Musizieren im Alter - Theo Hartogh - E-Book

Musizieren im Alter E-Book

Theo Hartogh

4,8

Beschreibung

Die Diskussion über den demografischen Wandel und seine Folgen haben das Thema Musizieren im Alter in das öffentliche Interesse gerückt. Das Buch bietet eine Bestandsaufnahme aktueller musikalischer und musikgeragogischer Aktivitäten für und mit Menschen im dritten und vierten Lebensalter. Es werden Methoden, Arbeitsfelder und Angebote aufgezeigt - vom Instrumentalunterricht im jungen Seniorenalter über die musikalische Gruppenarbeit im Altersheim bis hin zum Musizieren mit hochaltrigen und dementiell erkrankten Menschen. - Angesprochen sind Musiklehrer und Musikinteressierte aus den Bereichen Sozialpädagogik und Pflege.

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Musizieren im Alter

Theo HartoghHans Hermann Wickel

Musizieren im Alter

Arbeitsfelder und Methoden

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bestellnummer SDP 105

ISBN 978-3-7957-8653-3

© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer ED 8733

© 2008 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

www.schott-music.com

www.schott-buch.de

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung kopiert und in ein Netzwerk gestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen.

Inhalt

Einleitung

1. Ältere Menschen heute

1.1 Demographische Tendenzen

1.2 Alter als Bildungsherausforderung

1.3 Musiker im Alter

2. Musik im höheren Lebensalter

2.1 Musik als Ressource für das Alter

2.2 Musik für Junge – Musik für Alte?

2.3 Musikgeragogik und Musikpädagogik

2.4 Musik und Musikalität

2.5 Wirkungen von Musik

2.6 Bedeutung von Musik für ältere Menschen

3. Prinzipien und Haltungen in der Musikgeragogik

3.1 Forderung eines ganzheitlichen Menschenbildes

3.2 Angemessenes Anforderungsniveau

3.3 Biografie- und Lebensweltorientierung

3.4 Kompetenzorientierung

3.5 Dialogische Orientierung

3.6 Validierende Orientierung

3.7 Intergenerative Orientierung

3.8 Kultursensible Orientierung

4. Musik im Spannungsfeld von Gesundheit, Krankheit und Krisensituationen

4.1 Musik und Gesundheit

4.2 Musik und Demenz

4.2.1 Das Krankheitsbild

4.2.2 Emotionale Funktion der Musik

4.2.3 Identitätsfunktion der Musik

4.2.4 Entspannungsfunktion der Musik

4.2.5 Soziale und pflegeentlastende Funktion der Musik

4.2.6 Präventionsaspekte

4.3 Musik in Lebens- und Alltagskrisen

4.4 Musik in der Sterbebegleitung

5. Institutionen

5.1 Stationäre und teilstationäre Einrichtungen

5.2 Mobile Angebote

5.3 Stadtteiltreffs und Kirchengemeinden

5.4 Seniorenorchester, -chöre, -ensembles und -bands

5.5 Musikschulen

5.6 Volkshochschulen

5.7 Landesmusikakademien

5.8 Seniorenakademien

5.9 Hochschulen

6. Musizieren in Alteneinrichtungen und Pflegeheimen

6.1 Singen

6.2 Liedtexte schreiben/Schreibwerkstatt

6.3 Lieder begleiten

6.4 Improvisieren und Verklanglichen

6.5 Musikstücke mitspielen (Mitspielsätze)

6.6 Musikhören

6.7 Themenzentrierte Musikangebote

6.8 Musiklehre und Musikgeschichte

6.9 Musikinstrumente selbst bauen

7. Musik und Bewegung

7.1 Bewegung im Alter

7.2 Prävention und Rehabilitation der Motorik

7.3 Tänze

7.3.1 Tanzformen und Funktionen des Tanzes

7.3.2 Methodische Überlegungen zum Tanzen

7.4 Bewegungsimprovisationen und Bewegungslieder

7.5 Biografische Gesichtspunkte

8. Musikunterricht im Alter

8.1 Musikbezogenes Lernen im Alter

8.2 Musikalische Bildung im Alter

8.3 Instrumental- und Gesangsunterricht

8.3.1 Instrumentalunterricht

8.3.2 Anforderungen an den Instrumentallehrer

8.3.3 Gesangsunterricht

8.3.4 Instrumental- und Gesangsgeragogik vs. Instrumental- und Gesangspädagogik

8.3.5 Instrumentenwahl und Repertoire

Ausblick

Anhang

Wiesbadener Erklärung des Deutschen Musikrats

Literaturverzeichnis

Bildnachweis

Einleitung

Für viele Menschen spielt Musik eine besondere Rolle in ihrem Leben, denn ihr wohnt eine Fülle an Bedeutungen und Wirkungen inne; und musikalische Aktivitäten sind auf vielfältige Weise möglich – vom Hören über das Singen und Instrumentalspiel bis zum Bewegen zur Musik. Während die Musikerziehung in Kindheit und Jugend zunehmend Beachtung findet, versiegt das musikwissenschaftliche und -pädagogische Interesse mit steigendem Alter der Musizierenden und Musikhörenden. Dabei kann gerade Musik in der gegenwärtigen Altersdiskussion eine Antwort auf die Frage nach den Bedingungen für mehr Lebenszufriedenheit und Lebensqualität im Alter geben, denn mehrere Studien belegen, dass musikalische Aktivitäten sowohl soziale Kontakte schaffen und fördern als auch Lebenshilfe und Sinnorientierung bieten.

Lebenszufriedenheit und Lebensqualität sind zunächst abhängig von den physischen und psychischen Ressourcen des Einzelnen, aber auch von förderlichen Rahmenbedingungen wie Gesundheitsversorgung, Wohnverhältnisse, kulturelle Angebote und soziale Netze in Wohnortnähe. Musikhören und aktives Musizieren sind jedermann offen stehende Möglichkeiten, die zu einem hohen Niveau von Lebenszufriedenheit beitragen können. Grundsätzlich bleibt die Fähigkeit zum Erlernen eines Musikinstruments und zur geistigen Auseinandersetzung mit Musik dank der Plastizität des Gehirns bis ins hohe Alter erhalten. Mit dem aktiven Musizieren können wir im Prinzip zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens neu beginnen oder es z. B. nach Berufs- und Familienphase wieder aufgreifen. Und: Gefühle werden nicht alt, Musik kann der Mensch in jedem Lebensalter genießen und sich an ihr erfreuen.

Angesichts der demographischen Entwicklung und der Bedeutung von Musik im Alter stehen Musikpädagogik und Musikverbände vor neuen Herausforderungen. Im Vergleich zu früher nehmen immer mehr Ältere aktiv am Musikleben teil, und es entscheiden sich mehr Ältere als Jüngere in Kirchenchören sowie Musik- und Gesangsvereinen mitzuwirken. Ältere Musikliebhaber, die früher kaum musizierten oder mit dem Musizieren aufgehört haben, versuchen an Musikschulen bzw. Volkshochschulen, in Chören, Spielkreisen und Laienorchestern wieder zur Musik zu finden. Aber nicht nur in Musikinstitutionen, auch in sozialen und Pflegeeinrichtungen werden Musiziermöglichkeiten für Musikinteressierte geschaffen, die aufgrund mangelnder Mobilität nicht mehr in der Lage sind, außerhäusliche Angebote wahrzunehmen. Doch längst werden noch nicht alle alten Menschen von zielgruppenorientierten Angeboten erreicht, denn gerade für die Bedürfnisse hochaltriger, behinderter und pflegebedürftiger Menschen fehlen oftmals Möglichkeiten kultureller Teilhabe.

In Anbetracht des wachsenden Kreises musikliebender älterer Menschen und der Notwendigkeit eines stärkeren gesellschaftlichen Engagements im Bereich musikalischer Altenbildung ist es daher nur folgerichtig, dass sich der Deutsche Musikrat im Jahr 2007 auf dem Kongress „Es ist nie zu spät – Musizieren 50+“ dem Thema „Musizieren im Alter“ widmete und sich aus verschiedenen Perspektiven intensiv mit Fragen des Musizierens im Alter auseinandersetzte. In der auf dem Kongress verabschiedeten Wiesbadener Erklärung (s. Anhang) werden Entscheidungsträger auf Bundes-, Landesund Kommunalebene aufgefordert, noch bestehende Barrieren für eine zukunftsweisende musikalische Altenbildung ausfindig zu machen und zu beseitigen, damit wichtige musikbezogene Ressourcen in unserer Gesellschaft erkannt und gefördert werden. Der Forderungskatalog für das Musizieren im Alter zielt im Besonderen auf bedarfsorientierte musikalische Angebote in den Bereichen Bildung, Soziale Arbeit, Pflege, Rehabilitation und Therapie sowie auf qualifizierte Aus- und Weiterbildung für Fachkräfte, die Musik in der Arbeit mit alten Menschen einsetzen; ein weiterer wichtiger Bereich ist das generationenübergreifende Musizieren. Musizieren im Alter steht dabei in keiner Weise primär unter einem therapeutischen Aspekt – Altwerden und Altsein erfordern weder Behandlung noch Heilung –, sondern unter einer Bildungsperspektive, der mit dem Fachbegriff Musikgeragogik Rechnung getragen wird.

Unter dieser Bildungsperspektive gibt dieses Buch einen Überblick über theoretische, praktische und institutionelle Aspekte des Musizierens im höheren Lebensalter und stellt exemplarische Projekte im musikgeragogischen Arbeitsfeld vor. Das Themenspektrum reicht dabei vom anspruchsvollen Laienmusizieren und dem Instrumentalunterricht für leistungsfähige Senioren in guter körperlicher, geistiger und seelischer Verfassung bis hin zum elementaren Gruppenmusizieren in Einrichtungen der Altenhilfe und Altenpflege. Es werden vor allem Antworten gesucht auf die Fragen,

•  welchen Einflüssen die musikalische Lernfähigkeit im Alter unterliegt,

•  welche Bedeutung Musik für alte Menschen hat und welche musikalischen Aktivitäten für sie von Interesse sind,

•  wie Musik im Alter zu vermitteln ist und auf welche altersbedingten Besonderheiten beim Musiklehren und Musiklernen zu achten ist,

•  welche Institutionen musikbezogene Angebote für alte Menschen vorhalten und welchen Bedarf es gibt.

Selbstverständlich können diese grundlegenden Fragen nicht erschöpfend behandelt werden, zumal Forschungen in einzelnen Bereichen noch in den Kinderschuhen stecken. Um der inhaltlichen Vielfalt des Themas gerecht zu werden, ist es bei der Erörterung der Fragen erforderlich, neben der Musikpädagogik auch Pflege, Soziale Arbeit, Sozialwissenschaften, Psychologie, Rehabilitation und Medizin mit in den Blick zu nehmen. Ausgehend von Forschungsergebnissen dieser Bezugsdisziplinen werden in vorliegendem Buch theoretische Kenntnisse über das Thema „Musizieren im Alter“ vermittelt und grundlegende didaktische Prinzipien entwickelt, die eine Brücke zur Praxis schlagen und eine hilfreiche Handreichung für alle sind, die beruflich oder in ihrer Freizeit mit alten Menschen und für sie musizieren.

Wir danken dem Schott-Verlag, der sich „Musizieren im Alter“ als gesellschaftliches und musikpädagogisches Zukunftsthema zu Eigen gemacht und diese Veröffentlichung in sein Programm aufgenommen hat. Über die Lektüre dieses Buches hinaus hat der Leser die Möglichkeit, auf eine kommentierte Bibliografie zum Thema „Musizieren im Alter“ zuzugreifen, um sich zu speziellen Themenbereichen vertiefend zu informieren (www.musicacademyforgenerations.org; www.musikgeragogik.de).

Theo Hartogh und Hans Hermann WickelDezember 2007

1. Ältere Menschen heute

Alter und Altern sind vielschichtige Phänomene, die sich aus dem Blickwinkel wissenschaftlicher Disziplinen wie Biologie, Medizin, Psychologie, Soziologie oder Kulturwissenschaften unterschiedlich präsentieren. Mit Alter kann das kalendarische oder chronologische Lebensalter, aber auch eine gesellschaftliche Status- und Rollenzuschreibung gemeint sein.

Auch in der Geschichte ist Alter je nach Epoche und Kulturkreis immer wieder einem Wandel unterlegen: Auf der einen Seite gibt es den weisen alten Menschen, dessen Wissen und Lebenserfahrung für den Fortbestand einer Kultur lebensnotwendig ist; auf der anderen Seite den abgeschobenen Alten, der als Empfänger sozialer und pflegerischer Leistungen eher überflüssig und lästig erscheint. So ging z. B. in der athenischen Demokratie der Ruhestand der Alten mit politischer Entmündigung, sozialer Verachtung, Armut und völliger Abhängigkeit von den Kindern einher (vgl. Herrmann-Otto 2004, S. 8).

1.1 Demographische Tendenzen

Altern und Alter sind derzeit gesellschaftliche Topthemen: Demographischer Wandel und Generationengerechtigkeit heißen die sozialpolitischen Schlagworte, die uns in vielen Lebensbereichen zum Um- und Neudenken auffordern. Schon heute leben mehr Menschen im Rentenalter als junge Leute unter 20 Jahren. Der Anteil der über 60-Jährigen im Jahr 2000 mit ca. 21 Prozent wächst im Jahr 2030 auf voraussichtlich ca. 35 Prozent. Aktueller Vorausberechnungen zufolge wird bis zur Mitte dieses Jahrhunderts die Bevölkerung ab 80 Jahren besonders stark von heute knapp vier Millionen auf rund zehn Millionen zunehmen. Gleichzeitig schrumpft die Gesamtbevölkerungszahl, und die Lebenszeit nimmt insgesamt zu. Eine Abnahme dieses langfristigen Trends ist nicht in Sicht, und Altersforscher prophezeien bereits für das Jahr 2060 eine durchschnittliche Lebenserwartung von 100 Jahren. Für viele Länder zeichnen sich radikale demographische Umschichtungen und daraus resultierende sozialpolitische Herausforderungen ab: So fehlen in China 25 Millionen Plätze in Altenheimen, und um die Mitte dieses Jahrhunderts wird es dort 400 Millionen Menschen über 60 Jahre geben, das wäre dann fast ein Viertel der gesamten Altenbevölkerung der Welt (vgl. Liang 2004, S. 92f.).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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