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Mutti versteht es bestens, ihrer Tochter Laura ein schlechtes Gewissen zu machen. Schließlich passiert es nur allzu oft, dass sie ihr nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die ihr zusteht. Als Laura genug von den Vorwürfen hat, beschließt sie, gemeinsame mit Mutti und Sohn Philipp eine Reise nach Stettin anzutreten, der alten Heimat ihrer Mutter. Gemeinsam begeben sich die drei, bepackt mit Eierbroten und einer extra Portion Geduld, auf einen Roadtrip, den niemand von ihnen vergessen wird ...
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Seitenzahl: 265
Veröffentlichungsjahr: 2014
Über die Autorin
Laura Windmann wurde 1968 in Stade geboren und wuchs dort wohlbehütet mit Eltern und Bruder auf. Ihr Vater stand früher als Komödiant auf der Bühne und erhielt sich seinen Humor bis ins hohe Alter. Seit er starb, kümmern sich Laura und ihr Bruder um die Mutter. Ihre eigene Familie gibt ihr die nötige Kraft, ihren Tochterpflichten nachzukommen und dem nächsten Treffen mit Muddi positiv gestimmt und mit frischem Mut entgegen zu sehen.
Laura Windmann
Mutti hebt ab
Neue Geschichtenaus dem Lebeneiner leidgeprüften Tochter
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Sylvia Gredig, Köln
Titelillustration: Fabian Erlinghäuser
Umschlaggestaltung: Tanja Østlyngen
E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-8387-5350-8
Sie finden uns im Internet unter
www.luebbe.de
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Muddi hebt ab! Und zwar vom gediegenen Sofa und raus in die Welt, und das nicht nur regelmäßig donnerstags mit mir zu unserer obligatorischen Einkaufstour, sondern auch außer der Reihe, zum Shoppen nach Hamburg zum Beispiel. Für eine Achtzigjährige nicht schlecht, finde ich. Okay, wenn es länger als einen Tagesausflug und über die norddeutschen Grenzen hinausgehen soll, dann muss ich argumentativ schon einiges an Vorarbeit leisten, um aufkommende Bedenken zu zerstreuen.
»Und was ist, wenn eine Einbrecherbande hier in der Gegend ihr Unwesen treibt und meinen Schmuck stehlen will, während ich mit dir in der Weltgeschichte herumgondele?« Solche Gedanken können die Unternehmungslust meiner Mutter schlagartig bremsen. Da heißt es dann: Gegenargumente finden!
»Glaub mir, Muddi, es ist weitaus vorteilhafter, nicht anwesend zu sein, wenn vier Wodka-beseelte Rumänen dein Haus auf den Kopf stellen und du ihnen nicht mit dem Nudelholz drohen musst, während sie versuchen, an deinen Sparstrumpf unter der marokkanischen Brücke im Flur zu gelangen.« Das sage ich, und sie beruhigt sich.
»Da liegt der doch schon lange nicht mehr, Laura! Ich habe ein neues Versteck gefunden«, entgegnet Muddi dann, und ich bin beunruhigt.
Nachdem ich mir in den letzten Jahren Verstecke wie den Apothekerschrank im Badezimmer, den alten Koffer in einer der Abseiten, die linke Schublade der Werkbank meines Vaters, die rechte Außentasche des alten Persianermantels meiner Großmutter im grünen Bauernschrank und die marokkanische Brücke im Flur merken musste, befürchte ich nun, mein Erinnerungsvermögen irgendwann allein für mögliche Verstecke von Mutters Erspartem opfern zu müssen. Wie gut also, dass ich immerhin aufschreibe, was ich mit meiner unternehmungslustigen Muddi so erlebe. Das ist also schon mal safe.
Und sobald Koffer und Taschen für eine größere Reise gepackt und der Proviant verstaut sind, kommt meine Mutter auch schnell wieder in Fahrt. Vor allem was ihren Redeanteil betrifft, denn selbst nach etlichen Stunden auf der Autobahn wird sie einfach nicht gesprächsmüde.
Anscheinend stellt Muddis Hirn jeden Tag einen besonders großen Vorrat an Wörtern bereit, der möglichst zeitnah aus ihrem Kopf hinauswill. Aber wenn man allein lebt und nicht ständig Selbstgespräche führen will, ist das eben nicht so einfach. Sicher hebt Muddi auch deshalb regelmäßig ab, und zwar ihren Telefonhörer. Mindestens einmal am Tag klingelt sie bei mir durch, um mir irgendwelche Neuigkeiten mitzuteilen.
»Diese Misttannen, Laura!«, höre ich sie dann zum Beispiel durch den Hörer schimpfen. Und noch bevor ich ein »Hallo, Muddi!« sagen kann, ereifert sie sich weiter: »Beim nächsten Sturm werden sie alle umkippen, da wette ich drauf! Und dann muss die Feuerwehr kommen, und ich werde auf den Kosten sitzen bleiben. Kannst du diese Woche mal die Versicherungsunterlagen mit mir durchgehen?« Die nun folgende Redepause ist jedoch zu kurz für eine Antwort. »Laura, hast du gestern im Fernsehen den Heino gesehen? Jetzt singt der moderne Musiktitel nach! Und in Wacken ist der aufgetreten, zusammen mit Rammstein. Meine Güte, der muss es ja nötig haben… Wo lassen die Promis nur ihr ganzes Geld, frag ich dich? Das kommt davon, wenn es immer nur Hummer, Kaviar und Château Lafite sein müssen, um mit der elitären Masse mithalten zu können! Bah, ist mir übel!«
Man hätte diesem Buch im Grunde auch den Titel »Muddi hebt sich ab« geben können– denn wenn ich meine Mutter mit anderen Damen in ihrem Alter vergleiche, dann stelle ich immer wieder fest: Muddi bleibt wie eh und je neugierig und interessiert. Während die anderen älteren Herrschaften– Muddis Freundin Margot natürlich ausgenommen– nur noch damit beschäftigt sind, fünf Bingo-Zahlen zusammenzubekommen, wenn sie einen Seniorenabend besuchen, kann meine Mutter auch in Gesprächen rund um das Allgemeinwissen immer noch punkten. Egal, ob es sich ums aktuelle Musikgeschäft oder um das neueste iPad handelt. Meine Muddi ist bestens informiert! Und ihr kann man auch sonst nichts vormachen, nicht mal ein Trickbetrüger an der Tür, der glaubhaft beschwört, er sei ihr lang verschollener Neffe aus Übersee und brauche dringend dreitausend Euro.
Entweder würde meine Mutter gar nicht erst die Tür öffnen oder den Gauner mit einem Endlosmonolog über all die Arbeiten am Haus und im Garten, die auf zwei anpackende Männerhände warten, in die Flucht schlagen.
Apropos Flucht! In Gedanken hebt meine Mutter in letzter Zeit immer öfter ab in Richtung Kindheit, dann ist sie für einen Moment richtig in sich versunken. Aber wirklich nur für einen Moment, denn im nächsten sagt sie auch schon, wie glücklich sie als Kind in Pommern war. Zumindest bis zur Flucht aus dem damals besetzten Polen… Muddis Erinnerungen an die lange vergangenen Zeiten scheinen mit Fortschreiten der Jahre immer lebendiger zu werden. Als wäre ihr gerade zum ersten Mal wieder eingefallen, wie viele wunderhübsche und kostbare Puppen sie damals zurücklassen musste, kann sie zum hundertsten Mal von der Flucht vor dem Krieg erzählen. Und dann fällt ihr meist auch ganz schnell wieder ein, was sie von Buxtehude, wo ihre Familie schließlich strandete und sie seitdem lebt, hält. »Ich hasse Buxtehude wie die Pest!« Na, wenn das kein Statement ist! Wäre da nicht das Haus, sie wäre wohl fortgegangen.
Das Haus, in das meine Mutter mit meinem Vater zog und wo sie ihre Familie gründeten, wurde 1779 erbaut. Auf dem Grundstück mit seinen rund zweitausend Quadratmetern Fläche stehen üppige Obstbäume und hohe Tannen. So manche Kanonenkugel des Herrn Napoleon, die mein Vater beim Umgraben seiner Gemüsebeete fand, ziert noch heute das Bücherregal im Wohnzimmer. Und irgendwie sind das alte Haus und meine alte Muddi so gut wie unzertrennlich. Das Haus und der Garten treiben sie an.
Und Muddi treibt mich und meine Lieben an. Immer schon war sie der »Treiber« in unserer Familie. Ja, man könnte sagen: Muddi ist das Flugzeug und hebt mit uns ab!
Selbst mit achtzig möchte sie diese Rolle weiterhin beibehalten, vergisst jedoch dabei, dass ich nicht mehr die vierzehnjährige Tochter bin, sondern mich bereits seit geraumer Zeit im Erwachsenenalter befinde. So ergeben sich immer wieder kleinere Krisen, in denen einer von uns nachgeben muss. Ein Einlenken oder Nachgeben folgt meist jedoch erst nach langen Diskussionen, diversen persönlichen Kriegserklärungen, dem Nicht–Wahrhaben–Wollen einer anders gearteten Meinung als der eigenen und letztendlich einer gewissen Resignation und der Feststellung, dass es ohne die andere einfach nicht geht.
Hat sich mein Nervensystem nach solch einem Zwist endlich wieder runtergefahren, beschleicht mich seit einiger Zeit immer öfter das Gefühl, dass ich nicht nur einen Hauch von Muddis Temperament, sondern eine ordentliche Portion geerbt habe.
Aber lesen Sie selbst, und vielleicht erkennen Sie sich und Ihre »Muddi« in manchen Momenten auch wieder, wir jedenfalls nehmen Sie immer gern mit– dieses Mal sogar von Buxtehude zurück in die Vergangenheit!
Drei, zwo, eins–
Muddi hebt ab!
Roger and out.
»Laura, aufstehen, Frühstück ist fertig!«
»Hallo, Sie da, aufstehen, der Kaufmarkt öffnet gleich!« Ich blinzle gegen das grelle Neonlicht an und sehe den Supermarktleiter, der sich die Hände in die Hüften gestemmt über mich und Muddi beugt. Aneinandergekuschelt liegen wir beide in einem selbstgebauten Nest aus Pappkartons. Rechts von uns sind die Brotwaren im Regal, links von uns die süßen Aufstriche. Wie passend für ein schnelles Frühstück im Stehen.
»Hallo, Platz machen, hören Sie? Sie können hier nicht den ganzen Tag liegen!« Die schwarze Ponytolle des Marktleiters wippt ungeduldig auf und ab.
Muddi gähnt einmal herzhaft und reibt sich tatendurstig den Restschlaf aus den Augen. »Komm, Laura, wir machen uns vor dem Kühlregal ein wenig frisch, und dann gehen wir beim Bäcker schön Kaffeetrinken.« Sie zupft an ihrem Dutt herum und sieht aus wie das blühende Leben. Ich streiche mir über die zerzausten Haare und fühle mich, als hätte ich die letzten drei Nächte auf der Reeperbahn durchgefeiert. Für so ein Leben im Supermarkt scheinen mir die nötigen Voraussetzungen zu fehlen, im Gegensatz zu Muddi, die mich antreibt, endlich aus dem Karton zu kommen.
»Laura, aufstehen, Frühstück ist fertig!« Muddis Stimme ist ganz nah an meinem Ohr. Und mit einem Augenaufschlag lasse ich diesen absurden Supermarkt-Alptraum hinter mir. Aber wo bin ich? Huch… Was mache ich im ehemaligen Ehebett meiner Eltern? Warum liege ich nicht zu Hause neben Laszlo, meinem Mann? Und warum muss ich wie früher als Kind wieder von Muddi geweckt werden, gibt es keine Wecker mehr?
»Der Tisch ist gedeckt, Laura!«, sagt Muddi.« Sie zupft an ihrem Dutt herum und sieht aus wie das blühende Leben. Im gleichen Moment ist sie durch die Tür verschwunden, wahrscheinlich um mir schon mal von ihrem heißen und sehr, sehr starken Bohnenkaffee einzuschenken.
Ich bewege erst einmal vorsichtig meine Glieder, während langsam die Erinnerung wieder zurückkehrt. Ach ja, Muddi hatte mich gebeten, ihr bei einigen Hausarbeiten behilflich zu sein. Und da gemeinsames Essen, Staubsaugen, gemeinsames Essen, Schubladen aufräumen, gemeinsames Essen, Papiere sortieren, gemeinsames Essen, Einkaufen und wieder gemeinsames Essen für einen Tag doch etwas viel Unternehmung und Nahrung sind, bin ich eben schon am Mittwochnachmittag nach Buxtehude gefahren. Super Idee, Laura!
Donnerstagmorgen um halb zehn sitze ich also im alten Ehebett meiner Eltern und blicke entsetzt in den komplett verglasten Schlafzimmerschrank. Ich streiche mir über die zerzausten Haare und sehe aus, als hätte ich tatsächlich die letzten drei Nächte auf der Reeperbahn durchgefeiert.… Mit Mitte vierzig sollte man die Abende bei einer Tasse Rotbuschtee auf dem Sofa verbringen und spätestens um 22.00 Uhr ins Bett gehen, ganz ehrlich.
Aber es hilft nicht, ich muss mich jetzt irgendwie aus diesen dicken Federkissen hieven. Die 1,5-Liter-Flasche Wasser, die ich in der Nacht fast geleert habe (der Brand war fürchterlich!), nehme ich mit nach oben ins Wohnzimmer. Dort sind zum Glück bereits alle Spuren unseres gemütlichen Abends bei halbtrockenem Merlot, diversen Pralinenkreationen und anderen mehr oder weniger kulinarischen Exzessen beseitigt. Bis um zwei Uhr in der Frühe, Muddi ist Fan von Domian, der kultigen Telefon-Talkradio-Sendung, ging unser erster gemeinsamer Frauenabend– noch ahne ich zum Glück nicht, dass dies der Beginn einer neuen Tradition im Hause Windmann sein soll. Erschöpft und mit leichtem Kopfschmerz setzte ich mich an den wie immer von Muddi perfekt gedeckten Frühstückstisch.
Das silberne Tablett auf dem niedrigen Marmortisch offeriert, wie sollte es anders sein, vielerlei Frühstücksoptionen: von Erdbeermarmelade und Waldblütenhonig über körnigen Frischkäse, würzige »Lotsenwurst«, wie die norddeutsche Cervelatwurst genannt wird, butterweichen Camembert, mehrere Scheiben Appenzeller-Schnittkäse, deren strenger Geruch den schönen Kaffeeduft überdeckt, der mir erst in die Nase steigt, als ich die Tasse zum Trinken an den Mund führe.
»Nun iss erst einmal was, Laura! Soll ich gleich noch zwei Toastscheiben in den Toaster stecken?«
»Ich kann noch nichts essen, Muddi.«
»Ja, das geht aber nicht! Dann iss doch wenigstens das Ei! Hier, ein 5-Minuten-Ei, wie du es am liebsten magst.«
»Erst recht kein Ei!«
»Dann trink schön den Kaffee.«
»Jawoll, Muddi.«
Eine Tasse Kaffee von meiner Mutter aufgebrüht wird so viel Koffein enthalten, wie es sonst in einer ganzen Kanne steckt… wenn ich nun nach und nach eine ganze Kanne eingeschenkt bekomme, wie viel Koffein habe ich dann am Ende wohl intus? Bloß nicht genau nachrechnen, ermahne ich mich im Stillen, sonst explodiert mein Kreislauf jetzt sofort. Ich muss das Kaffeetrinken mit Muddi wie eine Art Extremsport betrachten. No risk, no fun!
Zwei Stunden später, inzwischen habe ich nicht nur etliche Tassen Kaffee, sondern auch das Ei, diverse belegte Toastscheiben, Obst und Apfelkuchen vom Vortag verzehrt, brechen wir zu unserer wöchentlichen Shoppingtour in den Kaufmarkt auf. Dabei ist es nicht so, dass in Muddis Vorratsschrank noch viel Platz wäre. Darin stehen bereits so viele Ravioli- und Heringsfiletdosen für »den Notfall«, dass sie locker einen ganzen Monat lang davon leben könnte. Erstaunlich auch, dass der untere Regalboden unter der Last der zwanzig Cola-Trinkflaschen, die sie allein für Philipp, Muddis geliebten Enkel, meinen geliebten Sohn, auf Vorrat gekauft hat, falls er mal spontan vorbeischaut, noch nicht zusammengebrochen ist.
Der Donnerstag in seinem Ganzen, als Erlebnis, ist ein Konstrukt aus einer längst vergangenen Zeit, als Muddi noch Vaddi an ihrer Seite hatte, und beide ihr Töchterchen aus einem Dorf bei Buxtehude abholten, wo sie ihre erste eigene Wohnung hatte, um mit ihr– sie besaß selbst kein Auto– einkaufen zu fahren. Der Donnerstag und der gemeinsame Einkauf gehören einfach zusammen wie Grünkohl und Pinkel, wie Dackel und Blick, wie Sylvester Stallone und seine Lippe. Ach, was sage ich– der Donnerstag und der Einkauf sind wie Klitschko und Klitschko! Genauso explosiv, grundsätzlich gefestigt und nicht erst seit gestern in der Welt!
Der Vater starb, das Töchterchen bekam ein Auto, die beiden Frauen fuhren weiterhin zusammen einkaufen. Der Donnerstag ist also geblieben. Nur in abgewandelter Form.
Und so fahre ich mit Muddi auch heute mal wieder zum Kaufmarkt in Buxtehude. Und schon aus der Ferne scheint uns das grün-gelbe Kaufmarkt-Banner entgegenzuwinken, fast so als wolle er sich gleichsam verabschieden, denn bereits seit mehreren Monaten wird die Filiale dieser Supermarkt-Kette umgebaut.
»Weiß du, Laura, auch das Logo wird sich verändern, die bekommen ganz neue Farben, ein neues Design. Corporate Identity«, erklärt mir Muddi, obwohl ich bei dem Gespräch, das sie vor ein paar Wochen mit dem Supermarktleiter führte und in dem sie das alles nachgefragt hatte, dicht neben ihr und dem Supermarktleiter gestanden und alles selbst genau mitangehört hatte. Aber ich nicke interessiert und lasse sie weiterreden, während ich den Wagen auf den Parkplatz und in eine Parkbucht lenke. »Weißt du noch, wie wir Anfang des Jahres beim Bäcker standen, um dieses köstliche Bauernbrot zu kaufen, und dann das Wasser durchs Dach durchbrach. Wie eine Flutwelle schoss es neben uns auf den Verkaufstresen. Die hätten das Dach doch regelmäßig begutachten lassen müssen, das war lebensgefährlich! Und der alte Boden hatte bereits Löcher, richtige Stolperfallen! Aber dass die dann monatelang alles, wirklich alles auf den Kopf stellen und wir jede Woche neu suchen müssen, wo die Butter, die Marmelade, die Raviolidosen…« Untermalt von Muddis Redefluss betreten wir den frisch renovierten Eingangsbereich des Supermarkts, in dem sich auch mehrere Franchise-Unternehmen befinden. Der besagte Bäcker, ein Blumen-, ein Tabakwarenhändler, eine Poststelle und ein thailändisches Schnellrestaurant. Alle inzwischen in neu gestylten Bereichen untergebracht.
»Hübsch geworden, nicht, Laura? Wirklich hübsch! Hat sich dieses ganze Brimborium doch tatsächlich gelohnt…« Wie in Zeitlupe dreht sich Muddi Millimeter für Millimeter um ihre eigene Achse, um auch ja nur alle Neuerungen ausgiebig in den Blick nehmen zu können. Dabei drückt sie den noch leeren Einkaufskorb fest an ihre Brust.
Und dann sind wir so weit, fertig für die Kür, fertig zum Wocheneinkauf. Ach, hatte ich Ihnen schon gesagt, dass Muddi so langsam einkaufen kann, dass man beim Zusehen eine Tiefenentspannung erfahren könnte. Aber nur, wenn man mit Muddi nicht verwandt ist und wenn man sie nicht gerade selbst begleitet, während sie in ihrem Slow-Motion-Modus durch die Gänge zockelt. Mir fällt mein Traum am Morgen wieder ein… Vielleicht gar keine so schlechte Idee, nach einem geräumigen kuscheligen Pappkarton Ausschau zu halten, in dem ich ein Nickerchen einschieben kann. Bis Muddis Stimme auf einmal durch die Lautsprecher des Supermarktes tönt: »Laura? Laura, wo steckst du? Kannst du mal endlich zur Kasse kommen? Ich steh mir hier noch die Beine in den Bauch.«
»Kaufmarkt hieß früher Lampert.«
»Mann, Mann, da hatten Sie hier ja täglich diesen Krach vom Bohren und Aufstemmen, nicht?« Muddi steht an der Kasse von Frau Meyer, ihres Zeichens Deutschrussin. Wir würden sie, ihren Mann, ihre Kinder und ihr Haus sowie ihre Lebensgeschichte sicher en détail kennen, wenn sie nur mehr zu Wort käme.
Frau Meyer antwortet, während Muddi gemächlich ein Paket Butter auf das Band legt: »Ja, das können Sie wohl sagen, Frau Windmann!«
»Sie wissen ja, dass wir schon seit dem zweiten Tag der Ersteröffnung hierherkommen, Frau Meyer, nicht?«
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