Musik macht schlau – außer manche - Christoph Reuter - E-Book

Musik macht schlau – außer manche E-Book

Christoph Reuter

0,0
10,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Da ist Musik drin: Größter Unterhaltungswert, gespickt mit Wortwitz und Humor, voller überbordender Musikalität

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Musikmachen und Intelligenz und versteht man dadurch endlich Einsteins Relativitätstheorie oder wenigstens seine Steuererklärung? Hält Musizieren gesund, und falls ja, hat das was mit einer Blockflöte zu tun? Warum kann ein Wunderkind grandiose Musik machen und trotzdem Probleme beim Einrichten eines WLAN-Routers haben?
Christoph Reuter, Pianist, Komponist und Musikkabarettist, bietet musikalische Aha-Erlebnisse in Buchform und verrät uns spannende Fakten und Geheimnisse aus der Welt der Musik. Er zeigt, welche Auswirkungen Musik auf unseren Kopf hat und dass Musik viel schlauer macht, als wir denken – außer manche.

»Wenn Christoph über Musik spricht oder schreibt, bekommt jeder einen ganz neuen Zugang zu dieser Welt. Mich begeistert er bei jedem unserer Auftritte aufs Neue.«

DR. ECKART VON HIRSCHHAUSEN

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 379

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zum Buch:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Musikmachen und Intelligenz und versteht man dadurch endlich Einsteins Relativitätstheorie oder wenigstens seine Steuererklärung? Hält Musizieren gesund, und falls ja, hat das was mit einer Blockflöte zu tun? Warum kann ein Wunderkind grandiose Musik machen und trotzdem Probleme beim Einrichten eines WLAN-Routers haben?

Christoph Reuter, Pianist, Komponist und Musikkabarettist, bietet musikalische Aha-Erlebnisse in Buchform und verrät uns spannende Fakten und Geheimnisse aus der Welt der Musik. Er zeigt, welche Auswirkungen Musik auf unseren Kopf hat und dass Musik viel schlauer macht, als wir denken – außer manche.

»Wenn Christoph über Musik spricht oder schreibt, bekommt jeder einen ganz neuen Zugang zu dieser Welt. Mich begeistert er bei jedem unserer Auftritte aufs Neue.«

Dr. Eckart von Hirschhausen

Zum Autor:

Christoph Reuter studierte an den Musikhochschulen Leipzig und Berlin Jazzpiano. Seine mehrfach ausgezeichneten Musikkabarettprogramme, in denen er humorvoll Musik erklärt, bringt er seit vielen Jahren auf die Bühnen im deutschsprachigen Raum. Mit seinen unterschiedlichen Musikprojekten ist europaweit auf Tour und spielte über 30 Alben ein u. a. für Sony Classical. Als Komponist schreibt er für Orchester und Chöre, in den letzten Jahren sind drei Klavierkonzerte, neun Oratorien und ein Musical entstanden. Seit 2006 agiert er als musikalischer Begleiter bei den Liveshows des Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen. Christoph Reuter lebt in Berlin.

www.christophreuter.de

CHRISTOPHREUTER

Musik macht schlau – außer manche

Wissen, Witz und Wahnsinn: Musik, die den Kopf verdreht und klüger macht

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe 11/2025

Copyright © 2025 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich

Pflichtinformationen nach GPSR.)

Redaktion: Florian Oppermann

Umschlaggestaltung: wilhelm typo grafisch, Zollikon

Umschlagabbildung: Shutterstock.com (IN2EXDF, Charlottstudio, burao_sato, Nenov Brothers Images)

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-33750-6V002

www.heyne.de

Inhalt

Gebrauchsanweisung

Kapitel 1 Musik macht schlau. Was ist da dran?

Kapitel 2 Ist die Blockflöte Fluch oder Segen?

Kapitel 3 Gegenthese: Bekloppte Musiker!

Kapitel 4 Was sind Wunderkinder?

Kapitel 5 Das berühmteste Lied der Welt

Kapitel 6 Der Mozart-Effekt und die Bastian-Studie

Kapitel 7 Die Stimme von Eva Cassidy

Kapitel 8 Der Aberglaube auf der Bühne

Kapitel 9 Was ist Intelligenz überhaupt?

Kapitel 10 Wer erfand das Saxofon?

Kapitel 11 Musik hören und lernen

Kapitel 12 Brauche ich ein Hörgerät?

Kapitel 13 Goethe, der alte Influencer

Kapitel 14 Ein Wien-Spaziergang

Kapitel 15 Burgtreppen hinauf zum Olymp von Beethoven

Kapitel 16 Wie komme ich zu einem Bandnamen?

Kapitel 17 Der Architekt des Rock ’n’ Roll – Little Richard

Kapitel 18 Gänsehaut lügt nicht

Kapitel 19 Gibt es mehr Traurigkeit in der Musik?

Kapitel 20 Kann denn Liebe Sünde sein?

Kapitel 21 Die Schlangenbeschwörerflöte und die Babys

Kapitel 22 Kann man Musik verkleinern?

Kapitel 23 »Over the Rainbow« auf Hawaiianisch

Kapitel 24 Solo ist das neue Zusammen

Kapitel 25 Karriere und Familie? Sie hat’s geschafft! Clara!

Kapitel 26 Musizieren auf Zähnen

Kapitel 27 Die Zauberflöte – eine Zusammenfassung

Kapitel 28 Das Hang – ein wundersames Instrument

Kapitel 29 Die Schwester vom Wolferl, Nannerl

Kapitel 30 Musik und Therapie

Kapitel 31 Der Herr der Lieder

Kapitel 32 Nationalhymnen und die Selbstbeweihräucherung

Kapitel 33 Musiker und die Mehrwertsteuer

Kapitel 34 Die Auswirkungen von Musik auf da oben

Kapitel 35 Der Wiener Star im 3/4-Takt

Kapitel 36 Reichen sieben Brücken?

Kapitel 37 Alles wird gleicher

Kapitel 38 Die Sonatenhauptsatzform

Kapitel 39 Keith Jarretts The Köln Concert

Kapitel 40 Wie entstanden die zwei Hochzeitsmärsche?

Kapitel 41 Pupsen als Kunstform

Kapitel 42 Technik, die in Bregenz begeistert

Kapitel 43 Die berühmteste Jenny!

Kapitel 44 Es wird da oben weniger irgendwann, aber dann …

Kapitel 45 Die talentierte Schwester von Felix

Kapitel 46 Ein musikalisches Erdbeben!

Kapitel 47 Mozartkugeln und Brotsuppe

Kapitel 48 Die Ukulele, der Fröhlichkeitsverstärker

Kapitel 49 Das Gemüseorchester

Kapitel 50 Der Komponist Hanns Eisler

Kapitel 51 KI – Fluch oder Segen für die Musik?

Kapitel 52 Die Pferdekopfgeige

Kapitel 53 Laute Musik und der Tinnitus

Kapitel 54 Die Freude an der Improvisation

Kapitel 55 Das Didgeridoo und die Zirkularatmung

Kapitel 56 Frank und seine Eissorten

Kapitel 57 Musik für ältere Herrschaften

Kapitel 58 Papa Haydn

Kapitel 59 Kunstland Sachsen-Anhalt

Kapitel 60 Outro: Die frohe Botschaft

Danksagung

Gebrauchsanweisung

Herzlich willkommen! Ich begrüße Sie in meinem Buch Musik macht schlau (außer manche) und freue mich, dass ein Exemplar es in Ihre Hände geschafft hat. Ich bin mir sicher, dass Sie sich beim Titel sofort fragen: Bin ich »manche«? Macht Musik nur die anderen schlau und mich nicht? Wie lautet die Antwort? Nun, da müssen Sie noch etwas Geduld haben, bis ich Ihnen diese Frage etwas ausführlicher beantworten kann. Bevor Sie gleich wild durchblättern, um zu sehen, ob Ihr Lieblingskünstler nun schlau macht oder nicht, atmen Sie einfach mal tief durch. Dies ist ein entspannendes Buch; es führt Sie auf entspannte Art durch den Dschungel der musikalischen Themen.

Ich bin von Hause aus Jazzpianist, und dieses Buch ist eine Verbindung von musikalischen Geschichten, Biografien, neurologischen Erkenntnissen, Instrumentenbeschreibungen und Fakten. Daher suchen Sie bitte nicht sofort einen roten, gelben oder blauen Faden, der Faden ist meine Begeisterung für die Musik und die Veränderungen, die Musik in unserem Gehirn zustande bringt. Falls Sie direkt zu den Kapiteln über die Auswirkungen von Musik in unserem Gehirn gehen wollen, dann springen Sie einfach hin. Sie können auch mit den hinteren Kapiteln beginnen oder von vorne. Hauptsache, Sie lesen. Mehr Gebrauchsanweisung ist nicht nötig. Heutzutage scrollt man in den sozialen Medien durch die Timeline, die der Algorithmus für einen als interessant einstuft; in diesem Buch jedoch bin ich Ihr lebendiger Algorithmus. Damit hatten Sie nicht gerechnet, oder? Sie lesen, amüsieren sich und bekommen im günstigsten Fall humorvoll neue Erkenntnisse. Dabei wird die Klassik eine etwas größere Rolle spielen, hier wurden schließlich fast alle musikalischen Errungenschaften der heutigen Zeit erfunden. Ob grandiose Klänge, Outfits, dramatische Biografien, Instrumente oder Drogen: Alles gab es auch damals schon, und warum zur Kopie greifen, wenn man es im Original haben kann? Deswegen reisen wir in diesem Buch auch nach Wien und Berlin. Aber der Reihe nach. Hören Sie gerne Musik, während Sie das Buch lesen. Beispielsweise von den Musikern und Musikerinnen, die ich beschreibe, denn Musik hören macht auch schlau (außer manche natürlich)! Am Ende der Kapitel schauen wir gemeinsam mit einem kleinen Quiz, ob Sie schon etwas schlauer geworden sind. Ich bin gespannt, wie schlau Sie am Ende des Buches sein werden. Auf geht’s!

Ihr

Christoph Reuter

Wie hoch ist Ihre Motivation, dieses Buch zu lesen?

A Sehr hoch.

B Unglaublich hoch.

C Gigantisch.

KAPITEL 1

Musik macht schlau. Was ist da dran?

Ein Überblick über die Ausgangslage

Macht Musik schlau? Meine Antwort ist: Ja, nur anders als gedacht. Sie könnten das Buch nun wieder schließen. Sie könnten. Um diese schöne Frage wird es in diesem Buch in mehreren Kapiteln gehen. Ich werde das Thema auf unterschiedliche Arten beleuchten, beantworten, auch mal abschweifen, und versuchen, Sie dabei gut zu unterhalten. Das ist der Plan. Hereinspaziert.

Lassen Sie mich gleich zu Beginn einen Blick in die wissenschaftliche Betrachtung dieses Themas werfen. Die berühmtesten Studien liegen schon etwas zurück. Das sind vor allem die Bastian-Studie, die Shaw-Studie, die unter dem Namen Mozart-Effekt bekannt wurde, sowie die Schellenberg-Studien. Die meisten stammen aus den 1990ern und von Anfang der 2000er-Jahre und ließen leider viele Fragen offen. Viele neue, spannende und interessante Erkenntnisse wurden seither auf dem Gebiet veröffentlicht, denen aber allesamt nicht die mediale Aufmerksamkeit zuteilwurde, wie sie der Mozart-Effekt genoss. Und wie das in der Wissenschaft öfter passiert, nicht immer sind sich alle Kollegen darin einig, was das jetzt wirklich bedeutet. Die Anforderung bei all diesen Studien mit Probanden ist, dass sie standardisiert durchgeführt werden müssen, und da liegt der Hase im Pfeffer. Wie standardisiert man Talent, Emotionen, Spaß, Fortschritt und andere Soft Skills in diesem Bereich von persönlicher Entwicklung? Es ist schon schwer zu sagen, ob Ihr vierjähriger Neffe beim Uno-Spielen geschummelt hat und ob das nun eher frech oder doch vielmehr schlau war. Ist es vielleicht der Kindermusik geschuldet, die gerade zum tausendsten Mal lief, oder nur dem Umstand, dass Oma nicht aufgepasst hat und eingeschlafen ist? Fragen über Fragen. Aber ich bin glücklicherweise Musiker und kein Wissenschaftler, und deswegen schreibe ich dieses Buch mit dem Blick eines Liebhabers, der an die positiven Auswirkungen von Musik glaubt. Musik ist ein Geschenk für uns Menschen, und Musik ist eine der elementarsten und tollsten Erfindungen, wie ich finde.

Es ist, nach aktuellem wissenschaftlichen Stand, klar, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Musikunterricht und Intelligenz sowie zwischen Musikunterricht und schulisch-akademischen Fähigkeiten gibt. Es gibt unzählige Studien, die das nachzuweisen versuchten, mal mehr, mal weniger gut. Es besteht durch fast alle Studien hindurch auch ein Zusammenhang zwischen Musikunterricht und Sozialkompetenzen, vor allem emotionaler Intelligenz. Man ist bei den positiven Auswirkungen von gemeinsamem Musizieren aber erst am Anfang. Es ist anders als im Sport, wo einer besser ist als der andere und man die Einzelleistungen in Zahlen und Zehntelsekunden auseinanderhalten kann. Da sieht man auf der Anzeigetafel, dass man zwölf Hundertstel langsamer gewesen ist.

In der Musik dagegen versucht man, im Ensemble beispielsweise, gemeinsam etwas zu erschaffen. Und dabei hat es positive Nebeneffekte, nicht in direkter Konkurrenz zu stehen wie beim Hundertmeterlauf oder in der alpinen Skiabfahrt. Diese gemeinschaftlichen Erlebnisse lassen sich schlechter als Ergebnisse auf einer Anzeigetafel für alle nachvollziehbar darstellen. Die Grundfrage für viele Kritiker ist: Sind Leute intelligent und nett, weil sie Musik machen, oder machen sie Musik, weil sie intelligent sind? Ich liebe solche Diskussionen, die bei einem Gläschen in der Hand an einem warmen Kamin lange dauern dürfen und immer ein offenes Ende haben. Kleiner Tipp, erwähnen Sie bei diesen Diskussionen nicht den Club der 27. Das ist an dieser Stelle eher unpassend. Denn die Bedingung für die Aufnahme in diesen elitären Club ist nicht unbedingt der beste Beweis, dass Musik schlau macht. In den Club kommt man nämlich nur, wenn man im Alter von siebenundzwanzig Jahren eines unnatürlichen Todes stirbt, durch bewusstseinserweiternde Dinge, Schrotflinten, ungesunde Lebensweise oder einen Mix von allem zusammen. Jimi Hendrix, Kurt Cobain und Amy Winehouse lassen grüßen. Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich, wenn ich wirklich gut gewesen wäre, nach dieser Zählung schon lange tot wäre.

Ich denke bei dem Thema manchmal, dass es ungefähr so schwer ist, die Wunder der Musik nachzuweisen wie das Vorhandensein von Liebe. Und da geht der Ball schnell an Sie, liebe Leserinnen und Leser und alle dazwischen: Beweisen Sie mal die Liebe. Sie haben zehn Sekunden Zeit. Und schauen Sie dabei Ihrem Partner tief in die Augen. Viel Spaß dabei. Sehen Sie, diese Probleme haben wir auch in der Musik.

Die große Hoffnung, die hinter vielen Studien schwebt, ist, dass es einen »Umsonst«-Bonus, einen außermusikalischen Nutzen gibt, wenn Kinder oder Erwachsene Musikunterricht erhalten. Sogar die außermusikalischen positiven Effekte, nachdem man Musik nur gehört hat, halten tatsächlich bei vielen Studien an und strahlen auch auf die Kreativität aus.

Ich möchte gleich am Anfang sanft darauf hinweisen, dass nicht jede Musik gleich schlau machen kann. Denn Schlager-, Volks-, Karnevals- und alpenländische Schuhplattlermusik haben bei jedem Zuhörer andere Auswirkungen. Der eine liebt es und wird etwas schlauer dabei, der andere rennt vor einem Akkordeon weg, so schnell er kann, und erreicht dabei eine grandiose Zeit über die hundert Meter. Auch die Frage, ob Sie beim Lernen Musik hören sollten oder nicht, habe ich in einem Kapitel behandelt.

Zurück zu den Studien: Lassen Sie mich gleich ein paar konkrete Beispiele vorstellen. Glenn Schellenberg ist ein kanadischer Professor für Psychologie. Er forscht seit vielen Jahren zum Thema Musik und Intelligenz. In der Schellenberg-Studie von 2004 wurden 144 sechsjährige Kinder nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen aufgeteilt. Zwei Gruppen bekamen ein Jahr lang Musikunterricht, eine dritte Gruppe Schauspielstunden, und die vierte Gruppe bekam keinen besonderen Unterricht. Der IQ-Anstieg bei den Musikgruppen war am stärksten. Das sind aufmunternde Ergebnisse aus der Wissenschaft.

Eine weitere, etwas größere Studie mit fast 300 Teilnehmern wurde 2006 ebenfalls von Herrn Schellenberg veröffentlicht. Die eine Hälfte der Teilnehmer waren Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren, die anderen waren Studierende der Psychologie im ersten Studienjahr. Alle Teilnehmer mussten erst mal einen IQ-Test hinter sich bringen, damit man auch etwas zum Vergleichen haben konnte. Die Eltern hatten die Zeugnisse und Notendurchschnitte ihrer Kinder mitzubringen. Am Ende kam heraus, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Dauer des Musikunterrichts und dem IQ sowie dem Notendurchschnitt gab. In dieser Studie stieg bei den Kindern nach sechs Jahren Musikunterricht der IQ um 7,5 Punkte. Bei den Erwachsenen war es nicht ganz so viel, aber immerhin ein Anstieg von zwei Punkten war zu verzeichnen. Auch der berühmte Musikmediziner Professor Eckart Altenmüller hat bei Hirnscans festgestellt, dass Musikmachen Auswirkungen auf unser Gehirn hat und es tatsächlich positiv verändern kann. Die größten Auswirkungen sind bei Kindern und Jugendlichen zu sehen, die ein paar Jahre Musikunterricht hatten. Aber auch bei Erwachsenen gibt es auffallend positive Veränderungen. Die Botschaft ist ganz klar: Wenn Sie Ihr Hirn ab und an benutzen und Musik machen, ist das schon mal eine gute Idee und wird von der Evolution mit einer Extraportion Intelligenz honoriert. Was nicht bedeutet, dass Sie jetzt gleich Chinesisch sprechen können, aber mehr Verknüpfungen der Synapsen sind immer besser als weniger. Das kennt man von einem Einkaufsnetz, da ist es auch von Vorteil, wenn die Tomaten nicht an der Seite rauspurzeln können; mehr Netz bedeutet an dieser Stelle: schlauer. Diese Extraportionen Intelligenz durch Musik helfen im Alter, wenn im Oberstübchen etwas abgebaut wird. Auch davon handelt ein Kapitel dieses Buches.

Fakt ist auch, dass musisch geschulte Menschen Gesprochenes besser wahrnehmen und interpretieren können. Da geht es um Änderungen der Tonlage oder die Interpretation von Gehörtem; Fähigkeiten, die im Alltag hilfreich sein können. Da versteht man die Antworten viel besser auf Fragen wie »Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?«, »Wer ist der Beste?« oder »Hast du das wirklich gerade gesagt?«. Und zack, hat die Musik Auswirkungen auf die Kommunikation mit Ihrer Umgebung. Wer will nicht auch im Alltag besser verstanden werden? Obwohl ich da sicher selber kein gutes Beispiel bin, wie meine Mutter einmal gesagt hat.

Musikalisch geschulte Menschen sind meist gute Zuhörer. Denn wenn man in einem Ensemble zusammen Musik macht, ist es von eklatanter Wichtigkeit, dass man einander zuhört. Und das hat positive Auswirkungen beim Beziehungsgespräch am Abend. Probieren Sie es aus. Wenn der Partner oder die Partnerin ein Thema anschneidet, das Sie nicht im Geringsten interessiert, zum Beispiel Häkeln, Motorräder, der Wochenendeinkauf, der Geburtstag der Großtante, Goldschürfen in Alaska oder südindische Meditationsmusik, hören Sie einfach mal zu und nicken interessiert. Durch Musik lernt man, auch bei schwierigeren Passagen gut zuzuhören. Wenn das mal kein erstrebenswertes Ziel ist.

Die Skeptiker sagen, all diese positiven IQ-Auswirkungen seien erstens nur von kurzer Dauer und zweitens, statistisch auf die Gesamtbevölkerung bezogen, sei die Auswirkung zu vernachlässigen, da nur eine geringe Stichprobengröße genommen werden konnte, sprich einfach zu wenige Menschen bei den Studien mitgemacht haben. Aber Kritiker gibt es immer. Meine erste Antwort auf so eine Kritik ist: Wenn man erlebt hat, wie begeisterte Achtjährige im Chor ihr Lieblingslied voller Inbrunst auf der Schulbühne singen und sie den Applaus des Publikums freudestrahlend entgegennehmen, dann soll ein Kritiker danach noch mal eiskalt behaupten, dass das keine Auswirkung auf diese kleinen Menschen hat. Ich kann mich aus meiner Schulzeit – ich gebe zu, die ist schon sehr lange her – an viele Konzerte mit dem Schulchor oder der Schulband erinnern, aber an keine einzige Physikklausur oder einen Geschichtstext. Das hat mein Gehirn pflichtschuldigst gelöscht oder: diese Tomaten sind aus meinem Netz gepurzelt.

In einer anderen Studie mit dem Titel Costa-Giomi 2004 wurde in Montreal, Kanada, 63 Viertklässlern drei Jahre lang Musikunterricht gegeben. Deren Eltern hatten ein relativ geringes Einkommen, die Kinder erhielten wöchentlich Einzelunterricht im Klavierspiel, und ein Instrument für zu Hause wurde gestellt. Die Kontrollgruppe bestand aus 54 Viertklässlern mit dem gleichen sozioökonomischen Status; diese Kinder erhielten weder Klavierunterricht noch ein Instrument. Zu Beginn der Studie waren sie Tests zu Selbstwertgefühl, akademischen Leistungen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten unterzogen worden. Das Ergebnis war am Ende, dass der Klavierunterricht sich positiv auf das Selbstwertgefühl und die Musiknoten der Kinder auswirkte, aber die akademischen Leistungen nicht stiegen. Klingt nicht gerade nach einer Bestätigung meiner These. Blöd.

Beim Musizieren ist es wichtig zu lernen, wie man Gefühle ausdrückt. Das hat Auswirkungen auf die Persönlichkeit. Kleine Anekdote: In meiner Jugend gab es in der Nähe meiner Heimatstadt eine Big Band, in der ich Klavier spielte. Der Leiter wollte uns zu mehr Hingabe erziehen, leider tat er das mit lautem Gebrüll und Einschüchterungen. Er schrie mit Schaum vor dem Mund uns junge Musiker an: »Spielt mit mehr Gefühl!« Was natürlich genauso gefühlvoll von uns kleinen Sensibelchen umgesetzt wurde. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert, denn wie soll man bei einem tyrannischen Lehrer gefühlvoll spielen lernen. Es liegt wie immer an den Menschen und den Lehrern, die uns in diese Welt einführen. Gefühle zu transportieren, gehört zu den zentralen Aufgaben der Musik.

Dann gab es auch Studien, wo Musiker mit Menschen verglichen wurden, die gar keine Musik machen. Das wurde von Brandler und Rammsayer 2003 untersucht, und zwar bei der unglaublich hohen Anzahl von 35 Musikern und 35 Nichtmusikern. Die Musiker erreichten zwar bei Tests der verbalen Gedächtnisleistungen höhere Werte als die Nichtmusiker, doch die Nichtmusiker zeigten bessere Leistungen bei der allgemeinen Intelligenz. Hier klappt die Untermauerung meiner These also wieder nicht. Mein Misstrauen bezüglich dieser Studienergebnisse wächst ein wenig. Man soll schließlich keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Ich bin mir sicher, es wird noch einiges untersucht werden und ans Licht kommen. Smiley.

Es bleibt ein Rätsel, ob Musik nun schlau macht oder nicht – mit der klaren Tendenz, dass sie es tut. Dazu mehr in verschiedenen Kapiteln wie etwa »Es wird da oben weniger irgendwann, aber dann …«.

Eines scheint sicher: dass die Dauer des Musikunterrichts entscheidet. Wenn man auf Dauer singt oder ein Instrument spielt, dann wird auf jeden Fall Folgendes geübt:

sich auf eine Sache zu konzentrieren – man lernt selektive AufmerksamkeitNoten zu lesenzu planen und sich seine Zeit einzuteilen – ansonsten fängt man nie anEntscheidungen zu treffen – es gibt schließlich immer etwas WichtigeresFehler zu berichtigen; dazu gehört, so lange zu spielen, bis es besser wirdirrelevante und ablenkende Infos zu ignorierenmit schwierigen Situationen zurechtzukommen und dranzubleibenVersuchungen zu widerstehen, etwa am Handy zu daddelnvorzuspielen, egal ob auf der Familienfeier, in der Schule oder vor anderem Publikum. Durchhalten und im besten Falle Applaus bekommen. Wenn das kein Anreiz ist.

So, habe ich Sie überzeugt? Noch nicht? Dann habe ich noch ein paar Seiten Zeit, das zu schaffen!

Hat es Auswirkungen auf mich, wenn ich Musik mache?

A Ja, ich werde schlau!

B Ja, ich höre besser zu und …

C Könnte sein, mehr erfahre ich hoffentlich im Verlauf des Buches.

KAPITEL 2

Ist die Blockflöte Fluch oder Segen?

Oder vielleicht doch pure Weisheit?

Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Blockflöte und einem Sack Mehl? Dann blasen Sie mal rein. Mit diesem launigen Einstieg begrüße ich Sie in der Welt der Blockflöten. Sie ist für die einen die Rettung der Musik im Allgemeinen und für die anderen der direkte Weg in den Untergang. Ein Instrument, das diese Konversation ermöglicht:

A: Wie hast du dein Auto bezahlt?

B: Mit der Blockflöte meiner Tochter.

A: War die so viel wert?

B: Für den Händler schon, der wohnt über uns.

Oder: Was sind zehn Blockflöten auf dem Meeresgrund? Ein guter Anfang.

Das lässt das Spannungsfeld erahnen, was Blockflöten anbelangt. Ich mag Blockflöten, und bevor Sie jetzt Schnappatmung bekommen, ja, man kann auch mit einer Blockflöte schlauer werden.

Reisen Sie mit mir ins Reich der griechischen Mythologie. Athene, wie Sie alle sicher wissen, war die Göttin der Erfindungsgabe und der Weisheit. Sie hat die Flöte erfunden. Sprich: Weisheit und Flöte passen seit einigen Jahrtausenden gut zusammen. Okay, Athene war auch die Göttin der Kampfstrategie. Sie hatte etwas Grausamkeit von ihrem Vater Zeus geerbt, da sie direkt aus dem Kopf des Zeus entsprang, der wiederum ihre Mutter verspeist hatte. Athene wurde deshalb zur Göttin der Weisheit. Und diese Göttin der Weisheit erfand die Flöte. Es war keine Blockflöte, wie wir sie heute in einem Musikfachgeschäft kaufen können, sondern eine sogenannte Doppelrohrflöte, eine Aulos. Als Athene darauf eine schöne Melodie spielte, sah sie zufällig ihr Spiegelbild in einem Teich und erschrak, weil sie feststellte, dass das Flötenspiel ihr Antlitz entstellte. Sogleich warf sie die Flöte fort. Ich persönlich finde das übertrieben, aber wer bin ich, einer Göttin Ratschläge zu erteilen. Den Klang ihres anmutigen Spiels wiederum hörte der Satyr Marsyas, ein Halbgott. Der rettete das Instrument aus den Fluten und erlernte das Spiel. Da Marsyas sehr überzeugt von sich war, forderte er eines Tages Apollo, den Gott der Musik und Künste, zum Wettkampf heraus. Marsyas glaubte, ihn besiegen zu können, aber das endete nicht gut, weil als Schiedsrichter die Musen eingesetzt waren, die von ihrem Chef Apollo abhängig waren. Unter diesen Voraussetzungen war der Ausgang des Wettkampfes vorher klar. Das Ende vom Lied: Apollo hängte den Flötenspieler Marsyas an einer Fichte auf und zog seine Haut ab. Sehr unangenehm und nicht empfehlenswert, das nachzuahmen. Die zweite Ebene dieser Geschichte ist aber, dass hier zwei Arten, Kunst zu machen, aufeinandertreffen. Auf der einen Seite der ekstatische, ungezügelte Marsyas, auf der anderen der kontrollierte Gott Apollo. Übersetzt sind das der emotionale und der intellektuelle Zugang zur Kunst, die sich unvereinbar gegenüberstehen. Und diese Kämpfe zwischen den beiden Lagern dauern bis heute an, nicht nur in der Blockflötenszene.

Zurück in die Gegenwart. Für den Erstkontakt mit diesem wundervollen Instrument ist entscheidend, wie er stattfindet. Wird das gut gemacht und Lust auf das Instrument und die Liebe zur Musik geweckt, oder hat eine stocksteife, humorresistente, fast pensionierte Vertreterin der alten Schule mit strengem Blick die Notwendigkeit erklärt, dass eine Eins im Musikunterricht nur über die korrekte Benutzung der Blockflöte mit einem biederen Volkslied führt?

Eigentlich macht kein Instrument Spaß, wenn es schlecht gespielt und schlecht vermittelt wird. Der Flötenspieler hat dann eher Freude daran, seinen Mitschülern einen ohrenbetäubenden Pfeifton ins Gesicht zu pusten als ein paar ansehnliche Töne zu produzieren. Und schon ist die Welt der Musik für den Spieler in ein schwieriges Fahrwasser gekommen. Aber es gibt Hoffnung: Schiefe Töne kann man in schöne Exemplare umwandeln mit Geduld, Zeit und Liebe zur Musik.

Für viele ist die Blockflöte das Einstiegsinstrument. Es kommt harmlos als Spielzeug daher, wenn es im Kinderzimmer zwischen all den anderen Spielsachen sein Dasein fristet. Mit einer Blockflöte ist der Einstieg in die Welt der Musik finanziell und zeittechnisch effizient zu bewältigen. Der Schüler kann zügig das Notenlesen erlernen und den grundlegenden Umgang mit einem Instrument. Fast jeder bekommt in kurzer Zeit einen relativ schönen Ton aus einer Blockflöte heraus und nicht nur das Geräusch, das die Spülmaschine macht, wenn sie fertig ist. Piep, piep, piep. Zudem lassen sich auch mit noch nicht ausgefeilter Spieltechnik ein paar Euros auf dem Weihnachtsmarkt damit verdienen. Ob aus Begeisterung oder Mitleid, wage ich nicht zu beurteilen. Aber, wie bei allen Dingen im Leben, wenn man etwas wirklich gut können will, verlangt auch eine Blockflöte für ein meisterliches Spiel Übungszeit und noch mehr Übungszeit.

Wussten Sie, dass sie eine lange Tradition als Soloinstrument hat? In unserer Zeit gibt es jetzt eben mehr berühmte Sänger als Blockflötisten, aber das war mal anders. Könnten Sie mir spontan einen berühmten Blockflötisten nennen? Athene, ich weiß, aber sagen Sie bitte nicht auch noch Friedrich der Große (1712 – 1786). Der spielte nicht Blockflöte, sondern Querflöte und besaß über hundert Stück. Also Feldherr, König, Flötist und Komponist.

Das Image der Blockflöte hat leider das Problem, dass es heutzutage keine coolen Flötensoli in coolen Bands gibt und dass kein cooler Blockflötenheld die großen Hallen füllt. Stellen Sie sich einen David Garrett oder eine Miley Cyrus mit Blockflöte vor. Das wär’s. Der Klang scheint auf bestimmte Genres eingeschränkt zu sein, vor allem verbindet man sie mit Barockmusik. Im Pop ist die Blockflöte kurz gesagt nicht angesagt. Um es sanft auszudrücken. Aber man tut ihr Unrecht, und wer weiß, welcher Trend noch auf uns zukommt.

Es gibt großartige Stücke und fantastische Spieler, die dieses Instrument beherrschen. Hören Sie sich mal Dorothee Oberlinger, Maurice Steger und Michaela Petri an oder meinen Freund David Hanke, der dieses Instrument meisterlich zum Klingen bringt. Ich habe schon einige Stücke für Blockflöte geschrieben, wenn auch ich am Anfang erst mal vom Klang überzeugt werden musste. Beim Spiel von Profiblockflötisten werden Sie feststellen, dass es ein grandioses Instrument ist.

Wir unterscheiden Blockflöten bezüglich Größe und Tonlage. Sopranino heißt die kleinste Flöte, die auch zarte Ohren arg zum Schwingen bringen kann und einen unglaublich durchdringenden Ton hat. Dann folgen, in absteigender Tonlage, die Sopran-, Alt- und Tenorblockflöte. Auch eine Bassblockflöte gibt es, sogar eine Subbassflöte, die eher einer Orgelpfeife ähnelt. Am einfachsten ist der Einstieg auf einer Sopranblockflöte, die auch kleine Kinderfingerchen gut greifen können. Oft wird für Kleinkinder eine Kunststoffflöte bevorzugt, da durch den großen Speichelfluss in diesem Alter eine Holzflöte schnell aufweichen würde. Ja, Sie haben jetzt das Bild eines sabbernden Instruments vor Augen, aus dem unten der Speichel rausfließt, tropf, tropf. Daher empfiehlt sich eine Holzflöte erst, wenn man älter ist als vier. Und jetzt fort mit diesem Bild.

Die Blockflöte ist eines der ältesten bekannten Instrumente und entwickelte sich vom Hirteninstrument im frühen Mittelalter zum beliebten Instrument der Gaukler und Spielmänner. Im Laufe der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert hielt die Flöte Einzug in die Hof- und Adelskapellen. Viele Komponisten des Barocks schrieben Musik für die Blockflöte, oft auch als Soloinstrument. Stellen Sie sich ein Schloss vor, schön geschmückt für eine große Festlichkeit und darin ein prächtiger großer Saal. Hier erklingen die Blockflöten in ihrer schönen schillernden Pracht. Denken Sie an Bach, Händel und Vivaldi. Die Beliebtheit des Instrumentes nahm allerdings im 18. Jahrhundert wieder ab; es wurde von der Traversflöte abgelöst, die wegen ihres samtweichen Klanges geliebt wurde. Das passte besser in den damaligen Musikgeschmack, da die Blockflöte als zu brillant und direkt galt. Die Traversflöte sieht aus wie eine Querflöte aus Holz. Sie ist auch der Vorgänger der Querflöte aus Metall, die 1832 von dem Flötisten und Instrumentenbauer Theobald Böhm entwickelt wurde und deshalb auch Böhmflöte genannt wird. Blockflötenliebhaber nennen sie auch die metallene Gewehrflöte. Pardon, Querflöte. Die Querflöte gewann die Oberhand und besetzte die Orchester. Erst in den 1920er-Jahren fand eine Wiederentdeckung der Blockflöte statt, als es schick wurde, wieder Renaissance- und Barockmusik zu spielen.

Falls Sie sich jetzt ein Exemplar kaufen wollen, ab fünf Euro sind Sie dabei. Kein Witz. Bei dem Preis können Sie sich sogar zwei Instrumente leisten, denn man kann, wenn man etwas übt, auch mit zwei oder noch mehr Flöten gleichzeitig spielen, wie der Flötist Gabor Vosteen es macht. Der Preis kann auch bis auf 20 000 Euro hochgehen, wenn Sie eher der luxusorientierte Mensch sind. Es gibt sogar Exemplare aus Gold. Falls Sie dann mal Einbrecher im Haus haben, können Sie sicher sein, selbst die teuersten Exemplare werden nicht geklaut. Haben Sie je von einem Einbruch gehört, bei dem eine Blockflöte geklaut wurde? Uhren, Schmuck, TV, Laptops, ja, aber Blockflöten? Nein! Und Sie können sie auch mal als sicheres Versteck nutzen, zum Beispiel für Diamanten. Falls Sie nicht wissen, wo Sie sie deponieren sollen.

Die hessische Regierung startete 2024 eine öffentlichkeitswirksame Kampagne. Mittels Pilotprojekten sollte die Blockflöte wieder Einzug an Hessens Grundschulen halten, was ein geteiltes Echo auslöste. Am meisten freuten sich ganz sicher die Blockflötenbauer. Interessant ist, dass sogar der hessische Koalitionsvertrag den Satz beinhaltet, dass die Regierung das »Tor zur Welt der Musik« öffnen will. Musikunterricht ist an vielen Schulen schon ein Mangelfach und kann jede Unterstützung gebrauchen. JEDE. Auch mit der Blockflöte!

Der größte Vorteil der Blockflöte ist, dass sie klein, günstig und leicht transportierbar ist und dazu super klingt. Zahlenmäßig übertroffen wird sie nur durch das meistverkaufte Instrument der Welt, die Mundharmonika. Das älteste Instrument, das wir bis jetzt kennen, wurde 2008 in der Höhle »Hohler Fels« bei Ulm entdeckt. Es ist eine 22 Zentimeter lange Flöte aus dem Flügelknochen eines Gänsegeiers. Und diese Flöte ist 40 000 Jahre alt. Schon unsere Vorfahren wussten also, was gut klingt.

Welches Instrument spielte Friedrich der Große?

A Blockflöte.

B Trompete.

C Querflöte.

KAPITEL 3

Gegenthese: Bekloppte Musiker!

Die Geschichte von den »manchen«

Musiker können sich alle Noten vom dritten Satz der Mozart-Sonate merken, aber nicht, wo sie den Hausschlüssel hingepackt haben. Sie sind fähig, bei einer Probe jeden falschen Ton zu hören, aber auf demselben Ohr taub, wenn man ihnen sagt, was sie auf keinen Fall im Supermarkt vergessen sollen. Sie können sich an alle Konzerte erinnern, die sie letztes Jahr gespielt haben, aber nicht, wann die Familienfeier zum 70. Geburtstag der Tante ist. Es gibt Musiker, die finden den Weg in die Bäckerei nicht, können aber das gesamte Repertoire von Paganini auf der Geige spielen. Und was ist jetzt mit meiner schicken These, dass Musiker besonders schlau sind? Nun ja, schlau ist halt relativ.

Wenn meine Theorie stimmt, dass wir durch Musik schlauer werden, kann ich nicht verschweigen, dass es auf der anderen Seite auch ziemlich bekloppte, merkwürdige charakterliche und emotionale Auswüchse bei Musikern gibt, die man beim besten Willen nicht als intelligent bezeichnen kann. Das sind dann ganz sicher die wenigen »manchen«. Wie es eben bei jeder guten Regel ist: Es gibt Ausnahmen.

Der Club der 27 gehört natürlich dazu, und ich weiß nicht, ob es von großer Intelligenz zeugte, als Ozzy Osbourne 1982 einer Fledermaus den Kopf abbiss oder die Rockband Van Halen alle braunen M&Ms aus der Süßigkeitenschüssel in der Garderobe verbannt haben wollte; dass Keith Richards die Asche seines Vaters mit Koks gemischt durch die Nase zog; dass Elton John eines Nachmittags 250 000 Dollar für Einkäufe ausgab – was zwar für Sylter Verhältnisse völlig normal ist, aber für Musiker meistens nicht. Ich weiß auch nicht, ob es sehr smart ist, auf der Toilette der britischen Queen einen Joint zu rauchen, wie die Beatles es 1965 sehr witzig fanden, um danach vollkommen bekifft der Queen die Hand zu schütteln. Oder ob es intelligent ist, dass der Rapper P. Diddy eine goldene Badewanne für 500 000 Dollar kaufte, um dann festzustellen, dass die gar nicht durch die Tür passte. Mick Jagger lief in den 1970ern mal nackt über den Hotelflur, weil er nach der Einnahme von LSD und anderen Substanzen dachte, er sei unsichtbar. Kann man alles machen. Ist halt bekloppt. Beethoven hat für seinen morgendlichen Kaffee exakt sechzig Kaffeebohnen ausgezählt. Geben Sie zu, Sie haben auch gerade gedacht, das ist leicht bekloppt. Und Beethoven und bekloppt zusammenzubringen, ist gewagt, aber bei dieser Geschichte passend. Und dass Mozart einen sechsstimmigen Kanon mit dem Titel »Leck mich im Arsch« schrieb, hört man im Großen Festspielhaus von Salzburg auch nicht. Stimmt aber.

Als die Pianistin Maria João Pires auf der Bühne feststellte, dass sie das falsche Klavierkonzert geübt hatte, bin ich mir sicher, dass sie in dem Moment dachte: Wie bekloppt ist das denn? Aber, zu ihrer Ehrenrettung: Sie konnte das andere Klavierkonzert ebenfalls fehlerfrei spielen. Somit bekamen diesen Fauxpas nicht viele mit.

Ein anderes nicht sehr smartes Thema ist der ungestüme Gebrauch von bewusstseinserweiternden Substanzen bei bestimmten Musikern im Rock/Pop-Geschäft. Aber auch, das darf man nicht vergessen, die Volksmusikbranche mit Roy Black, Rex Gildo und Co. oder klassische Dirigenten wie Leonard Bernstein haben immer mal gerne einen über den Durst getrunken und/oder rauchten wie ein Schlot. In Gedenken an den berühmten Spruch: Wo früher meine Leber war, ist heute eine Minibar. Das ist bekanntermaßen nicht besonders schlau und führt unweigerlich zu einer starken Verkürzung der Lebensspanne.

Ich möchte auch nicht verschweigen, dass manche Musiker von sich sehr überzeugt sind, was wiederum nicht unbedingt schlau ist. Als ich den Spruch hörte: »Oh, was groovt denn da so toll? Ach, das bin ja ich«, war das ganz amüsant, aber nicht sehr intelligent. Die Ansage »Genug von dir, zurück zu mir« haben schon viele Gesangssolisten ohne jeden Verdacht gemacht, dass dies jetzt komisch rüberkommen könnte. Wie viele Sopranistinnen braucht man, um eine Glühbirne reinzudrehen? Eine, denn die Welt dreht sich um sie.

Man fragt sich im Nachhinein auch, wie es um die Schläue von Musikern steht, wenn sie das Angebot bekamen, einen Song zu singen, dieses aber ablehnten und dann später andere an ihrer statt Riesenerfolge feierten. Beispiele gefällig? Justin Timberlake schrieb »Rock Your Body« eigentlich für Michael Jackson, der wollte es aber nicht, so sang es Justin selber, und es wurde ein großer Hit. Den Song »Drop It Like It’s Hot« hat Pharrell Williams erst Jay-Z angeboten, der lehnte ab, und mit Snoop Dogg wurde es ein Riesenhit. Ed Sheeran schrieb »Shape of You« für Rihanna, die sagte Nein zum Song, und Ed sang ihn selber. Wie auch der bekannteste Song von Rihanna, »Umbrella«, eigentlich für Britney Spears gedacht war, die aber nicht wollte, woraufhin Mary J. Blige nicht wollte und das Stück sodann mit Rihanna ein Riesenhit wurde, sogar ein Grammy sprang für sie dabei heraus. Matthias Reim hatte »Verdammt, ich lieb dich« für Wolfgang Petry geschrieben, der winkte ab, und es wurde Reims größter Erfolg. Freddy Quinn wurde »Strangers in the Night« angeboten, der lehnte ab, und Frank Sinatra griff zu. Dumm gelaufen. Das Lied »Theater« von Katja Ebstein wurde 1980 auch erst Marianne Rosenberg angeboten, aber vergebens. Das Lied »How Will I Know«, das wir von Whitney Houston kennen, haben die Songwriter George Merrill und Shannon Rubicam für Janet Jackson geschrieben. Die wollte nicht. Zum Glück, was wäre uns entgangen? Genug Beispiele? Diese Entscheidungen waren, mit Abstand betrachtet, nicht sehr schlau. Man könnte sie im Nachhinein auch als bekloppt bezeichnen.

Der berühmte Pianist Anton Rubinstein fand 1874 interessante Worte zu Tschaikowskis erstem Klavierkonzert: Es sei wertlos, völlig unspielbar, bruchstückhaft, armselig komponiert, schlecht, trivial, vulgär. Trotzdem änderte der Meister keinen Ton, sondern schickte das Werk zu Hans von Bülow nach Boston, der führte es 1875 auf, und es wurde ein durchschlagender Erfolg. Ab 1887 spielte es auch Rubinstein und machte es zu einem Hit der klassischen Musik. Man kann sich ja mal irren.

Paganini, das Geigengenie, war in finanziellen Dingen eine absolute Katastrophe. Er konnte sich am Ende seines Lebens sein eigenes Grab nicht mehr leisten. Somit ist »schlau« relativ. Der eine ist grandios am Instrument, aber katastrophal in Beziehungen. Frank Sinatra und Louis Armstrong waren viermal verheiratet. Der Rock-’n’-Roll-Star Jerry Lee Lewis brachte es sogar auf sieben Ehen. Also nehmen Sie sich jene Leute lieber nicht zum Vorbild. Mit dieser kleinen Geschichte über die unintelligenten Seiten der Musiker und Komponisten entlasse ich Sie höflich aus dem Kapitel. Es gibt halt »manche«, aber die anderen sind schlau. Versprochen!

Wer ist der Musiker, der die verrücktesten Dinge außerhalb der Musik gemacht hat?

A Der Rapper Kanye West, da er sich mit Jesus vergleicht.

B David Bowie, der in den Siebzigern monatelang nur von Paprika, Milch und Kokain lebte.

C Glenn Gould, da er immer einen Mantel trug, auch im Sommer, weil er Angst vor Erkältungen hatte, und der einen winzigen Klavierstuhl besaß, den er immer mitnahm.

D

(Hier können Sie Ihren Favoriten eintragen.)

KAPITEL 5

Das berühmteste Lied der Welt

Ja, auch Sie haben es schon oft gesungen!

Begeben wir uns nach Louisville, Kentucky, USA