Mit Null und Eins die Welt gestalten - Straßer Peter - E-Book

Mit Null und Eins die Welt gestalten E-Book

Straßer Peter

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Beschreibung

Dieses Buch will zum Nachdenken anregen, zum Innehalten, um den Hype zur Digitalisierung mit Abstand zu betrachten. Die inhaltliche Darstellung möchte keine weitere sachliche Darstellung des Themas Digitalisierung in der Arbeitswelt oder der Lebenswelt sein. Hierzu liegt bereits eine Vielzahl von Publikationen vor. Das vorliegende Buch möchte auch keine weitere Stimme im sirenenartigen Chor von Welt- und Wertschöpfungsoptimierern sein. Nein, vielmehr bemüht sich der Text, einen weiten Bogen zu spannen, um das Thema in seiner Vielschichtigkeit darzustellen. Entlang der beiden, die Digitalisierung treibenden Aspekte, Vernetzung und Maschinenlernen, sollen weitreichende Veränderungen skizziert und sich verändernde, zentrale gesellschaftliche Aspekte wie Kommunikation und Solidarität näher dargestellt werden.

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Inhalt

Einleitung

Über die Technik – der Mensch und seine Werkzeuge

Vernetzung nutzen

1.1. Vom Kabel zum Internet – die Wolke ist nur ein Schrank

1.2. Industrie 4.0 – Maschinen bauen (keine) Maschinen

1.3. Über die Arbeitswelt hinaus: Vernetzung der Dinge

Maschinen lernen

2.1. Daten – Rohstoffe und Rechte

2.2 Maschinenlernen lässt Menschen anders lernen

Digitale Kommunikation

Solidarität in digitalen Zeiten

Ausblick: Gewerkschaften im Digitalisierungsprozess

„Unsere Erfindungen sind meist schöne Spielsachen, die unsere Aufmerksamkeit vom Wesentlichen ablenken. Sie sind nur verbesserte Mittel zu einem unverbesserten Zweck, der nur allzu leicht zu erreichen war.“

Henry David Thoreau

Einleitung

Über die Technik – der Mensch und seine Werkzeuge

Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig. Ganz praktisch nutzen wir mittlerweile digitale Geräte täglich, suchen mit ihnen nach Lösungen, nach Wegen, nach Anschluss. Digitalisierung erweitert unsere menschlichen Möglichkeiten. Ein Werkzeug, ein Mittel, um einen Zweck zu erfüllen, Ziele zu erreichen. Mehr nicht?

Neu an der Diskussion um Digitalisierung, an dem Hype „unbegrenzter Möglichkeiten“ ist, dass wir dabei sind, Werkzeuge zu entwickeln, die wir nicht einfach nur nach unserem Zwecke hin benutzen, sondern die in der Lage sein sollen, selbst, eigen- und ständig Entscheidungen zu treffen und neu hinzuzulernen. Autonome Maschinen, die nächste Stufe der Automatisierung, stecken noch in den Anfängen und dennoch spüren wir ein Unbehagen. Allein die Absicht autonome, also selbstständige, unabhängige, nach eigenen Gesetzen funktionierende Maschinen entwickeln und einsetzen zu wollen, führt dazu, dass auch das Menschsein selbst in den Blickpunkt der Diskussionen um Digitalisierung gerät. Stellt doch die Autonomie, die Fähigkeit sich Ziele zu setzen und selbst zu entscheiden, ein zentrales Merkmal des Menschseins dar. Anders als Tiere und Pflanzen sind wir nicht auf einzelne Fähigkeiten und Lebensräume festgelegt, können wir natürliche Triebe und Reiz-Reaktionen, Wechselwirkungen und dergleichen mehr hinterfragen, reflektieren. Wir können uns selbst bewusst werden. Und nun?

Sind wir dabei Werkzeuge zu entwickeln, die mehr können als nur unserem Zweck zu dienen. Ein Grund liegt wohl darin, wie schon zu früheren Zeiten, dass wir uns selbst als „Mängelwesen“1ansehen. Wir sind nicht perfekt, haben Fehler und Einschränkungen. Wir werden müde und krank, sind manchmal unvernünftig, unberechenbar, launisch und lustig, neidisch und großzügig, aggressiv und antriebsschwach und vieles mehr. Unsere Fähigkeiten Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu verstehen sind, wie unsere anderen körperlichen Fähigkeiten auch, begrenzt.

Immer schon war also der Mensch bemüht, durch Einfallsreichtum und Lernen aus der Natur seine Begrenzungen zu erweitern. Neu ist nun aber im Zuge der Digitalisierung, dass Entscheidungen und Lernprozesse selbst Maschinen übertragen werden. Einmal gestartet lernen Maschinen selbst aus Informationen. Die alte „Black Box“, die Idee einer Kiste, bei der keiner weiß, was in ihrem Inneren geschieht, kehrt wieder. Dass Mittel selbst wird zum Zweck, die Maschine zum eigentlichen Ziel. Entscheidend wird also sein, dass sich der Mensch über die Ziele im Klaren wird, wozu die eingesetzten Mittel, die digitalen Möglichkeiten, eigentlich dienen sollen.

Das Thema Digitalisierung betrifft somit nicht nur unsere zukünftige Arbeitswelt und die Frage wie wir Dienste- und Produkte herstellen und vertreiben wollen; Digitalisierung stellt die zentrale Frage danach, wie wir leben wollen. Was wir als Gemeinschaft unter einem guten Leben verstehen. Dies gilt es zu klären, sich zu vergegenwärtigen, immer wieder. Nur so können wir Entscheidungen, die im Rahmen der Digitalisierung getroffen werden einordnen, akzeptieren oder ablehnen. Eine Gesellschaft, die sich lediglich auf Entscheidungen von autonomen Maschinen verlässt, ist keine Gesellschaft für Menschen. Sinn und Bedeutung können nur Menschen stiften – „Menschen müssen mit ihren Entscheidungen glücklich werden, Computer nicht.“2

Ziel und Zweck des Buchs

Ziel des Buches ist es, zum Nachdenken anzuregen, innezuhalten, um den gepuschten Hype zur Digitalisierung mit Abstand zu betrachten. Die gezeichneten Cartoons wollen helfen, den Blick zu weiten, im Text Beschriebenes pointiert zu verdichten und sprichwörtlich zu „überzeichnen“. Die inhaltliche Darstellung möchte keine weitere sachliche Darstellung des Themas Digitalisierung in der Arbeitswelt oder der Lebenswelt sein. Hierzu liegt bereits eine Vielzahl von Publikationen vor. Das vorliegende Buch möchte auch keine weitere Stimme im sirenenartigen Chor von Welt- und Wertschöpfungsoptimierern sein. Nein, vielmehr bemüht sich der Text einen weiten Bogen zu spannen, um das Thema in seiner Vielschichtigkeit darzustellen. Entlang der beiden, die Digitalisierung treibenden Aspekte – Vernetzung und Maschinenlernen – sollen weitreichende Veränderungen skizziert und sich verändernde, zentrale gesellschaftliche Aspekte wie Kommunikation und Solidarität näher dargestellt werden.

1 Vgl. Gehlen, A. (1940): Der Mensch Seine Natur und seine Stellung in der Welt.

2 Ramge, T. (2018): Mensch fragt, Maschine antwortet. APuZ, 6-8, 2018, S. 20

1. Vernetzung nutzen

1.1. Vom Kabel zum Internet – die Wolke ist nur ein Schrank

Vernetzung ist ein Grundprinzip der Natur. Pflanzen, Tiere und auch Menschen betreiben sie seit Jahrtausenden. Das Bereitstellen, Austauschen und Bündeln von Ressourcen, Kräften und Informationen hilft, Anforderungen des (Über-) Lebens zu bewältigen und Entwicklungen und Entfaltung voranzutreiben. Mit der Entwicklung und Verknüpfung von Informationssystemen rückt vor allem die Bedeutung von Informationen, von Daten und letztlich von Wissen in den Vordergrund. Damit verbunden stellt sich die Frage, wer Informationen bereitstellt, verteilt und zugänglich macht.

Entstanden ist das Internet in den 1960er Jahren zunächst aus dem US-Militär und einigen Universitäten heraus. Der Begriff „Internet“ selbst tauchte erstmals 1974 auf. Während in den 80er Jahren erste Netzwerkdienste und E-Mail-Möglichkeiten in Deutschland angeboten wurden, erhielt die Mehrheit der Deutschen, nach der Freigabe des Internets zur kommerziellen Nutzung im Jahre 1990, Mitte der 90er Jahre Zugang zum weltweiten Netz.

„Das“ Internet als solches gibt es nicht, vielmehr besteht es aus vielen Einzelnetzen, die über Verbindungs-/ bzw. Austauschknoten mittels Glasfaserkabel weltweit miteinander verbunden sind. Entsprechend schwierig ist auch die Frage zu beantworten „wer“ eigentlich das Internet regulieren könnte und sollte – Firmen, nationale Staaten oder transnationale Einrichtungen? Was heute als „Cloud“, als Wolke beworben wird, ist nichts anderes als ein Schrank mit Rechnern und Kabeln, irgendwo. Nichts schwebt, lediglich die Lüfter summen.

Die Cloud ermöglicht es, von überall auf Daten und Programme zugreifen zu können. Damit verbunden ist auch ein neues Geschäftsmodell. Software und Speichermöglichkeiten werden nicht mehr gekauft und fest auf dem eigenen Rechner installiert. Vielmehr mietet man sich die Möglichkeiten und entrichtet einen monatlichen Betrag, Jahr für Jahr. Neben der rechtlich interessanten Frage, wo der Server steht und welche Datenschutzrechte gelten und anzuwenden sind, erschwert dieser „Service“ unter Umständen auch im Betrieb die Möglichkeit für Betriebsräte Änderungen an IT- Systemen durchzusetzen, da sie schlicht in dieser Anwendungsform nicht möglich sind.3

Die weltgrößten Internetknoten liegen in Amsterdam, London und Frankfurt/Main. Während in London Seekabel aus Amerika „an Land gehen“, laufen in Frankfurt a. M. Kabel aus Asien, Russland usw. zusammen. Gemessen am Datendurchsatz ist Frankfurt a. M. mit bis zu sechs Terabits4