Nachdenkliches - Über den Alltag und die Dinge des Lebens - Sibyll Hähnel - E-Book

Nachdenkliches - Über den Alltag und die Dinge des Lebens E-Book

Sibyll Hähnel

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Beschreibung

In ihren Tagebuchnotizen, illustriert durch eigene Bilder, reflektiert die Autorin humorvoll Alltagserlebnisse sowie Ereignisse, Gefühle und Erinnerungen. Damit möchte sie den Leser erheitern, unterhalten und zu eigenen Geschichten inspirieren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 95

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Sibyll Hähnel

Nachdenkliches

Über den Alltag und die Dinge des Lebens

© 2020 Sibyll Hähnel

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback:      978-3-347-19376-5

Hardcover:      978-3-347-19377-2

e-Book:            978-3-347-19378-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Prolog

In vielen Ratgebern werden wir angeleitet in der Gegenwart zu leben, im Hier und Jetzt. Es hilft uns nicht weiter, uns viele Gedanken über Vergangenes zu machen, das wir doch nicht ändern können, und uns auch nicht um die Zukunft zu sorgen, die nicht vorhersehbar ist. Doch wie macht man das?

Meditation ist eine gute Möglichkeit, doch ich bekomme meine Gedanken einfach nicht leer, so sehr ich mir diese auch als ziehende Wolken vorstelle oder sie in eine Flasche tropfen lassen, um diese dann auszuschütten. Deshalb habe ich beschlossen, den Gedanken Raum zu geben, die mir durch den Kopf gehen, einfach loszulassen und meinem Gedankenfluss zu folgen. Daraus entstand ein Tagebuch, in dem ich Erlebnisse reflektieren kann, die aus meinem Unterbewusstsein aufsteigen.

Nein, ich habe nicht die Absicht 365 Geschichten aufzuschreiben. Es gibt ja auch Tage, die so voller Ereignisse sind, dass sie erst einmal im Unterbewusstsein abgelegt werden, und deren Bedeutung ich erst später begreife. Beim Nachdenken reflektiere ich Ereignisse, Gefühle und Erinnerungen und bringe sie zu Papier, so über folgende Themen:

über den Alltag,über das Spazierengehen, das Nordic Walking, das Autofahren und das Fahrradfahren,über das Putzen, das Kochen und das Essen sowie über das Abnehmen,über das Reden und das Zuhören,über das Verzeihen sowie über die Verantwortung,über das Schlafen und das Träumen,über das Lachen und das Weinen sowie über das Trauern,über den Ärger und die Angst,über das Glück, die Liebe und das Vertrauen,über das Geben und Nehmen,über Hoffen und das Wünschen,

über eine Kinderfreundschaft, eine Seelenfreundschaft und die erste Liebe,über die Rollen von Mann und Frau in der Gesellschaft, die Gleichberechtigung und die Ehe,über das Altern,über die Vergangenheit und die Zukunft.

An wen möchte ich mich mit meinen Geschichten wenden? An Menschen, wie du und ich. Dabei möchte ich meine Leser auch keinesfalls mit meinen Seelenergüssen langweilen. Nein, ich möchte erheitern, unterhalten und zu eigenen Geschichten inspirieren, und wenn mir das gelingen sollte, dann hat sich jede Mühe gelohnt.

Über den Alltag

Der Alltag ist grau, so sagen es die Dichter. Er ist eine Abfolge immer gleicher Tätigkeiten, der Notwendigkeit geschuldet, ohne Bezug zum wirklichen Leben. Ein Beruf, der Berufung ist, und eine Arbeit, die Freude macht, ist den wenigsten Menschen vergönnt. Und auch der Zeittakt, der mir mich in seinen Fängen hält, entspricht nicht meiner inneren Uhr.

Ich stehe noch vor Sonnenaufgang auf, versorge meine Kinder und verlasse das Haus, um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Ich erledigte das was erledigt werden muss und sitze danach meine Zeit bis zum Feierabend ab, denn die Stechuhr ist unerbittlich. Auf dem Nachhauseweg erledige ich Einkäufe, Behördengänge, Bankgeschäfte und alles, was sonst noch anfällt. Jeden Tag erlege ich mir auf, eine Aufgabe abzuhaken, damit mir nicht alles über den Kopf wächst.

Dann muss ich das Abendessen zubereiten. Den Kindern zuzuhören und ihre Sorgen und Nöte mit ihnen zu teilen, erfordert manchmal viel Geduld. Sie müssen sehr selbständig sein. Und dann sitze ich noch vor dem Fernseher, fülle mich mit Informationen und fremden Leben, ohne dass ich abschalten kann oder es mir nützt. Mein Alltag gleicht einem Hamsterrad.

Doch eines Tages geschieht etwas. Ich sitze gedankenverloren in der Straßenbahn und verpasse es, an der richtigen Haltestelle auszusteigen. „Na gut“, denke ich. „Da muss ich die beiden Haltestellen zurück laufen. Es ist doch egal, ob ich zu spät zur Arbeit komme.“

Als ich aussteige und mich umsehe bemerke ich, dass ich die Gegend um mich herum noch gar nicht kenne.

Hier ist ja ein kleiner Hafen am Fluss. Das ist mir neu. Und die Häuser – mehrstöckige Gebäude aus dem vorigen Jahrhundert teilweise im Jugendstil – sind schön anzusehen. Ich schlendere die Straße entlang und sehe mich um. Plötzlich überkommt mich eine große Freude.

Als ich in meinem Büro ankomme, lächelt mir die Sekretärin zu. Von diesem Tag an steige ich mit ganz anderen Gefühlen morgens in die Bahn. Ich sehe mir die anderen Fahrgäste an, überlege, was für Menschen sie sind, und was sie für einen Beruf haben könnten. Hoffentlich fällt meine Neugierde nicht zu sehr auf.

Mit dem Rücken zu mir steht eine Frau in einem roten Kleid mit einer sehr schönen schlanken Figur. Als sie aussteigt sehe ich ihr Gesicht und erkenne, dass sie mindestens 60 Jahre alt ist. Ist sie vielleicht eine Tänzerin? Auf dem Heimweg verwickelt mich ein älterer Mann in ein Gespräch. Er erzählt mir, dass er eine weltverändernde Entdeckung gemacht und diese auch dem Ministerium mitgeteilt hat. Bisher habe er keine Antwort erhalten, und so sei er auf dem Weg dorthin. Ich wünsche ihm viel Glück. Ich sehe ein junges Pärchen, ganz versunken in einen Kuss, und werde neidisch. Jeden Tag sehe ich den Menschen ins Gesicht und freue mich, wenn ich vertraute Gesichter wiedererkenne. Und auch die Außenwelt kommt mir neu entgegen, denn ich nehme viel mehr wahr, so auch Plakate, die Ausstellungen, Konzerte und andere interessante Veranstaltungen anzeigen. Vielleicht nehme ich mir die Zeit und gehe hin.

Aus meinem grauen Alltag ist ein bunter geworden.

Über das Spazierengehen

Der Wald ruft, und ich mache mich auf den Weg. Zuerst durchquere ich den Friedhof und begrüße die mir vertrauten Steine der Erinnerungen. Ja, da ich jetzt seit 22 Jahre in meinem Dorf wohne, habe ich einige der Verstorbenen auch gekannt. Die Familie Schneider ist hier sehr präsent. Mit der Witwe vom Vater und Mutter des verstorbenen Sohnes führe ich öfters ein „Wie geht’s, wie steht’s“-Gespräch, wenn ich durch den Ort laufe.

Auch die Grabsteine unbekannter Personen erzählen ihre eigene Geschichte. Nicht nur wer Pfarrer oder Ortsvorsteher war, auch Künstler und Politiker haben hier am Rande von Bonn gelebt. Man erfährt auch, dass kurz vor Kriegsende in der Weihnachtsnacht 1944 eine ganze Familie ums Leben kam. Wie erschütternd. Was mich jedoch immer noch empört, ist dass Ehefrauen hier in der Gegend gar keine eigene Existenzberechtigung zu haben scheinen, denn sie werden meist unter dem Namen ihres Ehemannes beerdigt, auch wenn sie ihn lange überlebt haben. „Eheleute Jacob Schmidt und Eheleute Johann Schmidt“ steht auf einem monumentalen Grabstein über einem pompösen Familiengrab mit Granitabdeckung. Und ich glaube nicht, dass man durch die fehlende Erwähnung der Namen der Ehefrauen die Kosten für den Steinmetz niedrig halten wollte. „Die Frau“ gibt es im kölschen Dialekt ja auch nicht, sie ist „dat Mädche“, und bei den Personalpronomen existierten nur „hä“ und „it“.

Meine Schwiegermutter wurde ebenfalls schon auf diese Weise beim Tod ihres Ehemannes in Eitorf an der Sieg „beerdigt“, dafür haben ihre Schwägerinnen gesorgt. Als sie dann 30 Jahre später tatsächlich starb, existierte das Grab schon nicht mehr. Sie hat ihre Beerdigung rechtzeitig selbst geregelt und war auch mit einer Urnenbeisetzung auf der anonymen Gräberwiese einverstanden. Dort besuchen ihre Kinder sie ab und zu.

Doch nun zurück zu meinem Spaziergang. Angekommen im Wald mache ich Halt an der kleinen Kapelle und zünde vielleicht auch eine Kerze an, übergebe damit meine Besorgnisse, Wünsche und Hoffnungen der Madonna aus Lindenholz auf einem Schiff. Dass sie wundertätig ist, bezeugen die Marmorplatten rechts von ihr, und auch der Blumenschmuck wird ständig erneuert.

Am Rande meines Waldes, an der Grenze des Kottenforstes, fließt der Hardtbach am Fuße einer Anhöhe. Er hat bisher allen Bestrebungen der Landwirtschaft getrotzt und mäandert zwischen Feld und Wald durch die Landschaft, bildet Prall- und Gleithänge und wird gelegentlich durch Wasseraustritte aus dem ansteigenden Gelände gespeist. In den Altarmen kann man gelegentlich Molche beobachten.

Die Bäume, es sind Erlen, Weiden, Buchen und Eichen, dürfen so wachsen und fallen, wie sie möchten. Lediglich nach einem Sturm wird ein über den Weg gefallener Baum zersägt und beiseite gelegt. Und so ist hier eine kleine Wildnis entstanden. Ein Baum ist direkt über den Bach gestürzt und bildet eine Brücke für Wagemutige. Das herumliegende Holz – Stämme und Äste – scheint kleine Baumeister inspiriert zu haben. Am Wegrand findet man die Reste eines zusammengetragenen Spieldorfes mit Zäunen und Unterständen, die dann verlassen und der Natur wieder zurück gegeben wurden.

Die Bäume sind Individuen und halten sich mit ihren starken Wurzeln unverrückbar im Untergrund fest, bilden lockere Gemeinschaften und erzählen sich Geschichten.

An ihren Rufen erkenne ich die Mönchsgrasmücke, den Buchfink und den Buntspecht. Am Ende des Sommers höre ich die kleinen Eulen schreien und weiß so, dass die Brut wieder erfolgreich war.

Hier sagen sich Fuchs und Hase Gutenacht, zumindest der Fuchs hat seine scharf riechende Markierung hinterlassen. Auf der Mitte der Anhöhe hat ein Dachs schon seit vielen Jahren seinen Bau. Ob er noch bewohnt ist frage ich mich, denn seit kurzen tummeln sich Mountainbike-Fahrer in meinem Wald, bauen Schanzen und fräsen ohne Rücksicht den Waldboden ab, um steile Kurven zu schaffen. Diese Bahnen durchziehen neuerdings den Hang. Das zu sehen tut mir weh, und ich fürchte um den letzten Rest ursprünglicher Natur in meiner Nähe.

Über das Nordic Walking

Es ist zu einem Modesport geworden, das Nordic Walking, dem Gehen mit Skistöcken angelehnt, dem das mittlere und reifere Semester frönt. Die Jüngeren gehen joggen und zeichnen mit ihrer Smart Watch neben Strecke, Zeit und Geschwindigkeit auch den Kalorienverbrauch und die Herzfrequenz auf. Das sind ganz wichtige Daten für sie, und man kann sich mit Freunden darüber austauschen, wenn das Wetter als Thema erschöpft ist.

Auch ältere Leute sieht man immer häufiger mit den Walking-Stöcken durch die Gegend stöckeln. Oft halten sie diese verkehrt herum und berühren den Boden statt mit der abgeflachten Seite mit der Spitze. Die Arme angewinkelt setzen sie den jeweiligen Stock vor dem Körper ein und dann hoffe ich nur, dass sie nicht irgendwann über diesen stolpern, hinfallen und sich schwer verletzten.

„Haltet ein! Ihr tut Euch nichts Gutes und ruiniert nur Eure Ellenbogengelenke“, möchte ich ihnen zurufen. Doch ich habe es mir abgewöhnt.

Dass dies eine Sportart ist, die wie jede andere ein Mindestmaß an Kenntnissen erfordert, ist den meisten Walkern nicht klar. Es sieht ja so einfach aus. Man kann es auch häufiger in Fernsehfilmen sehen, wie Schauspieler und -Innen diesen Modesport betreiben, doch leider immer falsch. Letztens hat mich der Beckenschwung einer Aktrice sehr beeindruckt. Auch in den einschlägigen Sachbüchern zeigen die entsprechenden Fotos eine völlig falsche Haltung, denn die Regie hat nicht der Autor sondern der Fotograf geführt, und der hatte auch keine Ahnung. Mein Mann nennt es „Nordic Wackling“ – das ist zwar nicht nett, aber es trifft es genau.

Ja, ich nordicwalke selbst seit vielen Jahren und habe Kurse besucht. Gerade aufgerichtet mit Spannung im unteren Rücken und Beckenbereich schreite ich mit großen Schritten voran. Die Arme fast gestreckt schwingen meine Schultern abwechselnd vor und zurück. „Als ob man einem Kind die Hand geben will“, so beschreibt es die Sportlehrerin treffend. Die Hände öffnen sich beim Rückschwung und schließen sich beim Nach-Vorne-Gehen, der Stock setzt am Ende des hinteren Fußes ein. Popo-Wackeln ist dabei unmöglich, und es besteht auch keine Gefahr, dass ich über meine eigenen Füße (Stöcke) falle. Das sieht zwar aus, als ob man die Stöcke hinter sich her zieht, doch mit der entsprechenden Körperspannung und einem kräftigen Stockeinsatz ist diese Haltung sehr wirkungsvoll.