Motorradgeschichten - Markus Höner - E-Book

Motorradgeschichten E-Book

Markus Höner

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Beschreibung

Aus dem Leben eines Motorradfahrers, einige tolle Geschichten! Es sind wahre Begebenheiten, selbst erlebt oder weiter erzählt, die mal lustig aber auch mal ernst sind. So wie das Leben eben spielt. Auf jeden Fall aber lesenswert!

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Seitenzahl: 161

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Vorwort

Motorradgeschichten

Es gibt zu unserem Hobby so unendlich viele Geschichten und Erlebnisse, so dass ich gar nicht weiß, wo ich nun mit dem Erzählen anfangen oder aufhören soll. Deshalb habe ich erst mal einige Davon aufgeschrieben und dann versucht sie zu ordnen. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn sogar für Leute die rein gar nichts mit Motorrädern zu tun haben kann das interessant sein. Sicher werden nun einige von euch sagen, dass sei doch sowieso alles frei erfunden. Doch weit gefehlt, alles was ich hier aufschreibe, ist auch wirklich passiert! Vielleicht war es nicht haargenau so und natürlich musste ich die Namen etwas abändern, doch der Kern der Geschichte entspricht der Wahrheit, das kann ich beschwören! Sicher, das gilt nur für meine eigenen Geschichten. Für die mir erzählten Sachen kann ich natürlich keine Garantie übernehmen. Wobei ich schon darauf geachtet habe, wie glaubwürdig diese Geschichten und deren Erzähler waren. Und obwohl manche sich unglaublich anhören, bin ich mir doch ziemlich sicher, was deren Wahrheitsgehalt betrifft.

Wie viel wir bei unserem Hobby erleben, ist da doch wirklich ganz erstaunlich. Auch mit einem Motorrad zu verreisen, ist etwas ganz Besonderes. Und damit meine ich nicht unbedingt eine Reise zu irgendwelchen tollen exotischen Zielen, sondern eher den `normalen´ Urlaub in Deutschland oder Europa. Etwas Besonderes wird es nicht durch ein besonders weit entferntes Ziel, sondern durch das Genießen der Fahrt dorthin! Und wenn ich dann noch den Urlaubsort samt Umgebung mit dem Motorrad erkunden kann, ist es das Höchste überhaupt! Ob das nun mit einem Zelt, einer Ferienwohnung oder gar einem Hotel verbunden wird, spielt erst mal keine große Rolle. Natürlich ist man auf einem Zeltplatz nah an der Natur, doch genau das stört ja manchen Zeitgenossen. Alles hat halt Vor- und Nachteile!

Wobei wir schon bei den Nachteilen dieser Art Urlaubsreisen sind:

•Ja, man wird nass, wenn es regnet.

•Ja, man muss auch schwitzen, wenn es sehr warm wird.

•Und ja, mit dem Gepäck muss man sich auch einschränken.

•Zudem schmerzt nach spätestens 600 km Fahrt auf jedem Motorrad das Hinterteil.

Doch all dies ist nach einer schönen Tour über kurvenreiche Strecken am Urlaubsort bald vergessen. Und glaubt es mir, mit keinem anderen Fahrzeug erlebt man eine Reise so intensiv wie mit einem Motorrad! Man hat halt die Nase direkt im Wind!

Und dabei erlebt man viele schöne, lustige, aber auch anstrengende, oder sehr ernste Geschichten. Deshalb dieses Buch und nun viel Spaß beim lesen!

Inhaltsverzeichnis

Erstes Erlebnis beim TÜV

Nochmal beim TÜV

Und wieder beim TÜV

Motorradclubs

Bikertaufe

MZ-Treffen

Erster großer Urlaub

Urlaub auf Korsika

Auf dem Heimweg

Mandello de Lario

Isle of Man

Sardinien

Mal wieder Korsika

Tierische Begegnung

Rolf´s RD250

Die tolle Le Mans

Meine eigene Guzzi

Ein Stück Draht

Abgeschossen

Schnelle Laverda

Eine echte Schweinerei

Bastelei

Ausflug mit Suzuki

Harztour

Die perfekte Tour

Warum keine BMW?

Im Winter

Vierzig Jahre!

Zum guten Schluss

Erstes Erlebnis beim TÜV

Es muss im Frühjahr 1983 gewesen sein, als ich mein allererstes Motorrad zum TÜV fuhr. Doch dafür muss ich etwas weiter ausholen.

Nachdem ich im Herbst des Jahres 1982 meinen Führerschein bestanden hatte, stand ich zwar glücklich, doch ohne Maschine da. Wie immer war das Geld knapp. Einfach in den Laden gehen und eine schöne Maschine kaufen, fiel damit ja wohl für mich flach. Trotzdem wollte ich natürlich fahren und schaute deshalb nach gebrauchten Motorrädern. Doch für meine zusammengekratzten 500 Mäuse gab es nicht wirklich etwas Gescheites. Entweder waren die Geräte uralt oder hatten irgendwelche Defekte. Tja, das war schon mal sehr ernüchternd! Ich ließ mich aber nicht unterkriegen und suchte fröhlich weiter. Nachdem ich dann wohl zum fünften Mal in die Werkstatt eines Bekannten kam, meinte der auf einmal: „ Da fällt mir grad’ was ein, warte mal! “

Sprach’s und verschwand für geraume Zeit auf dem Dachboden. Etwas eingestaubt und mit Spinnweben in den Haaren kam er wieder herunter. Fröhlich grinsend zeigte er mir einen hübschen kleinen Einzylindermotor und sagte:

„Das wär’ doch was für dich oder? “

Ich glaube ich habe erst mal ziemlich blöd geschaut. Natürlich fand ich den Motor ganz schön, doch was sollte ich damit? Auf meine Frage kam auch prompt die Antwort:

„Der ist von einer Yamaha SR 250. Den Rest der Maschine kann ich dir nächste Woche holen. Kannste alles zusammen für 500 DM haben. Nur zusammenbauen, musst du sie selber!“

„Aaah, ja!“

Eine Erklärung dafür bekam ich nicht warum jemand diese Maschine überhaupt zerlegt hatte. Ich habe auch nicht weiter danach gefragt, denn es waren alle Papiere dabei und angeblich war sie auch nicht gestohlen! Was gab es da noch zu überlegen? Per Handschlag besiegelten wir den Deal und so hatte ich mein erstes Motorrad erstanden! Damit begann der Spaß aber erst, denn der Bekannte, nennen wir in Peter, hielt sein Wort. Er besorgte wirklich alle Teile und in meiner Garage sah es aus wie in einem Ersatzteillager! Doch was heißt hier eigentlich `meine´ Garage? Es war natürlich die Garage meiner Eltern, die ich ihnen hatte abschwätzen können, zumindest die vordere Hälfte. Den hinteren Teil brauchten sie für ihre Fahrräder und Gartengeräte. Tatsächlich hatte ich sogar großes Glück, denn nur weil meine Mutter mit ihrem Auto nicht um die Ecke kam, konnte ich überhaupt einen Teil der Garage bekommen! Das war zwar nicht perfekt, doch immerhin hatte ich direkt vor der Haustür eine Gelegenheit zum Schrauben. Und das war auch dringend nötig! Mein Vater sah die ganze Sache aber sehr skeptisch und meinte:,, Was soll das denn werden? Das kriegst du doch nie zusammen!“

Sprach´s und ging mit einem Kopfschütteln ins Haus. Doch genau damit wird er meinen Ehrgeiz angefeuert haben! Nun setzte ich alles daran, die Maschine fertig zu bekommen. Ein paar Wochen hat es zwar gedauert, doch das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Die kleine SR war etwas mehr Softchopper als ihre große Schwester. Sie hatte eine Stufensitzbank und einen dicken Hinterradreifen, dazu kam noch ein Tropfentank und ein höherer Lenker, fertig war meine `Mini-Harley´!

Bei meinem `Bausatz´ hatte ich sehr viel Glück, denn es fehlte so gut wie nichts. Nur der originale Lenker war irgendwie nicht mehr aufzutreiben, dafür gab mir der Bekannte aber einen sehr schönen anderen mit. Das Zusammenbauen der ganzen Teile dauerte natürlich, doch irgendwann und einige Rückschläge später stand das Ergebnis in der Garage. Mit vor Stolz geschwellter Brust fuhr ich also damit in den Nachbarort Beckum, um dort nach der TÜV- Abnahme meine neue Maschine anzumelden. Vorher hatte ich mir eine rote Nummer besorgt und die Versicherung abgeschlossen. Den kleinen Tank hatte ich voll gemacht, der Motor lief wunderbar und die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel! Was sollte da noch schief gehen? Tja, es ging noch so einiges schief!

Zunächst kam ich wie gesagt zum TÜV. Dort ging ich ins Büro und meldete mich (oder besser gesagt mein Motorrad) an. Danach musste ich eine ganze Weile warten und trollte mich derweil auf dem Parkplatz herum. Hier standen schon einige Leute und warteten ebenfalls auf die Herrn vom TÜV. Irgendwann kam aber doch die Aufforderung über den Lautsprecher, zum Hallentor 4 zu kommen. Dabei hätte ich fast meinen Einsatz verpasst, denn der Aufrufer bellte nur die Kennzeichen und die Nummer des Hallentors ins Mikrofon. Natürlich hatte ich mir die Nummer auf dem roten Kennzeichen nicht gemerkt und reagierte erst beim zweiten Aufruf. Als ich nun endlich zur Halle kam, sah ich schon das mürrische Gesicht des Ingenieurs.

„Ich dachte schon, sie kommen gar nicht mehr!“

war sein Kommentar. Na, dachte ich bei mir, das kann ja heiter werden! Genau so war es dann auch. Der Mensch schaute auf die Reifengröße und nach dem Licht, dann kamen noch die Blinker an die Reihe. Als Nächstes schwang er sich mit seinem Kittel auf meine Maschine und trat mit Gewalt den ersten Gang rein. Ja, ich hatte wirklich Angst um den recht filigranen Schalthebel!

Er fuhr eine Runde um die Halle, bremste einmal, und rollte wieder herein. Dann stellte er die Yamaha ab, trat nochmal zwei Schritte zurück und schlich um die Maschine herum, wie die Katze um den heißen Brei. In dem Augenblick wurde mir klar, dass er etwas suchte. Und natürlich fand er auch etwas! Es war der leicht abgefahrene Hinterradreifen! Zwar hatte der noch ca. zwei Millimeter Profiltiefe und war somit noch in Ordnung, doch das interessierte diesen Menschen nicht! Dann fand er auch noch ein fehlendes Katzenauge und den nicht originalen Lenker!

Das hieß für mich: Kein TÜV, keine Zulassung und nochmal einen Tag Urlaub nehmen! Doch zunächst fuhr ich mal zu Peter, dem Bekannten, der mir die Maschine verkauft hatte. Dem klagte ich mein ganzes Leid. Er schaute sich derweil die kleine Yamaha an und meinte: „Na da hast du doch saubere Arbeit gemacht! Sieht ja richtig gut aus!Und die Sache mit dem TÜV, die nimm mal nicht so schwer. Da fährst du einfach nach Warendorf, da ist auch eine TÜV Station, aber ein anderer Prüfer. Dem sagst du dann, der Lenker sei original und der Reifen kommt eh bald neu. Vorher fährst du aber noch bei Fahrrad-Meier vorbei und holst dir einen Rückstrahler. Bevor du dann nach Warendorf fährst, schrauben wir den noch dran, so was nehmen die sehr genau!“

Genau so machten wir es dann auch. Und was soll ich euch sagen? Die ganze Sache klappte wie am Schnürchen! Nur die Gebühr musste ich nochmal zahlen, denn ich konnte ja nicht sagen, das ich eine Stunde vorher schon einmal beim TÜV war!

-

Ja, so konnte ich mein erstes Motorrad doch noch anmelden und war gleich um eine Erfahrung reicher! Dabei blieb es aber nicht, denn diese Unwissenheit und Willkür beim TÜV war leider an der Tagesordnung, zumindest bei uns Motorradfahrern. So kann ich euch noch viele Geschichten erzählen, zum Beispiel die Sache mit meinem nächsten Motorrad. Das war eine Yamaha TR 1.

Noch mal beim TÜV

Viele von euch werden dieses Modell nicht kennen, deshalb hier eine kurze Beschreibung. Es war die erste Maschine aus Japan mit einem großen V-Motor und damit gründete sie die gesamte XV-Baureihe. Die Leistung wurde mit 71 PS aus 986 ccm angegeben. Optisch war es zwar ein biederer Tourer, doch steckten eine Menge Neuerungen in diesem Motorrad. Der Motor war luftgekühlt aber recht glattflächig. Tatsächlich stammten die Zylinder von der SR 500 und wurden nur in einem 90 Grad Winkel auf ein neues Gehäuse gesetzt. Der Hintere von beiden bekam durch die besondere Form des Seitendeckels kühle Luft zugeführt. Interessant waren auch die Hinterradfederung und der Rahmen. Letzterer bestand nämlich nur aus einem Blechpressteil, das als Brückenrahmen vermarktet wurde. Leider hielt der nicht das, was Yamaha versprach, denn er war bei weitem nicht stabil genug. Bei der Federung war die Sache etwas besser gelungen und funktionierte recht gut. Zwar war die Abstimmung der Dämpfung mal wieder zu weich, doch das war zu der Zeit bei den Japanern üblich. Eine Besonderheit war aber auch das Zentralfederbein mit der dazugehörigen Schwinge. Heute absoluter Standard, damals aber eine echte Neuerung! Und genau so eine Maschine nannte ich seit einiger Zeit mein Eigen. Auch hiermit musste ich dann zum TÜV und bereitete mich schon einmal darauf vor, indem ich die Maschine optisch auf Hochglanz brachte und so eminent wichtige Dinge wie ein Katzenauge am hinteren Schutzblech montierte! So kam ich also, gut vorbereitet und auf alle eventuellen Schlechtigkeiten gefasst, zum TÜV. So dachte ich zumindest, doch es kommt immer anders als man denkt! Der Prüfer kam aus seinem Häuschen, sah meine Maschine und meinte völlig begeistert: „Boooh, eine echte Bol d´Or! Die sieht ja stark aus!“

„ Wie bitte? Das ist eine Yamaha und keine Honda!“, war meine völlig verdutzte Antwort. Ja, es gab fast zur gleichen Zeit die Vierzylinder-Honda mit der Modellbezeichnung Bol d´Or. Diese Modellbezeichnung hatte sich Honda direkt von dem gleichnamigen Langstreckenrennen schützen lassen. Die 900er Bol d´Or war also ein völlig anderes Motorrad, doch der Prüfer ließ sich gar nicht irritieren und fing wieder an:

„Trotzdem ist das aber ’ne echt schöne Bol d´Or! “

„Mmmh!“

Nun brauchte ich erst mal Bedenkzeit! Was sollte man hier machen? Sollte ich den Mann aufklären und so ein wenig zu seiner Bildung beitragen? Oh nein, in so einem Fall bitte keine schlafenden Hunde wecken! So kam ich also zu dem Schluss, lieber zu schweigen und die momentane Begeisterung schamlos auszunutzen. Ruck Zuck, hatte ich die begehrte Plakette auf dem Nummernschild und konnte lachend und freudestrahlend das Gelände verlassen!

-

Mit meiner nächsten Maschine, die im absoluten original Zustand war, erlebte ich jedoch wieder einmal die totale Willkür! Es war eine 550er Kawasaki LTD. Ein mittelprächtiger Vierzylinder, der sehr gut lief. Dieses Motorrad hatte ich damals gerade gekauft und musste schon damit zum TÜV.

Die Typenbezeichnung LTD besagte, dass es sich um einen Softchopper handelte. So ein typisches Design der 80er Jahre ähnlich wie bei meiner Yamaha SR. Die Kawa hatte eine Stufensitzbank, einen Tropfentank, einen dicken Hinterradreifen und auch ein wenig mehr Chrom zu bieten. Das Ganze sah nicht schlecht aus und das Motorrad war flott zu fahren.

Und wieder beim TÜV

Durch einen Zufall hatte ich die Maschine fast neuwertig erwerben können. Zwar war der TÜV fällig, doch darin sah ich kein Problem, denn wie schon erwähnt war sie ja völlig original. Bei schönstem Wetter fuhr ich also nach Beckum zum TÜV. Natürlich hatte ich die LTD ordentlich geputzt und poliert, denn ich hatte ja gemerkt, wie extrem wichtig dies bei jeder Abnahme war! Das Schauspiel begann wieder mit der Anmeldung und der obligatorischen Wartezeit auf dem TÜV-Gelände. Diesmal war ich aber nicht der einzige Motorradfahrer und so kam ich mit den anderen ins Gespräch. Na, die hatten schon so einige schlechte Erfahrungen gemacht! Erzählen möchte ich davon aber nichts, denn wie viel Wahrheit oder Lüge darin steckte, weiß ich nicht. Doch eins kann ich wirklich so sagen: Die Unzufriedenheit unter uns war schon recht groß! Es zeigte sich zum Beispiel, dass nicht geputzte Motorräder gar keine Chance hatten. Irgendetwas fanden die Prüfer dann immer. Das Spielchen hatte ich selber schon gesehen! Auch wenn dem Prüfer eine Nase nicht passte, hatte man verspielt. Und das bekam nun ich zu spüren!

Es kam der Aufruf und ich rollte mit der Kawa zum Hallentor. Da es sich aber nur um eine Entfernung von vielleicht 20 Meter handelte, schob ich das Motorrad. Sofort bekam ich zu hören:

„Na, springt sie nicht an? Dann wird das aber hier nichts!“

Der Prüfer ließ sich aber doch herab, die Abnahme zu starten, denn ich versicherte ihm, dass die Maschine sehr wohl anspringen würde. Er gab sich dann zwar die größte Mühe, fand aber nicht den geringsten Fehler! Selbst an solche Dinge wie den obligatorischen Rückstrahler hatte ich gedacht. So war ich schon der festen Überzeugung, es geschafft zu haben. Doch da hatte ich das A....loch unterschätzt! Plötzlich stand er hinter der Maschine und meinte, das Schutzblech wäre zu kurz. Daraufhin erklärte ich ihm, dass dies original ab Werk so wäre. Nun hatte ich ihn aber wohl endgültig verärgert, denn er wurde lauter und meinte:

„Sie wollen das wohl besser wissen als ich! Ich bin aber Ingenieur und hier gehört eine Verlängerung dran!“

Noch war ich der festen Überzeugung im Recht und damit auf der sicheren Seite zu sein, also antwortete ich ihm, dass ja dann wohl irgendwelche Befestigungslöcher in dem Schutzblech wären. Leider interessierte ihn meine logische Argumentation gar nicht. Für solche Dinge hatte dieser Mensch offenbar einfach zu wenig Verstand! Natürlich musste ich nun dreimal schlucken, um ihm nicht zu verraten, was er mich ab jetzt kreuzweise konnte! Es half aber alles nichts, er schickte mich wieder nach Hause! Während der 12 km Fahrt hatte ich es geschafft, den Adrenalinspiegel wieder auf ein Normalmaß zu bringen. Zuhause angekommen dachte ich erst mal nach. Woher sollte ich so eine Verlängerung nehmen? Die Kawa war wirklich so ausgeliefert worden und somit gab es einfach keine Solche! Bei irgendeiner anderen Maschine hatte ich mal so etwas aus schwarzem Kunststoff gesehen, doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Da fiel mir etwas ein! Ich dachte an einen alten Eimer mit Wandfarbe, der noch im Keller stand. Der Deckel auf diesem Eimer war aus dickem Kunststoff, zwar nicht schwarz, doch das spielte ja wohl keine Rolle! So machte ich mich daran, aus diesem Deckel mittels Schere und Bleistift eine Verlängerung zu schneiden und das Schraubenloch für den Rückstrahler als Befestigungspunkt zu nutzen. Das Ganze sah so richtig Schei.... aus! Einige Farbflecken klebten auch noch an dem Teil, aber es erfüllte voll seinen Zweck! Nun schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass es noch früh genug war, um nochmals zum TÜV zu fahren. Kurz vor Feierabend kam ich etwas abgehetzt auf den Hof, ging erneut zur Anmeldung und war auch sofort an der Reihe, zufälligerweise bei dem selben Prüfer. Er begrüßte mich auch gleich mit den Worten: „ Wie, schon wieder da? Na dann schauen wir mal! “ Er warf einen Blick in die Papiere und dann auf meine ach so tolle Konstruktion. Natürlich rechnete ich nun mit einigem Gemecker und Gezeter, doch da hatte ich mich schon wieder geirrt. Er kam auf mich zu, schlug mir freundschaftlich auf die Schulter und meinte:

„Na, warum nicht gleich so? “

Ich kochte vor Wut, doch meine Gedanken hierzu möchte ich hier lieber nicht schildern, denn sie würden mir wohl noch heute eine Beleidigungsklage einbringen! Die Abnahme war aber kein Problem und endlich klebte er die begehrte Plakette auf´s Nummernschild. Noch auf dem TÜV-Gelände riss ich mein Kunstwerk wieder ab und warf es in die Tonne! Mit so einem Dreck konnte man doch nicht durch die Gegend fahren!

-

Das mag ein wenig hart klingen, doch fragt einmal Leute, die es erlebt haben! Nein das war nur selten lustig, aber natürlich gibt es auch ganz andere Geschichten und davon jetzt mehr. Motorradclubs sind keine Neuerscheinung. Es gibt sie hier schon seit Ende der 60er Jahre. Anfänglich waren das einfach junge Leute, die gern zusammen ihrem Hobby frönten: Eben dem Motorradfahren! Natürlich war es auch ein Aufbegehren gegen die gesellschaftlichen Zwänge dieser Zeit. Man wollte die Freiheit und kein Spießertum! Alles was mit Ordnung zu tun hatte, wurde verurteilt und abgelehnt. Ja, es war schon eine kleine Revolution. Man musste unbedingt Lederzeug anhaben und das musste auf jeden Fall schwarz sein! Dass man damit schon wieder neue Zwänge schuf, haben viele nicht bemerkt! Wirklich frei ist man eben nie! Was aber bis heute geblieben ist, ist der Zusammenhalt und der Spaß am gemeinsamen Hobby!

Motorradclubs