Mords-Kaliber - Monika Nebl - E-Book

Mords-Kaliber E-Book

Monika Nebl

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Fall: ein ermordeter Jäger in den Bierkatakomben … und damit ist die »Krimi-Minnie« wieder in ihrem Element, als bei einer Führung in Wasserburg die Leiche entdeckt wird.

Im zweiten Band der humorvollen Reihe geht Minnie in dunklen Bierkellern auf Mörderjagd.
Bisher hat sie immer »Schwein g'habt«, doch diesmal liegt arg viel Blei in der Luft.
Dabei denkt sie nur an eines: Warum macht sich Freund Alex so rar?

Liest du gerne Bayernkrimis von Rita Falk, Eva Adam oder Friedrich Kalpenstein? Dann ist die pfiffige Krimi-Minnie genau dein Fall.
Also ab auf die Couch und Schmunzelmodus an!

Dich erwarten Spannung, Humor und eine witzig-prickelnde Beziehungskiste mit oberbayerischem Lokalkolorit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Table of Contents

Titelei

Impressum

Widmung

Zur Autorin

Zum Buch

Nicht ganz allein im Wald

Laden zu vermieten

In den Katakomben

Techtelmechtel mit Folgen

Schweinderl allüberall

Gewehr und Hund bei Fuß

Lose Schrauben

Minnie geht ein Licht auf

Jägerehre

Alpakas und Rumpelstilzchen

Krimi-Minnies dritter Fall

Nachwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bairisch-hochdeutsches Glossar

Karte von Wasserburg

Weitere Veröffentlichungen

Monika Nebl

Mords-Kaliber

Krimi-Minnies zweiter Fall

Ein Wasserburg-am-Inn-Regionalkrimi

Impressum:

Copyright © 2021 Monika Nebl

c/o Verlag EyeDoo Publishing

Berger Str. 26, 83556 Griesstätt

www.eyedoo.biz

E-Book Ausgabe

Print- und Onlinegestaltung: Günter Nebl

Bildnachweis: © Liudmila Dutko – stock.adobe.com

Bildnachweis: © Fabio – stock.adobe.com

Bildnachweis: © Fotoatelier G. Nebl

Lektorat: Michael Reinelt

Korrektorat: Ursula Ammersbach

 

Diese Geschichte entstand ohne Hilfe von KI, sondern einfach nur mit viel Herzblut und Freude am Schreiben.

Autorin und Verlag verbieten eine Nutzung des Textes zum Training und zur kommerziellen Verwendung durch KI.

Alle Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sowie realen Orten sind rein zufällig.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweiser Nachdruck sowie die elektronische Weitergabe und Übersetzung sind vorbehalten.

www.monika-nebl.de

Für alle Autoren von Regionalkrimis oder -romanen, die mit ihren Geschichten ihre Liebe zur Heimat zeigen.

Ich bedanke mich bei meinen Testleserinnen und -lesern und natürlich bei Michael und Ursi für ihre Korrekturen und Kritik. Ihr seid schon so lange an meiner Seite, und ich bin sehr dankbar für die unkomplizierte Zusammenarbeit.

Mein Dank geht diesmal besonders an:

Witgar, Bierkatakomben-Fachmann und Vorsitzender der Kellerfreunde Wasserburg sowie Kripo-Beamter, für die Spezialführung und das kriminalistische Mitdenken;

Raffael, Jäger und Lehrer, für die Hilfe bei der waidmännischen Sprache und beim Entwickeln eines »schussfesten« Motivs sowie für die spannenden Hintergrundinfos;

Franz, ehemaliger Bankpersonaler, für Alex’ sinnvollen Personalentwicklungsplan;

Christof, alteingesessener Wasserburger, der mir städtisches »Insiderwissen« verrät, etwa über die Fähre zum Blaufeldwirt. Er erinnert mich manchmal ein bisschen an den Romberger Gustl, weil er ebenso gerne in den Cafés sitzt und Gott und die Welt kennt.

Zur Autorin

Bei einem kurzen Stopp in Wasserburg am Inn sagte die damalige Münchnerin spontan: »Hier würde ich so gerne leben!« Drei Jahre später war es so weit. Seit 2000 lebt Monika Nebl im nahen Einzugsgebiet und saust gerne mit der Vespa in die »nördlichste Stadt Italiens«, wo sie das Flair zwischen Mittelalter und Moderne genießt.

Die Autorin hat bereits über 25 Bücher veröffentlicht und ist dabei vielseitig unterwegs. Wasserburgs Gassen und Mauern dienen als mystische Vorlagen in ihren Fantasyromanen (geschrieben unter Pseudonym Ainoah Jace). Ihr Fernweh lindert sie mit ihren Romantikthrillern, deren Handlungen den Leser in andere Teile der Erde entführen (geschrieben unter Pseudonym Katie S. Farrell). Ihre Reisen und wie sich diese in ihre Bücher schmuggeln, beschreibt sie im Bildband »Geschichten im Gepäck«.

Und nach einigen Kurzgeschichten für zwei Anthologien mit den »Rosenheimer Autoren« war sie plötzlich da: die Lust, einen Lokalkrimi zu schreiben. Das war die Geburtsstunde der »Krimi-Minnie«, ihrer Freunde und des Verbrechens in Wasserburg …

Warum ein weiterer bayerischer Lokalkrimi?

Ich habe bisher Fantasy und Romantikthriller geschrieben und vermute: Meine Minnie hat mich einfach in ihren Bann gezogen. Außerdem ist Wasserburg als Schauplatz wie für einen Krimi gemacht.

Falls ein bairisches Wort (sparsam verwendet) nicht selbsterklärend ist, findet ihr im Anhang ein kleines alphabetisches Glossar, denn dieses Buch soll nicht nur Bayern Vergnügen bereiten. Wichtig ist mir, die bairische Sprache nicht zu »verhunzen«, ich habe mein Möglichstes getan. Auch liegt der Humor keineswegs auf der woanders häufig übertrieben dargestellten Charakterisierung eines »Null-acht-fuchzehn«-Bayern. Minnie und Co. sind (fast) normale Bewohner einer oberbayerischen Stadt.

Nicht ganz allein im Wald

Sein Atem geht hart und rasselnd, obwohl er ein gesunder Mann mit einem Haufen Kraft ist. Kann jemand das Keuchen hören – ein Frühaufsteher oder Spätheimkehrer? Die Atemzüge, die ihm wegen seiner Last so schwerfallen, erscheinen ihm lauter als das Quietschen der alten Tür, die er öffnet. Doch zu dieser Zeit schläft Wasserburg am Inn, nachdem die Stadt spät zu Bett gegangen ist – wie so oft in den Sommermonaten, wenn ein Event das nächste jagt. Gegen zwei Uhr morgens kehrt endlich Ruhe ein. Darauf hat er gewartet. Nun muss er sich beeilen. Denn in einer Stunde beginnen die Bäcker ihr Tagwerk.

Glücklicherweise kann er mit dem Wagen bis vor die Tür fahren. Die Tür, die in den kommenden Wochen nicht geöffnet würde. Diese Tatsache hat den Ausschlag für seinen Plan gegeben. In zwei Wochen wäre alles vorüber, und keiner könnte ihn aufhalten. Er wäre unantastbar, mit einer treuen Gefolgschaft hinter sich. Zuerst hieß es jedoch, den Unfähigen zu beseitigen. Kaltblütig hatte er sein »Wild« gestellt und mit seiner Autorität jeden Widerspruch seines Opfers erstickt. Es war so einfach gewesen – wo kann man einen Jäger am besten allein antreffen? Na freilich: auf seinem Hochsitz am Abend oder frühen Morgen.

Den leblosen Körper hatte er einige Stunden verstecken müssen, sodass er nicht von späten Spaziergängern mit Hund entdeckt werden konnte. Aber es war gutgegangen.

Und bisher weiß nur einer, was geschehen ist. Auf ihn wartet er mit Ungeduld. Er wirft einen geringschätzigen Blick auf den Sack, der vor seinen Füßen liegt. Bald schon würde man den Mann darin vermissen. Bis zu seinem Auffinden würde allerdings noch viel Zeit vergehen. Der Mörder öffnet die Tür, dann zieht er den Sack hinter sich her und hinterlässt auf dem staubigen Boden eine deutliche Spur.

 

Laden zu vermieten

Wasserburg am Inn im August

 

Mir ist kalt. Es riecht nach Moder und überfluteter Stadt. Ja, in Wasserburg kann man das tatsächlich in manchen Häusern und Kellern riechen. Denn immerhin hatten wir in den vergangenen Jahrhunderten so einige Überschwemmungskatastrophen.

Die Lampe an der nur grob behauenen Mauer funktioniert nicht – mal wieder. Ich aktiviere meine Handylampe und suche mir vorsichtig meinen Weg zwischen undefinierbarem Gerümpel, einem alten Fahrrad ohne Räder und labbrigen Kartons. Vermutlich geht von denen der Muffelgeruch aus.

Plötzlich fahre ich zusammen und halte den Atem an.

Etwas Dunkles baut sich am Ende des Ganges auf. Dort, wo sich mein Kellerabteil befindet. Es scheint auf mich zu warten, hält still und lauert. Hätte ich nur meinen neuen Mitbewohner dabei. Aber mein Hund George ist ebenso selbstständig wie ich und sonnt sich sicher gerade lieber vor dem Café Schranne anstatt seinem Frauchen beizustehen.

Ich schlucke und gehe unwillkürlich einen Schritt rückwärts. Und noch einen und einen weiteren, bis ich an etwas stoße, das eben noch nicht da war.

In der nächsten Sekunde löse ich Jamie Lee Curtis als Scream Queen ab. Ich weiß allerdings nicht, ob ich nach vorne oder hinten fliehen soll. Durch mein Kreischen hindurch registriere ich, dass mich jemand festhält. Ich beginne, um mich zu schlagen, mit dem Erfolg, dass ich mich nicht mehr bewegen kann.

Dann dringt eine Stimme in mein Bewusstsein, die ich kenne:

»Verdammt, Minnie. Hör auf, die Verfolgte im Kettensägenmassaker zu spielen. Ich bin es nur.«

Dieser letzte Satz lässt mich gleich noch einmal kreischen, während ich mich umdrehe. Diesmal vor Wut.

Hat Alex eigentlich noch alle Tassen im Schrank, mich so zu erschrecken? Er nimmt seine Hände von mir und hält sich stattdessen die Ohren zu. Zitternd starre ich ihn an. Also den einen dunklen Umriss, von dem ich jetzt weiß, dass es mein Freund ist. Mein Handy liegt am Boden und leuchtet schräg von unten herauf, was Alex’ Gesicht einen dämonischen Zug verleiht.

Zögernd schaue ich mich um. Da – am Gangende – steht nach wie vor das viel größere Dunkle. Und wenn Alex schon mal da ist …

Der entfernt vorsichtig seine Hände von den Ohren.

»Fertig mit dem Geschrei?«

»Du hast mich zu Tode erschreckt«, erwidere ich heiser, während er mein Handy aufhebt und es untersucht.

»Sieht noch funktionstüchtig aus.«

Er reicht es mir, und ich leuchte ihm unhöflich ins Gesicht. Ah, ein bisschen schlechtes Gewissen ist da.

»Warum bist du eigentlich rückwärtsgegangen, Minnie?«

Ich zeige den Gang hinunter. »Deshalb!«

Er runzelt die Stirn, dann versucht er, das Licht einzuschalten. Ich erkläre, weshalb ich hier im Dunklen rumzittere und kreische.

»Geht nicht, ich muss die Birne erneuern. Kannst du erkennen, was das ist? Ich habe da nichts hingestellt.«

»Schauen wir halt nach«, meint Alex, der Eben-noch-Schocker und jetzt wieder mein Held.

Als ich kurz zögere, nimmt er meine handyfreie Hand und sagt: »Komm, mein Angsthäschen, leuchte uns den Weg.«

Ich verkneife mir eine zickige Antwort, denn ich bin ja ehrlich froh um seine Begleitung. Dabei bin ich kein Angsthase! Eigentlich.

Aber mein Held hat mich gestern gezwungen, einen gruseligen Fantasyfilm anzugucken. Nicht einfach mit Kopf abhacken wie in »Herr der Ringe«. In dem Film wurden mit einer latent boshaften Grausamkeit Elfen abgemurkst. Ich gucke die weiteren Folgen nicht! Elfen sind Wesen des Lichts (außer die Dunkelelfen natürlich). Und deshalb liebe ich sie.

Auf jeden Fall hat mich der Film Schlaf und Nerven gekostet. Da kann Alex heute in seine Wohnung gehen, wenn er den weiterschauen will. Ich bleibe hier – ohne fernzusehen. Oder ich gehe sicherheitshalber mit – ebenfalls ohne fernzusehen. Da ist ein Spielabend als psychische Wiedergutmachung angesagt, mein Freund. Aber das fordere ich erst, wenn wir uns wieder im hellen Sonnenschein befinden.

Wir nähern uns dem Gebilde und meinem Kellerabteil.

»Leuchte mal hin«, fordert mich Alex auf, und ich überwinde mich schweren Herzens. Blaues Plastik leuchtet auf: Es handelt sich um zwei aufgrund ihrer Größe beeindruckende Müllsäcke, die jemand aufeinandergestapelt hat. Zumindest Minnie beeindruckende Müllsäcke!

Alex schlägt sich an die Stirn.

»Ach, da hab ich nicht mehr daran gedacht, es dir zu sagen. Das ist das restliche Verpackungsmaterial vom Franz. Ich dachte mir, du kannst es vielleicht mal brauchen, wenn du Figuren verschicken oder ausliefern musst.«

Der Franz war bis vor Kurzem der Erdgeschossmieter meiner Mutter, der Hausbesitzerin. Dann wurde er leider – auch meiner nicht geringen Beteiligung wegen – des Mordes und Betrugs überführt.

Nun zu dem klugen, aber vergesslichen Mann an meiner Seite.

»Gute Idee, bis auf den Umstand, dass du es nicht erwähnt hast. Falls du dich von mir trennen willst, weil du feststellst, dass ich weiße Haare habe, kannst du das vergessen! Denn die verdanke ich dir.«

Seine Hände wuscheln durch meine kastanienroten Locken. »Das wäre nur gerecht, so viele graue Haare, wie du mir schon angehängt hast.«

Jetzt nimmt er mich in die Arme und küsst mich zärtlich. Ich sinke zurück an die Müllsäcke, die zwar ein weiches Innenleben haben, aber Kellerkälte ausstrahlen. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, der nur von einem leichten ärmellosen Sommerkleid bedeckt ist. Energisch schiebe ich meinen Freund weg.

»Mir ist eiskalt, Alex. Ich wollte nur kurz etwas aus meinem Keller holen. Könnten wir das bitte machen und schnell wieder nach oben gehen?«

Er seufzt. »Du findest es hier also nicht romantisch?«

Meinen bösen Blick sieht er nicht. »Eher weniger. Das ist hier ja nicht ein historisches Gewölbe.«

»Eigentlich schon«, unterbricht er mich, aber ich rede weiter.

»Sondern ein alter Muffelkeller voller Gruschzeugs.«

»Sollen wir aussortieren und ein romantisches Gewölbe daraus machen?«

Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er diese abstrusen Ideen vielleicht ernst meint. Doch Alex ist ein nüchterner mathematischer Mensch, wie ein Banker eben sein sollte. Bis auf diese gelegentlichen Anwandlungen. Und seine seltsame Freundin, die so ganz anders ist. Ich bin kein Kellerkind und lasse ihn dies auch entschieden wissen.

»Nein, das machen wir nicht. Leuchte mir bitte mal.«

Ich suche nach dem Schild »Laden zu vermieten«, das ich hier unten deponiert habe. Der Tierbedarfsladen vom Franz war jetzt etwa zwei Jahre in dem großen Raum mit Lager, hinter dem sich mein Atelier befindet. Aber irgendwie dachte ich mir, dass es nicht schaden kann, das Schild aufzuheben. Obwohl ich den Franz nicht unrecht fand. Da sieht man mal, wie man sich täuschen kann, und dass doch der erste Eindruck nicht der verkehrteste ist.

Ich gehe Alex voraus nach oben und versperre nach ihm die Kellertür. Mein Atelier – Werkstatt wäre auch kein falscher Begriff – geht Richtung Inn hinaus, der Laden nach vorne zum Marienplatz.

Es war nie ein Thema zwischen meiner Mutter und mir, dass ich den Laden dazu bekomme. Denn ich könnte mir die Miete nicht leisten. Außerdem brauche ich nicht so viel Platz. Wobei es schon schön wäre – aber leider eher unwahrscheinlich –, wenn ich meine getöpferten Figuren nach wie vor im Schaufenster ausstellen dürfte. Mit einem Tesafilm klebe ich das Schild ans Fenster zum Gehweg. Zwischen die Wolpertinger, Hunde, Katzen, Eulen und Kühe, die sich momentan hier tummeln. Hey, man sollte jede Werbemöglichkeit nutzen!

Der erste, der davor stehen bleibt, ist ein guter Freund: Gustl Romberger, Ex-Polizist und mein »Recherchepartner«, um es vorsichtig auszudrücken. Das muss ich, weil Alex immer sehr allergisch reagiert, wenn Gustl und ich »ermitteln«, statt zu »recherchieren«. Zu Alex’ Rechtfertigung muss ich zugeben, dass es im »Fall Franz« für meinen Ellbogen und meine Hüfte etwas schmerzhaft ausgegangen ist. Weil ich saublöd auf dem Friedhof zu Boden gegangen bin.

»Ja, Minnie, da bin ich ja gespannt, wer zu dir ins Geschäft einzieht.« Mit diesen Worten betritt der Gustl den leeren Laden und begrüßt Alex. Mit ihm kehrt auch mein Hund zurück, den ich nach dem Franz-Fall gewissermaßen adoptiert habe. George – nach George Gershwin, dem Musicalkomponisten – hat sich für mich entschieden. Ich musste ihm nur die Tür aufhalten.

Gustl und meine Mutter mahnen, dass ich verantwortlich bin, wenn Schorsch – so nennt ihn manch ein bayerischer Banause – jemanden beißt. Aber das würde er nie tun, denn er ist der geborene Beschützer. Gefährlicher ist eher seine Angewohnheit, beim Überqueren der Straße plötzliche Verkehrsstaus zu verursachen. Bis jetzt ist alles gut gegangen. Und ich will nicht zugeben, dass ich Angst habe, dass er bei nächster Gelegenheit für immer das Weite sucht, weil ich ihn an die Leine nehme.

»Das wird ned so einfach werden«, seufze ich zu Gustls beunruhigendem Auftakt. »Derjenige muss aushalten, dass ich durch den Laden laufe, um ins Atelier zu kommen.«

»Kann man ned eine eigene Tür durch die Wand ins Stiegenhaus brechen für dich?«, fragt der Gustl, der zwar ein großer Ermittler vor dem Herrn mit einer gesegneten Spürnase ist, leider jedoch zu den Männern mit je fünf linken Daumen an beiden Händen zählt.

Alex, der da eher herkömmlich ausgestattet ist, lacht dementsprechend. »Da musst du durch etwa einen Meter Mauer, Gustl. Und ob das alte Gemäuer dann nicht über der Minnie zusammenbricht …«

»Schmarrn, das nicht, aber die Traudl lässt mich doch kein Loch in die Wände schlagen. Da bröselt ja alles runter, was an Putz im Stiegenhaus an der Wand hängt.«

»Na und? Das ist ja jetzt dein Job, so was zu richten, Minnie.«

Bevor ich zum hundertsten Mal den Bob-der-Baumeister-Witz hören muss, sage ich: »Ja, freilich kann ich das organisieren. Wenn du die Traudl fragst.«

Er wird ein bisschen blass, der Herr Kriminaler. Und jeder, der meine Mutter kennt, versteht das. Denn ihren weichen Kern, von dem ich neulich erst erfahren habe, verbirgt sie gut. Sie ist respekteinflößend, die Traudl Mayrhofer, ihres Zeichens Astrologin und reiche Geschiedene.

Und ich, Arminia die Starke – wie mich außer meiner Mutter niemand nennen darf –, bin neuerdings die Hausmeisterin des vierstöckigen schmalen Hauses in Wasserburg am Inn. Den Job habe ich vom jetzt inhaftierten Franz übernommen, worüber ich sehr glücklich bin. Sogar doppelt glücklich: über den Franz, der für sein böses Tun bestraft wird, und über den Job. So kann ich meine Miete für das Atelier im Erdgeschoss und meine Wohnung oben unterm Dach mit Blick auf den Inn bezahlen.

Ich habe ein paar handwerklich begabte Finger, die zu mehr als zum Töpfern, Romane Schreiben und im Eiscafé Abspülen imstande sind. Und ganz ehrlich – alles ist besser als ein geregelter Job, bei dem ich Punkt irgendwann am Schreibtisch sitzen muss, obwohl die Sonne draußen scheint. Da ist es doch viel erfüllender, wenn mich ein Tonklumpen sprechender Weise anstarrt: »Minnie, mach etwas Wundervolles aus mir, beispielsweise ein Glücksschwein.«

Hört sich das für euch seltsam an?

Na ja, mag sein, aber so tickt eine Keramikerin eben. Und mein derzeitiges Thema hat mit Ringelschwänzchen zu tun.

Neulich auf dem Nachtflohmarkt hat es meine Freundin Antonia, genannt Toni, geschafft, ein deutlich vermurkstes Schweinderl, von meinen Künstlerhänden gefertigt, zu verkaufen. Keine Ahnung, was ich an dem Tag der Erschaffung für ein Problem hatte – ich tippe schwer auf Alkohol. Mich abzufüllen, sprich arbeitsunfähig zu machen, dazu bedarf es nicht viel. Alles, was mehr Prozente in meinen Körper bringt als ein Grappa oder ein Spritz, kann fürchterliche Folgen für die Kunst haben. Das Ergebnis ist dann ein vor Rechtschreibfehlern wimmelnder Text voller Unsinn – seltsamerweise oft erotisch und damit nicht zu veröffentlichen – oder eben ein verhunztes Viecherl wie das Glücksschwein.

Um auf das Ringelschwänzchen-Thema zurückzukommen: Die Käuferin des Schweinderls besitzt einen Laden für Dekogegenstände, und unter ihren Verkaufsobjekten steht das Schwein, dem sie Charakter bescheinigt hat.

Annemarie, von bayerischen Freunden Annamirl genannt, tickt ähnlich seltsam wie ich. Vermutlich reichen ihre Einnahmen ebenso gerade für die Ladenmiete und das Überleben – eine weitere Gemeinsamkeit. Sie strickt übrigens wunderschöne Sachen und war in der Phase, als die Leute Laternenpfähle verschönten, voll am Start. »Urban Knitters«, also »städtische Stricker«, nennt man diese Künstler, die Gegenstände, deren Aussehen sie stört, bunt überziehen.

Das Annamirl ist wohl etwas ruhiger geworden, denn statt auf öffentliche Statements zu setzen, bietet es Wollschals und Decken an, aber auch mit Wolle überzogene Vasen und Boxen. An den Wänden hängen Bilder von allem, was der Wollprofi schon umstrickt hat: Fahrräder, Steinpoller, hässliche Geländer – und eine Statue hat warme Gamaschen bekommen. Es gibt sogar ein Foto von einem »bestrickten« Panzer. Als ich meine Freundin gefragt habe, ob sie daran beteiligt war, hat sie bloß gegrinst und die Aussage verweigert. Hat vermutlich Ärger gebracht.

Das ist also das Annamirl, die begeisterte Abnehmerin meiner Handwerkskunst. Sie macht das, bis auf das bereits erworbene Schweinderl, auf Kommission und hat ein besseres Händchen für den Verkauf als ich. Was nicht schwer ist, denn ich bin als Eigenloberin ungeeignet. Ich finde meine Tonviecherl wunderschön, empfinde es allerdings als überheblich, das selbst zu sagen.

Aber gemeinsam mit meinen anderen Jobs bekomme ich das Finanzielle in meinem Leben einigermaßen auf die Reihe.

Und für das Annamirl gestalte ich nun eine Schweinderl-Kollektion. Angeblich hat sie dafür Sammler an der Hand. Mir soll es recht sein, es gibt Schlimmeres auf dieser Welt als Schweinderl zu sammeln. Außerdem plant sie eine Ausstellung, bei der auch meine Kunst vertreten sein wird.

Alex und Gustl haben das Thema Ladenumbau ad acta gelegt und begutachten nun die abgeschlossene Renovierung des Ladens. George hat sich in die Werkstatt verzogen – kluger Hund, da ist es viel schöner.

Der Gedanke an den Nachmieter des Franz macht mich nervös, denn meine Mutter entscheidet sich bestimmt für jemanden, der nicht unbedingt zu mir und meiner Werkstatt hinter dem Laden passt. Was nicht schwer ist, muss ich zugeben.

Immerhin hat sie mich gefragt, was für mich gar nicht passen würde. Darüber war ich so überrascht, dass mir nichts anderes eingefallen ist als: »Bitte weder Café noch Döner-Laden, weil ich sonst Dauerhunger habe. Außerdem muss ich durch den Laden in die Werkstatt laufen können, das funktioniert in dem Fall aus hygienischen Gründen nicht.«

Traudl hat mich mit einem leisen Seufzer angesehen und genickt. Sie hofft immer noch darauf, dass ich mir einen »richtigen« Job suche.

Tonis Seufzer war da deutlicher: »Mensch, Minnie, du hättest viel mehr sagen sollen, wenn sie dich schon fragt. Kein Notar oder Rechtsanwalt, weil der deine lehmigen Fußspuren nicht verkraften kann, kein Hypnosezirkel, weil dann deine Musik stört, kein Zahnarzt.«

Mir wird ganz anders. Ein Zahnarzt! Wie soll ich begleitet vom Bohrergeräusch Kunst hervorbringen?

»Du hast recht. Ich bin so dumm! Ich hätte mir einen Blumenladen wünschen können. Da hätten meine Schuhabdrücke dazu gepasst. Ein Hypnosezirkel wird es ebenso wenig wie ein Sado-Maso-Laden, da mach ich mir keine Sorgen, das ist trotz allen Schwebens in höheren Sphären nicht ihr Ding.«

Toni hat sich dann eine Zeit lang vor Lachen gekrümmt, als sie sich die Varianten vorgestellt hat. Und mich – verzweifelt in meinem Kämmerlein dahinter – völlig ausgebrannt und uneffektiv.

Mir ist mittlerweile pessimistisch zumute, wenn ich daran denke, was der nächste Mieter für mich bedeuten könnte. Da war der Franz doch nicht die schlechteste Wahl. Leider hat er sich als Mörder und Dateiendieb entpuppt.

***

Zwei Tage später ist es so weit: Meine Mutter hat sich und eine Interessentin, die gute Chancen auf den Laden hat, angekündigt.

Durch das Schild hatte ich fleißig Besuch. Darunter war tatsächlich ein Döner-Koch, den ich schweren Herzens abgelehnt habe. Ein weiteres Uhren- und Schmuckgeschäft braucht Wasserburg vielleicht auch nicht dringend, die Exklusive-Handtaschen-Dame hat ihre Anfrage zurückgezogen, als sie mein »Atelier« durch die offene Tür gesehen hat. Dabei bin ich nicht unordentlich – zurzeit.

Die Damen kommen gegen zehn Uhr vorbei, und ich breche meine Arbeit widerwillig ab. Ein Radiobeitrag hatte mich heute früh so inspiriert, dass ich sofort mit einer Wildschweinrotte beginnen musste. Jetzt wickle ich die vorgeformten Tonklumpen in einen feuchten Lappen und hoffe auf später.

Harriet Sanders, »Sie können meinen Nachnamen gerne deutsch aussprechen«, ist schlank und groß, trägt ein weißes Kostüm und die blonden Haare in einer festen Betonwelle à la von der Leyen. Fast hätte ich auf Versicherung oder Kreditinstitut getippt, wäre da nicht der Regenbogenanstecker am Revers, der nicht ganz ins Bild passt.

Meine Autorenfantasie begibt sich rasant auf ideenreiche Pfade: eine Sekte, ein soziales Projekt, eine politische Gruppierung oder eine Heilpraktikerin? Da drückt sie mir ihre Visitenkarte mit dem dicken Regenbogen und ihrem Namen darauf in die Hand.

Vor dem Namen lese ich ein Dr. phil., darunter: Lebenscoach!

Nun höre ich ein Wham, wie es im Buche steht! Ich muss gar nicht zu meiner Mutter hinübersehen, ich spüre das Glitzern in ihren Augen. Und wie gleichzeitig meine Kreativität abnimmt.

»Minnie, ist das nicht wunderbar? Frau Sanders hat kein Problem damit, dass du durch ihren Laden gehst …«

Frau Sanders unterbricht sie: »Studio, Frau Mayrhofer. Ich nenne es Kreatives-Leben-Studio.«

Meine Mutter zuckt zusammen. Niemand unterbricht sie sonst. Das könnte jetzt das Aus für die Dame sein … ist es aber nicht. So schnell gibt die Traudl nicht auf, wenn es darum geht, ihre Tochter fürs Leben fit zu machen. Sie fährt fort: »… durch ihr Studio gehst. Sie hat viel Verständnis für künstlerische Kreativität.«

Die nächste Unterbrechung: »Kreativität sollte unser Leben bestimmen. Was bringen Sie denn hervor, Fräulein Mayrhofer?«

Ich muss einen Augenblick überlegen, was sie damit meint, dann vermute und antworte ich entsprechend: »Schweinderl aktuell.«

Sie starrt mich abwartend an, und ich muss zugeben, ihr ist keinerlei Missbilligung anzusehen, im Gegensatz zu Traudl.

»Arminia töpfert Tiere, oft im Auftrag. Sie macht auch wunderschöne Alltagsgegenstände. Außerdem schreibt sie Romane.«

Sie erwähnt weder, dass es Fantasyromane sind, noch meine weiteren Tätigkeiten. Je mehr, desto besser, finde ich. Meine Mutter sieht das genau anders herum.

Ich schweige und warte ab. Die strahlendblauen Coachingaugen wandern über mich hinweg, und ich schaffe es gerade, nicht die Schultern zurückzunehmen und mich zu strecken. Das wäre ein Armutszeugnis gewesen, wenn mir die Dame gleich im ersten Gespräch vermittelt, dass ich an mir arbeiten sollte.

Dann erschrickt sie, als George an ihrer beringten Hand schnüffelt. Sie beobachtet ihn misstrauisch, wie er sich hinsetzt und sie aufmerksam studiert. Was er wohl sieht und riecht? Ich würde ihn gerne fragen. Er scheint abzuwarten, immerhin ist er nicht weggelaufen.

»Was für ein süßes Kleid. Wie alt sind Sie denn, Fräulein Mayrhofer?«

»Alt genug für ein Blümchenkleid und nicht zu alt für Flipflops«, entschlüpft es mir. Meine Mutter zuckt wieder zusammen, aber Harriet Sanders lacht.

»Sie sind ein Freigeist, wie schön.«

Ehrlich? Haben sich vielleicht meine Mutter und ich in der Dame getäuscht?

»Da macht die Arbeit einfach mehr Spaß, nicht wahr? Und draußen in dieser schönen mittelalterlichen Pracht kann man dann ja anderes tragen. Ich verstehe Sie nur zu gut. Bei der Arbeit muss man sich wohlfühlen.«

Doch nicht getäuscht. Blöde Zicke!

»Mir macht alles im Blümchenkleid und in Flipflops Spaß, für die Arbeit werfe ich eine Schürze drüber. Aber nun wollen Sie sich sicher in Ruhe umsehen.«

Ich lächle sie an, zeige viele Zähne, weil ich so angespannt bin. Und gehe gefolgt von George in mein »Atelier« zurück. Nicht noch eine einzige Sekunde an Unsinn verschwenden, wenn ich stattdessen einen Haufen Frischlinge machen kann. 14 Stück wirft so eine Bache pro Wurf. Und muss die dann alle satt kriegen. Was regt sich meine Mutter eigentlich wegen einer einzigen Minnie so auf? Wenn sie 14 von meiner Sorte hätte, hätte sie keine Zeit für Überwachung und Lebensgestaltung.

Ich höre die Stimmen der Damen nebenan. Offensichtlich gefällt die renovierte Fläche, die Frau Sanders eben verplant.

»Und hier stelle ich mir Regale vor, jeweils mit der Dekoration gefüllt, die ich für die einzelnen Kurse brauche. Und auf einem ausgedehnten Teppich werden wir unsere Achtsamkeitsübungen machen. Am Fenster müssen wir etwas ändern. Die Leute dürfen Bewegungen erkennen, aber natürlich nicht die Teilnehmer. Ich werde einen großen Paravent aufbauen, vor dem ich Interessierte empfangen kann.«

Genau, und George und ich dürfen da durchlaufen – wer soll das glauben?

***

Als ich später meiner Mutter gegenüber meine Bedenken äußere, erfahre ich nur: »Sie hat gesagt, es ist kein Problem, und es steht auch im Mietvertrag drin.«

»Es ist fix? Die Schlaumeierin zieht ein?«, fragte ich entgeistert, und Traudl nickt lächelnd.

»Ein paar Einblicke werden dir schon nicht schaden, Arminia. Die Frau hat viel Lebenserfahrung.«

Die wird sie noch erweitern, denke ich grimmig. Wenn ich meine Lehmfinger in ihrem Waschbecken waschen muss und an weißen Handtüchern mit Regenbogenemblem abtrockne.

Und die Wolpertinger werden wohl nicht mehr in der Auslage stehen dürfen, aber das war zu vermuten.

***

Am Abend muss ich mich gewaltig zusammenreißen, denn der amüsierte Gesichtsausdruck meines Freundes treibt meinen Blutdruck hoch. Wir sitzen nach einem langen Spaziergang mit Hund auf meinem Balkon vier Stockwerke über dem Inn und brotzeiteln.

»Was ist daran so lustig? Das geht nie und nimmer gut, Alex!«

»Das befürchte ich auch. Doch bis dahin werden wir alle viel Spaß haben, wenn dich die Dame coachen will.«

Ich schaue ihn fassungslos an.

»Magst du mir sagen, was dir nicht an mir passt? Damit ich das richtige Seminar buche«, schlage ich vor, und meine Stimme zittert. Was ist aus dem »Minnie, du darfst dich nicht ändern«-Gerede geworden?

Alex lacht nur leise.

»Die Frau hat keine Chance gegen dich, Minnie-Maus.«

»Und sollte sie die haben, mein Hase?«, mein Ton wird giftig, und Alex etwas ernster. »Minnie, hab einfach Spaß mit ihrem Geschwafel, und wenn es nicht mehr geht, sagst du es Traudl.«

Der Satz ist gerade mal einen Schnauber wert. Der optimistische Mann meint dazu: »Sie hält zu dir, das weißt du doch seit deinem letzten Kriminalfall. Und es muss ja nicht immer erst gefährlich werden, damit sie es beweisen kann. Und du beweist ihr dafür im Gegenzug, dass du ein gleichmütiges Temperament hast und zumindest versuchst, mit der Dame auszukommen.«

»Gleichmütig hört sich fad an, finde ich.«

Aber nicht falsch. Aussprechen tu ich den Gedanken allerdings nicht, das verbietet mir mein bockiger Stolz. »Sie soll mich nur in Ruhe lassen, dann kommen wir wunderbar aus.«

Alex nickt gleichmütig – er kann das fantastisch – und schaut auf sein Handy. Seine Stirn runzelt sich, und er meint: »Ich muss mal beruflich telefonieren. Entschuldige mich kurz bitte.«

Das tue ich, mit gleichmütigem Temperament, denn leider muss ich ab und zu ertragen, dass Alex seinen Job mit in meine Wohnung bringt.

Ich bleibe zurück und genieße einen Moment den Blick auf den breiten Strom. Es wird allmählich schneller kühl am Abend. Der September ist da, und die Farben um Wasserburg verändern sich. Noch ist das Laub an den Bäumen grün, doch das Licht wirkt schon anders, bereitet die Einwohner auf den Winter vor. An der Aussicht oben beim Huber-Wirt stehen wie gewohnt Menschen, die die Stadt mit ihren Türmen, Kirchen und der Burg bestaunen.

Meine Balkonuntermieter, das Taubenpärchen mit Doppelnachwuchs, hat sich davongemacht. Vermutlich sitzen sie auf dem dicken Kabel, das sich hinüber zur anderen Innseite spannt. Unter hunderten ihrer Art.

Das Balkongeschrubbe und das nutzlose Netz haben sich für dieses Jahr erledigt. Aber ich weiß, ich sehe die beiden treuen Gesellen im nächsten März oder April wieder.

Als ich das Tablett mit unseren Brotzeitresten in die Küche trage, höre ich Alex’ Stimme aus dem Schlafzimmer. Sie klingt ernster als sonst. Ich bemühe mich, nur leise zu klappern, damit ich etwas verstehen kann. Nicht aus Neugier, sondern freilich aus Sorge.

Da kommt er heraus und klappt den Schutzdeckel seines Handys zu. Die Runzel sitzt immer noch auf seiner Stirn.

»Alles in Ordnung?«, frage ich ihn. Er zuckt zusammen, war wohl in Gedanken ganz woanders.

»Ja, ja, natürlich.«

Ich hake nicht nach, denn wenn es um die Bank geht, soll und darf ich nichts wissen.

---ENDE DER LESEPROBE---