Moderne Praxis bewährter Regulationstherapien - Oliver Ploss - E-Book

Moderne Praxis bewährter Regulationstherapien E-Book

Oliver Ploss

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Beschreibung

Vor allem in der Therapie chronischer Erkrankungen haben sich die drei wichtigsten Regulationstherapien bewährt: Entgiftung und Ausleitung, Säure-Basen-Haushalt und Darmsanierung. Die Möglichkeiten der Regulationstherapien - Aufhebung von Therapieblockaden - Ganzheitlicher Ansatz zur unterstützenden Therapie chronischer Erkrankungen - Möglichkeiten zur Prävention Regulationstherapien kombinieren und effektiv einsetzen - Indikationsteil mit konkreten Therapieschemata - Darstellung der unterschiedlichen Wirkmechanismen - Die wichtigsten Präparate: Wann wird welches eingesetzt? Neu in der 4. Auflage - Aktualisierung der Arzneimittel

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Seitenzahl: 253

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Moderne Praxis bewährter Regulationstherapien

Entgiftung und Ausleitung, Säure-Basen-Haushalt, Darmsanierung

Oliver Ploss

4., aktualisierte Auflage

10 Abbildungen

Vorwort

Dieses Buch richtet sich sowohl an ganzheitlich arbeitende Therapeuten (Heilpraktiker und Ärzte) als auch an Apotheker sowie pharmazeutisches Personal, welche Regulationstherapien in ihre tägliche Apothekenpraxis bereits einbringen oder zukünftig einbringen möchten.

Ich möchte im Rahmen dieses Buchs auf die heutigen therapeutischen, auch medikamentösen Möglichkeiten eingehen, bewährte Regulationstherapien wie Entgiftung und Ausleitung, Säure-Basen-Haushalt und Darmsanierung zeitgemäß zu kombinieren und effektiv einzusetzen. Solche Basisregulationstherapien haben sich in der ganzheitlichen Naturheilkunde vor allem bei der Therapie chronischer Erkrankungen bewährt, die sich gerade in unserer heutigen Zeit durch immer größer werdende exogene und endogene Belastungen und die damit einhergehenden Einschränkungen der Regulationsfähigkeit des Organismus zeigen. Ebenso war es mir mit diesem Buch ein wichtiges Anliegen, auf die genauen Unterscheidungen und Definitionen der verwendeten Begrifflichkeiten „Entgiftung“, „Ausleitung“, „Mikrobiologische Therapie“, „Symbioselenkung“, „Darmsanierung“, „extra- und intrazelluläre Azidosen“ etc. einzugehen. Damit soll einer zunehmenden „Verwässerung“ und Verwechslung der Bezeichnungen entgegengewirkt werden, da der Erfolg einer ganzheitlichen Therapie wesentlich von einer differenzierten Anwendung der Begrifflichkeiten abhängt.

An den theoretischen Teil schließt sich ein großer praktischer Teil mit Therapiebeispielen aus meiner langjährigen Praxisarbeit an und zeigt, wie man chronische Krankheitsbilder mithilfe der vorgestellten Basisregulationstherapien ganzheitlich mit gutem Erfolg therapieren kann. Zusätzlich zu den Basistherapien werden Anregungen für Begleit- und Folgetherapien gegeben.

Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle meiner Familie danken, ohne deren Unterstützung und zeitlichen Verzicht in dem Zusammensein mit mir das vorliegende Buch sicherlich nicht möglich gewesen wäre.

Nun wünsche ich Ihnen beim Lesen und Anwenden der Basisregulationstherapien viel Spaß und Erfolg.

Ibbenbüren, im Juni 2007

Dr. rer. nat. Oliver Ploss

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil I Theorie

1 Regulationstherapien – mit ganzheitlichen Mitteln zur dauerhaften Gesundung

1.1 Einführung Entgiftung und Ausleitung

1.2 Einführung Säure-Basen-Haushalt

1.3 Einführung Darmsanierung

2 Geschichtliches

2.1 Antike

2.2 Frühe Neuzeit

2.3 19./20. Jahrhundert

3 Grundlagen

3.1 Das System der Grundregulation

3.1.1 Das Bindegewebe als vitales Organ

3.1.2 Siebeffekt der Grundsubstanz

3.1.3 Störungen der Grundregulation

3.2 Konstitutionsdiagnostik

3.2.1 Irisdiagnostik nach Hense

3.2.2 Einteilung nach Augen-, Haut- und Haarfarbe

3.2.3 Einteilung nach Dimension und Proportion, Konstitutionstypen nach Kretschmer

Teil II Methoden

4 Entgiftung und Ausleitung

4.1 Entgiftungsmöglichkeiten

4.1.1 Homöopathische und spagyrische Wirkstoffe

4.1.2 Sanum- oder Haptentherapie

4.1.3 Nosodentherapie

4.1.4 Homotoxikologie

4.1.5 Entoxin-Therapie

4.1.6 Spenglersan-(Immun-)Therapie

4.1.7 Enderlein-Therapie (Chondritin [Pilz]-Therapie)

4.1.8 Rechtsmilchsäure-Therapie

4.1.9 Entgiftung von Ammoniak über Harnstoffbildung

4.2 Ausleitungsmöglichkeiten

4.2.1 Stimulation der Haut

4.2.2 Stimulation des Lymphsystems

4.2.3 Darmstimulation

4.2.4 Pankreasstimulation

4.2.5 Leber- und Gallestimulation

4.2.6 Ergänzungstherapien zur Entgiftung und Ausleitung

5 Säure-Basen-Haushalt

5.1 Physiologie

5.1.1 Blut

5.1.2 Urin

5.1.3 Herkunft der Säuren

5.1.4 Kochsalzkreislauf nach Sander

5.1.5 Transport und Ausscheidung

5.2 Azidosen

5.2.1 Latente Azidose

5.2.2 Lokale Azidose

5.2.3 Akute Azidose

5.2.4 Messmethoden

5.3 Therapien

5.4 Säure-Basen-Haushalt und Rechtsmilchsäure

5.4.1 Rechtsmilchsäure in der komplementären Onkologie

5.4.2 Besonderheiten des Stoffwechsels von Krebszellen

5.4.3 Therapiemaßnahmen innerhalb der biologischen Krebstherapie

6 Darmsanierung

6.1 Darmschleimhaut

6.1.1 Aufbau der Darmwand

6.1.2 Störungen

6.2 Immunsystem und Darm

6.2.1 Störungen

6.3 Darmflora

6.3.1 Störungen

6.4 Therapien zur Darmsanierung

6.4.1 Antimykotische Therapie

6.4.2 Antipilz-Diät

6.4.3 Mikrobiologische probiotische Therapie

Teil III Praxis

7 Indikationen für Regulationstherapien

8 Ganzheitliche Therapieschemata

8.1 Erkrankungen der Haut und der Hautanhangsgebilde

8.1.1 Alopezie

8.1.2 Herpes labialis/Herpes zoster

8.1.3 Hyperhidrosis

8.1.4 Mykosen (z. B. Vaginal-, Interdigital- und Nagelmykosen)

8.1.5 Neurodermitis

8.1.6 Psoriasis

8.1.7 Pyodermien (z. B. Akne, Furunkel, Karbunkel, Abszesse, Panaritien)

8.1.8 Ulcus cruris venosum

8.1.9 Warzen (z. B. Alters-, Dorn-, Blumenkohl-, Stiel-, Sohlen- und Dellwarzen)

8.2 Erkrankungen der ableitenden Harnwege

8.2.1 Zystitis

8.3 Erkrankungen des Bewegungsapparats

8.3.1 Arthrosen (z. B. Kox-, Gon- und Spondylarthrosen)

8.3.2 Unspezifische Muskel- und Gelenkbeschwerden

8.3.3 Fibromyalgie

8.3.4 Gicht (z. B. Hyperurikämie)

8.3.5 Polyarthritis

8.3.6 Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine)

8.4 Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

8.4.1 Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

8.4.2 Gastritis/Ulcus ventriculi (mit Sodbrennen)

8.4.3 Reizdarm (z. B. bei Colon spasticum, Kolonneurose)

8.5 Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

8.5.1 Funktionelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzneurose)

8.5.2 Hypertonie

8.5.3 Hypotonie

8.5.4 Metabolisches Syndrom

8.5.5 Morbus Raynaud

8.6 Erkrankungen des allergischen Formenkreises

8.6.1 Allergisches Asthma

8.6.2 Heuschnupfen (Pollinosis)

8.6.3 Histaminintoleranz

8.6.4 Laktoseintoleranz

8.6.5 Nahrungsmittelallergie (allgemein)

8.7 Schmerzformen

8.7.1 Migräne und Kopfschmerzen

8.7.2 Polyneuropathien

8.7.3 Trigeminusneuralgie

8.8 Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich

8.8.1 Sinusitis

8.8.2 Otitis media (Mittelohrentzündung)

8.8.3 Tinnitus

8.8.4 Tonsillitis (Mandelentzündung)

8.9 Komplementäre Onkologie

8.9.1 Möglichkeiten zur ganzheitlichen Unterstützung

8.10 Vegetative (Stoffwechsel-)Erkrankungen

8.10.1 Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) mit Hyperaktivität

8.11 Umwelterkrankungen

8.11.1 Amalgambelastungen (Schwermetallbelastungen), Multiple Chemikaliensensitivität (MCS) und Sick-Building-Syndrom (SBS)

Teil IV Anhang

9 Literatur

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Theorie

1 Regulationstherapien – mit ganzheitlichen Mitteln zur dauerhaften Gesundung

2 Geschichtliches

3 Grundlagen

1 Regulationstherapien – mit ganzheitlichen Mitteln zur dauerhaften Gesundung

„Nicht der Arzt, sondern der Körper heilt die Krankheit.“

(Hippokrates, 460–375 v. Chr.)

Der menschliche Organismus hat, wie bereits in der Antike richtig erkannt, eine große Fähigkeit zur Selbstheilung. Naturheilkundliche Therapieansätze unterstützen und regulieren deshalb ganzheitlich einen erkrankten Körper.

Sie gehen von einem Funktionieren des Organismus nach vernetzten Regelkreisen aus. Krankheitssymptome wirken sich nach diesem Prinzip immer auf den Gesamtorganismus aus. Tritt an einem Punkt des Körpers eine noch so kleine funktionelle Störung auf, wird sie zwangsläufig als Kettenreaktion an das Gesamtsystem weitergegeben. Sie kann je nach Dauer oder Schweregrad einen oder mehrere Körperregelkreise nachhaltig stören. Über das Finden und Definieren solcher gestörten Regelkreise können Erklärungen und Heilungsansätze für das dauerhafte Gesunden von Krankheitsbildern gefunden werden, die nach schulmedizinischen Ansätzen nicht therapierbar sind. Wichtige Parameter für die Diagnose des Heilpraktikers sind z. B. die Regelkreise des Blut- und Lymphgefäßsystems. Erste Anzeichen für mögliche Störungen von Körperregelkreisen sind z. B.:

Allergien

Hauterkrankungen wie Ekzeme

chronische Müdigkeit, Abgeschlagenheit und schwere Erschöpfung

Intoxikationen

Beherdungen (Störfelder)

Stressanfälligkeit

hohe Infektanfälligkeit

Sind Beschwerden aber bereits chronisch geworden, kann auch die naturheilkundliche Behandlung mit klassischen Einzeltherapien wie z. B. der Einzelhomöopathie bereits limitiert sein. Eine Kombination aus den nachfolgend im Detail beschriebenen Regulationstherapien stimuliert besonders die Eigenregulation des Organismus und hat sich seit Jahren besonders in chronischen Fällen in der Praxis bestens bewährt. Regulierend und kompensierend geben diese Therapien dem geschwächten Körper wieder Kraft und Reserven zur Selbstheilung zurück. Ebenso hat sich inzwischen die Komplexhomöopathie zur Behandlung etabliert. Sie wird in tieferen und mittleren Potenzen mit gutem Erfolg eingesetzt.

Zusammenfassung

Erfolgreiche Basisregulationstherapien sind

eine Entgiftungs- und Ausleitungstherapie,

eine Regulation des Säure-Basen-Haushalts sowie

eine in vielen Fällen angezeigte abschließende Darmsanierung.

Besonders bei chronischen Erkrankungen und diffusen Beschwerden werden diese bewährten Therapien, oft miteinander kombiniert, mit großem Erfolg eingesetzt. Die zunehmende Chronizität von Krankheitsbildern bringt sie immer häufiger in der naturheilkundlichen Praxis zur Anwendung.

1.1 Einführung Entgiftung und Ausleitung

„Alles, was außerhalb von uns ist, ist gegen uns.“

(Paracelsus, 1493–1541)

Dieser Satz von Paracelsus ist heute genauso aktuell wie vor 500 Jahren: Niemals zuvor wurde der Mensch tagtäglich mit mehr und dem Körper unbekannten Stoffen konfrontiert als heute. Zur passiven Aufnahme von Tausenden von Chemikalien in Wasser, Luft und Nahrungsmitteln addiert sich der freiwillige Konsum z. B. von Nikotin, Alkohol, Kaffee, Süßigkeiten und zu viel Fett und Fleisch besonders in den westlichen Industrieländern. Dazu belastet sich der Mensch täglich zusätzlich mit einer Unmenge von Tabletten.

So schluckt ein Bundesbürger in seinem Leben heute durchschnittlich 100000 bis 150000 Stück dieser Pharmazeutika.

Die Hauptausscheidungsorgane Niere und Leber sind mit der Vielzahl dieser Belastungen häufig überfordert. Gift- und Schlackenstoffe werden als Folge im Körper eingelagert, anstatt vollständig ausgeschieden zu werden. Bevorzugte Speicherorte für diese sogenannten Toxine sind das Unterhautfettgewebe, Gelenkkapseln, Muskeln und Sehnen. Immer mehr Schlackendepots führen letztendlich zu einer Versäuerung der Gewebe. Außerdem wird der Austausch zwischen Parenchymzelle und Extrazellulärraum erschwert oder sogar unmöglich gemacht (Kap. ▶ 3.1.3). Dadurch wird die stoffliche und informative Ver- und Entsorgung der Zellen mehr und mehr unterbunden und der physiologische Ablauf der Funktionen gestört. Als Folge kommt es zu chronischen Erkrankungen, bedingt durch Überlastungen des Körpers. Diese Krankheitsbilder nehmen in den letzten Jahren immer mehr zu.

Solange Schlackendepots den Organismus belasten und blockieren, kann eine naturheilkundliche Therapie nie ihren vollen Erfolg zeigen. Entgiftung und Ausleitung stehen daher direkt nach der Diagnose zusammen mit der Regulation des Säure-Basen-Haushalts immer an erster Stelle einer Kombination von Regulationstherapien. Nach der Definition von Natur und Quelle der Gifte wird das Bindegewebe entgiftet und die gestörte Entgiftungsarbeit der Leber unterstützt. Dabei muss das individuell sehr unterschiedliche Entgiftungsvermögen von Menschen berücksichtigt werden. Danach gestaltet sich das weitere Therapieschema. Im zweiten Schritt der Ausleitung werden die Körpergewebe saniert und voll aufnahmefähig für die anschließenden Schritte der naturheilkundlichen Therapie gemacht.

Typische Folgekrankheiten, unter denen immer mehr Menschen durch die passive oder aktive Aufnahme von Umweltstoffen leiden, sind:

Allergien

Überempfindlichkeiten (Intoleranzen)

Demenz und Morbus Alzheimer

rheumatische Erkrankungen

Hauterkrankungen

Morbus Parkinson

chronische Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)

Zur Entgiftung und Ausleitung stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zur Entgiftung des Bindegewebes können

die Therapie mit homöopathischen und spagyrischen Wirkstoffen,

die Nosodentherapie,

die Stimulationstherapie mit Homotoxinen,

die Spenglersan-(Immun-)Therapie,

die Entoxin-Therapie,

die Sanum-Therapie,

die Enderlein-Therapie oder

die Entgiftung mit Rechtsmilchsäure

je nach Diagnose und individueller Krankheitsgeschichte des Patienten genutzt werden (Kap. ▶ 4.1). Die Stimulation der Harnstoffsynthese in der Leber zur Entgiftung von Ammoniak kann durch die Gabe aminosäurehaltiger Präparate erreicht werden (Kap. ▶ 4.1.9).

Die Ausleitung aller toxischen Stoffe übernehmen die Haut sowie die exkretorischen und sekretorischen Organe. Präparate aus dem Bereich der Komplexmittelhomöopathie (Kap. ▶ 4.1.1) und der Spagyrik (Kap. ▶ 4.1.1) unterstützen medikamentös die oben genannten Entgiftungsmöglichkeiten. Daneben können physikalische Ableitungsverfahren wie Schröpfen oder Lymphdrainage den Transport der Toxine nach außen verbessern (Kap. ▶ 4.2).

Zusammenfassung

Eine Entgiftung und Ausleitung steht immer an erster Stelle einer naturheilkundlichen Therapie. Erst nach Entfernung von Schlackendepots aus dem Organismus, der Entgiftung, kann eine Anschlusstherapie ihren vollen Erfolg zeigen. Die meisten Entgiftungsmöglichkeiten setzen am Bindegewebe an.

Die Ausleitung von Schlackenstoffen oder Toxinen kann neben der Gabe von Medikamenten auch durch physikalische Verfahren unterstützt werden. Parallel zur Entgiftung und Ausleitung wird der Säure-Basen-Haushalt saniert.

1.2 Einführung Säure-Basen-Haushalt

Die Sanierung des Säure-Basen-Haushalts ist ein paralleler Schritt zur bereits vorgestellten Entgiftung und Ausleitung. Im gesunden Körper halten verschiedene Stoffwechselvorgänge das Verhältnis von Säuren zu Basen konstant. Dabei liegt das Milieu in den meisten Körperregionen im basischen Bereich. So werden überschüssige Säuren z. B. im Blut über Bikarbonat abgepuffert, mit dem Harnstoff über die Niere ausgeschieden oder mit Kohlendioxid über die Lunge abgeatmet. Um die Pufferkapazität des Bluts dauerhaft aufrechterhalten zu können, schiebt der Körper den Großteil der Säuren z. B. aus der Nahrung in die angrenzenden Gewebe.

Steigt nun der Anteil von Säurebildnern in der Nahrung mit gleichzeitigem Mangel an basenbildenden Salzen zu ihrer Neutralisierung, können die Gewebe dieses Zuviel an Säure nicht mehr abtransportieren oder neutralisieren: Sie übersäuern. Dieses veränderte Milieu beeinflusst z.B. die Raumstruktur von Membranproteinen; die Durchlässigkeit und Transportfunktion der Zellmembran ist dadurch eingeschränkt. In der Folge akkumulieren Stoffwechselschlacken in den Zellen. Dieses immer häufiger zu beobachtende Phänomen ist eine Folge der heutigen Ernährungsgewohnheiten. Stress, Umweltbedingungen, Krankheit oder die längerfristige Einnahme bestimmter Medikamente unterstützen diese Entwicklung zusätzlich.

Der Arzt und Biochemiker Friedrich Sander stellte 1953 zum ersten Mal die zentrale Stelle des Säure-Basen-Haushalts in vielen Stoffwechselprozessen heraus ▶ [70]. In der täglichen Praxis ist nach Sander aber nicht eine hohe messbare Übersäuerung die Regel. Die latente oder unbewusste Azidose des Bindegewebes bildet das Hauptproblem der Mehrzahl der Patienten und die eigentliche Ursache vieler Krankheiten. In diesem Milieu können viele Enzyme ihrer Stoffwechseltätigkeit nur noch suboptimal nachkommen. Zudem entwickeln sich immer mehr freie Radikale oder sogenannte reaktive Sauerstoffspezies (ROS), die nicht mehr neutralisiert werden können. Die Übersäuerung zusammen mit dem Übermaß an freien Radikalen führen letztendlich zu einer permanenten Irritation der Abwehrsysteme.

Bei gestörtem Säure-Basen-Gleichgewicht treten folgende typische und manchmal diffuse Beschwerdebilder auf:

vegetative Störungen wie Spannungskopfschmerz oder Müdigkeit

rheumatische Erkrankungen

Knochenerkrankungen wie Osteoporose und Arthrose

Krankheiten des Verdauungstraktes (z. B. Durchfall, Verstopfung)

Schlafstörungen und Depressionen

Pilzerkrankungen

Allergien

Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Akne

allgemeine Schmerzen

Herzrhythmusstörungen.

Eine latente Azidose kann mit Medikamenten zum Säureausgleich als Sofortmaßnahme behandelt werden. Als unterstützende Maßnahmen für den Abtransport der Stoffwechselschlacken sind verschiedene Basenbäder- und Trinkkurprodukte im Handel. Dauerhaft kann der Körper seine Basendepots wieder durch eine entsprechende Ernährungstherapie oder eine Nahrungsumstellung mit Bevorzugung basischer Nahrungsmittel (Kap. ▶ 5.3) auffüllen. Die gleichzeitige Gabe von Rechtsmilchsäure kann diesen Gesundungsprozess wirkungsvoll unterstützen. Auch hier ist die individuelle Konstitution des Patienten, so z. B. seine Stressanfälligkeit, entscheidend für die Wahl der Präparate und der Therapie.

Zusammenfassung

Nur bei einem konstanten Verhältnis von Säuren zu Basen im Organismus können Stoffwechselvorgänge optimal ablaufen. Eine Folge der heutigen Zivilisation ist aber eine Übersäuerung des Organismus, die durch die Veränderung des Zellmilieus zur Ablagerung von Schlackenstoffen führt. Eine latente Bindegewebsazidose schädigt den Organismus in der Mehrzahl der Fälle dabei mehr als die eigentlich mehr belastende hohe Übersäuerung, da diese oft lange unentdeckt und -behandelt bleibt. Therapiemöglichkeiten bei gestörtem Säure-Basen-Haushalt sind Kombinationen aus Medikamenten zum Säureausgleich zusammen mit Bädern, Trink- und Ernährungstherapien.

1.3 Einführung Darmsanierung

Der Darm ist das größte Abwehrorgan des menschlichen Körpers. Ein menschlicher Darm wird bis zu acht Meter lang; durch ihre zahlreichen Zotten, Falten und Ausstülpungen ist die innere Darmwand jedoch weit größer. Dabei ist das Milieu im oberen Bereich des Darms noch sauer, und es finden sich nur wenige Mikroorganismen, die das mit einem pH-Wert um 2 stark saure Magenmilieu überlebt haben. Mit wachsender Entfernung zum Magen steigen sowohl der pH-Wert des Darms als auch die Anzahl und Artenvielfalt der Bakterien wieder an.

Der Darmschleimhaut (Mukosa) als Bestandteil der Darmbarriere (Kap. ▶ 6.1) kommt dabei eine vielfältige Rolle bei der kontrollierten Aufnahme von Stoffen in den Organismus zu. Einerseits sollen auf der gesamten Darmlänge wichtige Nahrungsbestandteile möglichst effektiv in den Stoffwechsel übergehen, andererseits sollen schädliche Anteile davon (z. B. pathogene Mikroorganismen, Allergene, Toxine, Oxidanzien) möglichst vom Organismus ferngehalten werden. Soll dieses komplexe Wechselspiel bei der täglichen hohen, vielfältigen Fracht von Allergenen, Bakterien, Pilzen oder Viren reibungsfrei funktionieren, ist eine hohe Integrität und Funktionsfähigkeit der Darmschleimhaut erforderlich.

Ist sie gestört, kommt es zu einer Vielfalt oft chronischer Erkrankungen. So führt z. B. eine zu hohe Verweildauer des Nahrungsbreis im Darm zu Gärungs- und Fäulnisprozessen. Dabei entstehende Gase und Zersetzungsprodukte schwemmen die Mukosa auf und können sie entzünden. Als Folge wird die Struktur und damit die Durchlässigkeit der Zellzwischenräume des Darmepithels, der „tight junctions“, verändert. Der Organismus kann sich nicht mehr optimal entgiften, der Darm selbst wird zur Quelle der Selbstvergiftung. Patienten mit Nahrungsmittelallergien oder Histaminintoleranzen zeigen eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut.

Neben der Darmschleimhaut ist die Darmflora, eine Gemeinschaft verschiedener Mikroorganismen, ein weiterer Baustein des gastrointestinalen Immunsystems. Ein hoher Prozentsatz chronischer Erkrankungen kann auf Störungen in der Zusammensetzung dieser Keime zurückgeführt werden. Nach heutigen Schätzungen leiden ca. 80% der Menschen unter mehr oder weniger stark ausgeprägten Darmflorastörungen. Innerhalb dieser Gruppe sind es vor allem die Mykosen, die in den letzten Jahren an Häufigkeit zugenommen haben. So findet man bei ca. 60–70% der chronisch kranken Patienten, wie z. B. Menschen mit Allergien, Neurodermitis oder Asthma, einen Stuhlbefall mit dem Hefepilz Candida albicans.

Die körpereigene Immunabwehr gilt als bester Infektionsschutz gegen Pilze. Bei bestehender Immunschwäche funktioniert dieser Selbstschutz jedoch nicht mehr optimal. Inwieweit jeder Einzelne selbst durch Rauchen, mangelnde Hygiene und labile psychische Konstitution zusätzlich diese körpereigene Immunabwehr verringert, ist nach wie vor Gegenstand vieler Diskussionen, aber sicherlich ein nicht unerheblicher Faktor.

In den letzten Jahren wurden Darmmykosen und die daraus resultierende kranke Darmflora für eine hohe Anzahl weiterer Krankheitsbilder, gerade in der ganzheitlich orientierten Naturheilkunde, verantwortlich gemacht:

rezidivierende Harnwegsinfekte (besonders bei Frauen)

allergische Erkrankungen

chronische Hauterkrankungen

rheumatische Erkrankungen

Haarausfall

asthmatische Erkrankungen

hohe Infektanfälligkeit (besonders bei Kindern)

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Reizdarmsyndrom

chronische Müdigkeit (CFS)

Kopfschmerzen

Durchfall

Obstipation

Gedächtnisstörungen

Depressionen

neuralgische Schmerzen bis hin zu schweren Stoffwechselstörungen

Ist eine Darmsanierung aufgrund des Patientenbefunds nötig geworden, wird sie meist mit einer Darmreinigung eingeleitet (z. B. mit salinischen Abführmitteln, einer Colon-Hydro-Therapie oder mit dem in Fertigpräparaten enthaltenen Wirkstoff Macrogol). Daran schließt sich die Eliminierung pathogener Keime durch eine antimykotische Therapie und eine parallele Antipilz-Diät nach Rieth an. Den Abschluss bildet eine mikrobiologische probiotische Milieutherapie. In der Praxis hat der begleitende Einsatz leber- und pankreasunterstützender Präparate zusammen mit einer anschließenden Ernährungsumstellung hin zu mehr Ballaststoffen dauerhaften Erfolg gezeigt (Kap. ▶ 6.4).

Zusammenfassung

Dem Darm kommt als größtem Abwehrorgan des Organismus eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr zu. Kann er diese Funktion nur noch eingeschränkt erfüllen, zeigen sich zahlreiche, oft diffuse Krankheitsbilder. Pilzbefall des Darms ist heute eine sehr häufige Ursache chronischer Krankheiten. Therapiemöglichkeit zur dauerhaften Gesundung des Darms ist nach einer gründlichen Reinigung die medikamentöse Eliminierung pathogener Keime mit anschließender Unterstützung der Wiederansiedlung der natürlichen Darmflora.

2 Geschichtliches

Die ersten systematischen Betrachtungen zum Thema Ab- und Ausleitungen stammen bereits aus der Antike. Schon 400 Jahre v.Chr. behandelte Hippokrates nach seiner „Vier-Säfte-Lehre“ Patienten mit ausleitenden Methoden. Bis ins ausgehende Mittelalter galten seine Thesen als unumstößliches Dogma in der Medizin. Erst Paracelsus machte sich Anfang des 16. Jahrhunderts eine andere Betrachtung von Krankheitsbildern zu eigen. Der streitbare Arzt und Alchemist verknüpfte erstmals auch Umwelteinflüsse oder psychosoziale Faktoren mit den Leiden seiner Patienten.

Virchow definierte dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zellen und nicht mehr Körpersäfte als eigentliches „Element der lebendigen Erscheinungen“. Veränderte Zellen oder Zellverbände galten ihm als die eigentlichen Krankheitsursachen. Jahrhundertelang praktizierte Methoden zur Entgiftung und Ausleitung traten deshalb jetzt bei Behandlungen völlig in den Hintergrund. Dann passte Pischinger in den 1970er-Jahren der wiederentdeckten antiken Säftelehre zusätzlich das System der Grundregulation modernem Denken und modernen Erkenntnissen an. Seine Definitionen gelten heute in der Naturheilkunde als wichtige Behandlungsgrundlagen. Nachfolgend wird zunächst ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung gegeben; es schließen sich dann der Diagnose- und der Therapieteil zum Thema an.

2.1 Antike

Hippokrates von Kos (460–377 v.Chr.) gilt als Begründer und Urvater der westlichen Medizin. Eine ausgeglichene harmonische Mischung und Verteilung oder Eukrasie der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle wurde seinerzeit als Grundlage der Gesundheit verstanden. Störungen dieser Zusammensetzung und Verteilung, die Dyskrasie, bildeten dagegen den Nährboden für Krankheiten. Heilung konnte der behandelnde Arzt durch Lebensumstellung, Diät, Arzneimittel oder operative Eingriffe unterstützen.

Der berühmteste Arzt des Altertums ordnete auch erstmals den vier Körpersäften die entsprechenden vier Elemente und diesen wiederum gewisse Bildungsorgane zu. Danach gehört

zur Luft das Blut aus dem Herzen,

zum Wasser der Schleim aus dem Gehirn,

zum Feuer die gelbe Galle aus der Leber und

zur Erde die schwarze Galle aus der Milz.

Bedingt durch eine Schadstoffakkumulation z. B. durch mangelhafte Ausscheidung über Leber, Darm und Niere, kann eine Dyskrasie über die Belastung der Körpersäfte zu einer chronischen Erkrankung führen. Hippokrates führte folgende Erkrankungen an:

rheumatische Erkrankungen

Ekzeme

Allergien

klimakterische oder dysmenorrhoische Störungen

Diese humoralpathologische Vorstellung von der Entstehung von Krankheiten sollte die Therapie wie auch die Lebensführung bestimmen. Therapeutische Mittel dienten dem Wiederausgleich der Säfte im Organismus. Nach Hippokrates wird jeder Körpersaft von einem bestimmten Organ produziert, welches jeweils zu bestimmten Lebens- und Jahreszeiten mehr oder weniger überwiegt. Dabei beherrscht immer nur ein Körpersaft die jeweilige Säftemischung, der dann auch den körperlichen und seelischen Zustand bestimmen kann.

Daraus entstanden auch die vier Temperamente:

Beim Überwiegen des „Saftes“ Blut zeigt sich eher das psychische Temperament eines Sanguinikers (gesteigert erregbar, heiter oder gereizt).

Beim Überwiegen des „Saftes“ Schleim zeigt sich eher das psychische Temperament eines Phlegmatikers (träge und zäh).

Beim Überwiegen des „Saftes“ gelbe Galle zeigt sich eher das psychische Temperament eines Cholerikers (aufbrausend, jähzornig).

Beim Überwiegen des „Saftes“ schwarze Galle (Milz) zeigt sich eher das psychische Temperament eines Melancholikers (schwermütig, grüblerisch).

Die meisten berühmten Mediziner bis ins ausgehende 19. Jahrhundert waren Humoralmediziner, deren Ziel es war, durch säftereinigende, stoffwechselentlastende und ausleitende Verfahren Krankheits- und Symptombilder möglichst kausal zu behandeln. Die Humoralmedizin sollte somit auch die Lücke zwischen der reinen Solidar- bzw. Zellularmedizin und einer allein auf psychische Zusammenhänge ausgerichteten psychosomatischen Medizin füllen.

2.2 Frühe Neuzeit

Der Arzt, Mystiker, Alchemist und Philosoph Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493–1541), der sich selbst den Namen Paracelsus gab, kritisierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts die immer noch vorherrschende Lehrmeinung der antiken Humoralmedizin als alleinige Ursache von Krankheiten scharf. Er bezog zum ersten Mal durch den Körper von außen aufgenommenes „Gift“, die heutigen Schadstoffe, in seine Diagnostik mit ein. Auch die individuelle Konstitution oder „Vorbestimmung“ eines Patienten erkannte er bereits als wichtiges Diagnosemerkmal. Daneben fanden psychosoziale Komponenten – Paracelsus nannte das den „Einfluss der Geister“ – neben kosmischen und göttlichen Faktoren in seiner Therapie erstmalig Berücksichtigung. Trotz seiner legendären Heilerfolge spielte die reine Humoralmedizin bis ins ausgehende 19. Jahrhundert aber immer noch eine bedeutende Rolle bei der Behandlung.

2.3 19./20. Jahrhundert

„Omnis cellula e cellula – jede Zelle stammt von einer anderen Zelle ab.“

(Rudolf Virchow, 1821–1902)

Von dieser Erkenntnis geleitet, untersuchte Rudolf Virchow bei Sektionen die Gewebe bis in ihre kleinsten Bestandteile, eben den Zellen. In ihnen sah der Begründer der modernen Pathologie das eigentliche Element der lebendigen Erscheinungen und schrieb ihnen grundlegende Funktionen zu. Veränderte Zellen bzw. ein verändertes Aggregat von Zellen definierte er als pathologisches Substrat und eigentliche Ursache der Krankheiten.

Die Körpersäfte wie zum Beispiel das Blut traten dabei völlig in den Hintergrund. Im Zuge der sich ausbreitenden Zellularpathologie wurde der humoralmedizinische Gedanke mehr und mehr verdrängt. Diese Verdrängung war derart vollständig, dass die heutige Medizin trotz eminenter Fortschritte auf dem Sektor lokalistischer Vorgehensweisen wie Operationen oder in der Notfallmedizin zahlreiche chronische Beschwerdebilder und Symptome nur unzureichend einordnen und in der Regel ausschließlich symptomatisch behandeln kann. Virchow sah den Menschen, abgeleitet von der Newtonʼschen Lehre, als ein physikalisch geschlossenes System an. Heute weiß man, dass es genau im Gegensatz dazu ein offenes Fließgleichgewicht ist, durch das sich der Mensch in ständigem Austausch mit seiner Umgebung befindet.

In den 70er-Jahren hat Alfred Pischinger▶ [55] das alte System der Säftelehre organisch weiterentwickelt und es mit dem Konzept der Grundregulation modernem Denken angepasst. Er sieht den Zellbegriff als eine morphologische Abstraktion, die biologisch betrachtet nicht ohne das Lebensmilieu der Zelle gesehen werden kann. Im Unterschied zum linearen Ursache-Wirkung-Denken Virchows geht Pischinger von vernetzten Strukturen im Organismus aus. Die zentrale Funktion kommt dabei dem Bindegewebe zu, welches keineswegs nur die Aufgabe eines reinen Stütz- und Füllapparates hat. Vielmehr stellt es das Bindeglied im Informations- und Nährstofffluss der Nerven und Blutbahnen dar mit der Aufgabe, eine optimale Zellfunktion zu gewährleisten. Es wird deshalb als „kolloidales Strombett der Säfte“ bezeichnet.

Weitere Forschungen von Rieckert ▶ [55] und Eppinger ▶ [19] bestätigen die funktionellen Zusammenhänge zwischen Endstrombahn und Zelle und die entsprechende Vermittlerfunktion des Bindegewebes. Störungen derselben sind demnach Ausgangspunkt jedweder Art von Erkrankung. Je nach Konstitution und Disposition bestehen unterschiedliche Beschwerdebilder und Erkrankungen, die sich letztendlich stets auf die gleichen physiologischen Grundvorgänge zurückführen lassen. Das von Pischinger entwickelte System der Grundregulation weist daher nicht der Zelle, sondern den Bestandteilen des Extrazellulärraumes (EZR) und dessen Wechselwirkungen das entscheidende regulierende Kriterium zu.

Zusammenfassung

Hippokrates legte mit seiner „Vier-Säfte-Lehre“ schon in der Antike den Grundstein für Theorien, die heute noch in naturheilkundliche Therapien einfließen. Seine Lehre hatte bis ins ausgehende 19. Jahrhundert Bestand. Durch Virchows Definition der Zelle oder des Zellverbands als Funktionseinheit geriet die antike Lehre dann in den Hintergrund. Pischinger hat in den 70er-Jahren das System des Hippokrates als Konzept der Grundregulation weiterentwickelt und heutigen Erkenntnissen angepasst.

3 Grundlagen

Bei der Anwendung naturheilkundlicher Therapien spielt das von Pischinger entwickelte System der Grundregulation eine große Rolle. Besonders die Erhaltung oder Regenerierung der Funktionsfähigkeit des Bindegewebes steht im Mittelpunkt vieler ganzheitlicher Therapien. Nachfolgend wird deshalb vor den einzelnen Entgiftungstherapien die vielfältige Rolle des Bindegewebes im Organismus vorgestellt.

3.1 Das System der Grundregulation

Pischinger beschreibt den Menschen als ein energetisch offenes System. In den Geweben des menschlichen Körpers sind die einzelnen Zellen von einer Struktur umgeben, die Pischinger als Grundsubstanz oder Pischinger-Raum definiert. Sie bildet ein die Zellen umgebendes Milieu, das zum Substanz- und Informationsaustausch zwischen den Körperzellen wichtig ist. Zelle und Extrazellulärraum stellen eine funktionelle Einheit dar. Über die Grundsubstanz sind neben den Zellen vegetatives und zentrales Nervensystem, Hormonsystem und Blut- und Lymphkreislauf miteinander vernetzt.

Die Grundsubstanz wird unter anderem von den Fibroblasten produziert. Der Fibroblast ist das stoffwechselaktive Zentrum; er reagiert auf alle Informationseingänge mit der dazu passenden Grundsubstanzsynthese. Die die Zellen umgebende Grundsubstanz besteht aus

Bindegewebe,

Interzellularsubstanz mit den undifferenzierten Zellen des Bindegewebes,

extrazellulärer Gewebsflüssigkeit,

Kapillaren und

vegetativem Nervenfasergeflecht.

Das Bindegewebe als wichtigster Bestandteil der Grundsubstanz wird als Grundgewebe bezeichnet. In die Grundsubstanz ragt ein von den Fibroblasten gebildetes Netzwerk aus Zucker-Eiweiß-Komplexen hinein, das Grundgerüst. Wenn beispielsweise Abfall- bzw. Abbauprodukte aus den Zellen abgegeben werden, müssen sie durch dieses Netzwerk hindurch zu den Blut- und Lymphbahnen gelangen.

Die Gesamtheit aller Grundsubstanzen im Organismus wird auch als Grundsystem oder vegetatives Grundsystem bezeichnet.

Zusammenfassung

Unter dem Begriff Grundgewebe versteht man das Bindegewebe. Die Grundsubstanz oder der Pischinger-Raum umfasst außer dem Bindegewebe die Interzellularsubstanz, die extrazelluläre Gewebsflüssigkeit, Blutkapillaren und vegetatives Nervenfasergeflecht. Das Grundgerüst befindet sich in der Grundsubstanz und besteht aus siebartig miteinander verbundenen Zucker-Eiweiß-Komplexen. Die Gesamtheit aller Grundsubstanzen im Organismus wird auch als Grundsystem oder vegetatives Grundsystem bezeichnet.

3.1.1 Das Bindegewebe als vitales Organ

Das Bindegewebe ist für die Erhaltung der Homöostase verantwortlich und reguliert alle Funktionen, die mit Abwehr und Ausgleich von Ungleichgewichten zusammenhängen. Jede Reaktion z. B. von Nerven, Gefäßen oder Hormonen ist auf seine Übertragungsfunktion angewiesen, jeder Reiz und jedes Stoffwechselgeschehen verläuft darüber. Dieses System der Grundregulation durchzieht den Organismus ganzheitlich und ist überall zu finden ( ▶ Abb. 3.1), innerhalb und außerhalb der Organe, im Darm, in der Haut, im Knochen und in der Muskulatur. Das Bindegewebe (Mesenchym) hat die Aufgabe, durch ständigen Austausch der Stoffe

den osmotischen Druck oder die Isotonie,

die günstige Ionenmischung oder die Isoionie und

das Säure-Basen-Gleichgewicht

aufrechtzuerhalten. Wegen seiner Siebfähigkeit, also der Fähigkeit, die Isotonie der Säfte durch Speicherung von Eiweiß, Salzen und Wasser zu stabilisieren, wird das Bindegewebsorgan auch „Vorniere“ genannt.

Abb. 3.1 Grundregulationsgewebe.

(nach Heine H. Lehrbuch der biologischen Medizin. 4. Aufl. Stuttgart: Haug; 2015)

Das arterielle System mündet ins Bindegewebe, das venöse System verlässt es wieder. Die vom arteriellen Schenkel des Blutkreislaufs herantransportierten Nährstoffe werden über das Interstitium in die Zellen hineintransportiert und die Stoffwechselendprodukte aus den Zellen abtransportiert. Zudem entspringt im interstitiellen Raum auch das lymphatische System, dessen Aufgabe in der Doppelfunktion besteht, Stoffwechselendprodukte abzutransportieren und immunkompetente Zellen bereitzustellen. Das Bindegewebe reguliert damit das „Zelle-Milieu-System“ des gesamten Körpers. Es erfüllt durch die physiologische Leukozytolyse eine wesentliche Aufgabe der Abwehr. Alle Organzellen sind existenziell von der intakten Funktion des Systems abhängig, da es ihr Lebensmilieu garantiert.

Eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen vor allem über die Nahrung sowie funktionierende Ausleitungsmechanismen garantieren die optimale Funktion des Systems. Hierbei spielen vor allem die klassischen Ausleitungsorgane Haut, Leber, Lunge, Niere, Lymphe und Darm die Hauptrolle. Kommt es zu einem Ungleichgewicht, wenn die Zufuhr von Stoffen die Stoffwechsel- und Ausscheidungskapazität überfordert, lagern sich entsprechende Stoffwechselendprodukte im Bindegewebe ab. Das System der Grundregulation ist somit neben seiner Immunfunktion auch ein ernährendes und entsorgendes System.

3.1.2 Siebeffekt der Grundsubstanz

Zellen oder Zellverbände treten durch das Grundgerüst mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung. Das in die Grundsubstanz hineinragende Maschenwerk aus hochpolymeren Zucker-Protein-Komplexen besteht aus negativ geladenen Proteoglykanen und Strukturglykoproteinen. Die Proteoglykane können dank ihrer Ladung energetische Felder bilden und so den Transport von lipo- und hydrophilen Ionen gewährleisten. Durch dieses Molekularsieb muss dann der gesamte Stoffwechsel aus dem arteriellen Kapillarsystem zur Zelle hindurch diffundieren. Genauso gelangen Stoffwechselprodukte oder Abfallstoffe wieder hinaus. Durch den Molekularsiebeffekt können nur Moleküle bis zu einer bestimmten Größe passieren.

Zusammenfassung

Der menschliche Organismus ist nach Pischinger ein energetisch offenes System. Das die Zellen umgebende Milieu, die Grundsubstanz, spielt sowohl in der Versorgung der Zellen mit Nährstoffen als auch im Abtransport von Stoffwechselprodukten sowie in der Immunabwehr eine Hauptrolle. Es steht in engem Zusammenhang mit Nerven, Gefäßen und Hormonen.

3.1.3 Störungen der Grundregulation

Das System der Grundregulation kann durch vielfältige Faktoren gestört oder in seiner Funktion beeinträchtigt sein. Bestehen diese Störungen über einen längeren Zeitraum, kann eine Vielzahl von Krankheiten entstehen. Nachfolgend werden wichtige Faktoren, die auf das Bindegewebe einwirken können, dargestellt.

3.1.3.1 Krankheiten als Störungen des Bindegewebes

Krankheiten sind nach Pischinger Folgen von Störungen im vegetativen Grundsystem ▶ [55]. Ein lokales Krankheitsgeschehen kann sich über die bereits beschriebenen Regelkreise auf den gesamten Organismus ausbreiten. Durch die energetische Offenheit der Grundsubstanz ist eine schlagartige Ausbreitung möglich und kann zu neuen Ordnungszuständen des gesamten Systems führen. Je nach Grad der Vorschädigung des Gesamtregulations- und Stoffwechselsystems reichen mitunter schon geringe lokale Reize, um das Gesamtsystem nachhaltig zu stören.

In den letzten Jahrzehnten nehmen besonders chronische Krankheiten erheblich zu und entziehen sich dabei immer mehr einer symptomatisch-lokalen Therapie. Ein Grund dafür liegt genau in diesen offenen Fließgleichgewichten des Organismus. Der Austausch von Energie und Materie hält weder im gesunden noch im kranken Zustand an der Zellmembran oder an der Grenze eines Zellverbands inne.

Entzündungen, Verletzungen, Fremdkörper, Bakterienherde und Narben können die Eigenregulation des Körpers empfindlich stören und den gesamten Gesundheitszustand schwer belasten. Solche „Störfelder“ lassen eine dauerhafte ordnungsgemäße Reizweiterleitung über das Grundgewebe nicht mehr zu, woraus chronische Erkrankungen erwachsen können. Diese Störfelder können Schmerzen auch an ganz anderen Körperstellen auslösen.

Die Neuraltherapie nach Huneke ist eine Möglichkeit zum Aufspüren und Auflösen solcher Störfelder ▶ [2]. Voraussetzung dafür ist ein funktionierendes Bindegewebe, welches den neuraltherapeutischen Reiz blitzschnell als sogenanntes Sekundenphänomen zum Erfolgsorgan weiterleiten kann. Deshalb muss einer Neuraltherapie am besten immer eine Sanierung des Grundgewebes (Entgiftung und Ausleitung, Entsäuerung) vorangehen. Die Neuraltherapie selbst ist eine moderne Regulationstherapie, die nicht Bestandteil dieses Buches ist. Der Autor verweist auf die weiterführende Literatur am Ende des Buches (siehe S.124ff.).

Auch das Stichphänomen nach Pischinger beschreibt die Fähigkeit des Bindegewebes, positive wie negative Reize sehr schnell über den gesamten Körper zu verteilen. So kann ein lokal übersensitives Bindegewebe (z. B. bei Diabetespatienten durch tägliche Insulininjektion) einen solchen Injektionsreiz als einen als unangenehm empfundenen „Schmerzblitz“ durch den ganzen Körper schicken. Betroffene Patienten beschreiben das Stichphänomen des Öfteren als Stromschlag. Beide Phänomene zeigen deutlich die Fähigkeiten eines gut funktionierenden Bindegewebes.

3.1.3.2 Störungen im Stoffwechsel

Die Grundsubstanz stellt ein labiles Ordnungssystem mit ihren Hauptkomponenten Zuckerbiopolymere, Wasser und den darin gelösten Stoffen Kalzium, Natrium, Magnesium und Kalium dar. Für das Zusammenarbeiten der Zellen und des Grundgewebes bedarf es einer konstanten Ionenkonzentration sowie eines entsprechenden pH-Werts. Der pH-Wert der wässrigen Anteile der meisten Grundsubstanzen im Organismus liegt dabei im leicht basischen Bereich.