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Erfahren Sie die Erfolgsformeln des Immobilien-Investors Gerhard Lidl und Ha. A. Mehlers. Machen Sie sich deren Immobilien-Wissen zu eigen und ziehen Sie viele wertvolle Informationen aus deren Erfahrungen für Ihr erfolgreiches Immobilien Business. Erfahren Sie, wie gute Immobilien von schlechten unterschieden werden. Lernen Sie den Wert der Miete für gewinnbringende Kapitalanlagen kennen und werden Sie sich über das wahre Bankgeheimnis im Klaren. Es kommen erfahrene, renommierte Immobilien-Experten im Interview zu Wort, die zu einzelnen Fachgebieten genaue Hintergrund-Informationen liefern. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, eine Stufenleiter vorzustellen, so dass auch Einsteiger Erfolg in der Immobilienbranche haben und ihn schrittweise nachvollziehen können. Weiter wird auf Fallgruben und Fallstricke aufmerksam gemacht. Nutzen die die vielen Erläuterungen zu Ihrem Vorteil und agieren Sie erfolgreich am Immobilienmarkt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 307
Veröffentlichungsjahr: 2020
Was dieses Buch Ihnen bietet
Wer wir sind, wie Sie unsere Erfahrungen nutzen können und erste Erfolgsformeln
Über die Kunst, rasch einzusteigen
Im Informationsdschungel oder wem Sie in puncto Immobilie rückhaltlos vertrauen können
Wie und wo Sie gute Immobilien finden
Der feste Punkt im All
Was über den Standort nicht bekannt ist
Tipps und Tricks rund um die Ausstattung
Das Bankgeheimnis – einmal ganz anders
Mieter, Mieter, Mieter
Gewusst wo und wie: Die Zwangsversteigerung
Insider-Know-How: Die (Wohnungs-)Privatisierung
Man muss viel studiert haben, um wenig zu wissen.
CHARLES DE MONTESQUIEU
Schriftsteller und Staatstheoretiker, 1689 – 1755
Stürzen wir uns ohne Übergang mitten in die Materie. Der Titel des vorliegenden Buches lautet:
Mit Immobilien ein Vermögen aufbauen
Kein kleines Versprechen!
Lassen Sie uns deshalb in aller Kürze erläutern, was Sie erwartet:
Es ist keine Übertreibung: Das Immobilien-Business ist eines der aufregendsten, spannendsten und schönsten Geschäfte der Welt – vor allem wenn der Rubel rollt und Sie plötzlich über Werte von ein paar Hunderttausend Euro (oder gar Millionen von Euro) verfügen oder Ihnen jeden Monat elektronisch „richtiges“ Geld überwiesen wird, von Ihren Mietern zum Beispiel, das Ihnen als Hausbesitzer zusteht. Speziell wenn die Summen, die Sie hier verdienen können, Ihren normalen Gehaltsscheck bei weitem übersteigen, ist Freude angesagt. Erfolg verschafft Ihnen ein Gefühl der Freiheit.
Aber die folgenden Seiten machen Ihnen nicht weis, dass Sie im Handumdrehen Millionär werden, wie die (zu oft benutzte) Reizvokabel heißt, und Ihnen die gebratenen Tauben nur so ins Maul fliegen, wie das in Märchenbüchern ausgedrückt wird.
Immerhin ist so viel wahr, dass Sie in kaum einer anderen Branche so viel Geld verdienen können wie im Immobiliensektor. Verschiedene Untersuchungen zahlreicher Millionäre haben zweifelsfrei bewiesen, dass eine überproportionale Anzahl von ihnen durch Immobilienbesitz reich geworden ist. Vielen, sehr vielen Millionären gelang der Sprung nur deshalb nach ganz oben, weil sie sich sachkundig gemacht haben, was Immobilien anging. Das heißt, es ist interessant, einmal in aller Schärfe zu realisieren, dass sich zahlreiche gutbetuchte Zeitgenossen oft, sehr oft im Immobiliensektor tummeln. Viele von ihnen waren anfangs so arm wie die sprichwörtliche Kirchenmaus. Und dennoch legten sie später die erstaunlichsten Erfolgsgeschichten aufs Parkett. Wir werden im Laufe dieses Buches einige dieser „success stories“, wie man im US-amerikanischen Raum sagt, vorstellen – man kann unendlich viel aus ihnen lernen.
Kurz gesagt ist es also korrekt, dass Sie sich mit Immobilien beschäftigen – Ihre Entscheidung, dieses Buch zu kaufen, war richtig.
Auf der anderen Seite muss man zugeben, dass es einige Publikationen gibt, die Ihnen versprechen, quasi über Nacht und im Schlaf wohlhabend zu werden, ohne dass Sie den kleinen Finger krumm machen müssen. Doch hierbei handelt es sich um eine faustdicke Lüge.
Fragen wir uns also: Warum versagt vielfach die „Immobilien-Ratgeber-Literatur“ darin, ihren Lesern zu helfen, mit Haus- und Grundbesitz nachhaltig Erfolg zu haben?
Hierfür gibt es mehrere Gründe:
(1) Die ersten Schritte, die Sie gehen müssen, wenn Sie mit Immobilien gewinnen wollen, werden in den meisten Ratgebern gewöhnlich ausgelassen und nicht einmal erwähnt. Wenn Ihr Ziel jedoch darin besteht, mit Immobilien wohlhabend zu werden, brauchen Sie solides Know-how, das auf der untersten Sprosse beginnt, nicht auf der obersten.
Es hilft Ihnen also nichts, wenn Sie auf die riesigen Bürotürme der Immobilienhaie starren oder im Fernsehen von den Milliarden hören, die von einigen Immobilien-Tycoons abgegriffen werden. Sie brauchen eine Stufenleiter, die von unten nach oben führt. Sie benötigen Sprossen, die Sie eine nach der anderen gehen können und die Ihrer momentanen Kragenweite und Ihrem augenblicklichen (finanziellen) Zustand entspricht.
Wir werden eine solche Stufenleiter im Laufe dieses Buches vorstellen, so dass Sie relativ sicher nach oben steigen können.
(2) Die wirklich wichtigen Informationen, die Sie brauchen, um in der Immobilien-Branche zu gewinnen, werden in vielen sogenannten Ratgeber-Büchern allenfalls verschämt am Rande erwähnt, ja manchmal sogar vollständig vergessen. Tatsächlich gibt es einige Schlüssel-Informationen über Immobilien, die es Ihnen sofort ermöglichen, ganz anders zu denken, so dass Sie verhältnismäßig rasch einsteigen und die ersten gute Gewinne einfahren können.
Wir werden diese Schlüssel-Informationen oder hochwichtigen Daten und Fakten ohne Wenn und Aber auf den folgenden Seiten vorstellen und entsprechend hervorheben, so dass Sie mitdenken und operieren können.
Wenn Sie diese Schlüssel-Informationen nicht kennen oder nicht um den Wert bestimmter Informationen wissen, im Verhältnis zu relativ unwichtigen Informationen oder wenn Sie gar falschen Informationen aufsitzen, können Sie nur scheitern. Wenn Sie sie jedoch kennen, werden Sie gewinnen, ja im Idealfall sogar hoch gewinnen.
(3) Es ist im Allgemeinen nicht klug, sich zu sehr auf Fallgruben und Fallstricke zu konzentrieren, ganz einfach weil dies demotiviert. Wenn nur von Hindernissen die Rede ist, von Betrügern, Abzockern und Beutelschneidern, dann leidet darunter der „Spaß an der Freud`“.
Dennoch ist es unumgänglich, auch auf Fallgruben aufmerksam zu machen, jedenfalls wenn man ein ehrliches Buch schreiben und dem Leser den höchstmöglichen Service angedeihen lassen will. Verzichtet man hierauf, tritt der Immobilien-Einsteiger pausenlos von einem Fettnäpfchen ins andere. Fairer und aufrichtiger ist es dagegen, auch auf die Fallgruben aufmerksam zu machen.
Aber die gute Nachricht ist: Wenn Sie einmal verstanden haben, wie diese Fallgruben getarnt sind und auf welche Weise man versucht, Sie über den Tisch zu ziehen, sind Sie die berühmte Nasenlänge voraus. Entscheidend ist also immer der Wissensvorsprung. Es gibt ein Know-how, wie man Lügen enttarnt und gute Informationen von minder guten (oder gar falschen) Informationen blitzschnell unterscheidet.
Genau dieses Know-how werden wir Ihnen im Laufe dieses Buches ebenfalls an die Hand geben.
(4) Darüber hinaus kommt es natürlich darauf an, konkrete Erfolgsformeln vorzustellen, die Sie verhältnismäßig leicht nachahmen können. Wenn Sie einmal verstanden haben, in welche Richtungen Sie sich orientieren müssen und welche genauen Aktionen Sie näher an Ihr Ziel bringen, ein Vermögen aufzubauen, sparen Sie buchstäblich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte Zeit der Recherche.
Nichts motiviert mehr als eine Success-Story, die das Leben selbst geschrieben hat und die authentisch und absolut nachvollziehbar ist. Manchmal muss man Teile einer Erfolgsgeschichte entsprechend abwandeln und auf die heutige Zeit und die Umstände zuschneidern, manchmal kann man sie auch direkt 1: 1 übernehmen.
Jedenfalls gibt es intime, gut gehütete Erfolgsgeheimnisse innerhalb der Immobilienbranche. Sie fordern unmittelbar dazu auf, genauso oder zumindest ähnlich zu operieren.
Darüber hinaus erfahren Sie auf den folgenden Seiten unter anderem dies:
Auf welche Weise Sie blitzschnell gute von schlechten Immobilien unterscheiden können
Was sie über das Thema Miete unbedingt verinnerlicht haben müssen
Was Sie über den Standort und die Ausstattung einer Immobilie wissen sollten
Worin das wahre Bankgeheimnis besteht und wie Sie dieses Wissen zu ihrem Vorteil nutzen können
Wo Sie höchst preiswert Immobilien-Schnäppchen kaufen können
Wie an der absoluten Spitze der Immobilien-Wirtschaft operiert wird
Selbst wenn Sie den letzten Punkt anfänglich noch nicht selbst nutzen können, sollten Sie zumindest darum wissen, wie es in den oberen Rängen dieses „heißen“ Marktes aussieht.
Damit verfügen Sie, Sie haben es längst erraten, über eine kleine Vorschau, was dieses Buch Ihnen bietet.
Aber ein Ratgeber ist immer nur so gut wie die Autoren, die ihn verfassen.
Deshalb besitzen Sie unserer Meinung ein Recht darauf, zu erfahren, mit wem Sie es zu tun haben.
Stellen wir uns also in gebotener Kürze vor, inklusive unserer Erfolge, aber auch unserer anfänglichen Fehler, die reines Gold wert waren und es immer noch sind, denn wir konnten auch aus Fehlern unendlich viel lernen und unsere Erfahrungen schlussendlich von einem Minus in ein Plus verwandeln.
Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht frühzeitig zu machen.
WINSTON CHURCHILL
Brit. Staatsmann, 1874 – 1965
Es wäre verführerisch, einen beeindruckenden Erfolgsbericht nach dem anderen vorzustellen, aber die Wahrheit ist, dass wir zwar nicht eben wenige lukrative Immobilien-Geschäfte abwickeln konnten, aber unsere Erfahrungen zum Teil hart gewonnen wurden. Selten entspricht der allzu perfekte Lebenslauf der Realität.
Berichten wir so ehrlich wie möglich.
GERHARD LIDL
Und berichten wir vorübergehend in der dritten Person.
Der erste Autor dieses Buches, Gerhard Lidl (GL), verfügt inzwischen über insgesamt 1700 Immobilien-Einheiten.
Das heißt, rund 550 dieser Einheiten sind Wohnungen, bei etwa 1000 handelt es sich um den Besitz von Garagen.
Über das monatliche und jährliche Einkommen will er keine konkreten Zahlen publiziert sehen. Aber man darf verraten, dass GL inzwischen über ein florierendes Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern und Kooperationspartnern verfügt, sowie über rund 2.000 Kunden – wobei er den Begriff Kunde sehr persönlich definiert: Kunden sind bei GL nicht nur Käufer oder Verkäufer von Immobilien, sondern auch seine Mieter. Sie sind seiner Ansicht nach von besonderer Bedeutung, denn ohne zufriedene Mieter funktioniert im Immobilien-Geschäft – nichts!
Der Umsatz des Unternehmens von Gerhard Lidl liegt im zweistelligen Millionenbereich.
Aber die Frage aller Fragen lautet natürlich: Wie und auf welche Weise gelang es ihm, sozusagen aus Nichts Etwas zu machen, als er noch auf der untersten Sprosse der Erfolgsleiter stand?
ERSTE WICHTIGE ERFAHRUNGEN
Zugegebenermaßen höchst hilfreich für Gerhard Lidl, der 1962 in Penzberg, einer oberbayerischen Kleinstadt, geboren wurde, war der Umstand, dass der Vater bereits eine Immobilienfirma besaß. Mutter und Vater nahmen ihn von Kindesbeinen an mit zu Geschäftsterminen, sie nahmen ihn bei der Hand, wenn es darum ging, eine Immobilie zu besichtigen oder zu vermieten – oder auch wenn es darum ging, bei einem Notar einen Vertrag abzuschließen. GL wuchs buchstäblich im Büro auf, er sog die Immobilien-Branche sozusagen mit der Muttermilch ein.
Trotzdem überschütteten ihn die Eltern nicht mit Geld, im Gegenteil. Sein erstes Fahrrad, ein teures Exemplar mit Dreigang-Schaltung, verdiente er sich, indem er für 3 Mark in der Stunde Anschreiben in Briefumschläge stopfte.
Als er heranwuchs, wollte er über ein schönes Mokick besitzen – wie ehemals ein kleines Motorrad hieß, das man bereits im zarten Alter von 16 Jahren fahren durfte. Also trug er, gerade 14 Jahre jung, zwei Jahre lang drei verschiedene Zeitungen aus, um das nötige Kleingeld zusammenzusparen. Und so wurde unter anderem der Isar Kurier und der Kreisbote an den Mann oder an die Frau gebracht. Das aber hieß: Raus bei Wind und Wetter! Disziplin war angesagt, denn „nebenbei“ durfte auch die Schule nicht zu kurz kommen.
Mit 18 Jahren plagte ihn der Wunsch, ein Auto zu besitzen und über einen Führerschein zu verfügen. Also mähte er verschiedene Rasen und räumte Schnee. Wichtiger aber war: Er jobbte bereits am Bau, wo er erneut direkt mit der Immobilie in Kontakt kam. Er betätigte sich sogar als Hausmeister bei einigen Objekten, was den Kontakt intensivierte.
Danach wurde Gerhard zur Bundeswehr einberufen. Wenig später fand er eine neue Freundin, die er „standesgemäß“ ausführen und ein wenig beeindrucken wollte. Also jobbte er drei Monate lang als Postbote. Das jedoch bedeutete: In aller Herrgottsfrüh, zu unchristlichen Zeiten: Raus aus den Federn! Aber um 11 Uhr war der Job dafür bereits erledigt. Die neue Freundin, soviel nur am Rande, wurde später seine Frau und ist es nach 36 Jahren immer noch.
Soweit ein paar persönliche Takte.
Aber gehen wir chronologisch gesehen noch einmal einige Schritte zurück.
PURES GOLD: DIE LERNPHASE
Mit 16 Jahren startete Gerd zusammen mit einem Freund bereits sein erstes Unternehmen. Es handelte sich um eine computerisierte Auto-Vermittlung. Noch existierte das Internet nicht. Also mussten die beiden mit Zeitungen kooperieren, die eines Tages jedoch ihre Inserate nicht mehr annahmen. Also jobbte er in seines Vaters Betrieb, schrieb Rechnungen und erledigte den Schriftverkehr. Nach kurzer Zeit fiel ihm auf, dass sein Vater und dessen Mitarbeiter ständig mit interessanten Zeitgenossen zu tun hatten. Unaufhörlich gab es Termine mit Mietern, Eigentümern und Käufern. Das war spannender als nur Akten zu wälzen. Kontinuierliche Kommunikation mit Menschen aller Rassen und Klassen war aufregend, lehrreich und abwechslungsreicher. Kürzen wir die Story ab: Gerhard entschied sich mit 20 Jahren, in das Immobiliengeschäft einzusteigen.
Früh erkannte er dabei, dass es notwendig war, das „Handwerk“ von der Pike auf zu erlernen. Da bislang Physik, Chemie und Mathematik auf dem Stundenplan standen, bat er seinen Vater, ihm ein Jahr lang eine intensive kaufmännische Ausbildung zu sponsern. Der Herr Papa ging auf den Handel ein. Daraufhin paukte GL von morgens bis abends Buchhaltung, kaufmännisches Rechnen, Recht, Wirtschaftskunde und Stenographie.
Danach begann er sofort eine Lehre, um „Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft“ zu werden. Im Blockunterricht wurde das notwendige Know-how vermittelt. Hervorragend war der Umstand, dass die Lehrer hauptberuflich über „echte“ Jobs verfügten. Sprich ein Banker lehrte alles über Finanzierungen. Der Geschäftsführer eines Wohnungsunternehmens machte die Schüler fit in puncto Verwaltung und Abrechnungen. Und das Maklerrecht und überhaupt alles rund um Kaufverträge und das Grundbuch wurde von einem gestandenen Juristen vermittelt. Da Gerd gleichzeitig im Betrieb seines Vaters arbeitete, vermittelte dies die ideale Balance zwischen Theorie und Praxis. Hier wurden am laufenden Band Immobilien verwaltet, verkauft und vermittelt – sogar der Wohn- und Gewerbebau war nicht ausgeklammert.
Nachdem Gerhard seine Lehre abgeschlossen und die Bundeswehr überlebt hatte, erhielt er einen Job bei einer Hausverwaltung. Gerade 21 Jahre jung war er plötzlich zuständig für 2000 Eigentumswohnungen. Es galt, Abrechnungen zu erledigen, mit den Beiräten zu reden, Eigentümerversammlungen zu leiten und die Beschlüsse der Gemeinschaft zu erledigen. Als das noch heute legendäre Hagelunwetter über München hereinbrach, musste er sich darum kümmern, dass die Hagelschäden behoben wurden. Nebenbei bemerkt: Zu diesem Zeitpunkt wurde in Deutschland die Hagelversicherung eingeführt. Kurzum, Gerhard erlernte die gesamten Grundlagen der Immobilienbetreuung von Grund auf, ihm widerfuhren nahezu alle menschlichen Reaktionen, die möglich waren und er nahm Einsicht in sämtliche kaufmännischen Details. Einfach alles lief über seinen Tisch. Er arbeitete in dieser Phase Tag und Nacht, die sprichwörtlichen 25 Stunden am Tag und 8 Tage die Woche. Will heißen, er zählte nicht die Überstunden. „Versehentlich“ verdreifachte er sein Gehalt.
Da passierte es.
DIE WICHTIGSTE BEGEGNUNG IM LEBEN DES GERHARD LIDL
Es geschah in einer Tiefgarage eines Münchner Gebäudes, das GL verwaltete.
Durch Zufall begegnete er der Eigentümerin dreier Stellplätze. Man kam ins Gespräch, plauderte – bis sie ihn auf einmal fragte, ob er nicht interessiert sei, eben diese drei Stellplätze zu kaufen.
Gerd stand dem Angebot zunächst ablehnend gegenüber. Doch wenn er etwas gut gelernt hatte, so waren es die vier Grundrechenarten. Also schlug er ein.
Warum? Die konkreten Zahlen waren verlockend: Er sollte 21.000 DM (heute rund 10.000 Euro) für die drei Stellplätze bezahlen, erhielt im Gegensatz aber dafür eine Miete, ein Einkommen also. Doch er verfügte gerade mal über 1.000 Märker. Also pilgerte er voller Elan zu seinem Bankier, der zuerst verdutzt dreinschaute. Schließlich aber lieh er ihm die fehlenden 20.000 DM, weil er GL kannte und wusste, dass er zuverlässig war und keine Schulden aufgetürmt hatte.
Wirklich brisant war natürlich die Rechnung, die GL nun aufmachen konnte: Selbst wenn er die Kosten für die Zinsen und die Tilgung der Darlehenssumme (= 20.000 DM) abzog von dem Geld, das er nun auf der anderen Seite kassierte – die Stellplätze waren vermietet – blieben ihm 30 DM Plus in der Tasche, jeden Monat, für die er von Stund` an nicht mehr arbeiten musste.
Nach dem Notartermin überwältigten ihn deshalb zunächst schier die Emotionen. Da verfügte er bereits mit 21 Jahren über seine erste „Immobilie“ – auch wenn es sich „nur“ um drei Parkplätze handelte.
Gerd hatte Blut geleckt. Die Erkenntnis war einfach, und dennoch erschütternd, im positiven Sinne: Es war also möglich, Immobilien einzukaufen und vom ersten Moment an daran zu verdienen, sofern die Zahlen stimmten. Man konnte mit anderer Leute Geld – einer Bank in diesem Fall – geschickt Immobilien erstehen und sogar noch ein Plus erwirtschaften.
Und da er zusätzlich das Darlehen regelmäßig tilgte, veränderte sich sogar jeden Monat das Zahlen-Verhältnis zu seinen Gunsten. Die Zeit arbeitete für ihn. Enthusiastisch und überspitzt ausgedrückt: Es war möglich, im Schlaf Geld zu verdienen.
DER UNAUFHALTSAME AUFSTIEG oder DER DURCHBRUCH
GL krempelte sofort die Ärmel auf. Nachdem er das Prinzip, wie man in der Immobilienbranche gewinnen konnte, durchschaut hatte, wurde er unvorstellbar aktiv. Nach und nach kaufte er 31 Tiefgaragen-Stellplätze. Wieder überzeugte er seinen Banker, denn er konnte ihm beweisen, dass sich das Geschäft hervorragend rechnete und finanziell gesehen praktisch kein oder nur ein geringes Risiko vorhanden war. Ein Vorteil war weiterhin, dass es seinem Geldgeber durchaus real war, dass Parkplätze und Stellplätze knapp waren. Er konnte das „Geschäftsmodell“ nachvollziehen. Außerdem verstand GL, dass er künftig ständig über Mieteinnahmen verfügen würde, jedenfalls solange es Autos gab, die über die Straßen rollten. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Autos eines Tages von Deutschlands Straßen verschwinden würden. Die Nachfrage war also gegeben, und sie würde voraussichtlich nicht verschwinden.
Und so geschah es, dass GL plötzlich über 350 bis 400 DM Überschuss verfügte, bei einem Monatsgehalt von 1600 DM netto.
Das war erfreulich, aber GL wusste, man konnte das Geschäft noch potenzieren. Da er auch über den Verkauf von Immobilien Bescheid wusste, verfiel er eines Tages auf eine Idee, an die er zunächst selbst bestenfalls zur Hälfte glaubte, die er aber allein aus purer Neugier austeste. Er gab ein Inserat in einem Münchener Wochenblatt auf und bot spaßeshalber die Stellplätze für 70.000 DM teurer an als er sie erstanden hatte.
Ein Pilotprojekt, ein Versuchsballon!
Wider Erwarten meldeten sich Interessenten. Kürzen wir die Story ab: Schon nach 14 Tagen ging der Verkauf ohne zusätzliche Preisverhandlung über die Bühne, inklusive der Beurkundung. Plötzlich verfügte GL über 70.000 DM. Als Jungspund! Die Emotionen, die ihn durchtobten, lassen sich kaum beschreiben. Es handelte sich um mehr als drei Jahresgehälter!
GL, technikverliebt, kaufte sich sofort ein nagelneues Auto und ein Motorrad und bezahlte cash.
Das Verhältnis zu seinem Banker änderte sich schlagartig: Dieser fragte ihn sofort, ob GL sich nicht ein Haus kaufen wolle – er würde es ohne Probleme finanzieren.
Gerd aber winkte ab und informierte seinen Banker: „Ich werde genau diese Formel wiederholen, nichts Anderes!“
Gesagt, getan. Von Stund` sprang GL nun an jeden Morgen voller Enthusiasmus aus seinem Bett, setzte sich in sein neues Auto oder bestieg sein Motorrad – die Entscheidung war abhängig vom Wetter – und jagte los. Er handelte nach dem Motto: Man muss das Eisen schmieden solange es heiß ist. In der Folge nahm er Garagen und Stellplätze in einer erstaunlichen Quantität unter die Lupe. Seinen Job kündigte er. Mit seinem Vater traf er die Absprache, ihm nach wie vor unter die Arme zu greifen, aber im Gegenzug verlangte er dafür, dass er einen Raum innerhalb seiner Firma nutzen durfte.
Jede Möglichkeit, weitere Garagen ausfindig zu machen, wurde nun von GL wahrgenommen. Ein Termin jagte den nächsten. Er kaufte und verkaufte am laufenden Band. Auch einige Wohnungen gingen über den Ladentisch. Nach kürzester Zeit fand er immer genauer heraus, wie dieser spezielle Immobilien-Teilmarkt funktionierte. Gleichzeitig lernte er einiges über die Risiken bei Finanzierungen sowie alle Methoden, klug einzukaufen und noch klüger zu verkaufen.
Einige Dutzend Garagen später verfügte er über genügend Geld, um nach München zu ziehen und seine eigene Firma zu gründen. Parallel zu der neuen eigenen Firma makelte, verwaltete und vermietete er Wohnungen und Häuser. Der Job selbst forderte es ein, dass er seine ersten Mitarbeiter einstellen musste.
Mit einem Geschäftspartner eröffnete er im Jahre 1993 eine weitere Firma, über die nun die Hauptumsätze liefen. Das Business schoss steil in die Höhe. Schon bald schrieb GL mit seinem Partner zweistellige Millionenumsätze. Riesige Bestände von Wohnungen und Garagen befanden sich schließlich im Besitz des Unternehmens – im Gesamtwert von 80 Millionen Mark. Vor der Tür der Firma standen unter anderem die Automarken Porsche, BMW, Audi A8, mit anderen Worten: Ein ganzer Nobel-Fuhrpark. GL fühlte sich eine Weile wie Gott in Frankreich – als es passierte.
DIE KRISE
Der Markt geriet ins Wanken. Wir brauchen an dieser Stelle nur das Stichwort Basel I zu erwähnen, jedenfalls funktionierte das Geschäft von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Da das gesamte „Imperium“ auf Pump aufgebaut war, fehlte die solide Basis. Und als plötzlich zudem die Zinsen stiegen und der Wert von Immobilien gleichzeitig sank, stand man als Immobilien-Investor unversehens vor einem Abgrund.
GL erwischte es eiskalt, nicht anders als zahlreiche andere Immobilien-Investoren, die geglaubt hatten, das Spiel könne ewig so weitergehen. Die Banken schlugen erbarmungslos zu, gemäß der berühmten Charakterisierung Mark Twains, des bekannten US-Schriftstellers, der einst sagte: „Ein Bankier ist ein Bursche, der Ihnen seinen Schirm leiht, wenn die Sonne scheint, und ihn in der Minute zurückverlangt, wenn es zu regnen beginnt.“ Konkret geschah es im Jahre 2001. Die Banken setzten wie gesagt die Basel I-Regelungen durch, so dass sich plötzlich Privatkunden vergeblich um die Finanzierung einer Eigentumswohnung bemühten.
Das Hauptgeschäft GLs, das sich zunehmend darauf verlagert hatte, Wohnhäuser zu kaufen, aufzuteilen und die einzelnen Wohnungen danach an Anleger weiter zu veräußern, geriet ins Stocken. Ehemals sprach man hierbei von dem Aufteilungsgeschäft, heute nennt man es Wohnungsprivatisierung.
Aufgrund dieser neuen Basel I-Regelungen machten sogar Mammutunternehmen ihre Tore dicht, so etwa die Telos-Gruppe oder Bast Bau. Nahezu täglich gab es neue Hiobsbotschaften.
Hinzu kam, dass in den Neuen Bundesländern die Immobilienförderung 1998 auslief. Zuvor hatten Banken bis zu 130 %, ja sogar 170 % einer Immobilie beliehen – ein schwarzes Kapitel. Aufgrund der Steuervorteile und unlauterer Vertriebsmethoden wurde dabei die Immobilie im Osten zusätzlich regelrecht vergewaltigt, wie das ein Insider ausdrückte. Die Immobilien rechneten sich längst nicht mehr „in sich selbst“, sondern alles lief daraus hinaus, hektisch Steuern zu sparen und „Vater Staat“ ein Schnippchen zu schlagen.
Als das „Ende der Heiterkeit“ anbrach, wurden jedenfalls auch jene Firmen, die ihr Geschäft seriös betrieben hatten, von dem Strudel mit in den Abgrund gerissen.
Um konkret zu bleiben: GL konnte auf einmal 400 Wohnungen nicht mehr verkaufen. Außerdem sanken die Werte eben dieser Wohnungen von Monat zu Monat. Die variablen Zinsen dagegen stiegen, während die Mieteinnahmen sanken. Obwohl GL weitaus länger als andere Unternehmen versuchte, das Schiff nicht auf Grund laufen zu lassen, vermochte er es nicht mehr, das Ruder herumzureißen. Es gelang ihm zwar, mit 13 Banken ein Sanierungskonzept auszuarbeiten, doch ausgerechnet Bank Nummer 14, die sein bestes Objekt im Bestand hatte, beantragte die Insolvenz. Später stellte es sich heraus, dass eben diese Bank selbst Milliarden Euro versenkt hatte. Sie wurde aufgelöst. Aber auch dieser Umstand half GL nicht.
Der Schock saß tief. GL musste auf Druck der Banken verkaufen, verkaufen und nochmals verkaufen. Er musste „abwickeln“ und das Rad zurückdrehen. Kurz gesagt verlor er alles bis auf das sprichwörtliche letzte Hemd. Verzweifelt sorgte er dafür, den Schaden möglichst klein zu halten. Seine Frau und zwei Kinder, die inzwischen das Licht der Welt erblickt hatten, waren in dieser Phase nach eigenem Bekunden seine ganze Stütze. Er fuhr nun bescheiden einen Minivan, der regelmäßig bestimmte Teile verlor, die ersetzt werden mussten. Beim Einkaufen zählte er buchstäblich die Pfennige.
GL stürzte von höchsten Höhen in tiefste Tiefen.
Nachdem der Schock nachließ, unternahm GL etwas Außergewöhnliches: Er ging mit sich selbst unbarmherzig ins Gericht. Er analysierte schonungslos, welche Fehler er gemacht hatte. Zum ersten hatte er bei der Wahl seiner Geschäftspartner falsch gelegen. Diese hatten immer nur das eigene Wohl im Auge und nicht das der Käufer und Mieter. Sie warfen mit Geld nur so um sich. Zum zweiten hatte er sich verkalkuliert, als es um sogenannte kreative Schulden ging, wie das in einigen Ratgebern genannt wird. Dabei hatte er gewusst, dass schon früher mehr als ein übermütiger Immobilien-Investor in die Zinsfalle getappt war. Steigende Zinsen konnten alle Rechnungen, die man sich vorher hübsch zurechtgelegt hatte, plötzlich zunichtemachen.
Demütig studierte GL nun die verschiedenen Fallstricke, in denen man sich verfangen konnte. Dann formulierte er für sich persönlich zwei Richtlinien. Sie lauteten wie folgt:
Erstens: Man muss wie ein Luchs das Auf und Ab des Immobilien-Marktes beobachten, der immer in Kurven verläuft. Wichtig ist die eigene Beobachtung, selbst musste man das Ohr nah am Markt haben.
Zusätzlich kann man Experten befragen.
Aber wer konnte gediegene Auskünfte erteilen, die nicht von Eigeninteressen geprägt waren?
Die besten Fachleute waren Hausverwalter, die 2000 Einheiten und mehr unter ihren Fittichen hatten. Sie wussten immer ganz genau, ob und wo Mieten stiegen oder fielen. Auch ein exzellenter Hausmeister, der zahlreiche Anlagen betreut, konnte eine gute Informationsquelle abgeben. Ferner kannten sich Banker, die auf Immobilien spezialisiert waren, sowie die entsprechenden Firmenkundenbetreuer gewöhnlich recht gut aus. Der springende Punkt war indes: Man musste Personen finden, die eine ehrliche Auskunft vermittelten.
Die zweite Richtlinie lautete:
Bevor man eine Immobilie ersteht, muss man immer das WORST CASESZENARIO durchdenken. Man hat sich die Frage zu stellen: Ist es möglich, auch einen Crash finanziell zu überleben? Verfügt man über einen Plan B und C? Nur weil drei Mal etwas gut funktioniert hat, muss es nicht automatisch auch beim vierten Mal klappen.
Natürlich gestand sich GL darüber hinaus ein, dass er persönlich kurzzeitig der berühmten „Gier“ verfallen war, von der in einigen Büchern und Filmen manchmal die Rede ist. Er hätte sehr viel früher handeln müssen, als bereits die ersten Wolken aufzogen.
Immobilien, so erkannte er, bergen die Gefahr, dass sie introvertierten – auf eine heimliche, infame Art und Weise. Man konnte gewissermaßen in ihre „Massen“ versinken und sich in ihnen verlieren. Dann vergaß man, zu schauen und zu beobachten.
EIN LICHTSTREIF AM HORIZONT
Immerhin verfügte GL noch immer über einen entscheidenden Vorteil: Er kannte nun das Geschäft aus dem Effeff; man konnte ihm kein X für ein U mehr vormachen. Er wusste, wie der Immobilien-Markt tickte.
Besonders wichtig war in dieser Phase, dass er die Flinte nicht ins Korn warf.
Also entwickelte er schon bald eine neue Idee. Sie bestand darin, Dachflächen zu vermarkten. Kurz entschlossen mietete er verschiedene Flächen an und vermietete diese an Vodafone, Telekom und andere Firmen. Diese Unternehmen nutzten sie, um Mobilfunkantennen zu errichten. Es handelte sich um einen vollständigen neuen „Immobilien-Service“, nach dem der Markt auf einmal verlangte.
Und siehe da, unversehens ging es wieder aufwärts. GL geriet zu einer Art Dachmakler. Besonders erfreulich war der Umstand, dass bei dieser Art des Geschäftes keine Investment-Gelder eingesetzt werden mussten. Trotzdem konnte man gut, ja sehr gut verdienen. Ein Lichtstreif erschien am Horizont. Das Geschäft lief besser und besser. Als GL den Kopf wieder aus dem Sand steckte, zahlte GL als erstes alle Schulden zurück. Er ruhte nicht, bis sämtliche Konten wieder glattgestellt waren.
Im Jahre 2007 war der gesamte Spuk vorbei.
EINE NEUE ÄRA
2008 beschloss GL, einen vollständigen Neuanfang zu wagen, aber seine Erfahrungen einzubeziehen. Da er sozusagen durch das Feuer gegangen und gestählt worden war, operierte er nun gänzlich anders. Zunächst ermittelte er systematisch, wo hohe Renditen und stabile Einnahmen erwirtschaftet werden konnten und gleichzeitig ein Steigerungspotential gegeben war. Zwei Kriterien! Er machte sich persönlich ein Bild und hörte nicht auf ominöse „Ratgeber“ oder „offizielle Statistiken“. Seine Erfolgsformel bestand darin, sich selbst vor Ort umzusehen und umzuhören und seinen eigenen Verstand zu gebrauchen.
GL richtete seinen Blick auch auf die (gar nicht mehr so) Neuen Bundesländer.
Aber der Immobilien-Markt war dort zusammengebrochen, nachdem die staatlichen Förderungen wie bereits ausgeführt unter den Tisch gefallen waren. Es existierte eine krasse Übertreibung nach unten, was die Preise für Immobilien anging. Doch genau dieser Umstand bot auch eine Chance. Systematisch inspizierte GL Garagen, Wohnungen und Häuser in der Ex-DDR. Er sprach mit Maklern, Bankern und vor allem mit Mietern. Er traf sich mit Hausmeistern und Hausverwaltern. Und er prüfte, welche Lagen nach wie vor interessant waren. Darüber hinaus erkundigte er sich, was für Eigennutzer bei einer Wohnung oder einer Garage von besonderer Bedeutung war – was die Menschen nicht mochten und mochten.
GL führte seine „Privat-Studien“ in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt durch. Speziell Lagen rund um Leipzig und Halle beeindruckten ihn. Als er genug Informationen gesammelt hatte, traf er eine Entscheidung: Er beschloss erneut, sich in das „Abenteuer Immobilie“ zu stürzen. Aber diesmal bestand seine Absicht darin, ein Immobilienvermögen aufzubauen, das krisenfest war und durch keine Zeitläufte und Zinsschwankungen vernichtet werden konnte.
Er suchte und fand einen neuen Geschäftspartner, der sich künftig um die regelmäßigen Einnahmen kümmerte, indem Garagen gekauft und verkauft und Wohnungen vermittelt wurden, kurz um alles, was möglichst sofort ein wenig Geld abwarf.
Und so legte sich GL erneut ins Zeug. Er selbst war für den günstigen Einkauf zuständig. Regelmäßig pilgerte er nun zu Versteigerungen und intensivierte überhaupt seine Kontakte. In punkto Finanzierung diversifizierte er. Das bedeutete, GL traf Vereinbarungen mit 15 verschiedenen Banken, heute sind es weitaus mehr.
Alle seine Freunde erklärten ihn zu diesem Zeitpunkt für „verrückt“. Aber GL hörte nicht auf sie. Er fuhr in der Folge mit einem gebrauchten Wagen rund 180.000 Kilometer durch die „Heide“, bis er das gute Stück nach knapp 300.000 km in Rente schickte.
Nach etwa drei Jahren verfügte GL über 400 Wohnungen und 600 Garagen, die er nun in seinem eigenen Bestand hielt.
Diesmal gingen seine Kalkulationen auf. Ihm kam es nicht mehr darauf an, diesen Bestand rasch mit Gewinn zu verkaufen. Dagegen kultivierte er rigoros zwei neue Kriterien:
Erstens: War eine dauerhaft gute Miete gegeben?
Zweitens: Stimmte die Bausubstanz?
In 95 % aller Fälle kaufte er Immobilien aus den Baujahren 1995 bis 1999 – also relativ neuwertige Häuser und Wohnungen, bei denen eine durchschnittliche Miete von 4,50 Euro pro Quadratmeter erwirtschaftet werden konnten. Im schlechtesten Falle erzielte er damit eine Rendite von 10 % oder ein wenig mehr, im Bestfalle bis zu 15 %.
Als eines Tages die Zinsen sanken und die Mieten stiegen, trat nun eine umgekehrte Wendung ein: Die Immobilien rechneten sich plötzlich noch sehr viel besser. GL investierte jetzt jedoch alle seine Überschüsse in die Bestände, und er sorgte für Rücklagen. Sprich er kümmerte sich um eine hohe Immobilien-Qualität, im Falle von Wohnungen sorgte er für vernünftige Böden, Bäder und Fassaden. Parallel dazu baute er eine Mannschaft auf, die sich genau um diese Punkte kümmerten, nach Richtlinien, die er exakt festlegte.
80 – 90 % seiner Zeit konnte er daraufhin dem Einkauf widmen. Kompromisslos befolgte er nun den uralten kaufmännischen Erfolgsgrundsatz:
Im Einkauf liegt der Segen.
Zusätzlich jedoch war es von Bedeutung, sich um die Mieter zu kümmern. Also stellte GL systematisch Mitarbeiter ein, die diesen Job erledigten. Er installierte jedoch Management-Kontrollen, damit nichts anbrennen konnte.
DIE RELATIVE GEGENWART
Nach einigen Jahren entschied sich GL, nicht mehr unbegrenzt weiter
(Wohn-)Immobilien einzukaufen. Er konzentrierte sich nun in erster Linie auf die Expansion des Garagengeschäftes. Das besaß den Vorteil, dass es kaum Konkurrenz gab, denn nur wenige Immobilienexperten wussten über diesen winzigen Immobilien-Teilmarkt wirklich Bescheid. Es handelte sich um die berühmte Marktnische. Er entwickelte neben dem klassischen Handel mit Garagen und Stellplätzen zudem ein neues Konzept, das darin bestand, sich auf den Bau von Neubau-Garagen zu konzentrieren. Das bot zudem den Vorteil, dass er noch systematischer Investoren ansprechen konnte, die bei ihm nun im Schnitt zwischen 50.000 bis 200.000 Euro anlegten, obwohl man auch schon mit 5.000 Euro mit von der Partie sein konnte.
Nur gelegentlich kauft GL immer noch in interessanten Gegenden Wohnanlagen oder Mehrfamilienhäuser ein, etwa ab 1 Million Euro, was für ihn ein überschaubares Risiko darstellt. Er bereitet in der Folge eben diese Häuser auf, verkauft sie danach weiter oder behält sie in seinem Bestand.
Die gesamte Crew all dieser Aktivitäten beläuft sich inzwischen auf rund 50 Mitarbeiter, wozu nicht nur freiberufliche und feste Angestellte zählen, sondern auch Geschäftspartner.
Kurz gesagt gelang es GL also zum zweiten Mal, mit Immobilien ein Vermögen aufzubauen.
HA. A. MEHLER
Nun ein paar Takte zu dem zweiten Autor:
H. Mehler (HM) ist kein professioneller Immobilieninvestor, sondern Verfasser von einer ganzen Anzahl von Romanen und Sachbüchern unter verschiedenen Pseudonymen, wobei einige dieser Sachbücher in erster Linie die vernünftige, Geldanlage ins Visier nehmen. Einige seiner Immobilien- und Geldanlage-Bücher gerieten zu respektablen Sellern, wie etwa das Werk „Wie mache ich mich als Immobilien-Makler selbständig“ oder das Heyne-Buch „Geld – Vermögen bilden, Steuern sparen“.
Aber ein Koch, der nicht seine eigenen Speisen probiert und seine eigenen Ratschläge befolgt, ist immer verdächtig. „Practice what you preach“ – „Praktiziere selbst was du anderen predigst“, empfiehlt man in US-Amerika, und das zu Recht!
Deshalb engagierte sich der Autor auch in Immobilien. Er lebt heute in Florida, wo er über 11 Immobilien verfügt – Häuser, Eigentumswohnungen und Wohnmobile.
Üblicherweise kauft und verkauft er pro Jahr 2-3 Immobilien, und er verdient damit inzwischen ausnahmslos gut oder sehr gut. Außerdem investiert er geschickt in Aktien.
Aber das war nicht immer so. Auch sein Weg verlief alles andere als gradlinig.
KAPITALE FEHLER
Die ersten Immobilien, in denen sich HM engagierte, befanden sich in Deutschland, konkret in Düsseldorf und in Idstein. In Düsseldorf verfügte er über zwei Eigentumswohnungen (ETWs), die er sich hatte aufschwatzen lassen, um Steuern zu sparen. Eine ETW hatte er sich von einem gut geschulten Immobilien-Verkäufer „andrehen“ lassen – man vergebe den umgangssprachlichen Ausdruck, aber jede andere Bezeichnung wäre inkorrekt. Später stellte er fest, dass es inzwischen eigene (sündhaft teure) Spezial-Seminare gibt, in deren Rahmen Verkäufer nur und ausschließlich darauf trainiert werden, Immobilien an den Mann oder an die Frau zu bringen. Es existieren also eigene „Immobilien-Verkaufs-Techniken“. Sie beinhalten, jede mögliche Gegenrede eines potentiellen Kunden geschickt zu kontern und jedes Argument zu zerpflücken, das gegen den Erwerb einer Immobilie spricht.
Weiter wird in solchen Seminaren gelehrt, auf die genaue Motivation eines Immobilien-Käufers einzugehen, ja sie zunächst überhaupt herauszukitzeln. Soll ein hübsches Heim für eine Familie gefunden werden? Ist der kleine Vorgarten für den Käufer von besonderer Bedeutung? Muss der Ausblick stimmen? Geht es darum, Steuern zu sparen?
Jeder Käufer einer Immobilie besitzt bestimmte Präferenzen. Und so werden bis heute relativ viele unkluge Immobilien-Käufe getätigt, weil der (trainierte) Immobilien-Verkäufer weiß, wie er genau auf die Vorstellungen und Motivationen des Immobilien-Käufers eingeht, wobei der finanzielle Vorteil oft auf der Strecke bleibt.
HM trat bei seiner ersten Eigentumswohnung auch in diese Falle. Konkret ließ er sich von dem „Steuerspar-Argument“ verleiten. Es wird nach wie vor benutzt: Indem geschickt der Zorn auf Vater Staat gelenkt wird, der in einer unglaublichen Größenordnung die Bürger schröpft 3, vernebelt dieses emotionale Argument die sachliche Beurteilung einer Immobilie.
Und so erstand HM seine erste Eigentumswohnung weit über deren eigentlichen Wert.
Den nächsten Fehler beging er, als er seine zweite ETW von einem „guten Freund“ kaufte, dem er rückhaltlos vertraute. Es handelte sich bei diesem „Freund“ um einen Immobilienmakler und Immobilien-Investor, dessen Name hier ungenannt bleiben soll. Diese zweite ETW, angepriesen als „Schnäppchen“ und als „Immobilien-Filet“, wurde ebenfalls überteuert eingekauft. Das „schlagende Argument“ lautete: Steuerersparnis. Aber der „gute Freund“ hatte HM zusätzlich versprochen, die Eigentumswohnung nach zwei Jahren für mindestens 10 % Gewinn weiter zu veräußern. Als die zwei Jahre ins Land gegangen waren, wusste der angeblich gute Freund jedoch nichts mehr von seiner Zusage.
Ein glatter Betrug, nicht juristischer Art, denn es gab keine schriftlichen Unterlagen über diese Absprache, aber ein Betrug moralisch-ethischer Art.
Der Autor realisierte in aller Schärfe, dass der „gute Freund“ falsch gespielt hatte, er hatte ihn belogen, hintergangen und verraten.
Noch einmal: Als die Stunde der Wahrheit schlug, wollte der „gute Freund“ von seinem Versprechen nichts mehr wissen. Obwohl HM versuchte, ihn in mehreren Gesprächen zum Einlenken zu bewegen, blieb der „gute Freund“ stur. HM machte nun regelmäßig Minus mit dieser ETW, trotz der Steuerersparnis und trotz der Mieteinnahmen, denn die Steuerersparnis fiel eines Tages weg, und eine Zeitlang stand die Immobilie leer und konnte nicht vermietet werden. Was blieb waren die Kosten bei der Bank, denn er hatte die Immobilie voll finanziert. Kurz und gut: Ein sattes Minus war das Ergebnis, er verlor insgesamt rund 80.000 DM, nachdem die ETW später mit Mühe und Not weiterveräußert werden konnte.
Aufgrund einiger Recherchen, die leider erst Jahre darauf stattfanden, brachte HM in Erfahrung, dass Immobilien-Investoren und Immobilien-Verkäufer oft riesige Summen verdienen. Und so bleibt die „Freundschaft“ oft auf der Strecke, ja sie wird nur ausgenutzt.
Die erste Richtlinie, die er deshalb etablierte, als er „in sich ging“ und auf seine eigenen Fehler schaute, lautete:
Verlasse dich im Falle eines Immobilien-Erwerbs nie auf „gute Freunde“, ja selbst nicht auf „gute Verwandte“ oder gar auf „Steuerberater“.
Es gibt keinerlei Ersatz für das selbständige Denken und das eigene Urteilsvermögen. Man muss eigenständig recherchieren und die Augen aufmachen.
Die zweite Richtlinie lautete:
Kaufe nie eine Immobilie, nur um Steuern zu sparen.
Und weiter im Text.
Den nächsten kapitalen Fehler beging HM, als er im Jahre 2000 in die USA auswanderte und dort eine Eigentumswohnung als Anlageobjekt erstand. Diesmal vermied er den Fehler, nur aus „Steuerspar-Gründen“ einzukaufen. Er hatte mit einigen Immobilien in den Vereinigten Staaten bereits im Jahre 2003 gutes Geld verdient, hatte sie preiswert eingekauft, sie ordentlich herrichten lassen und sie durchschnittlich mit ca. 20.000 Dollar Plus wieder verkauft.
Die Welt sah rosig aus, diesen „Deal“ konnte man offenbar endlos wiederholen.
Also kaufte er enthusiastisch eine hübsche ETW im Jahre 2006 und investierte in zwei weitere Immobilien zusammen mit einem Partner.
Plötzlich jedoch purzelten die Preise ins Bodenlose. Der Leser wird sich erinnern, dass im Jahre 2007/2008 die Immobilienpreise weltweit nachgaben.
Was war passiert?
DER IMMOBILIEN-CRASH
In den Jahren 2000 bis 2006 war die Immobilienwelt noch in Ordnung.
Einige kleinere Krisen waren gerade überstanden worden, offenbar deutete alles wieder auf Wachstum hin. In den Jahren 2000 bis 2003 senkte in den Vereinigten Staaten von Amerika die FED die Zinssätze, mit denen sich Geschäftsbanken refinanzieren können, von 6,54 % auf 0,98 %.
Wiederholen wir noch einmal: Die FED, mit ihrem Hauptsitz in Washington D. C., die Zentralbank der Vereinigten Staaten, die US-Notenbank, senkten die Zinsen dramatisch.