Clans of New York (Band 2) - Brianna Gray - E-Book
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Clans of New York (Band 2) E-Book

Brianna Gray

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Beschreibung

Obwohl Giulio nach Tommasos Tod der neue Boss ist und selbst die Fäden in der Hand hält, fällt es ihm schwer, sich in seine neue Rolle einzufinden. Nicht nur andere Mafiaclans, sondern auch Stimmen aus den eigenen Reihen setzen ihm zu. Ekaterina blüht dagegen an Giulios Seite weiter auf und von dem naiven Mädchen von früher ist kaum etwas übriggeblieben. Doch als die beiden sich gerade an ihre neue Position an der Spitze gewöhnt haben, taucht ein Gegenspieler auf, der sie an allem zweifeln lässt. Währenddessen erhält Keela Callaghan von ihrem Vater die einmalige Chance, einen eigenen Clan in Irland anzuführen und sich von ihren Fesseln in New York zu befreien. Wäre die damit verknüpfte Bedingung nur nicht, dass sie Luca Romano ausspionieren und einen Komplott der Italiener gegen die Iren aufdecken soll – denn Keela und Luca verbindet weitaus mehr als nur die Gemeinsamkeit, Schwierigkeiten magisch anzuziehen ...

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Kurzbeschreibung:

Obwohl Giulio nach Tommasos Tod der neue Boss ist und selbst die Fäden in der Hand hält, fällt es ihm schwer, sich in seine neue Rolle einzufinden. Nicht nur andere Mafiaclans, sondern auch Stimmen aus den eigenen Reihen setzen ihm zu. Ekaterina blüht dagegen an Giulios Seite weiter auf und von dem naiven Mädchen von früher ist kaum etwas übriggeblieben. Doch als die beiden sich gerade an ihre neue Position an der Spitze gewöhnt haben, taucht ein Gegenspieler auf, der sie an allem zweifeln lässt.

Währenddessen erhält Keela Callaghan von ihrem Vater die einmalige Chance, einen eigenen Clan in Irland anzuführen und sich von ihren Fesseln in New York zu befreien. Wäre die damit verknüpfte Bedingung nur nicht, dass sie Luca Romano ausspionieren und einen Komplott der Italiener gegen die Iren aufdecken soll – denn Keela und Luca verbindet weitaus mehr als nur die Gemeinsamkeit, Schwierigkeiten magisch anzuziehen ...

Brianna Gray

Clans of New York - Vergiftet

Roman

Edel Elements

Edel Elements

- ein Verlag der Edel Verlagsgruppe GmbH

© 2022 Edel Verlagsgruppe GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2022 by Brianna Gray

Lektorat: Vera Baschlakow

Korrektorat: Julia Kuhlmann

Covergestaltung: Designomicon, München.

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-443-1

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www.edelelements.de

Prolog

Ein Jahr vorher auf Ekaterinas Geburtstagsparty

Luca

„Die Party ist scheiße!“ Ich knalle Giulio meine Karten vor die Nase. Sein geliebter Aston Martin gehört jetzt mir.

„Es gibt Alkohol in rauen Mengen, und ich bin mir sicher, dass Niall mehr Drogen dabeihat, als wir alle an einem Wochenende konsumieren können. Was ist also dein verdammtes Problem?“ Er schiebt widerwillig die Autoschlüssel rüber, die ich sofort in meiner Hosentasche verstaue.

„Du meinst, Niall hat mehr Drogen dabei, als man konsumieren sollte – das ist ein Unterschied.“ Giulio nimmt ja nie was. Das bisschen Gras, oder mal eine kleine Nase, zähle ich gar nicht. Also habe ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht, die Partys für ihn mitzufeiern. Einer muss es ja tun. „Und was hier fehlt, sind eindeutig fickbare Muschis.“

„Das hier ist ein achtzehnter Geburtstag, Luca. Der achtzehnte Geburtstag meiner Verlobten. Da muss es keine fickbaren Muschis geben, und du wirst es wohl ein verdammtes Wochenende schaffen, deinen Schwanz in der Hose zu lassen.“

Wie er das immer sagt. Meine Verlobte – als wäre er ein aufgeblasener Gockel, weil er nach all den Jahren seinen Schwanz in die eine Muschi stecken kann, die ihm vorher immer verwehrt war und nach der er die ganze Schulzeit geschmachtet hat. Als wäre das eine Leistung, auf die man stolz sein kann. Als wäre es das Einzige, was noch von Belang ist. Er tut seit der Verlobung so, als würde uns ein ganzes Jahrzehnt trennen.

„Ich will hier keine Nutten und keine Bitches – kannst du das in deinem zugedröhnten Hirn nicht verarbeiten? Ich will einfach ein ruhiges Wochenende. So ruhig das eben mit euch Cretinos möglich ist.“

„Ja, ja. Schon verstanden. Keine Nutten. Tutto bene.“

„Gut.“ Er steht auf. „Es ist spät.“

Ich verdrehe die Augen. War doch klar, dass er das Wochenende nutzt, um seiner russischen Verräter-Nonne zwischen die Beine zu greifen, oder sich zumindest einen von ihr blasen zu lassen. Die Obernutte Mariella hat er seit Wochen nicht mehr angefasst, worüber ich wirklich dankbar bin, und Giulio ist einfach nicht der Typ, der regelmäßig Professionelle fickt. Dadurch, dass er das andere Russenopfer Natascha Iwanow aus ihrer Einzelhaft hergeholt hat und sie als die ultimative Geburtstagsüberraschung für Ekat missbraucht, stehen ihm heute Nacht vermutlich alle Türen bei ihr offen. Nur, dass er sie nicht ficken darf, weil sonst Giovanni Rizzo und unser Daddy alles daransetzen, die Verlobung zu lösen. „Viel Spaß beim Nichtficken.“ Er zieht ein säuerliches Gesicht, was mich zugegeben ein bisschen schadenfroh grinsen lässt. Sein Pech. Aber wenn ich hier schon nicht vögeln kann, braucht Giulio, dieser ewige Saubermann, es auch nicht zu tun.

Es ist schon ziemlich spät – oder früh –, je nachdem, wie man es sehen will, und die Party hat sich bereits nach und nach aufgelöst. Die Frauen liegen längst in ihren Betten, und nur der harte Kern ist noch versammelt und pokert. Da ich meinen höchsten Gewinn für diesen Abend aber bereits abgegriffen habe und auch ein bisschen hinüber bin, beschließe ich, ins Bett zu gehen.

Mein Zimmer ist eines der wenigen, das den Balkon nicht zum Pool und Meer, sondern nach vorne zum Grundstück ausgerichtet hat. Mich interessiert der Ausblick herzlich wenig. Ich trete in die laue Nachtluft, die hier draußen am Meer deutlich besser ist als in Manhattan. Ich atme tief durch, bis ich von irgendwo Zigarettenqualm in meine Nase bekomme. Ich rauche zwar und komme gerade von einer Party, auf der ich streckenmäßig wirklich ganz schön viel geraucht habe, aber genau jetzt will ich so ziemlich alles, nur eben keinen Rauch. Ich lehne mich über die Brüstung, schaue auf den Balkon unter mir und entdecke prompt die Quelle des Übels, deren lange rötlich-braune Haare mystisch im Mondlicht schimmern. Es gibt hier nur eine Familie, die solche Haare hat, und davon ist nur eine kein Pimmelträger.

Der kleine Callaghan-Kobold hat also das Zimmer unter mir bekommen. Davon abgesehen, dass Keela verflucht heiß ist, ist sie für die meisten Männer ziemlich abschreckend, was einzig an ihrem Temperament liegt. Sie hat sich nämlich so gar nicht unter Kontrolle. Wirklich überhaupt nicht. Unter den Soldaten der verschiedenen Familien laufen ziemlich hohe Wetten, welcher arme Teufel es irgendwann mit Keela aushalten muss. Dabei weiß ich aus ziemlich sicheren Quellen, dass die kleine Koboldfrau schon längst nach Irland versprochen ist. Verkauft ist verkauft. Es kann also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie die Stadt verlässt.

Ich räuspere mich laut und vermische es mit einem geschauspielerten Husten. Kleine Kobolde ärgere ich besonders gerne, und nach so viel irischem Whisky, wie ich heute mit ihrem Bruder getrunken habe, ist ein Wortgefecht mit ihr der perfekte Abschluss für die heutige Nacht. „Mit deinem Qualm verpestest du mir die gute Seeluft.“

Keelas grasgrüne Augen funkeln mich wütend an. Richtig – der irische Gnom geht ja immer sofort ab wie eine Rakete. So ist das wohl, wenn man mit zwei Brüdern aufwächst und eigentlich der Herkunft nach voll mit im Geschäft sein müsste, es aber hier nicht kann, weil man sich den Chauvinistenschweinen der anderen Clans beugen muss. Keelas ganze Existenz wird ein bloßer Kampf um ihr Ansehen und ihre Wertigkeit gegenüber ihren Brüdern sein, soviel ist sicher. „Bei dem, was du heute Nacht konsumiert hast, kann dir gar nichts mehr verpestet werden.“

„Du bist ein ganz schön vorlauter und auch ziemlich mutiger Kobold, weißt du das?“ Dass ihre Brüder mich oder Giulio mal ein bisschen verbal anficken, ist dadurch vertretbar, da wir schon oft zusammengearbeitet haben. Sie hingegen ist in unserer Welt nicht mehr als ein kleines Mädchen. Sie müsste in Panik ausbrechen wie ihre russische Busenfreundin. Sie sollte wirklich dringend in Panik ausbrechen – tut sie aber nicht. Keela zeigt nie Angst und gibt auch sonst nichts von ihren Gefühlen preis. Außer natürlich ihre krasse Pissigkeit. Was das angeht, ist sie sogar ziemlich großzügig darin, sie zu verteilen. Sie ist ganz anders als jede Frau, die ich kenne.

„Mach mal halblang, Luca.“ Sie wirft die Überreste ihrer Zigarette auf den Hof. „Wenn du mich umlegst, hast du nur noch gähnende Langeweile.“

„Wie meinst du das?“

„Na, in der Schule zum Beispiel.“ Sie greift sich in den Ausschnitt ihres Kleides und zieht einen von Nialls Ultra-Joints aus ihrem BH.

Aus. Ihrem. BH.

Sie. Bewahrt. Zwischen. Ihren. Titten. Drogen. Auf.

„In der Schule bin ich eine der wenigen, die über deine dämlichen Witze lacht.“ Keela amüsiert sich wirklich darüber, während viele nur lachen, weil sie Angst haben, sonst eine Kugel von mir zu fressen. „Oder jetzt gerade. Du genießt es doch, mich mit deiner Anwesenheit zu nerven.“

„Richtig. Bekomme ich auch was von deiner Titten-Tüte?“

„Leider …“, sagt sie ohne eine Spur von Bedauern, „bin ich hier unten und kann unmöglich zu dir hochkommen. Und du kannst auch ganz unmöglich zu mir runterkommen, denn wenn einer meiner Brüder dich dabei erwischt, wie du dich zu mir schleichst, hast du keine Eier mehr.“

Was interessieren mich ihre Brüder? Soll sie nur mal abwarten, diese kleine freche Koboldfrau. Wenn sie meint, dass sie Luca Romano mit diesen billigen Ausreden abspeisen kann, hat sie sich aber geschnitten. Schnell ziehe ich die Tagesdecke von meinem Bett. Die brauche ich bestimmt nicht, um zur ihr runterzukommen, aber ich muss auch meinen Rückweg planen und diagonal müsste die Länge ausreichen, um später daran hochklettern zu können. Ich binde das Deckenende an die Brüstung und lasse den anderen Teil auf Keelas Balkon fallen.

„Geh mal zur Seite.“ Ich hangele mich bis zum unteren Teil des Geländers. Zwischen mir und ihrem Geländer sind es gute sechzig Zentimeter. Wenn ich daneben aufkomme, knutsche ich die Einfahrt. Ich könnte natürlich einfach an der Decke runterklettern, aber das würde mir die Show vermiesen.

„Du bist krank! Lebensmüde wegen ein bisschen Gras.“

„Sehr gutem Gras.“ Niall hat den besten Stoff. Dass der Joint zwischen Keelas ausladenden Titten war, macht ihn vielleicht noch besser. Dann schätze ich noch mal den Winkel ab und lasse mich fallen. Ich lande genau auf ihrem Geländer und mache einen Satz nach vorne, bis ich direkt vor ihr stehe. „Und jetzt lass uns die Tüte rauchen, damit ich endlich pennen kann.“

Zwei Stunden später liegen Keela und ich zusammen auf ihrer Tagesdecke, die sie auf dem Balkon ausgebreitet hat, und sind total breit. Wirklich dermaßen breit. Irgendwo aus den Tiefen ihres Koffers hat dieser kleine Wichtel – nein, Hobbit? Fuck, es war auch kein Hobbit – ach ja, dieser Kobold – das war es. Jedenfalls hat dieser Kobold aus ihrem Koffer eine Flasche Single Malt gezaubert, wie diese Kobolde eben so sind, und seitdem hängen wir hier draußen mit unserem letzten zusammengekratzten Zigarettenvorrat und dem Schnaps, und unterhalten uns total high über Gott und die Welt.

Irgendwie ist sie gar nicht so ein ätzender Kobold, wie ich dachte. Eigentlich ist sie sogar echt in Ordnung. Sie ist unkompliziert, was viele Dinge angeht, und ziemlich locker drauf. So gar nicht verstellt und darauf bedacht, jedem zu gefallen. Ganz im Gegenteil scheint es sie sogar besonders zu freuen, dass sie nicht jedem gefällt. Und weil ich ein kranker Scheißer bin, der auf ziemlich gestörtes Zeug steht, gefällt mir das irgendwie. Sie ist authentisch, und es gibt nicht viel in unserer Welt, das wirklich echt ist.

„Und wenn der alte Knacker meint, dass er mich nach Irland schicken kann, um mich an irgendeinen Vogel zu verhökern, dann hat er sich getäuscht.“ Mit dem alten Knacker meint sie immer ihren Vater. „Ich bin nicht so wie Ekaterina, die sich einfach verkaufen lässt und sich dann noch damit abfindet. Ich weiß, dass er dein Bruder ist, aber trotzdem. Ihr Leben lang hieß es Aleks, Aleks, Aleks – bis er uns alle verraten hat. Jetzt ist Aleks tot, und es ist super geschmacklos, dass sie seinen Mörder heiraten soll. Es ist ja nicht nur das Heiraten an sich, sondern sie wird mit ihm bumsen müssen.“ Allerdings, und wie ich Giulio kenne, nicht nur an Feiertagen. „Und jetzt schmeißt er diese Party und alles cool, oder was? Sie arrangiert sich mit allem. Ich könnte das einfach nicht. Ich komme nicht aus meiner Haut.“ Frauen unter sich sind wirkliche Biester, so zu lästern. Aber ein bisschen hat der kleine hübsche Kobold recht. Ekaterina ist viel fügsamer als sie, Keela, es je sein könnte. „Und weißt du, was ich mit dem Typen in Irland mache?“

„Du bringst ihn um?“, rate ich einfach mal ins Blaue.

„Ja. Ich vergifte ihn.“ Wenn ich ihrem Daddy davon erzählen würde, wäre sie ruiniert. Natürlich würde ich das nie machen, aber ihre Redseligkeit könnte sie in Teufels Küche bringen. „Niemand wird mich einfach so kaufen können.“

Ich weiß, dass es für die meisten von uns so läuft. Für die meisten Frauen auf jeden Fall, aber auch für die meisten Männer, die der Mafia angehören. Mag sein, dass Giulio sich sein Los so zurechtgeschummelt hat, bis er das bekommen hat, was er immer wollte, aber die meisten sind nicht solche verdammten Glückspilze.

„Ich will das nicht, Luca.“ Als sie meinen Namen sagt, bekomme ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Gänsehaut, die nicht vor lauter Angst oder irgendeiner anderen schlechten Sache verursacht wird. „Ich will nicht, dass es so läuft wie bei Ekaterina. Sie hat wenigstens den Trost, dass Aleks ihr ihren ersten Kuss gegeben hat. Sie hatte die Illusion von etwas Perfektem, auch wenn er sie am Ende verraten hat. Sie konnte diesen Moment genießen.“

Mir tut die Vorstellung, jede Art von Intimität auf diese Art zu erfahren, sogar leid. Mit mir hat noch nie eine Frau so gesprochen, sogar meine Zwillingsschwester Liliana nicht, mit der ich eigentlich über alles reden kann. Es nun so direkt von jemandem zu hören, macht diese ganze Theorie irgendwie praktischer und, so komisch es klingt, greifbarer und beschissener für mich. Und das sogar, obwohl mein Los auch nicht wirklich schöner ist. Ich hatte mein erstes Mal mit einer Nutte. Ich hatte meinen ersten Kuss mit einer Nutte. Das ist doch genauso scheiße. Tatsächlich ist es sogar so, dass ich noch nie mit einer Nicht-Nutte zusammen war. Während andere von uns immer mal was mit irgendwelchen Soldatentöchtern oder ein Paar Normalomädchen von der Schule hatten, habe ich immer den Weg in eines der Bordelle gewählt.

„Hm“, mache ich. Sonst denkt sie noch, ich wäre mit ihrem Schnaps in der Hand auf ihrem Balkon eingepennt. „Du könntest doch einfach irgendjemanden küssen. Dann wäre dein erster Kuss nicht so ein arrangiertes Ding.“ Ich weiß eindeutig nicht mehr, was ich hier eigentlich erzähle. Dabei sollte ich klüger sein. Bin ich aber nicht.

Sie lacht, schlägt sich aber schnell die Hand vor den Mund, um niemanden zu wecken oder auf unsere kleine VIP-Party aufmerksam zu machen. „Luca, mich will doch keiner hier freiwillig küssen.“

„Weil du scheiße bissig bist. Deswegen würden dich die meisten nicht küssen wollen.“

Sie lacht wieder und grunzt dabei ein bisschen. Merda, die Frau hat echt einen sitzen, wobei Keela irgendwie immer so ist. Ja, ich glaube, Keela grunzt auch nüchtern, was genau genommen ziemlich unsexy ist, und dennoch könnte ich das gerade nicht einmal als Makel benennen. „Du meinst also, mich will niemand küssen, weil man Angst vor mir haben muss?“

„Du legst dir das noch so aus, als wäre daran etwas Gutes. Das könnte wirklich …“

„… von dir kommen?“

„Ja.“

Sie guckt eine Weile in den sternenklaren Nachthimmel, und jetzt bin ich es, der Bedenken hat, dass sie einfach einschläft. Während sie sich auf den Himmel konzentriert, sind meine Augen nur auf sie gerichtet. Für einen Kobold ist sie wirklich verdammt hübsch. Ziemlich perfekt sogar. Ihre grünen Augen sind von dichten, dunklen Wimpern umrahmt, und auf ihrer feinen Nase sind einige helle Sommersprossen verteilt, die sich auch noch ganz leicht über ihre hohen Wangenknochen ziehen. Die Konturen ihres Gesichts sind herzförmig, und sie sieht gar nicht so koboldartig aus. Mit ihren grasgrünen Augen und ihrem eigensinnigen Temperament ist sie eher wie eine kleine Katze. Was auch immer in Nialls Gras war, vernebelt mir echt total das Gehirn.

„Ach, scheiß drauf!“ Ich drehe mich um und lege meinen Mund auf ihre rosigen Lippen. Ich bin bestimmt vieles, aber kein Feigling, und mutige Menschen werden immer belohnt – im Märchen zumindest. In unserer Welt hingegen zahlt man für Mut meistens mit dem Tod.

Sie erstarrt unter der leichten Berührung unserer Lippen, doch dann kommt sie mir ein bisschen entgegen und öffnet ihren Mund. Keela schmeckt perfekt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich bisher wirklich selten geküsst habe, aber das hier ist mit nichts zu vergleichen. Bevor ich überhaupt die Chance bekomme, meine Lippen von ihr zu lösen, was ich wirklich nicht vorhatte – auch wenn ich es besser sollte –, dreht Keela mich mit sich auf den Rücken und sitzt auf meinem Schoß. Verflucht – dieses Mädchen geht ran. Ich kann gar nicht anders, als meine Hände an ihren Seiten hinauffahren zu lassen. Ich wusste immer, dass Keela perfekte Kurven hat. Sie ist wie eine Sanduhr auf zwei Beinen mit großen Brüsten und einladenden Hüften. Keela schiebt sich die schmalen Träger ihres schwarzen Partykleidchens von den Schultern. Der Stoff gleitet an ihrer makellosen hellen Haut herunter und sammelt sich um ihre Hüfte herum. Ich darf nicht daran denken, dass der Rock bereits so weit hochgerutscht ist, dass sie nur noch mit ihrem Höschen auf mir sitzt.

Ich könnte jetzt natürlich den lächerlichen Versuch wagen und an irgendein Ekelzeug denken. Zum Beispiel daran, als ich letzte Woche einen Typen mit meinem Jagdmesser skalpiert habe – ja skalpiert, wie in Westernfilmen ‒, oder daran, wie ich heute vor unserer Abreise Sloan dabei erwischt habe, wie er im Herrenklo der Schule gewichst hat. Auch kein schöner Anblick. Ich könnte versuchen, an viel krankes Zeug zu denken, aber nichts davon könnte mir jetzt noch helfen, denn dafür ist das hier einfach zu sensationell.

Und weil ich weiß, dass dieser kleine Kobold bald nach Irland fliegt und dort so oder so ihren eigenen Weg geht, packe ich sie einfach an den Hüften und trage sie in ihr Zimmer, während sie ihre Beine um mich schlingt und mit ihrer unberührten Muschi meinen Schwanz durch die Jeanshose reibt. Ich knalle die Balkontür hinter uns zu und schmeiße sie auf ihr Chaosbett. Wir sind heute erst angekommen. Wie kann ein Bett bitte so aussehen, ohne dass man darin geschlafen hat? Aber egal, gleich wäre es eh das totale Chaos, also setze ich sie zwischen ihren zerwühlten Kleidern und Laken ab.

Ich nutze die erste Unterbrechung unseres Kusses, um in ihrem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen für einen Abbruch der ganzen Aktion zu suchen. Doch wie ich es mir bei dem Kobold schon dachte, ist da nichts. Sie sieht eher danach aus, als würde sie darauf vertrauen, dass ich Ahnung habe. Was sie nicht wissen kann, ist, dass das hier heute durch und durch auch eine Premiere für mich ist, weil ich noch nie mit einer Frau gevögelt habe, die keine Nutte der Famiglia ist. Selbsterklärend ist dann wohl, dass ich noch niemals ein Mädchen entjungfert habe. Theoretisch weiß ich natürlich alles, was ich machen muss, damit es nicht ganz so schmerzhaft für sie wird. Dafür, dass ich nur Nutten bumse, ist mein Bruder ja ziemlich bei den Soldatentöchtern herumgekommen.

„Keela.“ Ich will ihr zumindest eine letzte Möglichkeit geben, mit nichts als diesem einen sensationellen Kuss aus der Nummer rauszukommen, als sie auch schon den Kopf schüttelt.

„Weitermachen“, fordert sie und streift sich das Kleid über die Hüften.

Sie ist wirklich makellos. Ich kenne nur Italienerinnen, und die sind alle gebräunt. Keela dagegen ist ziemlich hell. Ihre Haut hat etwas von einer cremigen Nachspeise – vielleicht ein bisschen wie die Mascarponecreme im Tiramisu. Ihre schwarze Unterwäsche ist ein krasser Kontrast zu ihrer Haut, was sie aber nur noch anziehender macht.

Als sie sich auf ihren Unterarmen abstützt und nach hinten lehnt, blitzt eine kleine grüne Tätowierung auf ihrem Rippenbogen hervor. Die Gerüchte stimmen also. Sie hat für ihre Familie getötet, weshalb sie das Zeichen ihres Clans auf der Haut trägt. Jeden normalen Typen würde das abstoßen. Für mich wird sie dadurch noch interessanter. Ich knöpfe mein Hemd auf und befreie mich endlich von dieser störenden Stoffschicht. Ihre Augen gleiten über meinen Körper und bleiben ebenfalls auf der Tätowierung auf meiner linken Brust hängen, die das Familienwappen der Romanos zeigt. Ich bin mir sicher, dass es so eine Konstellation noch nicht gegeben hat. Das doppelt gespiegelte R trifft auf das kleine Kleeblatt – das kann eigentlich nichts Gutes bedeuten.

„Du bist schön.“ Ist es krank, dass das noch nie jemand zu mir gesagt hat? Ist es noch kränker, dass es sich anfühlt, als würde sie damit nicht meinen Körper meinen?

„Du bist viel schöner.“ Ich spare mir das Kobold, obwohl es mittlerweile nicht mehr als Beleidigung gemeint ist.

Keela zittert ein bisschen, aber wirklich nur ganz leicht. Ich beuge mich über sie und schiebe meine Hand unter ihren Rücken, um ihren BH zu öffnen. Noch bevor er ganz herunterrutscht, küsse ich eine Spur von ihrem Ohrläppchen, über ihren Hals bis zum Ansatz ihres Körbchens. Als ich den Stoff wegschiebe, kommen die wirklich perfektesten Brüste zum Vorschein, die ich je gesehen habe, und Gott weiß, ich habe viele gesehen. Sie sind rund und voll und haben kleine, bereits harte rosafarbene Nippel. Ich nehme eine ihrer Spitzen in den Mund und sauge ein bisschen daran, bis der kleine Kobold seine Hand in meinen Haaren vergräbt und meinen Namen stöhnt. Das ist sogar noch besser, als ihn einfach nur so von ihr zu hören.

„Luca“, stöhnt sie erneut. Immerhin scheine ich alles richtig zu machen. Keela lebt nicht so sehr in Panik vor mir, als dass sie mir etwas vorspielen müsste, und so schätze ich sie auch überhaupt nicht ein. Ich traue mich weiter und küsse ihren flachen Bauch. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich das Bedürfnis, sie zu markieren, damit sie sich morgen noch an mich erinnert, und beiße sie direkt neben ihrem Nabel. „Hey“, seufzt sie und lacht dabei ein bisschen. Ich mag es, dass sie hierbei immer noch sie selbst ist und sich nicht verstellt.

Vorsichtig ziehe ich den Slip von ihren Hüften. Sie hat ihre Beine leicht angewinkelt, aber für das, was ich mit ihr vorhabe, reicht das noch nicht ganz. Ich habe schon viele nackte Muschis gesehen, aber mit keiner davon habe ich mich je richtig beschäftigt. Warum auch? Das mit Keela ist ganz anders, und wenn ich schon dieses eine Mal in meinem Leben die Gelegenheit bekomme, eine Frau zu vögeln, die währenddessen nicht ihrem Job nachkommt, dann koste ich dies auch richtig für mich aus. Ich schiebe ihre Beine noch ein Stück auseinander und lasse mich dazwischengleiten, bis mein Gesicht direkt vor ihrer pinken Muschi ist. Keela ist bereit, und ihr süßer Duft benebelt jetzt schon meine Sinne, also fange ich einfach damit an, sie zu küssen. Dann tauche ich meine Zungenspitze in ihre nass glitzernde Spalte. Himmel – die Frau schmeckt absolut perfekt.

Keela bäumt sich mir entgegen, als ich an ihrer Klitoris sauge. Ihre Finger krallen sich wieder in meine Haare, und ich muss zugeben, dass mir das ziemlich gut gefällt. Das ist eine der Sachen, die ich im Puff nie gestatten würde. Sie hält sich gequält den Mund zu, um ihre Lustschreie zu ersticken, und versucht, ihr Becken anzuheben, als ich sie wieder zurück auf das Bett drücke. Ich glaube, sie hat gerade ihren ersten Orgasmus.

„Zappel nicht so.“ Die Versuchung ist einfach zu groß, also schiebe ich vorsichtig das erste Glied meines Zeigefingers in ihre schmale Öffnung. Merda! Sie ist so dermaßen eng, dass mir fast schwindelig wird, und dabei ist das nur mein verdammter Finger. Ich lecke weiter über ihren Kitzler und schiebe dann vorsichtig den Rest meines Fingers in sie. Das hier geht auf keinen Fall gut. Zumindest nicht so, dass sie die Hamptons noch als Jungfrau verlassen könnte. Nachdem die zweite Welle sie überrollt und sie sich fest um meinen Finger zusammenzieht, löse ich mich vorsichtig von ihr und positioniere mich zwischen ihren Beinen. Ihr Blick ist total verschleiert, aber diesmal nicht vor lauter Gras, Koks und Alkohol. Es ist pure Lust, die in ihren Augen liegt.

„Willst du nicht lieber abwarten, was dein Vater mit dir vorhat?“ Maghnus Callaghan ist der Letzte, an den ich jetzt denken will, aber selbst seine hässliche Visage könnte mich jetzt nicht mehr aufhalten. Nicht mal der Gedanke daran, dass er mir den Schwanz wegschießen könnte.

„Luca, jetzt zieh dich endlich aus und mach verdammt noch mal weiter.“ Natürlich ist sie wie immer auf Konfrontationskurs, nur heute zur Abwechslung mit meinem Schwanz.

Ich weiß, dass es falsch ist. Dass es verboten ist. Ich weiß, dass uns das Kopf und Kragen kosten kann. Ich weiß, dass das irgendwann unser beider Verderben sein wird.

Und trotzdem kann ich nicht anders als ein Kondom aus der Hosentasche zu ziehen und mir endlich die Jeans vom Leib zu schälen. Keela beobachtet derweil jede meiner Bewegungen. Nicht mal jetzt ist sie ängstlich. Ganz im Gegenteil, sie stützt sich auf ihre Ellbogen und sieht mich herausfordernd an. Als sie einen Blick auf meinen Schwanz erhascht, bemerke ich eine minimale Unsicherheit in ihren Augen, die aber nach dem Bruchteil einer Sekunde auch schon wieder verschwunden ist. Diese Frau kennt keine Furcht und wenn doch, dann wird sie sie niemals jemandem zeigen.

Ich will mich langsam in sie schieben, aber Keela wäre nicht Keela, wenn sie nicht ihre hellen Beine um mich schlingen und förmlich versuchen würde, mich in sie hineinzuziehen. Schön, dass wir beide es wohl gleich nötig haben. Ich küsse ihren Mundwinkel. „Sei nicht so ungeduldig, kleiner Kobold.“ Ihre grünen Augen heften sich auf meine, während ich ein Stück in sie eindringe. Am liebsten würde ich mich direkt tief in sie hineindrücken, aber dann würde ich nicht nur als Mörder, sondern auch noch als das größte Arschloch überhaupt in die Hölle kommen. Dieses eine Mal will ich mich nicht wie der letzte Wichser verhalten. Also reiße ich mich zusammen und schiebe mich langsam in ihren engen Kanal, bis ich einen kleinen Widerstand fühle. Das ist es also, wovon Giulio immer gesprochen hat. Sie vorzuwarnen würde sie jetzt bestimmt nur unnötig nervös machen, und da sie sich gerade ziemlich entspannt anfühlt, mache ich einfach einen kräftigen Stoß nach vorne, bis ich komplett in ihr bin. Ihre Pupillen weiten sich für einen Moment, und ihr Puls geht etwas schneller. Die zarte, blassblaue Hauptschlagader an ihrem Hals verrät es mir sofort. Eine ganz typische Reaktion auf plötzlich einsetzenden Schmerz. Als ihr Puls sich wieder beruhigt und sie mir einen Kuss auf die Lippen haucht, fange ich vorsichtig an, mich zu bewegen. Und dieser kleine, vorlaute und gegen jede Regel resistente Kobold ist einfach perfekt. So perfekt.

Ich fühle mich, als hätte ein LKW mich überfahren. Ich fühle mich so, als hätte der LKW-Fahrer in den Rückspiegel geschaut und beschlossen, dass ich noch etwas gebrauchen kann, den Rückwärtsgang eingelegt, nur um noch mal über mich drüberzubrettern. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich mich nicht nur so fühle, sondern auch so aussehe.

In meinen Gedanken gehe ich die letzte Nacht durch, und wenn ich für eine Sekunde an meiner Wahrnehmung gezweifelt habe, dann lehrt mich die an der Gitterstrebe festgebundene Tagesdecke, die eingerollt auf meinem Balkon liegt, etwas anderes. Ich habe Keela Callaghan entjungfert, während ihre Brüder eine Tür weiter gelegen und friedlich ihren Drogenrausch ausgepennt haben. Das Schlimmste daran ist, dass ich nicht eine Sekunde davon bereue, obwohl ich es wirklich zutiefst bereuen sollte, denn das, was wir getan haben, wird in unseren Kreisen für gewöhnlich mit einer Kugel zwischen den Augen geahndet.

Ich schiebe mir eine Zigarette zwischen die Lippen und knote die Decke von der Brüstung. Reicht schon, dass einer der italienischen Bodyguards mich dabei beobachtet, wie ich morgens – oder eher nachmittags – mit nacktem Oberkörper auf meinem Balkon stehe und Wäsche zusammenlege wie meine Nonna in Italien.

Nach einer schnellen Dusche versuche ich, mich so unauffällig wie möglich durch das Haus zu bewegen, und siehe da, auf der Terrasse thront, als wäre sie nicht vor wenigen Stunden frisch gefickt worden, Keela mit meiner zukünftigen Schwägerin Ekaterina und der Verräterschlampe Natascha Iwanow. Sie trinken selig ihren Kaffee, während Ekaterina Giulios verschwitzten Körper mustert. Dass er sich hier wirklich noch zum Training schleppt, ist wieder so typisch. Neben ihm steht der andere ewige Saubermann Leonardo, der sich lässig mit einem Handtuch den Schweiß von seinem trainierten Oberkörper wischt, dabei grinst wie ein Atomkraftwerk und sich einfach so von oben bis unten von Keela mustern lässt. Von der Frau, der ich noch vor wenigen Stunden das Leben aus dem Körper gefickt habe. Was stimmt denn nicht mit diesem Kobold? Muss ich ihr meinen Schwanz auf der Stelle noch mal reinstecken, damit sie endlich damit aufhört, Leonardo so anzusehen? Wie kann sie es überhaupt wagen, unmittelbar nachdem sie meinen Schwanz hatte, an einen anderen Schwanz zu denken?

Ich presse meine Hände zu Fäusten zusammen und schlucke die Wut in meinem Bauch runter. Mein Zorn ist irrational und unangebracht, denn ich habe keinen Anspruch auf Keela. Ganz und gar nicht. Dennoch macht es mich verflucht wütend, dass sie einen anderen Mann so ansieht, und statt sie wie heute Nacht mit Samthandschuhen zu berühren, würde ich sie gerade eher anders daran erinnern, dass sie ihn und auch sonst niemanden so anzusehen hat. Aber ich kann ja nicht, weil Keela offiziell nicht mir gehört.

Ich brauche dringend eine große Tasse Kaffee, aber aus der italienischen Espressomaschine und nicht aus dem riesigen Industrieautomaten, mit dem hier irgendein Nichtsnutz Plörre gebrüht hat. Bestimmt einer der Russen – keiner kocht so schlechten Kaffee wie die Russen. Gerade als ich angestrengt überlege, wo ich den kleinen Kobold ungestört und ohne die Begleitung ihrer Freundinnen abfangen kann, rennt sie mir einfach in die Arme. Es gibt einen Gott, und obwohl ich ein wahrer Sünder bin, hatte er schon immer eine Schwäche für Luca Romano. Nicht mal der kann mir also widerstehen. Vielleicht ist Gott ja eine Frau. Das würde mir ziemlich gut gefallen.

„Keela, wir werden jetzt über die letzte Nacht reden.“ Ich hätte sie sowieso darauf angesprochen, doch nachdem sie Leonardo so angesehen hat, ist mein Ton deutlich strenger, als ich es mir vorgenommen hatte.

Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust, was ihre Brüste in dem getupften Bikinitop noch weiter hochpusht. Merda – sie will mich wirklich töten. „Was? Konntest du nicht schlafen? War dem italienischen Prinzen das Bett zu unbequem?“

„Ich spreche von der Sache zwischen dir und mir.“

„Du solltest wirklich weniger konsumieren, Luca. Das ist ein freundschaftlich gemeinter Rat von mir.“

Meine Augen verengen sich zu kleinen Schlitzen, und das Feuer in meinem Bauch wird weiter geschürt. „Was soll das, Keela?“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Ich könnte wirklich ausrasten. Sie kann froh sein, dass sie nicht offiziell mir gehört, sonst würde ich sie auf der Stelle an ihren langen Haaren rauf in mein Schlafzimmer zerren.

„Ich rede von uns beiden auf deinem Balkon – in deinem Bett.“

Ein Lächeln huscht über ihre Lippen, aber es ist ganz anders als das von heute Nacht. Es ist biestig und offenbart Keelas wahren Charakter, denn diese Irin ist ein wildes Biest. „Ich erinnere mich wirklich an nichts, Luca.“

„Wir werden noch sehen, Keela“, rufe ich ihr hinterher. Was sie nicht weiß, ist, dass ich ein Meister der Dressur bin und wilde Biester mich besonders reizen.

Kapitel Eins

Ekaterina

„Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt.“ Ich bekreuzige mich und konzentriere mich dabei auf das engmaschige Gittergeflecht, das den Beichtstuhl in zwei getrennte Abteile gliedert. Es ist keine große Kathedrale, die ich heute besuche, sondern eine der kleineren Kirchen in Brooklyn. Trotzdem hat das alte Gemäuer diesen ganz charakteristischen Geruch nach Kerzenwachs, alten Büchern und in die Jahre gekommenen Holzbänken.

„Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.“

„Amen.“

Der Pater mir gegenüber räuspert sich, und durch die feinen Maschen erkenne ich, wie er sich seinen ergrauten Bart glattstreicht. „Wir sind alle Sünder, mein Kind. Schon ab dem Tag unserer Geburt.“

„Aber manche Sünden wiegen schwerer als andere.“

„Sì. Willst du mir davon erzählen?“

Ich atme tief durch. „Es fällt mir schwer, aber ich werde es versuchen.“

„Vertrau darauf, dass der Herr dir deine Sünden vergeben wird. Wir haben Zeit, mein Kind.“

„Vergibt der Herr wirklich jede Sünde?“

Seine Miene verdunkelt sich. „Der Herr erlässt alle Sünden. Bei manchen bedarf es nur etwas mehr Buße als bei anderen.“

„Was, wenn ich alle sieben Todsünden begangen habe, Pater?“

Er verspannt sich deutlich. „Hast du das, mein Kind?“

„Ich glaube schon.“

Er seufzt. „Warst du hochmütig?“

„Ja, ich war zu stolz und eitel.“ Mich überfluten Erinnerungen an die Anfänge meiner Beziehung zu Giulio und die Zeit, in der ich nicht zugeben wollte, was er mir bedeutet, obwohl ich ihn doch schon so sehr geliebt habe. In der ich ihm nicht zugestehen wollte, alles für mich zu sein.

„Falscher Stolz kann vieles zerstören. Hast du deinen Stolz besiegen können?“

„Ja. Aber es hat gedauert, bis ich mir selbst eingestehen konnte, was mich mein Fehler vielleicht kosten könnte.“

„Deine Erkenntnis ist der Weg zum Erlass deiner Sünde. Nicht jeder verfügt über die Fähigkeit der Selbstreflektion.“

Ich räuspere mich. „Was nützt mir die Erkenntnis, wenn ich doch immer weitersündige?“

„Alle Menschen sündigen. Das Leben besteht aus fortlaufenden Sünden. Aber du sagtest, du hättest alle Sünden begangen. Warst du geizig?“

„Nicht direkt geizig, aber habgierig. Ich habe an etwas festgehalten, obwohl ich wusste, wie falsch es eigentlich ist. Einfach nur, weil ich meinen Lebensstandard gewohnt war.“ Ich erinnere mich an die Zeit, als ich noch bei meinen Eltern gelebt und mir selbst ganz bewusst etwas vorgemacht habe.

„Ich verstehe. War es Wohlstand?“

Ich überlege kurz, bevor ich zögerlich weiterspreche. „Auch, aber nicht ausschließlich. Es war die Aussicht, außerhalb meines gewohnten Umfelds nicht sicher zu sein. Deswegen habe ich daran festgehalten, auch wenn Sicherheit immer nur eine Illusion ist.“

„Lebst du in Angst?“

„Ja. Und doch fühle ich mich zwischen denen, die mir nahestehen, von anderen aber gefürchtet werden, sicher. Ist das verrückt?“

„Nein, ist es nicht. Wir neigen dazu, uns bei jenen sicher zu fühlen, die uns am nächsten stehen. Dann ist es aber nicht nur Habsucht, mein Kind, sondern auch Feigheit oder Ignoranz, wenn du das Schlechte in deinem Umfeld bewusst übersiehst.“

Ich lache bitter. „Ich sagte doch, dass ich alle Sünden begangen habe, die man nur begehen kann.“

„Du bist sehr jung für jemanden, der so ein großer Sünder ist. Wie alt bist du?“

„Achtzehn.“

„Wenn man jung ist, neigt man dazu, seine Vertrauten – seine Familie – nicht mit all ihren Fehlern zu sehen. Man idealisiert sie.“

„Das ist korrekt, Pater. Ich habe sehr lange idealisiert, aber jetzt nicht mehr. Ich bin mir der Fehler meiner Liebsten und meiner eigenen bewusst. Seit dem letzten Jahr sehe ich die Dinge klarer.“

„Möchtest du mir davon erzählen?“

Mir wird schwer ums Herz. „Ich wurde getäuscht und verraten.“

„Das ist schrecklich.“

„Das war es. Es waren Menschen, denen ich mein Leben lang vertraut habe. Menschen, die ich geliebt habe.“

Er grübelt kurz. „Dann fällt die Schwere ihres Verrates noch mehr ins Gewicht. Gott gibt uns Prüfungen mit auf den Weg. Nicht immer offenbart sich uns sofort der Sinn hinter jeder Prüfung.“

„Ich glaube, Gott wollte mir die Augen öffnen.“ Darüber denke ich schon lange nach. „Ihr Verrat hat den Schleier meiner eigenen Ignoranz gelüftet.“

„Das ist gut. Es ist immer gut, wenn man die Dinge klarsieht.“

„Ich sehe die Dinge jetzt ziemlich klar. Auch die schlimmen Dinge.“

„Wie ich schon sagte, ich glaube, du siehst dich selbst auch sehr klar.“

„Seit dem Verrat schon. Ich sehe, dass ich ignorant war und neidisch. Ich war oft wie ein selbstsüchtiges junges Mädchen.“

„Du bist immer noch ein junges Mädchen“, stellt er mit Belustigung fest.

„Bin ich das? Es fühlt sich an, als wäre ich es seit einer Ewigkeit nicht mehr.“

„Du sagst, du warst neidisch?“

„Allerdings. Es ging um einen Mann.“

„Ich verstehe. Du warst eifersüchtig?“

„Sì.“ Nur zu deutlich sehe ich Mariella vor mir, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre blutige Hand hält. Mariella ist während der Schulzeit Giulios Geliebte gewesen und konnte es sich nicht nehmen lassen, mir meinen Start im Romano-Clan mit allen Mitteln zu erschweren, wofür ich sie mit einem Messer in der Hand bezahlen ließ. „Ich war eifersüchtig und habe mich dafür gerächt, um mein eigenes Gefühl zu verbessern.“ Und es tat gut. So gut.

„Eifersucht und Zorn gehen oft Hand in Hand.“ Dann beugt er sich ganz nah an das Gitter, bis ich seine haselnussbraunen Augen durch die schmalen Rauten erkennen kann. „Sag mir, hast du ihn sehr begehrt?“

„Begehren ist eine meiner schlimmsten Sünden.“

Der Atem des Paters beschleunigt sich, dass ich ihn auf meiner Wange spüren kann. „Erzähl es mir.“

„Ich begehre diesen Mann so sehr, dass ich alles für ihn tun würde. Er schafft es, die dunkelsten und schlimmsten Dinge aus mir hervorzulocken. Und wie ich schon sagte, ich sehe diese Dinge jetzt. Es ist nicht so, dass er diese dunklen Begierden in mir entstehen lässt. Es ist eher so, dass sie schon immer da waren und ich sie stets im Verborgenen gehalten habe.“

„Und er nährt sich von deiner Dunkelheit?“

„Wir nähren uns beide voneinander.“ Ich schließe meine Augen, und die Bilder überfluten mich geradezu. Giulio, der sich bis zum Anschlag in meine Kehle schiebt und mein Gesicht so in seinen großen warmen Händen hält, dass es kein Entkommen für mich gibt. Giulio, der meinen Mund so hart und tief fickt, bis mir die Tränen aus den Augen laufen und sich in heißen Bahnen über meine Wangen ergießen. Giulio, der tief in meinem Hals kommt und dabei den ganzen Privatjet zusammenbrüllt, obwohl er genau weiß, dass direkt neben der Toilette Mariella Rizzo sitzt und heult. Giulio, der Sex mit mir in dem kleinen schäbigen Hotelzimmer in Sankt Petersburg hat, nachdem ich Natascha getötet habe. Giulio, der mich gegen die Tür drückt und sich immer und immer wieder so tief in mich schiebt, dass die alte klapprige Holztür fast aus dem Rahmen fliegt.

Giulio, Giulio, Giulio – es ist immer nur er.

„Du denkst jetzt auch an ihn?“ Seine Stimme ist heiser. Sie ist voller Sünde.

Ich lehne mich nach vorne, bis das kratzige Weidegeflecht des Gitters meine Wange streift. „Ich denke immer an ihn.“ Das Geräusch seiner unter dem Messer nachgebenden Kehle und des herauslaufenden Blutstromes ist widerlich und beschert mir eine ungute Gänsehaut. Es ist fast so widerlich wie die Geilheit, mit der der unkeusche Pater mir die Beichte abnehmen wollte. Seine haselnussbraunen Augen sind leer. Ich weiß nicht, ob er erlöst wurde – verdient hätte er es nicht. Dafür starren mich Giulios schwarze Augen voller Leben an.

„Du solltest ihn nur ablenken, Principessa. Stattdessen ist der Pater mit der Latte seines Lebens von uns gegangen.“

„Du hast mir nicht gesagt, was ich ihm beichten soll. Also habe ich ihm einfach das gebeichtet, was ich zu beichten habe.“ Ich schiebe den dicken Samtvorhang zur Seite, der den muffigen Geruch der korrupten Kirche angenommen hat. „Außerdem hättest du ihn auch direkt töten können.“

„Vielleicht wollte ich dir einfach zuhören und mich an deinen Sünden ergötzen. Ich hatte das Gefühl, dass es richtig spannend hätte werden können.“ Er umschlingt mich mit seinen starken Armen, bis seine Lippen meinen Hals streifen und er tief an meiner Haut einatmet. „Ich liebe es, immer und überall deinen Duft inhalieren zu können. Das macht mich ausgeglichener bei der Arbeit.“

„Du kamst mir nie unausgeglichen vor.“

„Seit wir zusammen sind, ist es so viel besser.“

Unter dem Vorhang bahnt sich eine blutige Pfütze ihren Weg in den Seitengang und beschmutzt den hellen Marmorboden. „Wir sollten vielleicht gehen.“

„Vielleicht bleiben wir aber auch noch ein bisschen. Die nächste Messe ist erst um sieben.“

„Giulio …“

„Vielleicht wollte ich es immer schon mal in einem Beichtstuhl machen.“

„Du bist wahnsinnig.“ Ich drehe mich auf dem Absatz um und gehe in Richtung Ausgang, bevor er mich einholt und festhält.

„Seit wann bist du wieder so schüchtern?“

Ich mache eine ausladende Bewegung durch das hohe Kirchenschiff. „Gotteshaus, Giulio!“

„Doppelmoral, Principessa? Du hast mir vor ein paar Minuten dabei geholfen, den Pater zu töten, und jetzt interessiert es dich, dass wir in einer Kirche sind?“

„Ich weiß.“

Giulio grinst siegessicher, legt seine warme Hand in meinem Nacken und hält mich. Dann setzt er sich auf den Platz im Beichtstuhl, auf dem ich noch vor wenigen Minuten gesessen habe, dem Pater vielleicht die schönsten zehn Minuten seiner Karriere geschenkt habe und nimmt mich dann auf seinen Schoß, bevor er den schweren Samtvorhang wieder zuzieht. „Du bist total wahnsinnig. Wenn jetzt jemand reinkommt …“

Er unterbricht mich mit seinen Lippen und schiebt meinen Rock hoch. „Dieser Pater war genauso wenig heilig, wie ich es bin.“ Er zieht meinen Slip zur Seite und fährt meine Spalte entlang. „Er hat diesen Ort tagtäglich mit seiner Anwesenheit entehrt.“ Wie immer reagiert mein Körper viel zu stark auf ihn, und während die Lust in mir aufsteigt, treffen mich die leeren Augen des Paters durch das Flechtgitter. Giulios Blick folgt meinem, und ein diabolisches Lächeln legt sich auf seine Lippen. „Er wird sich jetzt wünschen, dass ich ihn eine halbe Stunde später ermordet hätte.“

Giulio nimmt mich hart. Wir lieben es gleichermaßen, uns sanft zu lieben, wie wir es auch lieben, uns in den zweifelhaftesten Momenten rasant kilometertief fallen zu lassen. Wir sind beides. Wir brauchen beides. Beides ist ein Teil von uns. Hell und Dunkel, Gut und Böse, das Sanfte und das Raue – alles davon sind wir.

Die Blutlache hat sich mittlerweile ausgebreitet, und ohne Giulios Hilfe wäre ich nicht mehr aus dem Beichtstuhl gekommen, ohne meine Schuhe total einzusauen. Ich hasse Blut, auch wenn ich mich längst daran gewöhnt habe. „Was genau hat er gemacht, dass er heute sterben musste?“

„Er wurde mir zu teuer. Zusätzlich zu seinen wirklich fürstlichen Einnahmen, weil wir die Kirche als Umschlagplatz nutzen durften, hat er sich auch noch gratis zwei der Nutten aus dem Desiderio zum Putzen kommen lassen. Er wurde immer gieriger, und wie du weißt, ist Gier eine Todsünde.“

„Nutten? Zum Putzen?“

„Ich sagte ja, er war kein Heiliger. Der Pater und seine Haushälterin – noch nie gehört?“

Kapitel Zwei

Giulio

„Hast du den gierigen Pastor für immer zum Schweigen gebracht?“ Luca ist wie selbstverständlich während unserer Abwesenheit in unsere Wohnung gekommen.

„Sì.“

„Hi, Luca. Bye, Luca.“ Ekaterina verdreht die Augen, lächelt aber, als sie auf direktem Weg in unser Schlafzimmer geht. Ich schaue ihren kleinen süßen Pobacken hinterher, die sich gegen den engen Rock drücken, und muss unweigerlich wieder daran denken, wie sich meine Frau anfühlt. Wie im Himmel.

Luca hat es sich mittlerweile auf unserem Sofa bequem gemacht. Mit seinen verdammten Schuhen – auf unserem hellbeigen Sofa. Ich könnte wirklich durchdrehen. „Zieh deine Schuhe aus, wenn du hier schon schlafen musst.“

„Schlechte Laune?“

„Wenn ich dich sehe, ja.“

„Seit wann störe ich dich so sehr?“ Sein Blick gleitet zur Tür des Schlafzimmers, und ein wissendes Grinsen umspielt seine Lippen. „Ah, verstehe.“

„Was willst du, Luca?“

Er steckt sich genussvoll eine Zigarette zwischen seine Lippen. Seit er mich für zwei Monate vertreten hat, hat er sich einen Bart stehen lassen. Keinen Zottelbart, aber auch keinen Achtzigerjahre-Schnauzer, der perfekt in Form gestutzt ist, sondern so ein leicht verschrobenes Dreitageding. Obwohl ich selbst immer glattrasiert bin und nicht vorhabe, daran etwas zu ändern, muss ich sagen, dass ihm dieses Ding steht. Leicht verschroben passt zu Luca. Er ist ja auch leicht verschroben, besonders charakterlich. „Muss ich immer etwas wollen?“

„Stimmt, du hängst auch einfach nur so bei mir ab und raubst mir die letzten Nerven.“

„Bist du wegen Pater Francesco so griesgrämig? Ich nehme an, er ist im Himmel?“

„Oder in der Hölle – wie man es nimmt.“

„Ich bin froh, sein gesegnetes Puddinggesicht nicht mehr im Desiderio zu sehen, und die Nutten werden sich auch freuen.“ Luca kümmert sich um die Geschäfte in unserem Luxusbordell und ist über alles, was dort vor sich geht, bestens informiert. „Wusstest du, dass der Pater auf die ganz perversen Sachen stand? Ich meine, die richtig abgefuckten Sachen, unten in der Klinik. Ich glaube, er hatte Larissas kompletten Fuß in seinem heiligen …“

Ich unterbreche seine Schilderungen. Das Desiderio kümmert sich, neben den normalen Wünschen des typischen Freiers, auch um ganz spezielle Bedürfnisse, weswegen Luca im Keller einen schwarzen und einen weißen BDSM-Bereich eingerichtet hat. „Es reicht, Luca.“

„Gut, dass der Scheißer endlich weg ist. Was meinst du, wen sie an seiner statt schicken?“ Wir brauchen die Kirche weiterhin als Umschlagplatz für unsere Geschäfte. Auch wenn die Cops der Stadt allesamt auf unserer Gehaltsliste stehen, tun das andere staatliche Institutionen, die sich gegen das organisierte Verbrechen stellen, nicht. Und während das FBI keine Geschäfte in einer Kirche vermutet, tun das andere Gangs und Banden ebenso wenig. Aus diesem Grund ist die Kirche ein absolut perfekter Ort.

„Wir werden dafür sorgen, dass sie uns jemand Kompetenten schicken. Wir könnten den Kardinal mal wieder besuchen.“

„Gute Idee. Seit Vaters bedauernswertem Ableben habe ich den alten Knacker nicht mehr gesehen.“

„Was noch?“

Er schnaubt. „Was wohl?“

Ich schließe die Augen und unterdrücke die aufkeimende Wut. Danik Markow – der Cousin meiner Frau, der seit einigen Monaten die russischen Geschäfte der Stadt führt – geht mir schon seit seiner Ankunft gewaltig gegen den Strich. Während man den alten Markow, meinen Schwiegervater, noch relativ gut unter Druck setzen und in Schach halten konnte, ist Danik aalglatt. Man kann ihn unter Druck setzen, versuchen, ihn wütend zu machen, ihn so richtig anpissen – und Danik macht nichts. Absolut gar nichts. Als würde ihn all das hier nichts angehen. Igor Markow, seinerzeit bekennender Choleriker mit Hypertonie und hochrotem Bullenkopf, war immer leicht zu händeln. Er war absolut kein Dummkopf oder ungefährlich, aber vorhersehbar. Er war formbar und hat in den richtigen Momenten nachgegeben. Igor hat die Interessen seines eigenen Clans oft hinter die der großen Gesamtheit aller Clans und unserer Stadt gestellt. In dieser Hinsicht war er taktisch gesehen vielleicht sogar besonnener, als mein Vater Tommaso Romano es jemals war. Nach außen hin hatte er auch immer in erster Linie das Wohl aller Clans oben auf seiner Agenda, aber in Wahrheit ging es ihm vorrangig nur um den Profit der Famiglia.

Danik ist anders und deshalb mit totaler Vorsicht zu genießen.

Seit sechs Monaten haben wir diesen Russen in der Stadt und bisher hat sich mir noch nicht erschlossen, was genau seine primären Ziele sind. Nicht, dass unsere Verwandtschaftsbeziehung mir irgendwie weiterhelfen würde. Danik interessiert sich nicht für seine Cousine – zumindest nicht für die bereits verheiratete. Ich weiß nicht, was Danik will. Kaum vorstellbar ist für mich, dass er einfach nur das Ding seines Onkels fortführt, ohne dabei eigene Ziele zu verfolgen.

„Was ist mit ihm?“

„Er will mehr Sicherheiten.“

„Was für Sicherheiten?“

„Einzelheiten hat er nicht genannt. Ich habe ihn vorhin kurz im Aayusha getroffen, aber rein zufällig.“ Das Aayusha ist eines der russischen Bordelle. Früher hat der Laden den Iwanows gehört. Nachdem wir diesen Clan in New York ausgelöscht haben, haben die Markows das Geschäft übernommen. Russen arbeiten lieber für Russen und weder einer der Iren noch jemand aus meiner Familie hatte Lust, sich mit den russischen Nutten und Zuhältern rumzuschlagen, wenn es nicht dringend nötig ist. Also haben die Markows übernommen, und wir Italiener und Iren kassieren dafür jeweils dreißig Prozent, während die Markows vierzig Prozent einstecken dürfen, einfach weil sie den Mehraufwand mit dem Laden haben.

„Was hattest du im Aayusha zu schaffen?“ Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt frage.

„Die Konkurrenz austesten?“ Ich kann es ihm kaum verübeln, auch wenn ich seine Vorliebe für Nutten nicht teile. Vor Ekaterina habe ich mir auch hin und wieder von einer der Edelnutten einen blasen lassen oder sie gevögelt. Nutten sind einfach unkompliziert. Allerdings sind es eben auch Nutten, die es mit jedem machen, weswegen es für mich genau genommen nur eine Nutte gab, nämlich Viona, die unnuttigste aller Nutten. Und obwohl ich Ekaterina rein technisch nicht betrogen habe, gab es doch diese eine Situation, in der ich es fast getan habe. Nicht, weil ich Ekaterina betrügen, sondern weil ich sie vergessen und einfach aus meinem System bekommen wollte. Und obwohl ich kein Gewissen habe, empfinde ich dennoch Schuldgefühle meiner Frau gegenüber. Ganz besonders, weil ich ihr nie etwas davon erzählt habe.

„Schön.“

„Danik wird sich schon noch dazu äußern, was genau er eigentlich von uns will.“

„Da bin ich mir auch ziemlich sicher.“

Kapitel Drei

Keela

„Du bist wunderschön“, lallt Tyron. Tyron Doyle ist der Sohn von Aedan Doyle. Der Doyle-Clan vertickt Koks für meinen Vater in Boston. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich mich dazu entschieden habe, mich auf ein Date mit ihm einzulassen. Ach ja – Daddy bat mich darum. Vielleicht habe ich es auch getan, weil ich noch nie ein richtiges Date hatte und einfach wissen wollte, worüber sich die High-Society-Bitches früher in der Schule andauernd unterhalten haben. Jetzt, wo ich hier mit Tyron sitze und mir seit drei Stunden sein dämliches Rumgestammel antue, während die Kellnerin im Shamrock, einem unserer Pubs in Brooklyn, uns einen Whisky nach dem anderen bringt, kann ich sämtliches Hühnergegacker um dieses ganze Daten noch weniger nachvollziehen.

Es ist einfach langweilig.

Er ist langweilig.

„Jedenfalls bist du mir schon vor drei Jahren aufgefallen, als ihr uns in Boston besucht habt und ich dich auf der Dinnerparty gesehen habe. Seitdem gehst du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Du kannst dir kaum vorstellen, was für ein verdammter Glückspilz ich bin, dass ich jetzt hier mit dir sitze.“ Ist er das? Da wäre ich mir nicht so sicher.

Tyron streicht sich wieder eine seiner viel zu roten Strähnen aus seiner viel zu hellen Stirn, die einfach nicht dortbleiben will, wo sie seiner Meinung nach hingehört und direkt wieder zurückfällt. Meine Mutter hat auch rote Haare, und dank ihrer Gene besitze ich einen Rotstich. Trotzdem stehe ich überhaupt nicht auf rothaarige Männer. Da helfen seine strahlend blauen Augen auch nicht, und die bestimmt zwei Meter Körpergröße, mit den breiten Schultern, den trainierten Armen und dem garantiert nicht zu verachtenden Oberkörper, der sich unter dem grauen Hemd abzeichnet, hauen ihn leider auch nicht raus.

Ich. Stehe. Einfach. Nicht. Auf. Ihn.

Muss ich aber auch nicht.

„Keela?“

„Hm?“

„Du wirkst so abwesend. Alles cool bei uns?“

„Klar.“

„Ich hatte dich gerade gefragt, na ja …“ Tyron sieht aus, als müsste er seinen ganzen Mut zusammennehmen. Vielleicht ist ihm aber auch einfach ein bisschen schlecht. „Ich hatte dich gerade gefragt, ob du vielleicht Lust hättest, mich nach unserer Verabredung auf mein Hotelzimmer zu begleiten. Ich meine, unsere Familien arbeiten zusammen, und du und ich … Wir könnten doch einfach die Familienbande etwas vertiefen. Etwas enger ziehen.“

Ich beuge mich über den kleinen Eichenholztisch und greife nach seinen Händen. Die Handflächen sind verschwitzt. Fühlt er sich vielleicht nicht ganz wohl? „Falsch, Tyron. Unsere Familien arbeiten nicht zusammen. Deine Familie arbeitet für meine Familie, das ist ein Unterschied.“

Ein leichter Schweißfilm bildet sich auf seiner Stirn, und sein Blick wird glasig. „Keela?“

„Ja, Tyron?“

Sein Blick huscht unruhig hin und her, als fiele es ihm schwer, mein Gesicht zu fokussieren. „Fuck. Sorry, aber ist dir auch so schlecht?“

„Nein, gar nicht.“

Er wirkt noch unruhiger als vor wenigen Minuten. „Es tut mir leid, aber mir ist echt richtig schlecht. Wir holen das nach, Schätzchen.“ Schätzchen – bitte? Wirklich?

„Nein, Tyron. Wir holen das nicht nach.“

„Komm schon, Baby. Beim nächsten Mal trinke ich weniger, und wir machen direkt was anderes.“ Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie er jetzt noch daran denken kann, mich zu vögeln, dieser dumme, rothaarige Bumskopf.

„Es gibt kein nächstes Mal, Tyron.“

„Baby, bitte …“ Mit Mühe und Not schafft er es gerade noch, sich abzuwenden und neben dem Tisch zu übergeben. Deirdre, unsere Kellnerin, guckt mich angepisst an. Mit den Lippen forme ich das Wort Sorry, weil ich ihn mit hierhergebracht habe und er in ihrer Schicht den Boden vollgekotzt hat. Das hat Deirdre wirklich nicht verdient. Ich muss daran denken, ihr ein großzügiges Trinkgeld zu geben. „Gott, es tut mir so leid.“ Tyron hält sich den Bauch, nachdem er aufgehört hat zu reihern. „Geht es dir wirklich gut, Keela?“

„Ja, mir geht‘s super. Danke. Im Gegensatz zu dir hatte ich ja auch keine Blausäure im Drink. Du hättest nicht so gierig sein dürfen, Tyron.“

„Was?“, fragt er um Atem ringend.

„Du verstehst mich schon richtig, Schätzchen.“ Es war echt uncool von ihm, mich so zu nennen. „Du hättest dich lieber am Geld deines Daddys vergreifen sollen, anstatt direkt an der Quelle zu zapfen.“ Tyron hat uns sechs Monate lang beschissen. Er hätte sich einfach an den Anteilen seines Vaters bedienen können, aber stattdessen hat er von unseren Anteilen genascht, und Verrat ist in New York tödlich. Seine blauen Augen werden ganz leer, als seine Lungen sich nicht mehr weiter mit Sauerstoff füllen. Dann klatscht er einfach wie ein vom Tisch gefallenes Puddingteilchen auf den Boden. Er ist genau in sein Erbrochenes gefallen. „Glück gehabt, Deirdre. Unsere Soldaten kümmern sich um ihn. Das erspart dir das Putzen.“

Ich schnappe mir Tyrons vergifteten Drink. Er hat ganz schön lange durchgehalten, bis das Gift ihn niedergestreckt hat. Das Glas schmeiße ich in den Mülleimer unter dem Tresen, bevor ich Deirdre ein dickes Trinkgeld hinlege. Auch wenn sie keine Kotze wischen muss, hat sie es nach dieser Schicht verdient. Immerhin war sie Zeugin dieser langweiligen Dialoge, die am Ende nur darauf abzielen sollten, mich ins Bett zu kriegen. Jede Frau, die so ein Kackdate miterleben muss, sollte danach entschädigt werden – selbst wenn man nur unfreiwillig Zuschauerin wurde.

In Irland hätte ich vielleicht ab und an mal ein richtiges Date, das nicht so endet, aber nicht in Amerika, wo unser Clan doch in friedlicher Koexistenz mit den Italienern und Russen lebt, bei denen Geschäfte grundsätzlich mit Familienverbindungen geschlossen werden. Aber selbst wenn nicht, würde mich kaum jemand daten wollen, wo meine Familie doch zwangsläufig permanente Lebensgefahr bedeutet. Wo ich permanente Lebensgefahr bedeute.

Ich bin eine Mörderin, und das heute war nicht mein erstes Opfer. Tyron reiht sich bei mehreren Verrätern ein, die ich bereits mit Gift getötet habe. In Kriminalgeschichten heißt es immer, Gift sei die Waffe der Frauen, weil es weniger unappetitlich ist. Wenn ich mir Tyron in seiner eigenen Kotze anschaue, kann ich das nicht wirklich unterschreiben.

„Bin weg, Deirdre“, verabschiede ich mich.

Kapitel Vier

Ekaterina

„Sicher, dass ich nicht mit hochkommen soll? Ich bin dein Bodyguard und für deinen Schutz zuständig und ...“

„Leonardo.“ Ich schaue auf meine Armbanduhr. „Ich habe in fünfzehn Minuten einen Termin bei Dr. Marple und muss mich noch anmelden und höchstwahrscheinlich vorher noch eine Urinprobe …“

„Ich will das nicht wissen. Ich will gar nicht hören, was diese Ärztin im Einzelnen mit dir veranstaltet.“

Dass Leonardo Ärzte hasst, habe ich schon im letzten Jahr nach der Explosion bemerkt, als wir zusammen im Krankenhaus lagen. Dass er aber auch Probleme mit Gynäkologen hat, die ihn ja gar nicht untersuchen können, hätte ich nicht gedacht. Vielleicht ist es aber auch nur diese generell typisch männliche Abneigung gegen alles, was mit Frauenproblemen zu tun hat.

„Ich gehe jetzt in dieses gut besuchte, öffentliche Haus, steige in den Aufzug und fahre direkt ins fünfte Stockwerk zu Dr. Marple und lasse mich – wie auch immer – behandeln, während du dir da drüben in der Bäckerei einen doppelten Espresso besorgst, gemütlich eine Zigarette rauchst und auf mich wartest.“

„Aber …“

„Leonardo, hast du eigentlich ein Privatleben?“

„Sì. Sehe ich aus, als hätte ich keines?“ Er grinst schelmisch. Leonardo ist ein sehr attraktiver Mann. Keine Frage – er ist, so würde es meine beste Freundin Keela jetzt ausdrücken – unsagbar heiß. So heiß wie flüssige Lava.

„Hast du eine Freundin?“

„Nicht direkt, aber so was in der Art, ja.“

„Dann trink deinen Kaffee und ruf sie an. Und ich gehe jetzt hoch und bin in dreißig Minuten zurück.“

Ehe er wieder protestieren kann, schwinge ich mich aus dem Auto und laufe die wenigen Meter bis zum Haupteingang. Die Praxis befindet sich in einem modernen Hochhauskomplex, mitten in Manhattan. Neben der Praxis von Dr. Marple und einigen anderen Fachärzten befinden sich hier auch Büroräumlichkeiten einiger Firmen sowie mehrere Geschäfte im Erdgeschoss, die sich in einer kleinen Einkaufspassage aneinanderreihen. Ich würde gerne noch bei einem Juwelier vorbeischauen, weil Oksana nächste Woche Geburtstag hat und ich noch kein Geschenk habe, verschiebe das aber auf später.

Mit gut zwanzig anderen Personen stehe ich zusammengepfercht im Aufzug und bin wirklich dankbar, dass ich bereits nach fünf Stockwerken aussteigen darf. Bis alle genug Abstand zu der Lichtschranke haben und sich die Türen endlich schließen, dauert es schon eine gefühlte Ewigkeit. Der Aufzug setzt sich endlich in Bewegung und hält im ersten Stockwerk. Natürlich muss ich dieses Glück haben und in einem Lift feststecken, der wirklich auf jeder Etage hält. Ich hasse Unpünktlichkeit und möchte Dr. Marples bestimmt engen Terminplan nicht unnötig durcheinanderbringen. Auch wenn ihr der Name Romano natürlich ein Begriff ist und sie sich trotz Giulios öffentlichem Image als erfolgreicher Geschäftsmann vielleicht denken kann, was er wirklich treibt, möchte ich ungerne eine Sonderbehandlung haben. Einfach ein bisschen Normalität, wie mein Vater es immer zu sagen pflegte. Einen kurzen Moment erlaube ich es mir, die Augen zu schließen und meinem Terminstress zu entkommen.

Und da ist er.

Genauso, wie ich ihn in Erinnerung behalten habe, liegt er in der Luft. Irgendwie immer ein bisschen nach teuren Zigarren und Alkohol, aber nicht so, dass es nach Kneipentour riechen würde, sondern eher nach dem Luxus, der damit verbunden ist, sich die erlesensten Sorten von beidem zu leisten. Und nach dem exklusiven Rasierwasser, das es nur in Moskau in einer kleinen Parfümerie nahe dem Roten Platz gibt.

Der ganze Aufzug ist geflutet von Aleksandr Iwanows Aroma.

Ich schlage die Augen auf und drehe mich um. Mein Puls rast und mein Atem ist so angestrengt, als würde ich Sport treiben. Es sind zu viele Menschen mit mir hier drin, als dass ich jeden richtig sehen könnte. Etage für Etage wechseln die Fahrgäste, und obwohl ich längst am fünften Stock vorbeigefahren bin und der Aufzug irgendwann ab dem sechsundzwanzigsten Stock deutlich leerer wird, kann ich die Quelle nicht ausmachen.

Kurz überlege ich, Leonardo zu schreiben. Er würde sofort kommen und das ganze Gebäude auseinandernehmen. Er würde Giulio verständigen, der sicherlich Verstärkung mitbringen würde. Sie würden einen Geist suchen, weil ich etwas gerochen habe, das mich an Aleks erinnert hat.

Ich schließe erneut die Augen und konzentriere mich ganz auf meinen Geruchssinn, aber da ist nichts mehr. Er ist weg. Ich straffe die Schultern und steige aus dem Aufzug, um den nächsten zu nehmen, der mich wieder runterfährt. „Ruhe bewahren, Ekaterina“, sage ich leise zu mir selbst. „Jetzt bloß nicht aus der Haut fahren.“ Was weiß ich sicher? Dass Aleks tot ist. Ich war dabei, als Giulio ihn umgebracht hat. Ich weiß, dass die Sinne und das Erinnerungsvermögen einem manchmal Streiche spielen und täuschen. Ich weiß, dass Natascha mich mit ihren letzten Worten verunsichern wollte.

Ich schließe erneut die Augen und versuche, mich mit einer gleichmäßigen Atmung selbst zu beruhigen. Das ist doch total verrückt. Einfach nur verrückt. Ich öffne die Augen und lache leise, während ich mir den dünnen Schweißfilm von der Stirn wische. Die Frau neben mir schaut mich skeptisch an, und ich kann es ihr nicht verübeln. Ich habe etwas gerochen oder dachte zumindest, etwas zu riechen, und bin deswegen ein bisschen durchgedreht. Unglaublich, wie so eine winzige Sache mein Unbehagen und meine Ängste schüren kann.

Innerlich völlig aufgewühlt, aber äußerlich tadellos gefasst, betrete ich mit einer Verspätung von guten zehn Minuten die Praxisräume von Dr. Marple. Ich entschuldige mich gefühlt ein Dutzend Male bei der jungen Frau am Empfangstresen, die mir allerdings versichert, dass heute ein ruhiger Tag ist. Da ist sie, die ungewollte Sonderbehandlung aufgrund meines Nachnamens. Ich weiß, dass diese Praxis eine der beliebtesten in ganz Manhattan ist und sich Dr. Marple vor Terminanfragen kaum retten kann. Aber gut, ich brauche meine Verhütungsspritze und sollte mich auch so untersuchen lassen, also ist die Sonderbehandlung heute ausnahmsweise in Ordnung.

Nach der Untersuchung schreibe ich Leonardo, dass ich mich noch kurz in dem kleinen Schmuckgeschäft umsehe. Nach wie vor bin ich aufgewühlt durch den Vorfall im Aufzug, will dem aber nicht zu viel beimessen, weil mich das nur noch verrückter macht. Ich kaufe ein Armband für Oksana und straffe meine Schultern, bevor ich zurück zum Wagen gehe.

Leonardo mustert mich angespannt durch den Rückspiegel. „Alles klar?“

„Ja, natürlich.“

„Sicher? Du siehst irgendwie abgehetzt aus.“

„Vielleicht mag ich auch einfach nur keine Ärzte.“

Er lächelt. „Kann ich voll und ganz verstehen.“

Kapitel Fünf

Giulio

Langsam gehe ich auf den Eingangsbereich zu, der mit seiner roten Tür schon aus einem Kilometer Entfernung deutlich macht, um was für ein Etablissement es sich hier handelt. Russen lieben Rot. Im Aayusha