Moderne Gitarrentechnik - Thomas Offermann - E-Book

Moderne Gitarrentechnik E-Book

Thomas Offermann

4,8

Beschreibung

Die Moderne Gitarrentechnik zeigt, wie man sein Instrument zwar nach seinem persönlichen Geschmack, aber ohne gesundheitliche Risiken spielt. Das anatomisch fundierte Konzept bezieht den ganzen Körper mit ein, definiert Bewegungen und ihre Entstehung, Gegenbewegungen und Haltungen und widmet sich ausgiebig dem Erkennen und Vermeiden von Kompensationen. Dabei werden individuelle körperliche Voraussetzungen ebenso einbezogen wie das ästhetische Selbstverständnis der Leser. Durch technische Übungen wird die Fähigkeit entwickelt, das Instrument mit natürlichen Mitteln entsprechend seiner Vorlieben zu spielen - und ein Spiel frei von Schmerzen beeinflusst selbstverständlich auch direkt die Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks.

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Thomas OffermannModerne Gitarrentechnik

Thomas Offermann

Moderne Gitarrentechnik

Integrative Bewegungslehre für Gitarristen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bestellnummer SDP 114

ISBN 978-3-7957-8662-5

© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer ED 22285

© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

www.schott-music.com

www.schott-buch.de

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung kopiert und in ein Netzwerk gestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen.

Inhalt

Präludium: Über das Buch

I. Integrative Gitarrentechnik: Eine Einführung

II. Technik – im Widerspruch zur gitarristischen Unschuld?

Was ist Technik?

Welchen Sinn erfüllt Technik?

Wenn wir von »Technik« sprechen, sollte die Begrifflichkeit genau geklärt sein

III. Physiologische Grundlagen für Gitarristen

Muskeln

Die wichtigsten Muskeln der Hand, ihre Lage und Funktion

Lange Fingermuskeln: Flexoren und Extensoren

Die Rotatoren

Kurze Fingermuskeln

Kraft

Schnelligkeit

Langsame Muskeln – schnelle Muskeln

Muskeltonus

Sehnen

Sehnenscheiden

Nerven

Propriozeption

Rezeptoren

Tastsinn

Gelenke

Die Hand

Handgelenk

Karpaltunnel

Finger und Daumen

Ellbogen, Elle und Speiche

Schultergürtel

IV. Halten und Bewegen

Haltung

Historische Annäherung

Aktuelle Tendenzen: Die Fußbank und Alternativen

Die traditionelle Haltung

Konsequenzen

Stabile Sitzhaltung – entspannte Sitzhaltung?

Wie hoch muss die Gitarre gehalten werden?

Bewegungen

Gegenbewegungen

Kompensationen

Musikalische Auswirkungen

Legato

Planting

Vorspannung

Elektromyographie

Kinemetrie

Tonabnehmer

Metronom

Training

V. Technik: Übungen

Einleitung

Wie nun soll das tägliche Technikprogramm aussehen?

Das Vorspannen

Zentrale Bewegungen

Ausbildung des kleinen Fingers (c) der rechten Hand

Gegenbewegungen

Unterschiedliche Trainingsarten

Propriozeption

Wie Technik üben?

Langsam üben – schnell üben

Kontrolle

VI. Warm-up: Propriozeptive Übungen

Propriozeptive Übungen

Rechte Hand: Stumme Übung

Übung zum differenzierten Wahrnehmen des Planting

Übung zur Vermeidung des Anschlagsgeräusches (»aggressives Staccato«)

Weitere Übungen zur Propriozeption

Geschicklichkeitsübung für die rechte Hand mit p, i, m, a, c

Linke Hand

Druckübung linke Hand

Synchronisation linke und rechte Hand

Leichte Übungen für die linke Hand und Synchronisation

VII. Technik der rechten Hand

Die klangliche Überlegenheit des Apoyando

Planting

Die Phasen eines Anschlags

Das Handgelenk

Die Position der rechten Hand und ihrer Finger zu den Saiten

Die Finger

Der Daumen

Kleiner Finger

Akkordanschlag als Grundtechnik der rechten Hand

Der Akkordanschlag

Rechte Hand: Übungen nur mit leeren Saiten?

Übungen

Akkordanschläge

Arpeggien

Daumen und Zeigefinger

Arpeggien: Wechselschlag auf alternierenden Saiten

Zweistimmige Arpeggien

Dreistimmige Arpeggien alternierend mit Daumen

Dreistimmige Arpeggien alternierend mit Daumen in der Praxis

Vorübungen

Vierstimmige Arpeggien alternierend mit Daumen

Fünfstimmige Arpeggien alternierend mit Daumen

Dreistimmige Arpeggien synchron mit Daumen

Die zwölf Arpeggio-Formen

Tremolo

Ausführung des Tremolos

Wie können Sie Tremolo am besten üben?

Tremolo-Praxis

Sextolen

Weitere Übungen

Gegenbewegungen

Rasgueados

Daumentechnik

Training Wechselschlag

Repetitionsübung

Triller mit der rechten Hand

Apoyando

VIII. Technik der linken Hand

Armsteuerung

Die Grundstellung der linken Hand

Das Handgelenk

Die Rolle des Daumens

Wie viel Kraft? Woher? Wie? Wann?

Stretching/Dehnungen

Lagenwechsel

Nebengeräusche: Quietschen und Knarzen

Übungen

Überstreckung/»Unterstreckung« (Abduktion/Adduktion)

Stabilität und Geschicklichkeit

Statische Übungen

Ausführung

Lagenwechsel-Übung

Die nächsten Schritte

Bindungen

Übungen

Bindungs-Kombinationen

Barrée

Weitere Übungen mit fixiertem Finger

Vibrato

Gegenbewegungen

IX. Koordination und Synchronisation

Tonleitern

Sprints

Koordinationsübungen

X. Verdreht und abgeknickt

Sonderbare Körperhaltungen und Handstellungen

XI. Anhang

Literatur und Quellen

Glossar

Präludium: Über das Buch

Warum dieses Buch? Was heißt hier »integrativ«?

Gibt es nicht schon genügend Technik-Bücher für Gitarristen? Die vierbändige Gitarrenschule von Emilio Pujol, Konrad Ragossnigs Leitfaden zum täglichen Üben, die in den achtziger Jahren revolutionäre Carlevaro-Schule, heute Scott Tennants wunderbares Pumping Nylon, Joseph Urshalmis sachverständiges A Conscious Approach to Guitar Technique bis hin zur Neuauflage von Jorge Cardosos Ciencia y Método de la Técnica Guitarrística, um nur einige zu nennen: alles hervorragende und kompetente Annäherungen an das Thema »Technik der klassischen Gitarre«.

Trotzdem ist zu beobachten, dass sich gerade Gitarristen anscheinend oft als jenseits aller physiologischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten empfinden. Immer noch wird auf die heute technisch veraltete Schule Francisco Tárregas verwiesen, der die Gitarre in ihrer heutigen Form erst einführte und damit Pionierarbeit leistete. Fernando Sor hingegen, der in seiner bereits 1830 herausgegebenen Méthode pour la Guitare manch klare und noch heute gültige Anweisung gab, scheint weitgehend vergessen.

Es wird nach wie vor ein Spiel mit verdrehtem, vom Bewegungsablauf abgekoppeltem ruhigen rechten Handgelenk und mit isolierten Fingerbewegungen gelehrt (wofür Gitarristen bei Orthopäden bekannt sind). In der linken Hand wird ein gebeugtes Handgelenk verlangt oder in Kauf genommen, und trotz eines wachsenden Marktes für unterschiedlichste Gitarrenstützen als Ersatz oder Ergänzung zur Fußbank werden einseitige und verdrehte Haltungen zumindest als notwendiges Übel akzeptiert.

Bewegungen des Körpers während des Spielens sind häufig verpönt: In der musikalischen Öffentlichkeit bekannt ist das Bild des introvertierten, bewegungslos sitzenden Gitarristen, der zudem das Zusammenspiel mit anderen Instrumentalkollegen scheut.

Das scheint absurd, besonders wenn man bedenkt, dass viele Gitarristen noch heute gar nicht über die klassische Musikausbildung zur klassischen Gitarre kommen, sondern über die populäre Musik, ihre Herangehensweise also anfangs durchaus nicht »ernst«, sondern eher lustbetont war.

Sehe ich dann manch ehemaligen »Haudegen« in der beschriebenen Haltung mit seiner Konzertgitarre kämpfen, bricht mir das Herz! Denn Gitarre spielen ist mehr als die Erfüllung von außen diktierter technischer Kriterien.

Immer wieder begegnen mir Gitarristen, Studenten und auch erfolgreiche Berufsgitarristen, die über Schmerzen klagen: Viele betrachten dies als unvermeidbares Übel beim Gitarrenspiel.

Wie viele Gitarristen haben aufgehört zu spielen: Rückenschmerzen, Schmerzen in beiden Händen, chronische Sehnenscheidenentzündungen und vieles mehr waren die Ursachen. Die Dunkelziffer derer, die ganz aufgegeben haben, ist so gering nicht.

Wie kommt es, dass manche Gitarristen so leicht und einfach auf dem Instrument zurechtkommen und andere gar das Gitarrenspiel aufgeben? Ist das allein von der Begabung oder vom Glück abhängig, oder gibt es einen Schlüssel, der für alle Gitarristen gültig sein könnte? Gibt es rein physikalische Fakten und physiologische Gesetzmäßigkeiten, einen Blick auf die Gitarrentechnik, der nicht auf undifferenziert tendenziöser Subjektivität oder auf Geschmack basiert, der also viel Freiraum für unterschiedlichste Herangehensweisen lässt?

Es geht mir in diesem Buch um das Aufzeigen eines Weges, bei dem es sich einerseits in vielen Details um eine genaue Bestandsaufnahme der modernen Gitarrentechnik handelt, der aber andererseits heute noch unübliche Herangehensweisen beinhaltet wie das Spiel mit dem kleinen Finger der rechten Hand oder das gezielte Training von Gegenbewegungen. Moderne Gitarrentechnik – Integrative Bewegunslehre für Gitarristen hat das Ziel, Gitarristen ein Gitarrenspiel mit den einfachsten und natürlichsten Mitteln zu ermöglichen. Sie bezieht dafür den ganzen Körper mit ein und setzt sich mit den physischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten von Bewegungen am Instrument und ihrer Entstehung auseinander, die im unmittelbaren und untrennbaren Zusammenhang mit den Gesetzmäßigkeiten der Musik stehen. Damit behandelt sie also nicht nur die Spieltechnik allein, sondern hat spürbare Auswirkungen auf Interpretationen, da sie den Gitarristen in die Lage versetzt, Musik frei von Hemmnissen angemessen zu interpretieren.

Dafür definiert sie Bewegungen und ihre Entstehung, Gegenbewegungen, die Sitzhaltung und widmet sich ausgiebig dem Erkennen und Vermeiden von Kompensationen.

Ich unterrichte seit 1990 an Musikhochschulen und habe meine Herangehensweise an die Gitarre seitdem verfeinert und präzisiert. Ich konnte feststellen, dass viele Gitarristen internationalen Ranges offenbar die gleichen oder ähnliche Rückschlüsse gezogen haben, sich jedoch nicht in der vertiefenden Weise damit auseinandergesetzt haben, wie ich es tat.

Meine vertiefende Auseinandersetzung mit der Gitarrentechnik hat folgenden Grund: Als früherer Leistungssportler hatte ich mich schon oft mit Parallelen zwischen Sport und Musik beschäftigt: In beiden Fällen werden körperliche Höchstleistungen erbracht, die absolute Körperkontrolle, Wissen und Disziplin in Arbeit und Herangehensweise verlangen. In der Musik dient diese Beherrschung natürlich allein der Kunst und nicht der Leistung selbst.

Manchmal kann man sich allerdings fragen, ob diese Gegenüberstellung in allen Fällen Gültigkeit besitzt – gibt es doch im Fußball beispielsweise manchen Künstler wie einen Ronaldinho und unter den Instrumentalisten manchen Spieler, für den nur Athletik, Schnelligkeit und Lautstärke zu zählen scheinen.

Aufgrund einer Erkrankung im Jahre 1996, die schließlich das Ende meiner Konzertkarriere bedeutete, musste ich nach einer vollständigen linksseitigen Lähmung alle Körperbewegungen von Neuem erlernen und kam damit in eine einzigartige Situation: Vielleicht als einziger Gitarrist konnte ich meine Theorien und mein erworbenes Wissen über die Gitarrentechnik am eigenen Leibe erproben. Von vielen Kollegen und mittlerweile Generationen von Studenten wurde ich gedrängt, meine Methode aufzuschreiben.

Die Zusammenarbeit mit dem Bewegungs- und Trainingswissenschaftler Dr. Lars Janshen von der Forschungsgruppe für angewandte Biomechanik an der Humboldt-Universität zu Berlin brachte neue Einsichten und die Gewissheit, dass die Sportwissenschaftler den Musikern weit voraus sind. Bewegungsanalysen mit modernsten technischen Instrumenten und wissenschaftlichen Erkenntnissen werden dort schon seit Jahrzehnten durchgeführt.

So haben wir es im August 2006 mit einigen Gitarren-Probanden an der Humboldt-Universität getan. Der Gedankenaustausch und die Untersuchungsergebnisse bestätigten eindeutig, dass auch auf dem Instrument beispielsweise ein Vorspannen der beteiligten Muskeln unverzichtbar ist. An einer Bewegung sind niemals nur die direkt ausführenden Muskeln beteiligt, sondern diese sind immer abhängig von den Muskeln, die die Extremität an das Instrument anpassen oder heranführen und von denjenigen, die die Extremität kontrollieren. Diese Kontrolle ist nur möglich, wenn auch diese Muskeln vor der Bewegung die notwendige Spannung aufweisen.

Moderne Gitarrentechnik möchte dem Ziel der Vereinfachung des Gitarrenspiels und der Versachlichung der Diskussion um verschiedene technische Ansätze dienen. Sie richtet sich an Konzertgitarristen, Gitarrenpädagogen und -studenten.

Über den Autor

Thomas Offermann zählt gegenwärtig zu den international profiliertesten Gitarrenpädagogen. Konzerte in mehr als 40 Länder der Welt und acht international beachtete CD-Einspielungen mit dem DUO SONARE dokumentieren den herausragenden Stellenwert seiner Arbeit. Gemeinsam mit dem DUO SONARE öffnete Thomas Offermann das Repertoire der klassischen Gitarre für Kompositionen von Musikern wie Chick Corea, Frank Zappa oder Mike Oldfield.

Prof. Dr. Thomas Offermann unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater Rostock eine internationale Soloklasse und ist künstlerischer Leiter der International Guitar Academy Berlin. Seine Arbeit an der Entwicklung einer Integrativen Bewegungslehre Gitarre machen ihn zum vielbeachteten Ratgeber und Vortragenden in Fachkreisen. Komponisten wie René Eespere, Marco de Biasi, Carlo Domeniconi und Benjamin Verdery widmeten Thomas Offermann Werke für Gitarrenensemble.

Seit 2010 ist Thomas Offermann D’Addario’s European Classical Guitar Representative.

I. Integrative Gitarrentechnik: Eine Einführung

»Locker zu spielen ist ein Denkfehler.« Zur Vermeidung von Kompensation benötigen wir eine hohe Grundspannung in beiden Händen, den sogenannten Muskeltonus.

»Ich muss mit großen und nicht mit isolierten Bewegungen spielen lernen.« Die feinen Muskeln (zum Beispiel der Hände) sind immer nur differenzierende Ausführer der übergeordneten Muskeln.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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