Muster aus Hans - Eleonore Frey - E-Book

Muster aus Hans E-Book

Eleonore Frey

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Beschreibung

'Hans ist anders als die anderen. Das sind die anderen auch. Es ist sein Anderssein, das anders ist.' So steht es am Beginn von Eleonore Freys Muster aus Hans. Mit denselben Worten wäre auch das ganze Buch treffend charakterisiert. Jeder Satz, der diesen Eingangssätzen folgt, hält inhaltlich und stilistisch, was die ersten drei versprechen.Hans ist eine jener Gestalten, die auf Biegen und Brechen nicht in die geschäftige Welt der gewöhnlichen Menschen passen wollen. Massig, bärtig, stumm steht Hans immer im Weg, er ist einer jener von der Gesellschaft Ausgeschlossenen, die viele fürchten und mehr noch beschimpfen. Ihrem Namen und Alter von dreiunddreißig Jahren entsprechend ist die Figur durchaus als Exempel zu verstehen. Gleichzeitig bleibt Hans ein Einzelfall. Sein Denken, das ein Denken in kleinen Schritten ist, macht sein Anderssein einzigartig. Freys Sprache passt sich diesem Rhythmus an und kommt damit viel weiter, als alle komplexe Theorie den Leser je bringen könnte. In kleinste Portionen unterteilt, überraschen die tiefsten Einsichten durch verblüffende Einfachheit.Muster aus Hans. Ein Bericht. Schon im Titel klingt der Tonfall des Buches an, der das wunderbare Paradoxon schafft, gänzlich nüchtern und gleichzeitig poetisch verfremdend zu sein. Wie der Titel changiert dieses Buch zwischen Wirklichkeit und Märchen – denn gerade das ist es am Ende, wenn der wilde Mann zum König wird, doch. '… kann ich nicht manchmal mit der Geige sagen, was ich in Worten nie gewusst habe?', fragt sich Hans’ Freund, und es sind diese Stellen, an denen uns beim Lesen plötzlich bewusst wird, was hier passiert: Eleonore Frey schreibt Sätze, die uns sagen, was wir in Worten bis jetzt nicht gewusst haben.

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Eleonore Frey

Muster aus Hans

Ein Bericht

Literaturverlag Droschl

© Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2009

2. Auflage 2009

Umschlag: & Co www.und-co.at

eISBN: 978-3-85420-865-5

Literaturverlag Droschl Stenggstraße 33 A-8043 Graz

www.droschl.com

Inhalt

Vorwort

I. Der wilde Mann

Ausgesperrt

In schweren Schuhen

Das Elternhaus

II. Die Insel Hans

Kinder und Spatzen

Ein karger Fels

Ich bin Robinson

III. Ins Blaue

Die blaue Stunde

Am Tag danach

Städteflug

IV. Seinesgleichen

Auf dem Weg zur Arbeit

Zu Besuch bei Franz

Bäumchen wechsle dich

V. Hans tanzt

Leas Hochzeit

Bunte Lichter

Hans im Glück

VI. Noch einmal der wilde Mann

Bei den Tieren

Überleben

Hans ist Hans

Vorwort

Hans ist anders als die andern. Das sind die andern auch. Es ist sein Anderssein, das anders ist. Das kann man ihm nicht gleich ansehen. Sobald er aber den Mund auftut und etwas sagt, wird es klar. Bereits sein Tonfall entspricht nicht dem, was Hans sagt. Als sei er taub und könne sich selbst nicht hören. Das ist es nicht. Hans ist nicht taub. Da seine Worte oft nicht meinen, was man gemeinhin mit ihnen meint, könnte man auch meinen, er spreche eine Fremdsprache. Aber kann man eine Sprache fremd nennen, wenn ihre Wörter eins ums andere nichts anderes sagen als sich selbst? Er spricht sich selbst, sagen die Dichter. Die haben Sinn für Hans. Auch sie versteht man oft nicht, weil sie anders reden als die andern. Aber sie haben ein Recht darauf. Denn ihnen ist ihr Anderssein Berufung. Während Hans sich zu nichts berufen fühlt. Weder zum Anderssein noch zum Dichten. Er ist wie er ist. Während er darüber nachdenkt, warum ihm sein anderes Anderssein geschehen musste, tritt er jemandem auf den Fuß. Der schreit und wird ausfällig, weil Hans sich nicht entschuldigt. Hans lässt fallen, was er in den Händen hat, und ist betreten. Wie er aufblickt, blickt der andere weg. Er will nichts mehr von ihm wissen. Hans will wissen, warum. Darum, sagt der andere und will damit sagen, dass sich das von selbst versteht. Das versteht Hans nicht.

Zeit ist Geld! sagt einer, der Hans beibringen will, was das Leben von einem Mann verlangt. Geld und Zeit ist zweierlei, weiß Hans. Zeit kann man nicht haben, und sie kann einem auch nicht gestohlen werden. Zeit ist, dass es fünf Uhr in der Früh ist oder zwanzig nach eins. Um sieben Uhr abends hört Hans jeweils das Zeitzeichen. Die Zeichen der Zeit jedoch sagen ihm nichts. Was die andern so nennen, ist ihm ein Anblick oder ein Geräusch oder ein Ereignis. Manchmal gefällt es ihm, manchmal auch nicht. Mit Zeit hat es nichts zu tun. Es ist langweilig oder gefährlich oder ein Lärm oder stillschweigend. Es geht vorbei. Rascher, langsamer. Oder es dauert. Wenn es lang genug gedauert hat, ist es kein Zeichen mehr, sondern ein Zustand. Schlechte Zeiten, sagt man dann. Es können auch gute sein, aber das sagt man selten. Hans versteht diese Reden nicht. Dagegen: Es ist Zeit zu gehen, hat er einmal jemanden sagen hören. Höchste Zeit sogar. Das hat er begriffen, weil die Situation, in der es gesagt wurde, für sich selber sprach. Damit war gemeint: Jetzt. Gleich.

So lebt Hans ohne Zeit, so gut das eben unter Zeitgenossen geht. Dort, wo sie stillsteht, begegnet er den Tieren und den Märchen. Die sind ihm zeitgemäß. Was ihnen einmal war, gilt immer, und ihre Zukunft ist ewig, weiß Hans, setzt sich auf eine Bank und macht blau. So kann man nicht leben, sagen die andern und eilen an Hans vorbei. Der bleibt zurück. Manchmal bleibt einer stehen und schaut Hans ins Gesicht. Dieser jemand ist oft ein Kind. Oder, wir wissen schon, ein Dichter. Kinder und Narren! sagen die, die eben noch vorbeieilten, und jetzt sind sie bereits beinahe auf dem Gipfel ihrer Wünsche. Sie wissen, wo es mit ihnen hin soll. Hans weiß das nicht. Er ist kein Kind. Und auch kein Narr. Sein Name ist Hans.

I. Der wilde Mann

Ausgesperrt

Eine Tür, so breit wie Hans lang ist. Dahinter Musik, Stimmen, Gelächter. Licht fällt durch die Ritzen, durch die Fenster in der Backsteinwand. Die ist schwarz gestrichen. Wie auch die Tür, an die Hans anklopft, mit Fäusten schlägt; gegen die er anrennt mit seinem geballten Gewicht. Nach Kräften stemmt er sich dagegen, stemmt er sich mit beiden Füßen gegen den Boden. Rutscht aus. Fängt sich auf. Wechselt das Standbein. Noch einmal. Die Tür ächzt. Hält stand. Hans lässt ab. Fluchend. Die Worte hat er selber erfunden; solche, mit denen sich ohne zu fluchen lautstark fluchen lässt. Denn anders, weiß er, gehört es sich nicht. Es öffnet sich oben ein Fenster. Ein Mädchen schaut heraus. Bereits sind es zwei, drei. Sie lachen. Lea! ruft er in den Lärm hinein. Sie ist nicht hier, ruft es heraus. Hans droht mit der Faust. Fang! ruft eine, die sich von hinten an die Front gedrängt hat, und wirft ihm eine Büchse Bier hinab. Das ist Lea, seine Schwester. Als sie klein war, war sie stolz auf Hans, weil er unter allen Männern, die sie kannte, der größte war. Seit ihr die Nachbarskinder beigebracht haben, dass ihr Bruder ein Abnormaler sei, sagt sie: weiß nicht, wenn jemand wissen will, mit wem er sie gestern mitten auf der Straße schweigen oder streiten gesehen hat. Oder sie sagt, die war nicht ich. Hinter ihr steht ihr Freund Herbert, der sie als sein Eigentum um die Taille fasst. Die Büchse fällt auf den Boden. Platzt. Danke, sagt Hans. Gibt dem, was die Büchse war, einen Tritt. Das Ding fliegt in den Rinnstein. Das Fenster geht zu. Der Lärm bricht ab.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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