Mit Freude läufts besser - Cora Besser-Siegmund - E-Book

Mit Freude läufts besser E-Book

Cora Besser-Siegmund

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Beschreibung

Die Methode wingwave-Coaching kann nicht nur als erfolgreicher, schnell und nachhaltig wirksamer „Stress-Buster“ eingesetzt werden, sie stärkt auch nachweislich positive Emotionen wie Entschlossenheit und Freude. Bisher wurden diese Erkenntnisse vor allem im Sport genutzt: Sowohl beim Sprint, als auch beim Langstreckenlauf erzielen Sportler bessere Leistungen, wenn sie (durch Coaching) positiv gestimmt sind. wingwave-Methoden können aber auch ganz unkompliziert auf andere Bereiche übertragen werden. Denn nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag gilt: Mit Freude läuft’s besser! Dieses Buch zeigt anhand vieler Beispiele, wie die Emotion Freude gezielt vermittelt werden kann, welche Strategien Coaches einsetzen und wie Menschen von der aktivierenden und beflügelnden Energie dieser positiven Emotion profitieren können. Auch die Kombination aus wingwave und verschiedenen Ressourcen stärkenden NLP-Formaten wird anschaulich erläutert.

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Cora Besser-Siegmund, Marco RathschlagMit Freude läuft’s besserDurch wingwave positive Emotionen fördern und Leistung steigern

Copyright der deutschen Ausgabe: Junfermann Verlag, Paderborn 2013

Coverfoto: © Kalle Kolodziej – Fotolia.com

Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2013

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe 978-3-87387-956-0 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-957-7

Vorwort

Das altgriechische Wort „Psyche“ heißt übersetzt sowohl „Atem“, „Seele“ und „Lebenskraft“

– also Power of Life – als auch „Schmetterling“.

Im Jahr 2001 stellten wir – die Mit-Autorin Cora Besser-Siegmund und ihr Mann Harry Siegmund – das erste Mal wingwave-Coaching öffentlich durch das Grundlagenbuch wingwave-Coaching: Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und durch erste Ausbildungsgänge vor. Im Verlauf der letzten Jahre hat dann die von uns entwickelte, psychologisch fundierte wingwave-Methode ihr Image als erfolgreicher, schnell und nachhaltig wirksamer „Stress-Buster“ erworben. Unterschiedliche Studien haben bewiesen: Nur ein bis zwei Stunden wingwave-Coaching wirken erfolgreich gegen Emotionsblockaden bei Prüfungs- und Auftrittsangst oder auch gegen die mentalen Einschränkungen von Sportverletzungsstress – um nur einige Beispiele für die positive Wirkung dieser Methode zu nennen. Das „wing“ im Namen bezieht sich auf die Metapher vom Flügelschlag des Schmetterlings, der das ganze Klima ändern kann. Entsprechend arbeiten ausgebildete wingwave-Coaches nach dem Motto: minimaler Coaching-Einsatz für maximalen Nutzen für den Coachee. Und „wave“ steht für den englischen Begriff „brainwave“, das heißt „Geistesblitz“ oder „tolle Idee“. So steht der gesamte Name der wingwave-Methode für die ideale Kombination von Emotions-Coaching und kreativem Gedanken-Management.

2007 gewann die Deutsche Handballmannschaft der Männer die Weltmeisterschaft. Vor dem Finale setzte der Sportdozent Günter Klein bei den Spielern das wingwave-Coaching zwei Tage lang ein. Das weckte in mir, dem Mit-Autoren Marco Rathschlag, das Interesse an der Methode. Ich ließ mich von Günter Klein, der zugleich einer meiner Ausbilder in der A-Trainer-Ausbildung des Deutschen Handballbundes war, dazu inspirieren, die wingwave-Ausbildung am Besser-Siegmund-Institut zu absolvieren. Schnelle Erfolge mit der Methode in der Praxis motivierten mich, das Thema wingwave als einen Schwerpunkt in meiner Promotion an der Deutschen Sporthochschule in Köln zu untersuchen.

Durch unsere Grundlagenforschung über wingwave zeigte sich dann eine weitere Stärke der Methode: wingwave wirkt nicht nur als „Stress-Buster“, sondern stärkt auch positive Emotionen wie Entschlossenheit und Freude. Und bei der Emotion Freude entwickeln wir im Vergleich mit anderen Emotionen messbar die größte physische Kraft und Schnelligkeit. Diese Erkenntnisse finden Ergänzung durch die Gehirnforschung zum Thema positive Emotionen und Lernerfolg: Gehirnscans bei Schülern konnten zeigen, dass mit Freude verknüpfte Schulfächer andere Muster aktvieren als mit Angst oder Unbehagen verknüpfte Lernthemen – und dass auch die kognitiven Leistungen der Schüler bei den „Freude-Fächern“ deutlich besser ausfallen. Auch Konzentrationsaufgaben lassen sich nachweislich schneller lösen, wenn die Probanden kurz vor der Aufgabenstellung mit positiven Wörtern wie „Zuversicht“, „Gelassenheit“ oder „Freude“ emotional eingestimmt werden.

Dieses Buch zeigt anhand vieler Beispiele, wie wingwave-Coaches die Emotion Freude gezielt in den Leistungskontext „hineinweben“, sodass die Coaching-Kunden von der aktivierenden und damit beflügelnden Energie dieser positiven Emotion profitieren können. Dazu gehört beispielsweise das wingwave-Ressourcen-Coaching, wie es bei der ERGO-Versicherung schon seit Jahren für Prüfungskandidaten des Versicherungswesens eingesetzt wird. Weiterhin werden Kombinationen von wingwave und verschiedenen Ressourcen stärkenden NLP-Formaten gezeigt – wie Erfolgs-Modelling, Timeline-Coaching, Kreativitätsstrategien und Belief-Arbeit zum Thema „positive Emotionen“. Viele Profi-Sportler glauben beispielsweise, dass Sport zwar Freude machen darf, dass diese Emotion dann aber im „richtigen Wettkampf“ nichts zu suchen hat, da es „ernst“ zugehen muss, und kappen sich durch diesen Belief unbewusst und sicher auch ungewollt von einem wirkungsvollen Energiespender ab.

Neben der inhaltlichen Beschreibung der Methode stellen wir auch die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung über die wingwave-Methode vor, die Marco Rathschlag im Rahmen seiner Promotion untersucht hat. Abgeleitet aus diesen Forschungsergebnissen werden – wie schon erwähnt – Möglichkeiten der Umsetzung dieser Erkenntnisse in der Praxis präsentiert. Sie erlauben es dem Anwender, schnell und effizient sein eigenes Leistungspotenzial oder das eines Klienten vollständig auszuschöpfen.

Anfangs wird eine Studie zur Validierung des Myostatiktests vorgestellt, der ein zentrales Element im Rahmen der wingwave-Methode darstellt. Hier konnte gezeigt werden, dass die Vorstellung autobiografischer Erinnerungen zu verschiedenen Emotionen zu unterschiedlichen Kraftfähigkeiten in der Fingermuskulatur führt. Die Emotion Freude führte zu einer signifikant höheren Kraft als die Emotionen Angst oder Trauer. Eine weitere Interventionsstudie zeigte, dass die wingwave-Methode auch geeignet ist, um die tatsächliche Leistung von Sportlern – hier bei einem 5000-Meter-Lauf – zu steigern, wenn Coaches die Emotion Freude gezielt in den Leistungskontext hineincoachen.

Die Forschung hat demnach gezeigt, dass nicht nur das Auflösen von negativen Emotionen ein zentrales Ziel in der Praxis sein sollte, sondern dass insbesondere in der Emotion der Freude ein enormes Leistungspotenzial steckt, dass es zu nutzen gilt. Weitere Studien mit Sportlern konnten zeigen, dass die Generierung der Emotion Freude unmittelbar vor Schnelligkeits-und Kraftleistungen einen signifikanten Zuwachs der Leistung ausmacht im Vergleich zu einem neutralen Zustand. Weiterhin wird eine Studie zum Einsatz der wingwave-Musik präsentiert, die zeigen konnte, dass diese spezielle Musik Menschen dabei unterstützt, ihr eigenes Leistungspotenzial selbstständig zu optimieren.

Wir Autoren hoffen, dass Sie als Leser von unserem gemeinsamen Buchprojekt fachlich, praktisch und persönlich profitieren – und dass Sie dieses Buch als spannend, lehrreich und auch unterhaltsam erleben werden!

Hamburg und Köln, Herbst 2013 

Cora Besser-Siegmund Marco Rathschlag

Teil I: Klassisches wingwave-Coaching und die Rolle der Emotionen(Cora Besser-Siegmund)

1. Was ist wingwave-Coaching?

Viele Menschen wollen eine Prüfung bestehen, erfolgreich auftreten, ihren Stress wirkungsvoll abbauen oder sich allgemein wohler und energievoller fühlen – und sie verfügen über genügend Fähigkeiten und Know-how, um diese Ziele zu erreichen. Dennoch kann es sein, dass ihnen diese Ressourcen im entscheidenden Moment nicht zur Verfügung stehen. Der Sportler zeigt beispielsweise im Training weitaus bessere Leistungen als im Wettkampf, der Schüler kann zu Hause alle wichtigen Vokabeln auswendig – aber leider nicht im Test, und im Konfliktgespräch fallen einem die entscheidenden Argumente nicht ein, obwohl man sie doch bestens kennt. In diesen Beispielen kommt das durchaus vorhandene Leistungsvermögen eines Menschen nicht punktgenau zum Einsatz. Hier hilft kein weiteres Lernen oder Training, da stressende Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit, Trauer, Ärger oder Schamgefühl der erfolgreichen Performance im Wege stehen. An dieser Stelle kommt wingwave zum Einsatz.

1.1 Leistung und Wohlergehen aufgrund moderner Gehirnforschung

Die wingwave-Methode nutzt Erkenntnisse moderner Gehirnforschung, wonach mentales Leistungsvermögen und körperliches Wohlgefühl maßgeblich durch die optimale Zusammenarbeit aller Hirnareale ermöglicht werden. Im Coaching kommen daher Verfahren zum Einsatz, welche eine ausbalancierte Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften intensivieren. Dazu gehören schnelle Augenbewegungen, wie sie bei uns Menschen sonst im Traumschlaf ablaufen – die sogenannten „wachen REM-Phasen“. REM ist die Abkürzung für Rapid Eye Movement. Im Coaching winkt der Coach dem Klienten schnell vor den Augen hin und her, während sich dieser dabei gezielt auf stressende Themen und die damit verbundenen Emotionen fokussiert. Das sieht dann so aus wie in Abbildung 1.1 dargestellt.

Abbildung 1.1: Wache REM-Phasen im wingwave-Coaching

Vor dem Einsatz dieser speziellen Intervention prüft der Coach mithilfe eines an den Fingern durchgeführten Myostatiktests (vgl. Abb. 1.2), an welchen Punkten der Stress beim Coachee genau entsteht. Dabei konfrontiert der Coach seinen Klienten mit Wörtern wie „Prüfung“, mit Aussagen wie „Da ist Angst“ oder mit Sinnesreizen wie Fotos, Gegenständen oder konkreten Orten wie beispielsweise dem Fahrstuhl.

Abbildung 1.2: Myostatiktest Finger

Ein schwaches Testergebnis als Reaktion zeigt an, dass hier ein unbewältigtes Stress-Thema vorliegt, ein starkes sagt uns, dass der Coachee mit dem besagten Thema oder der Vorstellung gut zurechtkommt, dem Thema gewachsen ist und dass alle Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Angelegenheit gut „verkraften“ zu können. Die starke Reaktion heißt aber keinesfalls: „Das finde ich gut“, sondern: „Ich komme gut zurecht.“ Das ist ein wichtiger Unterschied, da wingwave auch gezielt dabei helfen kann, problematische, anstrengende oder gar unangenehme Dinge erfolgreich „anzupacken“. Entsprechend wird der Test auch immer genutzt, um die Wirkung der Intervention zu überprüfen: Eine schwache Testung sollte sich durch die wingwave-Intervention in eine deutlich spürbare und messbare Stärke-Reaktion verwandelt haben. Ein solcher Test wurde von Marco Rathschlag mit einem speziell angefertigten Biomechanik-Gerät in seiner Aussagezuverlässigkeit überprüft. Aussehen und Funktion dieser Vorrichtung, die Untersuchungsanordnung und die Ergebnisse werden im zweiten Buchteil (Kap. 3 u. Kap. 4) vorgestellt.

Unser innerer Dirigent

Viele Leser kennen vielleicht schon Muskeltests aus der Kinesiologie, wie beispielsweise den seitlich ausgestreckten Arm, der vom Tester hinuntergedrückt wird, um Kraft oder Stress des Probanden festzustellen. Das Testen der Finger scheint jedoch eine ganz besonders sensible Methode zu sein, die mentale Verfassung eines Menschen zu spiegeln: Nicht umsonst arbeitet der Krimi-Regisseur gern mit dem dramatischen „Aus-der-Hand-Gleiten“ von Vasen, Gläsern usw., um zu zeigen, dass die betroffene Person gerade erschrocken oder schwer irritiert ist.

Die Hand ist in der Biologie ein ganz einmaliges Organ: Sie vereint Sensorik und Feinmotorik in einzigartiger und hoch komplizierter Weise. Daher benötigt die Hand in unserem Gehirn eine vergleichsweise große Steuerungsfläche – vor allem im Bereich des Großhirns. Betrachten Sie dazu einfach das in Abbildung 1.3 dargestellte Männchen. Es zeigt, mit welchen Proportionen unser Körper im Großhirn repräsentiert ist, damit er feinmotorisch und sensorisch gesteuert werden kann.

Abbildung 1.3: Homunculus

Im Großhirn ist nicht nur der Sitz unseres Verstandes und der feinmotorischen Körpersteuerung, sondern auch die wichtigste Instanz unseres Erlebens überhaupt: der präfrontale Cortex (Abb. 1.4). Im Frontalhirn befindet sich dieser Dirigent unseres Gesamterlebens. Erst unter seinem Einsatz können wir Erlebnisse, neue Erfahrungen, Denken, Fühlen und Handeln zu einem sinnvollen „Auftritt“ kombinieren. Kann dieser Dirigent seine Arbeit nicht machen, sind wir irritiert, durcheinander, „nicht auf der Reihe“.

Abbildung 1.4: Präfrontaler Cortex – der „Dirigent“ in unserem Kopf

Besagtes Irritiert-Sein unseres inneren Dirigenten kann man auch mit einer Spannungsänderung im Großhirn messen, der Effekt trägt den Namen „P 300“. Er kann laut EEG-basierten neurologischen Untersuchungen (Messung der Spannung der Oberflächenrinde des Gehirns mittels am Kopf angelegter Elektroden) gezielt durch eine Musterunterbrechung mit Unsinn-Sätzen ausgelöst werden, wie z. B.:

„Die Pizza ist zu heiß zum Fliegen.“ (– anstatt: „Die Pizza ist zu heiß

zum Essen.

“)

„Das ist das Hose.“ (– anstatt: „Das ist

die

Hose.“)

Beim wingwave konfrontieren wir den Klienten zunächst mit einer Reihe von derartigen Musterunterbrechungen, um zu testen, ob er oder sie überhaupt testbar ist. Erst wenn die Finger einmal deutlich stark reagieren und bei der Musterunterbrechung deutlich schwach, verfügen Coach und Coachee über einen „Kompass“, der zuverlässig und individuell durch den Coachingprozess führen kann.

Dieser Myostatiktest ist ein wesentliches Element der Methode. Hiermit findet der Coach punktgenau die relevanten Stress-Themen des Coaching-Kunden. Weiterhin dient der starke Test als Bestätigung für die erfolgreiche Behandlung eines Coaching-Themas – und zwar unabhängig davon, ob wingwave oder ein anderes Verfahren eingesetzt wurde. Da sich dieser Test als so bedeutsam für das Verfahren herausgestellt hat, wurde dazu von Marco Rathschlag eine fundierte Basisuntersuchung durchgeführt (s. Kap. 3).

1.2 Der Myostatiktest nach Besser-Siegmund: Wörter, Sätze und Sinnes-Trigger – keine Fragetechnik

Wenn in diesem Buch positive wingwave-Coaching-Ergebnisse vorgestellt werden, die sich auch in einer messbaren Steigerung der Fingerkraft beim Myostatiktest darstellen lassen, gilt dieser wissenschaftliche Nachweis einzig für das Vorgehen beim „Myostatiktest nach Besser-Siegmund“ – für andere Muskeltests allerdings nicht. Denn der „Myostatiktest nach Besser-Siegmund“ bezieht sich ausschließlich auf die neurobiologische Spiegelung zwischen innerer und äußerer Wahrnehmungsverarbeitung eines Menschen und der Reaktion seiner Handmuskulatur. Da wir bewusst diesen speziellen Zusammenhang testen, nennen wir die wingwave-Testung auch nicht „Kinesiologie“, da sich die Kinesiologie auf das Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin – der TCM – bezieht. Hier geht es beispielweise auch um die Meridianlehre, wie wir sie aus der Akupunktur kennen.

Wir führen mit dem Test keine körperlichen Diagnosen durch und stellen beispielsweise auch keine Verträglichkeit oder Dosierungen von Substanzen oder Medikamenten fest. Der Test bezieht sich explizit auf die subjektive Wahrnehmungsverarbeitung eines Menschen im Verlauf eines Coachingprozesses. Der wingwave-Myostatiktest gibt nur dann verlässliche Hinweise, wenn wir ausschließlich mit Wörtern, Sätzen oder Stress-Triggern arbeiten – wie beispielsweise dem „echten“ Anblick eines großen Hörsaals oder dem Blick auf die Fachbücher.

Betrachten Sie zum Verständnis noch einmal den präfrontalen Cortex in Abbildung 1.4 – den Dirigenten unserer Wahrnehmung – und seine Lage im Gehirn: Er befindet sich hinter der Stirn im Großhirn. Das Großhirn reagiert allerdings empfindlich auf Stress-Erlebnisse: Die Aktivität und damit die Koordinationsfähigkeit des „Dirigenten“ werden gehemmt und „weiter unten“ – im limbischen System – veranstalten die Neuronen ein wildes Feuerwerk, vor allem in der Amygdala, dem Notglöckchen unseres Nervensystems (wir stellen dieses Prinzip in Kapitel 2 – „Die Macht der Emotionen“ – noch genauer vor). Die Überreaktion des Stress-Systems hat auf jeden Fall zur Folge, dass der Mensch nicht mehr wohlkoordiniert auf Fragen reagieren kann, denn für die Beantwortung von Fragen benötigen wir einen gut funktionierenden präfrontalen Cortex. Er prüft, ob die Wörter in der Frage sinnvoll zusammenpassen: „Steht der Eiffelturm in Paris?“ bewirkt in den meisten Fällen ein „Ja“ als Antwort, weil „Eiffelturm“ und „Paris“ nach faktischer Logik gut zusammenpassen. In vielen kinesiologischen Tests arbeiten die Anwender daher mit Fragetechniken – wobei ein starker Test mit „Ja“ und ein schwacher mit „Nein“ als zutreffende Antwort gedeutet wird, hier wird also die faktische Satzlogik überprüft.

Dieses „Ja-“ und „Nein“-System gerät jedoch ins Wanken, wenn der Frage-Satz auch nur ein Wort enthält, welches beim Coachee mit einer Stress-Erinnerung verkoppelt ist, denn mit Stress assoziierte Wörter „zischen“ blitzschnell am Großhirn vorbei direkt hinein ins limbische System – und hemmen sofort die Koordinationsfähigkeit des Großhirns. Wenn beispielsweise der Coachee auf dem Eiffelturm einmal eine heftige Panikattacke wegen Höhenangst erlitten hat, „hört“ sein neurobiologisches System nur noch „Eiffelturm“, der präfrontale Dirigent gerät aus dem Takt und die Handmuskulatur erhält eine schwächende Stressbotschaft (vgl. Abb. 1.5). Als Ergebnis testet die Frage „Steht der Eiffelturm in Paris?“ schwach, obwohl er von der logischen Satzbedeutung her richtig ist. Die schwache Antwort heißt hier nicht „Nein“, sondern: „Der Gedanke an den Eiffelturm schwächt mich!“ – was natürlich einen erheblichen Unterschied für den Fortgang des Coachings ausmachen kann. Es gibt eine Anzahl von psychologisch fundierten Untersuchungen, die bestätigen, dass individuell geprägte Stresswörter bei Probanden die kognitive Bewältigung von Konzentrationsaufgaben verlangsamen und dass sie deutliche Stressbefunde im Gehirn verursachen. Und die zutreffende Beantwortung von Fragen ist eine kognitive Leistung, die durch „emotionalen Stress-Funk“ im Gehirn gestört werden kann. Wir testen demnach bei wingwave nicht die faktische Logik, sondern die emotionale Resonanz von Wörtern und Aussagen.

Abbildung 1.5: Präfrontaler Cortex und das Beispiel „Eiffelturm“

Es gibt ein eindrucksvolles Filmbeispiel aus dem Jahr 1982 für diesen neurolinguistischen Stör-Effekt eines Wortes im Rahmen sprachlicher Kommunikation. Der Film heißt „Dead men don’t wear plaid“ (auf Deutsch: „Tote tragen keine Karos“). Hier spielt der bekannte Schauspieler Steve Martin einen normalerweise recht nervenstarken Detektiv, der jedoch völlig durchdreht, wenn er das Wort „cleaning woman“ („Putzfrau“) hört, weil es in seiner Lebensgeschichte einmal ein sehr traumatisches Erlebnis mit einer Putzfrau gab. Im Film sagt nun eine Kundin ganz lapidar zu ihm den Satz: „Ich werde eine Nachricht bei der Putzfrau hinterlassen“, aber der Empfänger der Botschaft (der Detektiv alias Steve Martin) versteht den Sinn des Satzes nicht mehr, sein Gehirn „pickt“ sich aus der Satzkonstruktion nur das Wort „Putzfrau“ heraus, und der Held dreht total durch. Man kann derzeit einfach auf „Youtube“ die Suchbegriffe „cleaning woman“ und „Steve Martin“ eingeben – und schon landet der Sucher bei der beschriebenen sehenswerten heftigen Stressreaktion, die ein problematisches Wort ausgelöst hat. Aber es lohnt auch, den ganzen Film anzuschauen; es handelt sich um eine herrlich komische Detektiv-Satire.

Testet sich ein Coach oder Therapeut also durch Fragetechniken an ein emotionales Thema beim Klienten heran, werden die Ergebnisse der „Ja-“ und „Nein“-Antworten umso ungenauer, je mehr sich das Wort-Material der Frage dem eigentlichen Stress-Thema nähert. Daher testen wir beim wingwave-Coaching nicht semantisch – also von der Satzbedeutung her –, sondern wir prüfen die rein „neurologische“ Wirkung eines Wortes oder einer Kurzaussage. Wollen wir eine Stressquelle im emotionalen Geschehen eines Klienten präzise erforschen, setzen wir Wörter und Sätze wie Reize, wie beispielsweise bei der Vorbereitung auf eine wichtige Rede:

„Das Vortragsthema“

„Bestimmte Menschen im Publikum“

„Gesprächspartner in der Podiumsdiskussion“

„Die Technik“

„Der Raum“

Testet eines der Wörter oder eine der Aussagen schwach, haben Coach und Coachee das Stress-Thema gefunden, welches bearbeitet werden muss. Und es gilt als zufriedenstellend bearbeitet, wenn nach der Intervention der Test bei der Darbietung von Wort, Satz oder Stress-Triggern stark ausfällt.

Innere Einstellungen überprüfen

Dieses Testprinzip nach Besser-Siegmund ist auch für die Bearbeitung von Glaubenssätzen von Bedeutung. Testet beispielsweise eine Person stark auf die Aussage „Ich bin dumm“, so werten wir das Muskeltest-Ergebnis keinesfalls als logisches „Ja“ im Sinne der an den Klienten gerichteten Interpretation: „Sie sind wohl überzeugt davon, dass Sie dumm sind.“ Kaum ein Mensch bewertet den Satz „Ich bin dumm“ in seinem Wertesystem als positiv. Der Satz ist faktisch immer abwertend und vielleicht sogar beleidigend gemeint. Der starke Test bedeutet nach Besser-Siegmund eher etwas Positives: „Der Satz macht mir nichts aus, ich bleibe gelassen und cool, wenn ich ihn höre oder spielerisch denke.“ In diesem Sinn würde die Person auch locker und selbstbewusst bleiben, sollte ein Gegenüber eine Abwertung versuchen: „Du bist aber dumm/blöd!“ Man wäre emotional nicht angreifbar und könnte achselzuckend, erhaben reagieren oder sich kongruent gegen die Beleidigung verwahren. Denn der präfrontale Cortex bleibt trotz des Wortes „dumm“ eingeschaltet, und somit steht dem konfrontierten Menschen auch und gerade bei einem beleidigenden Satz die volle Schlagfertigkeit zur Verfügung – meist zur Verblüffung des verbalen Angreifers, der dann auch schnell den Kürzeren ziehen kann. Eine unserer Klientinnen wurde von ihrer Kollegin – wie so oft – mitten im Projekt „angegiftet“: „Bist denn du nur blöd?“ Bisher hatte sie auf solche verbalen Angriffe immer verletzt und sprachlos reagiert. Nach dem Coaching antwortete sie hingegen prompt: „Nur im Urlaub – aber nie auf der Arbeit, merk dir das!“ Später erklärte die Klientin: „Das kam ohne Nachdenken aus mir heraus, einfach so! Die Kollegin war übrigens ganz verdattert und entschuldigte sich sofort.“

1.3 Selbstcoaching mit wingwave

wingwave-Musik

Neben den „wachen REM-Phasen“ werden beim wingwave-Coaching als Intervention auch andere Verfahren genutzt, die das optimale Zusammenspiel aller Gehirnzellen gezielt fördern und die sogar für ein wingwave-Selbstcoaching genutzt werden können. Dies gilt beispielsweise auch für die speziell komponierte wingwave-Musik, die mit abwechselnden Links-rechts-Klängen im Ruhepuls-Takt des Herzens arbeitet. Marco Rathschlag stellt zur Wirkung dieser Musik in Abschnitt 4.4 interessante Studienergebnisse vor. Den Einsatz der wingwave-Musik für Ihr Selbstcoaching haben wir im Folgenden dargestellt.

Balance mit Wirkung: Selbstcoaching mit der wingwave-Musik

wingwave ist nicht nur für das Setting im individuellen Einzelcoaching wirkungsvoll. Sie können die speziell komponierte wingwave-Musik auch sehr gut für Ihr persönliches Ressourcen-Selbstcoaching nutzen, indem Sie gezielt positive Emotionen in sich hervorrufen, um sie dann im körperlichen und mentalen Erleben einzuweben – so wie es im Golfcoaching-Beispiel mit der Erinnerung an das „Kinderglück“ am Strand beschrieben wurde. Für dieses Selbstcoaching nutzen Sie keine schnellen Augenbewegungen, sondern die Wirkung entfaltet sich in Ihrer Neurobiologie durch eine auditive Intervention – also über den Gehörsinn.

Die wingwave-Musik wirkt neben ihren ausgleichenden, positiven Melodien vor allem durch einen Links-rechts-Takt, der über Kopfhörer abwechselnd die beiden Gehirnhälften auditiv „berührt“ und so eine optimale Zusammenarbeit aller Hirnareale zum Schwingen bringt. Für diesen Selbstcoaching-Effekt muss die Musik mit Kopfhörern gehört werden. Im Hintergrund laufen beruhigende Naturgeräusche, angenehme oder auch inspirierende Klänge. Der Rhythmus ist immer „andante“ – so wie der Herzschlag in Ruhe. Das alles zusammen senkt messbar das Erregungsniveau des Nervensystems, wie in Abbildung 1.6 dargestellt.

Abbildung 1.6: So wirkt die wingwave-CD

Hier wurde eine Hautwiderstandsmessung mit dem Gerät Porta-Bioscreen an der linken und rechten Hand eines Probanden (rote und blaue Kurve) durchgeführt: Nach drei Minuten Hören sinkt das Erregungsniveau, die Kurven synchronisieren, was auch auf eine optimale Einschwingung der Hirnhälften-Zusammenarbeit hinweist.

Laut neueren Erkenntnissen über die Neurophysiolgie des Hörens macht es besonders Sinn, sowohl ein Selbstcoaching als auch Coachingprozesse zwischen Coach und Coachee durch den Einsatz von Tönen und Klängen zu unterstützen. Unser Hörsinn gilt nach heutigem Stand der Gehirnforschung als die Wahrnehmungseinheit mit dem höchsten kreativen Potenzial – da hier nach dem Hereinkommen eines Sinnesreizes weitaus mehr Verschaltungen zwischen den Gehirnhälften ablaufen als beispielsweise beim Sehen. Daher ist es dem Menschen nicht nur möglich, an einem „Klack-Geräusch“ zu erkennen, dass hier eine Autotür ins Schloss fällt, sondern Autofans können sogar sagen, welcher Automarke das Geräusch zuzuordnen ist. So etwas wird nur durch ein hoch entwickeltes Assoziationsnetzwerk möglich, und tatsächlich laufen hereinkommende Hörreize bis zu achtmal zwischen den Hirnhälften hin und her, bevor sie sich in unser Bewusstsein begeben.

„Was der Hörcortex höheren Hirnzentren meldet, wird beeinflusst von dem, was der Hörcortex selber von den höheren Hirnzentren erfährt. Es sind Wechselspiele und Wechselwirkungen, die einen ins Staunen versetzen können.“

(Ohler, 2006)