Morning Glory - Christian Mauck - E-Book

Morning Glory E-Book

Christian Mauck

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Morning Glory" schließt dort an, wo der vorangehende Erzählband "Niemals die Stadt" abschloss. In 80 einzelnen Bildern, teilweise karg, erratisch, surreal, nicht selten mit einer Spur von Humor, erzählt der Band in 6 Kapiteln von Städten der Herkunft, dem Erwachsen und Suchen neuer Heimaten, Wanderschaften durch Adoleszenz und kurzen Feierabend in fremden Städten, sowie am Ende, mit emotional noch größerem Gewicht, von dem Gedanken an Rückkehr in die alten Heimaten und den Schlaf, beruhend auf echten Begebenheiten. Mal sehr chaotisch, dann doch sehr nah ist "Morning Glory" erst als Gesamtwerk komplett zu verstehen und lädt zu stetigem erneuten Lesen ein und dem Umherwandern durch das Labyrinth der Orte und am Ende durch die Etappen des Lebens selbst. Begleitend dazu, wenn auch im loseren Zusammenhang, enthält das Buch Abbildungen von Acrylgemälden des Autors, welche die Leseerfahrung sowohl auflockern als auch vertiefen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 49

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Veröffentlichungsjahr: 2020

Verlag und Druck: tredition GmbH,

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

© Christian Mauck 2011-2019

978-3-347-15343-1 (Paperback)

978-3-347-15344-8 (Hardcover)

978-3-347-15345-5 (e-Book)

Christian Mauck

Morning Glory

(Gedichte)

Dieses Buch ist gewidmetFrauke

Kapitel 1: Lift

(dem Ort des Aufwachens)

Kapitel 2: Hände

(der neuen Heimat)

Kapitel 3: Unwissen / Jungfernstieg

(dem halben Weg fort)

Kapitel 4: Weiler

(dem halben Weg heim)

Kapitel 5: Glory

(der alten Heimat)

Kapitel 6: Morning Glory

(dem Ort des Schlafengehens)

Kapitel 1

(Lift)

01.

Loft / Der Turm

Hast du noch Geld?

Nage den hängenden Kragen aus Hängen an einer schaukelnden Wand

Beschmiert mit schlammiger Cola; austropfende

Kerzenlöh

Aus versteinertem Flieder schneiden sich Boote,

Hände mit Nagel-armen Fingern

Er webt nur Tier, das dann schon alt ist,

getrennt von holländischen Frauen

Das Glas ist stark, sie scheiden

auf schäumenden Eis

Er nimmt alle Gestalten an sich

Aus einem Bra kriecht der Pilz

Töpfen und turmartigen Krügen nah

ein Dietrich aus einem Kiefer

alles ähnelt

einem zurückgelassenen

singenden Menschen

02.

Abendflöte

Auf der Brüstung einer ewigen Destille

trage ich Decken und blaue Röcke

Schmerzende Gaze, ein Ätzen wo ich

schleudernden Geistern begegne

Spektrale Wägen mit kleinen Schädelnäpfen

Meine Frau sabbert auf ein Till Brönner-Cover

Am Fenster verkündet sie,

dass sie große Neigungen sieht

Ich lebe nur hier um den Käfig zu stehlen

und es lässt sich jeder Zeit tun

Auf der Brüstung einer ewigen Destille

In der Waschküche liegen tote, schwangere Frösche

Ich lege Schilf und eine Wolle herum aus

Ich lege Schilf um meinen Mund

Auf der Brüstung einer ewigen Destille

Ein Alter klettert auf seinen Stock

Fleckiger Saft sickert aus einem Lichtstrahl

Ein Embryo trinkt radioaktive Kleider

Auf der Brüstung einer ewigen Destille

löscht ein Blöder einen ausgekühlten Kopf im Schrei

Ich pfropfe Saugnäpfe auf einen Herzmuskel

Auf der Liege ruhe ich auf einer Brust

Auf der Brüstung einer Destille

knüllt ein Einhändiger Sonnen

Ich durchquere eine Fensterscheibe, bleibe stecken

Mitten im Glas treibe ich auf,

halb hörbar laut

03.

100 Kilogramm schwerer Zitronenfalter

er

die Nadel eines toten Chamäleons,

über mir liegend als betupfte Kaiser,

Brut, brütend hinfort eines hämischen Bauches,

ich muss meiner Nichte Brüste kühlen

ein dampfendes Laub aus Säuren,

meine Mutter weckt gusseiserne, sinkende Gänse,

wir blasen foie gras auf,

Mutter nimmt einen blutigen Strang, der an mir, hoch

mein Vater bläst Argon in ein Pferd,

in ein Astloch legt er Fell,

er flimmert wie eine Schar aus Würmern,

meine Nichte näht sich einen Karren ins Fleisch

ich reiße mir die Nägel,

die Finger schlürfen leeren Vorhäuten gleich,

schwarze Algen schwimmen in Stadtpfützen

In die blaue Algen, ins liebevoll verstellte Meer?

Oder Alkohol und der kranke Kot?

04.

Keine Musik, ausnahmsweise

Zwischen zwei Wolken laufen wir umher

Giorgio haben wir die Geschichte erklärt und er

war leise; und wir waren heiter,

heiter mit unseren Shrimps, denn das Auftürmen

bis unter-die-heißen-Tage war fordernd,

fordernd wie ein Krokodil hinter der Straßenecke

Eine Gesellschaft, eine Clique aus Wachs

Wir sitzen im Frühling auf der Landzunge der Weser

Als erster ergreife ich nie das Wort

Doch uns sagt das nichts; meine Art

Hundert Lösungen für den, der lebt wie ich, habe ich

wie Hundert Grad Fahrenheit

05.

Igel

Ein Fernlaut; harte Strafen

mit puffenden Brustkörben spielt er

er ist ein Sangeslied

im Wind schläfrig auf neunschwänzigen Katzen

liegend

ein stummes Verwerfen, Kolportiertes

auf Faulmoos, gespalten, und Holz von

Deutenden erpresst

ein Oni sieht dich aus dem Dung überzüchteter

Katzen fehl an; Mönche beten jenes Schauen

in verschweißten Kohlenstofftanks an

auf dem Grund verlorene Hände

sie lösen Rätsel in der Erde,

der Lös verlangt tyrannisch, die von ihm

endlos erschauten Möwen in unablässiger

Zeremonie zu Frauen zu nehmen

aus Thronen und viktorianischen Gärten

rülpst einem ein entstellter, starrer Wein entgegen

welcher Körperteil ist ein Attentat, mit welchem

(mancherorts mit Dietrich geöffneten) Leib

erzieht man uns;

ich erwache aller Tage mit toten Männern

jemand fettet an allen Abenden den Schnee ein

Sperma, Morgensterne und Lächeln tippen auf den

Zweigen und Blättern;

was ist der wahre Preis eines Hauses,

was lege ich auf das Grab aller Freunde und Freude

Willst du die Stadt der Teufel sehen?

Wir legen hier Kastanien

in die Augen des Teufels

und in unseren Kanalisationen mühen sich

heilige Gärtner;

wir bieten wiederum unsere Milch an

aus den Gedärmen der Kühe

und dein Blut ist in Niemandes Besitz; du selbst

sehnst dich von Hand zu Hand

06.

Irgendein anderes Venedig

über dir spann ich Bahn,

lass dir noch und nöcher beten, -

Speichel auf die Messer; sie

knacken, Kartuschen voll Thymian

und glühende Orangen

wir sind deine Sklaven

und noch immer wollen wir dich

für dich bestatte ich mich nicht,

leiere und halte allen Anschlag an

ein kühles Bier für die Toten; sie

wuchsen schneller und tiefer als das Grab

sie sind immer noch deine Untergebenen

um sie zu dressieren, lege ich dich frei,

ich kratze und sauge ihre Augen aus -

fallen wir doch auf die Welt wie versteinerte Sterne,

ich betusche die in Volieren

gesperrten Bienen

immer noch trage ich dein Gesicht

gestern war ich Gott,

heute bewege ich mich auf der Oberfläche des

Sterns

und immer noch will ich dich

07.

Blumenhirn

Man könnte meinen, dass es nach

Seesternen röche und

die Edelsteine sich dehnen.

Die Dörfer versengen sich

zu kleiner Größe und

Kinder schreien herab

Du, bis zu den Knien berieselt,

bis zur Hand gestillt.

Die Brotschneidemaschine schwimmt

Ich rieche an den verlassenen Kleidern,

der Botanische tötet sich

zum Herbste her und die Klingeln

werden geschnitten

08.

Wellenkamm

Ich lebe in der Wabe deiner Musik,

eine, die geliehen, durch deine Stimme

dir selbst geboren

wie das eigene herangezogene

Kind im Innern

Herzstillstandsdame

Wir gehen in blauen Zimmerecken spazieren

Katzen mit Elefantitis stehen auf dem Balkon

Mit uns darauf stürze er ein

Du sitzt im entkernten Schrank

und schreist wie eine Löwin

Wie viele Ureinwohnerstämme müssten

deinen Teppich bedauern

Die Sterne deiner Besessenheit

graben sich tief in mich ein,

öffnen meinen Körper und meine Seele