Mörderische Gier - Ernst-Michael Schwarz - E-Book

Mörderische Gier E-Book

Ernst Michael Schwarz

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Beschreibung

Die Geschichte nimmt ihren Ausgang bei drei engen Schulfreunden aus Berlin-Köpenick. Nach dem Abitur werden sie ganz unterschiedliche Lebenswege gehen. Der Köpenicker Hauptkommisar Karl Sander und sein Team kommen ins Spiel, als eine Leiche auf der Langen Brücke gefunden wird. Die Kriminalisten haben es in ihrem aktuellen Fall mit Auftragsmorden, Clankriminalität, Korruption und einer Entführung zu tun. Die Spurensuche führt über Köpenick hinaus durch ganz Berlin bis nach München.

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ernst Michael Schwarz

Mörderische Gier

Ein Berlin Krimi

Inhalt:

Prolog

1.Nachts in der Altstadt

2. Gartenparty

3.Auf der Langen Brücke

4. Müggelheim- Am Bauernwäldchen

5. Auf dem Parkplatz am Müggelturm

6. Tarek

7. Siedlung Kämmereiheide

8. Konferenzraum des LKA 11

9. Zum Goldenen Anker

10. S-Bahnhof Wuhlheide

11.Arrival BER, Flug 230, Pegasus Airlines

12. Paul Landgraf

13. Der Zugriff

14. Sven

15. Neukölln

16. Der Deal

17. Puchanstraße

18. Eisstadion Neukölln

19. LKA 1 Keithstraße

20. Tempelhofer Feld

21. Max

22. Am Rathaus Köpenick

23. Andreas Koller

24. Entscheidungen

25. In der Prenzlauer Allee

26. Im Ratskeller

27. Azaleenstraße

28. Leichenfund

29. Abschied

Nachwort

Prolog:  Humboldt Gymnasium Berlin-Köpenick;

Ende Mai 1995

Es war bereits weit nach Mitternacht und die Reihen der feiernden Abiturienten hatten sich deutlich gelichtet. Kleinere Gruppen aus den verschiedenen Klassen und Leistungskursen saßen noch beieinander und tranken die Reste aus. Man schwor sich, keinesfalls für immer auseinanderzugehen, sich immer wieder zu treffen, Kontakt zu halten und vieles mehr. Die Zeit würde auch dieses Mal zeigen, es kommt alles ganz anders und die meisten würden sich erst nach Jahren vielleicht auf irgendeinem Klassentreffen wiedersehen, wenn überhaupt. Der Eine oder die Andere mussten schon mal eine Träne wegwischen. Es waren vier Jahre, die sie alle zusammen waren, manche noch viel länger, da sie schon gemeinsam in Köpenick und Umgebung aufwuchsen.

Am Ende der großen Treppe, die zur Aula führte, saßen drei spezielle Schüler, die seit Kindertagen alles gemeinsam unternommen hatten und durch dick und dünn gegangen waren: Paul, Andreas und Markus, die man nur im Dreier Pack bekam, als Clique vom Humboldt Gymnasium weithin bekannt. Egal was jetzt auf sie zukommen würde, Eines stand für sie fest: zusammen bleiben. Paul, der Kleine, wollte an der Humboldt Universität ein Kriminalistik-Studium aufnehmen. Andreas, der Beste von den Dreien, hatte seinen Studienplatz für Medizin in München sicher und Markus, das Sorgenkind, war im zweiten Anlauf für Wirtschaftswissenschaften und Informatik an einer Technischen Hochschule eingeschrieben. Mit dem steigenden  Alkoholspiegel an diesem Abend klangen auch die Zukunftspläne immer kühner. Markus und Andreas würden nach dem Studium gemeinsam ein Start Up in Berlin gründen und da Paul bei der Kripo auch in Berlin blieb, waren ja dann alle wieder zusammen. So der Plan, die letzte Flasche war auch geleert und Zeit, nach Hause zu gehen. Da alle noch für ihren zukünftigen Weg viel organisieren wollten, verabredete man sich für Ende Juli im Ratskeller. Alle umarmten sich und jeder ging seines Weges, und das doch für sehr lange Zeit.

Markus verschwand von der Bildfläche und außer dem einen oder anderen Telefonat zwischen Andreas und Paul gab es bis zum Sommer 2019 keinen Kontakt.

1. Nachts in der Altstadt

Diese Sommerabende waren in der Köpenicker Altstadt immer sehr belebt, die Restaurants und Kneipen gut besucht. Während bei den meisten anderen so um Mitternacht die Tische hochgeklappt wurden, war im „Goldenen Anker“ noch schwer was los. Peter, der Wirt, kam kaum zum Luft holen, die Stimmung war gut und alle ließen sich die Drinks und vor allem das Bier schmecken. Ein junges Pärchen, das schon seit dem frühen Abend draußen an einem Tisch saß und mit ein paar Stammgästen ins Gespräch gekommen war, wollte jetzt aufbrechen, um am nächsten Morgen pünktlich zum Stadtbummel bereit zu sein. Tipps hatten sie von den Gästen genug bekommen. Beide kamen aus Hamburg und besuchten zum ersten Mal Berlin. Da sie im Penta-Hotel jenseits der Spree wohnten, würden sie nach ein paar Schritten im Hotel sein. Jetzt, weit nach Mitternacht, blieb alles ruhig, kein Auto und auch die Straßenbahn fuhr schon lange nicht mehr.

„Lass uns hier rüber gehen, Karin. Schau mal: das Schloss sieht ja wirklich toll aus, so angestrahlt. ...und da ist ja schon unser Hotel.“ Aber sie war von etwas anderem fasziniert. „Da sieh mal, da liegt was auf den Schienen, ein Rucksack oder so was. Wenn da morgen früh die Tram kommt kann sie entgleisen. Lass uns mal nachsehen. Jetzt fahren ja keine Bahnen mehr und ob wir auf den Schienen laufen oder auf dem Fußweg ist auch egal.“ Noch ein paar Meter und der Rucksack erschien immer größer.

Den wenigen Gästen, die noch bei Peter vor dem Lokal saßen, ging der Schrei durch Mark und Bein.

„Peter - was ist da los? Wo sind die jungen Leute, die müssten ja jetzt auf der Langen Brücke sein? Los, lasst uns mal nachsehen.“

Als drei der Gäste vom „Anker“ auf der Brücke ankamen, sahen sie erst einmal nichts. Dann auf den Gleisen, neben einem Pfeiler saß der junge Mann, mit dem sie eben noch gemütlich gemeinsam ein Bier getrunken hatten, im Arm leblos seine Freundin, offensichtlich bewusstlos.

„Schau mal Lothar - und was ist das dort? Ein Toter? Wirklich, ich sehe mal nach. Vielleicht ist er nur besoffen und schläft.“

Nach zwei Minuten kam Lothar zurück. „Der ist tot, mausetot. Ein Einschuss, ein Loch in der Stirn, den hat jemand hingerichtet. Sofort fing Karin, die wieder aufgewacht war, an zu schreien.

In der Zwischenzeit war ein Mann vom Wachschutz aus dem Hotel rübergekommen und hatte die Regie am Tatort übernommen.

„Bringen Sie bitte Ihre Freundin ins Hotel aufs Zimmer und kommen Sie gleich wieder zurück. Die Polizei wird Fragen an Sie haben.“

Schon waren die Sirenen und das Blaulicht zu hören. Mit der Ruhe in der Altstadt war es vorbei.

2. Gartenparty

Es gab viele Gründe für das Treffen der „Sandertruppe“, wie sie sich selbst nannten. Sie hatten in letzter Zeit eigentlich nur bis über alle Ohren in Arbeit gesteckt, keine Zeit für die sonst üblichen Treffen und Feierabendbiere, egal ob beim Italiener in Charlottenburg oder bei Peter im Anker. Aber dann hatte Paul Landgraf die Idee zu einer Gartenparty bei sich zu Hause in der Kämmereiheide. Jetzt nach Mitternacht wussten viele nicht mehr so wirklich, was sie hier feierten. War es die bestandene Prüfung und die Ernennung zum Kommissar von Peter Schneider, der seit der Luisenhainsache zum Team gehört, oder die Verlobung des Chefs mit Marie, die Rückkehr von Tarek nach Berlin und seine Ernennung zum Hauptkommissar beim Bundeskriminalamt? Egal, es war ein toller Abend geworden, mit Grill und vielen interessanten Gesprächen mit allen: vom Kriminalrat Winter und Professor Weinert bis zu Renate Klein, der guten Seele des Teams, die immer wieder heulen musste, egal ob bei der kurzen Rede des Chefs oder bei den vielen Geschichten, die immer von dem Einen oder Anderen zum Besten gegeben wurden.

Dann gab es noch etwas Besonderes. Es war schon etwas später und alle hatten schon etwas Leckeres auf dem Teller, da kam noch ein besonderer Gast: Frau Dr. Tina Steffens, die Staatsanwältin. Es gab spontanen Beifall und das Team war fast komplett.

Max, das Computergenie, fehlte noch und traf schließlich ohne Laptop und Pizza, aber mit Fahrrad ein. Er postierte sich zwischen Grill und Bierkasten und jetzt waren wirklich alle da.

Tarek und Britta Fuchs, die Stellvertreterin von Sander, mussten sich auch nicht mehr verstecken. Sie LKA und er BKA -  da gab es keine Probleme mehr.

„Sag mal Karl, verlässt du eigentlich jetzt deine Burg hier in Köpenick und zieht ihr Beiden endlich zusammen?“ Frank Winter war neugierig.

„Nein, Frank, es bleibt alles so wie es ist. Jeder bleibt erst mal in seiner „Höhle“. Es geht uns damit sehr gut.“

„Eine äußerst vernünftige Einstellung“, meldete sich Professor Weinert zu Wort, der es sonst sehr spannend fand, von Susi Weiß etwas über einige ihrer brisanten Fälle zu erfahren. Marie verstand sich offensichtlich mit Monika, der Frau von Paul Landgraf, sehr gut und man kam überein, sich einfach mal zu viert im Garten zu treffen.

Die sonst so humorlose und trockene Staatsanwältin Tina Steffens schien wie ausgewechselt und amüsierte sich mit Renate Klein und den vielen kleinen Geschichten aus dem Alltag des LKA köstlich.

Kriminalrat Winter wandte sich an sein Team: „Also, liebe Kollegen und Kolleginnen, feiert schön weiter, aber ich muss jetzt nach Hause. Erstens bin ich der Älteste und für Euch eine - wenn auch kurze –Zeit ohne Chef muss doch auch sein.“

Er wollte sich grade ein Taxi rufen, als ein Streifenwagen, ohne Signal, aber mit Blaulicht vorfuhr.

„Frank, das nenne ich mal Timing.“ Alle mussten über die Bemerkung von Karl lachen.

„Wir sollen Kriminalrat Winter abholen.“ Der Beamte schaute sich fragend um. Frank Winter ging mit ihm zur Seite, winkte Karl Sander ran und die Stimmung der Party sackte augenblicklich in den Keller.

„So, Kollegen, wer ist noch halbwegs nüchtern und kann arbeiten?“ Alle meldeten sich.

„Wir haben einen Toten auf der Langen Brücke. Es riecht nach organisierter Kriminalität, Auftragsmord und was sonst noch alles uns so richtig Freude macht. Die Kollegen aus Köpenick haben uns gerufen, weil es unsere Zuständigkeit ist. Karl übernimm bitte.“

In der Zwischenzeit war ein kleiner Polizeibus vorgefahren und Karl teilte seine Leute ein. „Peter, Susi mit mir. Professor Winter ? Wollen Sie?“

„Natürlich, ich fahre mit meiner Kollegin in meinem Wagen, bin ja nüchtern, Frau Staatsanwältin, kommen Sie mit uns.“

„Britta, fahr zur Wohnung des Opfers, Adresse schicke ich dir auf´s Handy. Ich will alles wissen. Renate - fahren Sie bitte nach Hause, frisch machen, eine Stunde schlafen und dann sehen wir uns im Büro.“

„Tarek, hilfst du uns?“

Tarek überlegte kurz. „Ja Karl, ich fahre in mein Büro, hole mir grünes Licht vom Chef und Ihr schickt mir alles was Ihr von dem Toten habt, dann sehen wir morgen früh klarer.“

Für die Arbeitsorganisation hatte Karl Sander genau zehn Minuten gebraucht. Er verabschiedete sich noch schnell von Paul und dessen Frau.

„Paul, du bleibst erst mal hier und beräumst mit deiner Frau das Chaos. War ein tolles Treffen, für die Berufseinlage kann keiner was, na doch - einer, aber den kriegen wir früher oder später. Besser früher. Du fährst dann ins Büro und bereitest alles vor. Erste Dienstberatung heute um 08:00 Uhr.“

Beinahe hätten sie Max vergessen, der sich jetzt meldete: „Paul, hast du einen Laptop oder Computer? Dann bleibe ich gleich hier und fange, sobald ich Namen oder Adresse bekomme, mit der Recherche an. Wir verlieren sonst zu viel Zeit.“

Was Karl Sander zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste:

dass dieser Fall nichts, aber auch gar nichts mit der üblichen Routine zu tun hatte.

3. Auf der langen Brücke

Als Karl, Susi und Peter auf der Brücke ankamen, war bereits alles abgesperrt, die KTU schon vor Ort und auch Professor Weinert und Marie bei der ersten Begutachtung des Toten zu Gange.

„Habt Ihr schon was?“ wandte sich Karl Sander an die Kollegin von der KTU.

„Ja, Karl, eins ist sicher, Auffindort ist nicht gleich Tatort. Es fehlt so fast alles, was einen Tatort ausmacht. Keine Blutspuren, sonstige Spuren – Fehlanzeige. Papiere, Ausweis, Geld - alles da. Kein Raubmord.“

Karl Sander wurde langsam sauer.

„Haben wir eine Adresse? Susi, schicke sie gleich mal Britta aufs Handy. Wer ist das?“

Susi hielt den Ausweis hoch, um etwas zu sehen.

„Nico Peters, Am Bauernwäldchen?“

„Das ist doch Müggelheim…“, meldete sich Peter zu Wort.

„Okay Peter, schnapp dir zwei Kollegen und einen Streifenwagen und fahrt raus, Britta sollte schon vor Ort sein. Seid vorsichtig.“

Karl Sander wandte sich wieder dem Toten zu, der gerade von Marie und Professor Weinert in Augenschein genommen wurde.

„Also Professor, was können Sie sagen?“

„Ja, Hauptkommissar, der Mann ist tot, mausetot, hingerichtet und er war auch sofort tot, ein Schuss, sieht aus wie 9mm, aufgesetzt. Sehen Sie hier die Wundränder, Schmauchspuren? Alles andere sagt Ihnen Frau Dr. Dreger, für vor Ort ist sie zuständig, ich bekomme unseren Freund hier auf meinen Tisch, so bald als möglich.“ 

Marie grinste Karl Sander an, dessen Laune sich augenblicklich besserte.

„Also Karl, wir können nur das bestätigen, was die KTU schon herausgefunden hat. Hier wurde er nur abgelegt, die Brücke ist nicht der Tatort. Ich will dir mal was zeigen.“ Sie legte die Arme frei und schnitt die Hosenbeine auf. „Diese Flecken, auch am Kopf, rühren von Stürzen her und zwar post mortem, keine Färbung, keine weitere Ausprägung. Ich vermute, unser Freund wurde, wo auch immer, erschossen, in ein Auto verfrachtet und hier auf die Schienen aus dem fahrenden Wagen geworfen. Die Verletzungen würden passen.“

„Susi, habt Ihr noch was gefunden?“

„Nein, nichts, alles abgesucht, der oder die Täter hatten wohl gehofft, dass man ihn erst Stunden später finden würde, wenn die erste Bahn fährt, also gegen fünf Uhr.“

In dem Moment meldete sich das Smartphone von Karl Sander. Er ging ran und wurde blass.

„Es hat eine Schießerei gegeben in Müggelheim, ob es Tote gegeben hat wissen wir nicht. “

 „Professor, Sie müssen allein fahren und mit der Obduktion beginnen. Marie, du fährst gleich mit den Kollegen nach Müggelheim, die KTU schicke ich raus, sobald die hier fertig sind. Susi, du bleibst hier, bis die KTU fertig ist. Um 08.00 Dienstberatung, bringe bitte deren Bericht mit. Ruf Tarek an, ich will ihn dabei haben.“