Mit Platon und Marilyn im Zug - Helge Hesse - E-Book

Mit Platon und Marilyn im Zug E-Book

Helge Hesse

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Was verrät uns die Freundschaft zwischen Machiavelli und Leonardo da Vinci über Macht? Was erfahren wir aus der tragischen Liebe zwischen Arthur Miller und Marilyn Monroe über unseren Hang zur Perfektion? Spannend und anschaulich beschreibt Helge Hesse 15 Begegnungen berühmter Persönlichkeiten, die ein Schlaglicht auf jeweils eine große Frage des Lebens werfen. Von Aristoteles und Platon über Winston Churchill und Charlie Chaplin bis John Lennon und Yoko Ono – die sich kreuzenden Lebenswege dieser schillernden, manchmal auch schrulligen Persönlichkeiten inspirieren dazu, über philosophische, ethische und auch Herzensfragen nachzudenken, die uns heute genauso wie damals umtreiben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.deISBN 978-3-492-95183-8Oktober 2016© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2016Covergestaltung: Rothfos & Gabler, HamburgCovermotive: Lucas Schifres/Getty Images (Platon und Aristoteles); Corbis (Vincent van Gogh); DEA/A. DAGLI ORTI/Getty Images (Paul Gauguin); Fox Photos/Getty Images (Marilyn Monroe und Arthur Miller); The Print Collector/Corbis (Niccolò Machiavelli); Stefano Bianchetti/Corbis (Leonardo da Vinci)Datenkonvertierung: Uhl + Massopust, AalenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

Vorwort

Als Ludwig Wittgenstein im Januar 1929 in Cambridge eintrifft, schreibt John Maynard Keynes an seine Frau: »Also gut, Gott ist angekommen. Ich traf ihn im 5-Uhr-15-Zug.« In den lapidaren Worten des berühmten Ökonomen steckt mehr als Ironie, denn in der langen und wechselvollen Freundschaft mit dem exzentrischen Philosophen schwang immer unausgesprochen die große Frage mit: Was soll der Mensch mit seinem Leben anfangen? Während der lebensfrohe Keynes auf praktische Weise die Welt besser machen wollte, suchte der asketische Wittgenstein nach einer endgültigen Antwort, die so vollkommen sein musste, als käme sie direkt von Gott.

Ob im Zug, im Kloster oder auf dem Schlachtfeld, in der Weltgeschichte kam es zu vielen ungewöhnlichen Begegnungen herausragender Persönlichkeiten. Sie waren nicht nur voller Leidenschaften, Abgründe und Hoffnungen, sondern es verdichteten sich in ihnen auch Fragen nach Sinn und Moral: Was zum Beispiel verrät uns die Begegnung von Machiavelli und Leonardo da Vinci über Macht? Entdecken wir in der Beziehung zwischen Arthur Miller und Marilyn Monroe nicht den tragischen Hang des modernen Menschen zur Perfektion? Solcherlei Gedanken spürt dieses Buch nach. In 15 historischen Begegnungen entfalten sich Geschichten, die davon erzählen, wie zwei Menschen bewusst oder unbewusst gemeinsam rätseln und nach Antworten tasten. Manche dieser Geschichten wurden bereits häufiger, allerdings aus anderen Perspektiven beschrieben, manche hingegen – wie die Beziehung von Keynes zu Wittgenstein – kaum. Sie alle werfen durch den Blickwinkel, den sie einnehmen, neue Schlaglichter auf besondere Menschen und führen auf spannende Gedankenwege. Daher reist dieses Buch nicht nur durch die Weltgeschichte, sondern zeigt auch, wie sehr sich die Welt und damit auch die Menschen verändern und wie dennoch die Fragen zu den Rätseln des Lebens die gleichen bleiben.

Selbstverständlich kann auch dieses Buch nicht mit endgültigen Antworten auf die vorgestellten Fragen dienen. Und vielleicht wird es sie niemals geben. Doch für alle Fragen gilt: Was sich über die Jahrhunderte immer wieder in die Herzen und Köpfe der Menschen drängt und uns in Aufregung und Spannung versetzt, hilft uns auch, das große wundervolle Durcheinander des Lebens zu begreifen, zu meistern und zu genießen.

1 PLATON UND ARISTOTELES: Ist die Welt nur der Abklatsch einer Idee?

»Aristoteles hat gegen mich ausgeschlagen, wie es junge Fohlen gegen ihre Mutter tun.«

Platon

»Jeder erträgt diejenigen Kränkungen am schwersten, die den Gegenstand seiner Hauptleidenschaft treffen.«

Aristoteles

Vom nahen Meer weht ein sanfter Wind durch die Bäume. Zweige biegen sich sacht, dünne Blätter rascheln leise. Im Hain am Rande Athens neigt sich der Tag. Auch ohne das Licht der Sonne wird die Nacht nicht allzu dunkel werden. Millionen Sterne funkeln am klaren Himmel. Niemand, der noch unterwegs ist, braucht eine Öllampe oder eine Fackel, um zu erkennen, wohin ihn sein nächster Schritt führt.

Zwei Männer, der eine ist alt, der andere jung, schlendern nebeneinanderher und sind in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Der Ältere – Platon – könnte der Großvater des Jüngeren sein. Breit gebaut ist er. Er trägt ein einfaches Gewand und spricht mit dunkler, sanfter Stimme. Der Jüngere ist Aristoteles. Er hat seine schmale Statur in teuren Stoff gehüllt, und die Ringe an seinen Fingern glitzern im Abendlicht, während er gestikulierend auf seinen Begleiter einredet. Plötzlich fällt eine Olive zu Boden. Die beiden Männer halten inne, neigen ihre Köpfe, gehen ein paar Schritte nach hier und nach dort und suchen den Boden ab. Es ist eine der ersten Oliven dieses Jahres, deshalb sind sie zuversichtlich, gerade diese zu finden. Schließlich entdeckt Platon die Frucht und deutet drauf. Aristoteles hebt sie auf.

Die beiden Männer betrachten die Olive aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. Platon fragt sich, was hinter allem Dasein steckt. Er sucht nach dem Verhältnis der Idee von einer Olive zu einer tatsächlichen Olive. Aristoteles aber treibt um, was eine Olive ausmacht und welchen Platz in der Natur sie hat. Während also Platon dem nachspürt, was hinter allen Dingen steckt, wirft Aristoteles seinen Blick auf das Wesen des Einzelnen, so wie er es erblickt und erfährt.

Was tatsächlich alles vor etwa 2400 Jahren zwischen Platon und seinem Schüler Aristoteles in der langen gemeinsamen Zeit in dem legendären Olivenhain am Rand des antiken Athens vor sich ging, wie kontrovers und leidenschaftlich ihre Gespräche verliefen, das wird man immer eher vermuten als wissen. Die biografische Quellenlage zu beiden ist trotz der umfangreichen Literatur enttäuschend dünn. Von den Büsten, die ihr Antlitz zeigen sollen, weiß der Betrachter nicht, die wievielte Kopie ihres wahren Gesichts sie zeigen. Auch die Werke der beiden Männer liegen weder komplett vor, noch ist man sich über die Abfolge ihres Entstehens einig. Was man über sie weiß, wurde oft Generationen nach ihrem Tod geschrieben und stützt sich nicht selten auf Mutmaßungen und manches wurde womöglich zudem blumig ausgeschmückt.

Platon kann man sich nach allem Überlieferten als einen aristokratischen Mann vorstellen, der ruhig und bescheiden auftritt. Er spricht leise, wie ein Biograf berichtet. Sein etwa 44 Jahre nach ihm geborener Schüler Aristoteles übernimmt, als hätte ein griechischer Dramatiker sich dies passend, aber wenig überraschend ausgedacht, die Rolle seines Gegenparts. Er blickt, wie es heißt, mit kleinen wachen Augen in die Welt. Um seinen Mund zieht sich ein spöttischer Zug, und wenn er spricht, lispelt er. Aristoteles ist zierlich und geht ein wenig gebeugt. Er trägt auffällig viel Schmuck und achtet überhaupt sehr auf seine Kleidung und ein gepflegtes Äußeres. Von seinen Mitschülern sondert er sich meist ab. Am liebsten zieht er sich zurück und liest.

Nach dieser Beschreibung ist es leicht, in Aristoteles einen zwar gescheiten, aber eitlen Kerl zu vermuten, der auf Fehler und Ungereimtheiten in der Rede seines Lehrers lauert und unablässig nach neuen Wahrheiten sucht: Hauptsache, es sind nicht die Platons. Tatsächlich ist dessen Seufzen überliefert, Aristoteles habe gegen ihn »ausgeschlagen, wie es junge Fohlen gegen ihre Mutter tun«. Weshalb er auch dazu riet, Aristoteles Zügel anzulegen.

Nicht nur ihr Alter, ihre Persönlichkeiten und ihre Rollen trennen Platon und Aristoteles. Auch die Herkunft. Platon stammt aus einer alten wohlhabenden und hoch angesehenen Athener Adelsfamilie. Viel von dem Respekt, der ihm entgegengebracht wird, verdankt er allein seiner Herkunft. Wie es in seiner Sippe üblich war, wollte Platon Politiker werden. Doch eines Tages, er war gerade 20 Jahre alt, sah er einen alten Mann umringt von jungen Männern. Der Mann hieß Sokrates, ein Steinmetz, der aber kaum in seinem Beruf arbeitete, sondern lieber jeden auf Athens Straßen in philosophische Gespräche verwickelte, über die Welt, über das Gute redete, über das, was der Mensch tun und lassen solle. Platon, der sich gerade mit Poesie beschäftigt hatte, wurde sofort in den Bann des verschroben auftretenden Mannes geschlagen, warf seine Gedichte weg und blieb viele Jahre sein Schüler. Platon erlebte in den nächsten Jahren mit, wie Sokrates die Philosophie in eine neue Richtung lenkte. Bisher hatte die »Liebe zur Weisheit« vor allem nach den Vorgängen der Natur gefragt. Sokrates jedoch stellte Fragen zum richtigen Handeln, zu den Sitten, dem Ethos und Werten und stieß die Menschen auf das Denken selbst. Er fragte nach dem Sinn des Lebens und nach den Grenzen der Erkenntnis.

Sokrates hatte noch Athens goldene Zeit erlebt. Er war Zeitzeuge einer Epoche, in der der Bildhauer Phidias auf der Akropolis den Parthenon schuf, in der der Dramatiker Aischylos die Kunst des Theaters in neue Höhen hob und der Staatsmann Perikles die Demokratie erweiterte. Sokrates wurde aber auch Zeuge, wie diese goldene Zeit endete: Athen verlor den Peloponnesischen Krieg gegen Sparta und kehrte erst nach einer Zeit des Terrors zur Demokratie zurück.

Die Atmosphäre in der Stadt aber blieb vergiftet und feindselig. Lange schon stießen sich einige Athener Bürger an Sokrates’ Art, alles zu hinterfragen. Sie klagten ihn an, und eine Bürgerversammlung verurteilte ihn zum Tode. Da Sokrates sich nicht gegen die Gesetze stellen wollte, ließ er alle Gelegenheiten zur Flucht verstreichen, trank den Schierlingsbecher und starb. Zuvor hatte er noch erklärt, mit seinem Tod sterbe die Wahrheit nicht.

Platon war vom Tod des Sokrates – in seinen Augen »der beste, verständigste und gerechteste seiner Zeitgenossen« – tief verstört. Er verließ Athen, bereiste den Mittelmeerraum und besuchte Philosophen und Herrscher. Viele Berichte über diese Reisen sind eher Legende als Wahrheit, etwa Platons zeitweise Gefangenschaft bei dem Tyrannen Dionysios, der ihn sogar auf einem Sklavenmarkt angeboten haben soll. Nach zwölf Jahren in der Fremde kehrte Platon im Jahr 387 v. Chr. nach Athen zurück. Er war mittlerweile um die 40 Jahre alt. Im Nordwesten seiner Heimatstadt unweit von seinem Haus kaufte er etwas Land, das an einen Hain grenzte, der den Athenern schon lange Zeit als Kultstätte diente. Anfangs hatte man hier der Stadtgöttin Athene gehuldigt. Seit einiger Zeit aber war der Hain dem mythischen Helden Akademos gewidmet. Zwischen den Bäumen standen einige Gebäude aus Stein, eher zweckmäßig als schmuck. Dort konnte man sich bei Sonne, Wind und Regen aufhalten, essen und Sport treiben.

Platon nutzte das erworbene Grundstück und sein Zuhause dazu, mit Gleichgesinnten über Philosophie und Wissenschaft zu reden. Rasch vertiefte sich der Austausch, und man begann, sich auf einige Formalien zu verständigen. So besprach man gemeinsam, welches Thema man als Nächstes erörtern wolle, und ging bald die Suche nach dem Wissen immer gezielter an. Unter den Teilnehmern bildeten sich Hierarchien, und wer sich auf einem bestimmten Gebiet besonders gut auskannte, wurde zum Lehrer der neu Hinzugekommenen. Alle aber verstanden sich als Gemeinschaft, niemand wurde aufgrund seiner Herkunft bevorzugt. Auch Frauen nahm man auf. An der Spitze stand Platon. Nicht nur, weil er mit seinem Geld die Schule ermöglichte, sondern weil er in Wissen und Autorität alle anderen überstrahlte. Nach und nach erwarb sich diese Schule im Hain des Akademos großes Ansehen weit über Athen hinaus. Ihr gewaltiger und nachhaltiger Einfluss auf die Geschichte des Geistes lässt sich mehr als zwei Jahrtausende später in dem Wort Akademie noch erahnen.

Platon selbst, als der große Ideengeber seiner Schule, schuf im Laufe seines Lebens ein kühnes, komplexes und atemberaubendes philosophisches Gedankengebäude. Darin gab er den ethischen Überlegungen seines Lehrers Sokrates ebenso ein Zuhause, wie er auch die alten Gedanken der Vorsokratiker bewahrte. Das alles ergänzte er mit seiner Ideenwelt. Viele seiner Schüler sahen dieses Gedankensystem schon als etwas, das nahe an die Idee einer vollkommenen Philosophie heranreicht. Ähnlich urteilten sogar noch Philosophen zweieinhalb Jahrtausende später, so zu Beginn des 20. Jahrhunderts der britische Denker Alfred North Whitehead, der die gesamte abendländische Philosophie »eine Reihe von Fußnoten zu Platon« nannte. Doch Philosophie zu betreiben bedeutet, nie ein Ende zu finden, vor allem aber niemals eine umfassende und endgültige Einigkeit erreichen zu können. Denn der Geist jedes Menschen ist begrenzt und kein Mensch sieht die Welt exakt so wie ein anderer. So ist auch kein Gedankengebäude vollkommen. Daher entstehen auch zu Platons Gedanken Gegenentwürfe, Ergänzungen und Weiterführungen. Dass dies in der Person seines Schülers Aristoteles so rasch, so umfangreich, so tiefsinnig und so radikal geschieht, ist ein besonderer Fall der Geistesgeschichte.

»Er wurde geboren, arbeitete und starb. Wenden wir uns also seinem Denken zu.« Mit diesen dürren Worten handelte Martin Heidegger zu Beginn einer Vorlesung das Leben des Aristoteles ab. Während der Grund für Heideggers fast rüde Knappheit sein ohnehin geringes Interesse an der Biografie eines Denkers war, trifft seine Aussage dennoch den Kern der Dinge: Außer einigen Lebensdaten weiß man reichlich wenig über Aristoteles. Wie Platon stammt auch er aus einer wohlhabenden Familie. Doch danach schwinden auch schon die Gemeinsamkeiten mit seinem Lehrer. Aristoteles ist weder Aristokrat noch genießt er in Athen als Zugezogener – als sogenannter Metöke – die vollen Bürgerrechte. Er stammt aus der Stadt Stageira im Osten der Halbinsel Chalkidiki, ist aber kein Niemand: Sein Vater war Leibarzt des Königs Amyntas III. von Makedonien.

Der junge Aristoteles wollte nach Athen. Für jeden wissensdurstigen und ehrgeizigen Griechen war das der Nabel der Welt. Der Vater unterstützte ihn in seinem Wunsch und gab großzügig das Geld für Reise, Ausbildung und Auskommen. Was Aristoteles in Athen anfangen sollte, dazu befragte man das Orakel von Delphi. Das riet zum Studium der Philosophie. So trat der 17-Jährige in die mittlerweile berühmte Schule im Hain des Akademos ein, an der Platon seit schon 20 Jahren lehrte. Das Band zwischen den beiden Männern muss eng gewesen sein, trotz aller späteren Debatten und Verletzungen. Allein schon die 20 Jahre, die Aristoteles in Platons Akademie blieb, zuletzt als einer ihrer wichtigsten Lehrer, spricht Bände. Wann der Zwist ausbrach, ist schwer herauszufinden. Fest steht, Aristoteles hat Platon zumindest gegen Ende von dessen Leben mehrfach widersprochen, und als dieser um 347 v. Chr. 80-jährig stirbt, tritt nicht Aristoteles die Nachfolge als Leiter der Schule an, sondern Platons Neffe Speusippos. Platon soll es so bestimmt haben. Speusippos ist zwar kein Dummkopf, kann aber Aristoteles an geistiger Brillanz nicht das Wasser reichen. Ein Beweggrund Platons mag gewesen sein, dass er, der immer das Erbe seines eigenen Lehrers Sokrates gepflegt hat, auch sein Werk gewahrt wissen will und ebendies von Aristoteles nicht erwartet. Wenn es so ist, hat er recht und irrt zugleich.

Sokrates, Platon und Aristoteles waren Leuchttürme der antiken griechischen Kultur. Die hat, gerade weil sie Leidenschaften, Ängste und Fragen aufgriff, die zeitlos zu gelten scheinen, an Einfluss kaum verloren. In den griechischen Sagen, Tragödien, Komödien, sogar in den Wettkämpfen ringen die Menschen mit den gleichen Nöten und Hoffnungen wie der Mensch der Moderne. Nahezu jede Dramaturgie, jeder menschliche Typus, jede Handlung, Kulisse, Ausstattung oder Bühne findet sich schon in dieser Welt. Auch Konflikte wie These und Antithese, Pol und Gegenpol sind antike griechische Gedanken. Sie sind zeitlos, weil jeder Überlegung, die ein »So ist es« umweht, irgendwann ein Gegengedanke entgegentritt. Auch Platon und seiner Lehre ergeht es so, und das prompt in Gestalt seines besten Schülers Aristoteles. Der sucht sich für seinen Gegenangriff ausgerechnet einen zentralen Punkt der Theorie seines Lehrers aus: die Ideenlehre.

Für Platon ist die wahrgenommene Welt ein Abbild von Ideen. Auch der Begriff Idee stammt aus dem Griechischen. Er kommt von ἰδέα oder idéa, was so viel heißt wie »Erscheinung« oder »Gestalt«. Ideen existieren für Platon nicht nur zu ethischen Vorstellungen, wie etwa die Ideen vom »Guten an sich« oder vom »Schönen an sich«, sondern auch für alle stofflichen Dinge wie Tiere oder Pflanzen, also auch für eine Olive. Die Ideen von dem vollkommenen Tier, der vollkommenen Pflanze und der vollkommenen Olive sind in Platons Augen Idealbilder, die für die Menschen nicht zu erkennen und nur in ihren jeweils realen Entsprechungen zu erahnen sind, wie in der nicht ganz so vollkommenen Olive, die Aristoteles aufhob.

Um seine Sicht zu veranschaulichen, lässt Platon in seinem Dialog Politeía seinen Lehrer Sokrates das berühmte Höhlengleichnis vortragen: In einer Höhle sitzen Gefangene. Seitdem sie denken können, sind sie fest angekettet. Alles, was sie sehen, sind Schatten auf einer Wand. Die stammen von Figuren, die von Menschen hinter ihnen vor einem Licht bewegt werden. Wenn einer dieser Menschen hinter den Gefangenen spricht, glauben die Gefangenen, die Stimmen stammten von den Schatten. Platon lässt nun Sokrates die Frage stellen, was wohl geschähe, wenn man einen der Gefangenen befreie und hinter sich schauen ließe. Er sähe das Licht, den Ausgang der Höhle, das Tageslicht draußen und nicht zuletzt die Menschen, die die Figuren hochhalten. Würde man den Befreiten sogar durch den Ausgang nach draußen in die Welt führen, entdeckte er die Welt außerhalb der Höhle. Er würde die Sonne sehen. Kehrte er in die Höhle zurück, würden die zurückgelassenen Gefangenen seinen Schilderungen keinen Glauben schenken.

In seinem Dialog liefert Platon bereits eine Auslegung: Die Höhle und die Schatten an der Wand stehen für die Welt, die wir mit unseren Sinnen erfassen. Das Heraustreten aus der Höhle, das Erkennen der Sonne symbolisieren die vom Geist und der Seele erfassbare Welt. Das Höchste dieser Welt sei das Gute selbst, die Idee. Sie ist verkörpert in der Sonne. Anhand des Höhlengleichnisses und mit seiner damit verbundenen Ideenlehre macht Platon auf das Übergeordnete aufmerksam, das hinter dem steckt, was der Mensch wahrnimmt. So will er den Verstand von den Sinnen trennen, um zum Kern allen Daseins zu gelangen. Das Denken soll helfen, die Täuschung der Sinne zu überwinden.

Mit dem Höhlengleichnis kann sich Aristoteles noch anfreunden. Er soll in einer verloren gegangenen Schrift sogar ein ähnliches Gedankenspiel entworfen haben. Darin werden Menschen aus ihren unterirdischen Behausungen befreit und erkennen an der Erdoberfläche, dass es mehr gibt, als sie sich vorgestellt haben. Sie schließen daraus, dass es einen Gott geben muss. Doch anders als Platon, für den Gott das höchste Wesen ist, das über den Ideen steht und alles umfasst, sieht Aristoteles in Gott nur den ersten Beweger, der die Welt zum Laufen gebracht hat, aber in die nachfolgenden Geschehnisse nicht mehr eingreift.

Am heftigsten aber widerspricht Aristoteles Platons Ideenlehre an sich. Die Auffassung einer Ideenwelt, die von der Dingwelt getrennt existiert und diese als unvollkommene Kopie hervorbringt, verdoppelt für Aristoteles nur unnötig das, worüber die Menschen nachdenken. Beide Sphären, Ideenwelt und Dingwelt, lassen sich in seinen Augen nicht logisch zusammenführen. Auch das Allgemeine der Ideen taugt nach seiner Ansicht wenig, um das Hier und Jetzt zu erklären. Für ihn sind sie letztlich nur Hirngespinste ohne reale Entsprechung. Aristoteles schlägt stattdessen vor, nicht Ideen zu betrachten, sondern die Dinge selbst. Erst wenn man beobachte, forsche, einordne, könne man Zusammenhänge erkennen und Antworten auf Fragen des Sinns erwarten.

Mit dieser frühwissenschaftlichen Herangehensweise grenzt sich Aristoteles schließlich in seinen Schriften – etwa in der Metaphysik – von seinem Lehrer ab, was nicht nur Platons und Aristoteles’ Philosophie trennt, sondern auch einen philosophiegeschichtlichen Scheideweg markiert: Während das Denken in Platons Tradition für die Suche nach dem Ideal und dem Vollkommenen steht, spürt das Denken, das sich dem Standpunkt von Aristoteles verpflichtet fühlt, der Erkenntnis des Seins nach. Zentrum von Platons Philosophie ist daher auch eher das Empfinden, während bei Aristoteles die Auseinandersetzung mit der Tatsache im Mittelpunkt steht. Letzteres ist ein revolutionärer Schritt, den womöglich Aristoteles selbst nicht so wahrnimmt. Denn auch er fühlt wie alle Menschen der Antike, die Welt und alles, was sie darin erleben, vom Göttlichen durchdrungen. Wenn Aristoteles bei Sonnenuntergang die gespreizte Hand gegen das Abendlicht streckt und er die Strahlen der Sonne zwischen den Fingern hindurchbrechen sieht, hat er keinen Zweifel daran, dass das Ergreifende des Moments, das erhebende Glück, das er empfindet, nicht allein durch naturgegebene Vorgänge zu erklären ist.

Und dennoch, obwohl Aristoteles seine Welt noch immer als Einheit wahrnimmt, beginnt er sie zu zerlegen und trennt somit das, was ist, von dem, was sein könnte. Der Frage seines Lehrers Platon: Was liegt über dem Sein?, stellt er die Frage entgegen: Was ist das Sein? In dem berühmten Fresko Die Schule von Athen bringt es der Renaissancemaler Raffael 1510 bildlich auf den Punkt. Er stellt Platon und Aristoteles in angeregtem Dialog nebeneinanderhergehend dar. Platon zeigt in den Himmel der Ideen, Aristoteles deutet auf den sprichwörtlichen Boden der Tatsachen.

Die grundverschiedenen Blickpunkte der beiden Denker zeigen sich auch im Wesen ihrer Schriften. Platons Dialoge atmen literarischen Willen und greifen direkt in die Welt des Geistes hinein. Sie tasten und spekulieren. Aristoteles’ Texte hingegen bleiben nüchtern, präzise, ordnend. Sie scheiden das Ja vom Nein. Platon ist der Mann, der Jünger anzieht, die in der Beschäftigung mit seinem Werk nicht selten in vergeistigte Sphären bis hin zu Mystizismus entschweben. Aristoteles hingegen ist der Professor, der dem Wissenschaftler Werkzeuge an die Hand gibt. Er definiert, er urteilt. Er wird zum Begründer der Logik und zum zentralen Wegweiser für die Methoden der Wissenschaft. Es ist kein Wunder, dass Alexander von Humboldt, der über zwei Jahrtausende später mit seiner naturwissenschaftlichen Forschung auf seinen methodischen Spuren wandelte, der »zweite Aristoteles« genannt wurde.

Nach Platons Tod verlässt Aristoteles Athen. Auch andere Schüler tun das. Mancher sieht den Grund für Aristoteles’ Abreise in der Enttäuschung, nicht Nachfolger seines Lehrers geworden zu sein. Vermutlich will sich Aristoteles aber auch nur in Sicherheit bringen. Die jüngsten politischen Ereignisse legen das nahe. König Philipp II. von Makedonien hat einige griechische Städte erobert und zerstört, unter anderem Aristoteles’ Heimatstadt Stageira. Auch das stolze Athen wird von ihm bedroht, und Aristoteles, dessen Familie seit jeher gute Verbindungen zum makedonischen Hof hat, zieht den Argwohn der Athener Bürger auf sich. So nimmt er eine Einladung von Hermias, des Herrschers von Atarneus in Kleinasien, an. Der hatte in seiner Jugend an der Akademie Platons studiert und sich mit Aristoteles angefreundet. Nach zwei Jahren bei Hermias geht Aristoteles an den Hof des Makedonenkönigs und wird für drei oder vier Jahre der Lehrer von Philipps 13-jährigem Sohn Alexander. Man weiß wenig über diese Zeit. Als Alexander nach Philipps Tod seinem Vater als König folgt, bricht er zu seinen Eroberungszügen auf. 335 schlägt er den Aufstand griechischer Städte gegen die makedonische Vorherrschaft nieder und erlangt auch die Hegemonie über Athen. Bald schon wird man ihn »den Großen« nennen.

Aristoteles kehrt zurück nach Athen, lehrt dort in einer Schule namens Lykeion und arbeitet unermüdlich an seinen Schriften. Er ist wohlhabend und baut beständig seine stattliche Bibliothek aus. Zahlreiche Mitarbeiter forschen im gesamten Mittelmeerraum für ihn. Auch Alexander unterstützt den Wissensdurst seines ehemaligen Lehrers. Er sendet exotische Tiere von seinen Kriegszügen, mit denen Aristoteles stetig seinen Zoo erweitert. Als der junge König 323 stirbt, bricht die makedonische Herrschaft über Athen zusammen. Wieder wird das Klima für Aristoteles ungemütlich. Er verlässt die Stadt und verweist die Athener auf das Schicksal des Sokrates: Er wolle ihnen nicht erneut die Gelegenheit geben, sich an der Philosophie zu vergehen. Er geht nach Chalkis auf Euböa. Dort stirbt er kurz darauf.

Ob die Welt ein Abklatsch einer Idee ist oder ob die Menschen aus dem, wie die Welt sich ihnen zeigt, erst Ideen entwickeln, ist seit Platon und Aristoteles nicht mehr aus den Köpfen verschwunden. Seither schwankte die Gunst der Denker zwischen den Interpretationen der beiden hin und her. In der Scholatik dominierte Aristoteles, in der Renaissance machte Platon wieder Boden gut. Doch spätestens in der Aufklärung schlugen sich Philosophie und Wissenschaft auf die Seite von Verstand und Vernunft. Von nun an galt vor allem das, was zu erkennen ist. Im Sinne von Aristoteles wurde der Mensch nun als Schöpfer und Gebieter über seine Ideen gesehen, und die Fakten wurden zur Währung des Wissens.

Paradoxerweise haben aber neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge der Natur und der technische Fortschritt die Idee als das Undefinierbare hinter den Dingen längst wieder neu in den Mittelpunkt gerückt. Vor allem der immer weiter reichende Blick des Menschen in das Universum, das immer tiefere Vordringen in die kleinsten Teile der Materie liefern nicht nur neue Antworten, sondern stellen neue Fragen. Platon sitzt im Geiste wieder am Tisch, wenn es um das Geheimnis geht, das der Menschheit verraten könnte, warum überhaupt etwas existiert. Vielleicht werden die Menschen dieses Geheimnis aber auch nie aufdecken, weil sie, wie Platon in seinem Höhlengleichnis prophezeite, gar nicht in der Lage sind, es in allen seinen Dimensionen zu begreifen.

Ideen leben in allen Menschen und darunter auch die Idee von der Vollkommenheit. Betätigungsfelder, um ihr nachzueifern, findet der Mensch überall, und er beschreitet sie. Er wird dadurch zum selbst ernannten Optimierer einer suboptimalen Welt, mit ihm selbst als suboptimalem Subjekt. Und so arbeitet er unermüdlich an der Welt und an sich selbst, an seinem Körper, seinem Können. Er versucht, immer neue Rekorde zu brechen, sogar die Grenzen seines Seins zu sprengen. Er versucht, das Alter zu besiegen, sogar seine eigene Sterblichkeit. Am Ende könnte es der Mensch sein, der sich selbst auf dem Weg zu diesem Ziel ironischerweise »wegperfektioniert«: sich selbst in einer von ihm perfektionierten technischen Welt zur Sollbruchstelle macht, da er ihren Anforderungen kaum noch genügt. Platon und Aristoteles wären die geistigen Väter. Denn indem der Mensch den Ideen von der Vollkommenheit folgt, die Platon einst benannte, schafft er mithilfe der von Aristoteles begründeten Logik und Wissenschaft längst die Technik und die Maschinen, die ihm bald in jeder Hinsicht überlegen sein könnten, wie etwa intelligente Drohnen, Kampfroboter oder auch lückenlose Überwachungstechnik.

Am Ende also könnte der Mensch zum Opfer der von Platon einst benannten Ideen werden, weil er die »vollkommene« Welt irgendwann selbst schafft. Die Frage aber bleibt, wie vollkommen Platons Ideen überhaupt sein können. Denn sie werden letztlich doch von dem so wenig vollkommenen Menschen zu definieren versucht. Und es ist der nicht vollkommene Mensch, der diese platonischen Ideen für relevant hält. Doch laut Platon ist der Mensch auch nicht in der Lage, die Ideen voll und ganz zu erkennen, geschweige denn zu beschreiben. Das war es wohl, was Aristoteles im Kern vor allem ärgerte: Die platonischen Ideen entziehen sich per Definition jeder Fassbarkeit. Sie trennen den Menschen im Grunde auf ewig von der endgültigen Erkenntnis, von der Wahrheit und der Hoffnung auf ein klar zu erreichendes Ziel.

Es bleibt die Frage, wie real die wahrgenommene Welt und wie real die Ideen sind. Die wahrgenommene Welt ist im Wesentlichen körperlich zu greifen, Ideen sind nur gedanklich. Sie sind nur durch Worte zu formulieren, zuweilen durch Bilder zu vermitteln. Doch sie besitzen keinen Körper. Dennoch weiß man, wie real Ideen sein können. Manchem mag ein erdachter Mensch wie Harry Potter realer erscheinen als der eine oder andere tatsächlich existierende Zeitgenosse. Mancher Fernseh-, Film- oder Musikstar ist mit der Idee, mit dem Idealbild, das er verkörpert, für viele weit realer als die Person, die sich in Wahrheit hinter diesem Star verbirgt. Womöglich sind letztlich, obwohl sie existierten, Platon und Aristoteles selbst auf gewisse Weise Ideen. Sie sind zu Ideen ihrer Gegner und Anhänger geworden.

Was den Urgrund, den Anfang aller Ideen betrifft, wäre es eine kaum fassbare Ironie, wenn nach aller Suche nach dem »großen Beweger«, wie ihn Aristoteles nannte, am Ende der Mensch selbst der große Beweger wird. So könnte er vielleicht eines Tages die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, um alle Gedanken eines Menschen auf einen Datenträger zu bannen. Auf diese Weise könnte er quasi eine »unendliche Seele« oder einen »unendlichen Geist« selbst erschaffen. Vor diesem Hintergrund liegt – wenn man die Fantasie spielen lässt – der Gedanke nicht fern, ob nicht ein lebender Mensch, womöglich man selbst, bereits jetzt ein künstliches Bewusstsein ist. Ja, vielleicht entsteht die eigene Annahme, zu existieren, nur durch eine raffinierte Simulation, durch ein gigantisches Computerprogramm, das es längst schon gibt und dessen Teil man ist. Vielleicht geht es ja jedem Menschen bereits so wie dem Blade Runner in dem gleichnamigen Science-Fiction-Film: Er und die Frau, die er liebt, wissen nicht, ob sie eigentlich Roboter sind, denen ihre Erinnerungen und ihr Selbstverständnis nur eingepflanzt wurden. Sie sind lediglich Produkte der Ideen eines Konstrukteurs.

Wer an einen Schöpfergott glaubt, mag diesen längst schon hinter besagtem Computerprogramm vermuten. Doch wer hat den Schöpfer geschaffen? Was hat den Urknall bewirkt? Kurzum, das Dasein ist weder religiös noch wissenschaftlich zu erklären und weder Platons Ideen noch Aristoteles’ detaillierte Erforschung des zu Erkennenden führen zur Beantwortung der entscheidenden Fragen nach dem Übergeordneten und dem Anfang von allem.

Die Menschen wissen nur: Wenn sie eine Idee haben, etwa die von einem Gott oder dem Urknall, existiert sie. Wenn auch nur als Idee. Ob unsere Welt nur der Abklatsch einer Idee ist oder schon alles das ist, was existiert – die Frage konnten Platon und Aristoteles nicht lösen. Beide blickten von vollkommen verschiedenen und unvereinbaren Blickpunkten darauf. Jeder von ihnen sah etwas Richtiges, und doch erfasste keiner von ihnen die ganze Wahrheit. Vielleicht hatten beide recht. Aber auch das ist nur eine Idee.

2 PIERRE ABÉLARD UND HÉLOISE: Ist der Kopf wichtiger als das Herz?

»Wir haben nichts so wenig in der Hand wie unseres Herzens Stimmung, wir müssen ihm gehorchen, statt dass wir ihm befehlen könnten.«

Pierre Abélard

»Du weißt es, Geliebter, und alle Welt weiß es, wie viel ich in Dir verloren habe und mit welch jammervollem Sturz jener allgemein bekannte höchste Verrat mich mir selbst und Dir zugleich entriss.«

Héloise an Pierre Abélard

Schon früh an diesem Morgen im Jahr 1118 laufen die Menschen aus den Gassen von Paris herbei. Es zieht sie zu dem Haus, aus dem in der Nacht die Schreie des Opfers gedrungen waren. In der anwachsenden Menge auf dem Vorplatz stecken sie die Köpfe zusammen. Jeder erzählt, was ihm über die grausame Tat zu Ohren gekommen ist, und mit jedem Wort über das Geschehene gräbt sich das Entsetzen tiefer in die Gesichter. Mancher fragt, ob Pierre Abélard selbst Schuld an seinem schrecklichen Schicksal trägt. Der liegt verstümmelt in seiner Kammer und lässt den Schock in sich nachklingen. Das Mitgefühl um ihn herum quält ihn schlimmer als die erfahrene Gewalt und der körperliche Schmerz. Er ahnt es in den heraufdringenden Stimmen von der Straße und liest es in den Augen derer, die an sein Bett treten. Zudem weiß er, die Geschichte seiner Tragödie macht überall in Paris die Runde und findet schneller als ein Vogel den Weg ins Land.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!