, dass ich darauf keine Lust habe.“

„Bitte. Nur dieses eine Mal. Ich verspreche dir, er ist kein Blender und es geht ihm wirklich um die inneren Werte und vor allem ist er niemand, der vorgibt jemand zu sein, der er gar nicht ist. Ich würde sogar sagen, dass du bei ihm sofort weißt, was du bekommst. Er ist ein offenes Buch, glaub mir.“ Meine Miene bleibt hart. „Bitte, Abigail. Nur dieses eine Mal. Glaub mir, ich meine es wirklich nur gut mit dir. Ich würde dich niemals mit jemandem verkuppeln wollen, der dir schaden könnte.“

Bei Madelines liebem Dackelblick werde ich weich. „Wer ist er?“, frage ich. Möglich, dass ich ein bisschen genervt klinge. Möglich, dass ich sogar noch viel genervter bin und sie recht damit hat, dass ich allmählich zu verbalen Aggressionen neige.

„Du wirst ihn lieben“, sagt sie erfreut. Ich sehe sie skeptisch an, woraufhin sie in ihrem Shopper wühlt. „Und bis dahin bekommst du den hier von mir.“ Sie reicht mir einen weichen Gegenstand in Rosa. Erst als ich das Teil entgegennehme, erkenne ich, was es ist. Ein Penisplüschtier. „Was soll der Blödsinn, Madeline?“

„Damit du endlich einen Vibrator zum Kuscheln hast.“

„Das Ding vibriert?“ Ich verschlucke mich fast an meinem Lachen.

Sie nickt und drückt den Bauch – oder eher die Stelle zwischen Schaft und Hoden und das Ding fängt lautstark an zu vibrieren. „Ich dachte, er bringt dir vielleicht Glück bei der nervenaufreibenden Produktion.“

Ich verschränke die Arme vor meiner Brust. „Ich fahre damit auf gar keinen Fall nach Malibu.“ Der rosa Plüschpimmel landet auf dem Tisch. Madeline schnappt ihn sich und haut mir damit gegen die Schulter. „Jetzt nimm ihn schon, du biedere…“

Ich schnappe mir das Kuscheltier und verstaue es in meiner Handtasche, wobei ich penibel darauf achte, die Vibrationsfunktion nicht zu betätigen. „Ist ja schon gut, ich nehme ihn mit.“

Kapitel Zwei

Abigail

Ein letztes Mal gehe ich meine Checkliste für den Aufenthalt in Malibu durch und räume die abgehakten Gegenstände in meine Tasche. Ich liebe es, wenn alles nach Plan läuft. Meinen Rollkoffer und meinen neusten plüschigen Talisman habe ich bereits gestern Abend zusammen mit Madeline in meinem Mini Cooper verstaut. Sie hat penibel darauf geachtet, dass das Kuscheltier mitkommt und ich wollte ihr den Spaß nicht verderben. Ich kann die nächsten Wochen zwar jederzeit in mein kleines Apartment zurückkommen, aber dennoch habe ich nicht vor, ständig zu Pendeln.

Als ich zwanzig Minuten später auf den Parkplatz der Mall vorfahre, weil ich vor meiner Abreise unbedingt noch einen Friseurbesuch nötig habe, gibt es noch jede Menge freie Lücken. Zufriedenheit macht sich in mir breit.

Eine gute Stunde später trete ich mit frisch geschnittenen und zu sanften Wellen frisierten Haaren in die jetzt bereits pralle Sonne aus dem Gebäude. Eilig schiebe ich mir meine Sonnenbrille auf die Nase und schlage den Weg zu meinem Wagen ein.

„Das darf nicht wahr sein!“, schreie ich entsetzt.

Mein kleines süßes Auto wurde von einem dieser riesigen Protzschlitten förmlich aufgefressen. Ich weiß genau, dass ich relativ weit in die Parkbox hineingefahren bin – was ja auch mein gutes Recht ist, denn ich war ganz klar innerhalb der Markierungen. Der Pickup, der mir direkt gegenüber steht und nie im Leben in eine normale Lücke gepasst hätte, hat meinen Wagen einfach nach hinten geschoben. Sogar die Nummernschilder berühren sich. Hier wurde nicht einmal der Versuch unternommen, nach dem entstandenen Schaden zu sehen. Es wurde einfach alles so gelassen, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt, jemand anderem in den Wagen zu fahren.

Wie eine Irre hechte ich zwischen den parkenden Autos hindurch und beuge mich über meine Motorhaube, um mir das Ausmaß des Desasters anzusehen.

„Das muss ein Scherz sein“, fluche ich vor mich hin. Ausgerechnet heute muss mir so etwas passieren. „So ein Mist!“ Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Vermutlich werde ich mich verspäten und direkt bei Arlene in Ungnade fallen. Das passt mir alles überhaupt nicht.

„Alles in Ordnung bei Ihnen?“ Ich drehe mich wie in Zeitlupe um und starre auf einen Officer, der in seinem Streifenwagen hinter meinem Mini hält und mich aus seinem geöffneten Fenster heraus anspricht.

„Sie schickt der Himmel“, sage ich. Der Officer, der in etwa in meinem Alter sein muss, schaut kurz zu seinem älteren Kollegen, der ihm aufmunternd zunickt, bevor er dann den Motor abstellt und aussteigt.

„Sehen Sie“, fordere ich und deute auf meine Motorhaube und die der Protzkarre. „Ich habe hier heute Morgen geparkt, innerhalb der Markierung. Dieser Wagen stand noch nicht dort, als ich angekommen bin. “

Der Beamte nimmt seine Pilotensonnenbrille ab und steckt sie sich in den Hemdkragen. Dann rückt er seine Dienstmütze zurecht und gibt dabei kurz den Blick auf seine vollen, dunkelblonden Haare frei. Zugegeben: der Polizist ist heiß und will mich scheinbar auf subtile Weise darauf hinweisen, dass er neben seinem Job als Cop auch locker bei den Chippendales mittanzen könnte. Auch wenn ich derzeit männerfaste, bemerke ich seine Attraktivität und dass er offenbar Gefallen an mir findet. Anderenfalls würde er kaum so darauf achten, sich von seiner Schokoladenseite zu zeigen – ich bin weder blind noch blöd. Trotz meiner Fastenkur bin ich nicht abgeneigt und es setzt zur Abwechslung mal nicht die mittlerweile gewohnte Übelkeit beim Kennenlernen eines Mannes ein.

„Er ist Ihnen frontal reingefahren. Das muss der andere Fahrer definitiv bemerkt haben.“ Er schüttelt seinen Kopf. „Ich verstehe Ihren Ärger. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir kümmern uns darum.“

Der andere Polizist findet nun auch den Weg aus dem Streifenwagen und gesellt sich zu uns in die sengende Hitze.

„Wie behandeln Sie diesen Fall?“, hake ich nach. Ich will das hier schnell erledigt haben, auch wenn der Polizist ganz schnuckelig ist. Immerhin habe ich einen Termin.

„Wir ermitteln den Fahrzeughalter“, sagt der jüngere Officer und nickt seinem Kollegen zu, der nun um die parkenden Autos herumschleicht, um das Nummernschild des anderen Wagens zu notieren. „Ihre Personalien müsste ich auch aufnehmen.“

„Einen Moment.“ Ich krame meine Papiere aus den Tiefen meiner Handtasche heraus und reiche sie ihm.

„Abigail Evans“, liest er meinen Namen vor und lächelt vor sich hin, während er ein vorgefertigtes Dokument ausfüllt. „Ich mag Ihren Namen.“

„Danke.“ Das hat mir in Los Angeles bisher noch niemand gesagt.

„Siebenundzwanzig Jahre alt, geboren in Summerfield, Alabama, wohnhaft in Rose Hill, einsfünfundsechzig groß, grüne Augen – soweit ich sehe, habe ich fast alles, was ich wissen muss. Nur die Angabe zu ihrem Familienstand fehlt“. Der Officer wirft mir ein freches Grinsen zu.

Ich wusste es!

Ich wusste es einfach. Diese subtilen Flirtversuche erkenne ich sofort.

Kurz liegt mir die übliche Abfuhr auf der Zunge, die ich jedem Mann in den letzten sechs Monaten habe zukommen lassen. Es ist schon fast ein Reflex geworden. Allerdings brauche ich den Officer noch um diese Sache hier schnell über die Bühne zu bringen und irgendwie ist er mir über die Zweckmäßigkeit hinaus sympathisch. Vielleicht ist er einen Versuch wert. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein rattenscharfer Streifencop und ich bin ausgedörrt, wie Madeline jetzt sagen würde. „Da würde dann Single stehen.“

Das Grinsen um seine Lippen wird breiter. Er reicht mir einen kleinen Zettel mit seinem Namen und seiner Nummer. „Sie können mich gerne anrufen, vielleicht könnten wir uns auf einen Kaffee treffen?“

„Danke, Officer Wilson“, lese ich seinen Namen von dem Zettelchen ab. „Ich komme ganz bestimmt darauf zurück und…“

„Was wird das hier?“ Ein dunkelhaariger Mann baut sich in Angriffshaltung neben den Autos auf. Die Wut steht ihm blendend, denn selbst die harte Miene, die sich über seine kantigen Gesichtszüge legt, tut seiner Attraktivität keinen Abbruch. Er wirkt wie einer dieser Typen, die vermutlich in allen Lebenslagen gut aussehen, selbst wenn sie einem ins Auto fahren und nicht von allein die Polizei benachrichtigen. Aber darum geht es gar nicht. Hier geht es ums Prinzip und der Prinzipienreiter, der ich seit Kenneth nun mal bin, schreit mich geradezu an, ihm die Hölle heiß zu machen. Ganz gleich wie attraktiv er sein mag.

„Was das hier wird?“, wiederhole ich seine Frage. „Während ich beim Friseur war, sind Sie in meinen Wagen gefahren.“

„Unsinn!“ Er verschränkt die Arme vor seiner breiten Brust, die in einem dieser lässigen Freizeitoutfits, bestehend aus lockerem Hemd, Chino und Leinenjackett steckt, das sich nun gefährlich um seine Oberarme spannt. Ich bin mir sicher, dass austrainiert noch untertrieben für diesen Body ist. Ich bin mir ebenso sicher, dass er in der nächsten Hercules-Verfilmung problemlos die Hauptrolle übernehmen könnte. Optisch zumindest.

Officer Wilson zieht eine seiner Brauen hoch. „Nun, Mister…“

„King“, ergänzt der rüpelhafte Fahrer der Protzkarre und entblößt dabei eine Reihe perfekter, weißer Zähne. Rein äußerlich ist so ziemlich alles an diesem Mann perfekt. Die vollen Haare, der leichte Bartschatten, die kantigen Gesichtszüge und der Körper. Er sieht so gut aus, dass nichts davon echt sein kann. Ganz unmöglich. Er zieht die Papiere aus seiner Brieftasche und hält sie Officer Wilson entgegen, als wäre ihm die Situation mit der Polizei keineswegs neu und als wüsste er ganz genau, was als nächstes von ihm verlangt würde.

„Mister King, Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie Miss Evans in ihrer Abwesenheit ins Auto gefahren sind“, rattert Officer Wilson beamtenmäßig runter.

Mister King schaut auf unsere Autos und sieht dann zwischen mir und dem Officer hin und her, bevor er mich völlig ungeniert von oben bis unten mustert. Dabei verweilt sein Blick viel zu lange auf meinen Beinen und er setzt ein Lächeln auf, bei dem Madeline jetzt der Sabber aus den Mundwinkeln laufen würde. Leider kann ich mich nicht damit rühmen, dass mich seine Blicke gänzlich kalt lassen, denn ein seichter Schauer überzieht meine Haut. „Miss Evans“, schnurrt er meinen Namen. Ich kenne schnurrende Männer. Ich hasse schnurrende Männer, die denken, nur wenn sie Frauen etwas vormachen, kämen sie an ihr Ziel. Ken war auch so und fand ich es zunächst noch schmeichelhaft, musste ich mit Schrecken feststellen, dass solche Männer niemals nur eine Frau beschnurren.

„Ich bin mir sicher, wir können die Angelegenheit unter uns klären, ohne unnötigerweise die Behörden einzuschalten“, schlägt er vor. Was denkt er sich eigentlich?

Dass er die Frechheit besitzt, die Integrität der Polizei herunterbuttern zu wollen, wo diese doch schon direkt vor ihm steht, überrascht selbst mich. Was für ein unverschämter, maßlos von sich überzeugter Typ! Officer Wilson wirkt ebenso überrascht wie verärgert. „Sie geben also zu, Miss Evans ins Auto gefahren zu sein?“

„Ich gebe gar nichts zu.“ Mister King fährt sich durch seine dunklen Haare, die genau das richtige Maß zwischen Ordnung und Chaos sind, und sieht einen Moment nachdenklich zu den Wagen. „Sehen Sie, unsere Autos küssen sich doch einfach nur“, schnurrt er weiter. „Ein kleiner Kuss ist ganz bestimmt nichts, was wir nicht unter uns klären könnten. Dinner?“

„Dinner?“, wiederholt Officer Wilson fassungslos und schüttelt den Kopf. Dann wendet er sich wieder mir zu „Wollen Sie ein Verfahren für die Versicherungen in die Wege leiten, Miss Evans?“

„Nein“, mischt sich Mister King erneut ein. „Sie geht mit mir essen und ich zahle den Schaden privat. Miss Evans hat etwas zu großzügig geparkt und ich habe das Problem vielleicht ein bisschen zu beherzt gelöst, aber wir werden uns schon einig – das versichere ich Ihnen.“ Er zwinkert mir auf eine ganz unmögliche Art zu, die mich nur noch Dunkelrot sehen lässt.

„Natürlich will ich ein ordentliches Versicherungsverfahren“, blaffe ich Mister King, aber auch den Officer an. „Leiten Sie alles in die Wege. Mister King wird sich mit seiner Versicherung in Kontakt setzen müssen.“ Dass dieser Mister King denkt, er könnte sein Verhalten als Nichtigkeit abtun, mir eine Teilschuld daran geben und dann auch noch für mich antworten, regt mich beinahe noch mehr auf als der blöde Unfall an sich. „Und Ihr Dinner können Sie allein genießen“, sage ich viel zu höflich an Mister King gewandt. Er kann es sich von mir aus sogar dahin stecken, wo die Sonne niemals scheint.

Officer Wilson nimmt weiter den Tatbestand auf und fotografiert gemeinsam mit seinem Kollegen die Autos, während ich mit vor der Brust verschränkten Armen daneben stehe und skeptisch zwischen allen Beteiligten hin und herschaue.

Ich bin so unsagbar sauer.

So, so sauer.

Und dieser Mister King sieht so unglaublich gut aus.

So, so gut.

So gut, dass ich mich trotz meiner Wut immer wieder dabei erwische, wie ich ihn anstarre und meinen Blick über seine gut sichtbaren Bizepse gleiten lasse. Ich bin hin- und hergerissen, zwischen dem Wunsch, diesem aufgeblasenen Typen mit meinem Schlüssel den Lack seiner Protzkarre zu versauen, und dem Tagtraum, ihn an Ort und Stelle anzuspringen. Entweder hat Madeline recht und ich binwirklich ausgedörrt,oder dieser Mister King schafft es wie kein zweiter, meine Sehnsucht nach Mann zu entfachen.

„Er ist ihr ganz schön reingeknallt“, bemerkt der ältere Officer an Wilson gewandt und reibt sich über die verschwitzte Stirn.

„Sie tun geradezu so, als hätte ich hier eine Massenkarambolage verursacht.“ Mister King verdreht die Augen und schnaubt abfällig. „Mein Wagen berührt ihren doch nur. Das ist gar nichts.“

„Sie berühren ihn nicht nur. Sie sind quasi in meinem Wagen“, keife ich ihn an, weil er immer noch die Unverfrorenheit besitzt, sich weiter aus der Sache rausreden zu wollen. „Geben Sie doch einfach zu, dass Sie einen Fehler gemacht haben, und lassen Sie uns diese Sache abschließen wie zwei erwachsene Menschen.“

„Das hier ist eine Lappalie, die meiner erwachsenen Meinung nach gar keinem Aufwand bedarf“, sagt er und deutet auf die arbeitenden Officers. „Sie halten die Polizei nur von wirklich wichtigen Dingen ab.“ Mister King macht einen Schritt auf mich zu und beugt sich ein Stück zu mir herunter, bis ich sein herbes Aftershave riechen kann. „Und glauben Sie mir, wenn ich drin wäre, hätten Sie es bemerkt.“

Ich ignoriere seine unverschämte Bemerkung und gehe stattdessen wieder auf Konfrontationskurs in Sachen Schadensverursachung. Ich hasse es, wenn Menschen ihre Fehler nicht eingestehen und die Konsequenzen ihres Handelns nicht mit Würde tragen können. „Ich kenne Männer wie Sie, Mister King. Sie meinen, Sie können sich alles leisten und sich dann mit einer Einladung zum Essen aus der Affäre ziehen, aber so läuft das hier nicht.“

„Vielleicht will ich mich gar nicht aus der Affäre ziehen“, kontert er frech und wackelt mit den Augenbrauen. „Beruhig dich endlich, Ginger.“ Beim Nennen dieses unmöglichen Namens für Rothaarige muss er das lodernde und alles verschlingende Feuer in meinen Iriden erkennen, denn er bringt endlich wieder etwas Abstand zwischen uns, wozu ihm auch dringend geraten sei.

Ginger – zuletzt wurde ich so von Ken genannt und damit verbinde ich rein gar nichts Gutes. Dieser Name verfolgt mich und meine Schwestern schon seit unserer Kindheit. Ich hatte gelernt, damit umzugehen, mich deswegen nicht aufzuregen und es akzeptiert, so genannt zu werden. Nicht immer verbarg sich dahinter eine Beleidigung. Sogar bei den Spice Girls wurde ein Teammitglied so genannt. Doch seit Ken … da reagiere ich wieder empfindlich auf diesen unmöglichen Spitznamen. „Für Sie nach wie vor Miss Evans“, ermahne ich Mister King.

Ein Lächeln huscht über seine Lippen, die von einem leichten Bartschatten umgeben werden, der seinen Look aus lockerem Surfer und Geschäftsmann komplementiert. „Komm schon, du bist bestimmt gar nicht so bieder wie du tust. Ihr Rothaarigen seid doch eigentlich alle kleine Wildkatzen.“ Dass er mich nun auch noch ungefragt duzt, setze ich als einen weiteren Punkt auf seine lange Liste der Unverschämtheiten. Mein Tagtraum, ihn öffentlich zu besteigen, weicht immer mehr dem, ihm zu schaden. Nur, dass aus dem Zerkratzen seines Autos mittlerweile seine Augen geworden sind, so schön sie auch sein mögen.

„Ihre Bemerkungen über Rothaarige und Frauen generell lassen nur mehr darauf schließen, dass Sie nichts weiter als ein chauvinistischer Prolet sind.“ Irgendwann verliere auch ich meine Geduld und meine Höflichkeit.

„So schlecht finde ich meine Bemerkungen gar nicht.“

Seine Selbstgefälligkeit ist ekelerregend. Und macht mich unfassbar wütend. „Also bitte. Schlimmer geht es kaum noch.“ Ich kann einfach nicht fassen, wie der Kerl sich benimmt. Was glaubt er eigentlich, wer er ist?

„Ach wirklich?“ Mister King lacht kehlig und kommt wieder etwas näher. „Rostige Dächer haben feuchte Keller, Ginger.“

Ich bin total perplex. Zum einen ist dieser Mister King dermaßen frech, dass ich wirklich überfordert bin, obwohl ich mich selbst als schlagfertig bezeichnen würde. Ich bin sprachlos, was mir wirklich selten passiert, und kann nichts weiter, als fassungslos meine Kinnlade fallen zu lassen, während es in meinem Bauch vor Zorn brodelt. Zum anderen hat er leider recht, denn er hat sich mit seiner letzten Bemerkung selbst übertroffen. Unter all den schrecklichen Sprüchen gegenüber Rothaarigen — und ich dachte bis gerade wirklich, sie alle zu kennen —, war mir dieser tatsächlich noch unbekannt. Und ich muss gestehen, dass es der fürchterlichste Spruch ist, den ich je zu hören bekommen habe.

„Wir wären dann soweit.“ Officer Wilson hält mir ein ausgefülltes Formular entgegen, welches ich kurz überfliege, unterzeichne und mich dann schwungvoll in meinen überhitzten Wagen setze. „Dann bis bald hoffentlich.“ Er lehnt sich zu meinem geöffneten Fenster und schenkt mir noch ein letztes Mal sein Zahnpastalächeln, bevor er einfach zur Seite geschoben wird.

Mister King beugt sich zu mir. „Die Einladung zum Dinner gilt noch.“ Sein Blick gleitet auf den Beifahrersitz, wo zu meinem Leidwesen mein neuer Glücksbringer sitzt, den Madeline gestern aus einer Laune heraus auch noch angeschnallt hat. Ein breites Grinsen bildet sich auf seinen Lippen. „Ist das ein Plüschpimmel neben dir?“ Er lacht überheblich. Wütend werfe ich meine Handtasche zu meinem Glücksbringer. Statt Madelines Mitleidsgeschenk zu verdecken, knallt meine Tasche aber dagegen und der rosa Schwanz fängt an, lautstark zu vibrieren. „Du solltest meine Einladung ganz dringend annehmen, Ginger. Ich glaube, ich könnte dir wirklich behilflich sein.“

Eilig schließe ich mein Fenster und brause wütend davon. Das einzige, was mir heute noch helfen kann, ist, so viel Abstand wie nur irgend möglich zwischen mir und diesem Mister King. Und ein großes Glas Rotwein.

Ich fahre die private Straße in die Berge von Malibu hinauf, wo das luxuriöse Anwesen thront, in dem die diesjährige Staffel von Mister One gedreht wird. Das Grundstück und die Villa sind wirklich beeindruckend. Problemlos könnte man auf dieser Fläche zwei Herden Rinder und einige andere Tiere halten, aber sowas zieht hier natürlich niemand in Erwägung. Es ist viel zu groß, als dass nur ein einziger oder wenige Menschen hier leben sollten, aber für die meisten Stars und Sternchen ist dies der übliche Standard. Neben dem Haupthaus, in dem die Kandidatinnen untergebracht werden und in dem hauptsächlich gedreht wird, gibt es außerdem ein Gästehaus, in dem Mister One wohnen wird. In einem weiteren Nebengebäude, das wohl sonst für das Personal als Herberge dient, bin ich zusammen mit Arlene, Timothy und der restlichen Crew untergebracht.

„Wo warst du so lange?“, ruft Timothy mir aufgeregt zu, als ich gerade aus dem Auto steige. Unpünktlichkeit kennt hier niemand von mir. Sie sind das Gegenteil gewohnt.

„Ich hatte einen kleinen Zwischenfall mit meinem Auto“, erkläre ich.

Sein Gesicht verzieht sich zu einer besorgten Miene. „Geht‘s dir gut, Abby?“

„Ja, alles in Ordnung. Es war nur ein kleiner Unfall. Die Polizei hat alles aufgenommen. “

„Arlene ist total durch den Wind, weil du so lange hast auf dich warten lassen. Mister One ist auch noch nicht eingetroffen, was ihn jetzt schon bei ihr in totale Ungnade fallen lässt, von daher bist du wegen deiner Verspätung aus dem Schneider.“

Timothy führt mich durch den langen Korridor und das Wohnzimmer hinaus in den Garten, wo uns Arlene schon erwartet.

„Da bist du ja endlich!“, kreischt sie mir von der anderen Seite des Pools zu, der ringsherum mit Liegen und teuer aussehenden Terrassenmöbeln umsäumt ist. Überall gibt es üppige Blumenarrangements und jede Menge Pampasgras. So viel, dass ich der Kamerafrau Andrea einen mitleidigen Blick zuwerfe, die bereits mit einem Taschentuch und Nasenspray bewaffnet versucht, ihre Allergie in Schach zu halten. Hier draußen wird heute die Party stattfinden, bei der sich die Kandidatinnen kennenlernen und gemeinsam auf Mister One treffen. Natürlich muss es hier aussehen wie im Garten Eden. Ich hoffe nur, heute weder einen Sündenfall noch eine Schlange zu Gesicht zu bekommen. „Gut, dass du endlich da bist und ich hoffe, dass es deine erste und letzte Verspätung war.“

„Sie hatte einen Unfall“, sagt Timothy entschuldigend, während wir uns Arlene nähern.

„Gott, alles in Ordnung mit dir, Abigail?“, fragt Arlene nun auch besorgt.

„Ja, alles gut. Ich saß auch gar nicht drin, als es passiert ist.“

„Na, was ist denn nun passiert?“, hakt sie nach. „Spann uns nicht so auf die Folter.“

Ich atme tief durch und schlucke den Groll herunter, den diese Situation und die unverschämte Reaktion dieses Mister King in mir verursacht haben. „Während ich beim Friseur war, ist jemand auf dem Parkplatz der Mall in meinen Wagen gefahren. Er wollte, dass die Polizei ihre Arbeit einstellt und die Angelegenheit stattdessen mit mir bei einem Dinner klären. Außerdem hat er die ganze Zeit sexistische Bemerkungen gemacht.“

Timothy schlägt sich entsetzt die Hände ins Gesicht. „O mein Gott, du gehst wirklich in der Mall zum Friseur?“ Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. „Sorry, Herzchen. Du weißt doch, manchmal bin ich etwas daneben. Was ist mit deinem Auto?“

„Ich konnte keinen größeren Schaden erkennen, aber es geht ums Prinzip.“

„Ganz genau“, pflichtet Arlene mir bei. „Auf so etwas Dreistes kommen ohnehin nur Penisträger. Wirklich, keine Frau dieser Welt würde einen Unfall verursachen und dann so unverschämt sein, das Opfer mit anzüglichen Sprüchen manipulieren oder gar einschüchtern zu wollen.“ Mehrere Mitarbeiterinnen um uns herum nicken ihr bestätigend zu. Queen Arlene hat gesprochen und niemand würde es wagen, etwas anderes zu behaupten.

„Moment mal …“ Timothy grinst breit und seine Sorge um mich, mein Auto, als auch um meine Haare, ist mit einem Mal verschwunden. „War er heiß?“

„Das spielt dabei doch gar keine Rolle“, bemerkt Arlene.

„Doch, immer. Außerdem wollte er dich vielleicht auf dem Weg kennenlernen und nun hast du die Chance deines Lebens verpasst.“ Timothy mag Frauen und Männer gleichermaßen, ist aber seit ich bei Strong Productions tätig bin, in festen männlichen Händen und ich kann mir kaum vorstellen, dass ihn der tägliche Umgang mit Arlene nochmal in weibliche Arme treiben könnte.

„Wohl kaum“, kläre ich ihn auf. „Der Mann war die Unmöglichkeit in Person und das einzige Ziel dieser Einladung war es, mir gute fünfzig Prozent weniger für den Schaden zu zahlen, als es das Gutachten der Polizei ergeben wird.“

Arlene nickt. „So ist es.“

„Arlene?“ Lara, eine der Praktikantinnen, steht an der Terrassentür und wirkt verängstigt. „Er ist jetzt da.“

„Schön! Er soll seinen Hintern unverzüglich raus schaffen, damit wir den Ablauf für die Ankunft der Frauen besprechen können. Wir sind spät dran.“

Lara steht betreten auf der Stelle und tippelt nervös von einem Fuß auf den anderen. „Er hat darauf bestanden, dass ihm zunächst seine Unterkunft gezeigt wird. Stella führt ihn in sein Haus und…“

„Was?“ Arlene springt aus ihrer Liege auf und stampft aufgebracht zu Lara. Die Praktikantin tut mir unglaublich leid. „Unzuverlässig und dann auch noch unverschämt sein? Nicht mit mir! Nicht in meiner Produktion!“

„Er sagte, er müsse dringend einige Instagramstories machen. Außerdem sei er der Star der Show und ohne ihn würde schon niemand anfangen zu drehen“, rechtfertigt sich Lara, reitet sich aber mit ihren Worten immer weiter rein, auch wenn sie nur die des Teilnehmers wiederholt.

„Und jetzt sage ich dir etwas, Kindchen…“ Arlene stemmt ihre Fäuste in die Hüften. „Verzogenen kleinen High-Society-Bengeln muss man ein wenig den Arsch versohlen, wenn sie einem so kommen. Merk dir das für dein weiteres Leben, Laura.“

„Lara“, korrigiert Lara sie leise, während Arlene wütend an ihr vorbeizieht.

„Worauf wartet ihr beiden noch?“, ruft sie Timothy und mir zu, was uns dazu veranlasst, uns unverzüglich in Bewegung zu setzen. „Diese Witzfigur“, schimpft Arlene weiter vor sich hin, während wir ihr quer über das Grundstück folgen. „Ich wusste es! Ich wusste, dass dieser Typ nur Probleme machen würde. Aber nein – Cheryl musste unbedingt diesen skandalbehafteten Wilden in unsere Show holen, weil er sie persönlich überzeugt hat.“ Sie schnaubt laut, während sie zielsicher auf das Gästehaus zuläuft. „Persönlich überzeugt hat er sie – wenn eine Frau einen Mann persönlich überzeugt, dann nennt alle Welt das Hochschlafen.“

Cheryl Cross ist die Chefin von Strong Productions und hat sich mit der frauenorientierten Produktionsfirma einen Traum erfüllt. Sie ist allerdings auch Mitte sechzig – nicht, dass sie nicht gut für ihr Alter aussehen würde. Dennoch frage ich mich, was es mit dem diesjährigen Mister One auf sich hat, wenn die jüngste Kandidatin Anfang zwanzig ist, während er offenbar auch keinen Halt vor einer Dame macht, die steil auf die siebzig zugeht.

Arlene drückt schon die Türklinke runter, als Timothy sie aufhält. „Denkst du nicht, wir sollten anklopfen?“

„Nichts da“, tobt Arlene weiter. „Dieser Heiopei meint, er kann sich hier alles rausnehmen, aber dem werde ich direkt ein Ende setzen.“ Arlene stößt die Tür auf und tritt in das Haus, welches locker als Hauptvilla durchgehen könnte, außer, dass es anstelle der über tausend Quadratmeter vielleicht nur dreihundert hat. Während sie vorausmarschiert, trotten Timothy und ich ihr wie zwei Wachhunde hinterher.

Gerade als ich ihr sagen will, dass er bestimmt auf dem Weg zum Set ist und wir uns garantiert nur auf dem großen Grundstück verpasst haben, geht in einem anderen Raum Glas zu Bruch, bevor ein lautes Schreien das Klirren begleitet. Arlene reißt die große Flügeltür auf. Zwischen zerwühlten Platzdeckchen liegt keine andere als Stella auf der langen Esszimmertafel. Zwischen ihren weit gespreizten Beinen ist ein dunkler Haarschopf zugange und leckt sie nach allen Künsten in den Himmel. Stella, die total in den Sphären ihres Orgasmus schwebt, bemerkt unsere Anwesenheit gar nicht erst und kreischt stattdessen nochmal voller Inbrunst.

Das Bild ist grotesk. Es ist abstoßend und aufregend gleichermaßen, jemanden dabei zu erwischen und fernab aller Erlebnisse, die ich jemals hatte. Nicht, dass ich noch nie geleckt worden wäre. Nur nie auf einem Esstisch, zwischen edler Tischwäsche und Servietten und auch nie in einer Situation, in der man mich dabei hätte erwischen oder beobachten können. Und auch nie so, dass ich dabei hätte schreien müssen oder teure Kristallvasen zu Bruch gegangen wären. Vielleicht auch nie so, dass ich so ekstatisch gewesen wäre wie Stella, die in diesem Moment meiner nicht fachkundigen Beurteilung nach wohl den monumentalsten Höhepunkt ihres Lebens hat. Zumindest hoffe ich für sie und ihre Nachbarn, dass sie nicht immer so lautstark explodiert und die halbe Wohnung dabei abreißt.

Jeder halbwegs normale Mensch würde in dieser Situation peinlich berührt den Rückzug antreten, aber Arlene Stone gehört nicht zu diesen, sie hat Los Angeles längst in sich und ihrem Charakter verinnerlicht. „Schluss damit!“, brüllt sie, was Stella erschrocken hochfahren lässt.

„Arlene“, stammelt die Praktikantin und versucht, ihren weit hochgerutschten Rock zu richten und sich zu bedecken, was ihr nicht gelingen will. „Es tut mir so unglaublich leid, es ist nicht so, wie du denkst.“ Ich weiß nicht, ob ich mich für die Situation fremdschämen, über ihre Dummheit weinen oder wirklich lachen soll. Es ist die lahmste Ausrede, die ich jemals gehört habe.

„Du bist gefeuert“, sagt Arlene scharf. Stellas Augen weiten sich erschrocken und werden glasig.

Mir wird diese ganze Szene zu viel. Durch und durch zu viel. Leise schleiche ich mich rückwärts durch die Tür, um ein wenig Abstand zu gewinnen.

Stella heult lautstark. „Bitte, Arlene. Ich brauche dieses Praktikum!“

„Strong Productions hat klare Regeln, wenn es um das Verhältnis von Mitarbeitern und an Produktionen beteiligten Personen geht“, klärt Arlene sie geschäftsmäßig auf. „Was das angeht, kennen wir keine Gnade und das wusstest du.“

Stella rauscht weinend an mir vorbei und verlässt das Haus, während ich ihr mitleidig hinterhersehe. Einerseits tut sie mir schon leid, weil ein bezahltes Praktikum in unserer Branche eine echte Rarität ist. Andererseits stehe ich zu hundert Prozent hinter der Firmenphilosophie, da solche Liebschaften nur zu Problemen bei der gemeinsamen Arbeit führen – immerhin habe ich am eigenen Leib erlebt, wie sowas enden kann.

„Ich wusste, dass du und dein Verhalten uns nur Schwierigkeiten machen würden“, fährt Arlene jetzt den neuen Mister One an. „Aber dass du es schon am ersten Tag und noch vor Drehbeginn schaffst, mich dermaßen auf die Palme zu bringen und uns eine wertvolle Mitarbeiterin kostest, hätte ich nicht einmal von dir erwartet.“

Ein kehliges Lachen ertönt, das irgendwo tief in mir meine Alarmbereitschaft weckt. Doch das kann ganz unmöglich wahr sein, denn immerhin drehen wir Reality TV und keinen schlechten Film. „Arlene, komm schon. Ich hatte echt einen nervigen Vormittag und musste mir eine Portion gute Laune gönnen, bevor ich die Ladys begrüße – und dich natürlich.“ Dieser Schleimer versucht es also bei Arlene. Dass er bei ihr auf Granit beißen wird, weiß er wohl noch nicht.