Muschelsammeln für die Seele - Victoria Bindrum - E-Book

Muschelsammeln für die Seele E-Book

Victoria Bindrum

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Beschreibung

Sonne, Strand, Wellenrauschen – doch kurz nach dem Urlaub sind wir oft wieder urlaubsreif. Häufig denken wir sogar schon während der lang ersehnten Ruhe an den Alltag, machen unliebsame Erledigungen oder werden krank, weil unser Körper endlich loslässt. Damit ist jetzt Schluss! Das Gefühl der Erholung ist kein Zufall und nicht von unseren beruflichen Auszeiten abhängig, wir können es selbst in die Hand nehmen – dauerhaft und überall. Victoria Bindrum zeigt ganz praktisch, wie wir entspannt durch den Alltag kommen. Wann haben Sie etwa das letzte Mal innegehalten und gewürdigt, was Sie tagtäglich leisten? Versuchen Sie es nach Feierabend mal mit bewussten Ritualen zur Entspannung und lernen Sie, das Gedankenradio ab und an ganz leise zu drehen. So einfach geht Erholung – auch ohne Strandspaziergang!

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Das Buch

Sonne, Strand, Wellenrauschen doch kurz nach dem Urlaub sind wir oft wieder urlaubsreif.

Häufig denken wir sogar schon während der lang ersehnten Ruhe an den Alltag, machen unliebsame Erledigungen oder werden krank, weil unser Körper endlich loslässt. Damit ist jetzt Schluss! Das Gefühl der Erholung ist kein Zufall und nicht von unseren beruflichen Auszeiten abhängig, wir können es selbst in die Hand nehmen – dauerhaft und überall.

Die Autorin

Victoria Bindrum, geboren 1987, ist Diplom-Psychologin und unterstützt Menschen in Problemsituationen bei der Wiedererlangung ihrer beruflichen und privaten Orientierung. Die Faktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Erholung und Wohlbefinden sind ihr absolutes Herzensthema. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Berlin.

VICTORIA BINDRUM

Das kleine Buch der Erholung

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ISBN 978-3-8437-2277-3

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin

Lektorat: Ulrike Gallwitz

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis
Über das Buch / Über die Autorin
Titel
Impressum
Teil 1: Was Sie über Erholung wissen sollten
Einleitung: Für immer Wochenende
Kapitel 1: Die Möwenperspektive
Kapitel 2: Feng-Shui fürs Gehirn
Kapitel 3: Auf los geht’s los
Teil 2: Das Erholungstraining
Kapitel 4: Flaschenpost oder: Das kürzeste Kapitel mit der wichtigsten Message
Kapitel 5: Der erste Erholungsbaustein: Gedanklicher Abstand
Kapitel 6: Der zweite Erholungsbaustein: Mastery-Erlebnisse
Kapitel 7: Der dritte Erholungsbaustein: Selbstbestimmung
Kapitel 8: Der vierte Erholungsbaustein: Entspannung
Teil 3: Der Erholungsbauplan
Kapitel 9: Erholungsmanagement
Kapitel 10: Holidayhacks
Kapitel 11: Strandmensch sein
Die Schlüsselsätze-Sammlung
Quicktipps
Danksagung
Buchempfehlungen
Weitere Quellen
Feedback an den Verlag
Empfehlungen

Teil 1

Was Sie über Erholung wissen sollten

Einleitung

Für immer Wochenende

Packen Sie die Badehose ein

Muschelsammeln für die Seele – wie viel hat dieses Bild mit Ihrem Alltag zu tun?

Wenn Sie morgens aufwachen und feststellen, dass Sie verschlafen haben, dann zur Arbeit hetzen und konzentriert vor dem Bildschirm sitzen, zwischendurch ein zähes Meeting mit Ihrem Chef, dann Mittagspause am Schreibtisch, in der Sie sich schnell ein Sandwich einverleiben, irgendwann der viel zu späte Feierabend, trotzdem schnell noch eine Runde joggen, währenddessen schreibt Ihnen der enttäuschte Partner, dass er Sie gar nicht mehr zu Gesicht kriegt, zu Hause stellen Sie fest, wie unaufgeräumt die Wohnung ist, na ja, wenigstens schalten Sie noch eine Waschmaschine an, was Ihnen allerdings erst kurz vor Mitternacht wieder einfällt. Nach dem Wäscheaufhängen liegen Sie im Bett und sind erst mal zu erschöpft zum Einschlafen.

Muschelsammeln für die Seele – ist das etwa keine Überschrift, die Sie Ihrem Leben geben würden?

Dazu kann ich nur eines sagen: Zum Glück halten Sie dieses Buch in den Händen! Es wird höchste Zeit, dass Sie erfahren, wie Sie Ihr Leben innerhalb kürzester Zeit so gestalten können, dass Ihr Alltag Ihnen vorkommt wie ein lang herbeigesehnter Sommerurlaub. Ein Szenario, das Sie wahrscheinlich für unmöglich halten, aber das ist es keineswegs. Ohne dass Sie es überhaupt bemerkt haben, sind Sie nach dem Lesen dieser ersten Sätze schon auf dem Weg in Richtung Strand – nicht auf Hawaii, in Malibu oder an der Ostsee, es gibt einen Strand in Ihrem Kopf, und dass Sie diesen Ort ewiger Ferienstimmung am Ende dieses Buches gefunden haben werden, ist mein Versprechen an Sie. Folgen Sie mir weiter?

Dann stellen Sie sich doch bitte im Folgenden einmal vor, Sie hätten genauso viel Zeit, wie Sie möchten. Sie müssten nicht arbeiten, nicht einkaufen oder kochen, Sie hätten keine familiären Verpflichtungen, keine Termine, rein gar nichts. Sie hätten einfach unendlich viel Zeit für sich. Was würden Sie tun? Höchstwahrscheinlich zieht es Sie wie die meisten von uns für ein kleines Schläfchen ins Bett, danach lesen Sie ein bisschen oder sehen fern, um dann noch einem anderen Hobby nachzugehen, wie Tanzen, Schwimmen, Zeichnen oder Spazierengehen. Abends legen Sie sich in die Badewanne und setzen sich anschließend mit einer Weinschorle aufs Sofa, gucken einen guten Krimi, oder Sie treffen Freunde in einer Bar und führen angeregte Gespräche über irgendein Thema, das Sie zurzeit brennend interessiert. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es geht Ihnen während und nach diesem Tag so richtig gut, oder Sie fühlen sich aus irgendeinem Grund nicht so zufrieden, wie Sie es vermeintlich sollten. Woran könnte das liegen?

Vielleicht haben Sie es nicht geschafft, vormittags ein Nickerchen zu halten und sich stattdessen hin und her gewälzt, obwohl Sie wirklich unangenehm müde waren. Oder Sie konnten sich anschließend nicht aufs Lesen konzentrieren, das Buch war langweilig, der Film hat ein Thema angesprochen, das Ihnen schlechte Stimmung bereitet hat, nach der Weinschorle hatten Sie Kopfschmerzen oder in der Bar hat es dermaßen nach Rauch gestunken, dass es Sie regelrecht aggressiv gemacht hat. Oh, wie gemein von mir, Ihnen dieses Szenario zu vermiesen! Aber ich musste es tun, damit wir gemeinsam auf dem Strandweg bleiben. Die Sache ist nämlich die: Wir sitzen tagtäglich widerwillig bei der Arbeit, räumen zu Hause gelangweilt das Geschirr in die Maschine, spielen halbherzig mit unseren Kindern oder hängen genervt in der Warteschleife beim neuen Stromanbieter, wobei wir der Meinung sind, es würde uns ganz wunderbar gehen, wenn wir bloß freihätten und mit unserer Zeit tun und lassen könnten, was wir wollen. Aber das stimmt nicht.

Können Sie sich nicht auch an Urlaube erinnern, die vollkommen nach hinten losgegangen sind? In denen wir uns gestresst gefühlt, mit dem Partner gestritten, geweint, gewütet, geschimpft haben. Urlaube, in denen wir allgemein unzufrieden gewesen und vielleicht sogar vor lauter Erschöpfung krank geworden sind? Freizeit zu haben, im Urlaub zu sein, ins Wochenende zu gehen – all das sind keine Garantien für das gelöste Strandgefühl, nach dem Sie sich sehnen. Auch wenn es für Sie paradox klingen mag: Erholung findet in Ihrem Kopf statt. Nirgendwo sonst. Sie liegt weder in den Schweizer Alpen noch auf dem Rücken eines Kamels in der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate. Das ist eine wunderbare Tatsache und zugleich ein wichtiger Meilenstein auf unserem gemeinsamen Weg.

Logisch, denken Sie jetzt vielleicht. Aber erinnern Sie sich, dass ich eingangs versprach, Ihr Alltag werde sich nach dieser Lektüre anfühlen wie ein lang ersehnter Sommerurlaub? Das haben Sie mir bestimmt nicht geglaubt. Ich hoffe, das hat sich bereits etwas geändert, denn Ihren Kopf haben Sie schließlich immer dabei – also ist auch Erholung dauerhaft und überall möglich. Was für ein glücklicher Umstand! Denn – und das ist die schlechte Nachricht – dieses Buch kann Ihr Erleben zwar tatsächlich nachhaltig verändern, aber Sie müssen trotzdem weiterhin arbeiten gehen und ich empfehle Ihnen auch, die Wäsche wie gehabt zu waschen. Kurzum: Ich kann Ihnen nicht mehr freie Zeit bescheren, aber ich kann Ihnen zeigen, wie Sie Ihre knappen Zeitfenster optimal nutzen, auch unliebsame Tätigkeiten mit Hängemattengefühl meistern und sich danach weder ausgelaugt noch genervt, sondern kraftvoll und erfüllt fühlen werden. Jetzt schreien Sie wahrscheinlich innerlich: Ja, genau das will ich!

Um also schnellstmöglich dieses Ziel zu erreichen, wird es in jedem Kapitel einige Kernaussagen geben, die Sie als eine Art Wegweiser betrachten können. Sie werden am meisten von diesem Buch profitieren, wenn Sie diese Sätze rausschreiben, in ein Notizbuch oder auf ein Blatt Papier. Sie können sie auch auswendig lernen – ich zum Beispiel mache so etwas wirklich gern! – oder sie sich in den Notizen Ihres Handys speichern, so haben Sie Ihre Reiseroute zur Erholung immer dabei. Außerdem finden Sie am Ende dieses Buches fünf »Quicktipps«, die Sie als kleinen Erste-Hilfe-Koffer in Sachen Erholung zurate ziehen können, wenn es mal ganz schnell gehen muss und Sie das Gefühl haben, der Strand in Ihrem Kopf gleicht eher einer Kiesgrube im Ruhrgebiet.

Falls Sie jetzt in Versuchung geraten, die Lektüre zu überblättern, um gleich auf diese Schnellspur zur Erholung zu wechseln, muss ich Sie allerdings warnen. Das ist nämlich in etwa so, als wollten Sie die USA kennenlernen und würden dazu übers Wochenende mit dem Flugzeug nach New York jetten – bestimmt ein toller Trip, aber Land und Leute lernen Sie definitiv besser kennen, wenn Sie einen Roadtrip mit dem Auto von Washington nach Florida machen. Genau das haben wir vor. Wenn Sie der ganzen Reiseroute folgen, werden Sie am Ende des Buches Experte für Ihre eigene Erholung sein und Ihr Leben grundlegend verändern können – doch um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, brauchen wir zunächst eine klare Vorstellung davon, was wir uns überhaupt wünschen, wenn wir von Erholung sprechen.

Das Schnabel-Problem

Bevor Sie weiterlesen, beantworten Sie bitte folgende Frage für sich: Was verstehe ich eigentlich unter Erholung? Notieren oder merken Sie sich mindestens fünf Stichworte.

Wahrscheinlich taucht auf Ihrer Liste zumindest einer der folgenden Punkte auf, wenn nicht sogar mehrere:

Entspannung

Zeit für mich

Schlaf

Abschalten vom Alltag

Urlaub

keine Termine

Ruhe

Wissen Sie was? Das sind alles richtige Antworten – und das sage ich jetzt nicht aus pädagogischen Gründen, um Sie irgendwie zum Weiterlesen zu ermutigen. Das ist nämlich so ähnlich, als würde ich Sie fragen, was eine Möwe ist. Vermutlich antworten Sie dann: Eine Möwe ist ein Vogel, sie hat einen orangefarbenen Schnabel, zwei Flügel, weiße, graue und schwarze Federn, zwei Beine und Füße, mit denen sie umherwatscheln kann und so weiter. Keine Ihrer Angaben ist falsch. Allerdings macht ein Schnabel noch keine Möwe. Genauso wenig ist irgendeiner der oben aufgeführten Punkte gleichzusetzen mit Erholung.

Ein gutes Beispiel dafür ist unser alljährlicher Urlaub: 73,6 Milliarden Euro gaben die Deutschen im Jahr 2017 für Urlaubsreisen aus und 76 Prozent der Befragten nennen als Reisegründe Erholung und Gesundheit. Eine finnische Metastudie belegt jedoch, dass der Erholungseffekt eines Urlaubs nach etwa einer Woche schon verpufft, nach spätestens drei Wochen ist er vollständig verschwunden. Und zwar ganz egal, wie lange Sie an der thailändischen Küste schnorcheln. Wenn Sie für gute Erholung also ausschließlich auf Ihren Urlaub setzen, ist das wahrscheinlich einer der Gründe, warum Sie dieses Buch lesen. Ähnlich ist es mit dem Yoga: Fast drei Millionen Deutsche praktizieren inzwischen regelmäßig Übungen dieser indischen Lehre. Müssten wir nicht längst permanent von innen heraus strahlen? Yoga ist doch ein sehr wirksames Mittel zur Erholung, die Kursgebühren werden sogar von vielen Krankenkassen zur Stressprophylaxe übernommen. Die Stressstudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 belegt jedoch, dass 61 Prozent der Deutschen sich noch gestresster fühlen als drei Jahre zuvor. Ernüchternd. Wir tun mehr denn je für unsere Erholung, und trotzdem will es nicht so recht klappen. Das, was wir da im übertragenen Sinne tun, ist jedoch nichts weiter, als vor einem Blatt mit lauter gezeichneten Schnäbeln zu sitzen und zu rufen: »Ich will jetzt aber eine Möwe – warum klappt das bloß nicht?!«

Wir müssen die Sache anders angehen und uns darüber klar werden, dass wir uns im Grunde nach einem Gefühl sehnen, wenn wir von Erholung sprechen, es sich aber in Wahrheit um einen Prozess handelt. Diese Tatsache steckt mehr oder weniger schon im Wort selbst: Erholung bedeutet, dass wir uns aktiv etwas zurückholen, das uns blöderweise abhandengekommen ist, nämlich unsere Energie, die wir so dringend brauchen, um den Alltag zu bewältigen und vor allem zu genießen. Das zu durchschauen ist tatsächlich die halbe Miete, denn wir können uns zwar (leider) nicht irgendwelche Wunschgefühle herbeizaubern, aber wir können einiges dafür tun, dass sie sich einstellen.

Achtung: Mit »Tun« sind nicht bloß bestimmte Handlungen gemeint, wie in den Urlaub fahren, Sport machen, ins Kino gehen, Yoga praktizieren – das wäre dann wieder das Gleiche, wie lauter Schnäbel zu zeichnen. Ich spreche vor allem vom »inneren Tun«: verstehen, bewusst machen, entdecken, innehalten. Zugegeben, das klingt ein wenig nach der Aufforderung: »Denken Sie sich erholt!« Dabei sollen die Gedanken, die ich in diesem Buch mit Ihnen teile, vielmehr als eine Art Floß dienen, mit dem Sie zum Ufer Ihres Strandes gelangen können. Wenn Sie dort angekommen sind, müssen Sie keineswegs ständig die Merksätze oder Quicktipps aus dem Buch parat haben, um sich zu erholen. Es reicht, diese bei Bedarf abzurufen und sich ansonsten damit zu beschäftigen, was Sie an Ihrem Strand am liebsten tun möchten. Erholung ist also ein Prozess, von dem Sie zunächst wissen müssen, wie er funktioniert, um ihn dann problemlos initiieren zu können.

Natürlich sehnt sich kein Mensch nach einem Prozess. Wir wollen schnelle Ergebnisse und wir wollen uns vor allen Dingen gut fühlen. Ich hoffe, ich kann Ihre Motivation daher steigern, wenn ich Ihnen verspreche, dass Erholung ein sehr angenehmer Prozess ist. Außerdem spüren Sie tatsächlich schon intuitiv, was Studien belegen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Erholung und Wohlbefinden. Wenn wir körperlich und psychisch genügend Energie haben, stellt sich auch die gute Stimmung oftmals wie von selbst ein. Außerdem ist Erholung nachgewiesenermaßen eine wichtige Voraussetzung für unsere Leistungsfähigkeit. Wenn wir erholt sind, geht uns die Arbeit viel leichter von der Hand und auch das ist erfreulich. Es gibt dazu eine sehr schöne Geschichte, deren Urheber unbekannt ist:

Ein Waldarbeiter hat die Aufgabe bekommen, Bäume zu fällen. Er hat eine sehr gute Säge und bereits am ersten Tag fällt er zehn Bäume. Das ist ein voller Erfolg, der ihn unglaublich motiviert. Am zweiten Tag legt er also voller Elan wieder los, doch das Ergebnis sind diesmal nur acht abgeholzte Bäume! Am nächsten Tag will er diese Einbuße wieder wettmachen, er arbeitet härter denn je und macht sogar Überstunden. Als es dunkel wird und er vollkommen kraftlos ist, hört er auf – da hat er gerade einmal fünf Bäume gefällt. Sein Chef, ein sehr weiser Mann, kommt in den Wald, um seinen Arbeiter zu suchen und findet ihn schließlich vollkommen kaputt am Waldrand sitzen.

»Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragt er besorgt.

»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. An meinem ersten Arbeitstag habe ich zehn Bäume gefällt, gestern waren es nur noch acht und heute gerade mal fünf! Wenn das so weitergeht, bin ich Ihnen in ein paar Tagen überhaupt gar keine Hilfe mehr.« Resigniert lässt der Mann den Kopf hängen.

»Das glaube ich nicht«, entgegnet ihm sein Chef und klopft ihm lachend auf die Schulter. »Kann es sein, dass Sie vor lauter Arbeit einfach vergessen haben, Ihre Säge zu schärfen?«

Die Moral etwas lapidar ausgedrückt: Ohne Erholung läuft’s nicht. Ich finde die Geschichte aber auch insofern interessant, als sie uns noch etwas anderes lehrt: Manchmal sind wir viel zu beschäftigt, um überhaupt zu bemerken, dass wir uns dringend erholen müssten – denn gewissermaßen geht es uns tagtäglich ähnlich wie dem Waldarbeiter in der Geschichte.

Die Tücken des 21. Jahrhunderts

Nehmen wir einmal an, dass ein wichtiger Aspekt in Sachen Erholung das gedankliche Abstandnehmen von Belastungsquellen ist. Dann hatten wir es früher natürlich viel leichter! Da gab es nicht wie heute Dienstpläne, die man online einsehen kann, kein E-Mail-Postfach, das wir noch mal eben checken, keine Kollegen, die uns immer und überall erreichen können, kein Instagram, kein Facebook mit Followern und Freunden, die regelmäßig mit Informationen versorgt werden wollen. Wird uns dadurch auch in den eigenen vier Wänden die Erholung genommen, brauchen wir diese mehr denn je, zudem müssen wir stärker auf unser Erholungsbedürfnis achten, weil wir durch all diese technischen Errungenschaften, wie unser Smartphone, ständig abgelenkt werden. Das ist eine ungünstige Entwicklung, die wir uns erst mal bewusst machen müssen, um ihr entgegenwirken zu können. All die neuen Freiheiten, die uns das Internet und die neuen Medien bieten, führen letztendlich dazu, dass wir uns vom Strand in unserem Kopf immer weiter entfernen und stattdessen mit unseren Laptops in überfüllten Cafés sitzen und Online-Marketing für uns selbst betreiben. Ich übertreibe? Vielleicht ein wenig.

Es ist aber keineswegs meine Absicht, schwarzzumalen, ich möchte Sie vielmehr darin bestärken, dass Sie recht haben: Ihr dringendes und beinahe ständiges Bedürfnis nach Erholung ist kein Zeichen dafür, dass Sie etwas falsch machen oder psychisch irgendwie instabil sind, sondern es beweist, dass Sie einwandfrei wahrnehmen, was Ihr Körper und Ihr Geist brauchen. Dazu möchte ich Sie beglückwünschen. Ich schlage also vor, dass wir alle unsere Handys und Laptops in die Ostsee schmeißen! Nein, natürlich nicht. Es reichen ein paar Ideen und Impulse, die uns dabei helfen, trotz ständiger Erreichbarkeit, genügend Erholung im Alltag zu finden und den Mut, sie uns auch zu nehmen. Ein guter Punkt. Warum scheuen wir uns überhaupt so sehr davor, uns mehr Erholung zu gönnen? Haben wir tatsächlich keine Zeit, oder stellen wir das Krafttanken bloß hinten an?

Helen Heinemann, Sozialpädagogin und Autorin, die das Institut für Burnout-Prävention in Hamburg gegründet hat, sieht Selbstwertschätzung als eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erholung an. Sie erklärt das mit einer interessanten Analogie: Wir alle kennen aus der biblischen Schöpfungsgeschichte den Satz: »Und er sah, dass es gut war.« Wann haben Sie zuletzt einfach »gesehen, dass etwas gut war«, und sich daraufhin Ihrer Erholung gewidmet? Wenn sogar Gott sich ausruhen muss, nachdem er so viel geleistet hat, brauchen wir uns wohl nicht zu wundern, wenn wir nachmittags das Bedürfnis verspüren, uns ein wenig aufs Ohr zu legen! Was hat dieser schöne Vergleich nun mit unserem Selbstwert zu tun? Wir müssen das, was wir tagtäglich leisten, anerkennen und schätzen, um unsere anschließende Freizeit zu genießen. Wenn Sie das berechtigte Gefühl haben, Erholung zu brauchen, ist dies also auch ein Zeichen dafür, dass Sie sich zu wenig auf die Schulter geklopft haben. Was uns davon abhält, ist ebenfalls ein Phänomen unserer Zeit: die Selbstoptimierung. Was wir auch machen, es ist vermeintlich nie gut genug. Wir arbeiten länger, besuchen mehr Volkshochschulkurse, opfern uns für die Familie auf, bis wir schließlich nicht mehr können. Es ist schwierig, sich unserem Zeitgeist gänzlich zu entziehen, genauso wenig wie wir ohne Weiteres unsere Handys und Laptops aus unserem Leben verbannen können. Außerdem hat die Selbstoptimierung, genau wie das Internet und unsere Smartphones, seine Vorteile. Im Grunde ist es wunderbar, dass sich so viele Menschen damit beschäftigen, »bessere« Menschen zu werden. Aber zu erkennen, dass die ständige Erreichbarkeit und das Streben nach Verbesserung Gründe dafür sind, weshalb wir der Erholung in unserem Leben aktiv mehr Raum geben müssen, kann sehr entlastend sein. Vielleicht spüren Sie diesen Effekt noch deutlicher, wenn Sie sich die beiden Kernsätze dieser Einleitung durchlesen und vor allem noch einmal auf sich wirken lassen:

Erholung ist das Zurückholen meiner geistigen und körperlichen Kräfte.

Mein Erholungsbedürfnis ist eine vollkommen richtige und wertvolle Wahrnehmung.

Kapitel 1

Die Möwenperspektive

Darf ich vorstellen: Unsere Modell-Erholungsbedürftigen

JENNI ist Ärztin und arbeitet auf der Intensivstation eines Universitätsklinikums. Der Job macht ihr Spaß und die Bezahlung stimmt, aber aufgrund von Einsparungen herrscht chronischer Personalmangel und sie muss jeden Tag Überstunden machen. In ihren Pausen versucht Jenni mit Powernapping neue Kraft zu tanken, was ihr aber meistens nicht gelingt, und wenn sie nach Hause kommt, ist sie so erschöpft, dass sie kaum in den Schlaf findet. Die erfüllende Arbeit mit den Patienten tröstet sie über ihre unmöglichen Arbeitsbedingungen hinweg, aber das Traurige an der Sache ist: Sie weiß, dass sie viel zugewandter, gründlicher und glücklicher bei der Arbeit sein könnte, wenn sie bloß jeden Morgen ausgeruht und frisch einen normalen 8-Stunden-Arbeitstag vor sich hätte. Stattdessen hat sie wegen des Schichtdienstes nicht mal mehr einen Tag-Nacht-Rhythmus. Ein Privatleben existiert quasi auch nicht mehr. Ihr letzter Partner hat sich von ihr getrennt, weil er sich komplett zurückgesetzt fühlte und ihre Gereiztheit nicht mehr ertragen konnte. Wenn Jenni ihre Familie trifft, kann sie sich meistens nicht auf die Gespräche konzentrieren, weil sie in Gedanken noch oder schon wieder auf der Station ist. Dabei wünscht sich die junge Ärztin nichts sehnlicher als eine ausgeglichene Work-Life-Balance, aber dafür müssten sich die Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz eben komplett ändern – ein schleppender Prozess, zudem fehlt ihr natürlich die Energie, um ihn voranzutreiben. Nun steht sie vor einem Dilemma: Einerseits müssen die Patienten natürlich weiterhin versorgt werden und sie fühlt sich ihrem Beruf verpflichtet, andererseits bedeutet das, sich dem permanenten Klinikstress auszusetzen. Wie könnte Jenni trotz ihres enormen Arbeitspensums einen Weg finden, um kraftvoll und unbeschwert ihr berufliches und privates Leben zu genießen?

NADJA hat vor Kurzem ihr drittes Kind bekommen, ihre Tochter Lotta ist jetzt ein halbes Jahr alt, ihre beiden Großen, Frederik und Leo, gehen in den Kindergarten. Zwischen den Geburten ist Nadja in ihren Job zurückgekehrt, während ihr Mann in Elternzeit ging, aber momentan ist sie wieder diejenige, die komplett zu Hause bleibt. Das ist im Grunde in Ordnung für sie und sie fühlt sich wohl, doch in letzter Zeit häufen sich die Situationen, in denen sie sich wünscht, einfach mal durchzuatmen. Wenn sie in Ruhe eine E-Mail an eine Freundin schreiben will, aber die Kinder sich im Nebenzimmer derart streiten, dass sie einschreiten muss. Wenn sie ihr Essen genießen möchte, aber das Baby schreit und auf ihren Arm will. Wenn sie und ihr Mann zum Hochzeitstag einen Pärchenabend geplant haben, aber zu Hause bleiben müssen, weil die Babysitterin abgesagt hat und sie auf die Schnelle keinen Ersatz finden. Sie spricht mit ihrem Mann über ihre Unruhe und ihr Bedürfnis nach Zeit für sich, daraufhin schenkt er ihr zum Geburtstag ein Wohlfühlwochenende in einem Wellnesshotel an der Nordsee. Nur für sie allein. Ein Kurzurlaub – großartig! Nadja freut sich natürlich riesig und verlebt eine tolle Zeit an der See, liest mehrere Bücher in einem Rutsch durch, plündert stundenlang das Frühstücksbuffet, geht schwimmen, am Strand spazieren und gönnt sich sogar eine Massage. Als sie wieder nach Hause kommt, springen ihr die Kinder fröhlich entgegen und sie ist der glücklichste Mensch auf der Welt. Bis zum nächsten Morgen, als alle drei Wonneproppen mit Fieber aufwachen und sie noch nicht einmal Zeit findet, um allein auf die Toilette zu gehen. Als sie dann mit den drei Kindern, die die Mutter allesamt dringend brauchen, ohne Termin im Wartezimmer beim Kinderarzt sitzt, scheint ihr Wellnesswochenende so weit weg zu sein wie die Kokosnüsse auf einer Südseeinsel. Familie bedeutet Freude, aber auch Verpflichtungen zu haben, die man in manchen Situationen weder aufschieben noch abgeben kann. Wie könnte Nadja sich trotzdem das Wellness-Nordsee-Feeling in den Alltag zaubern?

HEIKE hat mit einer speziellen Yoga-Matte mit integrierter Klangschale ein Vermögen gemacht und ist Millionärin. Sie ist Mitte vierzig, hält sich selbst nicht für einen Familienmenschen, hat aber einen großen Freundeskreis. Heikes Hobby sind Fernreisen an entlegene Orte, zuletzt war sie in Koh Kong, im Südwesten Kambodschas, sie liebt es, allein zu sein und an ihrer Selbstverwirklichung zu arbeiten. Wenn sie gerade nicht auf Reisen ist, besucht sie deshalb einen Meditationskurs nach dem anderen, bis ihre Freundin Pia mit Zen-Bogenschießen beginnt und sie auch das unbedingt ausprobieren muss – wenn das terminlich bloß nicht mit dem Hatha Yoga kollidieren würde! Und die Verabredung mit ihrer Innenarchitektin wegen der neuen Vorhänge muss verschoben werden, denn ein Freund hatte sie eingeladen, ganz authentisch äthiopisch mit ihm zu kochen. Verdammt, und dann war da noch der neue Cycling-Kurs im Fitnessstudio. Heike weiß, wie wichtig Kardiotraining ist. Und überhaupt interessiert sie sich so sehr für Gesundheit, dass sie just for fun eine Weiterbildung zum Ernährungscoach beginnt. Die Ausbilderin bringt sie wiederum auf die Idee, eine Ayurvedakur in Indien zu machen, doch vorher plant sie mit ihrer Meditationsgruppe, die Wochen vor Ostern zu fasten. Das tut ihrem Körper leider überhaupt nicht gut, sie ist mit einem Mal permanent müde und abgeschlagen. Dann auch noch diese zunehmenden Rückenschmerzen! Obwohl sie so sehr auf ihre Gesundheit achtet und an ihrer persönlichen Entwicklung arbeitet, ist Heike von einem Tag auf den anderen derart energielos, als hätte ihr jemand den Stecker gezogen. Dabei hat sie die Fasterei längst abgebrochen. Wie kann das sein? Sie fühlt sich, als würde sie regelrecht alle ihre Freizeitaktivitäten einstellen müssen, um wieder zu Kräften zu kommen. Heike hat alle Zeit der Welt und muss sich ganz sicher nicht vorwerfen lassen, diese nicht ausgiebig für ihr eigenes Wohl zu nutzen, aber das scheint total nach hinten loszugehen. Wie kann sie neuen Elan finden, um ihren vielen Interessen mit Lebenslust, Power und im Einklang mit sich selbst weiterhin nachzugehen?

Jenni, Nadja und Heike, drei Frauen – wenn Sie möchten, ersetzen Sie ihre Namen gerne mit männlichen Äquivalenten – auf der Suche nach Erholung. Ich habe natürlich etwas überspitzt, aber ich denke, jeder von uns kennt die Belastungen, die unseren Beispiel-Erholungsbedürftigen zu schaffen machen. Ich habe gute Nachrichten: Die drei werden sich im Laufe des Buches bestens erholen! Der erste Grund, warum ich Ihnen diese Geschichten erzählt habe, ist nämlich, dass Jenni, Nadja und Heike uns weiterhin begleiten werden und Sie anhand dieser fiktiven Charaktere etwas für Ihr eigenes Leben mitnehmen können. Der zweite Grund ist, dass ich jede Person einem Lebensbereich zugeteilt habe.

Bestimmt ist Ihnen bekannt, dass Erholung im Arbeitskontext ein ganz großes Thema ist, spätestens seitdem der Begriff Burn-out so populär wurde. Ich finde das ganz richtig, wir sollten uns alle mehr um unsere Work-Life-Balance kümmern und Führungskräfte müssten mit entsprechenden Maßnahmen in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Aber ist es wirklich nur unser Beruf, der uns zu schaffen macht? Würden wir uns niemals ausgelaugt fühlen, wenn wir nicht mehr ins Büro müssten? Wenn Sie sich an unser Gedankenspiel in der Einleitung erinnern, ist das leider nicht der Fall. Auch beim Betrachten unserer Modellklientinnen wird deutlich, dass es weitere Kontexte gibt, in denen Erholung jenseits des Büros eine Rolle spielt. Der Grund, warum wir uns häufig nicht erholt fühlen, ist genau der: Wir nehmen nicht wahr oder ernst, dass sich das Erholungsthema durch unser gesamtes Leben zieht und nicht nur mit unserem beruflichen Schaffen zu tun hat.

Nun fällt es natürlich schwer, sich neben dem Alltagsstress noch die Zeit zu nehmen, um sich zu fragen: Sag mal, in welchen Lebensbereichen könnte ich mehr auf meine Erholung achtgeben?

Genau das wollen wir jetzt tun. Wir steigen also gemeinsam aus dem Hamsterrad der täglichen Aufgaben und Pflichten aus, nehmen eine Art Möwenperspektive ein – um im Strandvokabular zu bleiben – und betrachten unser Leben mal von oben. In welchen Bezügen bewegen wir uns überhaupt und welche könnten davon wichtig für unsere Erholung sein?

Unsere Beziehungen

Vor einiger Zeit habe ich eine Frage gelesen, die mich zum Nachdenken brachte. Sie lautete in etwa so: Wer bist du, ohne all deine Beziehungen?

Während ich mir eine Antwort überlegte, tauchten allerlei Gefühle in mir auf. Angst, Beklemmung, Trauer, Unsicherheit, Leere, es fühlte sich größtenteils unangenehm an, aber es gab auch eine klare positive Reaktion in meinem Innern: Erleichterung.

Warum denn das? Bin ich etwa unglücklich in meinen Beziehungen, überfordert, gemeinschaftsfeindlich oder total egoistisch? Ich dachte: Das kann ich keinem erzählen!

Neulich berichtete mir eine Frau unter Tränen davon, dass sie nicht vierundzwanzig Stunden lang mit ihrer Tochter zusammen sein kann, ohne genervt zu sein. Ein anderes Paar erzählte, dass es sich im Urlaub heftig gestritten hätte, weil einer der beiden gerne ab und zu ein paar Stunden allein sein wollte. Eine Freundin klagte, dass es ihr wirklich schlecht gehe, weil sie es nicht schaffe, länger als zwanzig Minuten bei ihrer Oma im Pflegeheim zu sein, da sie das Leid dort so sehr mitnimmt – aber es ist doch ihre Oma! Müsste sie nicht viel lieber bei ihr sein? Wer weiß, wie lange sie sie überhaupt noch besuchen kann?

Wer wären wir (noch) ohne unsere Beziehungen? Eine interessante und heikle Frage. Nahezu jeder von uns wünscht sich erfüllende und stabile zwischenmenschliche Verbindungen. Studien ergaben, dass wir durchschnittlich fünf bis fünfzehn enge Kontakte pflegen. Der primäre Familienkreis, der Partner und wirklich gute Freunde. In Bezug auf Erholung sind Beziehungen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits können sie Quelle der Erholung sein, andererseits Anlass zur Erholung. Diesen Fakt müssen wir anerkennen, auch wenn es ein Stück weit tabuisiert wird, darüber zu sprechen. Erholung von den eigenen Kindern? Da stimmt doch etwas nicht! Ich sehe es tendenziell genau andersherum. Wer immer bei seinen Kindern, seinem Partner oder unter Freunden sein muss, nicht »loslassen« kann und will, sollte das genauer hinterfragen. Es ist ganz einfach weniger sozial akzeptiert, offen von Erholung in Bezug auf Beziehungen zu sprechen als in Bezug auf den Job. Dabei gibt es das Burn-out-Syndrom ganz genauso im persönlichen Bereich.

Dr. Kirsten Soyke, Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerks, spricht zum Beispiel von zwei Millionen kurbedürftigen Müttern in Deutschland – mal zur Verdeutlichung: Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Hamburgs! Eltern-Kind-Kuren sind dermaßen überlaufen, dass man monatelang auf einen Platz warten muss, ebenso lange braucht es, bis man eine Paartherapie beginnen kann. Häufig hat die Beziehungszufriedenheit dabei mehr mit uns selbst als mit unseren Lieben zu tun. Vor lauter Beziehungen dürfen wir nämlich keinesfalls vergessen, dass wir auch eine Beziehung zu uns selbst haben. Sie ist die grundlegendste und mit ihrer Qualität steht und fällt die Zufriedenheit in all unseren anderen Beziehungen. Es ist daher alles andere als egoistisch, sich um einen guten Draht zu sich selbst zu bemühen, und nichts anderes bedeutet Erholung in diesem Kontext. Wir müssen für uns da sein, um auch für andere da sein zu können.

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