Mythor 12: Der Wolfsmann - Horst Hoffmann - E-Book

Mythor 12: Der Wolfsmann E-Book

Horst Hoffmann

0,0

Beschreibung

Die Mächte der Finsternis, die einstmals die Welt beherrschten, bis sie vom Lichtboten zurückgedrängt wurden, sind wieder auf dem Vormarsch. Nachdem der Lichtbote die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich nach ihrer entscheidenden Niederlage in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner. Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das im Auftrag der dunklen Mächte einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht. Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur ein Häuflein Tapferer und Unverzagter, das angeführt wird von Mythor, dem Sohn des Kometen. Mythor, der auf seiner Suche nach Althars Wolkenhort erneut Lockwergen, die Geisterstadt, betritt, begegnet dort einem Gegner, der ein Rudel von reißenden Bestien anführt. Dieser Gegner ist DER WOLFSMANN ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 137

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 12

Der Wolfsmann

von Horst Hoffmann

Die Mächte der Finsternis, die einstmals die Welt beherrschten, bis sie vom Lichtboten zurückgedrängt wurden, sind wieder auf dem Vormarsch.

Nachdem der Lichtbote die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich nach ihrer entscheidenden Niederlage in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner.

Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das im Auftrag der dunklen Mächte einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.

Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur ein Häuflein Tapferer und Unverzagter, das angeführt wird von Mythor, dem Sohn des Kometen.

Mythor, der auf seiner Suche nach Althars Wolkenhort erneut Lockwergen, die Geisterstadt, betritt, begegnet dort einem Gegner, der ein Rudel von reißenden Bestien anführt. Dieser Gegner ist DER WOLFSMANN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mythor – Der Kämpfer des Lichts bekommt es mit dem Wolfsmann zu tun.

Sadagar, Nottr und Kalathee – Mythors Gefährten.

Corchwll – Ein Sohn der Finsternis.

Nyala – Die Prinzessin soll Corchwlls Gefährtin werden.

Drundyr

1.

Caer!

Der Anblick war ein Schock; er wischte die Müdigkeit von der strapaziösen »Reise« in die Berge des Nordens von den Gefährten und ließ ihren Atem stocken.

Caer in Lockwergen! In der Stadt ohne Leben!

Noch hatten sie sie nicht gesehen. Mythor griff nach Kalathees Arm und zog sie schnell mit sich in den Schatten eines Hauseingangs. Nottr und Steinmann Sadagar hatten sich mit dem Rücken an die grauen Backsteine gepresst und folgten ihnen lautlos.

»Wir hätten einen Bogen um die Stadt machen sollen«, knurrte Nottr. Der Barbar aus den Wildländern schob den Kopf so weit vor, dass er die drei aus der Seitenstraße gekommenen Krieger gerade noch sehen konnte. »Wir hätten es wissen müssen! Erst haben sie die Stadt entseelt, und nun sind sie hier, um sie für sich in Besitz zu nehmen. Lass uns verschwinden, Mythor! Gegen eine Caer-Armee sind wir machtlos.«

Mythor schwieg. Er dachte an die finsteren Vorahnungen auf dem Weg hierher. Er hatte gespürt, dass irgendetwas auf ihn zukommen würde, so wie er vor der Ankunft in Lockwergen gespürt hatte, dass sie etwas Schreckliches, nicht Greifbares in der Hauptstadt Yortomens erwartete.

Was immer auch während ihrer Abwesenheit in Lockwergen geschehen war – er konnte sich nicht vorstellen, dass lediglich eine Caer-Armee erschienen war, um die wehrlose Stadt zu besetzen. Es musste mehr dahinterstecken. Wo Schiffe der Caer landeten, war zumeist auch einer ihrer Priester in der Nähe.

Sie befanden sich in den nördlichen Außenbezirken der Hafenstadt. Am Hafen und im Zentrum mochte es von Caer wimmeln.

Kalathee schmiegte sich schutzsuchend an Mythor. Sadagar hatte die Hände am Gürtel, in dem die Messer steckten. Der Steinmann blickte Mythor fragend an. Auch ihm war anzusehen, dass alles in ihm sich dagegen sträubte, sich noch einmal in der verlassenen Stadt umzusehen.

»Der Weg zu Althars Wolkenhort führt nicht durch Lockwergen, Mythor«, erinnerte er den Freund.

»Drudins Experiment«, sagte Mythor wie zu sich selbst. »Aus den Apathischen, die nicht mit den anderen Bürgern verschwanden, konnten wir nichts herausbringen.«

»Du meinst, dass die Caer in Drudins Auftrag hier sind?«, fragte Nottr leise. Die drei Krieger kamen langsam, einen Blick in jedes verlassene Haus werfend, die Straße herauf, die vom Stadtrand schnurgerade zum großen Marktplatz führte. Offensichtlich hatten sie den Auftrag, jeden Winkel der Stadt abzusuchen. »Dass der Oberschurke vielleicht selbst in Lockwergen steckt?«

In Nottrs Blick wechselte Angst mit Unternehmungslust. Drudin! Überall begegneten sie diesem Namen. Drudin war der höchste Priester in Caer, der Schlachtenlenker aus dem Hintergrund, der Statthalter der finsteren Mächte aus der Dunkelzone in der Welt des Lichts.

Mythor schüttelte den Kopf.

»Ich glaube es nicht, Nottr. Es würde nicht zu ihm passen. Aber es war zu erwarten, dass früher oder später Caer auf der Bildfläche erscheinen würden, um sich von dem zu überzeugen, was sie mit ihrer magischen Waffe erreicht haben. Vielleicht war die Entseelung der Stadt nur das Vorspiel zu etwas anderem.« Mythor spähte über Nottrs Kopf hinweg vorsichtig auf die Straße hinaus. Die Krieger waren nur noch einige Häuser entfernt und kamen näher. Immer verschwand einer von ihnen für einige Minuten in einem der verlassenen Gebäude, während die anderen die Straße im Auge behielten.

»Wir müssen wissen, was hier geschieht.«

Sadagar seufzte. Nottr fluchte unterdrückt.

»Bitte nicht, Mythor«, flehte Kalathee. »Lass uns fliehen, solange noch Zeit ist!«

»Wir haben die Zeit nicht mehr«, antwortete der Dunkelhaarige scheinbar ruhig. »Wir können nicht mehr auf die Straße, ohne von ihnen gesehen zu werden. Und in wenigen Minuten sind sie hier.«

»Ich könnte ...«, begann Nottr, doch Mythor winkte ab. Immer noch litt der Lorvaner unter seinem schändlichen Verrat an den Gefährten. Er würde sich für sie opfern, um wiedergutzumachen, was er getan hatte – vielleicht auch, um Kalathee endgültig vergessen zu können.

»Hör auf damit, Nottr«, flüsterte Mythor. »Niemandem wäre damit gedient, wenn wir dich verlören. Vergiss endlich, was in den Bergen geschah.« Er bedeutete den Freunden zu schweigen. Das nächste Haus. Die Caer kamen weiter heran. Ihre Schritte waren das einzige Geräusch in der Geisterstadt. Keine Stimmen, keine Rufe. Die anderen Caer-Trupps mussten weit weg sein. Die Gefährten wären ihnen ahnungslos in die Arme gelaufen, hätten sie die drei Krieger nicht rechtzeitig gesehen, die ebenso wenig wie sie in die Stadt passten. Alles, was lebte, war ein Fremdkörper in dieser Insel des Schweigens.

Weit genug weg ...

Mythor wandte sich an Sadagar.

»Du hast lange nicht mehr gezaubert, wie du das nennst. Kannst du die drei Caer mit einem Trick in den Hausflur locken?«

»Ich habe lange nicht mehr gezaubert, wie du das nennst«, flüsterte Sadagar, nicht gerade begeistert von Mythors Vorschlag.

»Nur ein paar plumpe Tricks, um sie fürs erste zu verwirren, so dass sie nicht gleich nach den anderen schreien. Wir verstecken uns hier und überwältigen sie, wenn du Hilfe brauchst.« Lächelnd fügte Mythor hinzu: »Wir passen schon auf, dass dir nichts passiert.«

Sadagar verstand. Und die Aussicht darauf, ein paar stolze Caer narren zu können, ließ ihn zaghaft nicken.

»Allerdings könnten sie mich kennen.« Er blickte an seiner Kleidung herab. »Nicht viele Männer laufen so herum wie ich.«

»Ich sagte doch, dass wir aufpassen. Beschwöre den Kleinen Nadomir, sage ihnen, dass du ihre Zukunft voraussagen kannst – was weiß ich. Die Caer sind empfänglich für Magie.«

Und können bestimmt besser als alle anderen zwischen echter und falscher Magie unterscheiden, las er in Sadagars Blick. Doch wieder nickte der Steinmann.

»Fahrna, wie sehr fehlst du mir«, seufzte er halblaut. Er grinste gequält. »Ich will's versuchen, aber versprechen kann ich nichts.«

»Das erwartet niemand von dir«, sagte Mythor.

Der Steinmann holte tief Luft, rückte sich die Samtjacke zurecht und holte einen kleinen Beutel aus seiner Innentasche, den er im Ärmel verschwinden ließ.

Dann trat er aus dem Schatten des Eingangs.

*

Die Caer sahen ihn sofort. Einen Augenblick standen sie wie erstarrt da, dann fuhren ihre Arme mit den Schwertern in die Höhe. Einer von ihnen drehte sich um und legte die Hände an den Mund, wie um etwas zu brüllen. Sadagar rief schnell:

»Haltet ein, stolze Krieger von Caer! Es ist eine Fügung der Götter, dass ich euch fand, bevor die Geister, die ihr heraufbeschwort, auch euch verschlingen konnten!«

Der mit den Händen am Mund drehte sich langsam um. Die beiden anderen waren mit schnellen Schritten bei Sadagar und bedrohten ihn mit den Schwertern.

Sadagar zwang sich dazu, sich nicht umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass die Gefährten ihm Rückendeckung gaben. Er hätte sie nicht sehen können – allenfalls verraten. Er musste dies allein durchstehen.

Unmerklich bewegte er die Finger der linken Hand. Eine schwarze Rauchwolke schien ihn im nächsten Augenblick einzuhüllen. Die Caer wichen einen Schritt zurück.

Ihre Mienen waren unverändert finster, als der Spuk vorbei war. Andere wären bei dem kleinen Schauspiel in alle Winde davongerannt. Sie nicht.

Wieder sah Sadagar die Spitzen der Schwerter auf sich gerichtet. Zwei Caer standen neben, der dritte vor ihm.

»Wer bist du?«, fragte der Krieger. »Wie kommst du in die Geisterstadt? Du bist nicht von hier!«

»Wahrlich, das bin ich nicht«, antwortete Sadagar mit gekünstelt klingender Stimme. Seine Hände hoben sich wie von unsichtbaren Fäden gezogen, und mit ausgestreckten Fingern beschrieb er Kreise in der Luft, von denen er hoffte, dass sie magisch wirkten. »Der Kleine Nadomir führte mich in diese Stadt, und nun weiß ich, dass es richtig war, auf ihn zu hören. Ihr befindet euch in großer Gefahr. Ihr und eure Kameraden.« Sadagar zwang sich dazu, die Schwerter zu missachten, und blickte in den klaren Himmel. Er zitterte leicht und hoffte inbrünstig, die Caer merkten ihm nichts an. Wenn sie nur nicht nach Verstärkung schrien ...

»Der ... was?«, fragte der Mann vor ihm ungehalten. »Wenn du versuchst, uns zum Narren zu halten, dann ...«

»Er sagte mir, dass ihr mit einem Schiff gekommen seid, um zu sehen, ob die magische Waffe des großen Drudin Erfolg hatte. Er sagte mir, dass Drudin euch schickte. Er sagte mir, dass ...«

Sadagar zuckte zusammen und riss die Augen weit auf, als ob das, was nur er am Himmel sehen konnte, ihm gerade eine schreckliche Eröffnung gemacht hätte.

Unwillkürlich blickten zwei der Krieger ebenfalls zum Himmel auf. Natürlich war da nichts zu entdecken.

»Hör zu!«, begann der Caer wieder, doch erneut unterbrach Sadagar ihn. Er stieß einen unterdrückten Schrei des Entsetzens aus.

»Es ist näher, als ich glaubte! Ihr müsst eure Kameraden warnen! Euch bleibt nicht viel Zeit! Nadomir, zeige mir die Zukunft! Öffne das magische Tor!«

Bei diesen letzten Worten hatte Sadagar die Handflächen so gedreht, als wollte er irgendetwas auffangen, das im nächsten Augenblick vom Himmel fallen sollte. Nur halb befriedigt registrierte er, dass die Caer nun doch unsicher wurden.

»Er spielt uns etwas vor!«, knurrte einer von ihnen. »Packt ihn! Wir bringen ihn zu Drundyr. Der wird wissen, was wir mit ihm anzufangen haben. Wenn es eine Gefahr für uns gibt, weiß Drundyr davon!«

Drundyr!

Aus den Augenwinkeln heraus sah Sadagar, dass die beiden neben ihm zögerten, der Aufforderung nachzukommen. Drundyr! Mythor hatte oft von diesem Caer-Priester erzählt, der Nyala von Elvinon in seine Gewalt gebracht hatte. Drundyr – der erste dämonbeseelte Caer-Priester, mit dem Mythor es nach dem Untergang der Nomadenstadt zu tun bekommen hatte.

Jetzt musste Sadagar die Caer zu Mythor bringen.

»Auch Drundyr muss gewarnt werden«, sagte er beschwörend. »Der Kleine Nadomir sagt mir, dass auch er ahnungslos ist.« Sadagar gab einen Schuss ins Blaue ab, denn bisher waren es nur Gerüchte, die darauf hinwiesen, dass bei der Entseelung Lockwergens auch die Caer-Priester verschwunden waren, die in Drudins Auftrag das Verhängnis über die Stadt gebracht hatten. »Drundyr ist ebenso ahnungslos wie eure verschwundenen Priester.«

Das wirkte.

Die Caer hatten immer noch die Schwerter auf ihn gerichtet, aber ihre Arme schienen ihnen nicht mehr zu gehören. Sie starrten in den Himmel, dann wieder auf ihn.

»Welche Gefahr ist es, in der wir schweben?«, fragte der Mann vor ihm.

»Es ist ... ich kann es noch nicht sehen.« Wieder hob Sadagar beschwörend die Hände, und wieder fuhr eine dunkle Wolke aus seinem Ärmel, was für die Caer so aussah, als entstünde sie aus dem Nichts. »Ich bräuchte zusätzlich magische Werkzeuge, um das Tor in die Zukunft zu öffnen«, verkündete der Steinmann geheimnisvoll. Die Angst war fast verflogen. Sadagar registrierte befriedigt, dass die Caer ihn nun fast ehrfürchtig ansahen, wenngleich sie noch zweifelten. Es begann ihm immer mehr Spaß zu machen, diese Krieger an der Nase herumzuführen.

»Ich muss zurück in dieses Haus«, sagte er und deutete auf den Eingang, aus dem er gekommen war. »Bevor ich euch bitte, mich zum mächtigen Drundyr zu führen, muss ich einen Blick in die Zukunft getan haben. Und ich sage euch, ihr werdet eure Zukunft kennen, noch bevor wir das Haus wieder verlassen haben, das mir als Unterschlupf diente, bevor ich euch kommen sah.«

»Wir kommen mit!«, sagte der Sprecher der Caer.

Natürlich, dachte Sadagar. Das sollt ihr ja!

Dennoch war er von den Schwertern, die sich jetzt wieder leicht in seine verzierte Samtjacke bohrten, unangenehm berührt. Die Caer blieben misstrauisch. Vielleicht spielten sie mit ihm und wollten sich nur noch vergewissern, was er versteckt hatte, bevor sie ihn zu Drundyr brachten. Aber was allein zählte, war, dass sie noch keine Verstärkung herbeigerufen hatten.

Er wurde nicht schlau aus ihnen. Hoffentlich hatten Mythor und Nottr sich gut überlegt, was sie tun wollten. Die Schwerter der Caer waren ihm näher als die Fäuste der Freunde den Kriegern.

Sadagar musste vor dem Hauseingang warten. Der Wortführer der drei betrat vor ihm den Korridor und warf Blicke in die angrenzenden Räume. Sadagar begann zu schwitzen.

Endlich kam er zurück und winkte mit dem Schwert.

Sadagar ließ sich in der Mitte des Korridors auf die Knie nieder und berührte den Boden mit ausgespreizten Fingern.

»Nun hole deine magischen Instrumente!«, befahl der Wortführer.

Sadagar spürte die Schwertspitzen auf den Rippen. Er war mit seiner Zauberei am Ende.

Wo waren die Freunde?

»Kleiner Nadomir«, begann er gedehnt zu sprechen. »Nun öffne das magische Tor zur Zukunft und zeige mir ...«

»Wo sind deine Instrumente?«, hörte er die barsche Stimme des Caers.

»Stört mich jetzt nicht, ihr Narren!«, fuhr Sadagar auf. »Sie sind unsichtbar für eure Augen!« Mit beiden Händen formte er nun Kreise in der Luft und tat so, als ließe er sie an verborgenen Kästchen entlanggleiten. »Kleiner Nadomir! Vor den Augen dieser Ungläubigen lasse deine Kräfte in mich überströmen und zeige dich durch mich! Ihr mächtigen Geister, zeigt euch!«

Keine Reaktion. Nichts geschah. Nur Sadagars Hände streichelten liebevoll die Luft. Die Caer wurden ungeduldig.

»Du hast keine magischen Instrumente!«, herrschte der Wortführer ihn an. Mit seinem Schwert teilte er die Luft zwischen Sadagars Händen. »Ha! Wenn du unsichtbare Instrumente hast, dann hebe sie auf und nimm sie mit! Steh auf, Alter!«

»Wartet!«, schrie Sadagar verzweifelt. Noch lauter rief er: »So zeigt euch endlich, ihr Geister!«

Der Caer stieß einen Fluch aus und packte ihn im Nacken.

Sadagar schwitzte Blut und Wasser, strampelte und trat. Die Caer lachten schallend und hoben ihn zu dritt in die Luft.

»Ihr Geister!«, schrie Sadagar. »Bei God und Erain, kommt schon!«

Und sie kamen.

Fast hätte Sadagar sie und sich zu früh verraten, als er Mythor und Nottr am Ende des Korridors auftauchen sah. Im letzten Moment besann er sich und trat, kratzte und spuckte, lenkte die ganze Aufmerksamkeit der Caer auf sich, bis die Gefährten nahe genug heran waren.

»Wir sind hier, großer Magier!«, dröhnte Nottrs Stimme. Die Caer ließen Sadagar los, so dass er unsanft auf seinem verlängerten Rücken landete, und fuhren herum.

Sie sahen zwei Fäuste heranschießen. Mythor und Nottr betäubten jeweils einen der Krieger. Der dritte stand hinter Sadagar und wollte auf die Straße hinauslaufen. Sadagar bildete eine Beinschere und fällte ihn.

Mythor schenkte ihm ein dankbares Lächeln.

»Gut gemacht, Steinmann.«

»Ihr hättet auch früher kommen können«, beklagte sich Sadagar und rieb sich den Rücken.

Mythor war bereits dabei, den Caer in die Höhe zu zerren, der ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Er hielt ihn am Kragen der Fellweste gepackt und schüttelte ihn.

»Wo ist Drundyr?«, fragte er mit einer Stimme, die Sadagar und Nottr erschauern ließ. »Wo ist Drundyr, und was wollt ihr in Lockwergen? Was habt ihr mit der Stadt gemacht?«

Der Caer presste die Lippen aufeinander. Er versuchte, Mythors flammendem Blick standzuhalten, dann schlug er die Augen nieder.

»Ich werde ihn zum Reden bringen!«, knurrte Nottr und riss sein Krummschwert heraus. »Überlass ihn mir, Mythor!«

»Nein, Nottr. Wir wären nicht besser als sie, wenn wir ihn foltern würden. Er wird nichts sagen. Sieh in seine Augen.«

Aus ihnen sprach grenzenlose Angst, und es war nicht die Angst vor den Männern, die ihn gefangen hatten. Es war nicht die Angst vor dem Tod.

Der Caer fürchtete Schlimmeres: Drundyrs Strafe für einen Verrat.

»Er wird nichts sagen«, wiederholte Mythor. So schnell, dass der Krieger seine Hand nicht kommen sah, schlug er ihm die Faust gegen die Schläfe und legte ihn auf den harten Steinboden.

»Drundyr kann nur im Hafen oder im Zentrum der Stadt sein«, sagte er, »auf dem Marktplatz. Wir kennen das Gelände und werden uns anschleichen. Wir fesseln diese drei.«