Perry Rhodan 2421: Eledains Kinder - Horst Hoffmann - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2421: Eledains Kinder E-Book und Hörbuch

Horst Hoffmann

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Beschreibung

Götterdämmerung in Tare-Minor - aus Jägern werden Gejagte Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit gereist. Von der Milchstraße - die damals Phariske-Erigon hieß - begibt er sich nach Tare-Scharm, um dort den finalen Kampf gegen die Negasphäre mitzuerleben und herauszufinden, wie eine Negasphäre aufgelöst werden kann. Der Weg in die ferne Galaxis Tare-Scharm konfrontiert Perry Rhodan mit Traitanks und Geschöpfen, die Traitanks jagen und vernichten: Es sind im freien Weltraum lebende gigantische "Amöben" - und ELEDAINS KINDER...

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Zeit:3 Std. 28 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 2421

ELEDAINS Kinder

Götterdämmerung in Tare-Minor – aus Jägern werden Gejagte

Horst Hoffmann

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit gereist. Von der Milchstraße – die damals Phariske-Erigon hieß – begibt er sich nach Tare-Scharm, um dort den finalen Kampf gegen die Negasphäre mitzuerleben und herauszufinden, wie eine Negasphäre aufgelöst werden kann.

Der Weg in die ferne Galaxis Tare-Scharm konfrontiert Perry Rhodan mit Traitanks und Geschöpfen, die Traitanks jagen und vernichten: Es sind im freien Weltraum lebende gigantische »Amöben« – und ELEDAINS KINDER …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terranische Resident versucht, einem fremden Wesen in tiefster Not beizustehen.

Mondra Diamond – Die ehemalige Agentin des Terranischen Liga-Dienstes sucht nach NTAZO, dem Truppenlager von ARCHETIM.

Pheriandurus – Der Sekundim begegnet einem verwandten Geist – und dem leibhaftigen Tod.

Tauzedaphelgas –

Prolog

Natürlich war der Raum nicht leer, wenngleich er oft fälschlicherweise als »Leerraum« bezeichnet wurde. Die sternenlosen, endlos klaffenden Wüsten zwischen den Galaxien waren kahle Landschaften voller flüsternder Geheimnisse und Geschichten. Dort, weitab von den Welten des Lebens, gab es trotzdem Straßen, hatten die Wesen aus den Sternenoasen ihre Brücken geschlagen, hallten die Echos von kühnen Raumfahrten und von Dramen und Tragödien nach, die sich bereits abspielten oder noch abspielen würden. Zeit kannte keine Richtung.

Manchmal gab es stumme Zeugen solcher Geschichten, in der Kälte gefrorene Orte ewiger Verschwiegenheit, die ihre Schätze bis in alle Ewigkeit konservierten. Manchmal waren sie das Ziel tollkühner Abenteurer. Ab und zu aber gab es andere Gründe, gute Gründe für diejenigen, die nicht vergessen hatten …

Als die beiden Traitanks der Terminalen Kolonne TRAITOR im Raum vor der Galaxis Tare-Scharm aus dem Hyperraum fielen, weit außerhalb des Grenzwalls, schienen ihre Besatzungen genau zu wissen, wonach sie zu suchen hatten. Sie steuerten unverzüglich auf die beiden Wracks zu, die an diesem Ort in den Gezeiten der scheinbaren Leere drifteten wie seit dem Anbeginn des Universums.

Auf den ersten Blick waren sie nicht als ehemalige Traitanks zu erkennen, denn kaum etwas erinnerte an die flachen, stolzen Diskusraumer. Die beiden Körper erinnerten vielmehr an die Schalen von Nüssen, die eine stählerne Faust zertrümmert und »geknackt« hatte.

Falls die Wesen in den beiden neu eingetroffenen Schiffen der Kolonne einen solchen Vergleich überhaupt je hätten anstellen können …

Die Traitanks näherten sich mit erkennbarer Vorsicht und nahmen die Wracks in Augenschein. Sie lauschten in die Stille hinein, schickten ihre Orterstrahlen, vermaßen und registrierten, wo es nichts mehr zu registrieren gab.

Die Wracks waren tot, dort lebte niemand mehr. Sie waren Treibgut der Leere, bestenfalls Schrott, dessen Material vielleicht irgendwann aufgesammelt und recycelt werden konnte.

Dennoch dauerte es auffallend lange, bis sich die Traitanks von ihnen zurückzogen.

Eine Nachricht wurde auf ihren langen Weg zu einem unbekannten Empfänger geschickt. Der kommandierende Kalbaron aus dem Volk der Morgoth’Daer wusste weder, wie dieser andere aussah, noch was er mit seiner Botschaft anfangen würde. Es war auch nicht seine Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Der Kalbaron schickte alle im Leerraum vor Tare-Scharm gesammelten Informationen mit Bildern und Daten der beiden Wracks. Er erwartete keine Antwort. Aber er verzichtete nicht darauf, seine Beobachtungen knapp zu kommentieren.

Es waren zwei weitere Einheiten der Terminalen Kolonne vernichtet aufgefunden worden. Wer immer dafür verantwortlich war, er hatte wieder zugeschlagen …

Die Nachricht verließ die Antennen des Traitanks. Beide Kolonnen-Späherdrehten ab und nahmen mit abenteuerlichen Werten Fahrt auf, um ebenso schnell von der Bildfläche zu verschwinden, wie sie erschienen waren.

Zurück blieben zwei leblose Trümmerhaufen, die früher einmal Tod und Verderben über den Welten und unter den Schiffen des Feindes gespien hatten. Irgendwann würde vielleicht ein Recyclingkommando auf der Bildfläche erscheinen und sie zur Verwertung abtransportieren oder gleich an Ort und Stelle zerlegen.

Bis dahin trieben sie weiter mit den Gezeiten des Alls und zwischen den Lichtinseln der Galaxien. Zwei stumme Zeugen eines Kampfes, der in den Regeln der Terminalen Kolonne TRAITOR nicht vorgesehen war …

1.

1. November

1346 NGZ/20.059.813 v.Chr.

Es war wie fast immer, wenn man einen neuen Kurs setzte, ein neues Ziel anvisierte. Und es war jedes Mal umso schlimmer, je höher man seine Erwartungen gesteckt hatte.

Perry Rhodan war frei von solchen fraglichen Einstellungen. Ihr Ziel, das ideelle, war unverändert hoch: zwanzig Millionen Jahre in der Vergangenheit zu beobachten, wie die Superintelligenz ARCHETIM vor ihrem »Tod« die Negasphäre Tare-Scharm zurück in ihren Urzustand versetzte. Die Menschen und anderen galaktischen Völker brauchten dieses Wissen, um gegen die aktuelle Bedrohung durch die Terminale Kolonne TRAITOR und die sich in der Nachbargalaxis Hangay entwickelnde Negasphäre bestehen zu können.

Tare-Scharm erwies sich als vom restlichen Universum durch einen Grenzwall abgeschnitten, hinter dem die Mächte des Chaos uneingeschränkt herrschen konnten. Die Mächte des Chaos – schon damals waren sie vertreten durch die Terminale Kolonne TRAITOR.

Für die JULES VERNE schien kein Durchkommen möglich, obwohl ein Weg hineinführen musste, wie sonst könnte ARCHETIM die Schlacht um die Negasphäre im Herzen des Gegners schlagen?

Der hantelförmige Expeditionsraumer war von Phariske-Erigon aus aufgebrochen, um die Superintelligenz und ihren Tross zu finden. Sie vermuteten, das Truppenlager, der Sammelpunkt INTAZO, verberge sich als letzte Zwischenstation zur Negasphäre im Kugelsternhaufen Aquon-Gorissa am Rand der Tare-Scharm vorgelagerten Zwerggalaxis Tare-Minor.

Am Vormittag hatte das Zeitschiff den Sternhaufen erreicht, wo außerdem angeblich der von TRAITOR so genannte KORRIDOR DER ORDNUNG beginnen sollte. Ob er identisch war mit INTAZO?

Perry Rhodan hatte nichts erwartet, um nicht enttäuscht werden zu können. Doch er wäre kein Mensch gewesen, wenn er nicht gewisse Hoffnungen gehegt hätte. ARCHETIMS Heerlager zu finden, mit der Aussicht auf ein Rendezvous mit der legendären Superintelligenz, die das unmöglich Scheinende vollbringen würde …

Dennoch waren die ersten Bilder und Ortungen ein Schock. Das Spiralrad von Tare-Scharm im Hintergrund sah aus wie das vieler anderer Großgalaxien dieses Typs. Nichts verriet, was sich dort eingenistet hatte, es gab keine Farbmarkierung oder imaginäre Leuchtschrift: »Vorsicht, Chaos!«

Tare-Minor stand als zweites Rad aus Millionen gleißenden Sternen vor dem großen Nebel. Auch die Satellitengalaxis sprang nicht aus dem Rahmen des in tausend Expeditionen gewonnenen Bildes.

Der Schock hieß Aquon-Gorissa.

Die Leitung der Expedition ließ die JULES VERNE in einer zweiten Etappe bis auf rund 2000 Lichtjahre an den Kugelsternhaufen herangehen, um ein besseres Bild zu bekommen. Die passive Ortung tastete hinaus und erbrachte die Bestätigung: Aquon-Gorissa war kein Ort, an dem Leben zu Hause sein konnte. Es war ein hyperphysikalischer Hexenkessel von solch immenser Strahlkraft, wie ihn Rhodan bisher nur von einem PULS her kannte.

*

Und es kam noch besser, je mehr sich das ständig aktualisierte Bild der Ortungen verfestigte.

»Es ist ein energetisches Chaos, wie wir es selten erlebt haben«, stellte Icho Tolot fest, dem äußerlich kein Zeichen der Erregung anzusehen war. Selbst seine mächtige Stimme klang beherrscht. »Nicht nur im Kugelsternhaufen, sondern in diesem ganzen Sektor des Tare-Scharm-Halos tobt ein Hypersturm von der härtesten Sorte.«

Perry Rhodan nickte. Immer wieder studierte er die Daten, die in angenehm lesbarer Schrift vor ihm auf die Tischplatte geblendet wurden, doch es änderte sich nichts an dem Bild.

Der Orkan tobte mit Werten von abschnittsweise bis zu 250 Meg, dem Maß der Hypersturmstärke. 250 Meg entsprach der Kategorie zwölf – einem verwüstenden Hyperorkan. Das hieß weiter: Hyperfunk und Hyperortung waren dabei ebenso unmöglich wie der Eintritt in den Linearraum, weil jeder Gegenstand sofort wieder ins Normaluniversum zurückstürzte, und selbst Transitionen, da kein Strukturfeld aufgebaut werden konnte. Beim Aufenthalt im Standarduniversum boten selbst durch Individualaufladung verstärkte Paratronschirme nur bedingt Schutz. Es kam zu extremen Störungen im Bereich der konventionellen Physik, extrem starken EMPs, massiven Raum-Zeit-Verzerrungen. Willkürliche Entstofflichungseffekte waren möglich. Tryortan-Schlünde erreichten Aufrissdurchmesser bis zu 250 Millionen Kilometern bei Ausläuferlängen bis zu 25 Milliarden Kilometern.

Eine weitere Annäherung an Aquon-Gorissa oder gar ein Einflugversuch musste für die Galaktiker katastrophale Folgen haben. Aber sogar das war nicht das Schlimmste.

»Der Grenzwall von Tare-Scharm«, erklärte das Holo Malcolm Daellians, der in seiner Funktion als Chefwissenschaftler der Expeditionsleitung zugeordnet war, »umschließt nicht nur die große Galaxis. Er reicht bis fast nach Tare-Minor hinaus und verläuft …«

»Er verläuft mitten durch den Sternhaufen Aquon-Gorissa«, vollendete Rhodan, als der Wissenschaftler stockte.

»Dann haben wir also den Ort erreicht, an dem ARCHETIM seine Truppen gegen das Chaos sammelt«, kam es von Mondra Diamond. Die ehemalige Zirkusartistin lachte rau. »Glückwunsch an uns – aber was für eine Art Brückenkopf soll das denn sein, bitte schön? Hier kann nichts mehr leben. Hier sind, auf lange Sicht, selbst Raumschiffe verloren.«

Perry Rhodan sah sie an, die Augen zusammengekniffen. Sie erwiderte seinen Blick.

75.000 Sonnen, dachte der Terraner. Die Ortung bestätigte die vorliegende Information. Die Sonnen des Kugelsternhaufens existierten noch, aber wenn es an diesem Ort je bewohnte Planeten gegeben hatte, dann mussten sie längst vernichtet sein – von Gewalten, die sich dem menschlichen Verstand fast entzogen.

Rhodan wusste, dass er vor Mondra nichts verbergen konnte. Er war aufgewühlt, sosehr er versuchen mochte, nach außen gefasst zu wirken. Es war eine jener Situationen, in denen nur ein klarer Kopf weiterhalf.

»Eine energetische Hölle«, sagte er langsam, mit Blick auf die Bilder und Simulationen aus der sich vor ihnen ausdehnenden Hexenküche. »Ein Chaos. Vielleicht so, wie wir es in Tare-Scharm selbst hätten erwarten können.«

»Ich verstehe, was du sagen willst, Perry«, meldete sich Alaska Saedelaere zu Wort. »Du fragst dich, ob, wenn der Grenzwall durch den Sternhaufen verläuft, dort an der Grenze chaotische Energien von Tare-Scharm nach Aquon-Gorissa abfließen könnten. Dass das, was sich dort in der Galaxis breitgemacht hat, hierher drängt und alles erstickt, was je einmal Form und Ordnung gekannt hat.«

»Es ist ein Chaos«, stellte Gucky fest. Der Mausbiber saß auf einem hoch gepolsterten Sessel an der frei schwebenden, ovalen Platte mit den unübersehbar vielen Terminals und Holos. »Und du meinst also, dass es von Tare-Scharm aus überschwappt?«

Rhodan hatte für einen Moment die bedrückende Vision eines Weltalls, das in seinen eigenen ungeordneten, kollabierenden Strukturen zugrunde ging. Er sah die Stürme zwischen den Sonnen toben, sah brennende Welten, wo kein Planet mehr sein konnte, und aufflammende Novae. Einen einzigen Sturm, der über diese gesamte Region hinwegbrauste und alles mit sich riss und ins Unkenntliche verzerrte.

Der Terraner straffte sich. Er wartete auf Analysen und Erklärungen von NE-MO. Hier geschahen Dinge, die sie weder begreifen noch in irgendein Schema pressen konnten.

Der Sternhaufen Aquon-Gorissa, wo sie die Truppen der Superintelligenz vorzufinden gehofft hatten, bereit zum Sturm auf die Negasphäre, war nach allem Ermessen bereits verloren – aber beweisen konnte es niemand. Der Sternhaufen erinnerte in seiner Strahlkraft tatsächlich an einen PULS. Mochten seine 75.000 Sonnen auch weiterhin existierten, war Leben zwischen ihnen definitiv unmöglich geworden.

Über die Dicke des Grenzwalls der Negasphäre konnte man noch keine Aussagen machen – dennoch ließ sich beobachten, dass sich das thermonukleare und hyperenergetische Inferno, das den Sternhaufen erfüllte, weit in dessen Gebiet hineinzog.

Die Mitglieder der Expeditionsführung diskutierten und versuchten, das, was ihnen ihre Augen und die Holos zeigten, zu interpretieren und Schlüsse für das weitere Vorgehen zu ziehen. Sie waren hier, um ARCHETIM zu finden und zu begleiten; mit ihm zu kämpfen und zu verstehen, wie er es schaffte, geschafft hatte oder geschafft haben würde, was ihnen für die Gegenwart als dringend benötigte Geheimwaffe nötig schien: die Retroversion der Negasphäre.

Aber wo war die Superintelligenz? Wo konnten sich hier, im energetisch flammenden Halo der Negasphäre, ihre Streiter verbergen?

Die ersten Stimmen aus dem Schiff wurden laut. Einige Pessimisten mutmaßten bereits, dass sie mit ihrer Operation Tempus zu spät gekommen sein könnten. Dass das Truppenlager INTAZO in einem verheerenden Schlag der Chaosmächte bereits vernichtet sein könne; dass das, was sie nun vor sich sahen, im Grunde nichts anderes mehr sei als die Reste, die »Spuren« dieser viel zu frühen Schlacht, einer überraschenden Aktion der Terminalen Kolonne, die ihren Gegner besiegte, ehe dieser den Fuß auf ihr ureigenes Territorium zu setzen vermochte.

Aber es gab auch die anderen Stimmen. Perry Rhodan hörte sie ebenso wenig gern wie die Theoretiker des Scheiterns.

Denn sie waren die Stimmen der Katze, die sich selbst in den Schwanz biss. Und damit war keineswegs der »Meisterdieb« Ketschua gemeint, der seit seinem ersten Einsatz und dessen erfolgreichem Abschluss eine Miene zur Schau trug, die Gucky ironisch als »selbstzufriedenes Milchtopf grinsen der übergroßen Miezekatze« bezeichnete …

*

Das Thema war nicht nur so alt wie ihre Expedition, sondern beschäftigte die Menschen seit alters her.

Besonders am Ende des zweiten Jahrtausends der alten Zeitrechnung hatten sich etliche Menschen mit Zeitschleifen und -paradoxa beschäftigt. Sie hatten sich die Köpfe zerbrochen über die Frage, was gewesen wäre, wenn dies und das nicht so oder so gewesen wäre oder vielleicht doch oder anders …

Die JULES VERNE war mit dem Wissen aus ihrer Zeit aufgebrochen, dass ARCHETIM hier oder jetzt, zwanzig Millionen Jahre in ihrer Vergangenheit, die Retroversion der Negasphäre in Tare-Scharm erfolgreich beendet hatte.

Dann aber war das geschehen – und dann, so die Theoretiker, konnte das wichtige Truppenlager INTAZO gar nicht vernichtet worden sein.

Dieser scheinbar logische Schluss erschien Perry Rhodan in höchstem Maß unsauber. Sein eigener Verstand sagte ihm, dass ARCHETIM selbst nach INTAZOS Vernichtung noch erfolgreich würde operieren können. Die Superintelligenz würde lediglich neue Truppen heranholen müssen. Ein verlorener Versuch brachte sie nicht um. Sie würde einen neuen Anlauf nehmen und, sollte es nötig sein, einen weiteren und wieder und wieder einen.

Der Terraner hatte stets ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn Initiative durch Spekulation ersetzt wurde. Sie hatten alle gewusst, worauf sie sich einließen, als sie in diese Zeit aufbrachen. Es gab keinen Erfolg ohne Risiko. Wer mit der Zeit spielte, tat das immer mit einem hohen Einsatz, und wer den nicht zu bringen bereit war, hätte daheimbleiben und weiter zusehen müssen, wie die Terminale Kolonne TRAITOR die Milchstraße und ihre Nachbargalaxien fraß, wie sie es wahrscheinlich bereits mit Hangay getan hatte.

Außerdem hatten die Galaktiker mit der Befreiung des GESETZ-Gebers CHEOS-TAI bereits in den Lauf der Vergangenheit eingegriffen. Es war nicht ausgeschlossen, dass sich dieses Eingreifen schon auf INTAZO ausgewirkt hatte.

Alle Spekulationen hinsichtlich des Truppenlagers waren für ihn müßig. Es konnte vernichtet worden sein oder nicht – sie würden es nur dann herausfinden, wenn sie endlich wieder etwas taten, statt sich in Theorien zu verstricken.

Rhodan beendete die Sitzung der Expeditionsleitung und kehrte mit Mondra in die Zentrale zurück, nachdem man sich darauf geeinigt hatte, vorerst weiter aus der Distanz zu beobachten.

*

Perry Rhodan kannte die »Ruhe vor dem Sturm« und wusste – nach all den Jahren, in denen er sich stets seinem Gewissen und seiner Verantwortung gestellt hatte –, dass dieser in aller Regel umso heftiger ausfiel, je tiefer die Stille zuvor gewesen war. Und wenn er an Sturm dachte, meinte er damit nicht nur den in Aquon-Gorissa mit unveränderter Wucht tobenden Hyperorkan.

Die JULES VERNE umflog im Schutz ihres Paros-Schattenschirms beobachtend, spähend, aufklärend den Kugelsternhaufen, der zwischen Tare-Scharm und ihrer Satellitengalaxis lag – also der Negasphäre zugewandt, deren Grenzwall mitten durch ihn verlief. Tare-Minor war, allem Anschein nach, nicht betroffen.

Die Ortungen fanden kein Ende. Der gesamte Raumsektor wurde von den Truppen der Chaosmächte gesichert. Bald waren sämtliche Raumschiffstypen »entdeckt«, was nicht sonderlich schwer war. Die Einheiten der Terminalen Kolonne gaben sich keine Mühe, sich zu tarnen. Sie schienen sich sicher zu fühlen. Dies war ihr Territorium.