Motte und Licht - Renée Ahdieh - E-Book

Motte und Licht E-Book

Renée Ahdieh

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Beschreibung

Als Dienerin im Palast sieht und hört Despina einiges. Als sie durch einen Zufall die Gelegenheit bekommt, die neue Königin von Chorasan kennenzulernen, hofft sie, ihre Vertraute zu werden. Doch jemand anderes sucht ihre Nähe und beansprucht ihre Aufmerksamkeit: Jalal Azef al-Churi, General der Staatswache und Frauenheld. Obgleich Despina sich alle Mühe gibt, einen kühlen Kopf zu bewahren, kann sie sich seinem Charme nur schwer entziehen.

Dieses eBook enthält ein ausführliches Interview mit der Autorin Renée Ahdieh und eine Leseprobe ihres neuen Romans "Rache und Rosenblüte", in dem Despina und Jalal eine wichtige Rolle spielen.

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Inhalt

Über das BuchÜber die AutorinTitelImpressumEin Flüstern und eine HerausforderungEin Mantel aus JasminEin Spaziergang im AbendrotEndlose MöglichkeitenDunkle Tage und eine Nacht des LichtsDie Treue einer FamilieInterview mit Renée AhdiehLeseprobe

Über das Buch

Als Dienerin im Palast sieht und hört Despina einiges. Als sie durch einen Zufall die Gelegenheit bekommt, die neue Königin von Chorasan kennenzulernen, hofft sie, ihre Vertraute zu werden. Doch jemand anderes sucht ihre Nähe und beansprucht ihre Aufmerksamkeit: Jalal Azef al-Churi, General der Staatswache und Frauenheld. Obgleich Despina sich alle Mühe gibt, einen kühlen Kopf zu bewahren, kann sie sich seinem Charme nur schwer entziehen.

Dieses eBook enthält ein ausführliches Interview mit der Autorin Renée Ahdieh und eine Leseprobe ihres neuen Romans »Rache und Rosenblüte«, in dem Despina und Jalal eine wichtige Rolle spielen.

Über die Autorin

Renée Ahdieh hat die ersten Jahre ihrer Kindheit in Südkorea verbracht, inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und einem kleinen Hund in North Carolina, USA. In ihrer Freizeit ist die Autorin eine begeisterte Salsa-Tänzerin, sie kann sich für Currys, Schuhe, das Sammeln von Schuhen und Basketball begeistern. Mit Zorn und Morgenröte legte sie ihren ersten Roman vor, die Fortsetzung »Rache und Rosenblüte« erscheint am 16.02.2017.

Renée Ahdieh

Motte und Licht

Eine Kurzgeschichte aus der Welt von Zorn und Morgenröte

Aus dem Amerikanischen von Dietmar Schmidt

BASTEI ENTERTAINMENT

Digitale Originalausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2016 by Rénee Ahdieh

Titel der Originalausgabe: »The Moth and the Flame«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Kristin Overmeier

Projektmanagement: Christina Bleser

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven © © shutterstock/AlexTanya, © shutterstock/lyeyee, © shutterstock/TATYANA Yamshanova, © shutterstock/Shutova Elena

eBook-Erstellung: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-7325-3876-8

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erscheinenden Werkes »Rache und Rosenblüte« von Renée Ahdieh.

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2016 by Renée Ahdieh

Titel der Originalausgabe: »The Rose and the Dagger«

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Übersetzung: Martina Oepping

Redaktion: Kristin Overmeier

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München unter Verwendung von Motiven © Finepic®, München

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Ein Flüstern und eine Herausforderung

Ein Berg aus juwelenbesetzter Seide lag vor Despina. Trotzig.

Beide Hände in die Hüften gestemmt, musterte sie ihren Gegner. Despina seufzte lang und laut.

So eine Achtlosigkeit.

»Alles Bestickte muss einzeln eingeschlagen werden«, befahl sie Ruha, der jungen Dienerin, die neben ihr stand. »Wenn sich etwas verhakt, stehe nicht ich dafür gerade.« Sie senkte die Stimme, als falle ihr etwas ein. »Oder meine Börse.«

Ohne zu zögern machte sich Ruha an die Arbeit. Ganz wie Despina befohlen hatte, hob sie behutsam das oberste Kleidungsstück auf. Schweigend arbeiteten sie nebeneinander und sortierten die erlesenen Gewänder, von denen viele noch kein einziges Mal getragen worden waren.

Nach einer Weile blickte Ruha aus dem Augenwinkel Despina an. Ihr Mund stand offen, als wäre sie mitten in einem Satz verstummt. Sie schien nicht recht zu wagen, ihre Frage zu stellen. Am Ende fasste sie Mut und wandte sich Despina ganz zu. »Hast du die neue Königin schon gesehen?«

Despina überlegte sich gut, was sie antwortete. Zu viel zu verraten wäre töricht. Zu wenig, und sie schuf nicht genug Eindruck. Beides konnte sie sich nicht leisten. »Nur aus der Ferne. Die neue Kalifin hat ihre eigene Dienerschaft mit in den Palast gebracht.«

»Aber ich dachte, du sollst ihre Leibdienerin werden.« Ruhas Tonfall grenzte an Quengelei.

Despina hob abweisend eine Schulter. »Wie es scheint, bin ich stattdessen nur die Hüterin der Gewänder.«

»Sobald sie dich kennenlernt, wird die Königin bestimmt ihre Meinung ändern. Niemand hat so ein Gefühl für Stil wie du. Oder kann wie du mit Farben umgehen.«

»Oder ist so sorgsam beim Einlagern von Kleidungsstücken.« Obwohl Despina gereizt war, warf sie Ruha ein freundliches Lächeln zu. Die beiden jungen Frauen nahmen die Arbeit wieder auf.

Kehrten zu ihren eigenen Gedanken zurück.

Hätte Despina behauptet, sie sei durch die unausgesprochene Zurückweisung ihrer Dienste nicht gekränkt, so hätte sie gelogen. Erst kürzlich war sie in die begehrte Stellung der königlichen Leibdienerin erhoben worden. Jahre hatte sie gebraucht, um so weit zu kommen. Jahre, in denen sie eine schwierige Vergangenheit überwunden hatte.

Aber die neue Kalifin von Chorasan war von der stillen Sorte. Als Despina sie endlich einmal zu Gesicht bekommen hatte – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick –, war ihr das schöne Mädchen so … abwesend erschienen. Als lebte ihr Geist zwischen den Wolken. Als könnte das erste Anzeichen eines Unwetters ihn trudelnd zur Erde abstürzen lassen. Despina konnte verstehen, dass das Mädchen sich nicht gern von einer vollkommen Fremden ankleiden und bedienen lassen wollte. Immerhin war die neue Königin in Ray aufgewachsen, ihre vertrauten Dienerinnen waren nicht weit.

Sie hieß Ava. Das wusste jeder im Palast, und viel mehr nicht. Stimme hieß das Wort in ihrer Sprache. Wie seltsam also, dass diese schlanke Nymphe von einer Königin ausgerechnet die Stimme nie erhob. Wenn Ava etwas benötigte, wandte sie sich an die Dienerinnen, denen sie am meisten vertraute. Trat sie in die schattigen Gänge des Palastes, sprach sie höchstens im Flüsterton. Alles wurde auf ähnlich diskrete Weise behandelt.

Vielleicht gefiel dem jungen Kalifen eine schweigsame Gemahlin. Schließlich war auch Chalid Ibn al-Rashid stets ein Jüngling weniger Worte gewesen.

Daher ordnete Despina – trotz der Missachtung ihrer neuen Stellung – selbst die vielen Kleidungsstücke, die im Raum verstreut lagen. Obwohl feststand, dass sie keinen direkten Kontakt zur neuen Kalifin bekäme, war sie zu stolz, als dass sie weniger als perfekte Arbeit geleistet hätte.

Sie rückte das breite Band aus Silberstoff über ihrem linken Ellbogen zurecht. Mit einem vernehmlichen Schnaufen bückte sie sich, um mehr Gewänder aufzulesen. Ehe sie sich’s versah, hing irgendwelcher Zierrat fest. Die winzigen Spiegel in den Stickarbeiten eines Rocksaums hatten sich an kunstvollen blauen Fransen verhakt. Unüberhörbar rissen Fäden.

Ruha fuhr herum, die Augen aufgerissen. Entsetzt.

Obwohl ihre Wangen brannten, zeigte Despina ein Lächeln, ein sehr präzises, strafendes Lächeln.

Wütend musterte sie den Rock. »Bei aller Macht der Götter, ich werde dich besiegen«, sagte sie, entfaltete das beschädigte Kleidungsstück und hielt es ans Licht einer nahen Kerze.

»Kann er geflickt werden?«

»Der Saum ist noch in Ordnung. Sicher bin ich mir trotzdem nicht, ob er sich retten lässt.« Ihr Blick zuckte durch den fensterlosen Raum. In diese Kammer sollte kein Licht fallen, denn verblasste Farben machten ein Gewand genauso unbrauchbar wie verirrte Motten. Weil Despina klar war, dass der blasse Schimmer der parfümierten Kerze nicht genügte, verließ sie die Kammer und folgte dem Marmorkorridor an eine Stelle, wo die Strahlen der Nachmittagssonne am hellsten einfielen.

Erneut breitete sie das Gewand aus. Die dünne silbrige Seide schimmerte, als bestände das Kleid aus Sternenstaub. Ein Windzug strich vorbei, als Despina vorsichtig den Saum glättete. Die angenähten Spiegel blitzten und klirrten gegeneinander wie winzige Münzen.

»Den ganzen Tag lang habe ich noch nichts Hübscheres gesehen.«

Hinter ihr. Eine Männerstimme mit dem warmen Unterton von Lachen. Von ungezügelter Heiterkeit.

Oder der Sorglosigkeit eines Privilegierten

Despina blickte über die Schulter. Und beherrschte sich, damit man ihr nichts anmerkte.

Die Stimme gehörte dem Hauptmann der Palastwache. Dem Sohn von General Azef al-Churi, des Shahrbans von Ray.

Die Sorglosigkeit eines Privilegierten, in der Tat.

Nun, sagte sich Despina, irgendwann musste sie solch einem bedeutenden jungen Mann einmal persönlich begegnen. Zumal sie jetzt dazu erkoren worden war, die Königin persönlich zu bedienen.

Despina wandte sich ihm zu, den Rücken gerade, den Blick unbeirrbar.

Wie sie immer vermutet hatte, wenn sie ihn aus der Ferne betrachtete, sah er recht gut aus.

Unverzeihlich gut. Breitschultrig mit schmalen Hüften. Seinen Umhang schmückte das königliche Siegel. Sein Schopf aus welligen dunklen Haaren bettelte darum, berührt zu werden.

Sein Grinsen bettelte darum, mit einer Ohrfeige aus seinem Gesicht gewischt zu werden.

Despina kannte die Gerüchte über ihn. Im Palast erzählte man sich viele anzügliche Geschichten mit ihm in der Hauptrolle. Der Befehlshaber der Palastwache genoss einen Ruf als notorischer Weiberheld, der viele Herzen gebrochen hatte. Angeblich gelang es ihm allein durch geschmeidige Worte und leichtfertige Versprechen, dass einem Mädchen die Röcke herunterrutschten.

Als ihr diese Geschichten in den Sinn kamen, unterdrückte Despina ein Lachen.

Unglaublich lächerlich. Ein Mädchen auszuziehen erforderte erheblich mehr als nur Worte.

Zumindest musste etwas gelöst werden. Ein Knoten. Eine Schnur.

Es bedurfte wenigstens eines Anstoßes.

Der Hauptmann der Palastwache stolzierte näher, eine Hand auf dem juwelenbesetzten Griff seines Krummsäbels. Sein Grinsen grenzte ans Obszöne. Zu wissend war es. Zu selbstgewiss.

Zu arrogant.

»Du musst hungrig sein, Herr«, sagte Despina.

Er verharrte mitten im Schritt. »Wie bitte?«

»Du sagtest, ich sei das Hübscheste, was du den ganzen Tag lang gesehen hättest.« Despina schob eine Hüfte vor und zeigte ihr liebenswertestes Lächeln zu vollem Vorteil. »Demzufolge musst du hungrig sein.«

»Interessant.« Er neigte sich in die gleiche Richtung, fast wie aus Instinkt. »Ich spiele mit. Wieso meinst du, ich könnte hungrig sein?«

»Für mich ist Essen der lieblichste aller Anblicke.«

Ein Funke leuchtete in seinen Augen auf. »Es kommt wohl darauf an, mit welcher Speise wir es zu tun haben, oder nicht?« Er kam näher und musterte ihr Gesicht im Sonnenschein. »Wenn ich zum Beispiel dich ansehe, dann denke ich, ein wenig Honig«, sein Blick verweilte an ihren Lippen, »auf frischen Beeren könnte vergleichbar sein.«

Es war zu viel. Zu viel … von allem. Obschon sie wusste, dass sie das Spiel dieses Schwerenöters durchhalten konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, brach Despina in Lachen aus, hielt sich die Seiten, während ihr schallendes Gelächter von der Decke widerhallte. Ohne jeden Zweifel war es unklug, so einen wichtigen jungen Mann auszulachen. Aber sie war nicht auf ihn zugegangen, er hatte sie angesprochen.

Und lustig stach töricht in jedem Fall aus.

Der Hauptmann der Palastgarde machte große Augen und sperrte das Maul auf. Er erholte sich jedoch schnell. Fast augenblicklich berührte ein süßliches Lächeln seinen Mund.

»Ich kann nicht behaupten, so eine Reaktion gewöhnt zu sein.«

Seine Stimme rollte durch den Gang. Ein winzigster Schauder tanzte Despina über die Haut.

Er hatte eine unverzeihlich schöne Stimme.

Despina erwiderte sein Lächeln, aber sie bleckte dabei die Zähne. »Vielleicht brauchst du bessere Gegner.«

»Du hältst dich für besser?«

»Als du?«

Er nickte wieder, sein Grinsen zog sich über das ganze Gesicht.

»In jeder Weise«, entgegnete Despina.

Jetzt war es an ihm zu lachen. Der Laut umschloss sie, verwurzelte sich in ihrem Magen, und seine Wärme ringelte sich unter ihrer Haut.

Er bedeutet Ärger. Halte dich fern.

Despina wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und straffte den Saum, so gut sie konnte.

Hinter ihr näherten sich seine Schritte scharf über den polierten Steinboden.

Ein Wispern an ihrem Ohr. »Ich fühle mich nicht überzeugt, hübschestes Mädchen.«

»Dann lauf weg, alberner Jüngling, unbedingt«, gab sie in überheblichem Ton zurück.

Wieder ein grollendes Lachen.

»Vor Herausforderungen laufe ich nicht davon.«

Ein Mantel aus Jasmin

Alles war ein entsetzliches Versehen.

Die Kalifin von Chorasan hätte nicht in ihrem Gemach weilen dürfen. Nicht einmal im Palast. Als Despina um die Ecke kam und die junge Königin unter dem Sonnenschirm ihres Balkons entdeckte, erstarrte sie auf der Stelle.