Mut-Gedanken für jeden Tag 4-2024 - Thomas Wöhl - E-Book

Mut-Gedanken für jeden Tag 4-2024 E-Book

Thomas Wöhl

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Beschreibung

Ein bunter Strauß unterschiedlicher Themen und Stimmungen ist hier zu entdecken. Im Sommer geht es auf eine Insel, wir fühlen uns unbeschwert und frei, erfahren in weiteren Beiträgen etwas über Engel und Träume, Ewigkeit und Weihnachten. Es bleibt ein Spiel von Licht und Schatten, wie immer im Leben.Das Leben ist ein Weg mit immer neuen Herausforderungen, mit Umwegen und auch mit Scheitern und Versagen. Kinder lernen so das Gehen, sie stehen wieder auf, wenn sie hingefallen sind. Aus dem Inhalt: Es ist ein atemberaubender Gedanke, dass Gott einem, der scheitert, seine Botschaft an die ganze Welt anvertraut. Dass er sich identifiziert mit einem, der von sich selbst nur sagen kann: ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz. Diese Botschaft, dass Gott Licht und Heil für die Völker ist, wird nicht den Starken anvertraut, den Siegertypen, denen, die glauben, dass ihnen keiner kann und dass sie alles richtig machen, es wird dem anvertraut, der seine Schwächen kennt und seine Ängste in Worte fasst.

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Gnade, der stumpfen Zähne zum Trotz

2. In den Sand geschrieben

3. Auf dein Wort hin

4. Fröhlich auf dem Weg

5. Davon können wir träumen

6. Ein Kind und frei

7. Unsere Wurzeln

8. Hoffnung setzt Kraft frei

9. Weltkindertag

10. Engel

11. Licht im Dunkeln

12. Hauptsache gesund?

13. Gottes Reich unter uns

14. Leben … ein Geschenk

15. Wer hofft, sieht hin

15. Tür, die nicht geschlossen werden kann

16. Zerbrechliche Weihnachten

17. Geheimnis

18. Getragen

19. Erzählt vom Licht

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VORWORT

Ein bunter Strauß unterschiedlicher Themen und Stimmungen ist hier zu entdecken. Im Sommer geht es auf eine Insel, wir fühlen uns unbeschwert und frei, in weiteren Beiträgen erfahren wir etwas über Engel und Träume, Ewigkeit und Weihnachten ... Es bleibt ein Spiel von Licht und Schatten, wie immer im Leben.

Insgesamt geht es darum, Mut zu machen. Biblisch kennen wir: „Fürchte dich nicht“. Der Gedanke, dass diese Aussage 365-mal in der Bibel steht, für jeden Tag des Jahres einmal, gefällt mir, auch wenn ich es nicht überprüft habe. Der „Philosoph“ Janosch, ein Kinderbuchautor, sagt: „Mut müsst ihr haben, ganz viel Mut.“ („Hasenkinder sind nicht dumm“). Das macht das Leben leichter.

Bei den kurzen Andachten gehe ich von einem Bibelwort oder einem Thema aus und schlage eine Brücke in unsere Zeit. Ursprünglich waren die Andachten als Telefonandachten eingesetzt.

„Ein gutes Wort am Telefon“ gibt es nicht mehr. In Zeiten von Corona bedingten Einschränkungen wurde diese Aktion im Kirchenkreis Kirchhain (Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck) ins Leben gerufen. Jeden Tag konnten Menschen rund um die Uhr anrufen und bekamen dann „ein gutes Wort am Telefon“.

Ich heiße Thomas Wöhl und bin Prädikant, das heißt, ich darf ehrenamtlich alle Aufgaben übernehmen, die sonst ein Pfarrer oder eine Pfarrerin wahrnimmt. An der Aktion „Ein gutes Wort für jeden Tag“ hatte ich mich beteiligt. Mir gefiel es, über das Medium Telefon noch mehr Menschen und ganz anders erreichen zu können.

Meine Beiträge habe ich gesammelt, so gibt es die Möglichkeit, hier die Gedanken und Andachten nachzulesen. – Die einzelnen Beiträge sind in sich abgeschlossen, so dass nach Belieben „gestöbert“ werden kann.

Mit den Mut-Gedanken für jeden Tag, Band 1, Band 2 und Band 3 liegen erste Teile vor. Der 4. Band ergänzt die Andachten. Hier ist die Kirchenjahreszeit vom Sommer bis zu Epiphanias in den Blick genommen.

Einige Anregungen habe ich aus den Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext, andere sind durch Gespräche oder Lektüre zu mir gekommen und fließen mit ein, ganz im Sinne von Fulbert Steffensky „Geschichten gehören nicht denen, die sie schreiben, noch denen sie erzählen, … Geschichten gehören denen, die sie brauchen können.“ Wenn ich ein Gebet von anderen direkt übernommen oder mich habe bewusst inspirieren lassen, ist es entsprechend in einem Verweis angegeben.

Das Thema der Andacht, eine entsprechende Bibelstelle und das Datum, wann die Andacht zu hören war, ist jeweils angegeben. Wenn ich auf Bilder oder manche Lieder verweise, ist jeweils ein QR-Code integriert, der hör- oder sichtbar macht.

Viel Freude beim Entdecken.

Thomas Wöhl

1. GNADE, DER STUMPFEN ZÄHNE ZUM TROTZ

2. Juli 2022 – Hesekiel 18 (Ezechiel)

Die Erde gehört uns allen

So wie der Sand, den man am Grabe

freundlich uns nachwirft, allen gehört

Aber im Leben gehören

die Armen den Reichen

Die Dummen den Klugen

Die Geschlagenen den Verschlagenen

Die Gläubigen der Kirche

Die Schwarzen den Weißen

Die Naiven den Raffinierten

Die Schweigenden den Schwätzern

Die Friedfertigen den Streitsüchtigen. ...

(Hanns Dieter Hüsch, Den möcht ich sehn...)

... und die Kinder den Sünden ihrer Eltern, könnten wir den Sätzen von Hanns Dieter Hüsch hinzufügen. „Denn die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.“ – So war’s schon zu Hesekiels Zeiten.

Solche Weisheiten liegen auf der Hand, wenn wir hinter die Kulissen sehen ... Manchmal kommen sie ganz unverschämt und unverhüllt daher: Die Reichen, Klugen und Verschlagenen, die Raffinierten, Schwätzer und Streitsüchtigen ... ob jemals Kinder und Enkelkinder ihrer Väter und Großväter einmal mit Nachsicht gedenken? –

Aber: wer im Glashaus sitzt ... denn: Der alte Adam lebt, und die alte Eva auch.

Beide sind in uns, auch wenn sie längst gestorben sind ... ob wir das wollen, oder nicht: Wir stehen auf den Schultern derer, die vor uns waren ... Wir tragen ein Vermächtnis, das uns manchmal hilft und manchmal hindert ... Wir sind Erben materieller Güter ... und von Gedanken und Einstellungen ... Wir tragen unsere Mütter und Väter in uns, mit uns, ... und unsere Großmütter und Großväter auch, und unsere Ureltern ... zurück bis in Zeiten, die wir uns kaum vorstellen können.

Das ist oft anstrengend ... Aber auch der Grund dafür, dass wir Menschen uns überhaupt verstehen ... wissen, wer und wie wir sind und waren, ... und sogar Worte, die vor Jahrtausenden aufgeschrieben worden sind, noch immer lesen ... solche Worte aus der Bibel gehen uns an und treffen, auch weil sie schon für Adam und Eva galten ... Sie wurden im Volk Israel gehört, bedacht und gelebt ... und dann, vermittelt durch Propheten und Apostel, bis zu uns getragen.

Wir prüfen das Bild und seinen Inhalt: Es ist wahr, ... auch unsere Erfahrung, - auch hier, in dem Land, in dem wir leben ... und manchmal leiden: „Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.“ (Hesekiel 18,2)

Die Eltern essen saure Trauben, den Kindern werden die Zähne stumpf...

Die Alten schwadronieren vom großen Krieg, der alles läutern soll, ... wollen einen „Platz an der Sonne“ und spielen mit Kanonenbooten, ... glauben an Nation und Volk und Vaterland, ... streben nach den Lorbeerblättern auf dem „Feld der Ehre“ ... und säen so über Jahre, Jahrzehnte diese Saat, diese Gedanken ein in die Köpfe und Herzen der jungen Männer, die vor über einhundert Jahren begeistert die Fahnen schwenken und fröhlich in den Krieg ziehen: Weihnachten wieder zu Hause als „Helden“! – Kann jemand ihre Gräber zählen, kann jemand wiedergutmachen? –

Saure Trauben, stumpfe Zähne: ein düsterer Zusammenhang der Schuldverstrickung von einer Generation über die nächste gebracht, ... selbst schon geerbt von den vorigen, ... weitergetragen in die übernächste. – Die wird sich dann aus ähnlichen Motiven, aus ähnlicher Dummheit, in einen nächsten Krieg stürzen, die Scheitel geraderückt und HJ-Lieder singend ... Die Wunden heilen langsam; ... das Saure dieser Todestrauben zieht noch uns den Mund zusammen ... auch wenn Vergangenes lang vergangen ist, lebt es noch...

Die Eltern essen saure Trauben, den Kindern werden die Zähne stumpf...

Warum soll das Kind können, was ich selbst nicht kann? – Warum soll ich den Wecker stellen, den Tag beginnen, der Lehrerin antworten, zum Elternsprechtag gehen, einen Blick auf Hausaufgaben und auf Zeugnisse werfen(?), so fragen manche und ergänzen: Haben meine „Alten“ auch nicht getan ... Und man lebt doch irgendwie auch, „ohne“: ... ohne Abschluss, ... ohne Beruf, ... ohne Tagesstruktur. – Der Fernseher läuft und das Elend der anderen, noch Schlimmeren flackert zur Beruhigung ... Das Bier, der Zigarettennebel ... Das Kind ist ruhig, dem fehlt doch nichts: Großbildfernsehen, dreihundert Programme, Playstation, Smartphone...

Und das arme Menschenkind schiebt sich die Trinkflasche mit dem bunten Fruchtsaftzuckergetränk in den Mund bis die Zähne verfaulen ... - Saure Trauben über Familienzusammenhänge gelegt von Generation zu Generation, ... der alltägliche Alptraum der Sozialarbeiter ... Kein Rauskommen, nur stumpfe Wiederholung des immer Gleichen ... Wie schwer ist Neuanfang, wenn die Vergangenheit noch klebt. –

Hesekiel fordert: „Macht Euch ein neues Herz und einen neuen Geist, sagt Gott, bekehrt Euch, so werdet ihr leben!“ – Ich will dieses glasklare Wort nicht brechen, ... es behaftet uns beim eigenen Tun und Lassen, ... es traut uns viel zu ... es ist in die traubensauren Zusammenhänge hinein gesagt, in denen uns die Zähne stumpf sind und wo wir es nötig haben, damit wir frei werden: „Macht Euch ein neues Herz und einen neuen Geist“ ... in die Zukunft schauen und nicht in der Vergangenheit kleben. – Über den fernen Propheten Hesekiel ist uns das gesagt, dessen Namen wir kaum aussprechen können und auf dessen Schultern wir doch genauso stehen, wie auf den Schultern des Apostel Paulus, der das alles so nicht sagen würde ... Hesekiels Worte gehen uns an und treffen uns, gerade weil der alte Adam in uns lebt, und die alte Eva auch: „Macht Euch ein neues Herz und einen neuen Geist, bekehrt Euch, so werdet ihr leben!“ – Das Vergangene wirkt noch, aber wir dürfen leben.

Und wie sieht das aus? – Hanns Dieter Hüsch sagt und fragt: „Die Erde könnte uns allen gehören, wenn dein Haus auch mein Haus, mein Geld auch dein Geld, dein Recht auch mein Recht, mein Los auch dein Los, dein Kleid auch mein Kleid, mein Glück auch dein Glück, dein Leid auch mein Leid wäre. Teile und herrsche nicht, aber wer kann das schon?“1

Gott kann es ... davon dürfen wir jeden Tag leben ... Gott legt uns nicht fest auf unsere Schuld und die Schuld unserer Väter, auf unsere Vergangenheit und die Vergangenheit unserer Väter ... Von seiner Gnade leben wir und was wir haben, kommt von ihm ... wir danken und preisen Gott vor allem dadurch, dass wir auch einander und unseren Kindern Güte, Liebe und Hilfe nicht schuldig bleiben. – Amen.

1 Hüsch, Hanns Dieter, Das Schwere leicht gesagt, 1994

2. IN DEN SAND GESCHRIEBEN

10. Juli 2022 – Johannes 8, 1-11

Was Jesus wohl in den Sand geschrieben hat? ... wenige Worte, knappe Sätze genügen dem Evangelisten Johannes im 8. Kapitel, um eine ungeheure Dramatik aufzubauen ... Wir sehen das Szenario ... spüren die Spannung, die an jenem Morgen in der Luft liegt in Jerusalem, oben auf dem Tempelberg: In der Mitte die Frau, die sie hinaufgehetzt haben, ... zitternd und voller Angst, nur notdürftig bekleidet und den sicheren Tod vor Augen ... Da die Gruppe ihrer Ankläger, aufgebracht in heiligem Zorn, die Steine schon in der Hand, die gleich mit der Wut des in seiner Ehre Gekränkten ihren Weg finden sollen ... Dort die Menge derer, die gekommen waren, um Jesus zu hören, und nun unvermittelt zu Zeuginnen und Zeugen einer Hinrichtung werden sollen: neugierig, erschrocken … – Wo stehen die Jüngerinnen und Jünger? – Überlegen sie, wie sie Jesus in Sicherheit bringen können, damit ihn nicht das gleiche Schicksal ereilt wie der Frau? ... Seine Antwort kann in den Augen der Ankläger nur „falsch“ sein, ... ganz egal, in welche Richtung sie geht ... und wenn man schon einmal dabei ist, mit Hilfe von Steinen „Recht“ zu schaffen…

„Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen.“ (Lev. 20,10) Die Ältesten und Schriftgelehrten nicken ... obwohl die Bibel nicht vollständig zitiert wird, im 3. Buch Mose heißt es: „Ehebrecherin und Ehebrecher, beide sollen sterben“, nicht nur die Frau ... aber sie hatten ja nur die Frau; der Mann war verschwunden.

„Was sagst du, Jesus?“ – Alle schauen gespannt auf ihn ... bestätigt Jesus die alte Ordnung oder findet er einen anderen, menschlicheren Ausweg? –

Sie haben ihn in eine Zwickmühle gebracht ... sagt er: „Nein, ihr sollt sie nicht steinigen!“, dann widerspricht er Gottes Gebot. Dann gehört er nicht mehr dazu, dann muss er aus der Gemeinde ausgeschlossen werden ... sagt er: „Ja, steinigt sie!“, dann glaubt ihm doch keiner mehr, was er die ganze Zeit gelehrt hat und was die Menschen so fasziniert: - Liebe ist stärker als Gewalt, - Barmherzigkeit überwindet die Vergeltung, - Gerechtigkeit ist mehr als Abrechnung, - das Leben ist stärker als der Tod ... Was ist das für eine Welt, in der eine Frau gesteinigt wird, weil sie einen anderen Mann liebt?

Sie führen Jesus in ein Dilemma: Ja oder Nein, schwarz oder weiß, gut oder böse ... So sind die Konflikte, die die Politik bis heute bewegen. Du musst dich entscheiden: - Es scheint keine Alternative zu geben, kein Dazwischen, keine Zeit zu überlegen.

Jesus jedenfalls hält erst einmal inne ... Er antwortet nicht. Er nimmt sich Zeit, bückt sich ... und schreibt mit dem Finger auf die Erde ... Er unterbricht den Streit ... Was malt er da wohl mit dem Finger in den Staub?