Clans of New York (Band 1) - Brianna Gray - E-Book

Clans of New York (Band 1) E-Book

Brianna Gray

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Beschreibung

Als älteste Tochter einer der vier dominierenden Mafia-Clans in New York ist Ekaterinas Leben vorbestimmt: Seit sie denken kann, ist sie ihrem besten Freund Aleksandr versprochen. Von einer Liebesheirat kann zwar keine Rede sein, doch wenigstens fühlt sie sich bei ihm sicher. Als Aleksandrs Familie Verrat an den anderen Clans begeht, gerät Ekaterina als seine Verlobte ins Fadenkreuz der Mafia. Ausgerechnet Guilio, der zukünftige Boss aller Clans, rettet sie durch ein neues Abkommen. Der Preis, den sie zahlen muss: ihn zu heiraten. Obwohl er schreckliche Dinge getan hat und Ekaterina panische Angst vor ihm hat, kann sie seiner Anziehungskraft nicht widerstehen und lässt sich von ihm nicht nur in eine Welt voller Leidenschaft, sondern auch in die dunklen Abgründe der Mafia entführen …

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Kurzbeschreibung: Als älteste Tochter einer der vier dominierenden Mafia-Clans in New York ist Ekaterinas Leben vorbestimmt: Seit sie denken kann, ist sie ihrem besten Freund Aleksandr versprochen. Von einer Liebesheirat kann zwar keine Rede sein, doch wenigstens fühlt sie sich bei ihm sicher. Als Aleksandrs Familie Verrat an den anderen Clans begeht, gerät Ekaterina als seine Verlobte ins Fadenkreuz der Mafia. Ausgerechnet Guilio, der zukünftige Boss aller Clans, rettet sie durch seinen Antrag. Obwohl er schreckliche Dinge getan hat und Ekaterina panische Angst vor ihm hat, kann sie seiner Anziehungskraft nicht widerstehen und lässt sich von ihm nicht nur in eine Welt voller Leidenschaft, sondern auch in die dunklen Abgründe der Mafia entführen …

Brianna Gray

Clans of New York – Verraten

Band 1

Edel Elements

Edel Elements

- ein Verlag der Edel Verlagsgruppe GmbH

© 2022 Edel Verlagsgruppe GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2022 by Brianna Gray

Lektorat: Vera Baschlakow

Korrektorat: Julia Kuhlmann

Covergestaltung: Designomicon, München.

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-433-2

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Prolog

Ekaterina

„Nur noch den Mantel und den Schal, Solnyschka.“ Mama zieht meine langen Haare vorsichtig aus dem Kragen des Steppmantels. „So, jetzt haben wir es.“

„Sind wir rechtzeitig zurück, damit ich die Sterne anschauen kann?“ Ich darf am Wochenende etwas länger wach bleiben und vom Dachboden aus mit dem Teleskop den Himmel beobachten.

„Wenn du die Augen noch aufhalten kannst, dann ja. Du weißt, dass heute ein besonderer Tag ist, oder?“

Ich nicke eifrig. Mama spricht seit Tagen von nichts anderem mehr. „Ja, wir besuchen heute eure Freunde, die Iwanows.“

„Ganz genau. Freust du dich schon?“

„Ja.“

Wir fahren alle zusammen in Papas Auto. Neben mir sitzen meine Geschwister, Sergej und Oksana. Sergej in der Mitte, während Oksana und ich aus den Fenstern schauen können. Wir wohnen in Westwood, einem kleinen schönen Ort in Connecticut. Papa hat gesagt, die Iwanows wohnen nicht weit entfernt, auf der anderen Seite des Waldes. Papa hat auch gesagt, dass die Familie uns sehr ähnlich ist.

Wir haben ein großes Haus in Westwood, aber Mama und Papa gehört auch ein noch größeres Haus in der Stadt, wo Vater arbeitet und übernachtet, wenn es besonders spät wird. Manchmal sind Mama, Sergej, Oksana und ich dort, aber Mama mag Westwood lieber und sagt, dass es für uns Kinder schöner ist. Die Iwanows sollen auch ein Haus in Manhattan haben, aber meistens in Connecticut wohnen.

Nach einer Weile halten wir vor einem großen Haus mit einem hohen Zaun und einem riesigen Vorgarten. Das Haus ist unserem wirklich ziemlich ähnlich. „Sind wir da?“

„Durak!“, tadelt Sergej mich. „Würden wir sonst anhalten?“

Papa dreht sich um und in einer schnellen Bewegung landet seine Hand auf Sergejs Wange. Papa sagt immer, Sergej muss seine Grenzen kennen, weil er eines Tages in seine Fußstapfen treten wird. „Was habe ich dir gesagt, Sergej? Halt den Mund!“

Mama schaut zu uns nach hinten. „Ja, Ekaterina. Wir sind jetzt da.“

Das Haus ist von innen genauso schön wie von außen. Die Iwanow-Familie hat den gleichen Geschmack wie meine Eltern. Es sieht ein bisschen aus wie in einem Märchenschloss, mit großen Kronleuchtern und mit Samt bezogenen Sesseln.

Die Mutter heißt Sonja und ist sehr hübsch. Sie hat lange blonde Haare, wie eine richtige Prinzessin. Der Iwanow-Vater ist ein bisschen gruselig, mit seinem Vollbart und den hellblauen Augen, aber das sind viele Männer. Mein Papa ist manchmal auch gruselig, und der Weihnachtsmann ist auch ein bisschen gruselig, also ist das schon in Ordnung so. Ihre Kinder heißen Aleksandr und Natascha. Aleksandr ist ungefähr so alt wie Sergej, hat die hellbraunen Haare seines Vaters und auch seine blauen Augen. Bei ihm sehen die Augen aber nicht ganz so gruselig aus, vielleicht, weil sie noch nicht viel Schlimmes gesehen haben. Mama sagt immer, die Augen sind der Spiegel zur Seele eines Menschen, und je mehr Leid sie gesehen haben, desto mehr Kälte liegt in ihnen. Natascha hat auch blaue Augen, aber sie sind ganz warm und freundlich. Sie hat außerdem die gleichen langen blonden Haare wie ihre Mutter. Ich bin ein bisschen neidisch. Meine Haare sind einfach braun. Sie haben die Farbe von Haselnüssen oder, wie Sergej immer sagt, von Schlamm.

Wir sitzen alle an einem langen Tisch. Es gibt so fast das gleiche Essen wie zu Hause. Mama guckt immer wieder zu mir herüber, damit ich manierlich und nicht zu viel esse. Sie sagt stets: “Damen schlagen sich nicht den Bauch voll.“, und das tue ich auch nicht. Ich bin ja auch eine richtige Dame, immerhin bin ich schon sechs und weiß genau, was sich gehört. Die Erwachsenen unterhalten sich, während wir essen. Ich mag am liebsten Piroggen und ich glaube, Aleksandr auch. Wir sitzen uns direkt gegenüber und ich kann die ganze Zeit genau auf seinen Teller gucken. Manchmal schaut er komisch zu mir rüber, so als ob ich etwas von der Soße im Gesicht hätte.

Nachdem wir aufgegessen haben, dürfen wir Kinder zusammen spielen. Natascha und ich wollen verstecken spielen, aber Oksana versteht es mal wieder nicht so richtig und erschreckt uns immer, bevor wir sie finden. Sergej sitzt mit Aleksandr vor dem Kamin und die beiden spielen mit Autos. Mama hat gesagt, dass sie sich schon durch gemeinsame Treffen kennen, bei denen sie nur mit unseren Vätern zusammen waren. Sie wirken so, als wären sie wirklich gute Freunde. Mama hat auch gesagt, dass Aleksandr mal das Geschäft seines Vaters übernehmen wird, genau wie Sergej.

„Dürfen wir mitspielen?“, fragt Sergej uns irgendwann.

„In Ordnung.“ Obwohl er mich im Auto Dummkopf genannt hat, will ich nicht nachtragend sein. Das gehört sich nämlich nicht.

„Wir könnten auch im Garten verstecken spielen“, schlägt Aleksandr vor.

„Ich darf aber nicht allein raus.“ Natascha verschränkt die Arme vor der Brust.

„Mit mir zusammen darfst du aber raus, also sei keine Nuss und komm.“

Wir folgen den Jungen in den Garten, der unter einer weißen Schneedecke liegt. Auf der großen Wiese sind viele Hecken, fast wie in einem Irrgarten. Der Garten verschmilzt mit dem Wald. Auch das kenne ich von unserem Haus, deswegen weiß ich, dass ich nicht allein in den Wald laufen darf. „Ihr Mädchen versteckt euch, und wir suchen euch“, schlägt Sergej vor. „Bis zehn müsst ihr versteckt sein.“

Die beiden drehen sich zum Haus um und fangen laut an zu zählen. „Eins.“ Ich überblicke den Garten und suche nach dem besten Versteck.

„Zwei.“ Oksana läuft schon los und versteckt sich hinter einem Liegestuhl, während Natascha sich auch noch umsieht und dann losrennt.

„Drei.“ Ich laufe ein Stück auf die Wiese und drehe mich im Kreis.

„Vier.“ Natascha verschwindet hinter einem kleinen Gartenhaus.

„Fünf.“ Ich renne zwischen den Hecken entlang.

„Sechs.“ Langsam brauche ich wirklich ein Versteck.

„Sieben.“ Eine große Trauerweide steht am Waldrand. Eigentlich darf ich nicht in den Wald, aber mir fällt nichts Besseres ein.

„Acht.“ Mein Herz pocht ganz schnell.

„Neun.“ Ich presse mich mit dem Rücken fest gegen den Baumstamm.

„Zehn.“ Ich halte den Atem an.

Nach kurzer Zeit höre ich wie Oksana laut „Buh“ ruft und Sergej sie auslacht, weil sie das Spiel einfach nicht versteht. Dann wird es viel, viel leiser, weil sie bestimmt nach mir und Natascha suchen.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, bis ich knirschende Schritte im Schnee höre, aber mir ist schon ziemlich kalt vom langen Stehen. Ich versuche, so flach wie möglich zu atmen, aber die Atemwolke, die jedes Mal aus meinem Mund kommt, lässt sich nicht verbergen. Die Schritte kommen näher, und ich glaube, dass er mich gleich finden wird. Ich sehe, dass es Aleksandr ist. Ich folge ihm um den Baumstamm herum, damit er mich nicht sofort findet. Ich kann Aleksandr nicht mehr sehen. Entspannt atme ich aus.

Ohne dass ich es habe kommen sehen, legt sich eine Hand von hinten über meinen Mund und erstickt meinen Aufschrei. Aleksandr hält mich eng an seinen Körper gepresst und mir wird endlich wieder warm. „Hab dich, Zájka.“ Bisher hat mich noch niemand außer meinen Eltern oder Sergej Häschen genannt. „Ich lass dich los, wenn du mir versprichst, nicht zu schreien. Ich mag keine Schreie.“

Ich mag auch keine Schreie. Ich nicke, so gut ich kann, dann löst sich seine Hand von meinem Mund. „Du darfst mich nicht Zájka nennen.“

„Wieso nicht?“

„Weil wir Fremde sind und sich das nicht gehört.“

Er lächelt mich an. Nicht so, wie ein großer Junge ein kleines Mädchen anlächelt, wenn es etwas Dummes gesagt hat, sondern eher neugierig. „Wir sind uns gar nicht fremd. Wir sind einander versprochen, weißt du das denn nicht?“

„Einander versprochen?“ Manchmal habe ich das in letzter Zeit bei Mama und Papa gehört, aber mich nie weiter damit beschäftigt.

„Ja, wir sind einander versprochen. Papa sagt, schon bevor wir geboren wurden, waren wir das.“

Ich mustere misstrauisch sein Gesicht. Er sieht nicht wie jemand aus, der unehrlich ist. „Was heißt ‚einander versprochen‘?“

„Das heißt, dass ich dich für immer beschützen und mich um dich kümmern werde, und dass du für immer mir gehörst.“

Ich traue mich nicht zu fragen, wie man jemandem gehören kann. Ich will kein dummes kleines Mädchen sein. „Also sind wir keine Fremden?“

„Nein, sind wir nicht. Also darf ich dich jetzt weiter Zájka nennen, oder soll ich immer Ekaterina sagen? Dein Name ist so lang.“

„Dein Name ist doch auch lang.“

„Du kannst mich Aleks nennen.“

Mama und Papa sagen immer, dass ich vorsichtig bei Fremden sein muss, und ich bin mir auch nicht ganz sicher, was ‚einander versprochen‘ bedeutet, aber wenn es das ist, was er sagt, und er sich immer um mich kümmern und mich beschützen wird, dann kann es nicht so übel sein. „In Ordnung, Aleks.“

„Du darfst erst loslassen, wenn wir uns verabschieden.“ Er nimmt meine Hand und hält sie ganz fest. Es fühlt sich sicher an, wie er mich durch den Wald führt. „Und, Zájka, lauf nicht wieder allein in den Wald. Im Dunkeln leben Monster.“

Kapitel Eins

Ekaterina

Zehn Jahre später

Die Qualität des Biologieunterrichts der Midtown Private Highschool hat während des Schuljahres um einiges nachgelassen. Mister Spooner redet ungefähr in derselben Geschwindigkeit, in der Nacktschnecken einen Berg hinaufkriechen. Ich hoffe wirklich, dass das mein letzter Kurs bei ihm ist und ich im nächsten Jahr einen anderen Lehrer habe. Genetik ist sterbenslangweilig. Anders als in Mathematik ergeben Minus und Minus hier kein Plus, sondern es bleibt meistens bei einem dicken Minus.

Etwas trifft mich am Hinterkopf, und ich fische eine kleine Papierkugel aus meinem Zopf. Ich brauche mich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sie von Keela sein muss. Natascha, die neben mir sitzt, räuspert sich leise und lacht in sich hinein, als Mister Spooner kurz den Faden verliert.

Nächstes Wochenende haben wir sturmfrei, und Niall plant eine große Party. Wehe, ihr kommt nicht!

Auch wenn ich nicht wie eine durchschnittliche sechzehnjährige Amerikanerin lebe, ist meine Freude über eine gute Party doch mindestens genauso groß. Ich stoße Natascha an und lasse sie an der Nachricht teilhaben, was sie mit einem erhobenen Daumen quittiert. Dann nicke ich Keela zu. Natürlich kommen wir.

Niall ist Keelas älterer Bruder und hat die Schule bereits verlassen. Im Abschlussjahr hat man ihn nicht oft zu Gesicht bekommen, weil die Iren ziemlich häufig in Europa waren und Niall zu dem Zeitpunkt schon voll ins Geschäft seines Vaters eingebunden war. Aber das ist nicht schlimm, sondern normal bei uns, und es ist auch nicht so, dass einer von uns den Schulabschluss wirklich für seine Zukunft benötigte.

Ich visiere die Zwillinge Liliana und Luca an. Die beiden könnten grundverschiedener nicht sein. Während Luca sich zu dem ein oder anderen geschmacklosen Scherz erdreistet, ist Liliana still und spricht eher wenig. Beide wirken ziemlich unnahbar und bleiben meist für sich. Die Party bei den Iren werden aber auch sie sich kaum entgehen lassen wollen, also ziele ich auf Lilianas Hinterkopf.

Mister Spooner bemerkt unseren Ungehorsam, sagt aber nichts. Er weiß genau, wer wir sind und zu wem wir gehören. Er weiß, dass ein falsches Wort ihn vielleicht nicht nur seinen Job kosten könnte.

Die Midtown Private Highschool in Manhattan gehört, wie auch so ziemlich der ganze Rest der Stadt, der Mafia. Neben zahlreichen Kids der normalen High Society, besuchen deswegen auch sämtliche Nachkommen aller Clans die Schule. Mein Vater sagt immer, dass sie das für uns tun, damit wir ein bisschen Normalität bekommen.

Da Besuche in Clubs für uns Mädchen nicht die Norm sind, zumindest war ich noch nie in einem, in denen Aleks und Sergej ihre Geschäfte machen, mag keine von uns darauf verzichten, auf eine der exklusiven Partys der Familien zu gehen. Diese Möglichkeit bestand auch nicht immer, aber seit vor zehn Jahren Frieden zwischen den einzelnen Clans geschlossen wurde, und alle unter der schützenden Hand von Tommaso Romano zusammenkamen, funktioniert es ganz gut zwischen uns. Normalität eben – ein bisschen davon.

New York ist unter vier großen Familien aufgeteilt. Ich bin eine Markow. Wir sind einer der zwei russischen Clans in der Stadt. Dann gibt es noch die Callaghans, eine ziemlich alte Familie, die zur irischen Mafia gehört. Zu ihnen gehören meine Freundin Keela und ihre Brüder Niall und Sloan. Die Iwanows sind der andere russische Clan. Meine Freundin Natascha ist eine Iwanow und natürlich Aleks. Und dann gibt es noch die Romanos, die zur italienischen Famiglia gehören. Sie machen Geschäfte in ganz New York und mischen überall mit, weswegen sie die Familie mit der größten Macht sind. Neben den Zwillingen Liliana und Luca gibt es noch die jüngste Schwester Emilia und ihren älteren Bruder Giulio.

Die Pausenglocke dröhnt laut. Ich schiebe das Biologiebuch in meine Handtasche und klemme mir meinen Ordner unter den Arm, als Natascha sich auch schon bei mir unterhakt. „Wir müssen vorher auf jeden Fall shoppen.“

„Passt noch ein einziges Kleid in deinen Kleiderschrank?“

Sie zieht einen Schmollmund. „Aber wir sehen uns doch diesen Samstag auch schon alle, und ich will auf keinen Fall, dass man mir nachsagt, zweimal das Gleiche zu tragen.“ An dieses Wochenende versuche ich so gut es geht nicht zu denken, auch wenn mir immer klar war, dass Aleks und ich irgendwann offiziell verlobt sein würden. Dabei geht es gar nicht darum, dass ich ihn nicht will, sondern dass ich jedes Mal nervös bin, wenn alle Clans aufeinandertreffen. Das bleibt wohl nicht aus, wenn alle Männer bis unter das Kinn bewaffnet sind.

„Du bist zu verwöhnt.“

„Meinst du etwa meine kleine Schwester?“ Aleks schlingt seinen Arm um meine Taille, auch wenn es sich genau genommen nicht gehört. Er achtet in letzter Zeit sehr wenig auf die Dinge, die sich gehören.

„Natürlich meint sie mich“, antwortet Natascha.

„Habe ich etwas verpasst?“ Keela stürmt wie immer als Letzte aus dem Klassenzimmer. Sie ist schon ein bisschen chaotisch.

„Kleiderprobleme“, antworte ich.

„Solltest du nicht nur dein Verlobungskleid im Kopf haben?“ Sie verdreht die Augen. Keela ist niemand, den man einfach verloben oder gar verheiraten könnte, auch wenn sie bestimmt längst versprochen ist. Sie ist ganz anders als die üblichen Mafiatöchter und auch ganz anders als ich. Doch gerade deswegen liebe ich sie.

„Stell dir vor, mein Kleid hängt fein säuberlich in einer Kleiderhülle im Schrank meiner Mutter. Es geht natürlich wie immer um Natascha.“

„Wenn das so ist, könnten wir drei ja die Woche noch zusammen shoppen gehen“, schlägt Keela vor, obwohl sie sich nichts aus exquisiter Kleidung macht. „Mir fehlen nämlich sogar noch beide Kleider.“

Wir schlendern zur Schulcafeteria. Wie immer sitzen Oksana, Emilia und Sloan schon an unserem Stammplatz. Seit wir alle auf der Schule sind, verbringen wir unsere Pausen gemeinsam. Mein Vater sagt immer, es ist eine gute Botschaft, die wir an die anderen Mafianachkommen senden, wenn die zukünftigen Clanbosse und deren Geschwister zusammensitzen.

„Wo ist Sergej?“, frage ich Aleks.

„Bespricht noch was mit Giulio. Geschäfte – du weißt schon. Bist du aufgeregt wegen Samstag?“ Er legt seine Hand auf mein Knie. „Du wirst ja wohl keinen Rückzieher machen, wenn ich dir den Ring an den Finger stecke?“

Die Berührung ist nicht unangenehm, trotzdem greife ich seine Hand und lege sie zusammen mit meiner auf die Tischplatte. „Das würde ich nie tun, das weißt du.“ Auch wenn ich weiß, dass es nur ein Scherz war, und er genau weiß, dass diese Option für mich gar nicht besteht. Für ihn ja eigentlich auch nicht. Am Ende hat doch keiner eine Wahl von uns und wir müssen uns alle den Plänen der Mafia fügen.

„Ich weiß, Zájka.“ Aleks lächelt und legt seine Hand zurück auf meinen Oberschenkel, wo sich seine Finger fest um mein Knie schließen.

Mein Blick verfinstert sich, als mein Bruder zusammen mit Giulio die Cafeteria betritt. Ich bin nicht naiv – jeder der hier anwesenden Jungen über vierzehn ist voller Sünde. Die meisten haben schon gefoltert oder gemordet. So ist ihre Welt und keiner hier ist unbefleckt, aber Giulio ist ein wahres Monster unter den Monstern und ich bin nach jeder Pause dankbar, so schnell wie möglich seinen Aktionsradius zu verlassen.

Der Romano-Clan gilt unter allen als besonders kompromisslos. Irgendwann wird jeder Junge in die jeweilige Familie eingeführt, und obwohl die Clans sich unterscheiden, ist der Initiationsritus im Endeffekt doch immer derselbe, denn niemand geht unschuldig in die Mafia. Jedes neue Mitglied verlangt einen Tod. Es sind meist Verräter, die sie erschießen müssen. Oft wird vorher das Gesicht ihres Opfers verhüllt, damit es ein bisschen einfacher ist. Bei Giulio soll es ganz anders gewesen sein.

Man erzählt sich, dass es an seinem zwölften Geburtstag, mitten auf seiner Feier, war, als sein Vater ihn mit in das Haus der Familie Bianchi nahm, die die Romanos verraten hatten. Giulio benutzte keine Pistole und es wurden auch nicht die Gesichter seiner Opfer verdeckt. Obwohl es nur der Vater und der älteste Sohn waren, die Verrat begangen hatten, hat Giulio jedem Familienmitglied die Kehle aufgeschlitzt. Selbst vor der jüngsten Tochter, die fast noch ein Baby war, soll er keinen Halt gemacht haben. Lange Zeit wusste ich nicht von seiner Grausamkeit, und es irritierte mich, warum alle Abstand zu ihm hielten, doch dann erzählte Aleks mir, warum Giulio eine lebende Legende ist. Ein lebender Albtraum. Ein Monster.

Die meisten weiblichen Blicke folgen Sergej und Giulio durch den Raum. Besonders Giulio, der um die einsfünfundneunzig messen muss, steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Natürlich weiß er das genau und streicht sich seine fast schwarzen, immer leicht chaotischen, Haare aus der Stirn, bevor er sich neben seine Geschwister setzt. Als Sergej neben mir Platz nimmt, zieht Aleks seine Hand von meinem Knie weg. Obwohl Sergej weiß, dass wir manchmal Händchen halten oder er seinen Arm um mich legt, würde Aleks diese Dinge niemals vor den Augen meines Bruders machen, einfach aus Respekt.

„Hast du von der Party bei Niall gehört?“, fragt Luca seinen älteren Bruder.

Giulio zieht eine seiner dunklen Brauen hoch und sucht das Tablett nach etwas Essbarem ab. „Sí.“

„Gehen wir hin?“, fragt Emilia ihn. Emilia ist erst vierzehn, genau wie meine Schwester Oksana, und Partys sind noch tabu für sie.

„Ich werde gehen, aber für dich ist das noch nichts“, antwortet Giulio. Emilia zieht einen Flunsch und schmollt, weswegen Oksana sie aufheitert und am gleichen Wochenende eine Pyjamaparty bei uns vorschlägt. Im Gegensatz zu mir kann Oksana etwas mit den Italienern anfangen und ist eng mit Emilia befreundet. Emilia sieht ihren Bruder fragend an, woraufhin sein Blick direkt weicher wird. Mir ist schon früher aufgefallen, dass Giulio eine besondere Schwäche für seine jüngste Schwester hat. Da sind wir uns ganz ähnlich – das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Giulio mustert skeptisch Sergej, der ihm zunickt, woraufhin Giulios Miene sich wieder entspannt.

Wir vertrauen uns alle gegenseitig nicht, auch wenn die Clans schon lange zusammenarbeiten. Dass Aleks und ich einander versprochen sind, ist ein Relikt aus der Zeit vor dem Frieden, als die russischen Familien noch besonders zusammenhalten mussten. Die Verbindung wurde einfach nur nie gelöst. Und wenn ich Aleks mit meinem Bruder, mit Niall oder Giulio vergleiche, dann bin ich wirklich mehr als dankbar dafür, denn mein zukünftiger Verlobter ist das Beste, was mir in unserer Welt passieren kann.

Kapitel Zwei

Aleksandr

Ich ziehe noch einmal kräftig an meiner Zigarette, während der Kubaner hinter mir heult und schreit wie eine kleine Jungfrau, die kurz davor ist, hart gefickt zu werden. Er jammert wirklich wie ein kleines Baby, und sein klägliches Geheule pisst mich jetzt schon seit einer Stunde an. Ich hasse es, wenn Verhöre sich unnötig in die Länge ziehen und einfach nur noch nerven. Im Gegensatz zu manch anderen Männern in unserem Clan, finde ich wenig Freude an Schmerzensschreien oder Gebettel. Es gibt sogar Männer, die die größte Form von Unterhaltung darin finden, wenn ihr Gegenüber sich kurz vor dem Tod einpisst. Für sie ist das das sichtbarste Zeichen von Todesangst, und sie genießen diesen Triumph ganz besonders. Für mich ist das alles irrelevant. Mich interessiert das Leid anderer Leute nicht. Ob generell vorhanden oder durch mich verursacht, spielt dabei auch keine Rolle. Es ist mir einfach egal. Mir bereitet das hier kein Vergnügen. Das würde es höchstens aus Rache, aber das hier heute ist keine. Zumindest keine persönliche.

Der Kubaner dealt für uns mit Koks und verkauft das Zeug in einem von Callaghans Clubs. Davon weiß Callaghan natürlich nichts, aber das muss er auch nicht. Obwohl wir Frieden haben, probiert natürlich trotzdem jeder Clan, den größten Profit für sich rauszuholen. So ist das Geschäft. Leider hat der Kubaner dabei in seine eigene Tasche gewirtschaftet. Wenn es etwas gibt, das wir gar nicht mögen, ist es, beschissen zu werden.

„Bitte – bitte. Das war nur ein Missverständnis“, jammert er mit starkem spanischen Akzent. Ich mag den spanischen Akzent noch weniger als den italienischen oder den irischen. Ich mag die Spanier allgemein nicht. „Ich bitte Sie, Sir, ich gebe Ihnen alles – alles, was Sie wollen.“ Der Kubaner baumelt am Baukran. Dimitrij und ich haben ihn schon vor einer Stunde hier aufgehängt und lassen ihn vom Dach des Rohbaus zappeln. Hier entsteht nach und nach ein komplett neuer Gebäudekomplex. Hier hört niemand seine Schreie und wenn doch, würde sich ohnehin keiner dafür interessieren.

„Bist du tätowiert, Amigo?“

Der baumelnde Haufen Abschaum schaut panisch zwischen mir und Dimitrij hin und her. „Ich trage das Wappen meiner Familie am Herzen.“

Ich nicke Dimitrij zu, der das Hemd des Kubaners bis zum Bauchnabel aufreißt. Das Familienwappen seiner kleinen Pissgang prangt direkt auf seiner Brust. Die verschnörkelten Ranken sind nicht einmal sonderlich gut gestochen. Aus meiner Jackentasche ziehe ich mein Messer und lasse die Klinge aufspringen. „Festhalten“, weise ich Dimitrij an, der kräftig auf den Boden spuckt, bevor er den zappelnden Fisch an der Angel fixiert. Ja, der Kubaner schreit wirklich wie ein kleines Baby, als ich mit der Klinge die Haut von seinem blutigen Fleisch löse und die hässliche Tätowierung von seinem Körper schneide. Die Haut ist das größte Organ des Menschen und einen handgroßen Teil davon abgetragen zu bekommen, tut beschissen weh. Leider muss ich ein Zeichen setzen, damit seine Gang weiß, wer ihn zur Rechenschaft gezogen hat. Das Häuten ist irgendwie zu meinem Markenzeichen geworden.

„Fällt dir jetzt vielleicht noch etwas ein?“ Der Kubaner schüttelt seinen ramponierten Schädel und fängt an zu beten. Gebete helfen ihm jetzt auch nicht mehr. Ich nehme mir noch eine Zigarette. Ich überlege wirklich, ob es Sinn macht, ihn noch weiter zu foltern, aber der Typ will einfach nicht gestehen und uns auch sonst keine Informationen preisgeben. Ich gebe Dimitrij ein Zeichen, dass er ihn fliegen lassen soll, woraufhin der Typ wieder wie ein Fisch an der Angel zu zappeln beginnt und weiter lautstark um sein Leben bettelt. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem er sich einpisst – aber wie gesagt, das ist mir egal. Das wird kein besonders hohes Gebäude, kein Wolkenkratzer oder so, aber hoch genug, damit der Kubaner nie wieder aufwacht. Als ich den Treppenabsatz erreiche, höre ich hinter mir einen lauten Schrei, als Dimitrij ihn vom Haken lässt. Ich gehe mit ruhigen Schritten die Treppe herunter.

„Hast du alles erledigt?“, fragt Sergej als ich durch die schwere Eingangstür ins Foyer der Markows trete.

„Erledigt.“ Die Markows und die Iwanows hängen meist zusammen in allen Geschäften drin, und der Kubaner hat nicht nur unser Geld in seine eigenen Taschen gesteckt. „Ist sie wieder auf dem Dachboden und schaut sich die Sterne an?“

„Ich wusste, dass du nicht nur kommst, um mich zu besuchen. Sie schläft, aber ich kann sie wecken.“

„Nein, lass sie schlafen.“ Ekaterina hat einen gesunden Schlaf. Den hatte ich auch, als ich noch nicht so tief im Geschäft steckte.

„Du solltest mein großzügiges Angebot annehmen. Ich drücke viele Augen bei euch zu.“ Die meisten von uns lernen sich erst am Tag ihrer Verlobung kennen. Ekaterina und ich kennen uns schon unser ganzes Leben lang.

„Dann lass mich nur kurz nach ihr sehen.“

„Du hast fünf Minuten.“ Sergej macht es sich im Salon bequem. „Und Aleks?“

„Ja?“

„Lass deine Finger bei dir!“

Wie immer brennt ein kleines Licht auf ihrem Nachttisch, weil sie sich in der Dunkelheit fürchtet. Ihr braunes Haar breitet sich wie ein Fächer auf ihrem Kissen aus. Ekaterina hat wirklich sehr langes Haar, das ihr fast bis zum Po reicht. Man müsste blind sein, um ihre Schönheit nicht zu erkennen. Ekaterina ist so ziemlich das schönste Mädchen der ganzen Stadt. Von uns allen ist sie eine der wenigen, die ihre Seele noch reinhalten konnte. Umso schlimmer ist es, dass sie ausgerechnet mir versprochen wurde. Ich lasse sie schlafen und ziehe ihr ein Buch aus der Hand, mit dem sie eingeschlafen ist. Sie liest einen russischen Liebesroman, den Natascha ihr vor Kurzem geliehen hat. Meine Schwester und Ekaterina haben ihre ganz eigene Vorstellung von der Zukunft. Nichts davon entspricht der Realität, aber ich lasse sie noch träumen. Dann ziehe ich ihre Decke etwas höher, bevor ich zurück zur Tür gehe. Als ich die Klinke herunterdrücke, höre ich ihr Kissen hinter mir rascheln. „Aleks“, murmelt sie, obwohl sie noch tief und fest schläft. In meiner Brust breitet sich das befriedigende Gefühl aus, dass es für sie nur mich gibt, selbst in ihren Träumen.

Ich lasse meine schlafende Bald-Verlobte in ihrem Zimmer zurück und fahre auf direktem Weg mit Sergej ins Aayusha, eines der Bordelle, die der Iwanow-Clan betreibt. Obwohl Sergej Ekaterinas Bruder ist, versteht er das. Immerhin ist er genauso kaputt wie ich. Unser Lebensstil lässt es nicht zu, lange Kind zu sein. Teenager hingegen sind wir nie. Wenn man nach seinem ersten Mord in eines der Bordelle getrieben wird, um sein letztes bisschen Kindheit aus dem Körper zu ficken, wie soll man dann bitte jahrelang darauf warten, dass man verheiratet wird und vögeln darf?

Das Aayusha befindet sich in Brooklyn, in der Nähe des Navy Yards. Es ist einer der besseren Clubs und keine dieser Spelunken, in denen die Nutten vollgepumpt mit Koks und völlig neben der Spur sind. Die New Yorker Clans haben im Friedensvertrag vereinbart, dass wir weder Menschenhandel noch Zwangsprostitution betreiben, weswegen die Prostituierten unserer Bordelle nicht total auf Drogen sind. Natürlich ziehen sie sich die eine oder andere Nase oder rauchen mal einen Joint, aber mehr eben auch nicht. Sergej und ich kommen oft hierher. Es ist der einfachste Weg. Natürlich sprechen uns auch Mädchen an der Midtown an. Sergej fickt manchmal eine der Upper-East-Side-Schülerinnen, aber meistens gibt das nur nerviges Theater, weswegen ich gerne darauf verzichten kann.

Sergej verschwindet mit seiner Stammhure direkt in eines der Zimmer. Eigentlich dachte ich, dass wir noch einen Drink zusammen nehmen, aber sein Tag war scheinbar deutlich besser als meiner. Ich lasse mich auf einen der Barhocker am Tresen gleiten und bestelle mir bei der dicktittigen Rothaarigen einen doppelten Wodka. Nadescha ist nicht sonderlich gesprächig, aber dafür wurde sie hier auch nicht eingestellt. Unter der Woche ist im Aayusha nicht allzu viel los, und so verbringt Nadescha ihre Nachtschicht damit, die verschiedenen Spirituosen neu in die Auslage zu sortieren.

„Sascha sagte, dass du meine Gesellschaft wünschst“, säuselt eine melodische Stimme in feinem Singsang in mein Ohr. Ohne sie anzusehen, weiß ich, dass sie heute Nacht genau die Richtige für mich ist.

Langsam drehe ich mich in ihre Richtung. Sie hat lange blonde Haare. Ihre Augen sind strahlend blau, und ihr Gesicht ist zart wie das einer Puppe. Sie hat einen rosafarbenen Mund, hohe Wangenknochen und eine kleine Stupsnase. Sie ist der perfekte russische feuchte Traum. Genau das Klischee, was sich jeder Amerikaner unter einer Russin vorstellt. „Wie ist dein Name?“

„Diana.“

Ich leere mein Glas in einem Zug. „Schön, Diana. Lass uns gehen.“

Diana bläst wie eine verdammte Göttin. Ihre rosafarbenen Lippen pressen sich perfekt um meinen Schwanz, und sie saugt, als würde es bei diesem Job um ihr Leben gehen. Ich mag es, wenn sich unsere Mitarbeiterinnen Mühe geben und ihre Arbeit ernst nehmen.

Sie ist perfekt. Sie gibt mir wirklich die Illusion, als wäre ich der Eine, auf den sie die ganze Nacht sehnsüchtig gewartet hat. Selbst als sie mich tief in ihren Rachen gleiten lässt und würgt, unterbricht sie unseren Blickkontakt nicht. Sie umklammert meine Eier und krault die Unterseite mit ihren langen pinken Fingernägeln. Ich werde Sascha anweisen, sie zu befördern.

„Komm hoch!“ Das ist das Gute an der Sache mit den Nutten. Man kann sich das ganze Drumherum einfach sparen.

Diana steht auf. Sie ist nicht besonders groß und reicht mir trotz ihrer High Heels nur gerade bis an die Schulter. Ihr makelloser cremefarbener Po steckt nur noch in einem winzigen weißen String. Ihre rosigen Knospen stehen hart von ihren Titten ab, als ob sie darum betteln würden, dass ich mit ihnen spiele. Diana stöhnt leise, als ich ihre Brustwarze kneife und ein bisschen in die Länge ziehe. Sie mag es gerne etwas fester? Das kann sie haben. Ich zerre ihr den lächerlichen String von ihren Hüften und beuge sie dann über das Bett, bis sie auf allen vieren vor mir steht. Dann schiebe ich ihre hellen Schenkel ein Stück weiter auseinander. Blyad! Ihre Muschi ist genauso rosa wie ihre verdammten Nippel, und zwischen ihren kleinen cremefarbenen Pobacken schauen einige Glieder einer Perlenkette hervor.

Was zu Hölle? Ich knalle meine flache Hand auf ihren Hintern und schiebe ihre Pobacken auseinander. Diana lacht. Sie lacht, weil sie genau weiß, was ich sehe – was jeder sehen würde, wenn sie so vor einem kniet und man ihre beiden unteren Körperöffnungen offenlegt. Aus ihrer pinken Rosette schaut eine Perlenkette hervor. Sascha hat wirklich Feingefühl bei seiner Auswahl für heute bewiesen. Ihre kleine Pussy ist schon einladend feucht. Ich ziehe mir ein Gummi über und spiele mit meiner Eichel an ihrer glitzernden Öffnung rum. Ich kann förmlich spüren, wie sie nach mir bettelt und mich am liebsten tief in sie hineinziehen würde. Ohne sie vorzuwarnen, schiebe ich meine volle Länge mit einem kräftigen Stoß in ihre Öffnung.

Diana keucht überrascht. Schön, dass ich der langweiligen, routinierten Nacht, dieser kleinen Hure, mit meinem Schwanz etwas Nervenkitzel einhauchen kann. Ich ziehe mich bis zur Eichel heraus, nur um mich dann wieder bis zum Anschlag in ihr zu versenken. Diana schreit bei jedem meiner Stöße. Nach einigen Stößen wird aus Dianas Schreien ein Keuchen und dann ein Stöhnen. Die kleine Perlenkette baumelt vor mir herum und als ob sie nicht wüsste, warum sie dieses Ding ausgerechnet bei mir trägt, ziehe ich die Kette aus ihr heraus, als sich ihre inneren Muskeln um mich herum verkrampfen und sie kommt.

Dann gleite ich aus ihr heraus und drücke mich gegen ihre kleine pinke Rosette. Diana ist wirklich der perfekte Abschluss dieses Tages.

Kapitel Drei

Ekaterina

Die Woche an der Midtown High verläuft im gewohnten Trott und fast alles ist wie immer. Mister Spooner hält nach wie vor ätzend langweiligen Biologie-Unterricht, und weil er diese Woche noch öder ist, schauen wir einen Film. Wir sitzen in der Pause gemeinsam in der Cafeteria und lästern über irgendwelche Lehrer und andere Mitschüler. Das Leben dreht sich einfach weiter, nur dass ich jetzt diesen wirklich großen Ring an meinem Finger trage, der das einfallende Licht der Deckenspots einfängt und kleine leuchtende Reflexionen an die Wand zaubert.

Aleks legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Die Berührung fühlt sich durch die Verlobung nicht wirklich besser an. „Gefällt er dir?“

„Natürlich.“

Ich spiele noch ein bisschen mit dem Licht, während ich die anderen beobachte. Aleks hat wie immer sein Putenbrustsandwich innerhalb von drei Minuten verputzt und unterhält sich angeregt mit Dimitrij, dem Sohn eines Captains, einer der ranghöheren Mafiosi, mit dem er enger befreundet ist. Natascha und Keela haben nur noch die kommende Party im Kopf und reden so schnell, dass mir beinahe schwindelig wird. Meine kleine Schwester ist mit Emilia und Sloan beschäftigt. Sergej sitzt derweil etwas abseits am anderen Tischende und unterhält sich angespannt mit Giulio.

Ich mag es nicht, dass Sergej in letzter Zeit so oft mit Giulio zusammen ist. Mein Bruder war schon immer furchteinflößend. Sergej hat sehr früh seine Unschuld verloren – in jeder Hinsicht. Es wäre töricht zu sagen, dass Sergej ein guter Mann ist. Er ist ebenso ein Monster wie jeder andere in unseren Reihen, aber er ist eben auch mein Bruder und ich liebe ihn. Dass er neuerdings so oft allein mit Giulio ist, versetzt mich in Unbehagen, obwohl ich natürlich weiß, dass Giulio irgendwann der oberste Boss der Stadt wird und dann, anstatt seines Vaters, über alle Clans herrscht. Sergej wäre in seiner Position dumm, wenn er sich nicht mit ihm gutstellen würde. Ich beobachte die beiden eine Weile aus dem Augenwinkel. Es ist ein Gespräch unter Killern.

Als Giulios tiefdunkle Augen sich auf mich legen, schaue ich ertappt weg. Es kann tödlich enden, wenn das Monster einen beim Beobachten erwischt. Trotzdem muss ich schnell einen weiteren Blick riskieren, um mich abzusichern, dass ich aus seiner Schusslinie bin, doch seine Augen sind immer noch auf mich gerichtet. Als unsere Blicke sich treffen, zuckt sein Mundwinkel kurz und es sieht beinahe so aus, als würde er lächeln. Als hätte er irgendeinen Grund dazu. Ich blicke schnell weg und lege meine Hand auf die von Aleks, die immer noch auf meinem Bein ruht.

Ich bin nicht so naiv zu denken, dass Aleks ein Mörder ist, aber ansonsten unschuldig. Es gehört zum Ritual, die Jungen nach ihrem ersten Mord in eines der Bordelle mitzunehmen. Man kann nicht auf der einen Seite töten und auf der anderen Jungfrau sein. Bei uns Mädchen ist das natürlich ganz anders. Wir morden nicht, aber selbst wenn, wäre unsere Unschuld zu kostbar, um sie einfach zu verschwenden. In unserer Welt wird sehr viel auf die Unversehrtheit bei Eintritt in die Ehe gegeben. Es bedeutet sogar fast alles, wie früher im Mittelalter. Hier ist einiges wie im Mittelalter. Aber wie sagt mein Vater so gerne? Ein bisschen Normalität kann uns nicht schaden. Bei dem Gedanken muss ich fast laut loslachen.

Der Rest der Woche vergeht zum Glück relativ schnell, sodass wir heute alle auf die Party bei den Callaghans gehen. Dank meines älteren Bruders und Aleks darf ich seit meinem fünfzehnten Geburtstag fast überall mit hin. Für meinen Vater ist es praktisch, dass ich zwei Aufpasser habe, und für Sergej ist es noch praktischer, da ich ihm durch Aleks kaum zur Last falle und er sich nicht um seine nervige kleine Schwester kümmern muss.

Gemeinsam mit Sergej fahre ich zu den Iren. Aus der Stadtvilla der Callaghans dröhnt laute Musik. Aleks‘ weißer BMW steht nicht in der Auffahrt. Sergej registriert sein Fehlen ebenfalls. „Bis er kommt, bleibst du am besten bei mir.“

„Sonst konnte ich mich doch auch immer zu Keela setzen, solange Aleks nicht da war.“

„Da warst du aber auch noch nicht seine Verlobte. Außerdem will ich mir nicht vorwerfen lassen, dass ich dich allein mit dem irischen Wildfang gelassen habe und nicht auf dich aufgepasst hätte.“ Keela genießt aufgrund ihres rebellischen Naturells keinen besonders guten Ruf bei meinem stets disziplinierten und hoch konzentrierten Bruder.

„Natürlich.“

Wir begrüßen die anderen Gäste und Sergej holt uns etwas zu trinken. Ich beobachte Mariella Rizzo verstohlen dabei, wie sie mit einem von Aleks‘ Soldaten flirtet. Die Soldaten sind die rangniedrigsten Mitglieder der Mafia und kümmern sich um die Drecksarbeit, wie das Eintreiben von Geldern oder das Aufräumen hinter einem der höherrangigen Mafioso. Mariella flirtet so offensichtlich, dass es mir fast die Schamesröte ins Gesicht treibt. Sie ist eines dieser Mädchen, die keineswegs unschuldig in die Ehe gehen, und daraus macht sie auch kein Geheimnis. Die ganze Schule weiß, dass sie mit Giulio schläft.

Ein kalter Schauer überzieht mich, als ein großer schwarzer Schatten hinter Sergej auftaucht und Giulio sich zu uns stellt. Ich rücke automatisch ein Stück näher an meinen Bruder, der sofort anfängt, mit ihm über das Geschäft zu reden. Meine Anwesenheit stört die beiden gar nicht. Natürlich ist es auch so, dass ich keine Ahnung von den Geschäften habe und größtenteils ohnehin nicht weiß, worum es geht. Mein Vater und Sergej halten Mutter, Oksana und mich aus allem heraus. Für meinen Bruder und Giulio ist es, als würden sich zwei Professoren vor einem Kindergartenkind über komplizierte Gleichungen unterhalten. Es würde die Worte alle genau hören und dennoch nichts davon verstehen.

Als Niall irgendwann auf uns zusteuert und Sergej bittet, ihn einen Moment unter vier Augen sprechen zu können, gefriert alles in mir. Giulio nickt meinem Bruder zu, so als sei das völlig in Ordnung, dass er für den Moment auf mich aufpasst und er sich mit Niall zurückziehen kann. Ich bin mir sicher, dass Sergej das Unbehagen in meinen Augen erkennen kann. Trotzdem folgt er Niall und lässt mich mit Giulio zurück. Auch wenn ich schon früh gelernt habe, dass man vor einem, mit den Zähnen fletschenden, Hund niemals Angst zeigen darf, versteife ich mich augenblicklich. Ich traue mich kaum, Giulio in die Augen zu sehen, und weiß überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll. Zu groß ist meine Angst vor ihm. Nach einer guten Minute Schweigen stöhnt Giulio gequält. „Ekaterina.“ Ich erschrecke beim Klang meines Namens. Bei ihm hört er sich beinahe italienisch an. Ich recke mein Kinn, sehe ihm aber nicht in die Augen. Ich kann nicht. „Sieh mich an.“ Sein Tonfall ist gereizt. Ich zwinge mich, ihn anzublicken, kann mir die Tränen aber nicht verkneifen. Ich muss trotz High Heels meinen Kopf ganz in den Nacken legen, damit unsere Augen sich begegnen können. Er ist einfach so riesig, dass unser Größenunterschied beinahe schon lächerlich ist. Sicherlich würde ich darüber aus vollem Hals lachen, wenn ich nicht vor lauter Angst erstarrt wäre. Es bedarf nur einer seiner gekonnten Bewegungen, um mich hier und jetzt zu töten. „Merda“, zischt er leise und verdreht die Augen. Ich kenne sonst niemanden, der solche dunklen Augen hat. Ich muss wieder an den Spruch meiner Mutter denken. Wie viel Schlimmes müssen seine Augen schon gesehen haben, dass sie so dunkel und eiskalt sind? Wie düster muss seine Seele sein, wenn seine Augen diese ohne jeden Funken Licht widerspiegeln? „Ekaterina, ich bin nicht hier, um kleine Mädchen zum Heulen zu bringen, und auch nicht, um dich zu töten. Ich habe deinem Bruder mein Wort gegeben, auf dich aufzupassen, während er mit Niall redet. Also hör auf dich zu verhalten, als wollte ich dich fressen.“ Ich nicke hektisch und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. „Kannst du nicht sprechen?“

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. „Doch. Natürlich, entschuldige.“

„Schon besser. Das ist eine Party, Ekaterina. Du solltest dich zumindest so verhalten, als würdest du dich amüsieren.“

„Ich amüsiere mich.“

Er lacht lauthals. Ich habe ihn noch nie lachen hören. In all den Jahren nicht. „Du amüsierst dich so lange, bis ich neben dir auftauche.“ Ich traue mich nicht, etwas dazu zu sagen. Meine Lüge würde er sofort bemerken, und die Wahrheit ist absolut indiskutabel. Ich habe mich mit ihm zu amüsieren. Jeder von uns hat sich mit Giulio zu amüsieren, wenn er das verlangt. „Sag es. Sprich die Wahrheit aus.“

Ich kneife meine Lider zusammen, um die erneut aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Wieso zwingt er mich denn dazu, diese Dinge zu sagen, die mich mein Leben kosten könnten? „Ich habe Angst vor dir.“

„Warum?“

„Wie kannst du mich das nur fragen?“

„Dann formuliere ich meine Frage genauer. Wieso hast du so eine riesige Angst vor mir, obwohl du ständig von Männern wie mir umgeben bist? Dein Vater ist ein Mörder, dein Bruder ist ein Mörder … dein Verlobter ist ein Mörder. Bei keinem dieser Männer weinst du, wenn du ihnen gegenüberstehst.“

Ich würde ihm am liebsten sagen, dass keiner dieser Männer jemals ein Kind ermordet hat. Dass jeder von ihnen die Ehre und die Barmherzigkeit besessen hätte, die Kinder zu verschonen. Stattdessen antworte ich etwas ganz anderes. „Ich weiß es nicht.“

„Seltsam.“ Er nickt in Richtung Foyer. „Du bist erlöst. Dein Verlobter ist eingetroffen.“

Aleks steuert zielstrebig auf uns zu. Er sieht alles andere als glücklich aus. Mich hingegen flutet bei jedem seiner hastigen Schritte das befreiende Gefühl von Erleichterung. „Giulio“, begrüßt Aleks ihn wortkarg und greift grob nach meinem Arm.

„Sergej musste geschäftlich mit Niall ins Büro. Er bat mich, in der Zeit und deiner Abwesenheit auf deine Verlobte zu achten.“

„Jetzt bin ich ja da.“ Aleks zieht mich zu Natascha und gräbt seine Fingerspitzen dabei schmerzhaft in meine Haut.

„Gott, Ekat, was wollte Giulio von dir?“, fragt diese mich sofort.

„Er wollte demonstrieren, wer hier über den Dingen steht“, antwortet Aleks. „Ihr beide könnt euch jetzt mit Keela amüsieren. Ich gehe zu Sergej.“

Wir trinken Champagner und einige Longdrinks. Manche der Soldatentöchter koksen außerdem. Irgendwann wird ein Joint herumgereicht, an dem ich ziehe. Als ich schon ein bisschen benebelt bin, spüre ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich muss mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Aleks ist. „Komm.“

Keela sieht mir hinterher, als ich Aleks auf die volle Tanzfläche begleite. Er zieht mich näher zu sich heran, und wir bewegen uns zu den elektronischen Vibes der Musik. Bei jeder unserer Bewegungen reiben unsere Körper aneinander. Mein Kleid ist heute deutlich kürzer und figurbetonter, wodurch sich die neue Art von Berührung noch intensiver anfühlt. Bisher haben wir auf keiner der Partys so zusammen getanzt. Zum Glück kann ich Sergej nirgendwo sehen. Wenn er das mitbekommen würde, gäbe es ein Eklat zwischen ihm und Aleks. „Er ist noch im Büro, Zájka.“ Manchmal denke ich, er kann meine Gedanken lesen. Dann zieht er mit seinen Lippen eine Spur von meinem Ohr bis zu meinem Hals hinunter.

Das. Ist. Auch. Neu.

Und zu meinem Bedauern fühlt es sich äußerst unbehaglich an, so von ihm berührt zu werden. Es fühlt sich einfach nicht schön an, obwohl es sich doch eigentlich so anfühlen sollte, und das bereitet mir zusätzliches Unbehagen. Vielleicht stimmt mit mir etwas nicht. „Entpann dich.“

Ich fühle mich doch sonst so wohl mit Aleks, und ich bemühe mich wirklich, etwas entspannter zu werden. Vielleicht muss ich mich einfach erst nur an all das gewöhnen und darf mich nicht so anstellen. Entspannt zu sein ist nichts, was meine Mutter mir bei ihren etlichen Lektionen über das Dasein als Mafiagattin mit auf den Weg gegeben hat. Eine Weile tanzen wir noch, bevor Aleks mir zuflüstert, dass ich mitkommen soll. Er schnappt sich eine Flasche eiskalten Wodka, bevor er mich durch die Hintertür in den Garten zieht. „Was machen wir hier draußen?“

„Ein bisschen frische Luft schnappen.“ Er legt mir einen Arm um die Taille. „Und ein bisschen Zweisamkeit genießen.“ Ein ungutes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Ich hoffe, Aleks zieht die Art von Zweisamkeit vor, die wir seit unserer Kindheit miteinander teilen, und versucht nicht wieder, mir nahezukommen.

Es ist nicht so, dass ich Aleks nicht attraktiv finde oder keine Gefühle für ihn hätte. Aleks ist unglaublich gutaussehend. Er hat den kantigen Kiefer, der für die meisten russischen Männer üblich ist, und dazu sehr feine Gesichtszüge. Problemlos könnte er irgendwo als Model arbeiten. Er ist körperlich mehr als anziehend. Es ist eher, dass ich mir das immer für einen späteren Zeitpunkt vorgestellt habe und einfach noch nicht so weit bin. Auch wenn Aleks sich nicht für mich aufgespart hat, will ich dennoch seine Frau sein, wenn wir diese Sachen zum ersten Mal machen und nicht bloß das Mädchen, das sich irgendwo im Garten der Callaghans von ihm befummeln lässt. So ist es eben üblich bei uns Russen, und so wurde ich mein Leben lang erzogen. Vielleicht klammere ich mich aber auch nur an diese Regeln, weil ich einfach noch nicht will.

„Du bist plötzlich so still.“

„Ich glaube nicht, dass wir heute Abend schon sonderlich viel gesprochen haben.“ Genau genommen war ich erst Sergejs Anhängsel, bevor dieser mich an Giulio abgeschoben hat. Dann kam Aleks, um mich von Giulio zu befreien, nur um mich dann ohne jeden großartigen Wortwechsel bei meinen Freundinnen zu parken, wo ich auch gut und gerne von Anfang an hätte sitzen können. Abgesehen von meinen Freundinnen hatte ich die längste Konversation des Abends tatsächlich mit Giulio.

„Da hast du recht, Zájka.“ Aleks hebt die Flasche hoch. „Aber das mache ich wieder gut. Versprochen.“

„Wir haben gar keine Gläser.“ Ich überlege kurz, trinke dann aber einen kleinen Schluck aus der kalten Flasche.

„So macht das eine richtige Russin“, sagt er lachend. „Vielleicht bist du doch kein Häschen, sondern eher eine Tigerin.“

„Vielleicht.“

„Weißt du noch, als wir vor einiger Zeit mal über unsere zukünftige Ehe gesprochen haben und die anderen Mädchen?“

Mein Magen zieht sich unwohl zusammen. Ich weiß, dass es so ist, und ich lebe mit der Tatsache. Trotzdem hasse ich dieses Thema. „Ja.“

„Ich sagte dir, dass ich damit aufhören werde.“ Ich nicke ihm zu. Er greift nach meinem Kinn und zieht mein Gesicht zu sich, bis ich ihn direkt ansehe. „Ekaterina, ich will diese Mädchen nicht mehr.“

„Du willst auf Sex verzichten?“ Es ist nicht so, als hätten wir nie darüber gesprochen. Abgesehen von der Tatsache, dass ich auf Schritt und Tritt überwacht werde, bin ich eben doch eine normale Sechzehnjährige.

Er lacht und schüttelt den Kopf. „Nein.“

„Aber du schläfst mit diesen Mädchen.“

„Falsch. So falsch, Zájka. Ich habe diese Mädchen gefickt, mehr nicht. Sie waren nicht von Bedeutung.“

„Und jetzt willst du sie nicht mehr ficken?“ Das Wort sollte mir eigentlich auf der Stelle die Zunge verknoten.

„Nein, Ekaterina. Jetzt will ich nur noch dich.“

Mein Puls beginnt zu rasen. Ich will Aleks nicht von mir stoßen, und ich will eigentlich nicht, dass er sich mit anderen Mädchen trifft oder in die Bordelle geht, aber ich will auch noch nicht mit ihm schlafen. „In unserer Hochzeitsnacht werde ich all diese Dinge mit dir machen, versprochen“, erkläre ich ihm.

Er lächelt, aber sein Lächeln erreicht seine Augen nicht. „Wir sind doch ohnehin verlobt. Du wirst all das sowieso nur mit mir machen. Niemand würde bemerken, ob du in der Hochzeitsnacht noch Jungfrau bist. Wozu also der Aufschub?“

Ich bin entsetzt. Ich dachte, es würde hier in erster Linie nur um einen richtigen Kuss gehen. Gott, wenn mein Vater oder mein Bruder von diesem Gespräch hier wüssten, hätte das ganz bestimmt Konsequenzen für Aleks. Sie würden ihn bis zu unserer Hochzeit nicht mehr allein mit mir lassen, und je mehr ich darüber nachdenke, wäre das vielleicht gar nicht die schlechteste Option für mich. Auf der anderen Seite möchte ich Aleks auch nicht vor den Kopf stoßen, denn immerhin ist er in dieser Welt das Beste, was mir passieren kann. „Ich möchte es einfach nur richtig machen. Bitte, lass uns warten.“

Irgendwie muss ich mich aus diesem Dilemma herausreden können, und die starren Regeln unserer Welt kommen mir da gerade recht. Ich will es einfach nicht. Ich muss mir sogar eingestehen, dass die Vorstellung von Aleks mit irgendwelchen Prostituierten mir mehr behagt als die, mit ihm zu schlafen, was mir wiederum ein ziemlich mulmiges Gefühl beschert.

Sollte es nicht anders sein?

Sollte ich nicht eifersüchtig sein?

Sollte ich nicht sogar mit meinem Verlobten schlafen wollen?

Ihn zumindest berühren oder küssen wollen?

Warum will ich das denn nicht?

Ich kann ihm deutlich ansehen, dass er etwas anderes von mir erwartet hat. Trotzdem wird sein Ausdruck etwas weicher. „Dann lass mich dich wenigstens endlich küssen.“

Mein Magen krampft sich zusammen. Aber was ist schon ein Kuss, wenn hier gerade noch meine Jungfräulichkeit zur Diskussion stand? Ein Kuss ist etwas Harmloses. Die anderen Mädchen auf der Schule tun es ständig, und auch viele der Soldatentöchter haben schon längst jemanden geküsst. Es wird schon nicht so schlimm sein. „In Ordnung.“

Auf seinem Gesicht bildet sich ein zufriedenes Grinsen. Vielleicht nicht ganz so zufrieden, wie es gewesen wäre, wenn ich ihm heute Nacht, oder in absehbarer Zeit, meine Unschuld geschenkt hätte. Aleks zieht mich etwas näher an sich heran. Einerseits fühlt sich die körperliche Nähe zu ihm gut an, irgendwie vertraut und sicher, so wie es sich auch bei Sergej anfühlt. Auf der anderen Seite ist da dieses Gefühl, dass es einfach nicht richtig ist. Vielleicht, weil es in unserer Welt eigentlich nicht so laufen sollte. In gar keiner Welt sollte es so sein, dass man sich dazu gedrängt fühlt, jemanden zu küssen. Aleks wartet jedoch schon so lange, und in letzter Zeit stoße ich ihn wirklich oft vor den Kopf, obwohl er doch mein Freund ist.

Er streicht mir eine Strähne hinter das Ohr und verweilt dann mit seiner Hand an meinem Kiefer. Mein Atem geht schneller und mein Herz rast, so als würde mich jemand verfolgen. Ich dachte immer, alles würde in vorfreudiger Erwartung kribbeln, kurz bevor man geküsst wird, und kleine Stromstöße würden durch den ganzen Körper blitzen. Aber nichts davon passiert. Es fühlt sich eher so an wie dieser Moment, wenn sich der Waggon einer Achterbahn in Bewegung setzt und man realisiert, dass es eine ganz schlechte Idee war, wirklich damit fahren zu wollen, weil man eben doch nicht so schwindelfrei und stark ist, wie man dachte.

Ich muss mich wirklich lockerer machen. Das ist doch nur ein harmloser Kuss. Er streicht mir mit dem Daumen über meine Unterlippe und beugt sich ein Stück zu mir herüber, bis unsere Lippen sich ganz unschuldig berühren. Es fühlt sich einfach nicht gut an, dabei küsst er mich ja noch gar nicht richtig. Ich greife sein Handgelenk und weiche ein Stück zurück, aber Aleks zieht mich wieder zu sich.

„Aleksandr.“ Endlich weicht er von mir zurück und wendet sich dem Schatten im Verborgenen zu.

„Giulio.“

Giulio tritt aus der Dunkelheit und wirft seine Zigarette zu Boden, die er mit der Spitze seiner schwarzen Chelseaboots austritt. „Sergej wird nicht erfreut sein, wenn du seine Schwester in eine solche Situation bringst. Und Igor wird noch viel weniger erfreut darüber sein.“

„Du hast kein Recht dazu, dich hier einzumischen. Das hier ist nicht Sache der Famiglia.“

„Alles, was in New York passiert, ist Sache der Famiglia.“

„Was innerhalb der Ehen passiert, ist nicht eure Angelegenheit.“

„Und das ist der Punkt, Aleks. Sie ist nur deine Verlobte und noch nicht deine Frau. Und solange sie nicht deine Ehefrau ist und Sergej mich bittet, in seiner Abwesenheit ein Auge auf Ekaterina zu haben, habe ich das auch. Das schließt dein Verhalten ihr gegenüber ein.“

„Ich bin sehr wohl in der Lage, allein auf meine Verlobte aufzupassen.“ Aleks steht direkt vor Giulio und obwohl er ganz und gar kein kleiner Mann ist, überragt Giulio ihn trotzdem um einiges. In meinem Kopf dreht sich alles, wenn ich mir ausmale, was gleich passieren könnte.

„Das sehe ich. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass du nicht ganz Herr über dich selbst bist.“

„Spar dir deine Spielchen, Giulio. Glaub mir, ich bin sehr wohl Herr über mich und weiß genau, was ich tue. Ekaterina gehört mir. Sie gehörte mir, bevor sie überhaupt geboren wurde.“

„Du denkst also, ich spiele gerne?“ Giulios ausdruckslose Miene regt sich und kurz blitzt etwas wie Zorn darin auf. In aller Ruhe zieht er einen Revolver, der irgendwie antik aussieht. Fast ein bisschen wie in einem dieser alten Filme. Er zielt genau zwischen Aleks‘ Augen. „Jetzt spielen wir, Aleks. Ich hörte, es ist sogar das Lieblingsspiel von euch Russen.“

„Oh Gott!“ Meine Stimme ist nur noch ein weinerliches Schluchzen.

Aleks regt sich nicht. Natürlich ist er bewaffnet. Jeder Mann hier ist das, aber niemand, wirklich niemand, würde jemals seine Waffe auf Giulio richten. Giulio hingegen kann sich als zukünftiger oberster Boss alles rausnehmen. Aber es kann unmöglich sein Ernst sein, Aleks zu töten. „Was soll die Scheiße, Giulio?“

Giulios düstere Augen richten sich jetzt auf mich. „Du wirst die Glücksfee für die erste Runde sein, Ekaterina. Der Revolver hat fünf Patronenlager. Vier davon sind leer.“

„Was?“

„Sag stopp, Ekaterina.“ Giulio dreht die Trommel und sieht mich auffordernd an.

„Du übertreibst maßlos!“ In Aleks‘ Stimme schwingt Ernst mit. „Wegen so einer Lappalie willst du also russisches Roulette mit mir spielen?“

„Sag stopp, Ekaterina!“

„Ich kann das nicht.“ Ich breche in Tränen aus. Das kann er unmöglich von mir verlangen.

„Sag stopp.“ Giulios Stimme klingt gefährlicher als alles, was ich jemals gehört habe.

Obwohl ich Aleks nicht auf diese Weise verraten will, obwohl ich nicht die sein will, die seinen Tod verursacht, verlässt mich der Mut, mich weiter gegen Giulio aufzulehnen. Es ist aussichtslos, sich mit dem größten aller Monster anzulegen. „Stopp.“

Die Trommel rastet ein und Giulio spannt den Hahn, bis das Magazin schussbereit ist. Aleks ist die Ruhe selbst. Er hat es gelernt, dem Tod stets ins Auge zu sehen. Das haben alle Männer der Mafia. „Runde eins, Aleks.“ Dann drückt er den Abzug, und die Pistole geht los. Das hohle Klicken eines Fehlschusses ertönt. „Die nächste Runde.“

„Bitte nicht, Giulio. Bitte verschone ihn!“ Während ich um Aleks‘ Leben weine, steht dieser weiter nur starr vor Giulio, macht keine Anstalten seine Waffe zu ziehen oder sich irgendwie zur Wehr zu setzen und nimmt seinen Tod in Kauf.

„Runde zwei.“ Giulio dreht die Trommel, spannt den Hahn und drückt den Abzug. Die Pistole geht los und wieder ist es ein Fehlschuss, der von dem hohlen Geräusch begleitet wird. „Noch drei Runden, Aleks. Dann ist es geschafft.“ Während ich vor Angst meine Arme um mich schlinge, macht Giulio den Revolver erneut schussbereit. Fehlschuss.

„Es reicht jetzt!“ Aleks erwacht aus seiner Starre. „Wenn du mich abknallen willst, weil ich meine Verlobte küssen wollte, dann tu es doch einfach sofort und lass dieses Theater, Giulio.“

„Vielleicht mag ich diese Art von Theater.“ Giulio spannt erneut den Hahn. „Vielleicht unterhaltet ihr beide mich sogar ganz ausgezeichnet.“ Wieder betätigt er den Abzug, und wieder ist es ein Fehlschuss.

Vier Fehlschüsse.

Es ist noch eine Kammer übrig, und in dieser muss die Patrone stecken. Mein Herz rast so sehr, als würde es mir jeden Moment aus der Brust springen. Giulio betätigt wieder die Trommel und spannt den Hahn. Die Waffe liegt starr in seiner Hand, und der Lauf zeigt bedrohlich auf die Stelle zwischen Aleks‘ Augen. Plötzlich senkt er seinen Arm, sichert den Revolver und steckt ihn sich in den Bund seiner Jeans. „Halte deine Pfoten bei dir, bis sie deine Frau ist, Aleks. Nicht jeder von uns hat so eine Engelsgeduld, wenn es um seine Schwestern geht, wie unser guter alter Sergej.“

Meinen Lungen entweicht jede Luft. Erleichterung flutet meinen verspannten Körper. „Du solltest jetzt gehen, Aleksandr. Deine Schwester sitzt da drin und kifft sich ihre letzten verbleibenden Hirnzellen weg – nicht, dass Natascha je viele davon gehabt hätte. Jemand sollte sie sicher nach Hause bringen. Sofort!“

Aleks dreht sich zu mir herum und nickt in Richtung Tür, als wäre all das hier eben nicht passiert. Ich stehe auf und folge ihm. „Ich fahre Ekat und Natascha nach Hause.“

„Nein. Ich fahre Ekaterina zu den Markows. Sergej wird noch einige Zeit mit Niall brauchen und hat mein Wort, oder willst du die letzte Runde noch spielen?“

Obwohl ich einerseits froh bin, Abstand zu Aleks gewinnen zu können, ist es für mich das deutlich größere Übel, allein mit Giulio durch Manhattan zu fahren. Als ich nach meinen Sachen greife, kommt Giulio mir zuvor und will mir in meinen Mantel helfen. Manieren hat er, aber das haben sie hier meistens alle. Zumindest, bis sie ihre Waffe ziehen und einen kaltblütig erschießen. Vielleicht will er die letzte Runde russisches Roulette aber auch einfach nur mit mir alleine spielen, weil ihn der Tod einer wehrlosen Frau mehr unterhält, so wie ihn schon einmal der Tod eines wehrlosen Kindes unterhalten hat.

Giulio spricht kein Wort, weist mir aber den Weg nach draußen zu seinem Wagen. Ich kann deutlich die Blicke von Keela spüren, die sich in meinen Rücken brennen. Bei jedem anderen, der mich ohne ausdrücklichen Befehl oder die Erlaubnis meines Bruders aus dem Haus führen würde, wäre hier die Hölle losgebrochen. Aber niemand würde Giulio aufhalten, also folge ich ihm, ohne zu zögern in die Dunkelheit und steige in seinen schwarzen Audi.

Wenigstens fährt er ganz passabel und mir wird nicht flau im Magen, so wie es manchmal bei meinem Bruder der Fall ist. Ohne etwas dagegen tun zu können, versteife ich mich. Dass ausgerechnet er Aleks und mich in dieser eindeutigen Position vorgefunden hat, ist schlimmer, als hätte Sergej uns entdeckt. Meinen Bruder hätte ich vielleicht besänftigen können, ohne dass er die ganze Geschichte gleich unserem Vater erzählt. Giulio hingegen hält nichts zurück, dieses, in seinen Augen, anstößige Verhalten preiszugeben. Auch wenn Aleks für meinen Geschmack zu forsch gewesen ist, ertrage ich den Gedanken trotzdem nicht, dass er nach Giulios kranker Art der Bestrafung noch zusätzliche schwere Konsequenzen tragen muss. Ich hingegen kann mit Hausarrest rechnen, bis wir unsere Ehegelübde ablegen. Vater wird mich nie wieder auf eine Party lassen.

„Du tust es schon wieder.“

„Was tue ich?“ Meine Stimme ist ein leises Schluchzen.

„Du versteifst dich aus Angst.“

„Entschuldigung.“

„Und jetzt entschuldigst du dich, weil du Angst vor mir hast. Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich dir nichts tun werde, also entspann dich endlich.“

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. „Wie soll ich mich entspannen, wo du eben Aleks mit einer Waffe bedroht hast? Wo ich es sein sollte, die über sein Leben entscheidet? Wie soll ich mich entspannen, wenn du gleich meinem Vater von dem Kuss erzählen wirst und ich weggesperrt werde?“

„Das war kein Kuss.“ Der Spott in seiner Stimme ist nicht zu überhören. „Wer sagt außerdem, dass ich vorhatte, deinem Vater davon zu erzählen?“

Ich drehe mich zu Giulio und mustere sein zugegeben wirklich perfektes Profil. „Hast du nicht?“

„Nein. Obwohl es der einfachste Weg wäre, um Aleksandr dauerhaft in seine Schranken zu weisen. Allerdings hängt zu viel damit zusammen.“

„Wie meinst du das?“

„Vielleicht gefällt es mir nicht, dass dich dein Vater die nächsten zwei Jahre für eine Sache einsperrt, die du nicht einmal wolltest. Stattdessen habe ich mir überlegt, dass ich dich zu Hause absetzen werde, als wäre nichts von all dem passiert. Sergej habe ich vorhin eine Nachricht geschickt, dass ich dich nach Hause fahre, weil du müde geworden bist und sich Aleks um die zugekiffte Natascha kümmern muss.“

„Das ist sehr großzügig von dir. Danke.“ Ich bin mir unsicher, womit ich diese Reaktion verdient habe. Wenn ich eines weiß, dann dass es bei der Mafia grundsätzlich nichts umsonst gibt.

„Um Aleksandr kümmere ich mich allerdings noch mal persönlich.“

„Bitte, tu ihm nichts.“ Erneut sammeln sich Tränen in meinen Augenwinkeln.

„Merda!“

„Wie bitte?“

„Das heißt Scheiße“, sagt er genervt. „Tu das nicht immer.“

„Was mache ich denn?“

„Heulen! Heul nicht ständig, wenn du mit mir sprichst.“

Ich wische mir hektisch die Tränen weg. „In Ordnung. Ich bemühe mich.“

„Ich werde ihn nicht umbringen. Aber ich werde ihm ein bisschen drohen, capiche?“ Ich nicke ihm zu. Ein wenig hat Aleks das auch verdient, aber das sage ich nicht laut. Er ist mein Verlobter, und ich darf ihm nicht in den Rücken fallen.

Giulio hält den Wagen gegenüber unserer Stadtvilla, die von einer hohen Backsteinmauer umgeben ist. „Wir sind da.“ Er folgt mir über die Straße. Ich spüre seinen Blick in meinem Rücken. Es fühlt sich an, als würde mir ein böser Schatten folgen. Mit jedem meiner Schritte werde ich schneller. Mit jedem meiner Schritte wird auch er schneller. Mit jedem meiner Schritte beschleunigt sich mein Puls. Mit jedem meiner Schritte wächst meine Furcht.

Adrenalin.

Angst.

Aufregung.

All das wird von dem Pochen meines Herzens durch meine Venen gepumpt. Es ist eine berauschende Furcht. Es ist das Gefühl, wenn man um sein Leben rennt.